SECHSTES KAPITEL
FANTASIE
Die Werkstatt des Geistes
Der fünfte Schritt zum Reichtum
Fantasie ist buchstäblich die Werkstatt, in der alles Gestalt annimmt, was der Mensch plant. Den Impulsen, den Anliegen, wird Gestalt und Form verliehen – und sie werden mithilfe der menschlichen Vorstellungskraft in die Tat umgesetzt.
Der Mensch kann alles vollbringen, was er sich vorstellen kann, heißt es.
Von allen Zeitaltern der Menschheitsgeschichte ist das unsere der Entwicklung der Fantasie am zuträglichsten, denn es ist ein Zeitalter des raschen Wandels. Laufend regen Reize unsere Fantasie an.
Durch seine Vorstellungskraft konnte der Mensch in den vergangenen 50 Jahren mehr Kräfte der Natur entdecken und nutzen als in der gesamten Menschheitsgeschichte. Er hat sich den Luftraum so vollständig erobert, dass er den Vögeln beim Fliegen etwas vormacht. Er nutzt den Äther zur verzögerungsfreien Kommunikation mit aller Welt. Er hat die Sonne aus Millionen von Kilometern Entfernung untersucht und gewogen und mithilfe seiner Vorstellungskraft festgestellt, aus welchen Bestandteilen sie sich zusammensetzt. Er hat entdeckt, dass sein eigenes Gehirn gleichzeitig Sender und Empfänger für die Vibrationen der Gedanken ist, und jetzt lernt er gerade, wie er diese Erkenntnis praktisch nutzen kann. Er hat die Geschwindigkeit der Fortbewegung gesteigert – auf mittlerweile über 480 Kilometer pro Stunde. Bald wird es so weit sein, dass man in New York frühstücken und in San Francisco Mittag essen kann.
Grenzen sind dem Menschen logischerweise nur durch die Entwicklung und Anwendung seiner Vorstellungskraft gesetzt. Den Höhepunkt dieser Entwicklung hat er noch nicht erreicht. Bisher hat er lediglich festgestellt, dass er über Fantasie verfügt, und begonnen, sie auf sehr elementare Weise zu nutzen.
ZWEI FORMEN VON FANTASIE
Die Vorstellungskraft funktioniert auf zweierlei Art. Da ist zum einen die »synthetische Fantasie« und zum anderen die »schöpferische Fantasie«.
Synthetische Fantasie: Diese Fähigkeit ermöglicht es, vorhandene Vorstellungen, Ideen oder Pläne neu zu kombinieren. Sie ist nicht im eigentlichen Sinne schöpferisch. Sie arbeitet lediglich mit dem Material, das ihr Erfahrung, Bildung und Beobachtungen zuführen. Diese Eigenschaft wird von den Erfindern besonders strapaziert – mit Ausnahme des »Genies«, das auf die schöpferische Fantasie zugreift, wenn es sein Problem mithilfe der synthetischen Fantasie nicht lösen kann.
Schöpferische Fantasie: Durch die schöpferische Fantasie steht der begrenzte Geist des Menschen in direkter Kommunikation mit der grenzenlosen Intelligenz. Diese Fähigkeit liefert uns unsere »Intuitionen« und »Inspirationen«. Daraus gewinnt der Mensch alle grundlegenden oder neuen Ideen. Und über diese Fähigkeit empfängt er auch gedankliche Vibrationen anderer Menschen. Auf diese Weise kann er mit dem Unterbewusstsein anderer in Kontakt treten oder kommunizieren.
Die schöpferische Fantasie arbeitet vollautomatisch, wie auf den Folgeseiten beschrieben. Und sie arbeitet nur , wenn Bewusstseinsprozesse besonders schnell ablaufen – beispielsweise, wenn das Bewusstsein durch den von einem dringenden Anliegen hervorgerufenen Gemütszustand stimuliert wird.
