Höhepunkte
1) Habe eben die tollste Neuigkeit aller Zeiten erfahren: Wir fahren mit Ben und seinen Eltern über Ostern zusammen in die Ja, ja, ja! Bens Eltern haben da ein Haus gemietet und Bens Mutter war heute Vormittag bei meiner Mutter und hat gefragt, ob wir nicht ganz spontan mit nach Italien kommen wollen. Weil das Haus so groß ist und sie schon lange nicht mehr mit Bekannten zusammen in den Urlaub gefahren sind und die Kinder (damit meinte sie Ben und mich, ohne Worte) sich bestimmt auch darüber freuen würden. Ich liebe Bens Eltern! Wenn Papa jetzt noch am Dienstag nach Ostern Urlaub kriegt, fahren wir alle zusammen. Ist das cool, oder was?
Tiefpunkte
1) Oma und Opa haben gestern Abend aus New York angerufen und mich gefragt, ob ich sie in den Sommerferien, wenn sie mit ihrem Segelschiff vor der kanadischen Küste liegen, für vier Wochen besuchen will. Sie haben gesagt, dass ich ganz ehrlich antworten soll, ob ich dazu Lust habe oder nicht. Irgendwie habe ich schon gewittert, dass das mit der ehrlichen Antwort eine Falle ist, aber dann habe ich doch gesagt, dass ich dazu eigentlich nicht so viel Lust hätte, weil ich lieber hier bei Ben bleiben würde. Anschließend herrschte erst mal Stille und danach hat Opa sich Papa geben lassen. Und als Papa aufgelegt hat, habe ich mir eine Gardinenpredigt à la »Musste das sein?« und »Sie hatten sich so darauf gefreut!« anhören müssen. So viel zum Thema »Du kannst ruhig ganz ehrlich antworten!«. Das nächste Mal fall ich nicht mehr darauf rein!
2) Mama zieht das mit der Diät voll durch. Habe das Haus gestern Abend verzweifelt nach Schokolade durchsucht, aber sie hat sämtliche (!) Schokoladenverstecke leer geräumt.
3) Ben hat heute früh nicht bei uns geklingelt, um mich zur Schule abzuholen.
Ben hat mich heute früh nicht zur ersten Stunde abgeholt, obwohl er das montags sonst immer tut. Vermutlich hat das nichts zu bedeuten (wahrscheinlich hat er einfach nur verschlafen), aber dummerweise grüble ich trotzdem die ganze Zeit darüber nach. Habe erst überlegt, unter irgendeinem Vorwand (z. B. wegen der Italienreise) bei ihm zu klingeln und ihn zu fragen, was heute früh los war,4 es dann aber doch gelassen. Nachher glaubt er noch, ich will ihn kontrollieren!
Bisher habe ich gedacht, die ganzen Sprüche der anderen können uns nichts ausmachen, aber vielleicht können sie das doch. Irgendwie ärgert es mich nämlich schon, wenn Jette und Franzi so tun, als wenn ich in Sachen Jungs nicht mehr mitreden könnte, nur weil ich wegen Ben quasi aus dem Rennen bin. Was Bens Freundeskreis anbelangt, so scheint es da mit den blöden Bemerkungen noch schlimmer zu sein. Ben hat erzählt, das ganze Macho-Gelaber von Marc und Steffen (das ist der neue Keyboarder seiner Band) würde ihm echt auf den Keks gehen. Und das war wohl noch untertrieben, denn Sophie hat mir unter dem Siegel strengster Verschwiegenheit berichtet, dass sie von Fiete, ihrem Bruder, weiß, dass Marc und Steffen sich neulich richtig mit Ben gefetzt haben. Weil Ben meinetwegen schon zwei Bandproben abgesagt hat und sie kurz davor waren, ihn vor die Alternative zu stellen: die Band oder Julie. Ich mein, geht’s noch???
Der Oberhammer passierte allerdings heute früh. Hanna aus der 7a hat mich allein bei den Fahrradständern gesehen, ohne Ben, und hat prompt die Gelegenheit genutzt, mir eins reinzuwürgen.
»Oh, Julie, das tut mir aber leid. Kommt dein Lover heute später oder hat er endlich festgestellt, dass deine Waden genauso fett sind wie dein Hintern?«
Am liebsten hätte ich ihr etwas super Schlagfertiges erwidert, aber natürlich ist mir in dem Moment nichts eingefallen. (In solchen Situationen fällt mir NIE was Passendes ein! Ich hasse das!!) Also hab ich nur so getan, als wäre sie Luft für mich.
Katja (das ist ihre neue Busenfreundin, die früher, in einem anderen Leben, mal ganz nett war) hat gekichert und ich bin knallrot vor Wut geworden und hab wie eine Blöde an meinem Fahrradschloss herumgezerrt, das sich natürlich genau in diesem Augenblick am Sattel verhaken musste.
»Ach, Julie, dabei fällt mir ein, hat Ben dir eigentlich schon erzählt, dass er eine Neue in der Klasse hat? Also wenn nicht, würde ich mir an deiner Stelle ja so meine Gedanken machen …« Für eine Sekunde hab ich gedacht, wenn Hanna nicht gleich die Klappe hält, haue ich ihr das Schloss um die Ohren, aber zum Glück ist Scharina im selben Moment um die Ecke gebogen.
»Hi Julie, alles okay?«
Hanna hat sich zu ihr umgedreht und sie angewidert gemustert. »Scheinbar nicht. Sonst würde sie sich wohl kaum ausgerechnet mit dir abgeben.«
Hanna hat Scharina provozierend angeguckt, aber ehe sie noch irgendeine fiese Bemerkung über Scharinas gefärbte Haarsträhne oder ihre Klamotten machen konnte, ist Scharinas Blick schon zu Hannas rechtem Hosenbein gewandert.
»Äh, Hanna, kann es sein, dass dir da gerade was aus der Hose tropft? So was Grünes, Schleimiges …«
»Was?? Wo?«
Alle haben auf Hannas weiße Markenjeans gestarrt und Hanna hat sich hektisch um ihre eigene Achse gedreht, aber da war nichts.
Scharina hat mir grinsend zugezwinkert und erst da ist der Groschen bei Hanna gefallen und sie ist drohend auf Scharina zugekommen und eine Sekunde lang hab ich gedacht, gleich fährt sie ihr mit ihren langen Fingernägeln quer durchs Gesicht. Die Fünftklässler neben uns haben aufgehört, sich mit ihren Turnbeuteln zu beschmeißen, und stattdessen fasziniert von Hanna in ihren teuren Markenklamotten zu Scharina mit ihrer pink gefärbten Haarsträhne und den selbst gebastelten Ohrringen geguckt und für einen Augenblick war alles total westernlike.
Scharina und Hanna haben sich gemustert wie in einem Duell, kurz bevor der Sheriff und sein Widersacher ihre Pistolen ziehen, und ich hab überlegt, ob ich mich schützend vor Scharina werfen soll, aber dann hat Hanna sich ganz plötzlich in Richtung Schulgebäude umgedreht.
»Komm, Katja, wir gehen. Mit solchen Assis müssen wir uns nun wirklich nicht abgeben …«
Hanna und Katja sind ab in Richtung Tür, die Fünftklässler haben sich enttäuscht wieder ihren Turnbeuteln zugewendet und Silbergebiss-Jannick, der die Szene aus sicherer Entfernung beobachtet hat, ist näher gekommen und hat Scharina so bewundernd angestrahlt wie die Heldin in einem Superwoman-Comic. Und ich? Ich war einfach nur erleichtert. Okay, die Bemerkung über die Neue in Bens Klasse hat mich schon ein bisschen gewurmt, weil Ben mir davon wirklich nichts erzählt hat, aber das war nach zwei Sekunden wieder vorbei.
Der Rest des Vormittags war zum Glück ganz okay. (Mal abgesehen davon, dass es heute Mittag Hirsepfannkuchen mit Tofu-Gemüse gab. Würg.) Gleich kommt Mumi zu Besuch, was bedeutet, dass Mama ihre Diät vielleicht unterbricht und … Oh, es klingelt! Das ist sie bestimmt! Bis später!
