Übernachten

Inhaltsverzeichnis
Altertümlicher Aufzug im Walpole Hotel in Margate
Das Spektrum der Unterkünfte reicht von der Nobelherberge à la Ritz über das moderne Designhotel bis hin zur einfachen, persönlich geführten Herberge (B & B), die einen Einblick in die englische Lebensart bietet. Wo auch immer man wohnt, das meist hohe englische Preisniveau lässt sich nicht umgehen.
In England ist die Zimmersuche überhaupt kein Problem. Fast jeder Ort verfügt über eine Tourist Information - zu erkennen an dem blauen Schild -, die über alle B & Bs, Hotels und andere Unterkunftsmöglichkeiten informiert. Meist gibt es auch eine Adressenliste mit Preisen. Der Accomodation Service vermittelt ein Zimmer nach Wahl. Die zu entrichtende Gebühr wird dann häufig vom Übernachtungspreis abgezogen. Allerdings sollte man beachten, dass die meisten Offices um 17 Uhr schließen, und sich daher rechtzeitig um eine Unterkunft bemühen. Außerdem können Sie über das Tourist Information Centre ein Zimmer in einer anderen Stadt vorbestellen. Dies nennt sich Book-A-Bed-Ahead und ist gebührenpflichtig (ab £ 1.50). Kommt man in einen kleineren Ort oder ist die Informationsstelle geschlossen, geht man einfach in ein Hotel oder ein B & B, auch wenn alles belegt ist. Meist sind die Leute recht freundlich und suchen telefonisch ein passendes Quartier. That’s English! Wer auf eigene Faust auf Quartiersuche geht, muss auf das Hinweisschild Vacancies achten. Während der englischen Sommerferien sowie rund um die englischen Feiertage (Ostern bzw. Bank Holiday) ist es sehr ratsam, rechtzeitig zu buchen. Die Auswahl ist größer und man erspart sich eine enervierende Suche vor Ort.
Bei den Übernachtungspreisen trifft der Südenglandbesucher auf ein breites, vor allem nach oben offenes Spektrum. Neben persönlichen Vorlieben setzt nur der eigene Geldbeutel Grenzen: Manch einer gibt für eine Nacht im Luxushotel mehr Geld aus als andere für ihre ganze Reise. Die stetig wachsende Nachfrage der letzten Jahre hat leider dazu geführt, dass einige Hoteliers in der Hochsaison auch ihre „Besenkammer“ vermieten. Da bei den Hotelpreisen in der gehobenen Kategorie häufig noch 20 Prozent Mehrwertsteuer (VAT = Value Added Tax) hinzugerechnet werden, sollte man sich bei der Buchung erkundigen, ob diese bei dem angegebenen Preis enthalten ist. Gleiches gilt für das Frühstück, das ebenfalls häufig extra berechnet wird. Reisende mit niedrigen Ansprüchen finden in Gemeinschaftsunterkünften für rund £ 15 ein Bett mit Frühstück, in Guest Houses werden rund £ 30 für B & B verlangt, wobei es auch luxuriöse Unterkünfte gibt, die pro Person auch deutlich mehr als £ 50 kosten können. Ein Tipp: In der Nebensaison kann man bei den Hotels durchaus handeln und einen Nachlass auf den Zimmerpreis von 10 bis 30 Prozent bekommen. Manchmal gibt es spezielle Arrangements zusammen mit dem Abendessen.
Englisches Duschvergnügen
Ein besonderes Erlebnis steht dem Englandreisenden im Badezimmer bevor. Da den Engländern Mischbatterien teilweise immer noch fremd sind, muss der Kontinentaleuropäer seine Hände unter einem eiskalten und einem heißen Wasserhahn hin und her bewegen und dabei geschickt das Risiko vermeiden, sich zu verbrühen. Das Haarewaschen im Waschbecken erweist sich als gänzlich unmöglich, es sei denn man hält seinen Kopf tapfer unter den Kaltwasserhahn. Vor dem Duschvergnügen sind ebenfalls fast immer einige Hürden zu bewältigen, denn wer nicht kalt duschen will, muss sich manchmal erst auf die Suche nach einem versteckten Schalter oder einer Schnur begeben, um den Heißwasserboiler in Betrieb zu setzen. Nach einer angemessenen Wartezeit von ein paar Minuten klettert man erwartungsvoll in die Duschkabine, doch nur in den seltensten Fällen wird man sich unter einen dauerhaft wohltemperierten Wasserstrahl stellen können.
