Samstag, der 3. April, Sondesborg, Dänemark
Höhepunkte
1)Habe eben den besten Hotdog meines Lebens gegessen! Vielleicht ist Dänemark doch nicht so schlimm, wie ich gedacht habe. Die meisten Leute hier in Sonderborg sehen echt cool aus (die Mode ist definitiv hipper als bei uns), an jeder Ecke verkaufen sie Lakritz-Zitronen-Eis und ganz in der Nähe gibt es sogar ein Schloss, in dem nachts Geisterführungen veranstaltet werden. Fast wie bei Harry Potter.
2) Habe, als wir beim Ringreiten33 zugeguckt haben, vierzehneinhalb Minuten nicht an Ben gedacht. Denke, ich mache Fortschritte.
Tiefpunkte
1) Papa hat mich vorhin beim Eisessen gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, in einer kleineren Wohnung zu leben. Habe ihn etwas geschockt angeguckt und dann direkt gefragt, ob er ausziehen will (dieselbe Frage hat Franzis Mutter nämlich Franzi auch gestellt, bevor sie sich von ihrem Vater getrennt hat), aber Papa hat geantwortet, nein, natürlich nicht, und dann gemeint, das wäre nur eine rein hypothetische, also quasi nicht ernst gemeinte Frage gewesen. Werde im Gegensatz zu Papas Frage langsam ernsthaft sauer. Warum sagt er mir nicht endlich, was los ist?
14.36 Uhr.
Papa bezahlt gerade das Hafengeld beim Hafenmeister und ich habe Zeit zum Schreiben. Ist auch dringend notwendig. Denke nämlich seit dem Eisessen ständig über Papas merkwürdige Frage nach. Will er uns verlassen und in eine kleinere Wohnung ziehen? Oder sollen Mama, Otti und ich ausziehen? Oder hat er das wirklich nur so dahingefragt? Und warum haben seine Augen dabei so nervös gezuckt??
Oh Gott, ich will nicht, dass meine Eltern sich trennen!
Bitte nicht!! Habe neulich erst gelesen, dass vierzig Prozent aller Scheidungskinder später psychische Probleme haben. (Überlege gerade: Vielleicht sollte ich den Artikel kopieren und Papa heimlich in die Tasche schmuggeln, wenn er Dienstag in die Agentur geht? Hmm. Mal sehen.)
Okay, muss zugeben, Franzi ist trotz der Scheidung ihrer Eltern mopsfidel. Und Schari ist ohne ihren Vater wahrscheinlich zehnmal besser dran. Vielleicht ist die Statistik also auch Schrott. Aber trotzdem will ich nicht, dass sich Mama und Papa trennen und Papa in eine kleinere Wohnung zieht, wo wir ihn nur jedes zweite Wochenende besuchen dürfen!!
Ob ich Papa gleich, wenn er wieder da ist, die Pistole auf die Brust setze, damit er endlich mit der Wahrheit rausrückt? Oder soll ich lieber noch abwarten? Vielleicht ist ja auch gar nichts passiert und Papa will mich letztlich nur fragen, was ich mir dieses Jahr zu Weihnachten wünsche. Na gut, wir haben erst April, da wäre die Frage etwas verfrüht, aber trotzdem.
Schari meint immer, dass sie niemanden kenne, der sich ständig so viele Katastrophen ausmalen würde wie ich, und vielleicht male ich die Welt ja wirklich mal wieder viel schwärzer, als sie ist.
Okay, am besten warte ich ab. Außerdem herrscht
hier wahrscheinlich eh gleich Hektik, weil Papa unbedingt
heute noch zu den Ochseninseln segeln will,34 und die sind ein
ganzes Stück weit weg. Das Wetter ist nicht so toll wie gestern
und wir haben ziemlich viel Wind, aber Papa meint, wir
reffen einfach die Segel, dann klappt das schon. Und
ein bisschen Ablenkung tut jetzt bestimmt auch gut.
Vorhin in Sonderborg ist nämlich etwas echt Blödes passiert. Für ein paar Minuten habe ich komplett vergessen, dass Ben mit mir Schluss gemacht hat. Einer der Läden in der Fußgängerzone hatte getöpferte Namensbecher zum Verkauf draußen stehen und auf einem der Becher stand . Ich hatte den Becher schon in der Hand und wollte gerade mein Portemonnaie zücken, da ist mir erst eingefallen, dass wir ja gar nicht mehr zusammen sind. Das war so schrecklich!!!
