Kent

Inhaltsverzeichnis
Mächtig: Dover Castle
Als „Garten Englands“ gerühmt, gehört die Grafschaft Kent zu den touristisch attraktivsten Landschaften Südenglands. Mächtige Burgen, stattliche Kathedralen, vornehme Herrensitze und üppige Gärten - was will man mehr?
Die weißen Kreidefelsen von Dover sind zumeist das Erste, was ein Reisender von England zu sehen bekommt. In umgekehrter Richtung fungiert Kent dagegen als Ausfallstor - „Gateway to the Continent“ lautet der englische Beiname der Grafschaft. Bis in die jüngste Vergangenheit versagten die Engländer ihre Zustimmung zu dem Kanalprojekt aus Angst vor einer Invasion. Wer feindliche Invasoren abwehren will, benötigt verständlicherweise auch eine schlagkräftige Flotte. Aus diesem Grund schlossen sich die Städte Dover, Sandwich, Folkestone, Hythe und New Romney im Mittelalter zu den mächtigen Cinque Ports zusammen und kontrollierten den Schiffsverkehr auf dem Ärmelkanal, während in den Werften von Chatham viele stolze Kriegsschiffe gezimmert wurden, darunter Admiral Nelsons berühmtes Flaggschiff HMS Victory. Vor diesem Hintergrund lässt sich zweifellos die Behauptung aufstellen: Die Grundpfeiler für Englands Aufstieg zur führenden Seemacht standen in Kent.
Doch, keine Sorge, Kent hat auch seine friedlichen Seiten: Mit ihren Obstplantagen gilt die Grafschaft als der „Garten Englands“. Bereits in römischer Zeit wurden Apfelbäume und Weinstöcke gepflanzt, die Normannen machten den Birnbaum heimisch. Zu einem bedeutenden landwirtschaftlichen Erzeugnis entwickelte sich der im 16. Jahrhundert vom Kontinent eingeführte Hopfen. Die vielen Oast Houses, kegelförmige Hopfentürme mit weißen „Mützen“, die zum Trocknen der Ernte benutzt werden, sind das allgegenwärtige Wahrzeichen der Grafschaft. Vereinzelte, noch erhaltene Windmühlen sind weitere Farbtupfen in der gewiss nicht eintönigen Landschaft. Es besteht kein Zweifel: Die grüne, kultivierte Countryside mit ihren Blumen und Hecken, die die Engländer so sehr lieben, zeigt sich im Südosten der Insel von ihrer schönsten Seite. Viele wohlhabende Engländer, die in London ihr Geld verdienen, ziehen es vor, im ruhigen Kent zu wohnen, um sich in ihren gepflegten Gärten vom harten Berufsalltag zu erholen. Unter den zahllosen Gartenanlagen ragt vor allem der Sissinghurst Garden heraus. Die Schriftstellerin Vita Sackville-West und ihr Ehemann Harold Nicholson haben sich in jahrzehntelanger Arbeit ihren eigenen Paradiesgarten geschaffen. Wer die „ungezähmte“ Natur bevorzugt, kann ausgedehnte Streifzüge auf den Kreidehügeln der North Downs oder durch den einst dicht bewaldeten Weald unternehmen, der sich rund um die Kurstadt Royal Tunbridge Wells erstreckt.
Der Südosten Englands ist auch eine geschichtsträchtige Landschaft: Keine andere englische Grafschaft besitzt mehr Burgen und historische Herrenhäuser als Kent. Unter den anmutigen Adelssitzen ragen Leeds Castle, „the loveliest castle in the world“, und das imposante Knole heraus. Den kunsthistorischen Höhepunkt stellt aber sicherlich ein Besuch der altehrwürdigen Bischofsstadt Canterbury mit ihrer Kathedrale dar. Seit der Heiligsprechung von Thomas Becket war Canterbury die bedeutendste Pilgerstätte Englands, auf die noch immer alle Straßen der Grafschaft zulaufen.
Kent Tourism Alliance, CT1 2BQ, 28-30 St Peters Street, Canterbury, Kent, phone16doubleline.gif 01271/336020. www.visitkent.co.uk.

Dover

Die weißen Kreideklippen von Dover sind das Wahrzeichen von Englands berühmtestem Fährhafen. Daniel Defoes 1724 getroffene Feststellung, der Hafen sei „in schlechtem Zustand, gefährlich und von geringem Nutzen“ hat sich als klassisches Fehlurteil erwiesen.
Dover teilt mit anderen Fährhäfen das gleiche Schicksal: Es sind in erster Linie Durchgangsstationen. Hier steigt man um, wechselt von der Fähre auf das Auto oder den Zug. Die kurze Zeit des Aufenthaltes wird zumeist genutzt, um sich mit Reiseproviant einzudecken und sich die Beine ein wenig zu vertreten; den Bahnhof oder Hafen zu verlassen, ist dazu nicht nötig, der Ort des Umsteigens nebensächlich. Dover ist für die meisten Durchreisenden schon lange kein Ort mehr, an dem man längere Zeit verweilt, geschweige denn seine Ferien verbringen möchte. Dover kündet vom alltäglichen Schicksal eines Fährhafens im Zeitalter des Massentourismus. Wenn das Ziel bereits in greifbare Nähe gerückt ist, hält die wenigsten noch etwas zurück. Doch abgesehen von der Mittlerfunktion zwischen England und dem Kontinent, gebührt Dover wegen seiner Sehenswürdigkeiten eigentlich ein längerer Aufenthalt. Zumindest eine Besichtigung von Dover Castle sollte man nicht versäumen.
Cinque Ports
Die normannische Eroberung von 1066 hatte eindrucksvoll demonstriert, wie verwundbar Englands Küsten waren. Um die Gefahr feindlicher Angriffe möglichst frühzeitig abwehren zu können, ersonnen die englischen Könige ein schlagkräftiges Abwehrsystem. Die Hafenorte Sandwich, Dover, Romney, Hythe und Hastings - später kamen noch Rye und Winchelsea hinzu - sicherten ab 1278 als „Cinque Ports“ die englische Küste. Ausgestattet mit Handelsprivilegien, Gerichtshoheit und Steuerfreiheit, mussten die fünf unter der Führung von Dover stehenden Städte an 15 Tagen im Jahr eine bemannte Flotte von 57 Schiffen stellen und im Bedarfsfall den Transport von Truppen und Nachschub organisieren. Nachdem Heinrich VIII. den Aufbau einer königlichen Flotte in die Wege geleitet hatte, nahm der Stellenwert der Cinque Ports stetig ab. Als 1685 auch noch die Privilegien abgeschafft wurden, fielen die Häfen, bis auf Dover, der Bedeutungslosigkeit anheim.
Geschichte
Dovers Geschichte geht auf das römische Dubris zurück. Wenige Jahrzehnte nach der erfolgreichen Invasion machten die Eroberer Dover zum Stützpunkt ihrer nordischen Flotte und errichteten auf dem späteren Burgberg einen Leuchtturm (Pharos), der als das älteste erhaltene römische Bauwerk in Großbritannien gilt. Ein weiteres Zeugnis für die antike Vergangenheit ist ein 1970 durch Zufall entdecktes römisches Haus mit Wandmalereien und Mosaiken. Die anglo-normannischen Könige, die Dovers strategische Bedeutung erkannt hatten, errichteten unter Heinrich II. eine mächtige Burganlage, die später mehrfach erweitert wurde. Dover Castle überstand die deutschen Angriffe im Zweiten Weltkrieg relativ unbeschadet, während der Hafen und die Stadt durch die Bomben stark in Mitleidenschaft gezogen worden sind.
Information Tourist Information Centre, Market Place (im Dover Museum), Dover, Kent CT16 1PB, phone16doubleline.gif 01304/201066. www.dover.gov.uk oder www.whitecliffscountry.org.uk.
Einwohner 38.000 Einwohner.
Verbindungen Zug - Hauptbahnhof in der Folkestone Road westlich des Zentrums. Verbindungen nach Canterbury, Sandwich, Deal und London. phone16doubleline.gif 0845/7484950 www.nationalrail.co.uk. Bus - Busbahnhof in der Pencester Road (ausgeschildert), phone16doubleline.gif 01304/240024; regelmäßige Busverbindungen nach London-Victoria, Canterbury, Folkestone, Deal und Sandwich. Fahrkarten im National Office oder im Bus. www.nationalexpress.com.
Kino The Silver Screen, phone16doubleline.gif 01304/228000. www.silverscreencinemas.co.uk.
Museum Dover Transport Museum, gezeigt werden historische „Verkehrsmittel“ vom Fahrrad bis zum Bus. Old Park, Whitfield. Von Ostern bis Sept. Sa und So 10.30-17 Uhr, Mi 13.30-17 Uhr. Eintritt £ 4.50, erm. £ 3. www.dovertransportmuseum.org.uk.
Schwimmen Dover Leisure Centre, tgl. 8-18 Uhr, werktags 6.30-22 Uhr. www.vistaleisure.com.
White Cliffs Boat Trips Mit dem Ausflugsboot zu den weißen Klippen von Dover. Abfahrt stündlich von Dover Marina. Kosten: £ 8, erm. £ 5. www.doverwhiteclifftours.com.
Übernachten
1Bleriot’s Guest House
3Wallett’s Court
4Amanda Guest House
5East Lee Guest House
8Blakes of Dover
9Castle 39 Street
Essen & Trinken
2The Allotment
3Wallett's Court
6Chaplin’s
7The Eight Bells
Übernachten Mein Tipp: Wallett’s Court 3 Das Hotel liegt etwas außerhalb, gut zwei Kilometer östlich von Dover, in einem historischen Gebäude in St-Margaret’s-at-Cliffe. Einladende Zimmer, Hallenbad und Sauna sorgen für die nötige Entspannung nach der Anreise. Ein besonderes Highlight sind die Übernachtungsmöglichkeiten in einem der beiden Tipis oder in einem historischen Badewagen! Das Restaurant gilt als eines der besten in der Region, die richtige Adresse, um die bekannte Dover Sole zu versuchen. Drei-Gang-Menü £ 21.95 (mittags) oder £ 39.95 (abends). Kostenloses WLAN. B & B je nach Saison und Zimmer £ 70-105 pro Person. phone16doubleline.gif 01304/852424. www.wallettscourthotel.com.
Mein Tipp: Castle 39 Street 9 Ein überaus reizvolles kleines B & B mit nur drei Zimmern im Boutique-Style. Herrliche Bäder! WLAN. B & B ab £ 51.50. 39 Castle Street. www.39castlestreetdover.co.uk.
Lesertipp: East Lee Guest House 5 Das elegante Gästehaus in der Stadtmitte ist ein Tipp von Bärbel Lach und Konrad Hahn. WLAN. B & B im DZ £ 32.50-35. 108 Maison Dieu Road, phone16doubleline.gif 01304/210176. www.eastlee.co.uk.
Blakes of Dover 8 Nettes B & B mit Restaurant mitten im Zentrum. Ordentliche Zimmer. WLAN. Übernachtung ab £ 26 pro Person (ohne Frühstück). 52 Castle Street, phone16doubleline.gif 01304/202194. www.blakesofdover.com.
Amanda Guest House 4 Das gemütliche viktorianische Haus abseits vom Straßenlärm wurde von Lesern gelobt; drei Zimmer mit riesigen Bädern, gemütlich und stilvoll. £ 32.50-35 pro Person. 4 Harold Street, phone16doubleline.gif 01304/201711. www.amandaguesthouse.com.
Bleriot’s Guest House 1 Der freundliche Besitzer Martin Casey führt gerne ein Gespräch mit seinen Gästen und informiert über Dover. Die acht Zimmer mit Dusche/WC sind in einem ordentlichen Zustand, das Frühstück ist reichhaltig. Schallschutzfenster. Freundliche Atmosphäre, ein paar Parkplätze stehen vor dem Haus zur Verfügung. Kostenloses WLAN. B & B im DZ £ 30-36 pro Person, Wochenendrabatte! 47 Park Avenue, phone16doubleline.gif 01304/211394. www.bleriots.net.
Camping Hawthorn Farm. Über 100 Zeltplätze in schöner ländlicher Lage, jedoch nahe der Bahnlinie. Die Parzellen sind durch Hecken abgegrenzt. Von Dover die A 258 Richtung Deal, in Martin Mill links ab (ausgeschildert). Nov.-Febr. geschlossen. Caravan/Zelt ab £ 15. phone16doubleline.gif 01304/852658. www.keatfarm.co.uk/parks/hawthorn-farm.
Essen & Trinken Mein Tipp: The Allotment 2 Das beste Restaurant im Ort, gekocht wird Modern British auf hohem Niveau, wobei fast ausschließlich auf regionale Zutaten zurückgegriffen wird. Modernes Bistro-Ambiente, Terrasse hinter dem Haus. Täglich wechselnde Tagesgerichte, beispielsweise mit einem Slow Roasted 'Crying' Shoulder Of Canterbury Lamb für £ 14.50. Hauptgerichte £ 8-17. So und Mo Ruhetag. 9 High Street, phone16doubleline.gif 01304/214467. www.theallotmentdover.co.uk.
Chaplin’s 6 Ein beliebter Treff ist dieses Restaurant mit Bar; Sandwiches ab £ 3.50, ein Frühstück bis £ 4.95. Mo-Sa 8.30-21 Uhr, So 10.30-21 Uhr. 2 Church Street, phone16doubleline.gif 01304/204870.
The Eight Bells 7 Ansehnliches Pub in der Fußgängerzone, preiswerte Gerichte und viel einheimisches Publikum. WLAN. 19 Cannon Street, phone16doubleline.gif 01304/205030.
Sehenswertes
Dover Castle: Dover Castle ist nicht nur eine der imposantesten mittelalterlichen Wehranlagen an der englischen Küste, sondern von ganz Europa. Unter Heinrich II. begonnen, steht der normannische Bergfried (Keep) mit seinen sechs Meter dicken Mauern im Zentrum der Burganlage. Er beherbergt verschiedene Ausstellungen zur englischen Geschichte, beispielsweise „Siege of 1216“ oder „Preparations for the visit of Henry VIII.“. Auf dem Areal steht zudem ein Leuchtturm (Pharos) aus römischer Zeit, der der benachbarten angelsächsischen Kirche St-Mary-in-Castro lange Zeit als Glockenturm diente.
Eine weitere Attraktion des Burgbergs sind die Secret Wartime Tunnels, die nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden können. Die Kasematten und unterirdischen Gänge wurden größtenteils während der napoleonischen Kriege angelegt und im Zweiten Weltkrieg reaktiviert. Winston Churchill und Admiral Ramsay planten hier 1940 die legendäre Evakuierung der alliierten Truppen aus Dünkirchen („Operation Dynamo“).
April bis Sept. tgl. 10-18 Uhr, im Aug. ab 9.30 Uhr, Okt. bis März tgl. 10-16 Uhr. Von Nov. bis Jan. Di und Mi geschlossen. Eintritt £ 17, erm. £ 15.30 oder £ 10.20, Family Ticket £ 44.20 (EH).
Dover Museum: Wer den klassischen Museumsbesuch vorzieht, dem bietet das Stadtmuseum auf drei Etagen einen umfassenden Einblick in die Geschichte von Dover. Anhand von Stadtmodellen lässt sich die 2000-jährige Entwicklung zu einem modernen Fährhafen anschaulich nachvollziehen. Die neueste Attraktion ist „The Bronze Age Boat Gallery“, in deren Zentrum ein 1992 bei Straßenarbeiten entdecktes, 4000 Jahre altes Boot steht, welches aufschlussreiche Erkenntnisse über die Bronzezeit geliefert hat.
Market Place. Mo-Sa 9.30-17 Uhr, So 10-15 Uhr. Eintritt £ 3.50, erm. £ 2.25. www.dovermuseum.co.uk.
Roman Painted House: Unweit des Dover Museum entdeckte man 1970 bei Bauarbeiten für einen Parkplatz die Ruinen eines römischen Gästehauses. Das kleine Ensemble samt Hypokaustenheizung und Mosaiken wurde konserviert und als Museum für Besucher zugänglich gemacht.
New Street. Juni bis Aug. tgl. außer Mo 10-17 Uhr. Eintritt £ 3, erm. £ 2.
Die weißen Klippen von Dover
The White Cliffs of Dover (Shakespeare Cliff und St Margaret’s-at-Cliffe): Westlich von Dover erhebt sich Shakespeare Cliff, das weißeste, steilste und imponierendste Kliff Englands. Es wird vermutet, dass Shakespeare die Kliffszene in King Lear an diesem Kreidefelsen spielen ließ: „There is a Cliff whose high and bending head, looks fearfully in the confined deep“, so beschreibt der erblindete Graf von Gloucester diesen Felsen und wünscht, man möge ihn an den Rand führen, damit er sich hinunterstürzen könne. Aus Richard II. stammt der angesichts der Klippen viel zitierte Ausspruch: „This precious stone set in the silver sea.“ Auch wer seinen Shakespeare nicht gelesen hat, wird von der Szenerie beeindruckt sein: An klaren Tagen reicht die Fernsicht bis hinüber zur französischen Küste. Seit ein paar Jahren gehören die Cliffs links und rechts von Dover dem National Trust, der östlich von Dover einen kostenpflichtigen Parkplatz und ein Besucherzentrum (Visitor Centre) eingerichtet hat.
Wandern
St Margaret’s-at-Cliffe: Reizvoll ist außerdem ein Spaziergang vom Visitor Centre über die Kreidefelsen in Richtung Osten. Der Weg ist mit dem Symbol eines gehörnten Helmes auch als „Saxon Shore Way“ gekennzeichnet. Auf dem Weg kommt man nach 45 Minuten an einem weißen Leuchtturm (South Foreland Lighthouse, März bis Okt. Fr-Mo 11-17.30 Uhr, im Aug. auch Di-Do 11-17.30 Uhr. Eintritt £ 5, erm. £ 2.50, NT) und einer Mühle vorbei und erreicht nach etwa sieben Kilometern das in einer Bucht gelegene St Margaret’s-at-Cliffe. Mit dem Bus gelangt man wieder zurück nach Dover.

