8 Weitere kleine Heimtiere

Barbara Schneider

8.1 Allgemeines

Bei allen kleinen Heimtieren, die regelmäßig Patienten in der Tierarztpraxis sind, sind ein paar grundsätzliche Empfehlungen zu beachten, um Stress zu reduzieren und eine tierfreundliche Atmosphäre zu schaffen.

So ist es beispielsweise bei jeder Tierart wichtig, dass die Tiere vorab an den Transportkäfig sowie an ein Handling gewöhnt werden. Zudem sollte immer etwas benutzte Einstreu im Transportkäfig mitgegeben werden. Dies hilft zum einen dem Tier sich in der Transportbox wohler zu fühlen, da sie vertraut riecht. Zum anderen kann dann das Praxispersonal die Hände mit der verwendeten Einstreu einreiben, um angenehmer für den Patienten zu riechen. Bei allen kleinen Heimtieren müssen die Besitzer darauf hingewiesen werden, dass die Transportboxen immer erhöht abzustellen sind (z.B. auf dem Schoß oder auf einem Raumteiler/Regal).

Da auch kleine Heimtiere mit Leckereien für angstfreies Verhalten belohnt werden sollten, müssen die Besitzer gebeten werden, die jeweiligen Lieblingsleckerlis ihres zu behandelnden Tieres mitzubringen, sodass diese in der Praxis verfüttert werden können.

8.2 Mäuse

8.2.1 Körpersprache

8.2.1.1 Angstverhalten/Schreckreaktion

8.2.1.2 Drohverhalten

8.2.1.3 Sonstiges Verhalten

8.2.2 Vokalisation

Mäuse haben ein ausgezeichnetes Hörvermögen und können Laute in einem Frequenzbereich von 80 Hz bis zu über 100 kHz wahrnehmen ▶ [98]. Doch nur ein kleiner Teil der innerartlichen Kommunikation findet in einem für das menschliche Ohr hörbaren Frequenzbereich statt.

Praxistipp

Mitunter berichten Besitzer, dass ihre Mäuse eine Art „Schnattern“ oder „Meckern“ zeigen. Wenn diese Laute beinahe ununterbrochen ausgestoßen werden, sind sie fast immer durch eine Atemwegserkrankung bedingt, die umgehend untersucht und behandelt werden muss.

8.2.3 Erkennen von Schmerzen

8.2.3.1 Erkennen von Schmerzen aufgrund der Mimik

Um Schmerzen bei Versuchsmäusen erkennen und quantifizieren zu können, wurde der Mouse Grimace Scale (MGS) von Langford et al. ▶ [97] entwickelt. Bestimmte Gesichtsmerkmale, die bei einer Maus Anzeichen für Schmerzen sind, werden darin aufgeführt. Der Normalzustand wird dabei mit dem Score von 0 bewertet, leichte Veränderungen mit 1 und offensichtliche Veränderungen, die auf schwere Schmerzen hindeuten, mit 2. Folgende Elemente sind enthalten ( ▶ Abb. 8.1):

Abb. 8.1 Beispiele für die Ausprägung „0“ und „2“ für die einzelnen Punkte der Mouse Grimace Scale nach Langford et al. ▶ [97]. Zusammenfassende Darstellung der vier Ausdrucksregionen (Augen, Nase/Wangen, Ohren, Vibrissen).

Abb. 8.1a Score = 0: Normalzustand.

(Zeichnung: Dr. Dorothea Döring. Quelle: Schneider B, Döring D. Verhaltensberatung bei kleinen Heimtieren: Haltung, Normalverhalten und Behandlung von Verhaltensproblemen. Stuttgart: Schattauer, 2017: 146.)

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Abb. 8.1b Score = 2: offensichtliche Veränderungen mit zusammengekniffenen Augen, Ausbuchtungen im Nasen- und Backenbereich, zurückgelegten Ohren und angelegten Vibrissen.

(Zeichnung: Dr. Dorothea Döring. Quelle: Schneider B, Döring D. Verhaltensberatung bei kleinen Heimtieren: Haltung, Normalverhalten und Behandlung von Verhaltensproblemen. Stuttgart: Schattauer, 2017: 146.)

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Praxistipp

Die Mouse Grimace Scale kann über die Homepage des National Center for the Replacement, Refinement&ReductioMouse Gn of Animals in Research (NC3Rs) unter folgendem Link heruntergeladen werden: https://www.nc3rs.org.uk/sites/default/files/documents/Guidelines/MGS%20Manual.pdf

8.2.3.2 Körperliche Signale und Verhalten bei Schmerzen

Folgende Veränderungen am Tier können auf Schmerzen hindeuten ▶ [94]:

8.2.4 Handling

Als kleine Beutetiere reagieren Mäuse besonders schreckhaft auf plötzliche Bewegungen von oben. Diese sind daher zu vermeiden.

Zum Hochheben sollten die Hände eine Höhle bilden. Ein Hochheben am Schwanz ist zu unterlassen (Verletzungsgefahr). Eine kurze Fixierung des Tieres an der Schwanzwurzel – bevor es mit der zweiten Hand hochgehoben wird –, ist aber akzeptabel.

Zum Einfangen lässt man Tiere, die sich nicht ohne Probleme greifen lassen, in ein dunkles, rundes Behältnis (z.B. Röhre oder Tasse) laufen. Die offene Seite wird für den Transport kurzfristig mit der Hand oder einem Deckel verschlossen.

