6 Goldhamster

Dorothea Döring

6.1 Allgemeines

Der Goldhamster stammt von der Wildform Mesocricetus auratus aus Syrien ab. Goldhamster zeichnen sich durch Nachtaktivität aus und leben in unterirdischen Gangsystemen. Aufgrund ihrer solitären Lebensweise gibt es kaum soziopositive Verhaltensweisen.

6.1.1 Körpersprache

6.1.1.1 Angstverhalten

Wie alle Kleinsäuger zeigen auch Goldhamster bei Erschrecken Zusammenzucken, Flucht oder Freezing. Sie neigen aber auch besonders zu aggressiver Gegenwehr.

6.1.1.2 Drohverhalten

6.1.1.3 Demutsgeste

6.1.1.4 Zeichen für Entspannung

Sich Putzen, sich Strecken und Gähnen können Zeichen der Entspannung sein. Hektisches Putzen kann jedoch auch als Übersprungsverhalten bei Stress gezeigt werden.

6.1.2 Vokalisation

Goldhamster geben Laute im menschlichen Hörbereich, aber auch im Ultraschallbereich von sich.

6.1.2.1 Hörbare Angstlaute

6.1.2.2 Hörbare Abwehr- und Drohlaute

6.1.2.3 Ultraschallkommunikation

6.1.3 Erkennen von Schmerzen

Wie alle kleinen Beutetiere zeigen auch Goldhamster Schmerzen und Leiden nur sehr unauffällig und müssen daher gut beobachtet werden.

6.1.3.1 Körperliche Signale und Verhalten bei Schmerzen

Folgende Veränderungen am Tier können auf Schmerzen hindeuten ▶ [72]:

6.2 Vorbereitung auf den Tierarztbesuch

6.2.1 Augenmerk auf Besonderheiten

6.2.1.1 Aktivitätszeit

Goldhamster sind streng nachtaktiv. Sie dürfen keinesfalls tagsüber geweckt werden. Gattermann u. Weinandy ▶ [73] zeigten in einer Studie, dass Goldhamster eine sehr viel stärkere Stressreaktion zeigen, wenn ein Stressor tagsüber, d.h. während der Ruhezeit, erfolgt. Goldhamster sind außerdem sehr lichtempfindlich.

Praxistipp

Tageszeit und Licht

6.2.1.2 Orientierung durch Geruch

Goldhamster orientieren sich in ihrer Umgebung vor allem geruchlich und markieren Gegenstände in ihrem Revier. Dieser Reviergeruch gibt ihnen Sicherheit. Um einen vertrauenserweckenden Geruch an den Händen zu erreichen, sollte man diese mit benutzter Streu des Hamsters (d.h. mit dessen Uringeruch) einreiben ▶ [75].

Praxistipp

Schaffen eines vertrauten Geruches

6.2.1.3 Rückzugsorte

Wilde Goldhamster leben in unterirdischen Bauten, in denen es dunkel und lärmgeschützt ist. Für Goldhamster sind somit geschützte und ungestörte Schlaf- und Rückzugsplätze essenziell.

Praxistipp

Verstecken ermöglichen

6.2.1.4 Erschrecken vermeiden

Hamster sind sehr schreckhaft und werden durch Geräusche und fremde Gerüche in Stress versetzt.

Praxistipp

Schutz vor Erschrecken

6.2.2 Hinweise an Besitzer

Zu den Themen, zu denen Hamsterbesitzer beraten werden sollten, zählt die „Zähmung“ scheuer Tiere sowie die ▶ Vorbereitung der Hamster auf den Tierarztbesuch. Zur Sozialisierung von Goldhamstern ist bisher nichts bekannt. Dennoch kann versucht werden, Jungtiere bereits an den Geruch von und den Umgang mit Menschen zu gewöhnen.