Folkestone

Das viktorianische Seebad Folkestone ist heute vor allem durch den Eurotunnel bekannt geworden. Wenige Kilometer nordwestlich der Stadt taucht das Jahrhundertbauwerk unvermutet aus dem Untergrund auf.
Tunnelpläne und die Angst vor einer Invasion
Im Jahre 1751 veranstaltete die Akademie der nordfranzösischen Stadt Amiens erstmals einen Wettbewerb zur Erforschung neuer Möglichkeiten der Kanalüberquerung; der erste ernsthafte Vorschlag wurde allerdings erst 1802 von dem französischen Ingenieur Albert Mathieu vorgelegt. Obwohl Napoleon - was er auch immer im Schilde geführt haben mag - das Vorhaben wohlwollend unterstützte, kamen die Pläne für eine von Öllampen erhellte Kutschenröhre durch den Ärmelkanal nicht zur Ausführung. Im Laufe der Jahrzehnte wurden bei der Kommission zahlreiche abenteuerliche Vorschläge eingereicht: Brücken aller Art, Tunnel, die zwecks Pferdewechsel auf künstliche Inseln im Kanal führten sowie gigantische Fähren, die ganze Eisenbahnzüge aufnehmen konnten. Ein ebenso großes Hindernis wie die technischen Probleme war die ureigene britische Angst vor einer möglichen Invasion. Im Jahre 1882 trieb man einen Probestollen in die Shakespeare Cliffs, doch wurden die Arbeiten wieder eingestellt, nachdem sich zahlreiche Honoratioren in einer Petition an die Königin dafür ausgesprochen hatten, England als „virgo intacta“ zu erhalten. Im Zweiten Weltkrieg befürchteten die Engländer gar, die Deutschen könnten heimlich einen Graben unter dem Kanal hindurch buddeln. Die Royal Navy erteilte daraufhin ihren Schiffen die Anweisung, nach verräterisch schlammigem Wasser Ausschau zu halten. Erst 1987 wurde dann der Bau des etwa 50 Kilometer langen Eurotunnel ernsthaft in Angriff genommen. Nach drei Jahren, am 1. Dezember 1990, war es so weit: französische und englische Arbeiter konnten sich unter dem Meeresgrund symbolträchtig die Hände schütteln.
Trotz seiner Bedeutung als Fährhafen und trotz des einladenden Sandstrandes hält sich der Tourismus in Folkestone in überschaubaren Grenzen. Nur wenige Ankömmlinge legen einen längeren Zwischenstopp ein, obwohl es auch in Folkestone einiges zu entdecken gibt. So beispielsweise das alte Fischerviertel The Stade, das sich mit seinen gedrungenen roten Steinhäusern ein ursprüngliches Flair erhalten hat, aber auch schon bessere Zeiten gesehen hat; einen eindrucksvollen Kontrast hierzu bilden die in Sichtweite ankernden Passagierschiffe. Nett anzusehen ist auch der etwas oberhalb liegende alte Stadtkern The Bayle. Enge Gassen, dicht aneinander gereihte Häuser, eine Fußgängerzone und jede Menge uriger Pubs erfreuen das Touristenherz. Die über den Klippen thronende Promenade The Leas bietet einen schönen Ausblick, der bei entsprechendem Wetter bis zur französischen Küste reicht. Die Promenade selbst ist nicht weniger sehenswert: Wie ein Bollwerk stemmen sich viktorianische Hotels und Gasthöfe aus dem 19. Jahrhundert zusammen mit ein paar hässlichen modernen Hotelkomplexen gegen Wind und Wetter. Wer will, kann bis ins nahe Hythe hinüber spazieren. Leider wurde der Strand von Folkestone in den letzten Jahren mehrfach in die wenig rühmliche Liste von „Britain’s Dirtiest Beaches“ aufgenommen; angesichts der schlechten Wasserqualität ist von einem Bad daher dringend abzuraten.
Information Tourist Office, untergebracht in einem kleinen „Holzbungalow“ in der Ortsmitte (ausgeschildert). Harbour Street, Folkestone, Kent CT20 1QN, phone16doubleline.gif 01303/258594. www.discoverfolkestone.co.uk bzw. www.folkestonetouristinformation.co.uk.
Einwohner 45.000 Einwohner.
Verbindungen Bus - Busbahnhof (Bouverie Square) am Middelburg Square. Ashford (Bus 10), Hastings (Bus 11, 12, 711), Canterbury (Bus 16, 17), Dover (Bus 90, 93, 94, 711) sowie London sind direkt und regelmäßig zu erreichen. Regionalbusse auch nach Hythe, New Romney und Lydd. www.nationalexpress.com. Zug - drei Bahnhöfe in Folkestone: Central Station (Cheriton Road), Harbour Station (am Ferry Terminal), West Station (Station Road). Regelmäßiger Zugverkehr nach London; nach Canterbury in Ashford oder Dover umsteigen. www.nationalrail.co.uk.
Fahrradverleih Activ Shop, 145 Sandgate Road, phone16doubleline.gif 01303/240110. www.activfolkestone.com.
Golf Lydd Golf Course, Romney Marsh. 18-Loch-Anlage. phone16doubleline.gif 01797/320808. www.lyddgolfclub.co.uk.
Kino The Silver Screen, Old Town Hall. Guildhall Street, phone16doubleline.gif 01303/221230. www.silverscreencinemas.co.uk.
Markt Do und Sa in der Guildhall Street. Der Sonntagsmarkt an der Uferpromenade gilt als einer der größten im Südosten Englands.
Schwimmen Sports Centre, Radnor Park Avenue. www.folkestonesports.ndo.co.uk.
Übernachten Sunny Lodge 4 Das Eckhaus mit den hellen, großen Räumen genießt einen guten Ruf. Teilweise Etagendusche, Parkplätze vor dem Haus vorhanden. Kostenloses WLAN. B & B ab £ 30 pro Person. Unweit des Bahnhofs. 85 Cheriton Road, phone16doubleline.gif 01303/251498. www.sunnylodge.co.uk.
Chandos Guest House 3 Familiär geführtes kleines Haus mit sieben ordentlichen Zimmern; kostenloses WLAN. B & B ab £ 29 pro Person, nur Übernachtung ab £ 25. 77 Cheriton Road, phone16doubleline.gif 01303/851202. www.chandosguesthouse.co.uk.
Camping Black Horse Farm. Ein Campingplatz mit sehr guter Sanitärausstattung befindet sich nördlich von Folkestone in dem Ort Densole. WLAN. Zelt und Caravan (inkl. zwei Personen) ab £ 12. In der Hochsaison unbedingt vorher buchen (ganzjährig geöffnet). 385 Canterbury Road, phone16doubleline.gif 01303/892665. www.davidklyne.co.uk/black_horse_farm_caravan_club_si.htm.
Essen & Trinken Googies 2 Schönes Tagescafé mit einladender Atmosphäre und alternativem Künstler-Flair, abends manchmal Konzerte. Straßenterrasse. Kostenloses WLAN. 15 Rendevouz Street phone16doubleline.gif 01303/246188. www.googies.co.uk.
Pullman Pub 1 Mitten in der Altstadt befindet sich dieses auch bei Einheimischen beliebte Pub. 7-9 Church Street, 01303/240538. www.thepullman.co.uk.
Cliff Top Café. Wie der Name schon andeutet, besticht das Café vor allem durch seine Lage auf den Klippen mit Blick auf den Ärmelkanal. Zwei Kilometer östlich von Folkestone, an der Straße nach Dover.
Umgebung
Kent Battle of Britain Museum
Der deutsche Angriff auf England kam glücklicherweise über den Luftkrieg nicht hinaus. Wer sich für abgestürzte Messerschmitts, Spitfires und Hurricanes interessiert, findet auf dem ehemaligen Flugplatz der Royal Airforce in Hawkinge ein umfangreiches historisches Waffenarsenal vor.
Aerodrome Road, Hawkinge Airfield. Ostern bis Okt. tgl. außer Mo 10-16 Uhr, von Juni bis Sept. bis 17 Uhr. Eintritt £ 6, erm. £ 5.50. www.kbobm.org.
Port Lympne Wild Animal Park
Eingebettet in die Küstenlandschaft oberhalb von Romney Marsh leben in dem 130 Hektar großen Tierpark Gorillas, Elefanten, Nashörner, Schneeleoparden, Löwen und Tiger. Ein historisches Herrenhaus und ein prachtvoller Garten gehören ebenfalls zu diesem Areal. Wer will, kann sich mit dem Safari-Shuttle durch den Park fahren lassen.
Übernachten
3Chandos Guest House
4Sunny Lodge
Essen & Trinken
1Pullman Pub
2Googies
Ostern bis Sept. tgl. 10-18 Uhr, im Winter 10-17 Uhr (letzter Einlass 90 Minuten vor Schließung). Eintritt £ 23.95, erm. £ 19.95. www.aspinallfoundation.org/portlympne.
Hythe
An Folkestone grenzt von Westen her das Küstenstädtchen Hythe an, das im Mittelalter als einer der „Cinque Ports“ die Küste sicherte. Von seiner schönsten Seite zeigt sich der Ort aber nicht an der Küste, sondern im historischen Zentrum nördlich der High Street. Ein gruseliges Szenario erwartet den Besucher im mittelalterlichen Beinhaus der St Leonard’s Church.
Romney Marsh
Südwestlich von Folkestone erstreckt sich über 20.000 Hektar die Romney Marsh, ein für seine Schmuggler- und Geistergeschichten bekannter Landstrich. Mit ihren Deichen, Kanälen und Wassergräben erinnert Romney Marsh an die deutsche Nordseeküste. Entlang der sauberen Strände lassen sich geruhsame Stunden oder Tage verbringen, während auf den Deichen die Schafherden weiden. Ein Teil des Areals steht unter Naturschutz, da hier seltene Vogelarten wie Seeschwalben und Steinbrachvögel nisten.
Römische Spuren wird man in Romney Marsh vergeblich suchen, denn das Gebiet lag vor zweitausend Jahren noch unter dem Meeresspiegel, dafür gibt es dreizehn mittelalterliche Kirchen zu besichtigen, darunter die als „Cathedral of the Marsh“ gerühmte All Saints Church in Lydd. Hauptort des Landstrichs ist New Romney, ein traditionsreicher Seehafen, der allerdings längst verlandet ist. Sehenswert ist die St Nicolas Church, eine normannische Pfarrkirche, die im 14. Jahrhundert im spätgotischen Stil verändert wurde. Henry James, der im nahen Rye lebte, erinnerten die Marschen gar an Italien: „Wenn die Sonne sinkt, die Schatten länger werden und die berittenen Schafherden mit ihren Hunden in der gräsernen Wildnis an Ihnen vorüberreiten, finden Sie in der sachten englischen Marsch einen Widerhall der Campagna Romana.“
Mit der Schmalspureisenbahn durch Romney Marsh
Ein ungewöhnliches Beförderungsmittel zur Erkundung der Romney Marsh ist die Romney, Hythe & Dymchurch Railway, die kleinste öffentliche Eisenbahn der Welt. Die Züge der Dampflokbahn verkehren von April bis September täglich auf der 23 Kilometer langen Strecke von Hythe über New Romney nach Dungeness, wo der Derek Jarman’s Garden und ein alter Leuchtturm besichtigt werden können (Infos: phone16doubleline.gif 01797/362353 oder www.rhdr.org.uk, ab £ 9.40). Einzig das nahe Atomkraftwerk ist ein wenig erfreulicher Anblick.

Deal

Deal ist ein ruhiges, friedliches Städtchen. In hellen Farben leuchten die Häuser an der Promenade. Nur wenige Meter entfernt liegen bunte Fischerboote aneinandergereiht auf dem lang gestreckten Kiesstrand.
An Sonntagen scheint der ganze Ort auf den Beinen zu sein. In einer frischen Brise spazieren Familien samt ihren Hunden am Kiesstrand entlang. Zum Einkaufen geht man in die parallel zur Promenade verlaufende High Street. Am (weniger schönen) Betonpier, der weit ins Meer reicht, treffen sich die Angler, um Tee trinkend ihrem Hobby nachzugehen. Sie haben sich den Platz ausgesucht, der den besten Blick auf Deal bietet. Doch so friedlich ist es hier nicht immer zugegangen. Im Jahre 55 vor unserer Zeitrechnung soll Julius Caesar in Deal gelandet sein, um von hier aus Britannien zu erobern. Um weiteren Eroberungen vorzubeugen, ließ Heinrich VIII. knapp 1600 Jahre später diese Küstenlinie befestigen und in Deal sowie im angrenzenden Walmer zwei mächtige Verteidigungsanlagen errichten. Als Baumeister zeichnete mit Stephan von Haschenperg übrigens ein Deutscher verantwortlich.
Information Tourist Office, Town Hall, High Street, Deal, Kent CT14 6BB, phone16doubleline.gif 01304/369576. www.whitecliffscountry.org.uk.
Einwohner 28.500 Einwohner.
Verbindungen Zug - Der Bahnhof ist in der Queen Street (westlich), ausgeschildert. Deal liegt an der Strecke Dover-Isle of Thanet (Ramsgate) mit Verbindungen nach Sandwich. Bus - Busbahnhof in der South Street am Anfang der High Street (Fußgängerzone). Regelmäßiger Busverkehr nach Dover, Folkestone, Sandwich, Canterbury.
Schwimmen Tides Leisure Centre, Victoria Road. Mit Wellenbad, Riesenrutsche, Sauna und Whirl-Pool. Tgl. 7-22 Uhr, Sa und So nur bis 18 Uhr. www.vistaleisure.com.
Veranstaltungen Deal Summer Music Festival, Ende Juli. www.dealfestival.co.uk.
Übernachten Channel View. Unterkunft im Zentrum, nur einen Katzensprung vom Hafen. B & B ab £ 30 pro Person. 9 Beach Street, phone16doubleline.gif 01304/368194. www.kingsheaddeal.co.uk.
Deal Castle diente einst der Küstenverteidigung
Mein Tipp: Number One. Modernes B & B in einer viktorianischen Villa unweit des Meeres. Die komfortablen Zimmer mit ihren schönen Bädern haben Stil und Atmosphäre. Extras: Kostenloses WLAN und Ipod-Docking-Stations. Zwei Tage Mindestaufenthalt. B & B £ 42.50-47.50 pro Person im DZ. 1 Ranelagh Road, phone16doubleline.gif 01304/364459. www.numberonebandb.co.uk.
Essen & Trinken Dunkerley’s. Ausgezeichnetes Restaurant (englische Küche, Menü mittags ab £ 11.95, abends ab £ 21.95) mit Hotelbetrieb. Geschmackvolle Gästezimmer, B & B ab £ 60 pro Person, günstig ist die Halbpension ab £ 80. 19 Beach Street, phone16doubleline.gif 01304/375016. www.dunkerleys.co.uk.
The King’s Head. Maritim-gemütliches Pub - seit dem 18. Jahrhundert in Familienbesitz! - mit großer Terrasse, von der man einen schönen Blick auf den Ärmelkanal hat. Zu loben ist auch das Seafood. Zimmervermietung, B & B ab £ 30 pro Person. 9 Beach Street, phone16doubleline.gif 01304/368194. www.kingsheaddeal.co.uk.
Lesertipp: The Bohemien. Das sich auf zwei Etagen erstreckende Pub und Restaurant (unten trinkt, oben isst man) ist ein Tipp von Peter Ritter: „Das Pub glänzt mit einer Fülle unterschiedlicher Biere und Snacks, das Restaurant mit einer begrenzten Zahl ambitionierter Gerichte, die täglich um ein paar Specials ergänzt werden. Geboten wird Modern English Kitchen mit erkenn- und schmeckbar frischen Zutaten, alles sehr hübsch angerichtet und von netten Menschen serviert. Fisch, Fleisch, Pasta, Gemüse - von allem ist etwas dabei. Wenn man einen Fensterplatz hat, schaut man aufs Meer. Der Raum ist allerdings nicht sonderlich groß und das Restaurant begehrt, deswegen ist eine Reservierung zumindest in der Saison ratsam.“ Terrasse hinter dem Haus. 47 Beach Street, phone16doubleline.gif 01304/374843. www.thebohemian.co.uk.
81 Beach Street. Ein weiteres nettes Restaurant an der Seafront mit schönem Holzfußboden und guter Küche. Empfehlenswert ist der gegrillte Kabeljau. Mittagsmenü £ 12.80, sonst für £ 15.90. Sonntagabend geschlossen. 81 Beach Street, phone16doubleline.gif 01304/368136. www.81beachstreet.co.uk.
Sehenswertes
Einzige Alternative mangels Hafen
Deal Castle: Heinrich VIII. ließ zur Verteidigung der englischen Südküste mehrere Forts errichten, von denen Deal Castle das am besten erhaltene ist. Ungewöhnlich ist der einer sechsblättrigen Tudorrose nachempfundene Grundriss. Im Zentrum der Bastion steht ein dreistöckiger Geschützturm, der von einem doppelten Ring halbkreisförmiger Bastionen sowie einem Graben umschlossen wird. Bei einer Besichtigung der dunklen und kühlen Gewölbe wird man ansprechend über die Geschichte der Befestigungsanlage informiert.
April bis Sept. tgl. 10-18 Uhr, Okt. tgl. 10-17 Uhr, Nov. bis März tgl. 10-16 Uhr. Eintritt £ 5, erm. £ 4.50 oder £ 3 (EH).
Deal Maritime & Local History Museum: Im Mittelpunkt des lokalgeschichtlichen Museums von Deal steht natürlich die Seefahrt.
St George’s Road. Ostern bis Sept. tgl. außer Mo und So 13.30-17 Uhr. Eintritt £ 3, erm. £ 1.50. www.dealmuseum.co.uk.
Timeball Tower: Jahrhundertelang war das größte Problem der Schifffahrt die korrekte Bestimmung des richtigen Längengrads, der für eine exakte Navigation unerlässlich ist. Vor dem Bau des Chronometers von Harrison war das wichtigste Hilfsmittel die genaue Uhrzeit. Der Time Ball Tower von Deal, in dem sich heute ein Kommunikations- und Telegraphiemuseum befindet, signalisierte den Segelschiffen die korrekte Zeit. Jeden Tag um 13 Uhr fiel der Ball am Mast hinunter.
Mai bis Sept. Sa und So 10-16 Uhr, Juni bis Sept. auch Mi-Fr 11-16 Uhr. Eintritt £ 3, erm. £ 2. http://dealtimeball.tripod.com.
Umgebung
Walmer Castle & Gardens
In einer knappen halben Stunde kann man von Deal in südlicher Richtung zum Walmer Castle spazieren. Die ebenfalls unter Heinrich VIII. errichtete Befestigungsanlage ist die offizielle Residenz des Lord Warden of the Cinque Ports. Es handelt sich dabei um einen Ehrentitel, der lange Zeit an die Königinmutter Elizabeth vergeben war. Wenn ihre „Lordschaft“ Walmer Castle mit ihrer Gegenwart beehren, bleiben die Pforten für Besucher geschlossen. Zu ihren berühmtesten Amtsvorgängern zählten Churchill und der Duke of Wellington. Der Held von Waterloo ist am 14. September 1852 in Walmer Castle gestorben. In seinem Sterbezimmer stehen noch die legendären schwarzen Stiefel des Herzogs. Eine Erkundung lohnen auch die Wallgräben, die in eine ausgedehnte Gartenanlage verwandelt wurden.
Kingsdown Road. April bis Sept. tgl. 10-18 Uhr, Okt. Mi-So 10-17 Uhr, März Mi-So 10-16 Uhr, Jan. und Febr. nur Sa und So 10-16 Uhr. Eintritt £ 7.70, erm. £ 6.90 oder £ 4.60 (EH).