Weißt du, was das Schlimmste an der ganzen Sache ist? Nicht, dass ich jetzt wieder solo bin oder dass Ben sich demnächst vielleicht in Linea verliebt. Oder dass sich die fiese Hanna wahrscheinlich wie ein Ütz über mein Elend freut. Das Schlimmste ist, dass ich mit Ben auch meinen besten Freund verloren habe, den einzigen, mit dem ich über wirklich alles reden konnte. Über meine Angst vor Spinnen und engen Räumen und davor, dass Mama und Papa sich wirklich eines Tages scheiden lassen könnten, und über meine Wut auf Herrn Kleinhardt, weil er Schari so schlecht behandelt, und einfach über alles.
Ich hab tausend Mal darüber nachgedacht, was zu Bens Schlussmachen geführt hat, und inzwischen glaube ich, dass er wahrscheinlich sogar für den ganzen Mist mit meinem Lampenfieber und meiner Italien-Enttäuschung Verständnis gehabt hätte, wenn ich mich nur getraut hätte, ihm die Wahrheit zu sagen. Aber dafür ist es jetzt zu spät. Das Einzige, was ich zurzeit noch tun kann, ist zu hoffen, dass sich diese blöde Leberfleckgeschichte eines Tages von selbst aufklärt und dass Ben dann vielleicht erkennt, dass ich ihn nicht aus Bösartigkeit angelogen habe. Sondern nur, weil ich mich einfach nicht getraut habe zu sagen, was ich fühle.
19.34 Uhr. Lille Okseo = Kleine Ochseninsel, Dänemark.
Bin gefangen in einem Albtraum, der schlimmer nicht sein könnte. Stelle dir bitte folgende Situation vor:
Du befindest dich auf der kleinsten, einsamsten, verlassensten Insel der Welt. Hier gibt’s gar nichts, noch nicht mal Handyempfang. (Hab vorhin versucht, Schari zu erreichen – keine Chance.) Dazu regnet es in Strömen und dir ist kotzübel von den Wellen, die das Segelboot, auf dem du dich befindest, ständig hin und her schaukeln.
Und das – genau das – ist der Moment, in dem du deine Tage bekommst. Zum allerersten Mal in deinem Leben. Am Samstagabend, auf einer so gut wie unbewohnten dänischen Insel, zig Kilometer vom Festland entfernt.
(Gut, du bist ein Tagebuch und kannst dir das nicht vorstellen, aber du weißt schon, was ich meine, oder? Oh, Gott, jetzt rede ich schon mit dir, als wärst du ein Mensch. Aber egal. Sophie meinte, sie spricht manchmal mit ihrem Pferd, und Mumis Freundinnen aus dem Yoga-Kurs sprechen manchmal mit Engeln. Da ist das hier wahrscheinlich noch das Normalste. Ich mein, außer dir ist hier nur Papa und mit dem kann man über so was einfach nicht sprechen und mit irgendjemand muss ich ja reden!)
Okay, wie auch immer. Gerade eben ist Papa im strömenden Regen zu Fuß losgelaufen, um irgendwo Binden aufzutreiben, aber er wirkte nicht sonderlich zuversichtlich. VERDAMMT!! Das Klopapier, das wir mitgenommen haben, ist fast alle und das kleine Klohäuschen hier ist abgeschlossen, einen Hafenmeister scheint es nicht zu geben und … Oh Mist, wahrscheinlich klingt das Ganze hier völlig wirr. Also fang ich besser erst mal von vorne an …
Während des Segelns hat Papa die ganze Zeit davon geschwärmt, wie absolut einsam und ursprünglich die Ochseninseln sind, und insofern war ich nicht sonderlich überrascht, als wir hier angelegt haben und um uns herum nur ein verlassener Bauernhof und Hunderte von Schafskötel zu sehen waren. Weil mein Bauch schon seit heute Morgen so wehgetan hat, hat Papa mir eine Tasse Tee gemacht und beim Teetrinken hat er dann endlich angefangen, Tacheles zu reden. Zumindest dachte ich, dass er das vorhätte. Aber dann hat er doch nur von seinem Job erzählt und dass er ja nur noch freier Mitarbeiter und nicht mehr fest angestellt sei, weil er damals nach Mamas Wochenbettdepression in Teilzeit gegangen wäre und sein Chef das sonst nie mitgemacht hätte – also all das, was ich schon x-mal gehört habe. Mittendrin hat er sich auf einmal erkundigt, ob ich mich noch an den Glatzkopf mit dem Britney-Spears-Tattoo erinnern würde, aber da war ich schon ziemlich abgelenkt, weil ich plötzlich gemerkt habe, dass sich meine Jeans ganz klebrig angefühlt hat. Und als ich unauffällig aufgestanden bin, um zu gucken, was los ist, hab ich es dann gemerkt, das mit meiner Regel. Das war voll der Schock!
