Unterwegs in Südengland
Ein Motorradtrip durch Südengland?
Viele abgelegene Burgen und Herrensitze lassen sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur schwer oder gar nicht erreichen. Reisende, denen die eigene Flexibilität wichtig ist, werden Südengland daher mit dem eigenen oder einem gemieteten Fahrzeug erkunden.
Mit dem eigenen Fahrzeug
Das englische Straßennetz ist ausgezeichnet. Einzig das Autobahnnetz ist nicht so gut ausgebaut wie in Deutschland, so gibt es in Cornwall keine Autobahn, nur Exeter und Bristol verbindet die M 5 miteinander. Wichtigste Ost-West-Verbindung ist die von London nach Bristol führende M 4. Rund um London verläuft der M 25, Orbital genannt, ein Autobahnring mit zahlreichen Ausfahrten, der wegen der vielen Staus ironisch als „Englands größter Parkplatz“ bezeichnet wird. Von Dover nach London führt die M 20, die M 3 nutzen die Pendler aus Southampton und Portsmouth. Die in Richtung Brighton führende M 23 und die sich zwischen Canterbury und Ramsgate im Nichts auflösende M 2 sind eigentlich zu kurz, als dass sich die Bezeichnung Autobahn rechtfertigen würde. Die großen A Roads, die unseren Bundesstraßen entsprechen, sind dafür zumeist zweispurig ausgebaut (dual carriageway) und ermöglichen ein zügiges Vorwärtskommen. Selbst auf den kleinsten Seitenstraßen findet man Asphaltbelag - gerade auf den B- und C Roads macht das Autofahren Spaß - wenig Verkehr und richtig ländliches England. Allerdings sind besonders diese kleinen Straßen (country lanes) oft sehr schmal und unübersichtlich, sodass man vorsichtig fahren sollte; nicht nur in Cornwall und Devon scheinen die Nebenstraßen kaum für Gegenverkehr ausgelegt zu sein. Der Linksverkehr wird fast zur Nebensache, da zwei Autos einander nur an den Haltebuchten passieren können. Wer dem anderen großzügig den Vortritt gewährt, wird mit einem freundlichen Gruß des Entgegenkommenden belohnt. Eine Erkundungsfahrt kann manchmal aber auch leicht in eine kleine Odyssee ausarten, da die Straßenbeschilderung nicht immer den Richtlinien der Kartographie folgt. Zudem erschweren endlose, oft mehrere Meter hohe Hecken die Orientierung.
Autoverleih
Wer sich bei seinem Englandaufenthalt ein Auto oder Wohnmobil mieten will, kann dies ohne Probleme bei den zahlreichen großen Firmen tun. Es besteht die Möglichkeit, schon in Ihrem Reisebüro die Buchung vorzunehmen. Einige Autoverleihfirmen und Fluggesellschaften bieten einen Fly-&-Drive-Service an. Dabei wird einem sofort nach der Ankunft auf einem englischen Flughafen ein Auto zur Verfügung gestellt. Bei den größeren Firmen wie Hertz, Avis, Budget, British Car Rental, Nationwide Vehicle Rentals, die in ganz England Filialen besitzen, kann man den Wagen bei der einen Niederlassung abholen und bei einer anderen abstellen.
Will man für zwei- bis dreitägige Ausflüge ein Auto mieten, sollte man sich an die lokalen und oft preiswerteren Autoverleihfirmen wenden. Die Tourist Offices halten ein Verzeichnis bereit. Ein Vergleich der Unternehmen ist ratsam, da auch hier starke Preisunterschiede bestehen. Die günstigsten Angebote beginnen bei £ 30 pro Tag für die kleinste Fahrzeugklasse (inkl. Versicherung und „free mileage“, also kein Kilometergeld). Wochen- und Monatspreise sind reduziert. Bei Vorlage einer Kreditkarte muss man keine Kaution hinterlegen. Die meisten Firmen verleihen Autos sogar nur an Kreditkartenbesitzer. Zudem sollte man das Auto bei der Rückgabe immer vollgetankt abgeben, da die Vermieter oft überhöhte Benzinpreise in Rechnung stellen.
