Berkshire

Inhaltsverzeichnis
Gemütliches Landleben und ein Plausch am Marktplatz
Neben Wiltshire und Surrey ist Berkshire - sprich „Barkscher“- die einzige südenglische Grafschaft ohne Zugang zum Meer. Abgesehen von Windsor und Ascot ist die Region touristisch gesehen eher von geringem Interesse.

Reading

Reading, die Hauptstadt von Berkshire, ist ein aufstrebendes Städtchen im Themsetal, das auf eine mehr als 1500-jährige Geschichte zurückblicken kann. Dank seiner Universität und einem zukunftsorientierten Gewerbe (Microsoft, Compaq, Racal Telecom etc.) muss Reading nicht fürchten, zum Londoner Vorort herabzusinken.
Das am Südufer der Themse gelegene Reading wurde von den Sachsen gegründet und erhielt im 9. Jahrhundert das königliche Privileg, Münzen prägen zu dürfen. Heinrich I. legte 1121 in Reading den Grundstein für eine Benediktinerabtei, die von Thomas Beckett geweiht wurde. Heinrich VIII. löste das Kloster auf, um sich an den Schätzen bereichern zu können; seit dem Bürgerkrieg erinnern nur noch Ruinen an die einst so reiche Abtei.
Vielfältige Einkaufsmöglichkeiten (Oracle Centre) und eine lebendige Kulturszene sorgen in Reading für Abwechslung. Wer Lust hat, kann einen Bootsausflug auf der Themse unternehmen. Über den Fluss Kennet und den Kennet-Avon-Kanal kann man mit einem schmalen Hausboot sogar bis nach Bath oder Bristol schippern. Interessant ist es, im Juli zum WOMAD (World of Music, Art and Dance) nach Reading zu kommen. Das 1982 von Peter Gabriel ins Leben gerufene Festival ist bekannt für sein anspruchsvolles Programm. Apropos Musiker: Der Klangvirtuose Mike Oldfield, der mit Tubular Bells einen weltweiten Erfolg hatte, wurde am 15. Mai 1953 in Reading geboren.
Information Reading Tourist Information Centre, Church House, Chain Street, Reading RG1 1QH, phone16doubleline.gif 0118/9566226. www.readingtourism.org.uk.
Einwohner 155.000 Einwohner.
Verbindungen Zug - Verbindungen nach Oxford und London Paddington Station (25 Min.). Über Slough auch Zugverbindungen nach Windsor und Eton. www.nationalrail.co.uk. Bus - Verbindungen nach London. Abfahrt Station Hill, phone16doubleline.gif 0118/9594000. www.nationalexpress.com.
Bootsfahrten Thames Rivercruise, phone16doubleline.gif 0118/9481088. www.thamesrivercruise.co.uk.
Museum of Reading Blagrave Street, phone16doubleline.gif 0118/93998000. Geöffnet: tgl. außer Mo 10-16 Uhr, So ab 11 Uhr. Eintritt frei! www.readingmuseum.org.uk.
Sport/Schwimmen Rivermead Leisure Complex, Freizeitzentrum mit Badminton
und einem Wellenbad. Richfield Avenue, phone16doubleline.gif 0118/9015000.
Veranstaltungen WOMAD (Juli), phone16doubleline.gif 01225/744494. Ticket-Line: phone16doubleline.gif 0118/9390930. www.womad.org. Reading Festival im August. www.readingfestival.com.
Übernachten The George Hotel. Seit mehr als 500 Jahren dient die einstige Postkutschenstation als Herberge, seit ein paar Jahren allerdings zur Mercure-Gruppe gehörend. WLAN. EZ ab £ 50, DZ ab £ 55 (günstige Wochenendtarife). 10/12 King Street, Reading, phone16doubleline.gif 0118/9573445. www.georgehotelreading.com.
The Old Forge. Familiäres B & B in zentraler Lage. WLAN vorhanden. EZ £ 30-37.50, DZ £ 45-55 (die günstigen mit Etagendusche). 109 Grovelands Road Reading, phone16doubleline.gif 0118/9582928, www.readingbedbreakfast.co.uk.
„Oh beautiful world“
In die Literaturgeschichte fand Reading Eingang durch Oscar Wildes „Ballade vom Zuchthaus zu Reading“, die der skandalumwitterte Schriftsteller 1898 schrieb, nachdem er aus dem Gefängnis von Reading entlassen worden war. Zur Erinnerung an den berühmten Häftling, der zu zwei Jahren Zuchthaus wegen Homosexualität verurteilt worden war, hat die Stadt im Jahre 2000 einen „Oscar-Wilde-Gedenkweg“ anlegen lassen. Auf einem Tor stehen die ersten Worte, die Wilde sprach, als er freigelassen wurde: „Oh beautiful world“.
Windsor und Windsor Castle
Wilhelm der Eroberer erbaute hier schon eine Burg, die Teil eines London umspannenden Befestigungssystems war. Heinrich I. heiratete im Windsor Castle Adeliza of Louvain, Karl I. wurde hier gefangen gehalten, bis sein Kopf rollte, und Königin Victoria trauerte hier um ihren toten Albert - kurzum, ein Schloss, das auf das Engste mit der Geschichte Englands verbunden ist.
Windsor selbst ist eine typische englische Kleinstadt mit vielen Backsteinbauten und zwei kopfsteingepflasterten Straßen, der Church Street und der Market Street, einer Menge Antiquitätenläden sowie vielen Pubs und Restaurants. Über die Themse führt eine Brücke hinüber nach Eton, der wohl berühmtesten Public School in England. Ganze Generationen britischer Premierminister sind im Eton College zur Schule gegangen. Das von Heinrich VI. gegründete Eton weiß sich seinen exklusiven Ruf zu bewahren: Wer nicht zu den Stipendiaten gehört, muss jährlich rund £ 30.000 Schulgeld aufbringen. Auch William und Harry, die Söhne von Prince Charles und Lady Diana, besuchten selbstverständlich das berühmte College. Die größte Sehenswürdigkeit des Städtchens ist das auf einer kleinen Anhöhe liegende Schloss, das dem englischen Königshaus seinen Namen gab. Bis 1918 hießen die Windsors übrigens noch Sachsen-Coburg-Gotha, doch da sich Großbritannien und Deutschland im Ersten Weltkrieg bekriegten, beschloss Georg V., seine Linie nach dem Sommersitz der Königsfamilie zu benennen. Noch heute residiert ab und an Königin Elizabeth II. hier; dann weht das königliche Banner über dem Round Tower und zeigt an, dass die königlichen Gemächer nicht besichtigt werden können. Besucher erhalten dann Tickets zu einem ermäßigten Preis.
Der älteste Teil von Windsor Castle, der Round Tower, ist nicht öffentlich zugänglich. Als mächtiger Bergfried ruht der in der Regierungszeit von Heinrich II. errichtete Turm inmitten der Burganlage. Um ihn herum führt der Weg zum Eingang der State Apartments. In den Sommermonaten und am Wochenende bilden sich hier lange Warteschlangen, daher empfiehlt es sich, frühzeitig nach Windsor Castle aufzubrechen. Von dem verheerenden Brand im November 1992 ist heute kaum mehr etwas zu sehen. Die Brandschäden der State Apartments und der St George’s Hall wurden in den letzten Jahren für 60 Millionen Pfund behoben, die Kosten musste die Queen aus eigener Tasche aufbringen, da sie es versäumt hatte, das Schloss zu versichern. Die unersetzlichen Gemälde von Rubens, Holbein, Dürer und Rembrandt konnten glücklicherweise rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. Ein kostbares Puppenensemble ist im Queen Mary’s Dolls’ House zu bewundern, mit dessen Einrichtung in den Zwanzigerjahren 1500 Handwerker drei Jahre lang beschäftigt waren! Im unteren Teil des Schlosses, dem sogenannten Lower Ward, lohnt eine Besichtigung der spätgotischen St George’s Chapel. Die Kapelle ist nach der Westminster Abbey die bedeutendste Grablege der englischen Könige. Auch der berühmt-berüchtigte Heinrich VIII. fand hier seine letzte Ruhestätte.
Hinweis: Für Familien mit Kindern bietet sich abschließend noch ein Abstecher zum Freizeitpark Legoland an, der von Windsor Castle aus mit einem Shuttlebus in wenigen Minuten zu erreichen ist.
Anreise Windsor Castle: Züge von der Waterloo Station bis Windsor & Eton oder von Paddington Station bis Windsor & Eton Central. Über Slough auch Zugverbindungen nach Reading.
Öffnungszeiten Windsor Castle: tgl. 9.45-17.15 Uhr, im Winter nur bis 16.15 Uhr (Achtung: Sonntags ist die St George’s Chapel geschlossen, last admission jeweils eine Stunde vor Schließung.). Eintritt £ 17.75, erm. £ 16.15 oder £ 10.60, Familientickets £ 42. www.royalcollection.org.uk. Legoland: geöffnet Ostern bis Anf. Nov. 10-18 Uhr, im Hochsommer bis 20 Uhr. Eintritt £ 45, erm. £ 39 (günstiger im Internet). www.legoland.co.uk.