19.32 Uhr.
Was für ein Nachmittag! Eigentlich hatte ich gehofft, dass es Käsekuchen gibt, weil Mama den häufig macht, wenn meine Oma uns zwischen ihren tausend Yoga- und Frauentreff-Terminen mal besucht. Aber das war leider der Satz mit x. Dabei hatte ich einen Bärenhunger! Mumi war zwar da, aber statt Käsekuchen gab es Knäckebrot mit Tomatenmark und dann klingelte auch noch das Telefon und Mama musste ganz schnell in ihren Buchladen, um eine Kollegin abzulösen, die einen Wasserrohrbruch zu Hause hatte.5
Und ich saß auf einmal mit Mumi und der schlafenden Otti alleine da. (Papa war natürlich nicht da. Wenn Mumi uns besucht, hat er immer einen ganz wichtigen Termin außerhalb.) Am Anfang war ich noch ganz froh, dass Mama noch mal wegmusste, weil ich gedacht hab, dass ich das Haus so wenigstens in Ruhe nach Schokolade durchforsten kann, aber dazu bin ich gar nicht gekommen. Kaum war Mama aus der Tür, hat Mumi sich nämlich schon auf mich gestürzt und mir einen Vortrag zum Thema Ben gehalten. Normalerweise mag ich Mumi wirklich gerne und verteidige sie auch immer vor Papa, aber nach heute bin ich mir nicht mehr so sicher, ob er nicht doch ein klitzekleines bisschen recht hat, wenn er sagt, dass sie nervt.
Zuerst hat sie sich eine von ihren langen, dünnen Zigaretten angezündet und dann hat sie mich gefragt, ob es stimmen würde, dass ich den Besuch bei meinen anderen Großeltern abgesagt hätte, weil ich in den Sommerferien nicht so lange von Ben getrennt sein möchte. Und als ich genickt habe, hat sie schnaubend den Kopf geschüttelt und dabei finster den Rauch ausgestoßen.
»Herrgott, Julie, das darf doch nicht wahr sein! Schlimm genug, dass deine Mutter deinem Vater zuliebe ihre Karriere geopfert hat und nun für einen Sklavenlohn in einem Buchladen schuftet. Jetzt fängst du auch noch damit an! Kanada! Wenn mich jemand in deinem Alter zum Segeln nach Kanada eingeladen hätte … Ich hätte sofort meine Koffer gepackt. Sofort! Wie kannst du so eine Traum-Chance einfach sausen lassen? Und das für einen pubertierenden Jüngling, der dich bei so einem Angebot umgekehrt schneller stehen lassen würde, als du gucken kannst?«
»Würde er nicht! Und außerdem will ich gar nicht nach Kanada! Da, wo Oma und Opa sind, regnet es nämlich ständig, das haben sie selbst gesagt, und beim Segeln werde ich sowieso seekrank und …«
Ich wollte Mumi gerade erklären, dass es nicht im Mindesten mein Traum ist, vier Wochen auf einem schaukelnden Segelboot in Kanada zu hocken und mir umzingelt von Grizzlybären und Wölfen den Hintern abzufrieren, aber im selben Moment ist mir Mumi schon mit einem flammenden Blick ins Wort gefallen.
»Entschuldige bitte, aber so was höre ich mir gar nicht erst an. Schließlich habe ich nicht vor fünfunddreißig Jahren auf offener Straße meinen BH verbrannt,6 um jetzt tatenlos mit anzusehen, wie sich meine Enkeltochter aus Liebe zu dem erstbesten Penisträger ihr Leben versaut!«
Penisträger!!! Hat sie wirklich gesagt. Zuerst habe ich noch gehofft, sie macht einen Scherz, aber als ich versuchsweise zu lachen angefangen habe, hat sie mich angesehen, als wäre ich nicht mehr ganz richtig im Kopf. Also hab ich aus dem Lachen schnell einen Hustenanfall gemacht. Und dann hab ich ihr mit hochrotem Kopf erklärt, dass Ben a) kein »Penisträger« ist, sondern der Junge, den ich lieb habe, und dass er b) auch nicht der Erstbeste ist, weil ich ihn schließlich schon seit dem Kindergarten kenne. Anschließend war ich richtig stolz auf mich. Weil ich so vernünftig geblieben bin und Mumi nicht vor den Latz geballert habe, dass sie ja wohl einen Oberknall hat. Aber gebracht hat das Ruhigbleiben leider nichts. Mumi hat nur aufgeseufzt, einen Rauchring in die Luft geblasen und ihre dunkelrot gemalten Lippen anschließend zu einem mitleidigen Lächeln verzogen.