Sandwich

Mit seinen kopfsteingepflasterten Gassen und den vielen Fachwerkhäusern strahlt Sandwich noch viel mittelalterliches Flair aus. Dennoch ist es schwer vorstellbar, dass der Ort zu Zeiten der normannischen Eroberung die viertbedeutendste Stadt Englands war.
Egal ob Sachsen, Dänen oder Becket-Pilger vom europäischen Kontinent - sie alle betraten in Sandwich erstmals englischen Boden. Händler und Seefahrer mehrten den Reichtum der Stadt am River Stour, die im Mittelalter zu den Cinque Ports gehörte. Der Niedergang von Sandwich setzte aber unaufhaltsam ein, als der Hafen zu versanden begann: Heute liegt der Ort fast drei Kilometer vom Meer entfernt! In touristischer Hinsicht kann man dem Niedergang auch positive Seiten abgewinnen, denn in Sandwich blieb gewissermaßen die Zeit stehen. Bei einem Rundgang durch die von einem gut erhaltenen Verteidigungswall umgebene Stadt stößt man fast unweigerlich auf eine malerische Zugbrücke, die über den River Stour führt. Eindrucksvoll sind auch das Fisher Gate, ein Stadttor aus dem 14. Jahrhundert sowie die fachwerkgesäumte Strand Street.
Information The Guildhall, Cattle Market, Sandwich, Kent CT13 9AH, phone16doubleline.gif 01304/613565. Nur April bis Sept. tgl. 11-16 Uhr geöffnet. www.whitecliffscountry.org.uk.
Einwohner 5000 Einwohner.
Verbindungen Bus - am Cattle Market (bei Guildhall); regelmäßig von Deal über Sandwich nach Canterbury. Zug - Bahnhof an der Delfside Street; Verbindungen nach Deal, Dover, London, Ashford, Ramsgate und Margate.
Kino Empire, Delft Street. www.empiresandwich.co.uk.
Markt Donnerstags.
Schwimmen Sandwich Leisure Centre, Deal Road. Tgl. 9-22 Uhr. www.freedom-leisure.co.uk.
Veranstaltungen The Sandwich Festival am August Bank Holiday.
Übernachten/Essen Mein Tipp: Bell Hotel. Keine Frage, das erste Haus am Platz, hier trifft sich auch der örtliche Rotary-Club. Das Restaurant hat sich auf Fisch spezialisiert. Hauptgerichte £ 15. Auch als Hotel ist das verschachtelte Anwesen eine gute Wahl, die 37 individuellen Zimmer sind großzügig und gepflegt. Dezentes Understatement ist angesagt. Kostenloses WLAN. Übernachtung inkl. Frühstück je nach Ausstattung £ 55-107.50 pro Person, EZ ab £ 95, günstigere Wochenendtarife. Barbican, phone16doubleline.gif 01304/613388. www.bellhotelsandwich.co.uk.
The Fleur. Einfacher Gasthof im Ortszentrum. Klassische englische Küche, mittags gibt es den Roast Turkey für £ 7.95. Direkt über den Gasträumen werden ein paar passable Räume vermietet: DZ £ 59, EZ £ 45. phone16doubleline.gif 01304/ 619533.
Solley Farm House. Das zwischen Sandwich und Deal in der Ortschaft Worth gelegene Gehöft bietet luxuriöse B & Bs mit Landhausflair. DZ ab £ 120. phone16doubleline.gif 01304/613701. www.solleyfarmhouse.co.uk.
Fisherman’s Wharf. Nettes Restaurant mit schönem Innenhof, ausgezeichnete Fischküche zu moderaten Preisen. Lecker ist das Curry vom Seeteufel (Monkfish), Mittagsmenü für £ 13.50. Quayside, phone16doubleline.gif 01304/613636.
Ein Sandwich in Sandwich?
Bei dem Ortsnamen Sandwich haben die meisten Menschen eine bestimmte Assoziation, und die ist gar nicht mal falsch: Als Erfinder des Sandwiches gilt John Montagu, seines Zeichens der 4. Earl of Sandwich. Montagu war ein begeisterter Kartenspieler und nichts war ihm mehr verhasst, als eine spannende Partie wegen einer Mahlzeit unterbrechen zu müssen. Irgendwann im Jahre 1762 ließ er sich ein zwischen zwei Brotscheiben eingeklemmtes Stück Fleisch reichen, und das Sandwich war geboren! Die Idee machte Schule und die einfach zuzubereitende Zwischenmahlzeit war fortan nicht mehr vom englischen Speisezettel wegzudenken. Bekannt für besonders leckere Sandwiches sind die Lebensmittelabteilungen von Marks & Spencer sowie die Londoner Kette Prêt à Manger.
Sehenswertes
Sandwich: Fachwerk und Flair
Guildhall: Ein Wappen mit drei halben Löwen und drei halben Schiffen erinnert an der Guildhall noch an die Cinque Ports, zu denen auch Sandwich gehörte. Bei einer Führung durch das Gebäude aus dem 16. Jahrhundert werden der historische Gerichtssaal und Fotos aus viktorianischer Zeit gezeigt.
New Street. April bis Sept. Di, Mi, Fr, Sa 10.30-12.30 und 14-16 Uhr, Do und So 14-16 Uhr, im Winter tgl. außer Mo 14-16 Uhr. Eintritt £ 1, erm. £ 0.50.
Richborough Roman Fort: Zwei Kilometer nördlich von Sandwich erheben sich die Ruinen von Rutupiae, die zu den imposantesten Hinterlassenschaften der Römer in Südengland gehören. Das Kastell wurde bereits kurz nach der Invasion errichtet, um einen festen Brückenkopf zum Kontinent zu besitzen. Erhalten sind noch die Grundmauern eines Triumphbogens, den Kaiser Claudius bei seiner Ankunft auf einem Elefanten durchritten haben soll. Trotz erweiterter Verteidigungsanlagen konnte das Kastell im 5. Jahrhundert dem zunehmenden Druck der Sachsen nicht mehr standhalten.
Richborough Road. April bis Sept. tgl. 10-18 Uhr. Eintritt £ 5, erm. £ 4.50 oder £ 3 (EH).

Ramsgate

Zusammen mit Broadstairs und Margate bildet Ramsgate das touristische Dreigestirn der Isle of Thanet. Und genau wie seine Nachbarorte auf der Halbinsel besitzt auch Ramsgate lange, einladende Sandstrände.
Das am nordöstlichen Zipfel der Grafschaft Kent gelegene Ramsgate lebt noch heute von seinem viktorianischen Flair, überall leuchtet der für diese Epoche typische rote Ziegelstein. Während der Sommermonate drängen sich die sonnenhungrigen Urlauber nordöstlich des Hafens an den Ramsgate Sands, dem lokalen Sandstrand, der sich etwa zwei Kilometer weit in Richtung Broadstairs erstreckt. An Regentagen kann man sich vor Ort im Maritime Museum ein eindrucksvolles Bild über die Gefahren der Goodwin Sands machen. Auf den heimtückischen Sandbänken, die sich rund zehn Kilometer südöstlich der Stadt erstrecken, strandete schon so manches Schiff.
Information Tourist Information Centre, neben Zimmervermittlung und Prospektmaterial auch Theaterkartenverkauf. Hat als einzige Informationsstelle auf der Isle of Thanet auch So geöffnet. 17 Albert Court, Ramsgate, Kent CT11 9DN, phone16doubleline.gif 01843/583333. www.tourism.thanet.gov.uk.
Einwohner 38.000 Einwohner.
Verbindungen Bus - National Express, Harbour Street (am Jachthafen) gegenüber dem Ticket Office. Busse Richtung Margate, Dover, Canterbury und London. Zug - Bahnhof in der Wilfred Road (vom Tourist Office die Queen Street in östliche Richtung, links in die High Street, dann rechts in die Chatham Street und direkt nach der Kreuzung links in die Station Approach Road); Verbindungen nach Margate, Broadstairs, Canterbury und Dover. www.southeasternrailway.co.uk.
Markt Freitags.
Museum Maritime Museum, direkt am Hafen. Von Ostern bis Sept. tgl. außer Mo 10-17 Uhr geöffnet. Eintritt £ 2, erm. £ 1. www.ramsgatemaritimemuseum.org.uk.
Schwimmen Swimming Centre, Newington Road.
Veranstaltungen Heineken Race of the Classics, Mitte Mai versammeln sich zahlreiche große Segelschiffe zu dem traditionsreichen Rennen.
Übernachten Oak Hotel. Unlängst renoviert, bietet dieses direkt am Hafen gelegene Hotel viel Komfort in einem zeitlosen Ambiente. WLAN. B & B im EZ £ 54.50, für das DZ £ 71.50-110 (beim teuersten mit Whirlpoolbadewanne). Harbour Parade, phone16doubleline.gif 01843/583686. www.oakhotel.co.uk.
Royal Harbour Hotel. Ansprechende helle wie moderne Zimmer in guter Lage. DZ ab £ 50. 10-11 Nelson Crescent, 01843/591514. www.royalharbourhotel.co.uk.
Camping Nethercourt Touring Park. Kleiner Platz mit nur 52 Stellplätzen drei Kilometer südwestlich des Zentrums. Von April bis Okt. geöffnet. Übernachtung mit Zelt und Auto ab £ 15. phone16doubleline.gif 01843/595485. www.campsite-in-kent.co.uk.
Essen & Trinken Surin Thai. Eines der besten südostasiatischen Restaurants in Kent, auch laotische und kambodschanische Spezialitäten werden serviert. Mittagsmenüs für £ 6.95 bzw. £ 8.50. Sonntag und Montagmittag bleibt die Küche kalt. 30 Harbour Street, phone16doubleline.gif 01843/5920001. www.surinrestaurant.co.uk.
Alexandra. Mit Blick auf das Meer lassen sich hier Pizza und Pasta genießen. Straßenterrasse. 70 Harbour Parade, phone16doubleline.gif 01843/590595. www.alexandraristorante.co.uk.
Jazz Room. Angenehmes Barambiente direkt am Hafen. 68 Harbour Parade, phone16doubleline.gif 01843/595459.

Broadstairs

Broadstairs ist untrennbar mit seinem berühmtesten Feriengast verbunden: Charles Dickens schrieb in dem traditionsreichen Seebad seine bekanntesten Romane.
Auf des Dichters Spuren: Dickens House
„The healthiest and freshest of all places“ nannte Charles Dickens den Ort, in dem er zwischen 1837 und 1850 seinen alljährlichen Urlaub verbrachte und an seinen berühmten Romanen, so auch an „David Copperfield“ und „Nicholas Nickleby“, schrieb. Wahrscheinlich würde Dickens sein einstiges Feriendomizil noch auf Anhieb wiedererkennen, denn Broadstairs konnte sein viktorianisches Flair bis in die Gegenwart bewahren. Statt großer Hotelkomplexe dominieren enge Gassen und zweistöckige Häuser das Stadtbild des wohl schönsten Ortes auf der Isle of Thanet. Broadstairs besitzt insgesamt sieben Buchten, wobei die im Norden gelegene Botany Bay mit ihren Klippen besonders reizvoll ist.
Information Tourist Information Centre, 6B High Street, Broadstairs, Kent CT10 1LH, phone16doubleline.gif 01843/583333. www.tourism.thanet.gov.uk.
Einwohner 25.000 Einwohner.
Verbindungen Bus - Verbindungen nach Margate oder Ramsgate. Zug - Bahnhof an der Kreuzung High Street/Lloyd Road (ausgeschildert, 750 Meter westlich des Strandes); Verbindungen nach Margate, Ramsgate, Canterbury und Dover.
Kino Palace Cinema, denkmalgeschütztes Kino mit einer Balkonempore. Harbour Street, phone16doubleline.gif 01843/865726. www.palacebroadstairs.co.uk.
Surfen Kent Surf School, Viking Bay, 07834639679. www.kentsurfschool.co.uk.
Veranstaltungen Dickens Festival in der zweiten Junihälfte. www.broadstairsdickensfestival.co.uk.
Übernachten Royal Albion Hotel. Vornehmes, traditionsreiches Hotel mit Meerblick beim Dickens House Museum (der Schriftsteller war hier auch zu Gast). Beliebte Bar mit Terrasse hinter dem Haus. Kostenloses WLAN. B & B im EZ ab £ 70, im DZ ab £ 85. Extrabett sowie Meerblick sind entsprechend teurer. Albion Street, phone16doubleline.gif 01843/868071. www.albionbroadstairs.co.uk.
Mein Tipp: Belvidere Place. Schon der Frühstücksraum weckt Erwartungen, die nicht enttäuscht werden. Alle fünf Zimmer besitzen einen herrlichen Holzboden, sind geräumig und mit viel Liebe fürs Detail und schönen Bädern eingerichtet. Ein B & B so schön wie ein Boutique-Hotel! Und das Ganze nur zwei Fußminuten vom Strand entfernt. Beim Frühstück wird weitgehend auf Bioprodukte zurückgegriffen. Nicht nur am Wochenende ist eine rechtzeitige Reservierung ratsam. B & B pro Person ab £ 70 im DZ. Belvedere Road, phone16doubleline.gif 01843/579850. www.belvidereplace.co.uk.
Hanson Hotel. Alteingesessenes, aber unspektakuläres Hotel. B & B £ 30-34. 41 Belvedere Road, phone16doubleline.gif 01843/868936. www.hansonhotel.co.uk.
Essen & Trinken Tamarind. Indische Küche in einem modernen Rahmen. Lamb Tikka für £ 7.95. 1-3 Albion Street, phone16doubleline.gif 01843/860100.
Osteria Posillipo. Familiäre italienische Trattoria mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis und schönem Ambiente. Gartenterrasse mit Meerblick. Pasta £ 6-9. Guter Kaffee! Albion Street. phone16doubleline.gif 01843/862559. www.posillipo.co.uk.
Aqua. Zumeist ältere Liebhaber der englischen Küche (Steak and kidney pie £ 8.95) treffen sich in dem kleinen Restaurant. 43 Albion Street.
Chiappini’s. Nettes Café mit Straßenterrasse und Blick auf den Hafen. Neben Eisspezialitäten werden auch warme Gerichte serviert. 1 The Parade phone16doubleline.gif 01843/865051.
Neptunes Hall. Einladendes Pub aus dem 19. Jahrhundert (die Fassade steht unter Denkmalschutz), nicht nur für den Abend. Vielleicht hat ja Dickens hier schon ein Pint geordert. Kein Ruhetag. Harbour Street. www.neptuneshall.co.uk.
Sehenswertes
Bleak House: In eindrucksvoller Lage auf einem schroffen Kliff erhebt sich das zinnenbekrönte Bleak House. Das eher an eine Festung erinnernde Gebäude diente Dickens 1850 und 1851 als Unterkunft bei seinen Aufenthalten in Broadstairs. Die Räume, die der Schriftsteller bewohnte, sind gut erhalten und beherbergen eine interessante Ausstellung. Besonders beeindruckend ist das „luftige“ Zimmer mit Seeblick, in dem „David Copperfield“ geschrieben wurde. Ein Schmuggelmuseum und eine „Maritime Section“ ergänzen die Sammlung.
April bis Nov. tgl. 10-18 Uhr. Eintritt £ 4, erm. £ 2. www.bleakhousebroadstairs.co.uk.
Dickens House Museum: Eine zweite Pflichtadresse für Verehrer von Charles Dickens. Das hübsche Häuschen direkt am Strand diente Englands berühmtestem Schriftsteller einst als „Vorbild“ für das Haus von Miss Betsey Trotwood, einem Charakter aus „David Copperfield“. Ausgestellt sind persönliche Gegenstände von Dickens sowie Briefe.
2 Viktoria Parade. April bis Mitte Okt. tgl. 13-16.30 Uhr, Juli und Aug. tgl. 10-17 Uhr. Eintritt £ 3.75, erm. £ 2.10. www.dickensmuseumbroadstairs.org.uk.

Margate

Margate ist eines der beliebtesten englischen Seebäder. Mit seinen feinen Sandstränden, den alten Hotels und Vergnügungsparks bietet die Kleinstadt all das, was sich der Durchschnittsengländer für ein paar gelungene Ferientage wünscht. In der Nebensaison liegt hingegen eine nicht zu übersehende Tristesse über dem Ort.
Das größte Seebad auf der Isle of Thanet kann sich einer „bahnbrechenden“ Erfindung rühmen. Der aus Margate stammende Quäker Benjamin Beale sorgte sich in der Mitte des 18. Jahrhunderts um das Treiben der Badegäste. Vor allem, dass Frauen mit entblößten Beinen ins Meer wateten, um ein Bad zu nehmen, erschien ihm als ein moralischer Frevel höchsten Ausmaßes. Doch Beale sann auf Abhilfe und erfand einen von einem Pferd gezogenen Badewagen, mit dem sich die Badegäste ins Wasser ziehen lassen konnten, um über eine Stufe unbeobachtet in den Fluten unterzutauchen. Beales Erfindung schien dem moralischen Empfinden seiner
Mad Tracey from Margate
Als berühmteste Tochter der Stadt gilt die 1963 geborene Tracey Emin. Anfangs umstritten, gehört sie als Vertreterin der Young British Art längst zu den renommiertesten zeitgenössischen Künstlern Großbritanniens. Ihr wurde sogar die Ehre zu Teil, mit einem Raum in der Tate Britain vertreten zu sein. Tracey Emin betreibt eine Kunst der Enthüllung, in deren Zentrum ihr eigenes Leben steht. Schonungslos gibt sie dabei ihre Intimsphäre preis, wobei die Grenzen zur Fiktion oft verschwimmen. Als Ausdrucksformen wählt sie dabei Installationen, Erzählungen, Fotografien, textile Objekte, Filme, Zeichnungen und Performances. Liebe ist für Emin keine romantische Angelegenheit. Stattdessen verletzt man oder wird verletzt. Den Themen Liebe und Sex sind auch ihre beiden bekanntesten Arbeiten gewidmet: Die Zeltinstallation Everyone I Have Ever Slept With 1963-95, für die sie die Namen all derjenigen Partner auf Zelttuch verewigte, mit denen sie je das Bett geteilt hatte, inklusive der Familienmitglieder und ihren zwei abgetriebenen Kindern (das Zelt wurde bei einem Brand in einem Lagerhaus zerstört) sowie die Installation My Bed, die 1999 auf der Shortlist des Turner Prize stand. £ 150.000 bezahlte der Kunstsammler Charles Saatchi für Traceys Bett samt zerwühlter Matratze, leerer Wodkaflaschen, benutzter Kondome und blutiger Unterwäsche.
Tracey Emin wuchs in Margate auf, wo ihr Vater das Hotel International besaß. Es war eine schwierige unruhige Jugend, die sie später in Why I Never Became a Dancer (1995) und Top Spot (2004) selbst verfilmt hat und die vor allem durch ihren großen Freiheitsdrang geprägt wurde. Mit 13 brach Tracey die Schule ab, um sich in Cafés und am Strand herumzutreiben, bis sie schließlich den Sex entdeckte und sich mit zahllosen Jungs und Männern aus Margate vergnügte. Mit 15, als Tracey bei einem Tanzwettbewerb als Schlampe ausgebuht wurde, hatte sie genug: Sie verließ Margate, widmete sich fortan der Kunst, studierte Design und Malerei, letzteres am Royal College of Art in London. Ihre Verbindungen zu Margate brachen aber nie ab. Sie stellte sich als „Mad Tracey from Margate“ vor oder ließ den Leser eines Ausstellungskatalogs wissen: „Tracey Emin has big tits and comes from Margate.“ Später kaufte sie sich eine Fischerhütte am Strand, in der sie im Jahre 2000 zwei nackte Selbstporträts aufnahm. In einer Neon-Kunstinstallation am neoklassizistischen Droit Haus an der Promenade ließ sie Margate 2009 wissen: „I Never Stopped Loving You.“ Margate und Tracey - eine lebenslange Hassliebe und so verwundert es auch nicht, dass sie Margate am Ende ihres Films Top Spot von einem Hubschrauber aus bombardieren lässt ...
Zeitgenossen zu entsprechen, denn innerhalb der nächsten Jahrzehnte wurde sein Badewagen zum Modell für zahllose Nachbauten. Der deutsche Gelehrte Christoph Lichtenberg war nach einem Besuch von Margate zutiefst beeindruckt und fragte 1793 im „Göttinger Taschen Calender“: „Warum hat Deutschland noch kein öffentliches Seebad?“ Eine zweite, und in diesem Fall wirklich revolutionäre Erfindung aus Margate war der 1815 errichtete, heute nicht mehr vorhandene „New Pier“; es handelte sich dabei um das erste Modell eines als parade konzipierten Damms, der alsbald von allen anderen englischen Seebädern nachgeahmt wurde. Für nur einen Penny konnten die Feriengäste den ganzen Tag auf dem New Pier verweilen und das Meer betrachten, bei schönem Wetter sogar mit Orchestermusik im Ohr.
Mit anderen Worten: Margate ist ein Klassiker unter den englischen Seebädern, leicht erreichbar für die badefreudigen Arbeiter aus dem Londoner Eastend. Bewusst begann auch der Reiseschriftsteller Paul Theroux seine Erkundung Großbritanniens an einem Feiertag in Margate. Ein breiter Sandstrand, Vergnügungsarkaden, Rummelplätze, Fish’n’Chips-Buden und dazwischen ein paar Tea Rooms - mehr Erwartungen stellt der typische John Smith nicht an seinen Urlaubsort. Eine architektonische Perle ist die von dem Architekten David Chipperfield errichtete Turner Contemporary, eine Galerie für zeitgenössische Kunst an der Promenade. Die Stadtväter erhoffen sich davon eine Signalwirkung, um Margate ein zukunftsfähiges Image zu verschaffen. Zuletzt wurde zudem eine riesige moderne Treppe direkt am Hafenbecken hinunter zum Meer gebaut.
Information Tourist Information Centre, 12-13 Parade, Margate, Kent CT9 1EY, phone16doubleline.gif 01843/583333. www.tourism.thanet.gov.uk.
Einwohner 58.000 Einwohner.
Verbindungen Zug - Bahnhof an der Stichstraße zur Marine Terrace (nahe Tourist Office); stündlich Züge Richtung Dover und London. www.nationalrail.co.uk. Bus - ab Cecil Square; Verbindungen nach Ramsgate und Canterbury sowie London-Victoria. www.nationalexpress.co.uk.
Dreamland Vergnügungspark mit zahlreichen Attraktionen.
Literaturtipp Tracey Emin. Strangeland. So der Titel von Emins autobiographischem Rückblick auf ihr Leben und Margate. Blumenbar Verlag, München 2009.
Schwimmen Das 2013 eröffnete Ramsgate Swimming Centre besitzt ein 25-Meter-Becken. Newington Road, phone16doubleline.gif 01843/593754. www.leisureforce.co.uk.
Verblichener Glanz frührerer Tage
Übernachten Mein Tipp: The Walpole Hotel & Museum. Das stattliche Hotel in Cliftonville strahlt noch den Charme der 1920er-Jahre aus. Es wurde seit dem Jahr 1995 liebevoll renoviert, besitzt durchaus Museumscharakter und kann samt Gitterlift auch besichtigt werden. Herrlich sind der alte Speisesaal sowie der Ballsaal und die Bar mit ihren alten, tiefen Clubsesseln. Mit Glück begegnet man sogar Tracey Emin, die sich hier häufig mit ihrer Mutter zum Tee trifft. Durchschnittliches Restaurant, serviert wird beispielsweise ein Braised English Shank of Lamb für £ 12.95. Fast alle umsichtig renovierten Zimmer haben einen Balkon, und WLAN gibt es auch! B & B ab £ 42.50 pro Person im DZ, als EZ ab £ 75. Fifth Avenue, phone16doubleline.gif 01843/221703. www.walpolebayhotel.co.uk.
The Reading Rooms. Dieses herrliche Designer-B & B liegt nur fünf Fußminuten vom Strand entfernt in einem schmucken georgianischen Haus. Jedes der drei herrlichen Zimmer erstreckt sich über ein gesamtes Stockwerk. B & B £ 80-90 im DZ. 31 Hawley Square, phone16doubleline.gif 01843/225166. www.thereadingroomsmargate.co.uk.
Jugendherberge Beachcomber Hotel. Unlängst eröffnete Herberge in einem ehemaligen Hotel an der Westbrook Bay mit 60 Betten, ganzjährig geöffnet, Self Catering, WLAN. Betten ab £ 11.50, Zimmer ab £ 31. 3-4 Royal Esplanade, phone16doubleline.gif 0845/3719130. www.yha.org.uk/hostel/margate.
Essen & Trinken Mein Tipp: Lighthouse Bar. Eine traumhafte Adresse mit viel Flair direkt am Ende des Hafenpiers neben dem namensgebenden Leuchtturm. Serviert werden gute Weine, dazu gibt es Tapas (meist £ 3.95). Große Terrasse. Dienstag Ruhetag. Harbourarm, phone16doubleline.gif 01843/291153. www.lighthousebar.co.uk.
Café G. Nettes Café mit kleiner Straßenterrasse. Kostenloses WLAN. High Street.
Sehenswertes
Turner Contemporary: Die im Frühjahr 2011 eröffnete Galerie für zeitgenössische Kunst liegt direkt an der Promenade. Die 17,5 Millionen Pfund teure Gallery wurde von dem Architekten David Chipperfield errichtet und ist nach dem berühmten Landschaftsmaler William Turner benannt, der in Margate zur Schule ging und das Städtchen zeitlebens gerne besuchte. Die Galerie hat keine feste Ausstellung, die Räumlichkeiten werden für Wechselausstellungen genutzt. Ansprechend ist auch das zugehörige Café.
17-18 The Parade. Tgl. außer Mo 10-18 Uhr. Eintritt frei, Spende erbeten! www.turnercontemporary.org.
Shell Grotto: Die Grotte mit Muschelmosaiken, die wahrscheinlich mehr als 2000 Jahre alt sind, wurde 1835 zufällig von Schulkindern entdeckt. Millionen von Muscheln wurden gebraucht, um die gewundenen Gänge (ca. 600 m2 Fläche!) zu dekorieren.
Ostern bis Okt. tgl. 10-17 Uhr, im Winter nur Sa und So 11-16 Uhr. Eintritt £ 3.50, erm. £ 1.50. www.shellgrotto.co.uk.