Ascot

Ascot ist nicht nur das renommierteste Pferderennen der Welt, es ist zugleich ein High-Society-Ereignis ersten Ranges. Wer in der englischen Gesellschaft Rang und Namen hat, trifft sich alljährlich in Ascot.
Grablege der Könige - Windsors St George’s Chapel
Seit dem Jahre 1711 wird in Ascot alljährlich in der zweiten Junihälfte das Royal Gold Cup Meeting ausgetragen. Queen Anne lud damals die Aristokratie zu einem Pferderennen ein, das schnell zu einem der beliebtesten Ereignisse im englischen Gesellschaftsleben aufstieg. Der absolute Höhepunkt ist das Eintreffen der königlichen Familie, die mit der Kutsche aus dem nahen Windsor „anreist“. Wer richtig „dazugehören“ will, muss allerdings eines der 8000 Tickets für die königliche Loge vorweisen können. Selbstverständlich muss auch die strenge Kleideretikette gewahrt werden: Exzentrische Hüte auf den Köpfen feiner Ladys, standesgemäße Zylinder auf dem noblen Haupt des Mannes. Vorbei sind allerdings die Zeiten, als Geschiedenen der Zutritt zur königlichen Tribüne verwehrt blieb. Heute genügen Geld und ein paar gute Beziehungen, um sich Zugang zum Royal Enclosure zu verschaffen. Wer sich in Ascot gezeigt hat, ist in den Gesellschaftsspalten der Londoner Zeitungen am nächsten Tag nachzulesen.
www.ascot.co.uk.