Eine Fixierung im Nackengriff ist zu vermeiden, da sie von den Tieren als äußerst unangenehm empfunden wird.

Praxistipp

Handling in der Tierarztpraxis

8.3 Degus

8.3.1 Körpersprache

8.3.1.1 Angstverhalten/Schreckreaktion

8.3.1.2 Drohverhalten

8.3.1.3 Sonstiges Verhalten

8.3.2 Vokalisation

Degus können im Frequenzbereich von 100 Hz bis 35 kHz hören ▶ [102]. Viele hörbare Degulaute haben eine zusätzliche Ultraschallkomponente.

Zwitschern wird häufig bei einer physischen Trennung gezeigt, aber auch bei Begrüßungen und Spielverhalten. Auch bei kleineren Auseinandersetzungen zwischen Degus wird gezwitschert. Der Laut dient vermutlich dazu, weitere Aggressionen zu unterbinden ▶ [99].

8.3.2.1 Distressrufe

8.3.2.2 Warnlaute

8.3.3 Erkennen von Schmerzen

8.3.3.1 Zeichen für Schmerz

Siehe ▶ [92]

8.3.3.2 Weitere Schmerzanzeichen

8.3.4 Handling

Beim Handling ist darauf zu achten, dass auch ein Degu niemals am Schwanz hochgehoben werden darf. Die Haut reißt dort sehr leicht und Degus sind prinzipiell anfällig für Verletzungen am Schwanz.

Der Degu sollte mit zwei Händen, die eine Höhle bilden, umfasst bzw. hochgehoben werden.

Praxistipp

Handling in der Tierarztpraxis

8.4 Chinchillas

8.4.1 Körpersprache

8.4.1.1 Angstverhalten/Schreckreaktion

8.4.1.2 Droh- und Abwehrverhalten

8.4.1.3 Sonstiges Verhalten

8.4.2 Vokalisation

Chinchillas können nur wenig in den Ultraschallbereich, nämlich bis zu einer Frequenz von 32 kHz, hören ▶ [95]. Sie nehmen Töne zwischen 125 Hz und 16 kHz am besten wahr, was in etwa dem Hörspektrum des Menschen entspricht. Alle bislang beschriebenen Chinchilla-Laute sind mit dem menschlichen Ohr wahrnehmbar.

8.4.2.1 Abwehrlaute

Merke

Bei vorberichtlichem Husten bei gleichzeitig unauffälligen Atemwegen kann in der Regel von einem Abwehrhusten ausgegangen werden.

8.4.2.2 Warn- und Distresslaute

8.4.2.3 Sonstige Laute

8.4.3 Erkennen von Schmerzen

8.4.3.1 Mögliche Anzeichen für Schmerzen

Stressbedingt kann es zudem zu Haarverlusten ▶ [91] sowie zu einer erhöhten Anfälligkeit für Dermatomykosen kommen.

8.4.4 Handling

Chinchillas können zur Abwehr von Feinden büschelweise Fell abwerfen. Somit kann ein Chinchilla nicht sicher fixiert werden, wenn es nur am Fell gehalten wird.

Praxistipp

Handling in der Tierarztpraxis

8.5 Literatur

[91] Bartl J. Chinchillas – die Pferde der Kleintierpraxis. hundkatzepferd 2012; 5/12: 42–45

[92] Beisswenger A. Degus. München: Gräfe&Unzer Verlag, 2009

[93] Chabout J, Sarkar A, Dunson D et al. Male mice song syntax depends on social contexts and influences female preferences. Front Behav Neurosci 2015; 9: Artikel 76. doi: 10.3389/fnbeh.2015.00076

[94] Gärtner K, Militzer K. Zur Bewertung von Schmerzen, Leiden und Schäden bei Versuchstieren. Schriftenreihe Versuchstierkunde, Heft 14. Berlin, Hamburg: Verlag Paul Parey, 1993

[95] Heffner R, Heffner H. Behavioral hearing range of the chinchilla. Hear Res 1991; 52: 13–16

[96] Jonson D. Miscellaneous Small Mammal Behavior. In: Bays BT, Lightfoot T, Mayer J, eds. Exotic Pet Behavior – Birds, Reptiles, and Small Mammals. St. Louis: Elsevier, 2006

[97] Langford D, Bailey A, Chanda M et al. Coding of facial expressions of pain in the laboratory mouse. Nat Methods 2010; 7: 447–449

[98] Latham N. The Mouse. In: Tynes V, ed. Behavior of Exotic Pets. Chichester: Wiley-Blackwell, 2010: 91–103

[99] Long C. Vocalizations of the degu Octodon degus, a social caviomorph rodent. Bioacoustics 2007; 16: 223–244

[100] Schneider B, Döring D. Verhaltensberatung bei kleinen Heimtieren: Haltung, Normalverhalten und Behandlung von Verhaltensproblemen. Stuttgart: Schattauer, 2017: 146

[101] Sobie J. Chinchillas. In: Tynes V, ed. Behavior of Exotic Pets. Chichester: Wiley-Blackwell, 2010: 138–147

[102] Thomas H, Tillein J. Functional organization of the auditory cortex in a native Chillean rodent (Octodon degus). Biol Res 1997; 30: 137–148