Mit dem Zug gelangt man bis nach St Ives
Tipp: Zumeist ist es am günstigsten, schon vorab in Deutschland ein Auto über das Reisebüro zu mieten. Einen guten Überblick über das günstigste Angebot findet man im Internet unter: www.billiger-mietwagen.de. Gewarnt sei vor Verträgen mit National/Alamo, die im Kleingedruckten weitere Punkte wie Roadside Assistance verstecken, die hohe Zusatzgebühren verursachen.
Bedingungen: Bei den meisten Autovermietungen muss der Vertragspartner, also der Kunde, mindestens 21 Jahre alt sein und seit mindestens einem Jahr einen Führerschein besitzen. Gelegentlich gibt es einen Aufpreis für Fahrer unter 25 Jahren. Bei Senioren wird gelegentlich ein Aufschlag berechnet, einige Firmen verleihen generell keine Autos an über 78-jährige Fahrer.
Achtung: Der englische Linksverkehr an sich ist für die meisten Autofahrer gewöhnungsbedürftig. Diese Unsicherheit erhöht sich mit einem gemieteten Fahrzeug: Vor allem, dass der Schalthebel links statt rechts ist, erschwert das Fahrvergnügen (die billigsten Autos besitzen keine Automatik). Hinzu kommt, dass der Fahrer, den Rückspiegel vergeblich suchend, häufig aus dem rechten Seitenfenster blickt ...
Mit der Bahn
England ist bekanntlich das Mutterland der Eisenbahn. Mit ihrem dichten Schienennetz stellt die Bahn eine Alternative dar, um den Süden Englands zu erkunden. Infolge der Privatisierung des Bahnwesens existiert allerdings keine durchgehende Verbindung entlang der Südküste.
Wenn man einmal großzügig über die permanente Unpünktlichkeit der British Rail hinwegsieht, so ist die Eisenbahn auch für Touristen ein empfehlenswertes Verkehrsmittel. Allerdings ist das Reisen mit der British Rail (BritRail) grundsätzlich teurer als mit dem Bus. Beim Lösen von Fahrkarten ist zu beachten: Single-Tickets gelten für einfache Bahnfahrten, Return-Tickets entsprechen Rückfahrkarten. Daneben gibt es häufig noch die sogenannten Cheap-Day-Return-Tickets (CDR), die manchmal sogar billiger als die Single-Tickets sind. CDR bedeutet, dass man noch am selben Tag wieder die Rückfahrt antreten muss. Da die CDR-Fahrkarte häufig das billigste Ticket ist, kann man die Rückfahrt notfalls auch ohne Gewissensbisse sausen lassen.
Ähnlich wie in Deutschland gibt es noch zahlreiche Angebote, die dem Reisenden unter den Namen Bargain-Return, Apex-Return, Super-Advance-Return, Super-Saver-Return begegnen. Als Faustregel gilt, je früher man sich auf einen Zug festlegt, der nicht zur Hauptverkehrszeit fährt, desto billiger ist man unterwegs. Achtung: Nicht eingelöste Tickets verfallen zumeist und werden nicht erstattet. Günstige Tickets gibt es über: www.thetrainline.com.
Hinweise: In den Zügen ist es außerhalb der Stoßzeiten erlaubt, Fahrräder mitzuführen. Da oft nur eine bestimmte Anzahl von Rädern geduldet wird, ist es ratsam, sich vorab zu informieren. Dieser Service ist meist kostenlos. Aus Angst vor Anschlägen gibt es nur noch auf den großen britischen Bahnhöfen die Möglichkeit der Gepäckaufbewahrung. Auf den kleinen und mittleren Bahnhöfen findet man nicht einmal mehr Schließfächer vor. Wenn man als Zugreisender Zwischenstopps einlegen möchte, um Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke zu besichtigen, muss man sein gesamtes Gepäck dorthin mitnehmen - und kann nur hoffen, dass es bei der Sehenswürdigkeit eine Möglichkeit gibt, sein Gepäck loszuwerden.