Canterbury

Die altehrwürdige Bischofsstadt mit ihrer Kathedrale, den Klöstern und Pilgerherbergen ist die touristische Perle der Grafschaft Kent. Schon Virginia Woolf wusste: „There is no lovelier place in the world than Canterbury.“
Das „Rom der Anglikaner“ wird von den lichten Türmen seiner Kathedrale überragt. Mauerbewehrt und von den Flussarmen des Stour durchzogen präsentiert sich Canterbury als ein mittelalterliches Traumstädtchen mit Brücken und Stegen, viel Fachwerk und romantischen Butzenscheiben. Der kulturhistorischen Bedeutung des Bischofssitzes hat man auch offiziell Rechnung getragen: 1988 ernannte die UNESCO Canterbury mit der Kathedrale, der ehemaligen Abtei St Augustin und der St Martin’s Church zum Weltkulturerbe. Glücklicherweise ist Canterbury nicht zum Freilichtmuseum erstarrt. Die Stadt besitzt Flair und Atmosphäre, denn Canterbury ist seit 1965 Sitz der University of Kent. Das rege studentische Leben spielt sich in den Gassen und Kneipen der Altstadt ab. Ein modernes Einkaufszentrum im nördlichen Teil der Altstadt verhindert, dass die Kaufkraft ins Umland abwandert. Hinzu kommen alljährlich mehr als fünf Millionen Touristen, die aber zumeist nur einen Tagesausflug unternehmen.
Fachwerkhäuser in Canterburys Altstadt
Zu den berühmtesten Persönlichkeiten, die mit Canterbury verbunden sind, zählen neben Thomas Becket auch sein Amtsvorgänger Anselm von Canterbury (1033-1109). Anselm gilt als einer der herausragendsten Gelehrten des Mittelalters; einen Namen machte sich der Scholastiker durch die These, dass die Vernunft der unumstößliche Beweis für die Existenz Gottes sei: „Gott ist dasjenige, größer als welches nichts gedacht werden kann.“ Dieser sogenannte ontologische Gottesbeweis wurde schon zu Anselms Lebzeiten heftig mit dem Hinweis bekämpft, dass sich auf diese Weise so ziemlich alles, auch die Existenz von Fabelwesen oder die der sagenhaften Insel Atlantis beweisen ließe. Der Dramatiker Christopher Marlowe, ein Zeitgenosse von Shakespeare, erblickte in der Bischofsstadt das Licht der Welt und der Schriftsteller Somerset Maugham besuchte einst die King’s School von Canterbury, um sie in seinem Roman „Der Menschen Hörigkeit“ literarisch zu verewigen.
Geschichte
Canterbury gehört zu den wenigen englischen Städten, die auf eine kontinuierliche Besiedlung zurückblicken können, die über die römische Epoche hinausreicht. Wahrscheinlich befand sich hier die Hauptstadt der Cantii, ein keltischer Stamm, auf den der Name der Grafschaft Kent zurückgeht. Die Römer nannten den Ort Durovernum Cantiacorum und legten ein rechtwinkliges Straßennetz an; die sich von Ost nach West erstreckende High Street markiert noch immer den Verlauf der römischen Hauptverkehrsachse. Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches nahmen die Angelsachsen von der Stadt Besitz. Der heilige Augustinus - nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Kirchenvater und Bischof von Hippo -, der vom Papst den Auftrag zur Bekehrung der englischen Heiden erhalten hatte, ließ sich Ende des 6. Jahrhunderts im angelsächsischen Cantwarabyrig nieder, wo er die Reste einer römischen Kirche vorfand. Zum ersten Erzbischof von Canterbury avanciert, begründete Augustinus auch die bis heute währende Vorrangstellung der Diözese.
Ein Mord im Dom
Der englische König Heinrich II. und Thomas Becket (1118-1170) unterhielten trotz ihrer unterschiedlichen gesellschaftlichen Herkunft seit ihrer Jugend ein enges freundschaftliches Verhältnis. Als Kanzler verwaltete Becket die königlichen Finanzen mit viel Umsicht und Geschick. Um die beständigen Auseinandersetzungen mit dem Klerus besser in den Griff zu bekommen, ernannte Heinrich Plantagenet seinen treuen Becket gegen dessen ausdrücklichen Wunsch 1162 zum Erzbischof. Eine Entscheidung, die der englische König bitter bereuen sollte, da Becket nicht gewillt war, zwei Herren zu dienen. Als Heinrich II. versuchte, die Übergriffe von Papst und Kirche auf die königlichen Befugnisse zu unterbinden, stieß er schnell auf den erbitterten Widerstand von Thomas Becket, dem Erzbischof von Canterbury, der die kirchlichen Privilegien fanatisch verteidigte und sich insbesondere dagegen verwehrte, dass sich ein Geistlicher für seine Taten vor einem weltlichen Richter verantworten müsse. Vom königlichen Hofgericht als Verräter und Meineidiger verurteilt, ging Becket ins Exil nach Frankreich. Nach England zurückgekehrt, fürchtete man, Becket würde den König exkommunizieren, woraufhin er am 29. Dezember 1170 in der Kathedrale von Canterbury von vier Rittern aus dem königlichen Gefolge ermordet wurde. Schlagartig setzte eine Wallfahrt zu seinem Grab ein, und 1173 wurde Becket vom Papst heilig gesprochen. Seltsamerweise brannte die Kathedrale ein Jahr später lichterloh ... Heinrich II. verlor durch diesen heimtückischen Mord außerordentlich viel Prestige; Papst und Kirche entfesselten in der gesamten Christenheit eine zündende Propaganda für den heilig gesprochenen Becket, dem man in kürzester Zeit mehr als 100 Wunder zuschrieb. Quasi über Nacht wurde Canterbury zum Mittelpunkt der größten Wallfahrt des Spätmittelalters. Selbst Könige legten am Grab von Thomas Becket ihre Kronen nieder. Zynisch warnte der Geistliche Richard von Devizes vor der übertriebenen Becket-Verehrung: „Wenn du in die Gegend von Canterbury kommst, läufst du Gefahr, vom Weg abzukommen. Alles, was sich dort befindet, gehört ich weiß nicht wem; jedenfalls wird er seit langer Zeit verehrt, als sei er ein Gott - ein früherer Erzbischof von Canterbury. Dies geht so weit, dass die Menschen in der Sonne auf den Plätzen sterben, nichts zu essen haben und herumlungern.“ Berühmt geworden sind auch die „Canterbury Tales“ von Geoffrey Chaucer (1343-1400). Der Sohn eines Londoner Weinhändlers schildert in seinem Meisterwerk, wie frivol es auf einer Wallfahrt von London zum Becket-Grab in Canterbury zugehen konnte.
Seit der englischen Reformation rückte Canterbury zunehmend in den Schatten von Westminster Abbey. Einen großen Anteil an diesem Wandel hatte Heinrich VIII., für den die Becket-Verehrung ein steter Dorn im Auge war, hatte dieser doch die königliche Autorität unbotmäßig herausgefordert. Von Zorn erfüllt, machte er 1538 dem Märtyrer posthum den Prozess und ließ den goldenen, mit kostbaren Juwelen besetzten Schrein zerstören, der Klosterschatz verschwand in den königlichen Schatztruhen. Doch nicht genug: Beckets Gebeine wurden auf Geheiß des Königs verbrannt und die Asche in alle Winde zerstreut.
Einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte Canterbury, als sich mehrere hugenottische Weberfamilien, die durch das 1685 erlassene Edikt von Fontainebleau aus Frankreich vertrieben worden waren, in der Stadt ansiedelten. Die Hugenotten lebten und arbeiteten in den Weavers’ Houses, einem malerischen Fachwerkensemble am Ufer des Stour. Einschneidendere historische Ereignisse hat die Stadtchronik erst wieder im Zweiten Weltkrieg zu verzeichnen: Am 1. Juni 1942 legten heftige deutsche Bombenangriffe große Teile von Canterbury in Schutt und Asche. Sie wurden als „Baedeker Raids“ bezeichnet, da der Angriff derjenigen englischen Stadt galt, die im deutschen Baedeker als historisch am bedeutsamsten eingestuft war. Glücklicherweise überstand die Kathedrale die Flugzeugattacken unversehrt.
Basis-Infos
Information Tourist Information Centre, The Baeney, High Street, Canterbury, Kent CT1 2RA, phone16doubleline.gif 01227/378100. www.canterbury.co.uk.
Canterbury Christ Church Gate -
das Tor zur Domfreiheit
Einwohner 42.000 Einwohner.
Verbindungen Zug - In Canterbury gibt es zwei Bahnhöfe, von denen unterschiedliche Ziele angefahren werden. East Station ist der Hauptbahnhof, während West Station eher Nahverkehrsverbindungen anbietet. East Station, Station Road East; ein bis zwei Züge stündlich nach London Victoria Station (ca. 80 Min.) über Chatham; Verbindungen nach Dover mit Anschluss an Folkestone. phone16doubleline.gif 0845/7484950, www.nationalrail.co.uk. West Station, Station Road West; Züge nach Londons Charing Cross (ca. 100 Min.) über Ashford; Nahverkehrslinie zur Isle of Thanet mit Anschluss an Rye, Maidstone und Hastings. Bus - Busbahnhof in der St George’s Lane; Ticket Office, phone16doubleline.gif 01227/766567. Mit National Express zu den Fährhäfen (Dover, Folkestone, Ramsgate) sowie nach London und an die Südostküste. www.nationalexpress.com. Wer mit dem Bus die Gegend um Canterbury erkunden will, sollte nach einem Explorer Ticket fragen.
Bootsfahrt Für £ 8 kann man bei der King’s Bridge den River Stour per Boot erkunden. Tgl. 10-17 Uhr. www.canterburyrivertours.co.uk bzw. www.canterburypunting.co.uk.
Fahrradverleih Downland Cycles, Canterbury West Station, phone16doubleline.gif 01227/479643. www.downlandcycles.co.uk.
Kino Odeon Cinema, 43-45 St George’s Place, phone16doubleline.gif 0871/2244007. www.odeon.co.uk.
Markt Canterbury Street Market: Jeden Mi und Fr von 8-17 Uhr.
Parken Rund um die Stadtmauer gibt es zahlreiche Langzeitparkplätze.
Stadtführungen Von April bis Okt. tgl. um 14 Uhr, im Juli und Aug. auch um 11.30 Uhr. Treffpunkt: Visitor Information Centre. Teilnahmegebühr: £ 6.50, erm. £ 6 bzw. £ 4. Dauer: 90 Min. www.canterbury-walks.co.uk. Eine „The Canterbury Ghost Tour“ startet jeden Fr, Sa und So um 20 Uhr vor Alberrys Wine Bar in der Saint Margaret’s Street. Kosten £ 9, erm. £ 8.50 bzw. £ 7.50. www.canterburyghosttour.com.
Theater Nicht versäumen sollte man eine Vorstellung im renommierten Marlowe Theatre, das seit 2011 in einem ansprechenden Neubau zu Hause ist. Das Programm reicht von Tragödien über Komödien bis zu Konzerten mit bekannten Künstlern. Kartenreservierungen sind direkt am Theater (The Friars, phone16doubleline.gif 01227/787787) oder über das Tourist Office möglich. www.marlowetheatre.com.
Veranstaltungen Alljährlich Mitte Oktober findet das Canterbury Festival statt. Zwei Wochen lang werden in der großzügig geschmückten Stadt eine Vielzahl von Konzerten, Theateraufführungen, Tanz sowie Ausstellungen geboten. www.canterburyfestival.co.uk.
Übernachten
Sun Hotel 8 Mehr als zwei Jahre lange Renovierungsarbeiten waren nötig, um 2007 dieses wohl schönste Hotel von Canterbury eröffnen zu können. Direkt neben der Kathedrale in einem mittelalterlichen Haus untergebracht, genießt man hier höchsten Komfort (LCD-Fernseher etc.) gepaart mit dem Charme eines alten Fachwerkbaus. Die sieben individuell eingerichteten Zimmer besitzen herrliche Bäder, die geschickt zwischen die alten Mauern eingefügt wurden, die größeren zudem ein Sofa. Das Frühstück wird im Erdgeschoss serviert. WLAN. B & B für zwei Personen je nach Zimmer ab £ 175. 7-8 Sun Street, phone16doubleline.gif 01227/769700. www.sunhotelandtearooms.co.uk.
Mein Tipp: ABode Canterbury 10 Die Nobelherberge von Canterbury ist dieses von der feinen ABode-Kette übernommene Hotel. Zeitgenössisches Hoteldesign auf hohem Niveau, wobei es Zimmer in unterschiedlichen Kategorien gibt. Und das Ganze in erstklassiger Lage, mitten in der Altstadt nur drei Fußminuten von der Kathedrale entfernt. Ganz oben gibt es ein Zimmer mit privater Dachterrasse. Gutes Frühstück. Kostenloses WLAN. Garage vorhanden. DZ ab £ 120 (für 2 Pers. inkl. Frühstück). High Street, phone16doubleline.gif 01227/766266. www.abodehotels.co.uk.
Falstaff Hotel 3 Nur ein paar Schritte vom West Gate entfernt, befindet sich dieses Hotel in einer historischen Postkutschenstation und Pilgerherberge aus dem 15. Jahrhundert, das auf wohltuend moderne Art renoviert wurde. Weitere, weniger attraktive Zimmer befinden sich in den angrenzenden Gebäudetrakten. Anspruchsvolles Restaurant. WLAN. Kostenloser Parkplatz hinter dem Haus. B & B ab £ 45 pro Person, EZ £ 80. 8-10 St Dunstan’s Street, phone16doubleline.gif 01227/462138. www.thefalstaffincanterbury.com.
Cathedral Lodge 12 Näher an der Kathedrale geht es nicht. Komfortable und moderne Unterkunft, allerdings ohne großes Flair. EZ ab £ 75, DZ ab £ 85 (jeweils mit Frühstück und Eintritt in die Kathedrale). The Precints, phone16doubleline.gif 01227/865350. www.canterburycathedrallodge.org.
Cathedral Gate Hotel 9 Dieses Hotel in einem Gebäude aus dem frühen 15. Jahrhundert (über dem Starbucks-Café) wirkt inzwischen etwas heruntergekommen. Die Lage könnte aber nicht zentraler sein: direkt am Christ Church Gate neben der Kathedrale. Pro Person bezahlt man für das B & B je nach Zimmer (teilweise ohne Bad und WC) £ 40.75-56.25. 36 Burgate, phone16doubleline.gif 01227/464381. www.cathgate.co.uk.
Mein Tipp: Tudor House 6 Ein 450 Jahre altes, stimmungsvolles Tudor-Haus, direkt im Zentrum in einer der engen Gassen. TV und Teekocher auf jedem der neun hellen Zimmer, einige davon mit Bad und Toilette. Wegen seiner optimalen Lage und der freundlichen Besitzer im Sommer oft auf Wochen hinaus ausgebucht. Mehrfach von Lesern gelobt! B & B ab £ 29.50 pro Person, en-suite £ 34.50. 6 Best Lane, phone16doubleline.gif 01227/765650. www.tudorhousecanterbury.co.uk.
The Coach House 18 Sechs große, helle Zimmer mit TV. Zu jedem Zimmer gehört ein eigenes Bad, das allerdings teilweise über den Gang zu erreichen ist. Zu loben ist das ausgezeichnete Continental Breakfast. Kleiner Garten im Hinterhof. Vier kostenlose Parkplätze direkt vor dem Haus! Kostenloses WLAN. B & B ab £ 39.50 im DZ, £ 49.50 im EZ. Zentrale Lage. 34 Watling Street, phone16doubleline.gif 01227/784324. www.coachhouse-canterbury.co.uk.
Greyfriars Lodge 14 Nette Herberge mit ordentlichen Zimmern in zentraler Lage. Kostenloses WLAN. EZ £ 69.50, DZ £ 75 (jeweis B & B). 6 Stour Street, phone16doubleline.gif 01227/788455. www.greyfriarslodgecanterbury.com.
Kipps Backpackers 20 Einfaches Backpacker-Hostel ein paar hundert Meter außerhalb der Altstadt. Kostenloses WLAN. Übernachtung ab £ 17.50 im Schlafsaal, ab £ 19.50 im DZ. Continental Breakfast £ 1.95. 40 Nunnery Fields, phone16doubleline.gif 01227/786121. www.kipps-hostel.com.
Übernachten
3Falstaff Hotel
6Tudor House
8Sun Hotel
9Cathedral Gate Hotel
10ABode Canterbury
12Cathedral Lodge
14Greyfriars Lodge
18The Coach House
19JH Ellerslie
20Kipps Backpackers
Essen & Trinken
1The Miller’s Arms
2The Parrot
4Ray Venue
5Café des Amis du Mexique
7La Trappiste
10Michael Caine's
11Wagamama
13Old Brewery Tavern
15Bangkok House
16Alberry’s
17Loft – Bar and Kitchen
Jugendherberge Youth Hostel Ellerslie 19 Die schlichte Herberge befindet sich in einer viktorianischen Villa im Südosten der Stadt (östlich der Eastern Railway Station und 800 Meter vom Busbahnhof). Im Sommer empfiehlt es sich, vorher anzurufen, ob noch ein Bett frei ist! Wenn die Jugendherberge voll ist, besteht die Möglichkeit, hinter dem Haus zu zelten (halber Normalpreis). Betten ab £ 15, Zimmer ab £ 26. 54 New Dover Road, phone16doubleline.gif 0845/3719010. www.yha.org.uk/hostel/canterbury.
Camping **** Camping and Caravaning Club. Etwa zwei Kilometer östlich der Stadtmauer in Bekesbourne an der A 257 (Richtung Sandwich), gut ausgeschildert. Stadtbusse fahren alle 30 Minuten hierher. Ganzjährig geöffnet. WLAN. Stellplatz ab £ 18. Bekesbourne Lane, phone16doubleline.gif 01227/463216. www.campingandcaravanningclub.co.uk.
Essen & Trinken
Café des Amis du Mexique 5 Das bei den Studenten beliebte Lokal liegt direkt neben dem West Gate. Authentische mexikanische Küche, angenehme Atmosphäre. Pollo Verde £ 11.95. 95 St Dunstan’s Street, phone16doubleline.gif 01227/464390.
Mein Tipp: Michael Caines 10 Das Restaurant im ABode Hotel ist das mit Abstand beste in Canterbury. Serviert wird eine leichte Küche mit deutlichen europäischen Einflüssen, wobei der Chefkoch auf regionale Zutaten viel Wert legt. Zu empfehlen ist beispielsweise das Romney Marsh Lamb, das butterweich serviert wird. Zwei-Gang-Mittagsmenü £ 14.50, sonst ab £ 19.50, abends drei Gänge ab £ 25. Sonntag Ruhetag. High Street, phone16doubleline.gif 01227/826684. www.michaelcaines.com.