Je häufiger die schöpferische Fantasie eingesetzt wird, desto aufmerksamer und schneller reagiert sie auf Impulse aus den erwähnten Quellen. Diese Feststellung ist von einiger Bedeutung! Sie sollten sie sich ruhig erst einmal durch den Kopf gehen lassen, bevor Sie weiterlesen. Bedenken Sie beim Befolgen dieser Grundsätze: Wie sich ein Anliegen zu Geld machen lässt, kann nicht in einem Satz gesagt werden. Die ganze Geschichte ist erst erzählt, wenn Sie alle Grundsätze begriffen und verinnerlicht haben und anfangen, sie anzuwenden.
Alle großen Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Industrie und Finanzwelt und alle herausragenden Künstler, Musiker, Dichter und Schriftsteller verdanken ihren Ruhm der Entwicklung ihrer schöpferischen Fantasie.
Synthetische wie schöpferische Fantasie lassen sich trainieren wie einen Muskel oder ein Organ, das durch größere Beanspruchung leistungsfähiger wird.
Ein Anliegen ist nur ein Gedanke, ein Impuls. Es ist vage und flüchtig. Es ist abstrakt und besitzt keinen Wert, solange es nicht in sein physisches Gegenstück umgewandelt wird. Zwar kommt die synthetische Fantasie besonders oft zum Tragen, wenn der Impuls eines Anliegens zu Geld gemacht werden soll, doch dürfen wir darüber nicht vergessen, dass es Umstände und Situationen geben kann, die auch den Einsatz der schöpferischen Fantasie erfordern.
Wird ihre Vorstellungskraft nicht genutzt, verkümmert sie. Sie lässt sich aber regenerieren und erneut aktivieren, wenn sie wieder angewendet wird. Diese Fähigkeit verschwindet nicht, sondern gerät durch mangelnden Gebrauch lediglich in einen Ruhezustand.
Konzentrieren Sie sich zunächst auf die Entwicklung Ihrer synthetischen Fantasie, denn diese Fähigkeit werden Sie bei der Umsetzung Ihres Anliegens in klingende Münze häufiger einsetzen.
Die Umsetzung des immateriellen Impulses, des Anliegens, in die materielle Realität des Geldes erfordert einen Plan (oder gleich mehrere Pläne). Diese Pläne entstehen mithilfe der Vorstellungskraft und vor allem mithilfe der synthetischen Fantasie.
Lesen Sie das Buch erst ganz durch und kommen Sie dann noch einmal auf dieses Kapitel zurück, um Ihre Fantasie gleich für sich arbeiten zu lassen an einem Plan oder Plänen zur Umwandlung Ihres Anliegens in Geld. Eine ausführliche Anleitung zur Erstellung von Plänen finden Sie in fast jedem Kapitel. Führen Sie die Anweisungen aus, die am besten auf Ihre persönlichen Bedürfnisse zugeschnitten sind, und fassen Sie Ihren Plan schriftlich ab, sofern Sie dies noch nicht getan haben. Ist das erledigt, haben Sie Ihrem immateriellen Anliegen eine klare konkrete Form verliehen. Lesen Sie den vorstehenden Satz noch einmal. Lesen Sie ihn sich laut vor, ganz langsam, und bedenken Sie dabei, dass Sie mit der Verschriftlichung Ihres Anliegens und mit dem Plan zu seiner Umsetzung tatsächlich schon den ersten einer Reihe von Schritten getan haben, der es Ihnen ermöglicht, den Gedanken zu verwirklichen.
Die Welt, in der Sie leben, Sie selbst und auch sonst alles Materielle sind das Ergebnis einer Evolution, im Zuge derer mikroskopische Materieteilchen in geordneter Form organisiert und arrangiert wurden.
Außerdem – und diese Aussage ist von enormer Bedeutung – war diese Welt und jede der Milliarden von Zellen Ihres Körpers, ja, jedes Materieatom, irgendwann eine flüchtige Form von Energie .
Ein Anliegen ist ein geistiger Impuls. Solche Impulse sind eine Form von Energie. Wenn Sie bei dem Gedankenimpuls des Anliegens ansetzen, um zu Geld zu kommen, dann bedienen Sie sich derselben Kräfte, die die Natur bei der Entstehung der Erde und jedes materi-ellen Gebildes im Universum einsetzte – den Körper und das Gehirn eingeschlossen, in dem die geistigen Impulse entstehen.
Soweit wissenschaftlich erforscht, besteht das gesamte Universum nur aus zwei Elementen – Materie und Energie.
Durch die Kombination von Energie und Materie ist alles für den Menschen Wahrnehmbare entstanden, vom größten Stern am Himmel bis hinunter zum Menschen selbst, Sie und mich eingeschlossen .
Sie stehen jetzt vor der Aufgabe, sich die Methode der Natur zunutze zu machen. Sie versuchen (ernsthaft, wie wir hoffen), Ihr Anliegen mithilfe der Naturgesetze in seine stoffliche oder monetäre Entsprechung zu verwandeln. Und das können Sie! Schließlich haben das andere auch schon geschafft.
Mithilfe unveränderlicher Gesetze können Sie ein Vermögen aufbauen. Doch zunächst müssen Sie sich mit diesen Gesetzen vertraut machen und lernen, sie anzuwenden. Indem ich mich wiederhole und diese Grundsätze aus jeder denkbaren Perspektive beleuchte, hoffe ich, Ihnen das Geheimnis zu offenbaren, das jedem großen Vermögen zugrunde liegt. So eigenartig und paradox es klingt – im Grunde ist das »Geheimnis« gar keins. Die Natur selbst präsentiert es auf der Welt, in der wir leben, in den Sternen und Planeten, die wir sehen können, in den Elementen über und um uns herum, in jedem Grashalm und jeder Lebensform in unserem Blickfeld.
Die Natur präsentiert dieses »Geheimnis« auch in der Biologie, in der Verwandlung einer winzigen Zelle, so klein, dass sie auf einem Stecknadelkopf verloren gehen könnte, in einen Menschen wie den, der jetzt gerade diese Zeilen liest. Die Umwandlung eines Anliegens in seine materielle Entsprechung ist sicher kein größeres Wunder!
Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn Ihnen das Gesagte zum Teil noch unbegreiflich erscheint. Wer sich noch nicht ausführlicher mit dem menschlichen Geist befasst hat, der dürfte den Gehalt dieses Kapitels beim ersten Lesen kaum erfassen können.
Mit der Zeit wird Ihnen das immer leichter fallen.
Die folgenden Grundsätze helfen Ihnen, die Fantasie zu begreifen. Nehmen Sie auf, was Sie verstehen, wenn Sie diese Philosophie zum ersten Mal lesen. Lesen Sie sie dann erneut und setzen sich damit auseinander, werden Sie merken, dass Ihnen vieles plötzlich klarer wird und dass Sie alles besser begreifen. Vor allem aber dürfen Sie keinesfalls damit aufhören oder sich davon abbringen lassen, sich diese Grundsätze anzueignen, bevor Sie das Buch nicht mindestens dreimal gelesen haben, denn dann wollen Sie nicht mehr aufhören .
WIE SICH DIE FANTASIE IN DER PRAXIS NUTZEN LÄSST
Ideen sind die Grundlage für jedes Vermögen. Und Ideen sind Produkte der Fantasie. Betrachten wir ein paar bekannte Ideen, die viel Geld eingebracht haben, in der Hoffnung, aus diesen Anschauungsbeispielen konkrete Informationen darüber gewinnen, wie die Fantasie eingesetzt werden kann, um dadurch reich zu werden.
DER ZAUBERKESSEL
Vor 50 Jahren fuhr ein alter Landarzt in eine kleine Stadt, band sein Pferd fest, schlich sich durch die Hintertür in die Apotheke und begann, mit dem jungen Apotheker zu »feilschen«.
Was er vorhatte, sollte viele Menschen reich machen. Die Südstaaten sollten davon so profitieren wie seit dem Bürgerkrieg nicht mehr.
Über eine Stunde lang verhandelten der alte Arzt und der Apotheker hinter dem Ladentisch mit leiser Stimme. Dann ging der Doktor zu seinem Wagen, lud einen großen, altmodischen Kessel und einen mächtigen hölzernen Rührlöffel ab und stellte alles ins Hinterzimmer der Apotheke.
Der Apotheker besah den Kessel, griff in seine Manteltasche, zog ein Bündel Geldscheine hervor und reichte es dem Arzt. Es waren genau 500 Dollar – seine gesamten Ersparnisse.
Da übergab ihm der Arzt einen kleinen Zettel, auf dem eine geheime Formel stand. Das Rezept war ein Vermögen wert – nur nicht für den Arzt ! Mit der Zauberformel konnte in dem Kessel zwar ein Trank gebraut werden, doch weder der Arzt noch der junge Apotheker wussten, welch märchenhaften Reichtum dieser einbringen würde.
Der alte Doktor war froh, dass er seine Gerätschaften für 500 Dollar losgeworden war. Mit dem Geld konnte er seine Schulden zahlen und ruhig schlafen. Der Apotheker riskierte viel, als er seine gesamten Ersparnisse für ein Stück Papier und einen alten Kessel hinblätterte. Nie hätte er sich träumen lassen, dass ihm dieser Kessel mehr Gold einbringen würde als Aladdins Lampe im Märchen.
In Wirklichkeit hatte der Apotheker nämlich eine Idee gekauft !
Der alte Kessel, der Rührlöffel und der Zettel mit der Formel waren nur Beiwerk. Wunder wirkte der Kessel erst, als sein neuer Eigentümer dem Geheimrezept noch eine Zutat beigab, auf die der Arzt nicht gekommen war.
Lesen Sie diese Geschichte aufmerksam und stellen Sie Ihre Fantasie auf die Probe! Mal sehen, ob Sie herausfinden, was der junge Mann dem Geheimrezept zusetzte, damit Gold aus dem Kessel quellen konnte. Vergessen Sie aber beim Lesen nicht, dass dies kein Märchen aus Tausendundeiner Nacht ist. Hier geht es um Fakten, nicht um Fiktion – Fakten, die mit einer Idee begannen.
Werfen wir zunächst einen Blick auf den unermesslichen Reichtum, die diese Idee hervorgebracht hat. Sie verhalf Menschen aus aller Welt, die unter die Leute brachten, was aus dem Kessel kam, zu einem riesigen Vermögen – und tut das bis heute.
Der alte Kessel ist inzwischen der größte Zuckerkonsument der Welt und sorgt so für Tausende von Arbeitsplätzen im Anbau von Zuckerrohr und in der Raffinerie und Vermarktung von Zucker.
Der alte Kessel ist jährlich Abnehmer von Millionen von Glasflaschen, was Scharen von Glasarbeitern in Arbeit hält.
Außerdem sichert er die Beschäftigung zahlloser Verwaltungsangestellter, Schreibkräfte und Werbefachleute im ganzen Land. Und er hat etlichen Künstlern Ruhm und Reichtum eingetragen, die sein Produkt künstlerisch verarbeitet haben.
Der alte Kessel hat eine Kleinstadt in den Südstaaten in ein Wirtschaftszentrum verwandelt und kommt dort heute direkt oder indirekt allen Unternehmen und so gut wie jedem Bürger der Stadt zugute.
Vom Einfluss dieser Idee profitiert inzwischen jedes zivilisierte Land der Welt. Der alte Kessel versorgt jeden, der damit in Berührung kommt, unaufhörlich mit Gold .
Mit diesem Gold wurde eines der berühmtesten Colleges der Südstaaten aufgebaut und bis heute finanziert, an dem Tausenden junger Menschen das Rüstzeug für ihren Erfolg vermittelt wird.
Doch der alte Kessel hat noch viele andere großartige Dinge ermöglicht.
Auch während der Weltwirtschaftskrise, als überall Fabriken, Banken und Unternehmen ins Wanken gerieten und schließen mussten, machten die Eigentümer des Zauberkessels unbeirrt weiter und beschäftigten die ganze Zeit über weltweit Heerscharen von Mitarbeitern. Eine Extraportion Gold floss dabei an all jene, die vor langer Zeit an die Idee geglaubt hatten.
Könnte das Produkt dieses alten Kupferkessels sprechen, hätte es in jeder Sprache aufregende romantische Geschichten zu erzählen – über die Liebe, über das Geschäft und über Menschen, die davon in ihrer beruflichen Tätigkeit immer wieder neu inspiriert werden.
Zumindest eine solche Geschichte kann ich aus persönlicher Erfahrung berichten. Und sie begann gar nicht weit von dem Ort, an dem der Apotheker den alten Kessel gekauft hatte. Denn dort lernte ich meine Frau kennen, die mir als Erste von dem Zauberkessel erzählte. Und bei unserer Hochzeit wurde natürlich das Produkt aus diesem Kessel serviert.
Inzwischen ist Ihnen sicher klar, dass es sich bei dem Gebräu aus dem Zauberkessel um ein weltbekanntes Getränk handelt. Ich darf an dieser Stelle anmerken, dass ich der Heimatstadt dieses Getränks meine Ehefrau verdanke, und auch, dass mir das Getränk selbst rauschfreie Anregung beschert und damit die geistige Erfrischung, die ich als Autor brauche, um Bestleistungen zu erbringen.
Wo Sie sich auch gerade aufhalten oder zu Hause sind und was immer Sie beruflich machen – denken Sie künftig jedes Mal, wenn Sie den »Coca-Cola«-Schriftzug lesen, daran, dass dieses enorme Imperium des Geldes und der Macht aus einer Idee entstand. Die geheimnisvolle Zutat, die der Apotheker Asa Candler der geheimen Formel hinzufügte, war … Fantasie !
Denken Sie darüber ruhig einen Moment nach.
Berücksichtigen Sie dabei, dass es die in diesem Buch beschriebenen dreizehn Schritte zum Reichtum waren, durch die Coca-Cola jede Stadt, jedes Dorf und jeden Weiler der Welt erreicht hat, und dass auch jede Ihrer potenziellen Ideen, wenn sie so solide und verdienstvoll ist wie die, die Coca-Cola zugrunde lag, die erstaunliche Erfolgsgeschichte dieses globalen Durstlöschers wiederholen kann.
Gedanken nehmen gegenständliche Formen an, und sie wirken auf der ganzen Welt.
WENN ICH EINE MILLION HÄTTE
Die folgende Geschichte ist der Beweis für das alte Sprichwort »Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg«. Ich hörte sie zum ersten Mal von meinem geschätzten Lehrer und Pfarrer, dem verstorbenen Frank W. Gunsaulus, dessen Karriere als Prediger im Schlachthofviertel von Südchicago begann.
Während er das College besuchte, fielen Dr. Gunsaulus viele Mängel unseres Bildungssystems auf – Mängel, von denen er glaubte, sie beheben zu können, wenn er erst selbst eine Schule leiten würde. Sein größtes Anliegen war, ein Bildungsinstitut zu führen, an dem junge Menschen im »Lernen durch Handeln« unterwiesen wurden.
Er entschloss sich, eine neue Hochschule zu gründen, an der er seine Ideen umsetzen konnte – unbehindert durch orthodoxe Lehrmethoden.
Für das Projekt brauchte er eine Million Dollar. Wie aber sollte er eine solche Summe auftreiben? Das war die Frage, die den ehrgeizigen jungen Geistlichen Tag und Nacht beschäftigte.
Er fand keine Lösung.
Jeden Abend nahm er diesen Gedanken mit zu Bett und stand morgens wieder mit ihm auf. Der Gedanke verfolgte ihn den ganzen Tag. Gunsaulus wälzte ihn, bis er förmlich zur Obsession wurde. Eine Million Dollar war eine Menge Geld. Das war ihm klar, aber er wusste auch, dass man nur durch die Grenzen beschränkt wurde, die man sich im Kopf setzte .
Dr. Gunsaulus war nicht nur Pfarrer, sondern auch Philosoph, und wie alle Erfolgsmenschen gelangte er zu der Erkenntnis, dass man bei einem konkreten Anliegen ansetzen musste. So ein Anliegen wird beseelt, aktiviert und angetrieben durch den alles verzehrenden Drang, es zu verwirklichen.
All diese bedeutsamen Fakten waren ihm präsent. Dennoch wusste er nicht, wie er eine Million Dollar aufbringen sollte. In dieser Situation hätten viele aufgegeben – nach dem Motto: »Die beste Idee taugt nichts, wenn mir das Geld fehlt, sie umzusetzen.« So hätten wohl die meisten Menschen reagiert. Nicht so Dr. Gunsaulus. Was er sagte und tat, ist so bedeutsam, dass ich ihn gern persönlich zu Wort kommen lassen möchte:
Eines Samstagnachmittags saß ich in meinem Zimmer und grübelte, wie ich das Geld beschaffen könnte, das ich zur Verwirklichung meiner Pläne brauchte. Fast zwei Jahre lang hatte ich nun schon darüber nachgedacht, aber sonst nichts unternommen!
Es war an der Zeit, aktiv zu werden!
Da beschloss ich spontan, dass ich mir die benötigte Million innerhalb von einer Woche besorgen würde. Wie? Ich hatte keine Ahnung. Aber ich spürte, dass es nur darauf ankam, dass die Entscheidung gefallen war, mir das Geld innerhalb einer bestimmten Frist zu beschaffen. Was ich sagen will: Mich überkam eine eigenartige Zuversicht, sobald ich den klaren Entschluss gefasst hatte, das Geld bis zu einem feststehenden Termin zu besorgen – eine Zuversicht, wie ich sie zuvor nie verspürt hatte. Meine innere Stimme sagte: »Warum hast du diese Entscheidung nicht längst getroffen? Das Geld hat schon die ganze Zeit auf dich gewartet! «
Dann überschlugen sich die Ereignisse. Ich rief bei den Zeitungen an und kündigte für den folgenden Morgen eine Predigt zu dem Thema an: ›Was ich tun würde, wenn ich eine Million Dollar hätte.‹
Ich fing sofort an, die Predigt zu schreiben. Das fiel mir aber offen gestanden gar nicht schwer, denn schließlich hatte ich mich ja fast zwei Jahre lang darauf vorbereitet. Der Geist, der ihr zugrunde lag, war mir in Fleisch und Blut übergegangen!
Lange vor Mitternacht hatte ich die Predigt fertiggeschrieben. Ich ging zu Bett und schlief voller Selbstvertrauen ein, denn ich sah mich bereits im Besitz der Million.
Am folgenden Tag stand ich früh auf, machte mich fertig, las die Predigt noch einmal durch, kniete nieder und betete, dass sie jemand hören möge, der das nötige Geld lockermachen würde.
Während ich betete, hatte ich wieder das sichere Gefühl, dass das Geld fließen würde. Ich war so aufgeregt, dass ich meinen Predigttext liegen ließ, was ich erst merkte, als ich schon auf der Kanzel stand.
Da war es zu spät, um meine Aufzeichnungen zu holen – und das war ein wahrer Segen! Mein Unterbewusstsein lieferte mir alles, was ich brauchte. Als ich mich erhob, um zu predigen, schloss ich die Augen und sprach frei von der Leber weg aus, wovon ich träumte. Dabei wendete ich mich nicht nur an meine Gemeinde, sondern ich sprach auch zu Gott. Ich erzählte, was ich mit einer Million Dollar anfangen würde, wenn mir jemand so viel Geld anvertraute. Ich schilderte meinen Plan zum Aufbau einer großartigen Schule, an der junge Menschen praktische Dinge erlernen und sich gleichzeitig geistig weiterentwickeln würden.
Kaum hatte ich mich wieder hingesetzt, als sich in der drittletzten Reihe ein Mann erhob und nach vorne kam. Ich fragte mich, was er vorhatte. Er ging auf mich zu, reichte mir die Hand und sagte: »Reverend, Ihre Predigt hat mir gut gefallen. Ich glaube Ihnen, dass Sie das alles schaffen könnten, wenn Sie eine Million Dollar hätten. Und um Ihnen das zu beweisen, werde ich Ihnen die Million geben. Kommen Sie doch morgen früh in mein Büro. Mein Name ist Philip D. Armour.« 19
Der junge Gunsaulus suchte Armours Büro auf und holte sich die Million ab. Mit dem Geld gründete er das Armour Institute of Technology.
Das war mehr Geld, als die meisten Pfarrer je im Leben zu Gesicht bekommen, doch der gedankliche Impuls, der diesem Geldregen zugrunde lag, war in Sekunden dem Geist eines jungen Predigers entsprungen. Die nötige Million war die Frucht einer Idee. Und diese Idee fußte auf einem Anliegen, das der junge Gunsaulus fast zwei Jahre lang mit sich herumgetragen hatte.
