Willigis Jäger vertritt eine Spiritualität, die darauf zielt, zu einer „Eine-Welt-Religion“216 zu werden.217 Solch ein spiritueller Ansatz geht davon aus, dass sich „hinter der Vielzahl auftretender Religionsphänomene ... am Ende doch nur eine alles bestimmende und durchdringende Mitte verbirgt“218, eine Universalreligion. In dieser neuen Religion, in der sich alle spirituellen Traditionen vereinen, sind konsequenterweise die bis dahin etablierten Religionen nun nicht mehr von Bedeutung.219 Stattdessen findet man „einen Konvergenzpunkt in der Rede von ‚mystischer Spiritualität‘.“220 Dabei kann man gerade in der westlichen Welt feststellen, dass außerchristliche Anregungen nicht als alternativ oder komplementär verstanden werden, sondern
„eine deutliche Kritik am kirchlichen Christentum und seinen – tatsächlichen oder vermeintlichen – Fehlformen im spirituellen Bereich enthalten. Was dann an Neuinterpretationen geschieht, führt vielfach zur Absage an grundlegende christliche Grundlagen, höhlt christliche Grundbegriffe aus und macht diese zu leeren Hülsen.“221
Dies lässt sich auch bei Jäger feststellen.
Jäger verbindet in seinem Ansatz die mystischen Traditionen des Westens und des Ostens, und entsprechend nennt er seine Mystik eine westöstliche Weisheit.222 Obwohl in Jägers Spiritualität auf den ersten Blick christliches und fernöstliches Gedankengut eine Einheit bilden, ist sein Denken doch maßgeblich vom Wirklichkeitsverständnis des japanischen Zen geprägt. Dieses Verständnis kombiniert er schließlich mit der neuplatonischen Lehre des Einen sowie mit Erkenntnissen der modernen Physik und Astrophysik.
Jägers Ziel ist eine ganz neue Spiritualität, eine transkonfessionelle kosmische Religiosität, eine Evolutionstheologie jenseits aller Religionen.223 Jägers Meinung nach kann nur eine solche Spiritualität die drängendsten Fragen der spirituell Suchenden beantworten224:
„Transkonfessionelle Spiritualität meint ... eine Religiosität jenseits der Religionen. Und diese Religiosität ist ein Grundzug unserer menschlichen Natur. Es ist die uns zutiefst eigene Tendenz, uns zum Ganzen und Einen hin zu öffnen.“225
Jäger zufolge gibt es in jedem Menschen eine Art Urwissen bzw. Urerfahrung des Einen.226 Dieses Eine ist für den Zen-Meister die individuelle mystische Erfahrung, dass alles in der einen Wirklichkeit des Einen eine Einheit ist. Diese Einheit ist die reale Wirklichkeit. In ihr gibt es keine Art von Dualismus zwischen Gott und Mensch, Leib und Seele, Subjekt und Objekt mehr. Der Mensch erfährt keine Trennung mehr zwischen sich und Gott. Vielmehr erwacht in ihm kontinuierlich das göttliche Bewusstsein, mit allem gleich und eins zu sein. Unter der Vereinigung mit dem Einen versteht Jäger also, dass der Mensch auf eine höhere Bewusstseinsebene gelangt227, auf der es auch keine Unterschiede mehr zwischen den verschiedenen Religionen gibt. Denn das Erreichen dieser höheren Bewusstseinsebene ist das Ziel aller konfessionellen Religiosität.228 Das Erleben des Einen vergleicht Jäger in einem Bild mit der Welle und dem Meer:
„Wenn wir uns die Erste Wirklichkeit als einen unendlichen Ozean vorstellen, dann sind wir so etwas wie die Wellen auf diesem Meer. Wenn nun die Welle erfährt ‚Ich bin das Meer‘, dann sind wir noch zwei: Welle und Meer. In der mystischen Erfahrung aber wird auch diese Dualität überstiegen. Das Ich der Welle verfließt, und an seiner statt erfährt das Meer sich als Welle. Es erfährt sich in der Einheit von beiden und als Einheit von beiden. ... Alles ist Welle und Ozean zugleich. Alles ist Ausdrucksform dieser einen Wirklichkeit. Und da alles Ausdrucksform derselben Wirklichkeit ist, gibt es auch eine absolute Verbundenheit mit allem. Das Meer ist alle Wellen und alle Wellen sind eine Einheit.“229
Alles Sein ist für Jäger deshalb eine
„Epiphanie, eine Erscheinung des göttlichen Urprinzips. Das Eine und Unteilbare ist das einzig Wirkliche. ... Was wir Gott nennen, offenbart sich als Kommen und Gehen, als Geborenwerden und Sterben.“230
Deshalb sind Gott und das Sein in ihrer realen Wirklichkeit identisch. Was der Mensch dann Gott nennt, kann intellektuell nicht verstanden werden, wird jedoch im evolutionären Geschehen erfahren. Die Evolution ist für Jäger „der sich selbst entfaltende Gott.“231 Gott bzw. das Eine inkarniert sich im Kosmos:
„Er offenbart sich im Baum als Baum, im Tier als Tier, im Menschen als Mensch und im Engel als Engel.“232
Die einzelnen Geschöpfe sind keine Wesen, die neben Gott existieren, wie im dualistischen Denken, sondern Gott
„ist jedes dieser Wesen – und ist es auch wieder nicht, da er sich nie in einem von ihnen erschöpft, sondern immer auch alle anderen ist. Eben diese Erfahrung macht der Mystiker. Er erkennt den Kosmos als sinnvolle Manifestation Gottes.“233
Daraus folgert Jäger konsequent, dass jeder Mensch Gott ist.234 Das Ziel des spirituellen Lebens ist es also, über jede Konfession hinaus die Erfahrung der wahren Wirklichkeit zu machen, die Einheit allen Seins, was für Jäger ein Einschwingen in das kosmische Gesetz der Evolution bedeutet.235 Mit Hilfe der spirituellen Übungen – als Übungsweg bietet Jäger in seinen Kursen den fernöstlichen Zen und die christliche Kontemplation an – soll der Mensch seine Ich-Zentriertheit, die jeglichen Dualismus mitbedingt, überwinden und eins mit dem höheren Bewusstsein von der Einheit allen Seins werden. Diese Einheit in der ersten Wirklichkeit vollzieht sich jenseits von Raum und Zeit; es gibt auch kein Jenseits und kein Diesseits: „Was bleibt, ist unsere göttliche Identität.“236
In diesem Zusammenhang kritisiert Jäger das Denken der westlichen Philosophie und Theologie.237 Der Theologie wirft Jäger ihr rationalistisches, die Wirklichkeit aufspaltendes Denken vor, das nicht über die Dualismen von Gott und Mensch, Leib und Seele, Diesseits und Jenseits, Subjekt und Objekt, Bewusstsein und Intellekt hinausgekommen sei, sich dadurch jedoch seinem neuen nondualistischen Weltbild verschließe238, welches sogar von der modernen Physik durch die Quantentheorie bestätigt worden sei.239 Einem Umdenken der Theologie steht jedoch der Grund-Dualismus des biblischen Theismus im Wege, der schon das Alte Testament bestimmt habe und in die Geschichte des Christentums eingedrungen sei.240 Auf diese Weise sei ein anthropomorphes Gottesbild entstanden, das Gott zu einem Richter und zu einer Kontrollinstanz machte und auf diese Weise eine tiefe Kluft zwischen Gott und Welt installierte.241 Damit dieser durch ein falsches Gottesbild erzeugte Dualismus überwinden werden