Wagamama 11 Englands beliebteste japanische Noodle Bar betreibt auch eine Filiale in Canterbury. Wie üblich, sitzt man im unterkühlten Design an langen Holztischen. Egal, ob als Suppe oder als Currygericht - alles wird mit marktfrischen Zutaten zubereitet. Leckere Säfte, schneller Service. Günstige Preise (ab £ 8 für die Hauptgerichte). Longmarket, phone16doubleline.gif 01227/454307. www.wagamama.com.
Eine schräge Hausnummer?
Ökotipp: Old Brewery Tavern 13 Die „Filiale“ von Michael Caines liegt in einer Seitengasse. Zeitlos modernes Ambiente mit einfachen Holztischen. Geboten wird anspruchsvolle regionale Kost, von der Brotzeitplatte bis zum gegrillten Filet Steak für £ 16.50. phone16doubleline.gif 01227/826682. www.michaelcaines.com.
Ray Venue 4 Gleich daneben werden im modernen Ambiente indische und nepalesische Gerichte serviert. Lamb gurka zu £ 10.95. 92 St Dunstan’s Street, phone16doubleline.gif 01227/462653.
Bangkok House 15 Wer eher thailändische Gaumenfreuden bevorzugt, sollte es in der Nähe der St Augustine’s Abbey versuchen. Nach einer würzigen Tom Yum Suppe für £ 3.95 folgt ein delikates Gai Pad Khing für £ 7.50. Montagmittag geschlossen. 13 Church Street St Paul, phone16doubleline.gif 01227/471141.
Alberry’s 16 Die Adresse für ein Pint oder ein Glas Wein nach der Sperrstunde (geöffnet bis 24 Uhr, Fr/Sa bis 2 Uhr). An manchen Donnerstagen gibt es Dancefloor, von einem DJ aufgelegt. 38 St Margaret’s Street, phone16doubleline.gif 01227/452378.
Loft - Bar and Kitchen 17 Schräg gegenüber treffen sich hier Freunde von unterkühlter Atmosphäre zu lockeren Downbeats. Serviert werden kleine Gerichte. Abends legen DJs auf. Do bis 2.30 Uhr, Fr und Sa bis 3 Uhr geöffnet, Sonntag Ruhetag. 5 St Margaret’s Street.
The Parrot 2 Beliebtes Pubrestaurant am Rande der Altstadt in einem denkmalgeschützten Gebäude aus dem 13. Jahrhundert Im Sommer sitzt man im schön möblierten Garten hinter dem Haus. Hauptgerichte £ 10-12. 9 Church/St Radigund’s Street (Nähe Kreuzung mit The Borough), phone16doubleline.gif 01227/762355. www.theparrotcanterbury.com.
The Millers Arms 1 Abends treffen sich Einheimische und Reisende bei einer Pint in dem 1826 errichteten Gasthof. Es werden auch elf kleine, aber ordentliche Zimmer vermietet, die teilweise einen Blick auf die Kathedrale haben. EZ ab £ 65, DZ ab £ 75 (B & B). WLAN, gebührenpflichtiger Parkplatz in der Nähe. Mill Lane, phone16doubleline.gif 01227/456057. www.millerscanterbury.co.uk.
La Trappiste 7 Café-Restaurant mit französischem Flair, unweit der Kathedrale. Große Straßenterrasse. 2 Sun Street, phone16doubleline.gif 01227/479111. www.latrappiste.com.
Sehenswertes
Hinweis: Mit dem Attractions Passport spart man beim Eintritt in die Kathedrale, in die Canterbury Tales und zwei Museen. Kosten £ 26.50, erm. £ 23 oder £ 13. Weitere Infos in der Tourist Info.
Christ Church Gate: Das als Haupteingang zur Domfreiheit (Cathedral Precinct) dienende Christ Church Gate ist ein architektonisches Prunkstück, verziert mit himmlischen Heerscharen und den bunten Wappensteinen der Kirchenfürsten. Das 1517 errichtete Tor führt ins geistige Zentrum von Canterbury, in dem sich neben der Kathedrale auch die traditionsreiche King’s School befindet.
Cathedral: Die Kathedrale von Canterbury gehört zu den kunsthistorisch bedeutsamsten Sakralbauten Englands. Wenige Jahre nach der normannischen Eroberung legte Bischof Lanfranc den Grundstein zu einem Kirchenbau im romanischen Stil, der sich an der Klosterkirche Saint-Etienne im normannischen Caen orientierte, an der Lanfranc zuvor als Abt gewirkt hatte. Die Bauarbeiten - ein Brand vernichtete Ende des 12. Jahrhunderts einen großen Teil des Bauwerks - zogen sich ganze 600 Jahre hin, ehe das mächtige Gotteshaus in seiner heutigen Form vollendet wurde. Ein typisches Merkmal für die englische Gotik ist das doppelte Querhaus. Der 75 Meter hohe Vierungsturm, der Bell Harry Tower, gilt mit seiner Fächerornamentik an der Decke als das herausragendste Beispiel englischer Turmarchitektur.
Das Innere der Kathedrale überwältigt. Die Farbenpracht der zum Teil mittelalterlichen Glasfenster bestimmt die Atmosphäre, die gewaltigen Säulen und Rundbögen lassen das Auge kaum zur Ruhe kommen. Besonders stimmungsvoll ist eine Besichtigung während der abendlichen Gottesdienste mit liturgischen Chorgesängen.
Ausgetretene Stufen führen hinauf zur Dreifaltigkeitskapelle (Trinity Chapel) mit dem farbenprächtigen Becket-Fenster an der Nordseite, das glücklicherweise von der Zerstörungswut Heinrichs VIII. verschont geblieben ist. Im Chor der Kirche finden sich weitere eindrucksvolle Glasarbeiten aus der Zeit um 1200 und zwei Gräber: Das Grabmal Heinrichs IV. und das Grabmal von Prinz Eduard von Wales, dem „Schwarzen Ritter“, der sich als Feldherr im Hundertjährigen Krieg mehrfach ausgezeichnet hat. Das von 1377 bis 1380 entstandene Grabmal des Schwarzen Ritters ist aus Kupfer gearbeitet, vor allem die Rüstung ist mit viel Sorgfalt und großer heraldischer Detailtreue ausgeführt worden.
Beeindruckend: die Kathedrale
von Canterbury
Die stimmungsvolle Krypta mit ihren bemerkenswert-skurrilen Kapitellen stammt noch aus romanischer Zeit und erinnert in ihrer Größe an eine richtige Unterkirche, während der Kreuzgang im spätmittelalterlichen Perpendicular Style errichtet wurde. Der Kreuzgang wird von mehr als 800 Wappensteinen geziert, deren Bemalung sorgfältig restauriert worden ist; sie erinnern an die Familien der Spender, die seinen Bau finanzierten. An der Ostseite des Kreuzgangs liegt der Kapitelsaal, der von einem eindrucksvollen Tonnengewölbe überspannt wird. Margaret Thatcher und François Mitterrand unterzeichneten hier 1986 den Vertrag zum Bau des Kanaltunnels.
Im Sommer Mo-Sa 9-18.30 Uhr, im Winter Mo-Sa 9-16.30 Uhr, So 12.30-14 Uhr. Eintritt £ 9.50, erm. £ 8.50 bzw. £ 6.50 (So Eintritt frei!). Gottesdienste mit liturgischem Chorgesang (Evensong): Mo-Fr 17.30 Uhr, Sa/So 15.15 Uhr; Dauer ca. 45 Minuten. www.canterbury-cathedral.org.
Canterbury Heritage Museum: Das stadtgeschichtliche Museum präsentiert seine Schätze in einem ehemaligen Armenhaus für Priester, das im 14. Jahrhundert eingerichtet wurde. In ansprechender Weise wird dem Besucher ein Überblick über die Geschichte Canterburys von den Römern bis zum Bombenterror des Zweiten Weltkrieges vermittelt. Interessant ist ein 30-minütiger Videofilm, der die Umstände der Ermordung von Thomas Becket anschaulich erläutert. Technikfans können sich an der ersten Dampfeisenbahn von George Stephenson erfreuen, die 1830 von Canterbury nach Whitstable fuhr.
Stour Street. Tgl. 10-17 Uhr. Eintritt £ 6, erm. £ 5. www.canterbury-museums.co.uk.
Roman Museum: Das im Untergeschoss eines Stadthauses untergebrachte Museum vermittelt einen Einblick in die römische Vergangenheit der Stadt. Mithilfe einer Computeranimation wird gezeigt, wie es vor zweitausend Jahren in Durovernum Cantiacorum ausgesehen haben könnte. Das Prunkstück des Museums ist aber fraglos der antike Mosaikboden, der nach den deutschen Bombenangriffen entdeckt wurde. Sehenswert ist zudem die Ausstellung über das Alltagsleben in einer römischen Provinzstadt.
Butchery Lane. Tgl. 10-17 Uhr. Eintritt £ 6, erm. £ 5. www.canterbury-museums.co.uk.
The Beaney: In der städtischen Gemäldesammlung werden in erster Linie Werke regionaler Künstler gezeigt, daneben archäologische Funde sowie eine respektable Porzellansammlung.
High Street. Tgl. 9-17 Uhr, Do bis 19 Uhr. Eintritt frei!
The Canterbury Tales: Unterstützt durch zahlreiche audiovisuelle Effekte, werden die berühmten „Canterbury Tales“ wieder zum Leben erweckt. Das unvollendete Werk stammt aus der Feder des wohl meistgelesenen englischen Autors seiner Zeit - des Londoners Geoffrey Chaucer (1343-1400). Darin pilgert eine Gruppe unterschiedlichster Charaktere von London zum Schrein des heiligen Thomas. Die Reise geht aber keineswegs zurückhaltend-fromm von statten, sondern lustig, frivol und derb. Jeder Reisende muss eine Geschichte - die Canterbury Tales - erzählen, von denen die beste prämiert werden soll. Die Inszenierung der Chaucer-Geschichten ist teilweise so authentisch, dass sich die Besucher vor Entsetzen die Nase zuhalten ...
St Margaret’s Street. Tgl. 11-16.30 Uhr. Eintritt £ 8.50, erm. £ 7.50 oder £ 6.25. www.canterburytales.org.uk.
West Gate Museum: Mit seinen Rundtürmen, Fallgittern, Pechnasen und der Zugbrücke gehört das West Gate zu den imposanten englischen Torbauten; es wurde 1380 von dem königlichen Baumeister Henry Yevele errichtet und lange als Gefängnis genutzt. Wer sich die steile Wendeltreppe emporgekämpft hat, wird mit einem schönen Blick auf die St Peter’s Street belohnt. Das in dem Torturm untergebrachte Museum zeigt eine respektable Waffensammlung, bei den jüngeren Besuchern sind die original nachgebauten Rüstungen, in denen man sich wie Richard Löwenherz fühlen darf, besonders beliebt.
St Peter’s Street. Tgl. außer So 11-12.30 und 13.30-15.30 Uhr. Eintritt £ 1.25, erm. £ 0.75 oder £ 0.65.
Eastbridge Hospital: Ein großer Teil der Pilger, die nach Canterbury strömten, war weitgehend mittellos. Um ihnen ein Dach über dem Kopf zu bieten, entstanden zahlreiche Unterkünfte, so auch das aus dem 12. Jahrhundert stammende Eastbridge Hospital. Die Pilger schliefen in den Kellergewölben, ihre Speisen nahmen sie unter den normannischen Arkaden des Refektoriums ein. Der imposante Raum wird von einem Fresko aus dem 13. Jahrhundert geziert, das den thronenden Christus zeigt.
St Peter’s Street. Tgl. außer So 10-16.45 Uhr. Eintritt £ 2, erm. £ 1.50 oder £ 1. www.eastbridgehospital.org.uk.
St Augustine’s Abbey: Nur einige hundert Meter östlich der Kathedrale, aber außerhalb der Stadtmauer, befindet sich die Ruine der St Augustine’s Abbey. Umgeben von einer Mauer, liegt sie heute auf dem Anwesen des St Augustine’s College, das im vorigen Jahrhundert entstand. Der heilige Augustinus errichtete hier im Jahre 598 eine Abtei, die auch als Begräbnisstätte für Erzbischöfe und Könige diente. Friedhöfe mussten nach einem damaligen Gesetz außerhalb der Stadt liegen. Der angelsächsische Gebäudekomplex, der in etwa die Größe der heutigen Kathedrale hatte, wurde im Laufe der Zeit durch eine normannische Kirche ergänzt und galt als eine der reichsten und bedeutendsten Benediktinerabteien Europas. Im Zuge der englischen Reformation fiel St Augustine’s Abbey 1538 der Zerstörungswut zum Opfer.
April bis Sept. tgl. 10-18 Uhr, Okt. Mi-So 10-17 Uhr, Nov. bis März Sa und So 10-16 Uhr. Eintritt £ 5, erm. £ 4.50 oder £ 3. www.english-heritage.org.uk/staugustinesabbey.
St Martin’s Church: Die kleine zierliche Kirche östlich der Altstadt gilt als der älteste Sakralbau Englands. Wahrscheinlich stammt ein Teil des Mauerwerks am Chor noch aus der Römerzeit. Im Jahre 597 war die St Martin’s Church der Schauplatz eines für die weitere Geschichte Englands bedeutenden Ereignisses: Der König Ethelbert von Kent ließ sich vom heiligen Augustinus taufen, wodurch die Christianisierung Englands einen entscheidenden Anschub erhielt.
North Holmes Road. April bis Sept. Di, Do und Sa 11-16 Uhr, im Winter Di, Do und Sa 11-15 Uhr. Eintritt frei! www.martinpaul.org.
Canterbury Castle: Die Burg von Canterbury zählte einst zu den mächtigsten normannischen Festungsanlagen in Südengland. Im Jahre 1381 wurde die Burg von aufständischen Bauern unter Führung des Gerbers Wat Tyler gestürmt und niedergebrannt.
Castle Street. Tgl. von 8 Uhr bis zur Dämmerung. Eintritt frei!
Umgebung
Whitstable
Das lebhafte Küstenstädtchen ist unter Feinschmeckern seit mehr als 2000 Jahren für seine Austernbänke bekannt. Im Mittelalter wurden die Delikatessen nach ganz Europa exportiert. Im 19. Jahrhundert standen zeitweise so viele Austern zur Verfügung, dass sie Charles Dickens als „Essen für die Armen“ bezeichnete. Durch einen verheerenden Sturm wurde vor rund 50 Jahren der größte Teil der Austernfarmen zerstört - eine Katastrophe, von der sich die heimische Fischwirtschaft nicht mehr erholen sollte. Über den Austernfang und die Seefahrertradition des Ortes kann man sich im städtischen Museum in der Oxford Street informieren (tgl. außer So 10-16 Uhr, Eintritt frei!). Sehenswert ist auch das aus dem späten 18. Jahrhundert stammende Whitstable Castle (www.whitstablecastle.co.uk), das von den Whitstable Gardens umgeben ist. In den letzten Jahren wurde Whitstable wieder von den Londonern entdeckt, die vor allem die räumliche Nähe zu dem Küstenstädtchen schätzen. Die Einheimischen leiden allerdings unter den gestiegenen Miet- und Immobilienpreisen.
Übernachten/Essen Mein Tipp: Marine Hotel. Direkt an der Uferpromenade gelegen, ist dieses Hotel eine hervorragende Wahl. Die großzügigen Zimmer sind in einem hellen, modernen Landhausstil eingerichtet und lassen keinen Komfort vermissen. DZ ab £ 75 inkl. Frühstück. Das Restaurant ist auch keine schlechte Wahl. Marine Parade, phone16doubleline.gif 01227/272672. www.marinewhitstable.co.uk.
Herne Bay
Die zehn Kilometer östlich von Whitstable gelegene Herne Bay ist ein traditionsreiches Seebad, dessen große Zeit allerdings schon lange vorbei ist. Besonders lebhaft geht es auf dem großen Samstagsmarkt zu, die meisten Reisenden fahren allerdings nach Reculver, das mit zwei Attraktionen lockt: den Grundmauern des Römerkastells Regulbium und den imposanten Ruinen der angelsächsischen Kirche St Mary, die zu den ältesten Sakralbauten Englands gezählt wird (drei Kilometer östlich der Stadt).
Blean Woods
Die nördlich von Canterbury gelegenen Blean Woods sind eines der größten Waldreservate Englands. Wer mit offenen Augen und Ohren durch den Wald spaziert, kann Spechte und Nachtigallen beobachten. Auf insgesamt vier Wanderwegen, die zwischen eineinhalb und zehn Kilometer lang sind, lässt sich das Naturschutzgebiet erkunden.
Chilham
Chilham Castle
Auf einem alten Pilgerpfad von London nach Canterbury gelegen, präsentiert sich Chilham als ein reizvolles Dorf mit kleinen Cottages, viel Fachwerk und einem anmutigen Dorfplatz. Das Chilham Castle ist von einem weitläufigen Landschaftspark umgeben, der 1777 von dem königlichen Hofgärtner Lancelot „Capability“ Brown angelegt wurde und im Sommer besichtigt werden kann. Der englische Landschaftsgarten ist ein typisches Produkt des 18. Jahrhunderts. Damals lebten viele Adelige und reiche Leute ständig auf dem Lande. Soweit sie nicht dem von Fielding und Hogarth gegeißelten Lotterleben mit Fuchsjagd und Saufgelage huldigten, was vor allem der niedere Adel tat, kultivierten sie sich und ihre Domänen, suchten durch Verbesserungen die Erträge anzuheben, um ihrem aufwändigen Bau- und Lebensstil gerecht zu werden. Die Krönung des Landlebens stellte ein ausgedehnter Landschaftsgarten dar, der einen „weichen“ Übergang zu den landwirtschaftlich genutzten Ländereien schuf.
Von April bis Sept. jeden zweiten Di im Monat 13-17 Uhr. www.chilham-castle.co.uk.
Faversham
Fährt man von Canterbury weiter durch die Gartenlandschaft Kents in Richtung Westen, erreicht man nach 15 Kilometern die kleine Hafenstadt Faversham. Ihr historisches Zentrum (Abbey Street) wurde im letzten Jahrhundert renoviert. Die alte Abtei ist heute Teil des Arden House und kann nur an einigen Samstagen im Juli besichtigt werden. Im Ort gibt es vierzig Pubs, zum größten Teil in historischen Gebäuden. Wen wundert es, da in dieser Gegend überwiegend Hopfen angebaut wird und sich einige Brauereien in der Nähe befinden. Auch die älteste unabhängige Brauerei Kents (Shepherd Neame, gegründet 1698) ist in Faversham zu Hause. Vor lauter Bierfreude sollen schon manche Ausflügler den letzten Anschluss nach Canterbury verpasst haben.
Information Fleur de Lis Heritage Centre and Museum, 13 Preston Street, Faversham, Kent ME13 8NS, phone16doubleline.gif 01795/534542. www.faversham.org.
Verbindungen Bus - Von Canterbury fahren die Buslinien 602 und 603 nach Faversham. Zug - Auch Zugverkehr besteht zwischen den beiden Städten (Rückfahrkarte etwa £ 5).

