Daten, KI und Umwelt

Daten haben erst dann einen Wert, wenn sie aufbereitet sind, und dazu wird Energie benötigt.

Unsere Plattformnutzung und Vernetzung erfordern riesige Rechenzentren, die für ihren Betrieb und die notwendige Kühlung Unmengen Strom verbrauchen. Besonders intensive Datenverarbeitung wie der massive Einsatz von KI treibt dies noch in die Höhe. Einige Big-Tech-Unternehmen sind sich dessen bewusst und versuchen, grüner zu werden: Apple will bis 2030 CO2-neutral werden, Microsoft sogar CO2-negativ. Doch in der öffentlichen Diskussion werden die Umweltkosten unseres digitalen Lebens immer noch heruntergespielt.[1]

Nehmen wir die Datenzentren, die über den ganzen Planeten verteilt sind. Wir denken selten an sie, doch allmählich finden ihre Folgen für die Umwelt Eingang in die Schlagzeilen. Im Westen Londons, einem Gebiet mit Wohnungen und Gewerbe, in dem bis vor wenigen Jahren auch einer der beiden Autoren lebte, verzögert mangelnde Stromversorgung den Bau dringend benötigter neuer Wohnungen mindestens bis 2035. Und warum? Weil die enorm gestiegene Ausbreitung von Rechenzentren in diesem Gebiet dazu geführt hat, dass es »keine ausreichenden Kapazitäten für neue [Strom-] Anschlüsse« mehr gibt. Schätzungen zufolge wird der Anteil von Rechenzentren

Das ist nicht alles. Der hohe Stromverbrauch produziert viel Wärme, die durch Wasser gekühlt werden muss. Thames Water, der Londoner Wasserbetrieb, warnte bereits vor einer dramatischen Erschöpfung seiner Vorräte. Ein Grund: Rechenzentren. Es wurde gefordert, dass ein Untersuchungsausschuss des Parlaments sich mit den langfristigen Folgen von Rechenzentren für die knappen Wasserressourcen beschäftigen solle.[3] Dabei ist London nur eines von fünfzehn großen Ballungsgebieten für Rechenzentren auf der Welt, und nicht einmal das mit dem schnellsten Wachstum – in dieser Hinsicht liegen Mumbai, Shanghai und Nord-Virginia vorne.[4]

Auch das »Mining« für Kryptowährungen verbraucht Unmengen Strom mit entsprechenden Folgen für die Umwelt, ein Problem, das viel zu wenig Beachtung findet. Mit »Mining« ist hier nicht der Abbau realer Rohstoffe wie im historischen Kolonialismus gemeint, sondern der Einsatz gigantischer Rechenleistung zur Erzeugung neuer Währungseinheiten wie beispielsweise Bitcoins und die Absicherung der damit getätigten Transaktionen. Bitcoin ist nur eine von zahlreichen Kryptowährungen, derzeit befindet sie sich auf Talfahrt. Trotzdem verbrauchte ihr Mining im Jahr 2020 mehr Strom als mittelgroße, wohlhabende Nationen wie Österreich oder Portugal.[5] Unter dem Gesichtspunkt der Folgen für die Umwelt betrachtet ähneln Bitcoins also stark der klassischen Kolonialbeute.

Die Folgen der Datenverarbeitung und der Daten für die Umwelt werden häufig durch abstrakte und blumige Sprache verschleiert. Zum Beispiel ist die »Cloud« oder »Wolke«, wie der nichtlokale Speicherort unserer Daten gerne genannt wird,

Hinzu kommen die Umweltkosten für die Geräte, mit deren Hilfe wir uns in den Datenterritorien bewegen. Sämtliche Computer sind auf Chips angewiesen, die aus Silizium, Phosphor und vielen anderen Mineralien hergestellt werden. Die Rohmaterialen für diese Geräte stammen gewöhnlich aus Afrika, Asien und Lateinamerika; die Elektronikproduktion verbraucht 36 Prozent des weltweit geförderten Zinns und 15 Prozent des Silbers.[7] Unsere Geräte benötigen weitere, seltener vorkommende Metalle wie Kobalt und Lithium, die häufig unter schwierigen Bedingungen in den Konfliktgebieten Afrikas und Lateinamerikas abgebaut werden.[8]

Der Abbau einiger dieser Rohstoffe erfordert große Mengen anderer natürlicher Ressourcen. So werden beispielsweise für die Produktion von Lithium (das vor allem für Akkus benötigt wird) große Mengen Salzwasser an die Oberfläche gepumpt, das dann in der Sonne verdunstet. In Chile leiden die Atacameños, die indigenen Bewohner der Atacama-Wüste, bereits unter der dadurch entstehenden Wasserknappheit.[9]

Am anderen Ende des Prozesses steht der Umweltmüll, in den sich unsere kurzlebigen elektronischen Geräte verwandeln: Laut Global E-Waste Monitor sind im Jahr 2019 pro Erdenbewohner schätzungsweise 7,3 Kilogramm Elektronikschrott angefallen.[10] Obwohl hauptsächlich im Norden verbraucht, landet er zum größten Teil im Globalen Süden, mit schädlichen Gesundheitsfolgen insbesondere für jene, die ihn verarbeiten.

Es gäbe noch viel mehr zu sagen über die Umweltkosten von Datenterritorien, ihren im Geiste des Kolonialismus geführten Kampf um die Kontrolle über die Ressourcen, die unsere