konnte, musste in dieser Theologie von Gott her ein Erlöser und Versöhner kommen, nämlich Jesus von Nazareth, dessen Versöhnung aber wiederum dualistisch bleibt, weil die Versöhnung von außen geschieht.242 Für Jäger aber ist der Glaube an die Erlösung der Menschen durch den Kreuzestod Jesu nichts anderes als eine Mythologie, die einer zeitgemäßen Deutung bedarf.243 Jesus Christus ist für Jäger ein spiritueller Lehrmeister wie der Buddha, der die Menschen „einen Weg in die Erfahrung der Einheit mit dem göttlichen Urprinzip“244 gelehrt hat. Ob Jesus von Nazareth Gottes Sohn war, d.h. Gott selbst, ist für ihn nicht mehr von Bedeutung: „Für mich gibt es nichts, was nicht Sohn Gottes wäre. Sohn Gottes ist eine Bezeichnung für alle Menschen und Wesen.“245 Und unter der Auferstehung versteht er ein kontinuierliches Erwachen dieses neuen göttlichen Bewusstseins in jedem Menschen.246 In diesem neuen göttlichen Bewusstsein stellen sich Jäger zufolge viele Fragen nicht mehr. Das Böse, das individuelle Leiden, Schuld und Sünde werden nun „als Manifestation des göttlichen Lebens“247 erkannt:
„Der Überlebenskampf in der Evolution reißt nicht ab, auch für uns Menschen nicht. Ob wir das nun einsehen oder nicht: Evolution ist Fressen und Gefressenwerden. Es wird weiter Erdbeben geben, die Tausende von Menschen elend dahin raffen. Galaxien werden geboren und Galaxien gehen unter. Die Evolution des göttlichen Urprinzips hat ihre eigenen Regeln, die wir mental nie begreifen werden, denn sie ist nicht rational organisiert, sondern trans-rational oder a-rational.“248
Doch in der Erfahrung des Einen begreift der Mensch, dass die Regeln der Evolution eben „die Regeln eines umfassenden Lebens sind, an dem auch wir partizipieren.“249 Wer also Böses oder Unrecht als Leiden erfährt, der befindet sich noch im dualistischen Denken; er leidet unter dem Werden und Vergehen der Welt. Um dieses Leiden zu überwinden muss sich der Mensch laut Jäger „in diesen Prozess des Lebens hineingeben“250 und darauf vertrauen, dass dies „der Prozess Gottes ist.“251 Denn um „das Böse zu verstehen, muss man sich auf eine andere Ebene begeben – auf eine Ebene, auf der erfahren wird, dass Tod und Leid und Schmerz zum evolutionären Geschehen Gottes dazugehören.“252 Schließlich gibt es in diesem höchsten Bewusstsein „weder Geboren-Werden noch Sterben. Es gibt nur Kontinuität der einen Wirklichkeit, des einen göttlichen Lebens.“253 Erst die Erfahrung des Einen ist für Jäger eine „wirkliche mystische Erfahrung“254. Sie führt zu der Einsicht, „dass es den Tod gar nicht gibt.“255
Die Rückfragen von christlichen Theologen256 an Jäger betreffen vornehmlich sein Wirklichkeitsverständnis, vor allem seine negative Deutung des Dualismus in der Welt (Einheit und Vielheit); damit hängt natürlich auch eng das Gottes- und Menschenbild zusammen (die Personalität und Apersonalität Gottes); sodann Jägers Relektüre der biblischen Botschaft im Geist des japanischen Zen.257 Wichtige Themen sind darüber hinaus das Böse (malum morale) und das Leiden (malum physicum).258
Ein wesentlicher Kritikpunkt betrifft Jägers Polemik gegen jeden Dualismus, die Werbick zufolge „nur die Kehrseite für das holistische Konzept eines selbstschöpferischen Prozesses ist, in dem ‚Gott‘ sich je neu hervorbringt.“259 Dass dabei das Göttliche mit der Dynamik der Evolution gleichgesetzt wird, findet Fuchs empörend und unerträglich:
„Was ist mit den Opfern, den Zu-kurz-Gekommenen und Abgetriebenen, mit den Gescheiterten und Unfertigen? ... Was ist mit den Fehlentwicklungen der Evolution, den Krankheiten und Behinderungen, den Verlierern...? Bei Jägers Beschwörung von Evolution kommt ... ein Erfolgsmuster ins Spiel, das nicht nur die Fehler und Opfer verschweigt, sondern auch die Absurdität all derer, die nie zum Leben kamen oder nur Kanonenfutter zu sein scheinen, vergessen lässt.“260
Als historisch falsch weist Fuchs auch den unterschwelligen Dualismus von dualistischer Theologie hier und ganzheitlicher Spiritualität da zurück.261
Ebenso wenden sich Fuchs und Ruster gegen Jägers These vom Grund-Dualismus in der Bibel und seine daraus resultierende Forderung, die biblische Botschaft im Sinne der fernöstlichen Mystik neu zu deuten. Denn Jäger blendet bei seiner mystischen Abwertung und „Überholung“ des Personal-Geschichtlichen entscheidende Dimensionen biblischer Gotteserfahrung einfach aus.262
„Es stimmt einfach nicht, dass der Gott, der sich ein kleines Volk ehemaliger Sklaven zu seinem Eigentum erwählte, mit ihm einen Bund auf Gegenseitigkeit schloss, in seiner Mitte wohnte und mit ihm und durch es in der Welt wirken wollte, die Welt ‚von außen dirigiert‘. Er griff nicht nur ein, ‚wenn die Menschen versagten‘, sondern er wies ihnen den Weg zum Leben in Fülle. Und die Bibel hat die Welt nicht zum ‚Jammertal‘ heruntergeredet, sondern sie hat den vorfindlichen Jammer, die Ungerechtigkeiten und Unmenschlichkeiten, die Menschen einander antun, sehr genau beschrieben und enthüllt. Sie hat dagegen nicht nur ‚auf moralisches Verhalten gepocht‘, sondern Gottes Gnade und Liebe verkündet, durch die ein ‚neuer‘ (nicht jenseitiger!) Himmel und eine neue Erde´ entstehen können.“263
Richtig ist, dass die biblischen Überlieferungen ein Außerhalb kennen:
„Sie kündigen die Einheit von Herrschaft und Heil auf: die Einheit des faktisch Geltenden und sich Vollziehenden mit dem guten Willen Gottes. Das begründet ihren Monotheismus als ‚Gegen-Religion‘ (Jan Assmann); das macht sie unduldsam gegen Unwahrheit und Ungerechtigkeit. Das göttliche Außerhalb ist hier das Woher einer radikalen Befreiung. Sie ist nicht identisch mit dem Freigewordensein zur Hingabe an das naturhaft-gesellschaftlich (modern gesprochen: evolutionäre) Geschehende; sie will vielmehr wirklich werden in der Hingabe an Gott und seinen guten Willen für die Menschen wie in der Absage an Ungerechtigkeit und Unterdrückung.“264
Man muss also zwischen einem falschen und einem richtigen Dualismus unterscheiden. So gehört das Anderssein gegenüber dem Bestehenden in der Welt geradezu zum Wesen des biblischen Menschen und des Christentums.265
Zu den Dualismen, die Jäger kritisiert, gehört auch das personale Denken von Gott, das in seinen Augen nichts anderes als das Resultat eines irreführenden Anthropomorphismus ist, der auf menschlich allzu menschlichen Vorstellungen basiert.266 Werbick verweist auf Fuchs´ Anfrage, ob solche „nichts als“-Formulierungen nicht selbst ausschließend sind und damit dualistisch bleiben.267 Die Wirkungsgeschichte der Bibel aber zeigt sowohl im Juden- wie im Christentum, dass beide Denkvorstellungen gebraucht wurden:
„Die interpersonale, welche die Beziehung als Urwirklichkeit – auch zwischen Gott und den Menschen – zur Geltung bringt, wie die impersonale, für die Gott sich in seiner Weise ´Person´ zu sein unendlich von der Weise unterscheidet, in der Menschen sich als Person erfahren. Gottes personale Beziehungswirklichkeit ist jedenfalls nicht letztlich und ausschließlich durch ein Gegenübersein definiert.“268
Die christliche Trinitätslehre versucht dieses Geheimnis der Beziehungsmächtigkeit Gottes, die sich in der Dimension des Inseins wie der Begegnung äußert, zum Ausdruck zu bringen. Dem All-Einheit-Denken Jägers aus der buddhistischen Tradition steht das christliche Verständnis von Gottes Wesen als Einheit und Gemeinschaft, als Einheit in Verschiedenheit gegenüber.269
Dieses Gottesverständnis ist für die Vertreter der deutschen Mystik, für Meister Eckhart, Heinrich Seuse und Johannes Tauler, grundlegend.270 Gewiss gibt es Textstellen, die eine monistische bzw. pantheistische oder modalistische Deutung zulassen; Jäger selbst bezieht sich wiederholt auf Meister Eckhart271, manchmal auch auf Tauler272, aber man muss diese Stellen aus dem jeweiligen Wirklichkeitsverständnis heraus lesen.273 Es besteht nun einmal ein inhaltlicher Unterschied zwischen der „Ersten Wirklichkeit“ Jägers und der Gottheit Eckharts bzw. des „letzten Grundes“ Taulers.274 Und auch wenn Tauler und Eckhart wie Jäger vom Einen sprechen, meinen sie damit etwas ganz anderes: Für beide handelt es sich bei dem Einen nicht um ein höheres Bewusstsein, sondern um den einen trinitarischen Gott des christlichen Glaubens. In V 60d (H 29) nennt Tauler das proklische Eine den Ursprung und das Ziel aller Geschöpfe. Dieses Eine ist als Bild des einen und dreifaltigen Gottes „in dem allerinnigesten, in dem allerverborgensten tieffesten grunde der selen“275 („in dem allerinnersten, in dem allerverborgensten, tiefsten Grund der Seele“).
Taulers und Eckharts Gottesbild ist durch und durch christlich. Und dieses Gottesbild beeinflusst auch ihr Wirklichkeitsverständnis276; ihre Einheitsmetaphysik ist eine „eminent christliche Metaphysik“277. Die Einung des Menschen mit Gott ist keine Verschmelzungseinheit, sondern ein inniges Ineinander und bleibendes Gegenüber.278 Das Eine ist dort, wo der Vater den Sohn gebiert und aus beiden der Heilige Geist ausfließt:
„In disem ein gebirt der vater sinen sun in dem innersten gequelle. Dâ blüejet ûz der heilige geist, und dâ entspringet in gote ein wille, der behoeret der sêle zuo.“279
„In diesem Einen gebiert der Vater seinen Sohn im innersten Quell. Dort blüht aus der Heilige Geist, und dort entspringt in Gott ein Wille, der gehört der Seele.“
Von dorther ist es problematisch, wenn sich eine Spiritualität, wie die Jägers, zur Erklärung ihres nichtchristlichen Gottes- und Weltbildes auf Vertreter der christlichen Mystik beruft, selbst wenn die mystische Erfahrungsebene gleich ist. Die Unähnlichkeit zwischen einer christlichen und nichtchristlichen Spiritualität kann sich nämlich „durch ein wohlbekanntes Sprach- und Begriffsspiel in vorgetäuschte Ähnlichkeit hinein verhüllen.“280 Das Ziel des spirituellen Weges ist bei Tauler und Eckhart die Vereinigung mit dem einen trinitarischen Gott.
Wenn wir auf den trinitarischen Gott schauen, wie er nicht nur von Tauler in seinen Predigten beschrieben wird, dann entspricht dieser Gott keinesfalls dem einseitigen Bild, das Jäger vom christlichen Gottesverständnis zeichnet. Gott wird eben nicht nur einfach dualistisch gesehen, als einer, der außerhalb von Welt und Mensch thront; er ist mehr als ein von menschlichen Vorstellungen geschaffenes Bild. In Taulers und Eckharts Wirklichkeitsverständnis sind Mensch und Schöpfung, wie wir gesehen haben, in den innertrinitarischen Prozess Gottes eingebunden.281 Da der christliche Glaube Gott in seiner Einheit als Dialog und Gemeinschaft versteht, ist mit Gott eine Einheit möglich, in der Verschiedenheit und Differenz bestehen bleiben, d.h. dass sich das Personsein des Einzelnen nicht in einem All-Einen auflösen muss.
214 Siehe dieser Teil, drittes Kapitel, II.
215 Vor allem aber beruft er sich in seinen Schriften auf Meister Eckhart: Siehe dieses Kapitel, III.
216 Der Ausdruck stammt von Höbsch 2002, 227 – 233. Vgl. Waldenfels 2008, 92f.
217 Vgl. Jäger 2008; Ders. 2000; Lengsfeld (Hg.) 2005.
218 Waldenfels 2008, 93.
219 Vgl. Waldenfels 2008, 97.
220 Waldenfels 2008, 97. Vgl. Lengsfeld 2005, Buchtitel: „Mystik – Spiritualität der Zukunft“
221 Waldenfels 2008, 96.
222 Vgl. www.willigis-jaeger.de/texte/weisheit.html, Zugriff: 03.12.2008.
223 Vgl. Jäger 2008, 81f.
224 Vgl. Jäger 2008, 30f.
225 Jäger 2008, 59f.
226 Vgl. Jäger 2008, 70; Lichtfokus 19, 2007, 29.
227 Vgl. Jäger 2008, 32ff.
228 Vgl. Jäger 2008, 76f.: „In dieser Erfahrung der Ersten Wirklichkeit treffen sich alle [Religionen]. Denn sie streben alle auf denselben Berg der einen Wirklichkeit. Diese Erfahrung aber transzendiert jede Konfession ... In der Erfahrung der Ersten Wirklichkeit, wie ich das Eine und Wahre nenne, gibt es keine Religionen mehr, die vereint werden können – denn in ihr gibt es keine Differenzen mehr. In ihr wird die Einheit mit dem Einen erlebt.“
229 Jäger 2008, 43.
230 Jäger 2000, 150. Vgl. Ders. 2008. 48f.
231 Jäger 2008, 82.
232 Jäger 2008, 84.
233 Jäger 2008, 85.
234 Vgl. Jäger 2008, 49.
235 Vgl. Jäger 2008, 32.
236 Jäger 2008, 35.
237 Vgl. Jäger 2008, 16: „In der katholischen Lehre ist die Mystik der Dogmatik zugeordnet. Sie wird von der rationalen Glaubenslehre kontrolliert und hat überhaupt und dann eine Chance, in ihr zu Wort zu kommen, wenn sie sich auf deren abstrakte Begrifflichkeit einlässt. Den christlichen Mystikern hat das beträchtliche Schwierigkeiten bereitet. Wollten sie ihre Erfahrungen mitteilen, mussten sie dies durch den Filter der Dogmatik tun. Das führte dazu, dass das unmittelbare Erleben, die ursprüngliche Erfahrung gebremst und entschärft wurde.“ Vgl. auch Werbick 2007, 180ff.
238 Vgl. Jäger 2008, 17ff.; Ders. 2000, 149.
239 Vgl. Jäger 2008, 116ff.; 102 – 114; Ders. 2000, 149.
240 Vgl. Jäger 2000, 149: „Der duale Ansatz findet sich auch im Ersten Testament. Er ging auch von da ins Christentum ein. JHWH, der Gott Israels, hat die Welt aus dem Nichts geschaffen, er dirigierte die Welt von außen. Er griff ein, wenn die Menschen versagten. Die Welt, wie sie ist, wird verschuldet durch die Sünde des Menschen, zum Jammertal, zum Tal der Tränen, aus dem es zu entfliehen gilt. Es kam dadurch notgedrungen zu einer Verachtung der Erde, des Körpers, der Natur, der Frau, der Sexualität und der Sinne. Religion pocht auf moralisches Verhalten. Erst im Jenseits kommt der große Ausgleich.“
241 Vgl. Jäger 2008, 17f.; Ders. 2000,149.
242 Vgl. Jäger 2008, 17f. 87f.; Ders. 2000, 149: „Für dieses ‚schreckliche Vergehen‘ des Abfalls von Gott kam nur eine unermessliche Wiedergutmachung in Frage, nämlich der Tod des ‚Gottessohnes Jesus‘. Jesus hatte demnach eine Strafe zu erdulden, die eigentlich die Menschen treffen sollte. Die alttestamentliche Opfertheologie wurde ins Christentum übernommen.“
243 Vgl. Jäger 2008, 86f.
244 Jäger 2008, 20.
245 Jäger 2008, 86. Vgl. ebd. 89.
246 Vgl. Jäger 2008, 86. 89.
247 Jäger 2008, 100.
248 Jäger 2008, 100.
249 Jäger 2008, 100.
250 Jäger 2008, 101.
251 Jäger 2008, 101.
252 Jäger 2008, 96.
253 Jäger 2008, 148.
254 Jäger 2008, 177.
255 Jäger 2008, 177.
256 Vgl. hierzu Schellenberger 2008, 38 – 64 (ohne Jäger namentlich zu nennen); in Ders. 2004; 1997; Waldenfels 2008, 92 – 96; Werbick 2007, 180 – 189; Sudbrack 2002; 1999; 1994; Fuchs 2000; Ruster 2000; Schwienhorst-Schönberger 2000.
257 Vgl. Werbick 2007, 183, 186; Fuchs 2000; Ruster 2000.
258 Vgl. Schwienhorst-Schönberger 2000, 3; Waldenfels 2008, 96.
259 Werbick 2007, 182.
260 Fuchs 2000, 3. Vgl. Werbick 2007, 183f.
261 Vgl. Fuchs 2000, 4.
262 Vgl. Werbick 2007, 183.
263 Ruster 2000, 2.
264 Werbick 2007, 185f.
265 Vgl. Fuchs 2000, 2; Ruster 2000, 4. Vgl. Werbick 2007, 185f.
266 Vgl. Werbick 2007, 186.
267 Vgl. Werbick 2007, 186 mit Verweis auf Fuchs 200199.
268 Werbick 2007, 186100.
269 Vgl. Werbick 2007, 186f.; Fuchs 2000, 2.
270 Das gilt auch für andere Mystiker und Mystikerinnen, wie z.B. wie Getrud von Helfta (1256 – 1302), Mechthild von Hackeborn (1241 – 1299) oder Mechthild von Magdeburg (ca. 1207/10 – 1282/94). Vgl. Wendel 2004; Stölting 2005.
271 Vgl. Jäger 2008, u.a. 26ff.; Ders. 2001; Ders. 1996, 92 – 97 (hier beschreibt Jäger den praktischen Übungsweg nach dem Denken Meister Eckharts).
272 Vgl. Jäger 82; 169f.; DERS. 1996, 103f.
273 Vgl. Wendel 2004, 90f.
274 Vgl. Jäger 2008, 82.
275 V 60d, 300, 19f. (H 29). Vgl. Taulers Argumentation in Anlehnung an Proklos: 300,1 – 301,1. Siehe auch dritter Teil, drittes Kapitel, II, 3.3.
276 Zum Wirklichkeitsverständnis, zum Denken der Einheit bei Meister Eckhart und Johannes Tauler vgl. Büchner 2007 (Eckhart, Seuse, Tauler); Dies. 2005 (Eckhart).
277 Largier 1993, Bd. 2, 876.
278 Vgl. Fuchs 2000, 2.
279 Eckhart, Predigt 15b, Largier Bd. 1, 72,16ff.
280 Balthasar 2002, 51.
281 Vgl. Büchner 2007, 25.