Rochester

Rochester, das längst mit seinen Nachbarorten Gillingham und Chatham zu einem industriellen Ballungsgebiet zusammengewachsen ist, besitzt mit seiner Kathedrale und seinem Castle zwei eindrucksvolle Sehenswürdigkeiten. Fast alle Restaurants und Hotels erstrecken sich entlang der High Street.
Vom römischen Durobrivae haben sich keine nennenswerten Spuren erhalten. Die Christianisierung der Sachsen fiel in Rochester auf fruchtbaren Boden, bereits im Jahre 604 bestimmte Ethelbert von Kent die Stadt zum Sitz des zweitältesten englischen Bistums. Die Normannen erkannten die strategische Bedeutung des Ortes und errichteten eine mächtige Burg zur Kontrolle des Medway, der bei Rochester in den Ärmelkanal mündet. Normannische Baumeister zeichneten sich auch für den Neubau der Kathedrale verantwortlich, die zu den eindrucksvollsten normannischen Sakralbauten Südenglands gerechnet werden darf. Weder Daniel Defoe („zwar alt, aber nichts besonderes“) noch Charles Dickens konnten sich in ihren Büchern für die Bischofsstadt erwärmen. In seinem fragmentarisch gebliebenen Roman „The Mystery of Edwin Drood“ beschrieb Dickens einen imaginären Ort namens „Cloisterham“, wobei ihm Rochester als Vorlage diente: „Eine eintönige, schweigsame Stadt ist es, durchtränkt vom Erdgeruch der Krypta ihrer Kathedrale, überreich an Resten klösterlicher Gräber; ihre Kinder pflanzen Salatgärtchen im Staub von Äbten und Äbtissinnen, sie backen Sandkuchen aus dem Staub von Nonnen und Mönchen ...“
In Wirklichkeit fühlte sich Dickens, der im benachbarten Chatham aufgewachsen war, sehr zu Rochester hingezogen; der meistgelesene englische Schriftsteller verbrachte nicht nur seine Ferien in der Stadt am Medway, in der er auch am 9. Juli 1870 im Alter von 58 Jahren verschied. Rochester bewahrt die Erinnerung an seinen berühmten Literaten mit Enthusiasmus: Während des Dickens Festivals, das alljährlich eine Viertelmillion Menschen anlockt, verwandelt sich die Fußgängerzone in ein Meer von Menschen, gekleidet im Stil des 19. Jahrhunderts. Verschiedene Stände, Buden, Umzüge und zahlreiche historische Aufführungen stehen auf dem Programm.
Information Medway Visitor Information Centre, 95 High Street, Rochester, Kent ME1 1LX, phone16doubleline.gif 01634/843666. www.medway.gov.uk.
Einwohner 50.500 Einwohner.
Verbindungen Zug - Der Bahnhof an der High Street liegt nur einen knappen Kilometer südöstlich der Kathedrale, regelmäßige Verbindungen nach London Charing Cross und Victoria (Dauer 45 Min.) sowie nach Canterbury, Dover und zur Isle of Thanet. Von der Strood Station geht es auch direkt nach Maidstone. www.nationalrail.co.uk. Bus - Lokale Buslinien nach Chatham, Strood, und Gillingham (z. B. von der Bushaltestelle auf der A 2 Corporation Street am Information Centre).
Einkaufen/Antiquitäten Entlang der High Street finden sich im verkehrsberuhigten Zentrum zahlreiche Antiquitätenläden.
Markt Di und Sa auf der Gillingham High Street, Fr auf der Corporation Street; dort wird Sa auch ein Flohmarkt abgehalten.
Veranstaltungen Sweeps-Festival Anfang Mai (Bank Holiday Weekend), Dickens-Festival Ende Mai, Anfang Juni. Dickensian Christmas am ersten Dezemberwochenende. www.rochesterdickensfestival.org.uk.
Übernachten The Gordon House Hotel. Passable Unterkunft mitten im historischen Zentrum. EZ ab £ 60, DZ ab £ 75. Jeweils inkl. English Breakfast. 91 High Street, phone16doubleline.gif 01634/831000. www.gordonhousehotel.net.
Jugendherberge Capstone Farm. Die nächste Herberge (40 Betten) befindet sich in einer schönen Farm bei Gillingham. Betten ab £ 18, Zimmer ab £ 22. Capstone Road, phone16doubleline.gif 0845/3719649. www.yha.org.uk/hostel/medway.
Sehenswertes
Rochesters Cathedral von außen ...
Cathedral: Auf den Grundmauern der angelsächsischen Kathedrale legte der normannische Bischof Gundulf den Grundstein für einen imposanten Neubau, der sich am Stil der französischen Kathedralen seiner Heimat orientierte. Die imposante Krypta und der Gundulf-Turm sind die ältesten Teile der Kirche. Besonders beeindruckend ist das Westportal, dessen Tympanon ein Relief mit Christus als Weltenrichter ziert. Im Inneren verdient das aus dem frühen 13. Jahrhundert stammende Chorgestühl Beachtung. Die Einheit des Stils wird allerdings durch spätere Erweiterungen und eine unsachgemäße Restaurierung geschmälert. Nach Süden hin schließt sich ein nur noch teilweise erhaltener Kreuzgang an.
70a High Street. Eintritt als „freiwillige Spende“ von £ 3.
Castle: Wo heute das Rochester Castle steht, befand sich einst ein römisches Gebäude, das zur Bewachung des hier vorbeiführenden Handelsweges zwischen Dover und London („Watling Street“) diente. Kein Geringerer als Wilhelm der Eroberer erteilte den Auftrag für den Bau einer Burg an der Mündung des Medway. Mit seinem imposanten, viereckigen Bergfried (schöne Aussicht!) gilt das Castle als eine der besterhaltenen normannischen Wehranlagen in England. Als Baumeister wirkte Bischof Gundulf, der neben der Kathedrale auch den White Tower in London geplant hatte. Zuletzt sei noch der Schriftsteller Henry James zitiert, der sich dem eigenartigen Reiz der Burg nicht entziehen konnte: „Ich habe viele moderne Burgen gesehen, aber ich erinnere mich nicht, dass auch nur eine von ihnen diesen Ausdruck von Verlorenheit, Hilflosigkeit, Beraubtheit gehabt hätte.“
Tgl. 10-18 Uhr, im Winter nur bis 16 Uhr. Eintritt £ 5.80, erm. £ 3.70 (EH).
Rochester Castle ist eine der ältesten Burgen Englands
Guildhall Museum: Das Rathaus von Rochester stammt aus dem Jahr 1687 und gilt als eines der schönsten Stadthäuser in der Grafschaft Kent. Im Conservancy Wing des Rathauses ist seit 1994 eine neu konzipierte Ausstellung untergebracht. Mithilfe von audiovisueller Technik werden längst vergangene Zeiten wieder zum Leben erweckt. Ein interessanter Rundgang führt durch mehrere Epochen bis zur Viktorianischen Ära, eine Dokumentation schildert das Leben auf den im Medway verankerten Gefängnisschiffen. Gezeigt werden außerdem Spielzeug und Fotografien des 19. Jahrhunderts.
High Street. Tgl. 10-16.30 Uhr. Eintritt frei!
Eastgate House: Das einstige Charles Dickens Centre im Eastgate House ist seit November 2004 nur noch von außen zu besichtigen. Im Garten des Hauses wurde das Swiss Chalet, seine Arbeitslaube von Gad’s Hill Place, wiedererrichtet. Hier arbeitete der Schriftsteller noch unmittelbar vor seinem Tod an dem Roman „The Mystery of Edwin Drood“. Für das dort beschiebene Nun’s House diente das Eastgate House als literarische Vorlage, ebenso für das Westgate House in „The Pickwick Papers“.
High Street (Eastgate House).
Watts’ Charity: Richard Watts, der als Abgeordneter für Rochester im Londoner Parlament saß, verfügte 1579 testamentarisch, dass das elisabethanische Haus (in einem von der High Street abzweigenden Innenhof) als Unterkunft für sechs arme Reisende („six poor travellers“) dienen sollte. Dieses edle Vorhaben war allerdings nicht so einfach zu realisieren. Häufig musste aus einer großen Anzahl von Kandidaten ausgewählt werden, wobei die Quartiersuchenden gezwungen waren, ihre Armut zu beweisen - welch undankbare Aufgabe. Wie das Auswahlverfahren tatsächlich verlief, bleibt ein Rätsel. Inspiriert von der wohltätigen Einrichtung, schrieb Dickens 1854 die Weihnachtsgeschichte „Seven Poor Travellers“. Bis zum Zweiten Weltkrieg hat die Herberge noch als Armenhaus (Charity) gedient; danach wurde die Sehenswürdigkeit einer musealen Nutzung zugeführt.
High Street. März bis Okt. Di-Sa 11-13 und 14-16 Uhr. Eintritt frei!
Umgebung
Historic Dockyard Chatham
Um gegen eine befürchtete spanische Invasion besser gewappnet zu sein, begründete Heinrich VIII. 1547 den Schiffsbau an der Medway-Mündung. Bis die in Chatham gelegene Werft 1984 stillgelegt wurde, sind hier mehr als vierhundert englische Kriegsschiffe vom Stapel gelaufen, darunter auch die HMS Victory, das Flaggschiff, auf dem Lord Nelson in der Schlacht von Trafalgar sein Leben ließ. Den Holländern war der rege englische Schiffsbau ein steter Dorn im Auge, weshalb sie die Werften 1667 mit einem Überraschungsangriff attackierten. Die erhaltenen Dockanlagen wurden nach 1984 in ein ausgedehntes Freilichtmuseum umgewandelt. Mithilfe von Videos, Modellen und Illustrationen wird die Geschichte der ortsansässigen Werft anschaulich dargestellt. Für eine Besichtigung sollte man sich mindestens drei Stunden Zeit nehmen. Besonders eindrucksvoll sind in erster Linie die Schiffe, zu denen ein Zerstörer aus dem Zweiten Weltkrieg, das Aufklärungs-U-Boot Ocelot sowie Rettungsboote gehören. Interessant ist auch ein Besuch der Seilerei oder der „Wooden Walls“, in denen man anschaulich den Schiffsbau im 18. Jahrhundert erklärt bekommt.
Historic Dockyard. Ende März bis Okt. tgl. 10-18 Uhr, im Nov. nur Sa und So 10-16 Uhr, von Mitte Febr. bis Ende März tgl. 10-16 Uhr. Eintritt £ 17.50, erm. £ 15 oder £ 11.50, Familienticket £ 47. www.chdt.org.uk.
Dickens World
Ebenfalls in Chatham wurde im Mai 2007 ein neuer Dickens-Themenpark für 62 Millionen Pfund eröffnet. Dickens verbrachte den größten Teil seiner Kindheit in Chatham, wo sein Vater als Marinezahlmeister lebte. Die glücklichen Erinnerungen an diese Zeit spiegeln sich in vielen seiner Bücher wider. Dickens World ist eine authentische Nachbildung der damaligen Lebensverhältnisse samt Kopfsteinpflaster und viktorianischem Klassenzimmer. Der Besucher unternimmt eine Zeitreise durch das frühe 19. Jahrhundert mit den typischen Geschäften, auch das „verwunschene Haus der Ebenezer Scrooge“ fehlt nicht.
Historic Dockyard. Tgl. 10-19 Uhr. Eintritt £ 15, erm. £ 12.50 oder £ 9. www.dickensworld.co.uk.
Lullingstone Roman Villa
Rund 15 Kilometer westlich von Rochester liegen die Ruinen der Villa von Lullingstone im fischreichen Darent Valley. Das wahrscheinlich schon im 1. Jahrhundert errichtete Landhaus besitzt großflächige Mosaiken, die einen hervorragenden Einblick in die antike Wohnkultur geben. Die Wandmalereien im Stil der christlichen Ikonographie lassen vermuten, dass die Villa im 3. Jahrhundert als Kapelle genutzt wurde und somit das früheste Beispiel christlicher Kunst in England darstellt. Die Erklärungen erhält man per Audio-Tour.
Tgl. 10-18 Uhr, im Winterhalbjahr tgl. bis 16 Uhr, im Dez. und Jan. nur Mi-So 10-16 Uhr. Eintritt £ 6.20, erm. £ 5.60 oder £ 3.70 (EH).

Maidstone

Maidstone ist das wirtschaftliche und administrative Zentrum der Grafschaft Kent. Von ihrer schönsten Seite zeigt sich die Stadt an den Ufern des River Medway.
Die Geschichte von Maidstone ist eng mit den Erzbischöfen von Canterbury verknüpft. Schon im Domesday Book wurde erwähnt, dass den Bischöfen Land in „Maddestone“ gehört. Im Jahre 1381 scharte Wat Tyler in Maidstone unzufriedene Landarbeiter um sich. Mit dem Kampfruf „Als Adam grub und Eva spann, wo war da der Edelmann?“ auf den Lippen brachen die Bauern auf, um erst Canterbury und dann London zu stürmen. Ein weiterer Höhepunkt der Stadtgeschichte ereignete sich im Jahr 1559, als Queen Elizabeth I. Maidstone zum eigenständigen „Borough“ erklärte. Als Verwaltungs- und Agrarzentrum kommt der Stadt am River Medway noch immer eine gewisse Bedeutung zu. Maidstone besitzt mit der Week Street eine lang gestreckte Fußgängerzone, die sich zusammen mit der Royal Shopping Arkade für einen längeren Einkaufsbummel eignet.
Information Maidstone Tourist Information Centre, Town Hall, High Street, Maidstone, Kent ME15 6 YE, phone16doubleline.gif 01622/602169. www.visitmaidstone.com.
Einwohner 121.000 Einwohner.
Verbindungen Bus - Tgl. rund 10 Busverbindungen nach London Victoria Station. Weitere Verbindungen nach Canterbury und Brighton. www.nationalexpress.com. Zug - East Station (Hbf.) an der Sandling Road; Züge nach London Victoria Station (30-minütig), Canterbury, Folkestone, Ashford, Dover (stdl.). West Station (Haltestelle), Zugang über Tonbridge Road; Linie Paddock Wood-Strood (Nahverkehr). www.nationalrail.co.uk.
Markt Di und Sa.
Schwimmen Maidstone Leisure Centre, Mote Park. Mit Riesenrutsche. www.maidstoneleisure.com.
Übernachten Marriott Tudor Park Hotel. In Bearstead, wenige Kilometer östlich von Maidstone. Unlängst renoviert mit großräumigen Zimmern. Modernes Ambiente mit einem großzügigen Hallenbad. WLAN. DZ ab £ 109. Ashford Road, phone16doubleline.gif 01622/734334. www.marriott.com/tdmgs.
Rock House Hotel. Angenehmes Hotel in einem viktorianischen Haus, einen knappen Kilometer vom Zentrum entfernt (Richtung Tonbridge). B & B ab £ 30 pro Person im DZ. 102 Tonbridge Road, phone16doubleline.gif 01622/751616. www.rockhousebandb.co.uk.
Lesertipp: Wilderness. Das erst 2007 eröffnete B & B ist ein Tipp von Julia Hartwig, die von der zu einem alten Farmhaus gehörenden Unterkunft begeistert war. Sehr gastfreundliche Besitzer. Im Sommer frühstückt man im Innenhof. B & B £ 40-50. 12 km südöstlich von Maidstone nahe der Ortschaft Headcorn, phone16doubleline.gif 01622/891757. www.wildernessbandb.co.uk.
Camping Welsummer. Kleiner, reizvoller Campingplatz in schöner ländlicher Lage mehrere Meilen südöstlich von Maidstone. Stellplatz ab £ 15. Es werden auch Zimmer vermietet (DZ £ 65). Chalk House, Lenham Road, Harrietsham, phone16doubleline.gif 01622/844048. http://welsummercamping.com.
Essen & Trinken Ye Old Thirsty Pig! Urgemütliches Pub mit niedriger Decke (Vorsicht!) und schwarzen Holzbalken, die aus den Wänden ragen. Makkaroni mit Käse oder Gemüse-Lasagne (lecker!) £ 5.50, preisgünstige Specials. Livemusik in unregelmäßigen Abständen. 4a Knightrider Street, phone16doubleline.gif 01622/755655.
Lockmeadow Leisure Complex. In dem unweit des Bischofspalastes gelegenen Freizeitkomplex mit Multiplex-Kino, Nachtclub, Restaurants, Cafés und Bars findet man leicht Zerstreuung. Hart Street.
The George and Dragon. In Headcorn findet man dieses gemütliche englische Restaurant, das uns Julia Hartwig empfahl. 29 High Street, phone16doubleline.gif 01622 890239.
Sehenswertes
Parish Church of All Saints: Die Pfarrkirche von Maidstone ist der größte spätgotische Sakralbau in Kent. Beachtenswert ist im Inneren eine Gedenktafel, die zu Ehren von Lawrence Washington, einem Großonkel des amerikanischen Präsidenten, angebracht wurde. Das Familienwappen weist unter anderem auch das Motiv der „Stars ’n’ Stripes“ auf.
Palace Gardens. Von Mai bis Sept. Mo-Do 10-16 Uhr, Sa 10.30-12.30 Uhr.
Archbishop’s Palace: Maidstone liegt auf halbem Wege zwischen Canterbury und London. Für die Erzbischöfe von Canterbury war die Stadt der ideale Ort für einen Zwischenstopp, weswegen sie sich im 14. Jahrhundert am River Medway eine stattliche Residenz errichten ließen. Heute wird das Gebäude zu repräsentativen Zwecken, so für Empfänge und Hochzeiten, genutzt.
Mai bis Aug. Mi 13-17 Uhr. Eintritt frei!
Tyrwhitt-Drake Museum of Carriages: In den einstigen Stallungen des erzbischöflichen Palastes wird heute eine Sammlung mit prunkvollen Kutschen, Kaleschen und Schlitten präsentiert. Der namensgebende Major hatte frühzeitig begonnen, die durch das Automobil verdrängten Kutschen zusammenzutragen. Das Museum wurde 1946 als erstes seiner Art eröffnet.
Mill Street. Von Mai bis Mitte Sept. Mi-So. 12-16 Uhr. Eintritt frei!
Maidstone Museum & Bentlif Art Gallery: Das städtische Museum beherbergt ein buntes Sammelsurium mit Gemälden, Keramik, Glas, Möbeln und Textilien aus den letzten 400 Jahren. Hinzu kommen eine lokalgeschichtliche, eine archäologische, eine japanische und eine naturhistorische Dauerausstellung. Letztere bietet einen Einblick in die regionale Fauna und Flora, inklusive einem Mammut und einem Dinosaurier namens „Iguanodon“. Kinder sind vor allem von der ägyptischen Mumie fasziniert.
St Faith’s Street. Mo-Sa 10-17.15 Uhr, So 11-16 Uhr. Eintritt frei! www.museum.maidstone.gov.uk.
Umgebung
Leeds Castle
Das sechs Kilometer östlich von Maidstone gelegene Leeds Castle präsentiert sich als wahres Bilderbuchschloss. Umgeben von einem künstlichen See, auf dem schwarze Schwäne gemütlich dahinpaddeln, könnte das auf zwei kleinen Inseln errichtete Leeds Castle den adäquaten Hintergrund für eine Hollywoodromanze abgeben, allerdings geht es in den Sommermonaten oft zu wie auf dem Rummelplatz. Allein die Größe des Parkplatzes deutet an, dass oft Tausende von Besuchern durch die Gärten schlendern und sich auf den Wiesen zum Picknick niederlassen.
Über ein schmales Torhaus - das man nach rund zwanzig Minuten Fußmarsch erreicht - gelangt man in das Hauptgebäude, das aus einer normannischen Festung hervorgegangen ist; eine doppelstöckige Brücke führt zur sogenannten Gloriette, die unter Heinrich VIII. entstand. Im Jahre 1924 wurde das der Ritterromantik entsprechend umgebaute Leeds Castle zum Verkauf angeboten. Der amerikanische Pressezar Randolph Hearst zeigte Interesse, doch angesichts des geringen Komforts und der hohen Renovierungskosten nahm er von seinen englischen Burgträumen