Aussteigen: Britische Züge muss man von außen öffnen, das bedeutet, man muss das Fenster herunterkurbeln und den Hebel herunterdrücken.
Weitere Auskunft: Weitere Informationen zu Verbindungen und Vergünstigungen erteilt die Reiseauskunft der Deutschen Bahn (bundeseinheitliche Rufnummer,
11861). Hilfreich bei der Planung ist auch folgende Homepage: www.nationalrail.co.uk. Ticketverkauf auch über www.thetrainline.com. BritRail Euro England Flexi Pass: Wer England mit dem Zug bereisen will, dem empfiehlt sich der Kauf eines BritRail Euro England Flexi Passes. Mit diesem Pass kann man sich an bestimmten, vorher festgelegten Tagen auf dem gesamten Schienennetz von England bewegen. Beispiel: Man ist vier Wochen in England, will aber länger an einem oder mehreren Orten bleiben. Mit dem Flexi Pass - er besitzt eine Gültigkeit von einem Monat - kann man nun zwei, vier, acht oder 15 Tage bestimmen, an denen dieser gültig sein soll. Man muss nur am jeweiligen Reisetag das Datum handschriftlich eintragen. Zudem erhält jeder Erwachsene einen kostenlosen Kinderpass! Weitere Kinder unter 16 zahlen den halben Preis. Achtung: Der BritRail Flexi Pass muss vor Reiseantritt in Deutschland, Österreich oder der Schweiz gekauft werden (in den Bahnhöfen und Reisebüros)!
BritRail Euro England Flexi Pass: 2 Tage: 109 € (Erwachsene) und 89 € (Jugendliche bis einschließlich 25 Jahren), 4 Tage: 175 €/139 €; 8 Tage: 225 €/205€; 15 Tage: 379€/ 305 €. Diese Preise gelten für die 2. Klasse. Tarife für die 1. Klasse liegen entsprechend höher. www.visitbritaindirect.com.
Bahnhof Liverpool Street in London
Jugend-/Studententicket: Studenten mit einem internationalen Studentenausweis und Jugendliche (16-25 Jahre) können eine Young Person’s Railcard erstehen, mit der sie auf den meisten Strecken in England (2. Klasse) ein Drittel billiger fahren können. Der Pass kostet £ 28 und gilt ein Jahr. Dieselbe Vergünstigung gilt für Senioren (Senior Railcard) und Familien (Family Railcard).
www.16-25railcard.co.uk; www.senior-railcard.co.uk.
Mit dem Bus
Wenn der Routemaster zum Rootmaster wird ...
In England wird zwischen Coaches und Buses unterschieden. Coaches sind komfortable Fernbusse, die Ziele auf der gesamten Insel ansteuern. Buses sind nur für den Nahverkehr zuständig. Allerdings verbinden die County Buses auch zahlreiche Städte innerhalb einer Grafschaft miteinander. Das Reisen mit den Coaches ist immer etwas preisgünstiger als mit der Bahn. National Express unterhält das größte Netz an Fernbuslinien. Über Tarife und Fahrpläne kann man sich im Internet informieren.
www.nationalexpress.com.
Als Jugendlicher zwischen 16 und 25 Jahren oder nach Vorlage eines internationalen Studentenausweises kann man sich für 10 € eine NX2 Card besorgen. Sie gilt ein ganzes Jahr und macht das Benutzen von National Express Coaches um 30 Prozent billiger.
Brit Xplorer Pass: Mit diesem Pass kann man 7, 14 oder 28 Tage lang alle National Express und Caledonian Express Coaches in England, Schottland und Wales benutzen.