Hotels
Die Preise für ein Doppelzimmer (DZ) in einem günstigen Hotel liegen bei £ 60, in der gehobenen Mittelklasse bei £ 120, und in der Luxuskategorie beginnen sie bei £ 180. Nach oben hin ist preislich so gut wie alles offen. Als Double Room wird ein Doppelzimmer mit Doppelbett (double bed) bezeichnet, ein Twin Room weist auf zwei Einzelbetten (twin beds) hin, ist aber eher selten zu finden; wer mit Kindern unterwegs ist, sollte nach einem Family Room fragen. Achtung: Double Beds bestehen aus einem großen französischen Bett mit gemeinsamen Laken und gemeinsamer Decke. Die ungeliebten Gäste des englischen Hotelwesens sind die Alleinreisenden. Wer sich höflich nach einem freien Zimmer erkundigt, wird mit einem skeptischen It’s only for you, then begrüßt. Der offerierte Single Room hat manchmal nur die Größe einer Abstellkammer, wird aber dadurch aufgewertet, dass er preislich auf einer Stufe mit einem Doppelzimmer steht ...
Hinweis: Die englischen Hotelzimmer sind fast immer eine rauchfreie Zone. Wer sich unbedingt seiner Nikotinsucht hingeben will, muss sich vorher erkundigen oder vor die Tür gehen.
Aufgrund des hohen Preisniveaus der englischen Hotels kann es mitunter günstiger sein, das Hotel im heimischen Reisebüro pauschal samt Flug zu buchen. Kurzfristig entschlossene Reisende mit einem Internetzugang können unter den Adressen www.hrs.de oder www.hotel.de freie Zimmerkapazitäten der angeschlossenen englischen Hotels abfragen und bei Interesse gleich ein Zimmer online buchen.
„Selbst in den kleinsten Orten sind englische Gasthöfe sorgfältig gehalten. Immer sind darin Reinlichkeit, große Bequemlichkeit und sogar Eleganz vorhanden, und man mutet dem Fremden nie zu, in demselben Zimmer zu essen, zu wohnen und zu schlafen, wie das in deutschen Gasthäusern, wo es eigentlich nur Tanzsäle und Schlafstuben gibt, der Fall ist.“
Hermann Fürst von Pückler-Muskau (1826)
Bed & Breakfast (B & B)
Das Kürzel B & B steht für die Übernachtung bei einer Familie, die ein oder mehrere Zimmer an Gäste vermietet und morgens ein Frühstück serviert. Ganz ungezwungen ergeben sich so Kontakte zu den Gastgebern und Einblicke in den britischen Alltag. B & B ist eine typisch englische Einrichtung, die mittlerweile auch in anderen europäischen Ländern angeboten wird. Wann es das erste B & B gegeben hat, liegt im Dunkeln, doch nimmt man an, dass sofort nachdem das erste Fachwerkhaus eines Angelsachsen fertig war, das Gästezimmer von seiner Frau an einen vorbeiziehenden normannischen Eindringling vermietet wurde. Gerade in den ländlichen Gebieten kann man mit den Gastgebern schnell Kontakt schließen und allerhand über die Gegend erfahren. Von diesem herzlichen Umgang schwärmen viele Englandreisende.
Die Zimmer sind oft einfach, haben einen Fernseher, ein Waschbecken, Schrank, Nachttisch und manchmal eine Dusche. Je nach Ausstattung müssen pro Person zwischen £ 25 und £ 50 einkalkuliert werden. Darin ist nicht nur das reichliche Frühstück enthalten, sondern meist auch die Benutzung des Familienbads, Fernsehzimmers oder anderer Räume. In den meisten B & Bs befinden sich auch die unvermeidlichen Teekocher (kettle). Mit ihnen kann man sich auf die Schnelle einen Tee oder Kaffee zubereiten. Teebeutel und lösliches Kaffeepulver liegen daneben. Wer keine Dusche im Zimmer hat, findet das Bad auf dem Flur. Morgens wird zur verabredeten Zeit das herzhafte Frühstück aufgetischt. Auf Wunsch kann man häufig auch ein vegetarisches Frühstück oder ein Diätfrühstück bestellen. Die meisten Zimmer besitzen ein eigenes Bad, was die Engländer als „en suite“ bezeichnen. Das Übernachten in diesen Räumen ist häufig etwas teurer. Ein sehr schönes Angebot an landestypischen Unterkünften vermittelt die deutschsprachige Agentur Bed & Breakfast: phone16doubleline.gif 06251/702822. www.bed-breakfast.de. Weitere Angebote hat auch: www.urlaub-cornwall.de.