Ein paar Sekunden lang habe ich ernsthaft überlegt, ob ich mich einfach woandershin setze und so tue, als ob nichts gewesen sei, aber dann ist mir klar geworden, dass ich nicht drum herumkomme, Papa was davon zu sagen. Mann, ich will echt nicht wissen, wie mein Kopf ausgesehen hat, als ich es Papa gesteckt habe. Bestimmt wie eine Tomate im Backofen, kurz vorm Zerplatzen.
Zum Glück hat Papa sich relativ gut geschlagen. Am Anfang ist er sogar so cool geblieben, dass man hätte denken können, er wäre voll der weibliche Hygiene-Profi, aber als ich ihm dann das Problem mit den fehlenden Tampons erklärt habe, habe ich in seinem Blick doch einen Hauch von Panik aufflackern sehen. Kurzzeitig hab ich befürchtet, dass er mir gleich vorschlägt, ein paar Blätter von den Bäumen zweckzuentfremden (Papa bringt so was), aber dann hat er mir Gott sei Dank nur durchs Haar gewuschelt und ist mit einem seufzenden »Na, dann werde ich mich mal auf die Suche machen …« aufgestanden. Nun ist er seit zwanzig Minuten weg und langsam mach ich mir doch Sor-
Oh, ich glaub, dahinten kommt er. In Begleitung von noch irgendjemand. Sieht aus wie … Oh, nee, ich glaub, mir wird schlecht!
21.56 Uhr.
Die gute Nachricht vorweg: Ich bin seit einer halben Stunde stolze Besitzerin einer überdimensionalen Packung dänischer Damenbinden, die aus dem Jahr 1992 stammt. Das ist aber auch das einzig Positive. Dachte, nach der Aktion mit dem Kino könnte mir nichts Peinlicheres mehr passieren, aber da habe ich mich wohl getäuscht. Anscheinend gibt es auf der nach oben offenen Peinlichkeitsskala keinerlei Begrenzung. Ich sag nur:
Um das Ganze zu erklären, sollte ich vielleicht erst mal aufschreiben, was passiert ist, aber vorher muss ich noch mal überprüfen, ob das Schloss von meinem Tagebuch wirklich funktioniert …
Gott sei Dank, es funktioniert. Habe den Tagebuchschlüssel auf die Silberkette aufgefädelt, die ich immer um den Hals trage, seit Mumi sie mir geschenkt hat, und denke, so kann nichts passieren. Ich darf nur nicht vergessen abzuschließen. Okay, jetzt noch mal zurück auf Anfang. Vorher aber noch eine kleine Warnung. Was jetzt kommt, ist wirklich mega-, mega-, mega-peinlich!!!
Papa ist eben nicht allein zurückgekommen, sondern in Begleitung eines uralten dänischen Bauern, der nur ein klitzekleines bisschen Deutsch und gar kein Englisch verstanden hat. Dafür hat er aber ständig wilde Handbewegungen in Richtung Bauernhof gemacht und beim Lächeln hat man gesehen, dass er kaum noch Zähne im Mund hatte. Das hat ihn allerdings nicht daran gehindert, irgendetwas, das wie »Komm nu rölle flölle knülle knack!« klang, auszustoßen, und Papa meinte, das würde wahrscheinlich bedeuten, dass wir ihn zum Bauernhof begleiten sollten. Habe Papa fassungslos gefragt, ob er ernsthaft glaubt, dass ein zahnloser hundertjähriger Däne sich mit Damenbinden auskennt, aber Papa hat gemeint, in der Not äße der Teufel Fliegen, und da es auf der Insel keinerlei Läden gäbe, sei das hier unsere einzige Chance.
Als wir beim Bauernhof ankamen, waren meine Haare35 und meine Füße36 klitschnass und außerdem war mir irre kalt. Der alte Mann hat die Haustür aufgemacht und dann irgendetwas nach oben gerufen, das wie »Röm tön dön knön« klang, und eine Sekunde später ist Edward, der schönste Vampir der Welt, die Treppe heruntergekommen. (Okay, es war natürlich nicht wirklich Edward, aber er sah ihm verdammt ähnlich. Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede, schließlich habe ich die Twilight-Verfilmungen fünfmal gesehen.)
Der dänische Edward hat den alten Mann freundlich begrüßt und sich dann mit einem überirdischen Lächeln zu Papa und mir umgedreht. Für einen Moment hat man eine kleine Zahnlücke zwischen seinen Vorderzähnen gesehen, die echt niedlich ausgesehen hat, und anschließend hat er mir direkt in die Augen geblickt und sich mit einem total süßen dänischen
Akzent für die Unordnung im Flur entschuldigt. »Tut mir leid, wenn es hier so slimm aussieht, aber meine Mudder besucht gerade ihre Swester auf die Festland und ich hab sturmfreie Bude. Aber vielleicht sollte ich mich erst mal vorstellen. Hi, ich bin Jesper …«
Jesper-Edward hat mir die Hand hingehalten, aber leider war ich von seinem Anblick so paralysiert, dass ich ihm statt der Rechten die Linke entgegengestreckt habe. Total dämlich! Zum Glück hat er sich aber nichts anmerken lassen und mir einfach auch die linke Hand hingehalten. Echt nett. Danach hat er sich dann mit einem »Hjertelig velkommen!« zu Papa umgedreht. Dooferweise hat Papa das allerdings gleich als Aufforderung verstanden, wie ein Wilder draufloszuquatschen.
»Hallo, ich bin Reiner Ahlberg aus Hamburg. Toll, dass Sie so gut Deutsch sprechen. Mein Dänisch ist nämlich leider etwas eingerostet, aber was die Unordnung anbelangt, da können wir mithalten. Wenn ich da an dein Zimmer denke, sind wir noch was ganz anderes gewohnt, was, Julie?«
»Gnumpf.«
Papa hat mich irritiert angesehen, aber ich war so überfordert von der Vorstellung, mich mit einem Edward-Klon über die Unordnung in meinem Zimmer unterhalten zu müssen, dass mein Sprachzentrum komplett auf Sendepause geschaltet hat. Ganz im Gegensatz zu dem unseres dänischen Gastgebers, der sich jetzt mit einem unglaublichen Lächeln zu mir umgedreht hat.
»Julie, was für eine söne Name. Meine Großvader sagt, ihr braucht Hilfe?«
»Hä? Ach so, ja äh, das heißt nein, äh …«
Kurz bevor ich mich endgültig als Volltrottel geoutet habe, ist mir wieder eingefallen, warum wir eigentlich hier sind, und da – ich schwör’s dir – ist die Decke ein ganzes Stück auf mich heruntergesaust. Rummmmmms. Bruchteile von Sekunden später bin ich zu Papa herumgefahren, aber da war es schon zu spät.
»Tja, also Jesper, es ist mir etwas unangenehm, aber meine Tochter hat dieses Wochenende zum ersten Mal ihre Ta …«
In meinem Kopf haben sich die Gedanken überschlagen und dann habe ich Papa auf den Fuß getreten, so fest ich konnte. »Au!« Papa hat mich ungläubig angeguckt, aber ich habe ihn einfach ignoriert und mich stattdessen mit dem Mut der Verzweiflung zu Jesper-Edward umgedreht.
»Was mein Vater sagen wollte, ist, dass ich zum ersten Mal meine Tageshausaufgaben vergessen habe. Tja, man könnte natürlich auch Hausaufgaben sagen, aber bei uns in Deutschland nennen wir sie gerne Tageshausaufgaben im Gegensatz zu den Wochenhausaufgaben und natürlich zu den Monatshausaufgaben und den … Ja, wie auch immer, ich habe also zum allerersten Mal meine Tageshausaufgaben vergessen, aber eigentlich ist das gar nicht so schlimm, weil ich ja noch bis übermorgen Zeit habe, sie zu machen. Allerdings sollten wir deshalb jetzt wirklich gehen. Damit ich ganz in Ruhe meine Tageshausaufgaben machen kann. Tageshausaufgaben sind schließlich sehr wichtig, nicht, Papa?«
Bei dem »Nicht, Papa?« bin ich Papa noch einmal auf den Fuß getreten und er hat wieder »Au!« gesagt, aber diesmal leiser. Gleichzeitig habe ich ihn am Arm gepackt und zielsicher in Richtung Haustür geschoben. Blöderweise ist die Tür aber nicht nach innen aufgegangen, sondern nach außen und das hat mich um Lichtjahre zurückgeworfen. Nach dreimaligem Rütteln habe ich meinen Irrtum endlich bemerkt, aber da haben mich alle drei Männer schon ziemlich perplex gemustert. Habe kurz überlegt, ob ich das mit der unterschiedlichen Schlagrichtung der Türen in Deutschland und Dänemark erklären soll, habe mich dann aber dagegen entschieden.