Abstand, sodass Lady Baillie, eine reiche Erbin, zum Zug kam. In ihrem Auftrag wurde das Schloss restauriert und mit kostbaren Antiquitäten ausgestattet, da das ursprüngliche Mobiliar im 19. Jahrhundert versteigert worden war. Lady Baillie gründete kurz vor ihrem Tod im Jahre 1974 die Leeds Castle Foundation, sodass das Schloss weiterhin für Besucher zugänglich bleiben konnte.
Kein preiswerter Tagesausflug: Leeds Castle
Umgeben ist Leeds Castle von einer mehr als 200 Hektar großen Parklandschaft mit Heckenlabyrinth, Gewächshäusern, einer Vogelvoliere und einem Golfplatz. Sehenswert ist auch der Culperer Garden; der historische Kräutergarten ist eine Schöpfung von Russell Page, einem der herausragendsten Landschaftsarchitekten des 20. Jahrhunderts. Im Gate Tower befindet sich das Dog Collar Museum, eine ungewöhnliche Sammlung von kostbaren Hundehalsbändern aus den letzten fünf Jahrhunderten. Über das ganze Jahr verteilt, finden in Leeds Castle zahlreiche Veranstaltungen von der Ballonwettfahrt bis zum Open-Air-Konzert statt.
April bis Sept. tgl. 10.30-17.30 Uhr, Okt. bis März tgl. 10.30-17 Uhr (Garten ab 10 Uhr). Eintritt £ 21, erm. £ 18.50 oder £ 13.50. www.leeds-castle.com.
Cobtree Museum of Kent Life
Das nahe an der viel befahrenen M 20 gelegene Museum ist dem Wandel im Alltagsleben der Grafschaft Kent gewidmet. Die einstige Farm besitzt auch einen Abenteuerspielplatz und einen Streichelzoo. Wer will, kann im Sommer von Maidstone aus mit der „Kentish Lady“ zum Museum schippern.
Loch Lane, Sandling. März bis Okt. 10-17 Uhr. Letzter Einlass: 16 Uhr. Eintritt £ 8.95, erm. £ 7.95 bzw. £ 6.95. www.kentlife.org.uk.
Stoneacre
Das Fachwerkensemble aus dem späten 15. Jahrhundert gehört dem National Trust und ist typisch für die ländliche Architektur des Weald. Umgeben ist das Anwesen von einem gepflegten Park.
Ende März bis Okt. nur Sa 11-17.30 Uhr. Eintritt £ 4.20, erm. £ 1.90 (NT). www.nationaltrust.org.uk/stoneacre.

Isle of Sheppey

Durch die Meerenge The Swale vom Festland getrennt, ist die Isle of Sheppey ein bekanntes Vogel- und Naturreservat. Kulturelle Sehenswürdigkeiten wird man hingegen vergeblich suchen.
Der nur wenige Meter über dem Meeresspiegel liegende Süden der Insel ist größtenteils Marsch- und Ödland, während der Norden gut mit Straßen erschlossen ist. Der Norden wurde nachweislich erst relativ spät, nämlich im 7. Jahrhundert, mit einem Frauenkloster besiedelt. Als bedeutende, wenngleich traurige historische Ereignisse gelten das Jahr 1667, als die Holländer die Insel besetzten, und das Jahr 1914, als Sheerness der erste englische Ort war, der von der deutschen Luftwaffe bombardiert wurde. Mehrere Inselgenerationen lebten vor allem von der Marine, erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Garnison aufgelöst.
Der größte Ort der Isle of Sheppey ist das schon erwähnte, 18.000 Einwohner zählende Sheerness-on-Sea, in dem der Schriftsteller Uwe Johnson seine letzten Lebensjahre verbrachte. Fans von Lord Nelson können auch in die High Street pilgern, wo Englands Seeheld im Haus Nr. 149 zu Beginn des 19. Jahrhunderts sein Domizil hatte. Im Church House des benachbarten Queenborough machte er Lady Hamilton mit Erfolg seine Aufwartung.
Sheerness Tourist Information Centre, Sheppey Leisure Centre, Seafront, Sheerness, phone16doubleline.gif 01795/668061. www.clcshe.eclipse.co.uk.
Uwe Johnson, der Einsiedler von Sheerness
Uwe Johnson (1934-1984) gilt neben Heinrich Böll und Wolfgang Koeppen als der bedeutendste Vertreter der deutschen Literatur des Nachkriegszeitalters. Bekannt wurde er vor allem durch seine „Mutmaßungen über Jakob“ und die vier Bände umfassenden „Jahrestage“. Im Oktober 1974 zog Johnson mit seiner Frau Elisabeth und seiner Tochter auf die Isle of Sheppey. In Sheerness-on-Sea fanden sie an der Marine Parade 26 ein weißes Reihenhaus mit Spitzgiebel, das damals noch eine ungeschmälerte Sicht auf den Strand ermöglichte. Als offiziellen Grund für seine Auswanderung nannte Johnson die englische Sprache, die für seine Tochter nach zwei entscheidenden Jahren in New York zu einem Lebenselement geworden war. Wenige Jahre nach der Übersiedlung geriet Johnsons Privatleben in eine tiefe Krise, seine Frau trennte sich von ihm, und er verfiel zusehends dem Alkohol und der Einsamkeit. In der Nacht vom 23. auf den 24. Februar 1984 starb Uwe Johnson an den Folgen eines Herzversagens. Da er keinen Kontakt zu seiner Familie und seinen Nachbarn unterhielt, wurde er erst nach drei Wochen tot in seiner Wohnung aufgefunden.
Sehenswertes
Elmley Marshes: Rund eineinhalb Kilometer von der Kingsferry Bridge entfernt, befindet sich das Naturschutzreservat Elmley Marshes, in dem mehrere tausend Enten, Gänse und andere Wattvögel leben. Auf fünf ausgewiesenen Pfaden können Interessierte die Vögel in ihrer natürlichen Umgebung beobachten.
Tgl. außer Di von 9 Uhr bis Sonnenuntergang. Einritt £ 2.50, erm. £ 1. www.rspb.org.uk.

Ashford

Die Provinzmetropole mit direktem Bahnanschluss nach Europa liegt im Herzen von Kent. Wichtige Sehenswürdigkeiten hat Ashford nicht zu verbuchen, doch lockt ein großes Factory Outlet Centre zahlreiche Schnäppchenjäger aus Nah und Fern.
Ashford ist die erste Station auf der Insel, an der Zugreisende, die mit dem Eurostar gefahren sind, aussteigen und englische Luft schnuppern können. Wer Ende Juni nach Ashford kommt, kann der Musik vergangener Epochen lauschen. Dann findet nämlich zehn Tage lang das beliebte Stour Music Festival statt. In der näheren Umgebung lohnen die historische Windmühle Willesborough Windmill und das Dörfchen Wye einen Abstecher.
Information Ashford Tourist Office, Ashford Gateway Plus, Church Road, Kent TN23 1AS, phone16doubleline.gif 01233/330316. www.ashfordtourism.co.uk.
Einwohner 48.500 Einwohner.
Verbindungen Zug - Verbindungen nach London, Maidstone, Canterbury, Folkestone, Margate, Brighton und Tonbridge. www.nationalrail.co.uk. Bus - Verbindungen nach Canterbury, London, Dover und Folkestone. www.nationalexpress.com.
Markt Jeden Di, Fr und Sa in der Lower High Street.
Veranstaltungen Die Konzerte des Stour Music Festivals (Ende Juni) werden in der All Saint’s Boughton Aluph Church aufgeführt. Die Karten sind allerdings schon oft im Mai ausverkauft. Buchungen über das Tourist Office. www.stourmusic.org.uk.
Camping ***** Broadhembury Holiday Park. Drei Kilometer südlich von Ashford bei dem Dorf Kingsnorth. Ganzjährig geöffnet. Stellplatz ab £ 20. Steeds Lane, phone16doubleline.gif 01233/620859. www.broadhembury.co.uk.

Royal Tunbridge Wells

Zusammen mit Bath und Brighton gehörte Royal Tunbridge Wells zu den eleganten Bädern des 18. Jahrhunderts. Die Quellen sollen ihre heilsame Kraft vor allem bei Magen- und Darmkrankheiten entfalten. Bis 1909 hieß das Städtchen noch schlicht Tunbridge Wells, dann wurde es per königlichem Dekret mit dem Zusatz „Royal“ geadelt.
Als Entdecker gilt Dudley, der dritte Lord North, der im Jahre 1606 bei einem Reitausflug durch den Waterdown Forest auf die eisenhaltigen Quellen (wells) stieß. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte sich ein reger Kurbetrieb, selbst Queen Henrietta Maria zählte 1629 zu seinen Gästen. Der königliche Besuch war gewissermaßen der Startschuss zu einer regen Bautätigkeit. Im 18. Jahrhundert galt Tunbridge Wells als Modebad der High Society. Als Zeremonienmeister begrüßte eine Zeit lang der Dandy Richard „Beau“ Nash die vornehmen Kurgäste, die Daniel Defoe zynisch charakterisierte: „Those people who have nothing to do any where else, seem to be the only people who have any thing to do at Tunbridge.“ Im 19. Jahrhundert war dann Schluss: Die Badeorte an der Küste hatten Tunbridge Wells den Rang abgelaufen.
Mit der Promenade The Pantiles besitzt Royal Tunbridge Wells die älteste Fußgängerzone Englands. Einer Anekdote zufolge soll 1698 der Sohn von Queen Anne auf dem glitschigen Boden ausgerutscht sein und sich dadurch verletzt haben, weshalb die Königin anregte, die Straße zu pflastern. Ausgewählt wurden rote Pfannenziegel aus Holland, pan-tiles, die der Promenade ihren Namen gaben. Die letzten original erhaltenen Pantiles sind heute im Museum ausgestellt, The Pantiles ist schon seit langem mit grauen Steinplatten gepflastert. Nichtsdestotrotz bildet die Promenade mit ihren weißen Kolonnaden und historischen Ladenzeilen ein malerisches Ensemble, es gibt sogar eine als „Musick Gallery“ bezeichnete Empore aus dem Jahr 1739. Wer mit offenen Augen durchs Zentrum schlendert, entdeckt anmutige Fassaden, Erker und verspielte Balkone. Royal Tunbridge Wells ist auch ein beliebtes Ziel von Sammlern alter Möbel: In der Stadt haben sich mehr als 35 Antiquitätenhändler niedergelassen.
Information Tourist Information Centre, The Old Fish Market, The Pantiles, Royal Tunbridge Wells, Kent TN2 5 TN, phone16doubleline.gif 01892/515675. www.visittunbridgewells.com.
Einwohner 59.000 Einwohner.
Verbindungen Zug - Von der Central Station (Mount Pleasant Road) verkehren regelmäßig Züge nach Maidstone (umsteigen in Paddock Wood), nach London (Charing Cross) sowie zu den Kanalhäfen. phone16doubleline.gif 0845/7484950. www.nationalrail.co.uk.
Markt Mi und Sa auf dem Market Square.
Stadtführungen Mo, Di, Do und Sa um 14 Uhr am Tourist Information Centre, Kosten £ 5.
The Pantiles
Veranstaltungen Scandals at the Spa, fünf Tage im Juli wird das goldene georgianische Zeitalter beschworen. Sedan Chair Race, am letzten Mo im Aug. findet im historischen Zentrum ein Sänftenrennen statt.
Übernachten The Spa Hotel. Vornehmes Herrenhaus mit großem Garten und Hallenbad. Eine hervorragende Adresse für entspannte Tage in gediegenem Ambiente. Kostenloses WLAN. EZ ab £ 110, DZ ab £ 160 (zzgl. Frühstück). Mount Ephraim, phone16doubleline.gif 01892/520331. www.spahotel.co.uk.
Mein Tipp: Hotel du Vin & Bistro. Elegantes Hotel in einem georgianischen Stadthaus, individuell gestaltete Zimmer mit CD-Player. Ausgezeichnetes Bistro, das nicht nur Weintrinker begeistern wird. DZ ab £ 129. Frühstück £ 9.95. Crescent Road, phone16doubleline.gif 01892/526455. www.hotelduvin.com.
Smart and Simple. Ein modernes Hotel, etwas außerhalb vom Zentrum. Zimmer zum Wohlfühlen mit toller Bettwäsche und anderen Annehmlichkeiten. WLAN. EZ ab £ 65, DZ ab £ 65. 54-57 London Road, phone16doubleline.gif 01852/552700. www.smartandsimple.co.uk.
Tunbridge Wells Hotel. Alteingesessenes Hotel direkt an den Pantiles im historischen Zentrum. Die großen Zimmer sind individuell eingerichtet. Kostenlose Parkplätze, kostenloses WLAN. EZ ab £ 75, DZ ab £ 99 (zzgl. Frühstück). The Pantiles, phone16doubleline.gif 01892/530501. www.thetunbridgewellshotel.com.
Essen & Trinken Wagamama. Etwas außerhalb des historischen Zentrums unweit des Bahnhofs bietet dieses japanische Nudelrestaurant fernöstliche Küche zu ansprechenden Preisen, Hauptgerichte ab £ 8. Es wird besonders auf frische Zutaten geachtet, das Design ist minimalistisch. Kein Ruhetag. 54-58 Mont Pleasant Road, phone16doubleline.gif 01892/616514. www.wagamama.com.
Mein Tipp: Woods. Schöne Kreuzung aus Produce Store, Café und Restaurant. Besonders nett ist es auf der sonnigen Terrasse. 62 The Pantiles, phone16doubleline.gif 01892/614411. www.woodsrestaurant.co.uk.
Kirthon. Gleich nebenan für die Freunde der indischen Küche. 60 The Pantiles, phone16doubleline.gif 01892/526633. www.kirthon.com.
Sehenswertes
Tunbridge Wells Museum and Art Gallery: Das städtische Museum von Tunbridge Wells bietet einen Einblick in die Lokalgeschichte. Neben archäologischen und naturgeschichtlichen Exponaten gibt es in dem Museum auch Spielzeug und „Tunbridge Ware“. Letztere sind fein gearbeitete hölzerne Schachteln. In der Art Gallery finden regelmäßig Wechselausstellungen statt.
Civic Centre, Mount Pleasant. Mo-Sa 9.30-17 Uhr, So 10-16 Uhr. Eintritt frei! www.tunbridgewellsmuseum.org.
Umgebung
Tonbridge Castle
In dem kleinen Marktflecken Tonbridge stehen noch die Ruinen einer von den Truppen Oliver Cromwells geschleiften Burganlage. Nur das Torhaus blieb von den Zerstörungen des Puritanerheeres verschont. Tonbridge hieß übrigens bis ins 19. Jahrhundert noch Tunbridge, da es jedoch allzu oft mit dem gleichnamigen Kurort verwechselt wurde, musste der Ort seinen Namen ändern.
Mo-Sa 9-17 Uhr, So 10.30-16.30 Uhr. Eintritt £ 7.35, erm. £ 4.20. www.tonbridgecastle.org.
Tudeley
Die Dorfkirche All Saints in dem unscheinbaren Tudeley ist ein Geheimtipp für Kunstfreunde. Kein Geringerer als Marc Chagall schuf nämlich die Glasmalereien im Auftrag des ortsansässigen Kunstsammlers Sir Henry d’Avigdor-Goldsmid. Allerdings ging der Stiftung ein tragisches Ereignis voraus: Sir Henrys Tochter Sarah Venetia war im Alter von 21 Jahren beim Segeln ertrunken. Das Ostfenster zeigt, wie Sarah in der Tiefe des Meeres ruht, bevor sie über eine Leiter zu Christus aufsteigt.
Hever Castle
Die von einem Wassergraben umgebene Burg ist vor allem durch Anne Boleyn, der zweiten Frau Heinrichs VIII., in die Geschichte eingegangen. Anne Boleyn wurde 1507 auf Hever Castle geboren und wuchs auch in dem väterlichen Schloss auf. Das Leben der 18-jährigen Anne nahm einen dramatischen Verlauf, als sich Heinrich VIII. in sie verliebte. Um sich von Katharina von Aragón scheiden lassen zu können, brach Heinrich VIII. bekanntermaßen mit der päpstlichen Kirche. Glücklich wurde Heinrichs zweite Ehe allerdings nicht: Drei Jahre nach ihrer Hochzeit ließ Heinrich Anne Boleyn im Jahre 1536 wegen Hochverrats und Ehebruchs hinrichten, da sie dem despotischen König nicht den erhofften Thronfolger gebar. Anne wurde zwar später von ihrer Tochter Elizabeth I. rehabilitiert, doch die Familie Boleyn war gesellschaftlich ruiniert. Als Annes Vater 1538 starb, verfiel Heinrich auf die taktvolle Idee, das Schloss seiner vierten Frau Anna von Kleve als Scheidungsdomizil zu überlassen ...
Hever Castle verkam zusehends, erst als der Amerikaner William Waldorf Astor das Schloss 1903 erwarb, konnte der Verfall aufgehalten werden. Astor, ein Nachfahre deutscher Emigranten aus Walldorf bei Heidelberg, ließ nicht nur das Schloss restaurieren und mit kostbaren Antiquitäten ausstatten, sondern auch rund um das ganze Ensemble einen weitläufigen Park mit Renaissance-Skulpturen anlegen. In nur vier Jahren verwandelten rund 1000 Arbeiter das vollkommen ebene Grundstück in eine hügelige Landschaft samt künstlichem See - heute ist der Garten ideal für ein Picknick! Da die Räumlichkeiten des Schlosses für die Ansprüche des Besitzers der Times und der Waldorf-Astoria-Hotels ebenfalls zu klein waren, errichtete er nebenan ein Disney-Dorf im Tudor-Stil. Hinter der Dorfstruktur verbirgt sich ein weitläufiger Komplex mit mehr als 100 Zimmern. Im Schloss selbst trug Astor aus Verehrung für Anne Boleyn mehrere Portraits zusammen.
März bis Okt. tgl. 10.30-17 Uhr, Castle ab 12 Uhr, Nov. und Dez. Do-So 11-15 Uhr, März Mi-So 11-16 Uhr. Jan und Febr. geschlossen. Eintritt £ 15, erm. £ 12.75 oder £ 8.50, Familien £ 38.50. Nur Garten: £ 12.50, erm. £ 10.75 oder £ 8, Familien £ 33. www.hevercastle.co.uk.
Chiddingstone Castle
Nur einen Katzensprung von Hever Castle entfernt liegt Chiddingstone, ein kleines Straßendorf mit alten Fachwerkhäusern und einem neugotischen Schloss, dem Chiddingstone Castle. Das Anwesen diente teilweise auch als Drehort für den Film „Zimmer mit Aussicht“. Ausgestellt sind Sammlungen fernöstlicher Kunst, darunter Lackarbeiten und Schwerter. Zudem wurde im Jahr 2009 ein 35 Hektar großer japanischer Stroll Garden (Schlendergarten) angelegt.
Von Ostern bis Sept. So-Mi 11-17 Uhr. Eintritt £ 8, erm. £ 4, Familien £ 21.50. www.chiddingstonecastle.org.uk.
Penshurst Place
Zinnenbekrönt überragt das stattliche Herrenhaus das idyllische Dorf Penshurst mit seiner Kirche St John the Baptist. Besonders eindrucksvoll ist die große, 1340 im Auftrag des reichen Kaufmanns Sir John de Pulteney errichtete Baron’s Hall; die repräsentative, 18 Meter hoch aufragende Halle gilt als ein Meisterwerk der englischen Zimmererkunst und ist einer der größten profanen Säle des Spätmittelalters. Von der heute zur Eingangshalle degradierten Baron’s Hall gelangt man in die ehemals privaten Räume, so in die als Porträtgalerie genutzte Long Gallery.
Nicht versäumen sollte man eine ausgedehnte Besichtigung der zugehörigen Gartenanlagen, die im 17. Jahrhundert angelegt wurden und als eine Hommage an den Apfelbaum verstanden werden können.
Penshurst Place April bis Okt. tgl. 10.30-18 Uhr (House 12-16 Uhr), Sa und So im März zur gleichen Zeit. Eintritt £ 10, erm. £ 6.50. Nur Garten £ 8. www.penshurstplace.com.