Achtung: Einige Besitzer von B & Bs vermieten nicht an Reisende mit Kindern unter 12 Jahren. Wer mit seinem Nachwuchs unterwegs ist, sollte dies bei der Buchung stets erwähnen.
Die englische Variante von Urlaub auf dem Bauernhof heißt Stay on a farm und bietet zahlreiche Unterkünfte vorzugsweise in ländlichen Regionen. Meist handelt es sich um schöne Landhäuser, die in der gehobenen Kategorie sogar einen Swimmingpool besitzen können. Häufig werden auch Ferienwohnungen mit der Möglichkeit zum Self-Catering angeboten.
www.farmstayuk.co.uk bzw. www.farmstaydirect.com.
Ferienhäuser und -wohnungen
Ferienhäuser und Ferienwohnungen ermöglichen einen freien Tagesablauf, den nicht nur Familien mit Kindern zu schätzen wissen. Hinzu kommt, dass man nicht gezwungen ist, jeden Tag in ein Restaurant zu gehen und somit die Reisekasse schonen kann. Alle Tourist Information Centres führen in ihren Unterkunftsnachweisen auch die Möglichkeiten zum Self Catering auf. Die Vermietung erfolgt fast ausschließlich wochenweise. Faustregel: Ein Apartment kostet je nach Größe, Ausstattung und Saison zwischen £ 250 und £ 500 pro Woche.
Cotages4you, Spring Mill, Earby, Barnoldswick, Lancashire BB94 0AA, phone16doubleline.gif 0845/2680760. www.cottages4you.co.uk. English Country Cottages, Stoney Bank, Earby, Barnoldswick, Lancashire BB94 0EF, phone16doubleline.gif 08700/781100. www.english-country-cottages.co.uk.
Wer seine Ferien gerne in einem historischen Gebäude mit Flair verbringen möchte, findet selbst alte Leuchttürme im Angebot dieser Vereinigungen:
Landmarktrust, Shottesbroke, Maidenhead, Berkshire SL6 3SW, phone16doubleline.gif 01628/825925. www.landmarktrust.org.uk.
National Trust, Holiday Booking Office, PO Box 536, Melksham, Wiltshire SN12 8SX, phone16doubleline.gif 0870/4584422. www.nationaltrustcottages.co.uk.
Classic Cottages, sehr schmucke, landestypische Cottages in Cornwall, Devon, Somerset und Dorset. www.classic.co.uk.
Wohnungstausch
Wie wäre es mit einem Wohnungstausch mit einer englischen Familie? Auf diese Weise kann man seine Ferien mietfrei im jeweils anderen Land verbringen. Abgesehen von der Vermittlungsgebühr an eine Agentur entstehen keine Kosten (www.homelink.de).
Jugendherbergen
In Südengland existiert ein relativ dichtes Jugendherbergsnetz. Jugendherbergen gibt es beispielsweise in Bath, Brighton, Bristol, Canterbury, Dover, Exeter, London, Lynton, Margate, Penzance, Salisbury und Swanage.
Eine Übernachtung in einem Youth Hostel setzt auch jenseits des Ärmelkanals den Besitz eines Internationalen Jugendherbergsausweises voraus, eine Altersbegrenzung wie z. B. in Bayern gibt es hingegen nicht. Der internationale Jugendherbergsausweis kann entweder beim Deutschen Jugendherbergswerk oder seinem englischen Pendant erworben werden. Nur mit einem Jugendherbergsschlafsack oder Bettbezug ist das Übernachten in einer Jugendherberge gestattet. Wer beides nicht besitzt, bekommt die Sheets in jeder Herberge (im Preis enthalten). In vielen Einrichtungen ist eine Gemeinschaftsküche vorhanden. Hier bereitet man sich seine Mahlzeiten am preisgünstigsten zu. In den Kantinen wird Frühstück ausgegeben, das man bereits am Tag zuvor bezahlt. Häufig kann man auch ein Abendessen bestellen. Einige Hostels erlauben (meist für den halben Preis) das Zelten auf ihrem Grundstück. Die Benutzung der Einrichtungen des Hauses (Duschen, Küche usw.) sind im Preis eingeschlossen. In kleineren Jugendherbergen ist es häufig tagsüber (10-17 Uhr) nicht möglich, das Zimmer zu betreten. Teilweise rigorose Sperrzeiten (23 Uhr) beschränken den Ausflug ins Nachtleben. Wer als Paar unterwegs ist, muss damit rechnen, in getrennten Schlafräumen untergebracht zu werden. Dafür sind für Familien oft spezielle Family Rooms vorhanden.
