DRITTES KAPITEL
DER GLAUBE
Die Visualisierung des dringenden Anliegens und die feste Überzeugung, es zu erreichen
Der zweite Schritt zum Reichtum
Der Glaube ist der Chefchemiker im Kopf. Mischt sich Glaube ins Vibrieren der Gedanken, so nimmt das Unterbewusstsein diese Vibration sofort auf und übersetzt sie in ihre spirituelle Entsprechung. Wie im Gebet wird sie dann der grenzenlosen Intelligenz übermittelt.
Glaube, Liebe und Sex erzeugen die mächtigsten aller maßgeblichen positiven Gefühlszustände. Vermengen sie sich, wird das Vibrieren der Gedanken so »eingestellt«, dass es direkt ins Unterbewusstsein vordringt, wo es sich in sein spirituelles Gegenstück verwandelt – die einzige Form, durch die die grenzenlose Intelligenz zu einer Reaktion veranlasst wird.
Liebe und Glaube sind seelischer Natur und stehen mit der Spiritualität des Menschen in Zusammenhang. Sex ist dagegen eine rein biologische, körperliche Angelegenheit. Die Mischung der von diesen drei Faktoren freigesetzten Emotionen eröffnet einen direkten Kommunikationsweg zwischen dem endlichen Verstand des Menschen und der grenzenlosen Intelligenz .
WIE GLAUBE ENTSTEHT
Folgende Feststellung vermittelt einen tieferen Einblick in die Bedeutung, die das Prinzip der Autosuggestion für die Verwandlung eines dringenden Anliegens in sein physisches oder monetäres Pendant hat: Der Glaube ist ein Geisteszustand, der mittels des Prinzips der Autosuggestion durch Affirmation oder wiederholte Anweisung an das Unterbewusstsein gezielt herbeigeführt oder hergestellt werden kann.
Ein Beispiel ist der Grund, aus dem Sie vermutlich dieses Buch lesen. Ihr Ziel ist höchstwahrscheinlich, sich die Fähigkeit anzueignen, den vagen geistigen Impuls des dringenden Anliegens in sein physisches Gegenstück umzuwandeln, nämlich Geld. Wenn Sie sich nach den Anweisungen über Autosuggestion und das Unterbewusstsein richten, wie sie im Kapitel über Autosuggestion zusammengefasst sind, können Sie Ihr Unterbewusstsein davon überzeugen, dass Sie fest an die Erfüllung Ihres Anliegens glauben . Das Unterbewusstsein wird entsprechend reagieren und seinerseits den entsprechenden »Glauben« in ihnen wecken, gefolgt von konkreten Plänen, ihr Anliegen zu verwirklichen.
Wie man Glauben entwickeln kann, sofern er noch nicht vorhanden ist, ist extrem schwer zu beschreiben – ähnlich schwer, wie einem Blinden, der noch nie Farben gesehen und keine Vergleichsmöglichkeiten hat, die Farbe Rot. Glaube ist ein Geisteszustand, den Sie gezielt herbeiführen können, wenn Sie die dreizehn Grundsätze beherrschen. Er ist eine Einstellung, die sich durch die Anwendung und praktische Nutzung dieser Grundsätze von alleine entwickelt.
Die einzige bekannte Methode zur gezielten Herbeiführung des mit Glauben verbundenen Gefühlszustands ist es, Anweisungen an Ihr Unterbewusstsein immer wieder zu bekräftigen.
Was das heißen soll, wird vielleicht klarer anhand der folgenden Erklärung dafür, wie manche Menschen auf die schiefe Bahn geraten. Ein berühmter Kriminologe hat das folgendermaßen formuliert: »Kommen Menschen erstmals mit dem Verbrechen in Kontakt, verabscheuen sie es. Haben sie über längere Zeit immer wieder Berührung damit, gewöhnen sie sich daran und tolerieren es. Sind sie ihm lang genug ausgesetzt, machen sie es sich irgendwann zu eigen und lassen sich davon beeinflussen.«
Genauso gut könnte man sagen, dass jeder geistige Impuls, der wiederholt ans Unterbewusstsein weitergegeben wird, irgendwann von diesem akzeptiert und als Handlungsgrundlage herangezogen wird. Daraufhin wird dieser Impuls durch das am leichtesten praktikable Verfahren in sein physisches Gegenstück übersetzt.
Führen Sie sich in diesem Zusammenhang noch einmal vor Augen, dass sich alle mit Gefühlen aufgeladenen und mit dem Glauben vermischten Gedanken unmittelbar in ihr physisches Pendant oder Gegenstück übersetzen.
Die Emotionen beziehungsweise »Gefühlsanteile« an den Gedanken sind die Faktoren, die ihnen Vitalität, Energie und Handlungsantrieb einhauchen. In der Mischung mit geistigen Impulsen wirken die mit Glauben, Liebe und Sex verbundenen Gefühle im Zusammenspiel motivierender als für sich alleine.
Es sind aber nicht nur mit dem Glauben verquickte geistige Impulse, die ins Unterbewusstsein vordringen und dieses beeinflussen können, sondern auch solche, die mit einer positiven oder einer negativen Emotion einhergehen.
Das bedeutet, dass das Unterbewusstsein einen negativen oder destruktiven geistigen Impuls ebenso leicht in seine physische Entsprechung übersetzen kann wie einen positiven, konstruktiven. Daraus entsteht das eigenartige Phänomen, das so viele Millionen Menschen am eigenen Leibe erfahren und als »Missgeschick« oder »Pech« bezeichnen.
Millionen Menschen glauben , dass sie auf unerklärliche Weise zu Armut und Misserfolg »verdammt« sind und nichts dagegen tun können. Dabei sind sie selbst die Urheber ihres »Missgeschicks«, denn ihr negativer Glaube wird vom Unterbewusstsein aufgenommen und in sein physisches Gegenstück übersetzt .
An dieser Stelle ist erneut der Hinweis angebracht, wie sehr Sie davon profitieren können, wenn Sie jedes dringende Anliegen, das Sie gern in sein physisches oder monetäres Gegenstück verwandelt sähen, in der Erwartungshaltung oder dem Glauben an Ihr Unterbewusstsein vermitteln, dass diese Verwandlung auch tatsächlich stattfinden wird. Ihre Überzeugung beziehungsweise Ihr Glaube ist das Element, das darüber bestimmt, wie Ihr Unterbewusstsein reagiert. Nichts kann Sie davon abhalten, Ihr Unterbewusstsein »auszutricksen«, indem Sie ihm durch Autosuggestion bestimmte Vorgaben machen – so wie ich das Unterbewusstsein meines Sohnes ausgetrickst habe.
Damit solche Tricks Wirkung zeigen, sollten Sie sich so verhalten, als wären Sie bereits im Besitz der materiellen Gegenstände, die Sie gern haben wollen, wenn Sie sich an Ihr Unterbewusstsein wenden.
Das Unterbewusstsein setzt jede Anweisung, die es im Zustand der Überzeugung, dass diese ausgeführt wird, oder im Zustand des Glaubens erhält, auf direktestem und praktischstem Wege in ihr physisches Pendant um.
Das sollte Ihnen ausreichend Anhaltspunkte geben, um sich durch Experimente und Übung die Fähigkeit anzueignen, jeder Anweisung an das Unterbewusstsein ein Quäntchen Glauben beizumischen. Und Übung macht bekanntlich den Meister – nicht das Lesen von Anleitungen.
Wenn es stimmt, dass man durch ständigen Umgang mit dem Verbrechen selbst zum Kriminellen werden kann (und das ist nachgewiesen), dann trifft ebenso zu, dass man Glauben entwickeln kann, indem man seinem Unterbewusstsein gezielt suggeriert, dass man glaubt. Früher oder später erliegt das Denken den Einflüssen, die es beherrschen. Haben Sie das begriffen, dann wissen Sie auch, warum es so wichtig für Sie ist, die positiven Emotionen als dominierende Kräfte für Ihr Denken zu fördern und negative Emotionen abzuwehren und zu eliminieren .
Ein von positiven Emotionen beherrschtes Denken ist eine gute Voraussetzung für den als Glauben bekannten Geisteszustand. Es kann dem Unterbewusstsein gezielt Anweisungen geben, die dieses annimmt und umgehend befolgt.
GLAUBEN IST EIN GEISTESZUSTAND, DER DURCH AUTOSUGGESTION HERGESTELLT WERDEN KANN
Seit jeher erzählen Religionsvertreter den Menschen mit ihren Problemen, sie müssten an dieses oder jenes »glauben« – an das eine oder andere Dogma oder Bekenntnis. Aber sie sagen ihnen nicht, wie das geht. Sie erklären ihnen nicht, dass »Glauben ein Geisteszustand ist, den man durch Autosuggestion herbeiführen kann«.
Wir wollen in einer für jeden verständlichen Sprache alles darstellen, was über das Prinzip bekannt ist, durch das sich Glauben entwickeln lässt, so er noch nicht vorhanden ist.
Glauben Sie an sich selbst und an die unendlichen Möglichkeiten.
Vorab sollten Sie sich Folgendes noch einmal klarmachen:
Der Glaube ist das »ewige Elixier«, das Gedankenimpulsen Leben, Kraft und Energie verleiht!
Lesen Sie den vorstehenden Satz ruhig noch ein zweites, drittes oder viertes Mal. Am besten, Sie lesen ihn laut vor!
Der Glaube ist die Grundvoraussetzung zum Reichwerden.
Der Glaube ist die Grundlage aller »Wunder« und aller Mysterien, die wissenschaftlich nicht zu erklären sind.
Der Glaube ist das einzig bekannte Mittel gegen Misserfolg.
Der Glaube ist das Element, der »chemische Stoff«, der in Verbindung mit dem Gebet eine direkte Kommunikation mit der grenzenlosen Intelligenz ermöglicht.
Der Glaube ist das Medium, das die herkömmliche Vibration der Gedanken, erzeugt vom begrenzten Verstand seines Menschen, in ihre spirituelle Entsprechung verwandelt .
Der Glaube ist die einzige Vermittlungsstelle, über die der Mensch die kosmische Kraft der grenzenlosen Intelligenz für sich verwenden und daraus Kapital schlagen kann.
Und jede der vorstehenden Aussagen lässt sich belegen!
Der Nachweis ist einfach und leicht zu führen. Er liegt im Prinzip der Autosuggestion begründet. Konzentrieren wir uns daher auf dieses Thema und finden wir heraus, was es damit auf sich hat.
Bekanntlich glaubt man irgendwann alles, was man sich nur oft genug vorsagt, ob es stimmt oder nicht . Wiederholt ein Mensch immer wieder dieselbe Lüge, wird er sie früher oder später für wahr halten. Er wird glauben, dass sie wahr ist. Was für ein Mensch jemand ist, richtet sich danach, von welchen Gedanken er sein Denken beherrschen lässt.
Gedanken, die sich ein Mensch vorsätzlich in den Kopf setzt und gezielt fördert, Gedanken, die er mit einer oder mehreren Emotionen vermischt – das sind die motivierenden Kräfte, die jede seiner Bewegungen und Handlungen steuern und kontrollieren!
Nun folgt eine ausgesprochen bedeutsame Wahrheit:
Gedanken, die sich mit Gefühlen mischen, erzeugen eine »magnetische« Kraft, die aus den Vibrationen des Äthers ähnliche oder verwandte Gedanken anzieht. Ein so durch Emotionen »magnetisierter« Gedanke ist mit einem Samenkorn vergleichbar, das keimt, wenn es in fruchtbaren Boden gesät wird, das wächst und sich wieder und wieder vermehrt, bis aus dem ursprünglichen Körnchen unzählige Millionen gleichartiger Samen geworden sind.
Der Äther ist eine gewaltige kosmische Masse aus ewigen Vibrationskräften. Er besteht aus destruktiven und konstruktiven Vibrationen und überträgt ständig alle möglichen Schwingungen – solche der Angst, der Armut, der Krankheit und des Misserfolgs ebenso wie solche des Wohlstands, der Gesundheit, des Erfolgs und des Glücks. Sie werden ebenso übertragen wie Musikstücke oder menschliche Stimmen durch das Radio – jeweils mit ihrer individuellen Ausprägung und ihren Identifikationsmerkmalen .
Aus dem großen Reservoir des Äthers zieht das menschliche Denken ständig solche Vibrationen auf sich, die mit denen harmonieren, die den menschlichen Geist beherrschen. Jeder Gedanke, jede Idee, jeder Plan beziehungsweise jedes Ziel – was man im Kopf hat – zieht aus den Vibrationen des Äthers jede Menge verwandte Inhalte an, die sich zu den ursprünglichen hinzugesellen und diese verstärken, bis sie zur motivierenden Triebkraft des Menschen werden, in dessen Kopf sie sitzen.
Doch zurück zum Ausgangspunkt: Wie lässt sich die erste Keimzelle für eine Idee, einen Plan oder ein Ziel im Kopf verankern? Das ist leicht erklärt. Eine Idee, ein Plan oder Ziel kann durch wiederholtes Denken im Kopf festgesetzt werden. Deshalb sollen Sie ja Ihr wichtigstes oder erklärtes Hauptziel auch aufschreiben, sich einprägen und jeden Tag laut wiederholen, bis die Vibrationen des Schalls in Ihr Unterbewusstsein vordringen. Es sind die Vibrationen der Gedanken, die wir im Alltag durch Reize auffangen und erfassen, die uns zu den Menschen machen, die wir sind. Wehren Sie sich ganz bewusst gegen alle negativen äußeren Einflüsse und gestalten Sie Ihr Leben nach Ihren Vorstellungen. Ziehen Sie Bilanz. Ermitteln Sie Ihre mentalen Aktiv- und Passivposten, und Sie werden feststellen, dass Ihre größte Schwäche in mangelndem Selbstvertrauen besteht. Doch dieses Handicap lässt sich mithilfe des Prinzips der Autosuggestion beheben und Ängstlichkeit in Mut ummünzen. Anwenden können Sie dieses Prinzip ganz einfach, indem Sie positive geistige Impulse schriftlich festhalten, auswendig lernen und wiederholen, bis sie zum Standardwerkzeug der unterbewussten Kapazitäten Ihres Geistes werden.
DIE FORMEL FÜR SELBSTVERTRAUEN
Erstens: Ich weiß, dass ich mein erklärtes Lebensziel erreichen kann. Deshalb verlange ich von mir, beständig und unablässig darauf hinzuarbeiten, und das gelobe ich mir hier und heute .
Zweitens: Mir ist bewusst, dass sich meine vorherrschenden Gedanken irgendwann verselbstständigen. Nach und nach setzen sie sich in physische Realität um, und deshalb konzentriere ich mich jeden Tag 30 Minuten lang darauf, mir den Menschen vorzustellen, der ich sein möchte, und so vor meinem inneren Auge ein klares mentales Bild von diesem Menschen zu entwerfen.
Drittens: Ich weiß, dass jedes dringende Anliegen, das ich beständig im Kopf habe, durch das Prinzip der Autosuggestion irgendwann Ausdruck findet durch praktische Möglichkeiten, mein Ziel zu erreichen. Deshalb widme ich täglich zehn Minuten der Aufgabe, an meinem Selbstvertrauen zu arbeiten.
Viertens: Ich habe eine klar formulierte Beschreibung meines erklärten Hauptlebensziels schriftlich niedergelegt und werde nicht aufgeben, bis ich so viel Selbstvertrauen entwickelt habe, dass ich dieses Ziel erreichen kann.
Fünftens: Mir ist vollkommen klar, dass Wohlstand und Ansehen nur Bestand haben können, wenn sie mir auch ehrlich und rechtmäßig zustehen. Deshalb unternehme ich nichts, was nicht allen Beteiligten Vorteile bringt. Das wird mir gelingen, indem ich die Kräfte mobilisiere, die ich einsetzen möchte, und mir den Beistand anderer sichere. Durch meine eigene Hilfsbereitschaft werde ich andere dazu veranlassen, auch mich zu unterstützen. Ich werde mich von Hass, Neid, Eifersucht, Selbstsucht und Zynismus befreien und allen Menschen mit Liebe begegnen, denn ich weiß, dass mir eine negative Einstellung zu anderen nur selbst schadet. Ich werde andere dazu bringen, an mich zu glauben, weil ich an sie glaube – und an mich.
Diese Formel werde ich unterzeichnen, auswendig lernen und mir jeden Tag einmal laut vorsagen – in dem festen Glauben, dass sie nach und nach mein Denken und Handeln beeinflusst, sodass ich ein selbstbestimmter, erfolgreicher Mensch werden kann.
Dieser Formel liegt ein bisher unerklärtes Naturgesetz zugrunde, das die Wissenschaft seit jeher verblüfft. Die Psychologen bezeichnen das als »Autosuggestion«. Dabei lassen sie es bewenden .
Wie man es nennt, ist unerheblich. Wichtig ist allein, dass es funktioniert – zum Ruhm und Erfolg der Menschheit –, wenn es konstruktiv angewendet wird. Wird es dagegen destruktiv eingesetzt, ist es gleichermaßen zerstörerisch. In dieser Aussage liegt eine profunde Wahrheit, nämlich: Wird jemand im Leben enttäuscht und endet in Armut, Elend und Not, dann, weil er das Prinzip der Autosuggestion falsch angewendet hat. Die Ursache liegt in der Tatsache begründet, dass alle Gedankenimpulse die Tendenz haben, sich in ihr physisches Gegenstück zu verkehren.
Das Unterbewusstsein (das chemische Labor, in dem alle gedanklichen Impulse zusammengefasst und auf ihre Umsetzung in physische Realität vorbereitet werden) unterscheidet nicht zwischen konstruktiven und destruktiven Impulsen. Es arbeitet mit dem Material, das wir ihm über unsere gedanklichen Impulse zuführen. Das Unterbewusstsein verwirklicht einen von Angst gesteuerten Gedanken ebenso bereitwillig wie einen von Mut oder Glauben getragenen.
Die Medizingeschichte ist reich an Fallbeispielen für »suggestiven Suizid«. Ein Mensch kann seinem Leben durch negative Suggestion genauso effektiv ein Ende setzen wie mit jedem anderen Mittel. In einer Stadt im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten »lieh« sich ein Bankangestellter namens Joseph Grant ohne Zustimmung der Geschäftsleitung eine große Summe von seiner Bank. Das Geld verspielte er.
Eines Nachmittags kam der Revisor und begann, die Bücher zu prüfen. Grant verließ die Bank, nahm sich ein Zimmer in einem Hotel am Ort, und als man ihn drei Tage später fand, lag er lamentierend und stöhnend auf dem Bett und sagte immer wieder: »Mein Gott, das bringt mich um! Ich kann die Schande nicht ertragen.« Kurze Zeit später war er tot. Die Ärzte bezeichneten das als einen Fall von »mentalem Selbstmord«.
Das ist wie beim elektrischen Strom, der die Räder der Industrie antreibt und nützliche Dienste leistet, wenn er konstruktiv eingesetzt wird, aber bei falscher Anwendung Leben auslöschen kann. Auf dieselbe Weise führt Sie das Prinzip der Autosuggestion zu Seelenfrieden und Wohlstand oder hinab ins Tal des Elends, des Scheiterns und des Todes – je nachdem, wie gut sie es verstehen und anwenden.
Erfüllen Sie Ihren Geist mit Angst, Zweifeln und Unglauben an Ihre Fähigkeit, sich mit der grenzenlosen Intelligenz zu vernetzen und ihre Kräfte zu nutzen, dann zieht das Gesetz der Autosuggestion diesen Geist des Unglaubens als Muster heran, nach dem sich Ihr Unterbewusstsein bei der Umsetzung von Gedanken in physische Realität richtet.
Diese Aussage ist so wahr, wie zwei und zwei vier ist!
Wie der Wind ein Schiff nach Osten und ein anderes nach Westen treiben kann, hebt Sie die Kraft der Autosuggestion empor oder zieht Sie nach unten – je nachdem, welchen Kurs Ihre Gedanken nehmen. Das Prinzip der Autosuggestion, durch das jeder Mensch Dinge erreichen kann, die die Vorstellungskraft übersteigen, wird in folgendem Vers treffend beschrieben:
»If you think you are beaten, you are,
If you think you dare not, you don’t
If you like to win, but you think you can’t
It is almost certain you won’t.
If you think you’ll lose, you’re lost
For out of the world we find,
Success begins with a fellow’s will –
It’s all in the state of mind .
If you think you are outclassed, you are,
You’ve got to think high to rise,
You’ve got to be sure of yourself before
You can ever win a prize .
Life’s battles don’t always go
To the stronger or faster man,
But soon or late the man who wins
Is the man who thinks he can 14
Achten Sie auf die hervorgehobenen Wörter, dann begreifen Sie den tieferen Sinn des Gedichts.
In Ihnen (vielleicht in Ihren Gehirnzellen) schlummert die Saat des Erfolgs, die Sie, wenn sie aufgeht und Früchte trägt, weiter bringt, als Sie sich je hätten träumen lassen. Wie ein Virtuose den Saiten einer Violine herrliche Musik entlocken kann, so können Sie das schlafende Genie in Ihrem Gehirn erwecken und sich davon an jedes Ziel bringen lassen, das Sie erreichen möchten.
Abraham Lincoln war mit weit über 40 Jahren mit allem, was er angefangen hatte, mehr oder minder auf ganzer Linie gescheitert. Er war Nichts und Niemand, bis er eine wichtige Erfahrung machte, die das schlafende Genie in seinem Inneren weckte und der Welt eine ihrer wichtigsten Leitfiguren bescherte. Diese »Erfahrung« ging mit den Emotionen der Trauer und der Liebe einher. Ausgelöst hat sie Anne Rutledge – die einzige Frau, die Lincoln je wirklich liebte .
Die Emotion der Liebe ist bekanntlich nah mit dem Geisteszustand verwandt, den wir als Glauben kennen, denn die Liebe kommt der Umsetzung der eigenen Gedankenimpulse in ihre spirituelle Entsprechung am nächsten. Im Zuge meiner Recherchen stellte ich bei der Analyse des Lebenswerks und der Leistung Hunderter herausragender Männer fest, dass fast jeder von ihnen von der Liebe einer Frau beeinflusst wurde. Liebt ein Mensch, so entstehen in seinem Herzen und in seinem Gehirn günstige Voraussetzungen für magnetische Anziehungskraft, die einen Zustrom an höheren und feineren Vibrationen aus dem Äther auslöst.
Sie brauchen einen Beweis für die Macht des Glaubens? Dann schauen Sie sich doch einmal die Leistungen der Menschen an, die sie eingesetzt haben. Ganz oben auf der Liste steht Jesus Christus. Das Christentum ist der einflussreichste Einzelfaktor auf das Denken der Menschen. Die Grundlage des Christentums ist der Glaube – ganz gleich wie viele Menschen die Bedeutung dieser großen Macht pervertiert oder falsch ausgelegt haben und ganz gleich wie viele Dogmen und Bekenntnisse in ihrem Namen aufgestellt wurden, die nicht ihren Grundsätzen entsprechen.
Im Grunde waren die Lehren und Leistungen von Jesus Christus, mögen sie auch als »Wunder« interpretiert worden sein, nicht mehr und nicht weniger als Glaube. Wenn es »Wunder« gibt, dann nur durch den Geisteszustand des Glaubens! Manche Religionslehrer und viele, die sich Christen nennen, wissen weder, was es heißt zu glauben, noch tun sie es.
Ein weiteres Beispiel für die Macht des Glaubens liefert ein weltweit bekannter Mann: der Inder Mahatma Gandhi. Er demonstriert der Welt wie kein anderer, was der Glaube bewirken kann. Gandhi verfügt über größeres Machtpotenzial als jeder seiner Zeitgenossen – und das ganz ohne die orthodoxen Machtwerkzeuge wie Geld, Schlachtschiffe, Soldaten und Waffen. Gandhi hat kein Geld, kein Zuhause, nicht einmal Kleidung zum Wechseln. Dennoch besitzt er Macht . Wie kommt er dazu ?
Er bezog sie aus seinem Verständnis vom Grundsatz des Glaubens und aus seiner Fähigkeit, diesen Glauben auf 200 Millionen Menschen zu übertragen.
Durch den Einfluss des Glaubens gelang Gandhi, was der stärksten Militärmacht auf Erden versagt blieb und mit Soldaten und Waffen nie zu erreichen ist: Er schaffte es, 200 Millionen Menschen dazu zu bringen, sich zusammenzutun und in einem Geist zu handeln.
Welche andere Kraft auf der Welt außer dem Glauben hätte das zuwege bringen können?
Eher früher als später werden auch Arbeitnehmer und Arbeitgeber die Möglichkeiten des Glaubens erkennen. Die Welt hatte während der letzten Wirtschaftskrise hinlänglich Gelegenheit, mit eigenen Augen zu beobachten, was mangelnder Glaube in der Wirtschaft anrichten kann.
Bestimmt hat die Zivilisation eine ausreichende Zahl intelligenter Menschen hervorgebracht, die aus dieser wichtigen Lektion, die uns die Wirtschaftskrise erteilt hat, Kapital schlagen können. Während der Depression wurde der Welt in aller Deutlichkeit vor Augen geführt, dass um sich greifende Angst die Industrie- und Wirtschaftsmaschinerie zum Erliegen bringt. Aus dieser Erfahrung werden Führungspersönlichkeiten in Wirtschaft und Industrie hervorgehen, die von dem Beispiel profitieren, das Gandhi der Welt gegeben hat, und sie werden im Geschäftsleben dieselbe Taktik anwenden, die er einsetzte, um sich die größte Gefolgschaft in der Weltgeschichte zu sichern. Diese Führungskräfte werden sich aus den Rängen unbekannter Menschen rekrutieren, die jetzt in den Stahlwerken, Kohlegruben, Autofabriken und kleinen und großen Städten Amerikas arbeiten.
Die Wirtschaft ist reif für Reformen, so viel steht fest! Die Methoden der Vergangenheit, die auf der wirtschaftlichen Kombination von Gewalt und Angst basieren, werden von den besseren Grundsätzen des Glaubens und der Kooperation abgelöst. Arbeiter werden mehr erhalten als ihren Tageslohn. Sie werden ebenso Dividenden aus dem Unternehmen erhalten wie seine Aktionäre. Zunächst müssen sie aber ihren Arbeitgebern auch mehr geben und aufhören mit dem Zank und der Feilscherei auf Kosten der Allgemeinheit. Sie müssen sich das Anrecht auf Dividenden verdienen!
Vor allem aber werden sie von Führungskräften geleitet werden, die die von Mahatma Gandhi verfolgten Grundsätze kennen und befolgen. Nur so kann sich die Unternehmensführung den Geist absoluter Kooperation sichern, der Macht in ihrer höchsten und stabilsten Form darstellt.
Das verblüffende Maschinenzeitalter, in dem wir leben und das wir gerade hinter uns lassen, hat den Menschen die Seele geraubt. Manager haben Menschen behandelt wie Rädchen einer Maschine. Dazu wurden sie von Arbeitnehmern gezwungen, die auf Kosten aller Beteiligten darum feilschten, zu nehmen statt zu geben . Das Schlagwort der Zukunft wird Glück und Zufriedenheit sein, und wenn dieser Geisteszustand erreicht ist, wird das automatisch für eine effektivere Produktion sorgen als zuvor – als Menschen ihren Glauben und ihre persönlichen Interessen nicht in ihre Arbeit einfließen lassen konnten.
Für das Tagesgeschäft in Wirtschaft und Industrie sind Glauben und Kooperation notwendig. Deshalb ist es ebenso interessant wie lohnenswert, ein Ereignis näher zu betrachten, das ausgezeichnet illustriert, wie Industrielle und Geschäftsleute große Vermögen aufgebaut haben, indem sie erst gegeben haben, bevor sie zu nehmen versuchten.
Das zur Veranschaulichung dieses Aspekts ausgewählte Ereignis trat im Jahr 1900 ein, als die United States Steel Corporation gegründet wurde. Behalten Sie diese grundlegenden Fakten beim Lesen im Hinterkopf, dann werden Sie verstehen, wie aus Ideen große Vermögen wurden.
Die riesige United States Steel Corporation existierte zunächst nur im Kopf von Charles M. Schwab – in Form einer Idee, die seiner Vorstellungskraft entsprang! Als Zweites fügte er dieser Idee den nötigen Glauben bei. Als Drittes formulierte er einen Plan zu ihrer physischen und finanziellen Verwirklichung. Als Viertes setzte er diesen Plan mit seiner berühmten Rede im University Club in die Tat um. Als Fünftes realisierte und verfolgte er seinen Plan beharrlich und auf der Grundlage eines unumstößlichen Entschlusses, bis er vollständig umgesetzt war. Als Sechstes schuf er durch ein dringendes Anliegen die Voraussetzungen für den Erfolg.
Gehören Sie zu den Menschen, die sich schon oft gefragt haben, wie man ein großes Vermögen aufbaut, dann wird Ihnen diese Geschichte von der Gründung der United States Steel Corporation die Augen öffnen. Bezweifeln Sie, dass man sich reich denken kann, sollte diese Geschichte alle Zweifel ausräumen, dann daraus lässt sich klar die Anwendung eines Großteils der dreizehn in diesem Buch beschriebenen Grundsätze herauslesen.
Die erstaunliche Macht einer Idee wurde von John Lowell im New York World-Telegram sehr mitreißend geschildert und hier mit freundlicher Genehmigung nachgedruckt.
NETTE TISCHREDE FÜR EINE MILLIARDE DOLLAR
Als sich am Abend des 12. Dezembers 1900 rund 80 Angehörige des amerikanischen Finanzadels im Bankettsaal des University Clubs an der Fifth Avenue einfanden, um einen jungen Mann aus dem Westen zu würdigen, war nur einem halben Dutzend Gästen klar, dass sie einer der bedeutsamsten Episoden der amerikanischen Industriegeschichte beiwohnten.
Aus Dankbarkeit für die großzügige Gastfreundschaft, die ihnen Charles M. Schwab bei einem jüngsten Besuch in Pittsburgh hatte angedeihen lassen, hatten J. Edward Simmons und Charles Stewart Smith das Essen ausgerichtet, um den 38-jährigen Stahlmann in die Finanzwelt der Ostküste einzuführen. Dass er die Anwesenden dermaßen für sich einnehmen würde, hatten sie allerdings nicht erwartet. Sie hatten ihn sogar gewarnt, dass die gute New Yorker Gesellschaft wenig Sinn für Redekunst hätte. Wenn er die Stillmans, Harrimans und Vanderbilts nicht langweilen wollte, sollte er sich lieber auf 15 bis 20 Minuten höfliches Geplänkel beschränken und es dabei bewenden lassen.
Auch John Pierpont Morgan, der, wie es seiner imperialen Würde entsprach, zur Rechten Schwabs saß, wollte die Tafel eigentlich nur kurz mit seiner Anwesenheit beehren. Und soweit es Presse und Öffentlichkeit betraf, war die ganze Angelegenheit so unbedeutend, dass sie am nächsten Tag gar keine Erwähnung fand.
Die beiden Gastgeber und ihre distinguierten Gäste aßen sich also durch die üblichen sieben oder acht Gänge. Es wurde wenig gesprochen, und wenn, dann sehr reserviert. Nur wenige der Bankiers und Börsenmakler waren Schwab, der an den Ufern des Monongahela Karriere gemacht hatte, zuvor schon einmal begegnet, und keiner kannte ihn näher. Doch noch bevor der Abend vorüber war, sollte er sie – und mit ihnen Geldgroßmeister Morgan – im Sturm erobern, und ein Milliardenbaby – die United States Steel Corporation – konnte in die Welt gesetzt werden.
Aus historischer Sicht mag es unglücklich sein, dass Charlie Schwabs damalige Tischrede nicht aufgezeichnet wurde. In Teilen wiederholte er sie später bei einem ähnlichen Treffen mit Chicagoer Bankiers. Noch später, als die Behörden gerichtlich auf die Auflösung des Steel Trust drangen, lieferte er im Zeugenstand seine persönliche Version der Auslassungen, die Morgan in hektische Finanzaktivitäten verfallen ließen.
Vermutlich war die Rede eher »bodenständig«, sprachlich nicht immer korrekt (denn mit grammatischen Feinheiten hielt sich Schwab nie auf), durchsetzt mit Epigrammen und an der einen oder anderen Stelle mit Mutterwitz gewürzt. Auf jeden Fall übte sie eine galvanisierende Kraft und Wirkung auf die schätzungsweise fünf Milliarden Dollar Kapital aus, die die Gäste repräsentierten. Als sie zu Ende war und die Anwesenden noch unter ihrem Bann standen, hatte Schwab schon eineinhalb Stunden gesprochen. Dennoch führte ihn Morgan zu einer Fensternische, wo sich die beiden noch eine Stunde länger unterhielten und die Beine von der hohen, unbequemen Sitzbank baumeln ließen.
Schwab hatte alle Register seiner charismatischen Persönlichkeit gezogen. Doch noch wesentlicher und wirkungsvoller war das ausgefeilte, klar umrissene Programm, das er darlegte, um der Stahlbranche eine große Zukunft zu sichern. Viele hatten bereits versucht, Morgan für eine Konsolidierung der Stahlindustrie nach dem Muster der Keks-, Draht-, Zucker-, Gummi-, Whisky-, Öl- oder Kaugummibranche zu interessieren. Der Spekulant John W. Gates hatte darauf gedrängt, doch Morgan vertraute ihm nicht. Auch die Moore-Brüder Bill und Jimmy, Börsenmakler aus Chicago, die schon einen Streichholzkonzern und ein Cracker-Unternehmen auf die Beine gestellt hatten, hatten sich erfolglos dafür starkgemacht. Der salbungsvolle Provinzanwalt Elbert H. Gary trieb die Idee ebenfalls voran, machte jedoch zu wenig Eindruck. Erst Schwab konnte Morgan überzeugend vor Augen führen, was aus dem gewagtesten Unterfangen der Finanzgeschichte konkret werden konnte, das zuvor nur als Fiebertraum Größenwahnsinniger auf der Suche nach dem schnellen Geld erachtet worden war.
Der finanzielle Magnetismus, der eine Generation zuvor eingesetzt und Tausende kleiner, teils unwirtschaftlich geführter Unternehmen zum Zusammenschluss zu großen Konzernen veranlasst hatte, die jede Konkurrenz aus dem Feld schlagen konnten, hatte durch den jovialen Wirtschaftspiraten John W. Gates Eingang in die Stahlwelt gefunden. Gates hatte eine Reihe kleiner Unternehmen bereits zur American Steel and Wire Company zusammengeschlossen. Zusammen mit Morgan hatte er die Federal Steel Company geschaffen. Zwei weitere Morgan-Konzerne waren National Tube und American Bridge. Die Gebrüder Moore waren aus dem Streichholz- und Keksgeschäft ausgestiegen, um die »American«-Gruppe – Tin Plate, Steel Hoop, Sheet Steel – und die National Steel Company zu gründen. Doch neben Andrew Carnegies gigantischem vertikalem Trust, der von 53 Eigentümern und Partnern betrieben wurde, waren die anderen Zusammenschlüsse unbedeutend. Sie konnten sich noch so eifrig konsolidieren – auch gemeinsam konnten sie der Carnegie-Organisation nicht das Wasser reichen. Und Morgan wusste das.
Der exzentrische alte Schotte Carnegie wusste es ebenfalls. Aus der luftigen Höhe von Skibo Castle hatte er, zunächst amüsiert und später zunehmend verärgert, die Versuche Morgans kleinerer Unternehmen verfolgt, ihm Marktanteile abzujagen. Als die Vorstöße immer dreister wurden, schlug Carnegies Stimmung um und er sann auf Vergeltung. Er beschloss, jedem Stahlwerk seiner Rivalen ein eigenes entgegenzusetzen. Bis dahin hatte er sich nicht für Draht, Rohre, Bänder oder Blech interessiert. Ihm hatte es gereicht, die Hersteller solcher Produkte mit Rohstahl zu beliefern, den diese nach Gusto verarbeiten konnten. Mit Schwab als fähigem Stellvertreter an seiner Seite wollte er seine Gegenspieler nun endgültig aus dem Feld schlagen.
In der Rede von Charles M. Schwab erkannte Morgan also die Lösung für sein Konsolidierungsproblem. Ein Stahltrust ohne Carnegie, den größten von allen, wäre keiner – wie ein Kirschkuchen ohne die Kirschen, formulierte es ein Berichterstatter.
Schwabs Rede am Abend des 12. Dezembers 1900 war zwar noch keine feste Zusage, doch ging daraus hervor, dass das riesige Carnegie-Unternehmen unter Morgans Dach gebracht werden konnte. Schwab sprach von der globalen Zukunft des Stahlgeschäfts, von einer Neuausrichtung zur Effizienzsteigerung, von Spezialisierung, von der Stilllegung unrentabler Fabriken und von der Konzentration auf gewinnbringende Anlagen, von möglichen Einsparungen im Eisenerztransport, von Sparpotenzial bei den Gemein- und Verwaltungskosten und von der Eroberung ausländischer Märkte.
Mehr noch, er wies die Freibeuter der Branche auf die Fehler hin, die ihre übliche Praxis barg. Ihr Ziel, so Schwab, sei offensichtlich gewesen, Monopole zu bilden, die Preise zu erhöhen und sich selbst hohe Dividenden zuzuschanzen. Dieses System verurteilte Schwab aufs Schärfste. Eine solche Strategie sei deshalb so kurzsichtig, erklärte er seinen Zuhörern, weil sie den Markt zu einer Zeit begrenze, in der alle Zeichen auf Expansion standen. Würde Stahl billiger, so Schwab, entstünde ein immer größerer Markt. Es würden mehr Einsatzmöglichkeiten für das Material entwickelt und man könne sich einen erheblichen Anteil am Welthandel sichern. Ohne es zu wissen, war Schwab zum Apostel der modernen Massenproduktion geworden.
Nach dem Bankett im University Club ging Morgan nach Hause und dachte über Schwabs optimistische Vorhersagen nach. Schwab fuhr nach Pittsburgh zurück, um das Stahlgeschäft für »Wee Andra Carnegie« 15 zu leiten. Gary und die übrigen Gäste kehrten an ihre Börsenticker zurück und gingen in Erwartung des nächsten Vorstoßes ihren Geschäften nach.
Der ließ nicht lange auf sich warten. Morgan brauchte etwa eine Woche, um die Argumente zu verdauen, die ihm Schwab aufgetischt hatte. Als er sicher war, dass sie ihm kein finanzielles Sodbrennen verursachen würden, zitierte er Schwab zu sich – doch der junge Mann wollte nicht. Er wandte ein, es könne Carnegie missfallen, dass sein Unternehmensleiter, dem er vertraute, mit der grauen Eminenz der Wall Street anbandelte – einem Ort, den Carnegie tunlichst mied. Da schlug John W. Gates als Mittelsmann vor, wenn sich Schwab im »Bellevue«-Hotel in Philadelphia aufhielt, könne J. P. Morgan dort »zufällig« ebenfalls aufkreuzen. Schwab kam, doch Morgan lag krank zu Hause in New York, was ihm sehr ungelegen kam. Auf die dringende Einladung des Älteren fuhr Schwab schließlich nach New York und fand sich an der Tür zur Bibliothek des Finanziers ein.
Manche Wirtschaftshistoriker vertreten die Auffassung, Andrew Carnegie habe das alles inszeniert – das Essen zu Ehren Schwabs, die berühmte Rede, das Treffen Schwabs mit dem Finanzkönig am Sonntagabend, all das sei von dem raffinierten Schotten eingefädelt worden. Dabei war es genau umgekehrt. Als Schwab aufgefordert wurde, das Geschäft durchzuziehen, wusste er noch gar nicht, ob »der kleine Boss«, wie Carnegie genannt wurde, einen Verkauf überhaupt in Betracht ziehen würde – noch dazu an eine Gruppe, die in seinen Augen alles andere als seriös war. Doch Schwab erschien zu der entscheidenden Konferenz mit sechs von eigener Hand geschriebenen Seiten voller Zahlen, die seiner Ansicht nach den Substanzwert und die potenzielle Ertragskraft jedes einzelnen der Stahlunternehmen darstellten, die er als Fixsterne an dem neuen Stahlfirmament betrachtete.
Vier Männer brüteten die ganze Nacht über diesen Zahlen, allen voran natürlich Morgan, der fest an das gottgegebene Recht des Geldes glaubte. Zur Seite stand ihm sein aristokratischer Partner Robert Bacon, ein Gelehrter und Gentleman. Der Dritte im Bunde war John W. Gates, den Morgan als Spekulanten verachtete und nach Gutdünken instrumentalisierte. Der Vierte war Schwab, der besser als jeder andere wusste, wie man Stahl herstellte und verkaufte. Die Zahlen des Mannes aus Pittsburgh wurden während der gesamten Konferenz nicht ein einziges Mal infrage gestellt. Wenn er sagte, ein Unternehmen sei so und so viel wert, dann war es so viel wert – und keinen Cent mehr. Er beharrte ferner darauf, dass nur die von ihm benannten Unternehmen in den Zusammenschluss einbezogen werden sollten. Ihm schwebte ein Konglomerat vor, in dem es keine Doppelbesetzungen geben sollte – auch nicht, um Freunden entgegenzukommen, die sich bereichern wollten, indem sie ihre unrentablen Betriebe auf Morgans breiten Schultern abluden. Etliche größere Unternehmen, auf die die Walrösser und Zimmerleute 16 der Wall Street bereits ihre gierigen Blicke geworfen hatten, ließ er ganz gezielt außen vor.
Es wurde schon hell, als sich Morgan erhob. Es war nur noch eine Frage offen.
»Glauben Sie, Sie können Andrew Carnegie überreden zu verkaufen?«, wollte er wissen .
»Ich kann es versuchen«, sagte Schwab.
»Wenn Sie das schaffen, bin ich dabei«, sagte Morgan.
So weit, so gut. Doch würde Carnegie mitspielen? Und wenn ja, wie viel würde er verlangen? (Schwab hatte an 320 000 000 US-Dollar gedacht.) Und welche Zahlungsform würde er akzeptieren? Stammoder Vorzugsaktien? Anleihen? Bargeld? Niemand konnte so viel in bar aufbringen.
Im Januar trafen sich die beiden Männer bei knackiger Kälte auf dem Golfplatz St. Andrews in Westchester. Carnegie trug mehrere Pullover übereinander, um sich warm zu halten, Schwab redete wie üblich ohne Punkt und Komma, um ihn bei Laune zu halten. Übers Geschäft wurde aber erst gesprochen, als es sich die beiden unweit im warmen Landhaus der Carnegies gemütlich gemacht hatten. Da malte Schwab mit derselben Überzeugungskraft, mit der er schon die 80 Millionäre im University Club hypnotisiert hatte, in leuchtendsten Farben aus, wie sich der alte Mann komfortabel zur Ruhe setzen und mit seinen vielen Millionen jeden Wunsch erfüllen könnte. Carnegie gab sich geschlagen. Er schrieb eine Zahl auf einen Zettel, schob ihn Schwab zu und sagte: »Also gut, das ist mein Preis.«
Er kam auf rund 400 000 000 US-Dollar, die sich aus den von Schwab angesetzten 320 000 000 US-Dollar als Sockelbetrag und zusätzlichen 80 000 000 für die Wertsteigerung in den vorausgegangenen zwei Jahren zusammensetzte.
Später sollte der Schotte Morgan bei einer Begegnung an Deck eines Transatlantikliners reumütig gestehen: »Ich wünschte, ich hätte 100 000 000 Dollar mehr von Ihnen verlangt.«
»Die hätten Sie dann auch sicher bekommen«, erklärte ihm Morgan süffisant.
Natürlich gab es einen Aufschrei. Ein britischer Korrespondent telegrafierte, die internationale Stahlbranche sei »entsetzt« von diesem gigantischen Konglomerat. Yale-Präsident Hadley erklärte, ohne entsprechende kartellrechtliche Vorgaben müsse sich das Land darauf einstellen, dass »in Washington innerhalb der nächsten 25 Jahre ein Kaiser regiert«. Doch der fähige Aktienmarktjongleur Keene brachte die neuen Aktien so energisch an den Mann, dass der von manchen auf knapp 600 000 000 US-Dollar geschätzte Überhang problemlos untergebracht wurde. Carnegie bekam seine Millionen, das Morgan-Syndikat sah sich mit 62 000 000 US-Dollar für seine »Mühe« honoriert und alle Beteiligten, von Gates bis Gary, sackten ebenfalls ein paar Millionen ein.
Auch Schwab ging nicht leer aus. Er wurde mit 38 Präsident des neuen Konzerns und gab die Zügel bis 1903 nicht mehr aus der Hand.
Die dramatische Geschichte aus dem »Big Business«, die Sie gerade gelesen haben, fand Eingang in dieses Buch, weil sie so anschaulich demonstriert, wie man verwirklichen kann, was man unbedingt erreichen will.
Vermutlich bezweifelt mancher Leser, dass ein einfaches, immaterielles Anliegen in physische Realität verwandelt werden kann. Sicher sagt der eine oder andere: »Von nichts kommt nichts!« Die Geschichte von United States Steel belegt das Gegenteil.
Der Branchenriese entstand im Kopf eines Mannes. Der gleiche Mann dachte sich auch den Plan aus, der der Organisation die nötigen Stahlwerke lieferte, die für ihre Finanzstabilität sorgten. Im Grunde waren es sein Glaube, sein Anliegen, seine Vorstellungskraft und seine Ausdauer, die die Voraussetzungen für United States Steel schufen. Die Stahlfabriken und Maschinen, die der Konzern nach seiner Gründung erwarb, waren nicht so bedeutend, doch genauere Analysen zeigen, dass sich der geschätzte Wert der erworbenen Anlagen schlicht durch ihre Zusammenführung unter einer Leitung um schätzungsweise 600 Millionen Dollar steigerte.
Anders formuliert: Charles M. Schwabs Idee brachte in Verbindung mit dem Glauben, der es ihm ermöglichte, sie J. P. Morgan und den übrigen schmackhaft zu machen, einen Gewinn von rund 600 000 000 US-Dollar. Ganz ordentlich für einen einzigen Einfall!
Was aus manchen der Männer wurde, die an den Millionengewinnen aus dieser Transaktion beteiligt waren, gehört nicht hierher. Ausschlaggebend ist, dass diese unglaubliche Leistung unbestreitbar beweist, dass die in diesem Buch beschriebene Philosophie zuverlässig funktioniert – denn sie ist Dreh- und Angelpunkt des ganzen Geschäfts. Der praktische Nutzen der Philosophie wird aber auch durch den Umstand belegt, dass die United States Steel Corporation florierte und zu einem der reichsten und mächtigsten Unternehmen Amerikas avancierte, das Tausende von Mitarbeitern beschäftigte, neue Verwendungsmöglichkeiten für Stahl entwickelte und neue Märkte erschloss. Damit ist nachgewiesen, dass Schwabs Idee die 600 000 000 US-Dollar Gewinn auch wert war.
Reichtum beginnt grundsätzlich im Kopf!
Grenzen sind ihm nur durch den Menschen gesetzt, in dessen Kopf dieser Gedanke reift. Der Glaube überwindet Grenzen! Vergessen Sie das nicht, wenn Sie mit dem Leben um den Preis feilschen, den Sie für Ihren Werdegang fordern.
Und denken Sie auch daran, dass der Vater der United States Steel Corporation damals praktisch noch unbekannt war. Er war lediglich Andrew Carnegies »Freitag«, bis er auf diese spektakuläre Idee kam. Danach stieg er rasch in eine Position der Macht, des Ruhms und des Reichtums auf.