»Tut mir leid, deine Illusionen zerstören zu müssen, Julie, aber auch dein Ben wird nicht anders sein als die meisten Angehörigen seines Geschlechts. Erst schmalzen sie rum und man denkt, man hätte sonst ein sensibles Exemplar erwischt, aber wenn’s ans Sockenwaschen geht, dann ist es aus mit dem Süßholzgeraspel …«
»Aber …«
»Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede. Ich hatte schließlich so einige Kerle, ehe ich mir mein Aussehen als bessere Putzfrau deines Großvaters ruiniert habe!«
Ich hab ein Stöhnen unterdrückt und dann noch mal versucht, ihr zu erklären, dass Ben nie Süßholz raspelt, sondern gnadenlos ehrlich ist und klug dazu, aber Mumi hat mir gar nicht zugehört.
»Das hat nichts mit klugen Köpfen zu tun, Julie. Meine Freundin Elli war mit einem Staatssekretär im Innenministerium verheiratet und musste ihm die schmutzigen Socken waschen, bis er sie gegen eine Jüngere eingetauscht hat, und dieser Niedersachse im Bundestag, dieser … wie heißt er noch, und selbst dieser schreckliche CSU-ler …«
Ich hab innerlich aufgestöhnt, weil ich wusste, wenn ich sie jetzt nicht bremse, dann ist sie gleich bei ihren Lieblingsthemen angelangt. Zuerst kommen bei ihr nämlich immer die Politiker (= schlimm, weil sie alle ihre Frauen betrügen), dann die Polizisten (= genauso schlimm, weil ein Polizist sie auf einer Frauenbefreiungsdemo vor dreißig Jahren mal zu Boden geschlagen hat), als Nächstes mein Großvater (= noch schlimmer, warum ist allerdings unklar) und zum Schluss mein Vater (= am schlimmsten, weil Mama seinetwegen ihr Volkswirtschaftsstudium abgebrochen und eine Buchhändlerlehre gemacht hat). Insofern habe ich sie lieber schnell unterbrochen.
»Also, ich wasche Ben definitiv nicht die Socken!«
»Und wer wäscht sie dann?«
»Äh … Zurzeit wahrscheinlich seine Mutter, aber …«
»Ha! Ich hab’sgewusst!«
»Hä?«
Ich hab Mumi Hilfe suchend angesehen, weil ich nicht ganz begriffen habe, warum sie mich plötzlich so triumphierend gemustert hat.
»Was hast du gewusst?«
»Dein Ben. Er beutet seine Mutter aus.«
Ich hab Mumi angeguckt wie eine arme Irre. »Aber Mama wäscht doch meine Socken auch und das heißt ja wohl nicht …«
»Julie, darum geht es hier nicht. Es geht ums Prinzip!«
»Ich dachte, es geht um Socken.«
Mumi hat seufzend den Kopf geschüttelt. »Es geht um Macht. Es geht darum, dass Männer Frauen unterdrücken, indem sie sie zwingen, ihre Schmutzwäsche zu waschen. Männer wie dein Großvater und leider auch wie mein Herr Schwiegersohn …«
An der Stelle hat sie leidvoll aufgeseufzt und in dem Moment habe ich total nachvollziehen können, warum Papa immer einen ganz wichtigen Termin hat, wenn er Mumis Auto bei uns in der Auffahrt stehen sieht. Vor allem, weil er bei uns häufiger die Wäsche macht als Mama.
Ich hab mich schon darauf eingestellt, für Papa in die Bresche zu springen, aber nach dem Seufzer war Mumi aus unerfindlichen Gründen mit dem Sockenthema durch. Erst hab ich erleichtert aufgeatmet, aber da wusste ich noch nicht, was als Nächstes kommt.