6.2.2.1 Gewöhnungstraining zur Zähmung

Laut Hollmann ▶ [75] ist die häufigste Ursache für aggressives Verhalten gegenüber dem Menschen die Störung des Schlafes. Daher sollte diese vermieden werden. Ist das Aufwecken eines Hamsters jedoch unumgänglich, sollte es so sanft wie möglich erfolgen, beispielsweise durch freundliche Ansprache und Rascheln vor dem Schlafhäuschen.

Das Gewöhnungstraining (s. ▶ Merkblatt) erfolgt in kleinen Schritten und unter Einsatz begehrten Futters. Gedämpftes Licht und das Einreiben der Hände mit benutzter Streu sind hilfreich.

6.2.3 Vorbereitende Maßnahmen

Die Transportbox sollte für den Goldhamster ein vertrauter Ort sein, sodass der Transport zum Tierarzt weniger belastend ist. Sie sollte geöffnet im Aufenthaltsbereich des Hamsters stehen und Streu enthalten. Mit Futter kann der Hamster hineingelockt werden. Schrittweise kann man das Verschließen und Anheben der Box üben, während der Hamster darin sitzt und attraktives Futter frisst.

Praxistipp

Was zum Tierarztbesuch mitgenommen werden sollte

Im Anhang finden Sie ein entsprechendes ▶ Merkblatt für die Besitzer.

6.3 Situationen in der Tierarztpraxis

6.3.1 Handling

Hamster sind durch ihr „einzelgängerisches“ Wesen Menschen gegenüber nicht so kontaktfreudig wie etwa Ratten, und sie sind keine „Streicheltiere“. Sie sind es häufig nicht gewöhnt, in die Hand genommen zu werden.

Hamster sollte man anfassen und hochheben, indem man mit den Händen eine Höhle bildet. Dafür hält man zuerst die gewölbten Hände über den Hamster und schließt sie dann um ihn.

Zum Einfangen entlaufener Hamster kann man ein Behältnis verwenden, in das man das Tier laufen lässt.

Das Fixieren erfolgt am besten mittels Schultergürtelgriff ▶ [74] ( ▶ Abb. 6.1), evtl. mithilfe eines Tuches.

Abb. 6.1 Schultergürtelgriff (nach ▶ [74] zur Fixierung eines Goldhamsters.

(Zeichnung: Dr. Dorothea Döring, München)

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Der Nackengriff sollte möglichst vermieden werden. Ist er in Ausnahmefällen doch einmal nötig, muss dabei der gesamte Bereich der Hautausstülpungen der Backentaschen umfasst werden, da sich das Tier sonst entwinden oder umdrehen und zubeißen könnte ▶ [71].

Praxistipp

Empfehlungen zum Hochheben und Festhalten

Verbeißt sich der Goldhamster beim Handling in der Hand, darf man ihn auf keinen Fall abschütteln, da dies zu schweren Verletzungen des Tieres führen könnte. Stattdessen muss der Hamster behutsam auf eine Unterlage bzw. in seine Transportbox abgesetzt werden ▶ [71], ▶ [75].

6.4 Literatur

[70] Albright J, de Matos R. Hamsters. In: Tynes V, ed. Behavior of Exotic Pets. Chichester: Wiley-Blackwell, 2010

[71] Flecknell P. Restraint, anaesthesia and treatment of children‘s pets. In Pract 1983; 5: 85–95

[72] Gärtner K, Militzer K. Zur Bewertung von Schmerzen, Leiden und Schäden bei Versuchstieren. Schriftenreihe Versuchstierkunde, Heft 14. Berlin, Hamburg: Verlag Paul Parey, 1993

[73] Gattermann R, Weinandy R. Time of day and stress response to different stressors in experimental animals. 1. Golden hamster (mesocricetus auratus waterhouse, 1839). J Exp Anim Sci 1996, 38, 66–76

[74] Hein J. Umgang mit Heimtieren in der Praxis. Prakt Tierarzt 2010 (91); 10: 869–871

[75] Hollmann P. Der Hamster. Artgerecht halten, gesund ernähren, richtig verstehen. München: Gräfe und Unzer Verlag, 1998