Manchmal ist Reden Silber und Schweigen Gold.
»Tja, also dann sollten wir mal wieder. Die Pflicht ruft. Nett, dich kennengelernt zu haben, Ed… äh … Jesper. Kommst du, Papa?« Zwei, drei Sekunden habe ich gedacht, ich schaffe es, heil aus der ganzen Sache herauszukommen, aber dann hat Jespers Opa irgendetwas von wegen »opslegt dopslegt völl knüll« von sich gegeben und einen Augenblick später hat Jesper-Edward uns mit einem »Entsuldigung« zurückgerufen.
»Meine Großvader sagt gerade, dass deine Dochter ein paar Windeln braucht, ich glaube, wir haben oben noch eine Packung von meine Mudder. Warte, ich bin gleich wieder da …« Jesper-Edward ist nach oben gelaufen, Papa hat mich entschuldigend angesehen, und während Jespers Großvater mich mit seinem zahnlosen Mund wohlwollend angelächelt hat, habe ich mit knallrotem Kopf auf den Fußboden gestarrt und dabei gebetet, dass er mich verschlingen möge, gleich, hier, jetzt,
SOFORT!
Ich war gerade dabei, dem lieben Gott unglaubliche Zugeständnisse in Bezug auf die Gottesdienstbesuche im nächsten Monat zu machen und mir gleichzeitig auszumalen, wie Tommy Lee Jones und Will Smith Jesper und seinen Opa mit diesem Erinnerungslöschgerät, das sie in »Men in Black« hatten, blitzdingsen, da ist Jesper die Treppe wieder heruntergekommen und hat Papa eine riesige Packung Damenbinden in die Hand gedrückt.
»Hier. Die lagen noch ganz hinten in die Srank.«
Jesper hat Papa angelächelt, als hätten wir uns gerade über dänische Lakritze unterhalten, und dabei ist wieder diese bildhübsche kleine Zahnlücke zum Vorschein gekommen, Papa hat »Danke, das ist wirklich sehr nett!« gesagt und ich bin wie ein angeschossenes Reh nach hinten getaumelt, woraufhin mich Papa sanft untergefasst und in Richtung Tür manövriert hat. Tja, und das war’s dann. Slut, wie der Däne sagt.
Das Ganze ist jetzt anderthalb Stunden her und seitdem versuche ich krampfhaft, die gesamte Aktion aus meinem Gehirn zu löschen. Leider völlig erfolglos. Papa hat mich vorhin beim Schlafsäckeausrollen mit einem »He, Mäuschen, so schlimm war’s doch nicht …« an sich gedrückt, aber das hat auch nicht geholfen. Kenne niemanden, der eine höhere Fettnapftrefferquote hat als ich. Allein bei dem Gedanken, dass ich diesem Jesper je wieder begegnen könnte, rollen sich mir schon die Fußnägel auf. Papa meinte, in ein paar Jahren könnte ich bestimmt über die Sache lachen, aber zurzeit denke ich eher über einen langen Aufenthalt in Neuseeland, eine sofortige Schließung der dänischen Grenze oder eine umfangreiche Gesichts-OP nach, und zwar in genau dieser Reihenfolge.
33 Beim Ringreiten versuchen einige Reiter in historischen Kostümen, mit einer Lanze einen Ring aufzuspießen.
34 Die heißen wirklich so!
35 Ich hab die Kapuze von meiner Segeljacke zu Hause gelassen, weil ich fand, dass ich damit echt panne aussah, na ja, jeder macht mal einen Fehler.
36 Ich hab meine Gummistiefel zu Hause gelassen, weil ich fand, dass ich damit echt …na, du weißt schon.