Plötzlich wollte sie nämlich über weibliche Lust reden. Zuerst habe ich geglaubt, sie meint »Lust« im Sinne von »Hast du nicht auch Lust, das Haus nach Papas teuren Niederegger-Pralinen zu durchsuchen?«, aber Fehlanzeige. Sie meinte mit »Lust« so was wie Sex. Nachdem ich das geschnallt hatte, wäre ich am liebsten schreiend weggelaufen (Ich mein, hallo, sie ist meine OMA!), aber irgendwie habe ich es dann doch noch geschafft, ihr zu erklären, dass ich erst dreizehn bin und ganz bestimmt noch keinen Sex haben will. Hatte nicht das Gefühl, dass sie das wirklich kapiert hat, aber Gott sei Dank hat mich im selben Augenblick das Telefonklingeln gerettet und ich habe mich unter dem Vorwand, Scharina die Englisch-Hausaufgaben erklären zu müssen, in mein Zimmer geflüchtet.
Puh! Wenn Erwachsene schon auf einem anderen Planeten leben, dann befindet sich der Planet meiner Oma mindestens in einer anderen Galaxie. Ob Mumi wohl je richtig doll verliebt gewesen ist, als sie jung war? So wie ich in Ben? Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.
Auf jeden Fall ist das Ganze ziemlich traurig. Wenn ich daran denke, ich könnte später mal so werden wie Mumi, dann wird mir richtig elend. Aber ich glaube, Ben und mir kann das nicht passieren.
Weil Ben nämlich nicht nur der Junge ist, in den ich verliebt bin, sondern gleichzeitig auch so eine Art … Seelenverwandter. Jedes Mal, wenn ich in seine graublauen Augen mit den kleinen gelben Einsprengseln sehe, dann kommt es mir so vor, als würden wir uns schon ewig kennen.
Nicht nur seit der Kindergartenzeit, sondern noch länger. Als ob wir in einem früheren Leben schon zusammen gewesen wären. Okay, das ist jetzt kitschig, ich weiß, aber manchmal glaub ich das echt. Inzwischen kenne ich die blaue Ader über seiner Schläfe, die immer zu pochen anfängt, wenn er sich über irgendetwas aufregt, schon richtig gut. Und den Ausdruck in seinen Augen, wenn ihm etwas Sorgen macht, er aber nicht will, dass man das merkt. Aber das Schönste ist das Grübchen in seiner linken Wange, das man immer nur sieht, wenn er lacht. Und der Moment, wenn er mich zu sich hochhebt und durch die Luft wirbelt, als wenn ich so leicht wie eine Feder wäre. Und wenn ich daran denke, wie weich sein Blick wird, wenn er mich zu sich heranzieht, kurz bevor er mich küsst, dann wird mir ganz warm im Bauch und ich könnte zerfließen wie ein Stück Schokolade in der Mikrowelle.
Hmmmmm. Apropos Schokolade. Bekomme gerade einen tierischen Heißhunger auf was Süßes. Ob Ben noch die Marzipan-Ostereier hat, die ich neulich bei ihm auf dem Schreibtisch gesehen hab?
Denke, einen Versuch ist es wert. (Gott, ich bin echt abhängig von dem Zeug. Bekomme später bestimmt Größe 44, genau wie meine Mutter. Albtraum!!) Andererseits können vier, fünf klitzekleine Ostereierchen auch nicht sooo viele Kalorien haben, oder? Und morgen fahre ich ja wieder mit dem Rad in die Schule und verbrenne da ungeheuer viel Fett. Genau. Außerdem mögen Jungs abgemagerte Bohnenstangen gar nicht so gern. Hat Papa neulich erst gesagt. Denke, das ist das entscheidende Argument. Ostereier, ich komme! Bis morgen!
4 Ben und ich wohnen nämlich in gegenüberliegenden Reihenhäusern.
5 Seit Papa als freier Mitarbeiter nur noch eine Dreiviertelstelle hat, arbeitet Mama jetzt wieder drei volle Tage bei »Groth«, dem Buchladen, in dem sie schon vor Ottis Geburt angestellt war.
6 Das mit dem BH-Verbrennen ist eine von Mumis Lieblingsgeschichten. Ehrlich gesagt habe ich nie ganz begriffen, warum Mumi und ihre Freundinnen früher so gegen BHs waren, aber irgendwie haben sie sich ohne die wohl freier und weniger von den Männern unterdrückt gefühlt (oder so ähnlich).