Preise: 7 Tage = £ 79; 14 Tage = £ 139; 28 Tage = £ 219. Erhältlich an den National-Express-Schaltern der Busbahnhöfe in größeren Städten (z. B. London, Dover, Bournemouth, Chester, Cambridge, Oxford, Portsmouth, Southampton usw.) sowie im Internet: www.nationalexpress.com.
Mit dem Fahrrad
Eine der schönsten Möglichkeiten, Südengland zu bereisen, ist eine Fahrradtour. Die zahlreichen schmalen Landstraßen abseits der Autoschlangen sind ideal für Radwanderungen. Mithilfe staatlicher Lotteriegelder ist in den letzten Jahren das Fahrradnetz für 400 Millionen Pfund erheblich ausgebaut worden. Entlang stillgelegter Bahntrassen, auf alten Treidelpfaden und wenig befahrenen Landstraßen (Lanes) ist ein richtiges Fern-Radwanderwegnetz (National Cycle Routes) entstanden, das auf mehr als 10.000 Kilometer ausgebaut werden soll. Das National Cycle Network gibt Streckenkarten und Infopakete heraus.
Adresse: National Cycle Network Information Department Sustrans, 35 King Street, Bristol BS1 4DZ,
0044/0117/9290888. www.sustrans.org.uk. Empfehlenswert für die Erkundung Südenglands sind folgende markierte Radwanderwege:
Nr. 20: I sle of Wight, 99 Kilometer lange Inselrundfahrt.
Nr. 21: South Downs Way, 158 Kilometer von Eastbourne nach Winchester.
Nr. 17: Avon Cycle Way, 125 Kilometer rund um Bristol.
Nr. 16: North Dorset Cycle Way, 112 Kilometer lange Rundtour mit Ausgangspunkt Shaftesbury.
Nr. 14: Schlösser in Süd-Somerset, 160 Kilometer langer Rundkurs.
Nr. 13: Dartmoor und Süd-Devon, 304 Kilometer langer Rundkurs.
Nr. 2: Devon Coast to Coast, 164 Kilometer von Plymouth nach Ilfracombe.
Nostalgie pur, Taxi in London
Nr. 10: Camel Trail, 27 Kilometer auf einer stillgelegten Bahntrasse durch Cornwall.
Falls Sie nicht mit dem eigenen Rad unterwegs sind, finden Sie in diesem Reisehandbuch Adressen von Unternehmen, die Fahrräder verleihen. Es empfiehlt sich, zu der entsprechenden Region eine gute Karte zu kaufen. Praktisch sind z. B. die Outdoor Leisure Maps von Ordnance Survey (gibt es allerdings nur für einige Gegenden) oder eine andere Karte, die mindestens den Maßstab 1 : 100.000 haben sollte. In den Tourist Offices liegen meistens auch Tourenvorschläge aus, welche die schönsten Routen der Umgebung beschreiben. Weitere Informationen sind über die größte britische Radorganisation, den Cyclists’ Touring Club, erhältlich. Der CTC bietet auch geführte Radtouren von 3 bis 21 Tagen an.
Adresse: CTC National Office, Parklands, Railton Road, Guildford, Surrey GU2 9JX,
0044/870/8730060. www.ctc.org.uk. Eine Fahrt mit einem der zahlreichen Black Cabs - sie können auch rot, blau, grün oder weiß sein - gehört schon fast zum Pflichtprogramm eines Englandbesuchs. Taxistände finden sich an Bahnhöfen und zahlreichen öffentlichen Plätzen. Es ist aber jederzeit möglich, einen Wagen an der Straße anzuhalten, falls das gelbe Taxizeichen leuchtet („Taxi“ oder „For Hire“). Zu Stoßzeiten und bei Regen sind die Taxis allerdings genauso rar wie in den Abendstunden, die viele Taxifahrer am liebsten zu Hause verbringen.