Tabelle 31:  Dorfbevölkerung nach Arbeitsfähigkeit 1936–1944 (in %)

1936

1940

1944

Gesamtbevölkerung

100

100

100

Arbeitsfähige

49

47

35

Jugendliche

8

9

10

Nicht Arbeitsfähige

43

44

55

Quelle: Arutjunjan, Krest’janstvo, 323

Demnach verringerte sich der Anteil der Arbeitsfähigen an der dörflichen Gesamtbevölkerung zwischen 1940 und 1944 um 12 %. Dabei ist noch zu berücksichtigen, dass der größere Teil der verbliebenen Arbeitsfähigen Frauen waren. Laut Aufschlüsselung für die Kriegsjahre 1943–45 stellten Männer nur noch ein Viertel dieser Gruppe, Frauen aber drei Viertel. Auch nach Kriegsende änderte sich die demographische Struktur des Dorfes nur langsam. Die Männer kehrten zwar zurück, aber um viele Millionen dezimiert. Nicht alle, die den Weg in ihre Heimat nicht mehr fanden, waren gefallen oder in deutscher Gefangenschaft verendet. Nicht wenige blieben auch dort, wohin es sie verschlagen hatte. Der Krieg verlangsamte zwar das Tempo der Urbanisierung, aber er beschleunigte die Mobilität. Auf das Übersoll der Frauen nicht nur an häuslicher, sondern auch an gewerblich-landwirtschaftlicher Tätigkeit konnten Staat und Volkswirtschaft noch einige Jahre nicht verzichten. Insofern schlug nicht gegen Kriegsende, sondern während der gesamten Kriegs- und Nachkriegszeit auch in sozialer und familiärer Hinsicht die Stunde der sowjetischen Frauen.[14]

Über die gravierenden Folgen der männlichen Zwangsemigration hinaus verursachte auch die plötzliche Umstellung der gesamten Volkswirtschaft auf Rüstungsproduktion und Verteidigung schwere Schäden für das Dorf. Sie entzog der Leicht- und Nahrungsmittelindustrie, die agrarische Rohstoffe verarbeiteten, unentbehrliche finanzielle Ressourcen. Die Versorgung der Bevölkerung wurde auf ein Minimum reduziert. Mit ihr schrumpften Handel und Verteilung, soweit sie in staatlichen oder anderweitigen öffentlichen Händen (vor allem in Gestalt der Kooperative) lagen. Dies blieb nicht ohne Auswirkung auf die bäuerlichen Einkommen, die außerhalb des privaten Anbaus großenteils vom Verkauf der gemeinschaftlichen Produkte abhingen. In der Tat sank der Ertrag pro Tagewerk erheblich; zumeist war erst nach dem Ende der Kampfhandlungen eine Erholung zu verzeichnen: