ERSTES
KAPITEL
EINFÜHRUNG
Der Mann, der nachdachte und zum Partner von Thomas A. Edison wurde
»Gedanken sind gegenständlich«. Das ist so. Und das gilt ganz besonders, wenn sie mit Zielstrebigkeit, Ausdauer und einem dringenden Anliegen einhergehen, in Reichtum oder andere materielle Werte umgesetzt zu werden.
Denke nach und werde reich – vor gut 30 Jahren begriff Edwin C. Barnes, dass das wirklich möglich ist. Zu dieser Erkenntnis gelangte er aber nicht unvermittelt, sondern nach und nach. Angefangen hatte alles mit seinem dringenden Anliegen, Geschäftspartner des großen Edison zu werden.
Barnes’ großer, dringender Wunsch zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass er sehr konkret
war. Barnes wollte mit
Edison arbeiten, nicht für
ihn. Verfolgen Sie nun aufmerksam, wie es ihm gelang, sein Anliegen in die Tat umzusetzen. Dann werden Ihnen die dreizehn Grundsätze klarer, die zu finanziellem Erfolg führen.
Als Barnes dieser Wunsch oder Impuls erstmals durch den Kopf schoss, war er nicht in der Position, ihm nachzugeben. Zwei Dinge standen ihm im Weg: Erstens kannte er Thomas Edison gar nicht und zweitens hatte er nicht genug Geld für eine Zugfahrkarte nach Orange, New Jersey.
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Diese Probleme hätten die meisten Menschen von dem Versuch abgehalten, diesen Wunsch zu verwirklichen. Doch im Falle von Barnes handelte es sich eben nicht nur um einen Wunsch! Er war so entschlossen, eine Möglichkeit zu finden, sein Anliegen in die Tat umzusetzen, dass er am Ende lieber als »blindes Gepäck« reisen wollte, als sich geschlagen zu geben. (Für die Unbedarften: Das bedeutet, er fuhr in einem Güterzug nach East Orange.)
Unvermittelt tauchte er in Thomas Edisons Labor auf und verkündete, er wolle mit dem Erfinder ins Geschäft kommen. Über die erste Begegnung von Barnes und Edison sollte Edison Jahre später sagen: »Da stand er vor mir und sah aus wie ein hergelaufener Landstreicher, doch aus seinem Gesicht las ich, dass er fest entschlossen war, ans Ziel zu kommen
. Aus meiner jahrelangen Erfahrung im Umgang mit Menschen wusste ich: Wenn jemand ein so dringendes Anliegen hat, dass er dafür alles aufs Spiel setzt, dann wird er es schaffen. Ich gab ihm die Chance, um die er mich bat, weil ich erkannte, dass er entschlossen war, durchzuhalten, bis er Erfolg hatte
. Und wie sich zeigen sollte, war das kein Fehler.«
Ungleich wichtiger als das, was der junge Barnes damals zu Edison sagte, war also, was er dachte
. Das hat Edison selbst bestätigt! Es war sicher nicht sein Erscheinungsbild, das dem jungen Mann Zutritt zu Edisons Büro verschaffte, denn das sprach definitiv gegen ihn. Was zählte, waren seine Gedanken.
Würde jeder, der das liest, die Tragweite dieser Aussage begreifen, könnten wir uns den Rest des Buches sparen.
Barnes wurde wohlgemerkt nicht gleich nach diesem ersten Gespräch Edisons Partner. Er bekam aber die Chance, in Edisons Büro zu arbeiten, mehr oder minder zu einem Pro-forma-Lohn. Er erledigte Arbeiten, die Edison nicht wichtig waren – Barnes aber dafür umso mehr, denn so hatte er Gelegenheit, seinem »Traumpartner« zu zeigen, was er konnte.
Mehrere Monate vergingen. Es geschah nichts, was Barnes seinem erklärten Hauptziel näher gebracht hätte. Doch in seinem Kopf ging
etwas Bedeutsames vor sich. Er konzentrierte sich immer stärker auf sein Anliegen, Edisons Geschäftspartner zu werden.
Psychologen sagen zu Recht: »Wenn jemand die richtige innere Einstellung hat, kommt alles andere von selbst.« Barnes hatte die richtige Einstellung für eine geschäftliche Partnerschaft mit Edison. Und er war fest entschlossen, nicht aufzugeben, bis er erreicht hatte, was er wollte.
Er hätte sich auch einreden können: »Ach, das bringt ja doch alles nichts. Ich suche mir lieber einen Job als Vertreter.« Stattdessen sagte er sich: »Ich bin hierhergekommen, um Edisons Geschäftspartner zu werden, und das werde ich auch schaffen, und wenn es bis ans Ende meiner Tage dauert.« Und das hat er wirklich so gemeint.
Wie anders sich die Lebensgeschichten vieler Menschen wohl anhören würden, wenn sie sich ein erklärtes Ziel gesetzt und so lange daran festgehalten hätten, bis es zur absoluten Obsession geworden wäre!
Dem jungen Barnes war das damals womöglich nicht klar, doch seine fanatische Entschlossenheit, seine Hartnäckigkeit, mit der er ein einziges Anliegen verfolgte, sollte alle Widerstände überwinden und ihm genau die Chance eröffnen, die er suchte.
Diese Chance kam schließlich in anderer Form und aus einer ganz anderen Richtung, als es Barnes erwartet hatte. Das ist ganz typisch. Chancen kommen gewöhnlich verstohlen durch die Hintertür. Häufig verbergen sie sich sogar in einem Unglück oder Rückschlag. Vielleicht bleiben sie deshalb so oft unerkannt.
Edison hatte gerade eine neue Büromaschine perfektioniert, das Diktiergerät, das spätere Ediphone. Seine Handelsvertreter waren von dem Gerät nicht besonders angetan. Sie hielten es für schwer verkäuflich. Barnes erkannte seine Chance. Sie hatte sich still und leise herangepirscht, in Gestalt eines merkwürdigen Geräts, für das sich niemand begeisterte außer Barnes und seinem Erfinder.
Barnes wusste, dass er Edisons Diktiergerät verkaufen konnte. Genau das schlug er Edison vor, und er bekam seine Chance. Er verkaufte das Gerät – sogar so erfolgreich, dass ihm Edison einen Vertrag für den Vertrieb und die Vermarktung im ganzen Land anbot. Aus dieser
Geschäftsbeziehung entstand der Slogan: »Made by Edison and installed by Barnes.«
Die Geschäftsverbindung hielt über 30 Jahre. Durch sie gelangte Barnes zu erheblichem Wohlstand. In Wirklichkeit hat er aber noch viel mehr erreicht: Er hat bewiesen, dass man sich tatsächlich reich denken kann.
Wie viel Geld Barnes sein ursprüngliches Anliegen eingebracht hat, kann ich nicht sagen – zwei oder drei Millionen Dollar vielleicht, doch wie viel es auch war, es ist absolut bedeutungslos im Vergleich zu dem Wert der sicheren Erkenntnis, dass ein vager gedanklicher Impuls in konkrete Fakten verwandelt werden kann
, wenn man sich nach bestimmten Grundsätzen richtet.
Barnes hat sich seine Partnerschaft mit dem großen Edison regelrecht ausgedacht
. Er hat nachgedacht und ist dadurch reich geworden. Am Anfang stand er mit leeren Händen da. Die einzige Voraussetzung, die er mitbrachte: Er wusste, was er wollte, und er war entschlossen, nicht nachzulassen, bis er es hatte.
Er verfügte über kein Geld, nur wenig Bildung und nicht den geringsten Einfluss. Doch er besaß Initiative, Vertrauen und den Willen zum Erfolg. Mithilfe dieser immateriellen Kräfte machte er sich
zum Mann der Stunde für den größten Erfinder aller Zeiten.
Befassen wir uns nun mit einem anderen Fall und einem Mann, der schon auf dem besten Weg zum Reichtum war, doch am Ende alles verlor, weil er kurz vor dem angestrebten Ziel aufgab
.
KNAPP VORBEI IST AUCH DANEBEN
Einer der häufigsten Gründe für Misserfolg ist, nach einem Rückschlag
das Handtuch zu werfen – und das ist schnell passiert.
Ein Onkel von R. U. Darby wurde in den Tagen des Goldrauschs vom »Goldfieber« gepackt und zog nach Westen – nach dem Motto »grabe und werde reich«. Davon, dass im eigenen Kopf mehr Gold
zu finden ist, als je aus der Erde geholt wurde
, hatte er offenbar noch nichts gehört. Also steckte er einen Claim ab, griff nach Spitzhacke und Schaufel und machte sich an die Arbeit. Das war nicht leicht, doch seine Gier nach Gold war groß.
Nach wochenlanger Plackerei wurde er belohnt und stieß auf das funkelnde Erz. Nun brauchte er schweres Gerät, um es aus dem Boden zu holen. In aller Heimlichkeit verbarg er die Erzader, fuhr zurück nach Hause, nach Williamsburg in Maryland, und erzählte seinen Verwandten und ein paar Nachbarn von seinem Fund. Sie liehen sich das Geld zusammen, kauften die nötige Ausrüstung und ließen sie nach Westen transportieren. Darby und sein Onkel fuhren zurück, um das Gold abzubauen.
Die erste Fuhre Erz wurde gefördert und zur Schmelzhütte verfrachtet. Der Ertrag war so groß, dass sich ihre Mine als eine der reichhaltigsten in ganz Colorado entpuppen könnte! Noch ein paar Wagenladungen, und die Schulden wären getilgt. Dann würden sie den großen Reibach machen.
Je tiefer Darby und sein Onkel die Bohrer in den Boden trieben, desto höher flogen ihre Hoffnungen. Doch was geschah? Die Goldader verflüchtigte sich. Sie waren am Ende des Regenbogens angekommen, doch da war kein Topf voller Gold! Sie bohrten weiter und versuchten verzweifelt, die Ader wiederzufinden – vergebens.
Schließlich gaben sie auf.
Ihre Ausrüstung verkauften sie für ein paar Hundert Dollar an einen Schrotthändler. Dann nahmen sie den Zug nach Hause. Schrotthändler mögen nicht immer die klügsten Zeitgenossen sein – doch dieser war nicht dumm! Er wandte sich an einen Bergbauingenieur, der sich die Mine ansehen und ein paar Berechnungen anstellen sollte. Der Ingenieur erklärte, das Projekt sei gescheitert, weil die Eigentümer keine Ahnung von Bruchlinien gehabt hätten. Seine Berechnungen zeigten, dass die Ader nur einen Meter von der Stelle entfernt verlief, an der die Darbys zu graben aufgehört hatten! Und genau dort wurde sie auch gefunden
.
Der Schrotthändler förderte Erz im Wert von mehreren Millionen Dollar aus der Mine, weil er so clever gewesen war, einen Fachmann zurate zu ziehen, bevor er aufgab.
Das Geld, für das das Gerät gekauft worden waren, hatte zum größten Teil R. U. Darby beschafft, der damals noch sehr jung war. Es stammte von Verwandten und Nachbarn, die es ihm anvertraut hatten, weil sie an ihn glaubten. Er zahlte jeden Dollar zurück, brauchte dafür aber Jahre.
Viel später machte Darby seine Verluste gleich mehrfach wett, als er entdeckte
, dass sich ein Anliegen zu Gold machen lässt. Zu dieser Erkenntnis gelangte er, nachdem er in den Vertrieb von Lebensversicherungen eingestiegen war.
Der Gedanke daran, wie viel Geld ihm entgangen war, weil er einen Meter vor dem Ziel aufgegeben hatte, kam Darby in seinem gewählten Beruf zugute, denn er sagte sich: »Beim Gold habe ich zu früh aufgegeben. Das passiert mir nicht noch einmal – auch wenn jemand ›Nein‹ sagt, wenn ich ihm eine Lebensversicherung anbiete.«
Darby gehört zu einer kleinen, nicht einmal 50-köpfigen Elite, die mit Lebensversicherungen regelmäßig mehr als eine Million Dollar im Jahr verdienten. Seine Hartnäckigkeit verdankte er der Lehre, die er aus seinem mangelnden Durchhaltevermögen als Goldgräber gezogen hatte.
Bis sich der Erfolg im Leben einstellt, kommt es grundsätzlich immer wieder zu Rück- oder gar absoluten Fehlschlägen. Geschieht das, ist Aufgeben die nächstliegende und logischste Reaktion. Und genau das tun die meisten Menschen.
Über 500 der erfolgreichsten US-Amerikaner aller Zeiten haben mir erzählt, ihre größten Erfolge seien genau einen Schritt nach
dem Punkt eingetreten, an dem sie sich geschlagen glaubten. Der Misserfolg ist ein raffinierter Lump mit einem ausgeprägten Sinn für Ironie. Es bereitet ihm diebisches Vergnügen, Menschen gerade dann ein Bein zu stellen, wenn der Erfolg schon greifbar ist
.
WER AM BALL BLEIBT, GEWINNT
Darby hatte als Goldgräber auf die harte Tour gelernt und beschlossen, von dieser Erfahrung zu profitieren. Zu seinem Glück hatte er ein aufschlussreiches Erlebnis, aus dem er lernte, dass ein »Nein« nicht immer das letzte Wort sein musste.
Eines Nachmittags half er seinem Onkel, in einer alten Mühle Korn zu mahlen. Der Onkel bewirtschaftete mit etlichen afroamerikanischen Pächtern eine große Farm. Plötzlich öffnete sich leise die Türe. Herein kam ein kleines Mädchen, die Tochter eines der Pächter. Sie blieb an der Türe stehen.
Der Onkel blickte auf, sah das Kind und blaffte unfreundlich: »Was willst du?«
Das Mädchen antwortete verschüchtert: »Meine Mami bekommt 50 Cent.«
»Kriegt sie nicht«, erwiderte der Onkel. »Und jetzt mach, dass du nach Hause kommst.«
»Ja, Sir«, entgegnete das Kind, rührte sich aber nicht vom Fleck
.
Der Onkel war so in seine Arbeit vertieft, dass er das gar nicht mitbekam.
Als er aufschaute und sie noch da stehen sah, herrschte er sie an: »Scher dich nach Hause, hab ich gesagt! Verschwinde, bevor ich dir Beine mache!«
Wieder sagte das Mädchen: »Ja, Sir«, wich aber keinen Zentimeter zurück
.
Da ließ der Onkel den Sack Getreide fallen, den er gerade in den Mahltrichter leeren wollte, hob eine Fassdaube vom Boden auf und ging auf das Kind zu. Seine Miene verhieß nichts Gutes.
Darby hielt den Atem an. Er rechnete mit Mord und Totschlag. Schließlich kannte er das aufbrausende Temperament seines Onkels. Und er wusste, dass afroamerikanische Kinder in diesem Teil des Landes Weißen nicht zu widersprechen hatten
.
Als der Onkel auf das Mädchen zukam, trat es rasch einen Schritt vor, blickte zu ihm auf und schrie mit schriller Stimme, so laut es konnte: »Meine Mami braucht die 50 Cent!«
Der Onkel hielt inne, musterte die Kleine, legte dann langsam die Fassdaube auf den Boden, griff in seine Hosentasche, zog einen halben Dollar hervor und gab ihn ihr.
Das Kind nahm das Geld und ging langsam rückwärts zur Tür. Dabei ließ es den Mann nicht aus den Augen, den es gerade besiegt hatte
. Als die Kleine fort war, ließ sich der Onkel auf eine Kiste fallen und stierte zehn Minuten lang sprachlos aus dem Fenster, als könne er kaum fassen, dass er gerade den Kürzeren gezogen hatte.
Auch Darby dachte sich seinen Teil. Er hatte zum ersten Mal erlebt, wie ein afroamerikanisches Kind gezielt einen weißen Erwachsenen in seine Schranken gewiesen hatte. Wie hatte die Kleine das gemacht? Was war mit seinem Onkel los, dass er sich so den Schneid abkaufen ließ und handzahm wurde? Welche seltsame Macht übte dieses Kind aus, die es einen Überlegenen bezwingen ließ? Solche Fragen gingen Darby durch den Kopf, doch die Antwort darauf fand er erst Jahre später, als er mir die Geschichte erzählte.
Von diesem ungewöhnlichen Erlebnis erfuhr ich ausgerechnet in derselben alten Mühle, in der Darbys Onkel seinen Meister gefunden hatte. Noch seltsamer war aber, dass ich mich fast 25 Jahre lang mit genau der Macht auseinandergesetzt hatte, die es einem unwissenden afroamerikanischen Kind, das weder lesen noch schreiben konnte, ermöglicht hatte, einen intelligenten Mann zu bezwingen.
In der muffigen alten Mühle erzählte mir Darby die Geschichte dieses ungewöhnlichen Triumphes und fragte am Ende: »Was sagst du dazu? Mit welcher eigenartigen Kraft hat dieses Kind meinen Onkel so außer Gefecht gesetzt?«
Diese Frage beantworten die in diesem Buch dargelegten Grundsätze – und zwar restlos und vollständig. Es enthält alle nötigen Einzelheiten und Anweisungen, damit jeder diese Kraft begreifen und anwenden kann, auf die das kleine Mädchen zufällig gestoßen war
.
Passen Sie auf, dann werden Sie genau erkennen, welche eigentümliche Kraft es war, die dem Kind zur Hilfe kam. Einen ersten Eindruck von dieser Kraft erhalten Sie im nächsten Kapitel. Und an anderer Stelle finden Sie noch eine Anregung, mit deren Hilfe Sie diese unbezwingliche Kraft besser verstehen und sie sich effektiver zunutze machen können. Das Bewusstsein für diese Kraft mag Ihnen in diesem Kapitel aufgehen oder in einem der folgenden Kapitel. Vielleicht nimmt es die Form eines bestimmten Gedankens an. Oder es stellt sich ein als Plan oder Ziel. Vielleicht veranlasst es sie aber auch, zurückzudenken an Misserfolge oder Niederlagen und neue Lehren daraus zu ziehen, die es Ihnen ermöglichen, alles zurückzugewinnen, was Sie seinerzeit verloren haben.
Nachdem ich Darby die Macht beschrieben hatte, die das kleine Mädchen unbewusst ausgeübt hatte, dachte er unwillkürlich an seine 30-jährige Erfahrung als Versicherungsvertreter und bekannte freimütig, dass er seinen Erfolg auf diesem Gebiet nicht zuletzt der Lektion verdankte, die ihm das Kind erteilt hatte.
Darby berichtete: »Jedes Mal, wenn mich ein potenzieller Kunde ohne Abschluss hinauskomplimentieren wollte, sah ich im Geist dieses Kind in der alten Mühle stehen, mit seinen großen trotzigen Augen, und ich sagte mir: ›Ich muss diesen Vertrag haben.‹ Die besten Geschäfte machte ich oft, wenn ein Kunde eigentlich schon ›Nein‹ gesagt hatte.«
Er erinnerte sich auch daran, dass er in der Goldmine einen Meter zu kurz gegraben hatte, »aber«, sagte er, »diese Erfahrung war in Wirklichkeit ein Segen. Daraus habe ich gelernt, durchzuhalten
, ganz gleich wie schwer es fällt. Das war für mich die Grundvoraussetzung für jeden späteren Erfolg.«
Die Geschichte von Darby und seinem Onkel, dem kleinen Mädchen und der Goldmine wird sicherlich von zahllosen Menschen gelesen werden, die ihr Geld als Versicherungsvertreter verdienen. Ihnen allen möchte ich gern mit auf den Weg geben, dass es diese beiden Erlebnisse waren, denen es Darby verdankt, dass er mit dem Verkauf von Lebensversicherungen jedes Jahr eine Million Dollar verdiente
.
Das Leben spielt seltsam und ist oftmals unberechenbar! Erfolg und Misserfolg gehen mitunter auf ganz banale Erlebnisse zurück. Darbys Erfahrungen waren weder ungewöhnlich noch komplex. Dennoch bestimmten sie sein Schicksal und waren (für ihn) deshalb lebenswichtig. Er profitierte von diesen beiden dramatischen Erlebnissen, weil er darüber nachdachte
und die richtigen Schlüsse daraus zog. Was aber, wenn jemand keine Zeit und Lust hat, sich mit Misserfolgen auseinanderzusetzen auf der Suche nach Erkenntnissen, die zum Erfolg führen können? Wo und wie soll er sich die Kunst aneignen, Niederlagen in Chancen zu verwandeln?
Diese Fragen soll dieses Buch beantworten.
Die Antwort ist dreizehn Grundsätzen zu entnehmen, aber Sie wissen ja bereits: Die Antwort, die Sie persönlich angeht – auf Fragen, die Sie dazu angeregt haben, über die Merkwürdigkeiten des Lebens nachzudenken –, kann sich beim Lesen herauskristallisieren – in Form einer Idee, eines Plans oder eines Ziels, die, der oder das Ihnen dabei in den Sinn kommt.
Eine einzige tragfähige Idee – mehr brauchen Sie nicht, um erfolgreich zu sein. Die in diesem Buch dargestellten Grundsätze beinhalten die nützlichsten und am leichtesten umsetzbaren aller Erkenntnisse über Mittel und Wege, brauchbare Ideen zu generieren.
Doch bevor wir unseren Ansatz zur Schilderung dieser Grundsätze weiterverfolgen, soll Ihnen folgender wichtiger Hinweis keinesfalls vorenthalten bleiben: Wenn der warme Regen kommt, dann so schnell und so heftig, dass man sich fragt, wo er in all den dürren Jahren geblieben ist.
Das ist eine ganz erstaunliche Feststellung – umso mehr in Anbetracht der verbreiteten Meinung, dass nur reich wird, wer lange und hart arbeitet.
Sobald Sie anfangen, sich reich zu denken, werden Sie feststellen, dass Reichtum mit einer Geisteshaltung anfängt, mit einem konkreten Ziel und wenig bis keiner harten Arbeit. Wie jeder andere sollten auch Sie daran interessiert sein, wie man sich diese Geisteshaltung aneignet, die Reichtum anzieht. Ich habe 25 Jahre lang recherchiert und
über 25 000 Menschen analysiert, weil ich ebenfalls wissen wollte, »wie die Reichen so reich werden«.
Ohne diese Recherchen hätte dieses Buch nie geschrieben werden können.
Bitte nehmen Sie eine ausgesprochen bedeutsame Tatsache zur Kenntnis, nämlich: Die Weltwirtschaftskrise setzte 1929 ein und führte zu nie da gewesenen Verheerungen, die noch in die Amtszeit von Präsident Roosevelt hineinreichten. Danach löste sie sich in Wohlgefallen auf. Wie ein Lichttechniker im Theater die Scheinwerfer so behutsam aufdreht, dass sich Dunkelheit unmerklich in Licht verwandelt, so verblasste der Bann der Angst in den Köpfen der Menschen und verwandelte sich in Zuversicht.
Sie werden sehen: Sobald Sie die Grundsätze dieser Philosophie verinnerlicht haben und diese weisungsgemäß anwenden, wird sich Ihre Finanzlage verbessern. Alles, was Sie anpacken, wird sich zu Ihrem Vorteil in einen Aktivposten verwandeln. Unmöglich? Keinesfalls!
Eine der größten Schwächen des Durchschnittsmenschen liegt darin, wie rasch er mit dem Wort »unmöglich« bei der Hand ist. Er kennt alle Regeln, die nicht
funktionieren. Er weiß genau, was alles nicht
erreichbar ist. Dieses Buch wurde für all jene geschrieben, die nach Regeln suchen, mit denen andere Erfolg hatten, und die bereit sind, alles
auf diese Regeln zu setzen
.
Vor vielen Jahren kaufte ich mir ein gutes Wörterbuch. Als Erstes schlug ich darin das Wort »unmöglich« nach und schnitt den Eintrag aus der Seite heraus. Das sollten Sie ebenfalls tun. Erfolg beginnt im Kopf.
Wer sich unwillkürlich auf Misserfolg einstellt, der scheitert.
Dieses Buch soll allen helfen, die lernen möchten, wie man sich von Misserfolg auf Erfolg umpolt.
Eine weitere nur allzu verbreitete menschliche Schwäche ist, die eigenen
Eindrücke und Überzeugungen für das Maß aller Dinge zu halten. Manche Leser glauben sicher, dass man sich nicht reich denken kann. Sie sind so an Armut, Bedürftigkeit, Elend, Misserfolg und Niederlage gewöhnt, dass sie sich Reichtum gar nicht vorstellen können
.
Diese unglücklichen Zeitgenossen erinnern mich an die berühmte Geschichte von einem jungen Chinesen, der in die Vereinigten Staaten kam, um eine amerikanische Ausbildung zu genießen. Er studierte an der University of Chicago. Eines Tages begegnete Universitätspräsident Harper dem Mann auf dem Campus und blieb stehen, um sich mit ihm zu unterhalten. Er fragte, welches Merkmal des amerikanischen Volkes er für besonders typisch halte.
»Eure seltsamen Augen natürlich!«, rief der Chinese. »Sie stehen total schief.«
Was soll man dazu sagen?
Was nicht sein darf, das nicht sein kann. Wir gehen irrtümlich davon aus, dass unsere persönlichen Grenzen der richtige Maßstab für Grenzen im Allgemeinen sind. Natürlich sind es immer die Augen der anderen, die »schief stehen«, denn sie sind anders als unsere.
Millionen Menschen blicken neidvoll auf die Leistungen des arrivierten Henry Ford, weil er das Glück oder Genie oder was auch immer hatte, dem er sein Vermögen verdankt. Einer unter tausend kennt womöglich das Geheimnis seines Erfolgs, und wer dazugehört, ist zu bescheiden, um darüber zu sprechen, oder nicht dazu bereit, weil es so banal ist
. Ein Vorgang veranschaulicht dieses »Geheimnis« mustergültig.
Ford hatte beschlossen, seinen später berühmten V-8-Motor zu bauen. Er wollte einen Motor, bei dem alle acht Zylinder auf einem Block saßen, und erteilte seinen Ingenieuren entsprechende Anweisungen. Es wurden Pläne zu Papier gebracht, doch die Ingenieure waren sich einig: Es sei schlichtweg unmöglich
, einen Acht-Zylinder-Benzinmotor mit einem Motorblock aus einem Guss herzustellen.
Ford sagte: »Versucht es trotzdem.«
»Aber wenn es doch nicht geht«, hielten sie dagegen.
»Fangt an«, kommandierte Ford. »Und bleibt so lange dran, bis es klappt – egal wie lange es dauert.«
Und die Ingenieure machten sich an die Arbeit, denn wenn sie bei Ford bleiben wollten, blieb ihnen gar nichts anderes übrig. Sechs Monate vergingen, und nichts passierte. Sechs weitere Monate verstrichen
ebenso ergebnislos. Die Ingenieure versuchten, auf jede erdenkliche Weise, ihren Auftrag auszuführen, doch die Sache schien aussichtslos – »unmöglich
« eben. Ende des Jahres fragte Ford bei seinen Ingenieuren nach und erhielt wieder die Auskunft, sie hätten keine Möglichkeit gefunden, seinen Auftrag auszuführen.
»Dann macht weiter«, sagte Ford. »Ich will so einen Motor, und ich kriege ihn auch.«
Sie machten weiter – und plötzlich, wie durch Zauberei, fanden sie die Lösung.
Fords typische Entschlossenheit hatte wieder einmal gesiegt!
Diese Geschichte ist vielleicht nicht absolut detailgetreu wiedergegeben, im Wesentlichen hat sie sich jedoch so zugetragen. Wenn Sie sich reich denken möchten und dazu in der Lage sind, dann leiten Sie sich daraus das Geheimnis ab, dem Ford seine Millionen verdankte. Sie müssen dabei gar nicht sehr weit ausholen.
Henry Ford war erfolgreich, weil er die Erfolgsgrundsätze kannte und anwandte
. Einer dieser Grundsätze ist, dass man ein Anliegen haben muss: Man muss wissen, was man will. Behalten Sie die Ford-Geschichte beim Lesen im Hinterkopf und achten Sie auf die Zeilen, aus denen das Geheimnis seiner herausragenden Leistung hervorgeht. Gelingt Ihnen das – können Sie genau sagen, welche Grundsätze Henry Ford reich gemacht haben –, dann können Sie seinen Erfolg in fast allen Sparten, die für Sie infrage kommen, nachvollziehen.
SIE SIND »HERR ÜBER IHR SCHICKSAL UND MEISTER IHRER SEELE«, WEIL …
Als Henley die prophetischen Zeilen »I am the Master of my Fate, I am the Captain of my Soul«
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schrieb, hätte er dazusagen sollen, dass dies der Fall ist,
weil
wir in der Lage sind, unsere Gedanken zu steuern
.
Er hätte uns verraten sollen, dass der Äther, in dem diese kleine Erde treibt, in dem wir uns bewegen und existieren, eine Energie ist, die mit unvorstellbarer Geschwindigkeit vibriert, und dass der Äther von einer universellen Macht erfüllt ist, die sich an die Gedanken anpasst, die wir im Kopf haben, und die uns ganz natürlich beeinflusst, unsere Gedanken in physische Realität umzusetzen.
Hätte uns der Dichter diese bedeutsame Tatsache mitgeteilt, wüssten wir, warum
wir Herren über unser Schicksal und Meister unserer Seelen sind. Er hätte uns nachdrücklich begreiflich machen sollen, dass diese Kraft nicht zwischen destruktiven und konstruktiven Gedanken unterscheidet und uns gleichermaßen dazu drängt, Gedanken der Armut in physische Realität umzusetzen, wie sie uns dazu bringt, unsere Träume vom Reichtum zu realisieren.
Er hätte uns auch sagen müssen, dass die Gedanken, die unseren Geist beherrschen, auf unser Gehirn eine magnetisierende Wirkung ausüben, und dass diese »Magnete« auf unerfindliche Weise die Kräfte, Menschen und Lebensumstände anziehen, die mit unseren dominierenden
Gedanken harmonieren.
Er hätte uns darüber aufklären sollen, dass wir erst unseren Geist mit dem dringenden Anliegen magnetisieren müssen, finanziellen Wohlstand zu erlangen, bevor wir das in die Realität umsetzen können – dass wir ein »Geldbewusstsein« entwickeln müssen, bis uns das Anliegen finanzieller Unabhängigkeit dazu treibt, konkrete Pläne zu ihrer Verwirklichung zu schmieden.
Doch Henley war Dichter, kein Philosoph. Er gab sich damit zufrieden, eine große Wahrheit poetisch zu formulieren, und überließ es denen, die nach ihm kamen, in seine Zeilen eine philosophische Bedeutung hineinzuinterpretieren. Nach und nach entfaltete sich die Wahrheit, und nunmehr scheint festzustehen, dass die in diesem Buch beschriebenen Grundsätze das Geheimnis bergen, wie wir unser wirtschaftliches Schicksal meistern können.
Damit sind wir so weit, uns näher mit dem ersten dieser Grundsätze zu befassen. Bleiben Sie aufgeschlossen und denken Sie beim
Weiterlesen immer daran: Diese Grundsätze hat sich kein einzelner Mensch ausgedacht. Sie wurden aus den Lebenserfahrungen von über 500 Menschen gewonnen, die nachweislich schwerreich geworden sind – Menschen, die aus armen Verhältnissen stammten und weder besonders gebildet noch einflussreich waren. Die Grundsätze haben bei diesen Männern funktioniert. Auch Sie können sie zu Ihrem dauerhaften Vorteil für sich arbeiten lassen.
Und das ist gar nicht so schwer, wie Sie feststellen werden.
Bevor Sie sich ins nächste Kapitel vertiefen, sollten Sie wissen, dass es Fakten enthält, die ohne Weiteres Ihr finanzielles Schicksal komplett verändern können. Den beiden beschriebenen Personen hat es jedenfalls definitiv enorme Veränderungen beschert.
Außerdem sollten Sie wissen, dass es mir aufgrund meiner Beziehung zu diesen beiden Männern unmöglich gewesen wäre, es mit den Fakten nicht so genau zu nehmen, selbst wenn ich das gewollt hätte. Einer war fast 25 Jahre lang mein bester Freund, der andere ist mein eigener Sohn. Der ungewöhnliche Erfolg der beiden, den sie bescheiden dem im nächsten Kapitel dargelegten Grundsatz zuschreiben, rechtfertigt diesen persönlichen Hinweis zur Betonung der enormen Wirkung dieses Grundsatzes.
Fast 15 Jahre ist es her, dass ich am Salem College in Salem, West Virginia, die Rede auf der Abschlussfeier hielt. Darin hob ich den im anschließenden Kapitel beschriebenen Grundsatz so eindringlich hervor, dass ihn sich einer der Absolventen definitiv zu Herzen genommen und in seine Weltanschauung integriert haben musste. Der junge Mann war später Kongressabgeordneter und ein wichtiger Akteur für die derzeitige Regierung
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. Kurz vor der Drucklegung dieses Buches schrieb er mir einen Brief, in dem er so deutlich seine Ansicht zu dem im nächsten Kapitel umrissenen Grundsatz kundtat, dass ich mich entschlossen habe, diesen Brief dem Kapitel voranzustellen.
Er vermittelt Ihnen einen Eindruck von seinem potenziellen Nutzen
.
Mein lieber Napoleon,
mit dem Einblick in die Probleme der Menschen, den mir mein Dienst als Kongressabgeordneter vermittelt hat, schicke ich dir eine Anregung, die Tausenden verdienstvollen Menschen weiterhelfen könnte.
Entschuldige bitte, wenn die Umsetzung meiner Anregung für dich mehrere Jahre Arbeit und Verantwortung mit sich bringt. Ich bin dennoch so frei und bringe sie vor, weil ich weiß, wie gern du dich für andere einsetzt.
1922 hast du im Salem College die Rede für meinen Abschlussjahrgang gehalten. Mit dieser Rede hast du mir einen Gedanken in den Kopf gesetzt, der mir Gelegenheit verschafft hat, in meiner jetzigen Funktion den Menschen meines Landes zu dienen, und der in hohem Maße ausschlaggebend ist für jeden meiner möglichen künftigen Erfolge.
Ich möchte dich gern dazu anregen, die wesentlichen Inhalte der Rede damals am Salem College in ein Buch zu packen, damit die Amerikaner Gelegenheit bekommen, von deiner langjährigen Erfahrung mit und deiner Verbindung zu den Menschen zu profitieren, die durch ihre Größe Amerika zum reichsten Land der Welt gemacht haben.
Als wäre es gestern gewesen, erinnere ich mich an deine großartige Schilderung der Methode, mit der Henry Ford so viel erreichte – fast ohne Schulbildung, ohne einen Dollar in der Tasche und ohne einflussreiche Freunde. Damals, noch bevor du zu Ende gesprochen hattest, beschloss ich für mich, meinen Platz im Leben zu finden, ganz gleich wie viele Probleme ich überwinden müsste.
In diesem und in den nächsten Jahren verlassen Tausende junger Menschen die Schule. Sie alle sind auf der Suche nach einer so lebensbejahenden Botschaft, wie ich sie von dir erhielt. Sie möchten wissen, wohin sie sich wenden und was sie tun sollen, um gut ins Leben zu starten. Du kannst ihnen
das sagen, denn du hast unzähligen Menschen geholfen, ihre Probleme zu lösen. Wenn es dir irgend möglich ist, einen so großen Dienst zu leisten, darf ich dann noch den Vorschlag machen, jedem Buch eines deiner Diagramme zur Persönlichkeitsanalyse beizulegen, damit dem Käufer eine umfassende Bestandsaufnahme ermöglicht wird, aus der so klar hervorgeht, wie du es mir vor Jahren gemacht hast, was genau dem Erfolg im Wege steht?
Die Möglichkeit, sich auf diese Weise ein vollständiges unvoreingenommenes Bild der eigenen Stärken und Schwächen zu machen, könnte den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg bedeuten. Du hättest den Betroffenen damit unschätzbare Dienste geleistet. Heute stehen Millionen von Menschen vor dem Problem, nach der Depression
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wieder auf die Beine zu kommen. Ich kann aus persönlicher Erfahrung sagen, dass ich weiß, wie gern dir diese ernsthaft bemühten Menschen von ihren Problemen erzählen und von dir Vorschläge zu ihrer Lösung hören würden.
Du weißt, wie schwierig es ist, wenn man noch einmal von vorne beginnen muss. Heute leben in Amerika Tausende von Menschen, die gern wüssten, wie man Ideen zu Geld machen kann – Menschen, die bei null anfangen müssen, ohne Geld, und die wieder hereinholen müssen, was sie verloren haben. Wenn ihnen jemand helfen kann, dann du.
Wenn du das Buch veröffentlichst, hätte ich gern das erste Exemplar, das aus der Druckerpresse kommt – mit deinem Autogramm.
Mit den besten Wünschen, das musst du mir glauben,
herzlichst
Jennings Randolph