Informationen Deutsches Jugendherbergswerk, Leonardo-da-Vinci-Weg 1, 32756 Detmold, phone16doubleline.gif 05321/99360. www.jugendherberge.de. Youth Hostel Association, Trevelyan House, Dimple Road, Matlock, Derbyshire DE4 3YH, phone16doubleline.gif 0044/1629/592700. www.yha.org.uk.
Reservierungen Es ist ratsam, rechtzeitig zu reservieren. Dies lässt sich entweder telefonisch oder im Internet erledigen, wenn man über eine Kreditkarte verfügt. Andernfalls empfiehlt sich eine schriftliche Buchung. Bei kurzfristigen Vorbestellungen (weniger als eine Woche) sollte man bis spätestens 18 Uhr anreisen. Denn bei großem Andrang wird um diese Zeit auch das freigehaltene Bett vergeben.
Preise Es gibt in England die Alterskategorien Under 18 (Jugendliche und Kinder bis 18 Jahre) und Adult (Erwachsene ab 18 Jahren). „Under 18“ bezahlen pro Übernachtung ca. £ 10-15, „Adults“ £ 15-25. Die Jugendherbergen in touristisch interessanten Städten sind jedoch oft wesentlich teurer (London ab £ 25).
Jugendherbergsausweis Wer plant, seinen Urlaub in Jugendherbergen zu verbringen, benötigt einen Internationalen Jugendherbergsausweis, den man sich schon zu Hause besorgen sollte (in Jugendherbergen oder Fremdenverkehrsämtern).
Eine preisgünstige Alternative zur Jugendherberge sind die sogenannten Backpackers Hostels, die man in vielen Städten (Brighton, Glastonbury etc.) Südenglands vorfindet. Zum einen gibt es dort auch gemischt geschlechtliche Schlafräume (ab £ 8), zudem ist die Atmosphäre oft wesentlich lockerer. Auch die Universitäten bieten in den Sommermonaten preiswerte Übernachtungsmöglichkeiten an.
Camping
Wer seinen Urlaub gerne in den „eigenen“ (Zelt-)Wänden verbringt, kann dies auch in Südengland problemlos tun. Vor allem in Küstennähe sind viele Campingplätze zu finden. Bis auf wenige Ausnahmen haben alle Campingplätze von Juni bis Ende September geöffnet, manche sogar das ganze Jahr über. Trotz des großen Angebots empfiehlt es sich im Juli und August, rechtzeitig zu reservieren, da in der Hochsaison viele Zeltplätze hoffnungslos überfüllt sind. Achtung: Auf vielen Plätzen werden nur Familien oder Paare aufgenommen.
Seit dem Jahr 2000 lässt das English Tourism Council die Campingplätze von neutralen Prüfern besuchen, die je nach Sauberkeit, Service und Lage zwischen einem und fünf Sternen vergeben. Prinzipiell gilt: Ausstattung und Preise nehmen mit der Zahl der Sterne zu. Zumeist berechnet sich der Übernachtungspreis pro Stellplatz, unabhängig davon, ob man in einem Zelt oder Wohnwagen schläft. Je nach Ausstattungsstandard und Jahreszeit müssen für eine Übernachtung zwischen £ 8 und £ 25 einkalkuliert werden.
Günstiger als die kommerziellen Campingplätze, auf denen man manchmal zwischen Wohnwagen in der Masse versinkt, sind private Plätze auf Bauernhöfen oder anderen Wiesenflächen. Einige Farmer weisen per Schild auf diese Möglichkeiten hin. Oder fragen Sie einfach einen Bauern, ob Sie auf seiner Wiese ein Zelt aufschlagen dürfen. Tut man dies jedoch, ohne zuvor um Erlaubnis zu fragen, begeht man Landfriedensbruch, der mit einer empfindlichen Geldstrafe geahndet werden kann.
Camp in my garden: Der ultimative Übernachtungstipp für England. Private Vermieter öffnen ihr Grundstück und lassen Gäste gegen eine geringe Gebühr (rund £ 10) im Garten ihres Hauses zelten: www.campinmygarden.com.