Übernachten/Essen
The Leicester Arms Hotel. Zünftiger Gasthof mit Straßenterrasse in unmittelbarer Nähe des Penshurst Place gelegen. Es werden auch Zimmer vermietet. High Street, phone16doubleline.gif 01892/870551. www.leicesterarmspenshurst.com.
Knole
Knole: 365 Zimmer und 52 Treppen
Das am Rand von Sevenoaks gelegene Knole ist einer der ältesten und größten Herrensitze im Süden Englands. Angeblich besitzt Knole so viele Innenhöfe wie die Woche Tage hat, so viele Treppen wie das Jahr Wochen und so viele Zimmer wie das Jahr Tage. Wie dem auch sei, der Herrensitz wurde bereits im 13. Jahrhundert erwähnt, später bauten ihn die Erzbischöfe von Canterbury zu einem herrschaftlichen Anwesen aus, das den Neid Heinrichs VIII. weckte, bis er Knole 1536 für die Krone reklamierte. Elizabeth I. schenkte den Palast schließlich ihrem Vetter Sir Thomas Sackville. Bis zum heutigen Tag leben die Sackvilles in Knole, wenngleich das Schloss seit 1947 vom National Trust verwaltet wird. Das Innere ist mit kostbaren Möbeln aus dem 17. und 18. Jahrhundert - darunter das sogenannte Knole Settee, der Urahn zahlloser Sofas - ausgestattet, an den Wänden hängen Gemälde von Joshua Reynolds, van Dyck und Gainsborough.
Die berühmteste Bewohnerin von Knole war die Schriftstellerin Vita Sackville-West (1892-1962), die aufgrund ihres gleichgeschlechtlichen Liebeslebens für so manchen Skandal sorgte. Durch Vita Sackville-Wests Roman „Schloß Chevron“ und Virginia Woolfs „Orlando“ hat Knole sogar Einzug in die Weltliteratur gefunden. Das Originalmanuskript von „Orlando“ ist in der Großen Halle ausgestellt. Kinder begeistern sich aber vor allem für das zahme Rotwild, das den weitläufigen Park in großer Zahl bevölkert.
Ende März bis Okt. Mi-So 12-16 Uhr. Eintritt £ 10.40, erm. £ 5.20, Familien £ 26, nur Garten £ 4 (NT). www.nationaltrust.org.uk/knole.
Ightham Mote
Das verwunschene Wasserschlösschen Ightham Mote („I-tam“ ausgesprochen) stammt aus dem 14. Jahrhundert und gilt als das am besten erhaltene Englands. Zu den ältesten Teilen der Bausubstanz gehören die Old Chapel mit ihrem bemalten Tonnengewölbe und die Krypta.
März bis Okt. tgl. außer Di und Mi 11-17 Uhr, Nov. bis Mitte Dez. Do-So 11-15 Uhr. Eintritt £ 11.50, erm. £ 5.75, Familien £ 29 (NT). www.nationaltrust.org.uk/ightham-mote.
Chartwell
Winston Churchill dürfte wohl fraglos der bedeutendste Politiker sein, den England im 20. Jahrhundert hervorgebracht hat. Eine Vorstellung von der Aura, die den Premierminister umgeben hat, bekommt man in Chartwell, dem Haus, in dem Churchill mit seiner Familie von 1924 bis zu seinem Tod im Jahre 1965 gelebt hat. Churchill hat den in der Nähe von Westerham gelegenen - damals völlig heruntergekommenen - Landsitz zufällig entdeckt und war von der Aussicht geradezu überwältigt. Sein besonderes Augenmerk galt daher auch dem Park, dessen Anlage er selbst überwachte, schließlich war eine der Lieblingsbeschäftigungen des großen Staatsmannes das Füttern der schwarzen Schwäne. Das breit angelegte Backsteinhaus erachtete Churchill zwar als „irredeemably ugly“, doch der Blick über die Felder inspirierte ihn: „A day away is a day wasted.“ Chartwell wurde in dem Zustand von 1965 belassen und vermittelt eine recht authentische Atmosphäre.
Hier forschte Charles Dickens: Down House
Der Park mit seinem Water Garden, Swan Pool und Lady Churchill’s Rose Garden bietet viel für Platz zum Spazierengehen und wird an den Wochenenden von den Engländern auch gerne zum Picknicken genutzt. Am höchsten Punkt des Areals steht das dreistöckige Backsteinhaus. Bei großem Andrang wird der Zugang zum Haus durch ein Time Ticket gesteuert, das an der Kasse ausgegeben wird. Die Besucher können sich frei durch das Gebäude bewegen, das mit zahlreichen Memorabilien ausgestattet ist. Churchills Orden, Uniformen und Hüte gehören zum Inventar. Neben dem Wohnzimmer und den getrennten Schlafzimmern kann man auch Churchills unter dem Dach gelegenes Arbeitszimmer besichtigen. Eine Ausstellung im Untergeschoss gibt Einblicke in Churchills Leben und sein politisches Wirken. Anschließend sollte man noch Churchills abseits gelegenes Atelierhaus (Studio) besichtigen. Die mehr als hundert dort ausgestellten Gemälde beweisen, dass er nicht grundlos Aufnahme in die Royal Academy fand.
Mitte März bis Okt. Mi-So 11-17 Uhr, Juli und Aug. auch Di 11-17 Uhr. Eintritt £ 12, erm. £ 6, Familien £ 30 (NT). www.nationaltrust.org.uk/chartwell.
Down House
Downe ist ein recht unbedeutendes Örtchen rund 25 Kilometer südlich von London. Doch es gibt einen Grund nach Downe zu fahren, und der heißt Charles Darwin. Der Begründer der Evolutionstheorie lebte die letzten vierzig Jahre seines Lebens zusammen mit seiner Familie in einer viktorianischen Villa am Ortsrand. Charles Darwin (1809-1882) nannte die Villa, in der große Teile seines 1859 publizierten Werkes „Von der Entstehung der Arten“ verfasst wurden, liebevoll Down House. Seit dem frühen 20. Jahrhundert ist das Haus öffentlich zugänglich, doch erst seit English Heritage 1998 das Szepter in die Hand nahm, fanden umfangreiche Restaurierungen statt. Inzwischen wurde das Down House zum englischen Denkmal erster Kategorie ernannt. Zu sehen sind unter anderem das Arbeitszimmer, in das sich Darwin schon frühmorgens zurückzog, sowie das Wohn- und Billardzimmer. Sehr repräsentativ ist der im Regency-Stil eingerichtete Speisesaal. Ein Nachbau von Darwins Kajüte auf der HMS Beagle gehört ebenso zur Ausstellung im ersten Stock wie eine kompetente Einführung in die Evolutionstheorie. Abschließend bietet sich noch ein Spaziergang durch den sieben Hektar großen Garten an, in dem Darwin stets viel Zeit verbracht hatte.
Charles Darwin - Revolutionär des Weltbildes
Kaum einem anderen Naturwissenschaftler ist so viel Skepsis und Widerstand entgegengebracht worden wie Charles Darwin. Und mehr noch als Marx und Nietzsche hat Darwin mit seiner Evolutionstheorie das Denken seiner Zeitgenossen sowie zukünftiger Generation verändert und geprägt.
Darwin, der am 12. Februar 1809 als Sohn eines wohlhabenden Arztes im englischen Shrewsbury geboren wurde, studierte erst Medizin, dann Theologie, bevor sich ihm 1831 überraschend die Gelegenheit bot, als Privatgelehrter auf der HMS Beagle - einem Vermessungsschiff der Royal Navy - mitzufahren. Auf dieser fünfjährigen Weltumsegelung, die ihn unter anderem auf die Galápagos-Inseln führte, sammelte Darwin einen reichen Schatz an Beobachtungen und Erfahrungen, der seinen Schöpfungsglauben ins Wanken brachte und die Grundlage für seine späteren Arbeiten bilden sollte.
Zurück in England hatte er zunächst - wie sein großes Vorbild Alexander von Humboldt - als Schriftsteller mit seinem Bericht „Reise eines Naturforschers um die Welt“ großen Erfolg. Bis er 1859 sein bahnbrechendes Werk „On the Origin of Species“ publizierte, sollten allerdings noch über zwei Jahrzehnte vergehen. Lange Zeit hatte er sich mit Vorstudien begnügt, erst als er erfuhr, dass der Naturforscher Alfred Russel Wallace an einer ähnlichen Theorie arbeitete und ihm zuvorzukommen drohte, entschloss er sich zur Veröffentlichung seiner „Entstehung der Arten“.
Darwin wusste um die Sprengkraft seiner Erkenntnisse: „Ich war so ängstlich darauf bedacht, Vorurteile zu vermeiden, dass ich mich entschloss, eine Zeitlang auch nicht einmal die kürzeste Skizze davon niederzuschreiben“, erinnerte er sich später in seiner Autobiographie. Wohlweislich widmete sich Darwin erst in einem späteren Werk der Frage nach der Abstammung des Menschen, stattdessen erklärte er in der „Entstehung der Arten“ anhand von Pflanzen und Tieren wie sich bestimmte Merkmale und Eigenschaften ausgebildet haben, weil sie den Individuen im steten
April bis Okt. Mi-So 11-17 Uhr, von Nov. bis Mitte Dez. und März Mi-So 11-16 Uhr, im Juli und Aug. auch Mo und Di geöffnet. Eintritt £ 10, erm. £ 9 oder £ 6 (EH).
Groombridge Place Gardens
Die Groombridge Place Gardens gehören zum Pflichtprogramm aller Gartenliebhaber und Cineasten. Richtig: Cineasten - denn in den Groombridge Place Gardens drehte der Kultregisseur Peter Greenaway 1982 seinen Film „Der Kontrakt des Zeichners“ (1982). Im Gegensatz zu dem gleichnamigen Herrenhaus (Privatbesitz) sind die Ende des 17. Jahrhunderts angelegten Gärten öffentlich zugänglich und präsentieren sich als ein verspieltes Areal mit Kunstobjekten und mysteriösen Phantasiegebilden aus gestutzten Eiben und Buchsbäumen. Witzige Details wie die skurrile Vogelscheuche im Gemüsegarten lockern die Atmosphäre auf, aber am eindrucksvollsten sind die Themengärten, wie der Oriental Garden oder der Secret Garden. Die kleinen Besucher begeistern sich vor allem für eine Fahrt mit dem Canal Boat Jenny, das auf einem Flüsschen zu weiteren Attraktionen wie einem Tipi, einer Burg und einem Mini-Labyrinth führt.
April bis Okt. tgl. 10-17.30 Uhr. Eintritt £ 9.95, erm. £ 8.45, Familien £ 33.95. www.groombridge.co.uk.
Bayham Abbey

Ringen ums Überleben nützlich waren. Alle Kreaturen, und somit auch der Mensch, sind das Resultat einer endlosen Kette von Zufällen, ein natürlicher Mechanismus aus Variation und Selektion, so unvorhersehbar wie ziellos.
Nicht nur Unzulänglichkeiten und Erklärungslücken in seiner Schrift riefen die Kritiker auf den Plan. Fehlinterpretationen begründeten den „Sozialdarwinismus“, auf den sich teilweise die nationalsozialistische Rassenideologie stützte. Insbesondere die Behauptung, dass sich alles Leben ohne die lenkende Hand eines höheren Wesens oder Schöpfergottes entwickelt hat, forderte heftigen Widerspruch heraus. Während sich die Kirchen mit dem Kopernikanischen Weltbild noch hatten anfreunden können, empfanden sie Darwins Evolutionstheorie als Angriff auf ihr religiöses Fundament. Es nimmt nicht wunder, dass bis heute über die Vereinbarkeit von Religion und Forschung heftig gestritten wird. Vor allem in Amerika hat der Kreationismus, der sich gegen jede wissenschaftliche Erkenntnis wendet, die der biblischen Schöpfungslehre widerspricht, eine große Anhängerschaft. Die Kreationisten bestehen auf Gleichbehandlung beider Ansätze in Schule und Lehre und entwickelten unter dem Stichwort „Intelligent Design“ einen Gegenentwurf im Kleid einer Pseudowissenschaft, der sich aber einzig durch Irrationalität und Wissenschaftsfeindlichkeit auszeichnet. Auf der anderen Seite stehen engagierte Verfechter von Darwins Theorien, wie der wortgewaltige Evolutionsbiologe Richard Dawkins, der in Deutschland durch seinen „Gotteswahn“ bekannt wurde. Manche Wissenschaftler wie der Religionsanthropologe Pascal Boyer vertreten gar die Meinung, dass auch die Religion evolutionär erklärt werden kann, da der Glaube dem Menschen hilft, sich in der Komplexität der Welt zurechtzufinden. Doch welche Richtung auch immer die Diskussion um die Evolutionstheorie in Zukunft nehmen wird, fest steht, dass Darwin alle Lebewesen zu einer biologischen Gemeinschaft verschmolzen hat - ohne Darwin ist die heutige Biologie als Wissenschaft nicht denkbar.
Die Ruinen von Bayham Abbey - ein Prämonstratenserkloster aus dem 13. Jahrhundert - werden von den Engländern gerne als romantischer Picknickplatz aufgesucht. Was nicht verwundert, denn die ins Leere gähnenden Spitzbögen der Abtei strahlen eine besonders pittoreske Ruinenatmosphäre aus.
April bis Sept. tgl. 11-17 Uhr. Eintritt £ 4.40, erm. £ 4 oder £ 2.60 (EH).
Scotney Castle
In unmittelbarer Nähe des freundlichen Lamberhurst liegt das romantische Scotney Castle. Umgeben von einem Park mit Rhododendrongarten - hier lohnt vor allem ein Besuch im Mai - und einem Wassergraben, ist das Castle ein Gothic-Revival-Produkt. Edward Hussey ließ sich 1837 sein stattliches Wohnhaus direkt neben den Ruinen einer mittelalterlichen Wasserburg errichten, wobei er die pittoresken Gemäuer samt einem Rundturm zu einem märchenhaften Landschaftsszenario zusammenfügte. Heute gehört das Areal, neben so vielen anderen historischen Stätten Englands, dem National Trust, der sich vorbildlich um den Erhalt der alten Gemäuer kümmert. Sehenswert ist auch der von William Sawrey Gilpin gestaltete Garten. Gilpin fühlte sich dem ästhetischen Programm des pittoresken Landschaftsgartens verpflichtet und orientierte sich an den Gemälden von Claude Lorrain und Nicolas Poussin. Auf einer kleinen Insel in der Nähe der Burg steht eine Skulptur von Henry Moore, die eine zurückgelehnte Frau zeigt.
Garten von Mitte März bis Okt. Mi-So 11-17.30 Uhr, Castle von Anfang Juni bis Okt. Mi-So 11-17 Uhr. Eintritt £ 13, erm. £ 6.50, nur Garten £ 8.20, erm. £ 4.10 (NT). www.nationaltrust.org.uk/scotney-castle.
Sissinghurst
Sissinghurst ist ein Mekka der Gartenliebhaber. Die vielfach als „schönster Garten Englands“ gerühmte Anlage wurde von der Schriftstellerin Vita Sackville-West und ihrem Mann, dem Historiker und Diplomaten Sir Harold Nicolson (1886-1968), in jahrzehntelanger Arbeit geschaffen. Um ihre Gartenträume zu verwirklichen, kaufte das Ehepaar 1930 das verfallene, aus dem 16. Jahrhundert stammende Herrenhaus samt seines mit Brennnesseln überwucherten Gartens. Das Familienleben war auf verschiedene Gebäude verteilt, Vita Sackville-West richtete sich ihr Arbeitszimmer im Turm ein, Harold Nicolson arbeitete im South Cottage, während die Zimmer der Kinder Nigel und Ben im Priest House untergebracht waren, wo man sich auch zu den gemeinsamen Mahlzeiten zusammenfand. Im Mittelpunkt ihres Lebens stand die Pflege und Anlage des zweieinhalb Hektar großen Gartens mit seinen zehn verschiedenen „Zimmern“, die über das Jahr verteilt in ihrer faszinierenden Blütenpracht leuchten. Rückblickend schrieb Vita Sackville-West: „Wir waren uns völlig einig über den Gesamtentwurf des Gartens: lange Wegachsen von Nord nach Süd und von Ost nach West, gewöhnlich mit einer Statue, einem Torbogen oder einem Paar von Pappeln als Endpunkt, kombiniert mit der intimen Überraschung kleiner geometrischer Gärten, die von den Wegen abgehen, wie die Zimmer eines riesigen Hauses von seinen Hauptkorridoren.“ Eindrucksvoll ist vor allem der „weiße Garten“, in dem nur weiße und silbergraue Blüten und Stauden zu einem lebendigen Gefüge arrangiert wurden. Seine Anlage bewirkte eine Revolution in der Gartenwelt, da das bis dahin geltende Schönheitsideal nur Gärten vorsah, die in allen denkbaren Farbkombinationen abgestimmt waren - nur nicht in Weiß, denn Weiß galt als Unfarbe, stand es doch für Trauer und Tod. Neben dem weißen Garten faszinieren der Rosengarten (Blütezeit Juni), der Bauerngarten sowie ein Kräutergarten mit über 100 Kräuterarten. Der beste Blick auf das Areal bietet sich vom Aussichtsturm, auf dessen Plattform eine Wendeltreppe führt.
Mitte März bis Okt. tgl. 11-17.30 Uhr. Eintritt £ 10.80, erm. £ 5.20, Familienticket £ 27.25 (NT). Achtung: Es wird nur eine begrenzte Zahl von Besuchern in den Garten gelassen, sodass im Hochsommer Wartezeiten einzuplanen sind.
Blühende Gartenpracht: Sissinghurst