Der wesentliche Punkt: Er bekam das Geld 36 Stunden, nachdem er den konkreten Entschluss gefasst hatte, es zu beschaffen – und einen festen Plan hatte.
Gunsaulus’ vage Gedanken an eine Million Dollar und seine zaghaften Hoffnungen darauf waren nichts Besonderes. Ähnliche Gedanken hegten vor und nach ihm viele. Den wesentlichen Unterschied machte die Entscheidung, die er an jenem denkwürdigen Samstag traf, als er konkret wurde und entschlossen sagte: »Ich werde dieses Geld Ende der Woche haben!«
Gott ist offenbar mit jenen, die genau wissen, was sie wollen, wenn sie fest entschlossen sind , genau das auch zu bekommen!
Mehr noch: Das Prinzip, mit dessen Hilfe sich Dr. Gunsaulus seine Million beschaffte, gilt bis heute! Auch für Sie! Dieses allgemeingültige Gesetz greift heute noch genau so wie damals, als es der junge Prediger so erfolgreich einsetzte. Dieses Buch zeigt Ihnen Schritt für Schritt die dreizehn Elemente dieses mächtigen Gesetzes auf und wie Sie sie nutzen können.
Beachten Sie dabei die eine wesentliche Gemeinsamkeit von Asa Chandler und Dr. Frank Gunsaulus: Beiden war der erstaunliche Umstand bewusst, dass sich Ideen durch die Macht eines konkreten Anliegens in Verbindung mit klaren Plänen zu Geld machen lassen.
Gehören Sie zu den Menschen, die überzeugt sind, dass nur harte, ehrliche Arbeit zu Reichtum führt? Das können Sie vergessen! Es stimmt nicht. Wirklicher Reichtum ist nie das Resultat harter Arbeit! Wenn er sich einstellt, dann als Antwort auf konkrete Anliegen durch Anwendung bestimmter Grundsätze – nicht durch Zufall oder Glück.
Allgemein gesprochen ist eine Idee ein gedanklicher Impuls, der durch die Anregung der Fantasie Handlungen auslöst. Jeder gute Verkäufer weiß, dass sich Ideen immer verkaufen lassen – Waren nicht. Durchschnittliche Verkäufer wissen das nicht – und aus diesem Grund bleiben sie »durchschnittlich«.
Ein Verleger machte einst eine Entdeckung, die für seine gesamte Branche Gold wert war. Er merkte, dass viele Menschen Bücher nach ihrem Titel auswählen, nicht nach ihrem Inhalt. Als er bei einem Ladenhüter den Titel änderte, steigerten sich die Verkaufszahlen plötzlich auf über eine Million Exemplare. Der Inhalt war der Gleiche. Er hatte lediglich den Umschlag des Buches, das so schlecht lief, entfernt und durch ein neues Cover mit einem Titel ersetzt, der besser ankam.
Diese einfache Maßnahme war eine Idee. Aus ihr sprach Fantasie.
Ideen haben keinen festen Preis. Wer eine Idee hat, bestimmt den Preis selbst, und wenn er es klug anstellt, wird dieser Preis auch gezahlt.
Die Filmbranche brachte scharenweise Millionäre hervor, von denen die meisten keine eigenen Ideen hatten, sondern lediglich genug Fantasie, eine gute Idee zu erkennen, wenn sie sie sahen.
Den nächsten Schwung Millionäre wird der Rundfunk hervorbringen, der neu ist und noch nicht von fantasievollen Zeitgenossen umlagert. Geld verdienen werden alle, die neue und interessantere Radiosendungen entdecken oder sich ausdenken, die die nötige Fantasie besitzen, ihren Wert zu erkennen, und den Radiohörern Gelegenheit geben, davon zu profitieren.
Die Werbekunden – die unglücklichen Opfer, die momentan als Sponsoren die Kosten aller »Radiounterhaltung« tragen 20 – werden bald ein Bewusstsein für Ideen entwickeln und mehr für ihr Geld verlangen. Wer ihnen den Rang abläuft und interessante Sendungen liefert, der wird in dieser neuen Branche reich werden.
Schnulzensänger und Small-Talk-Künstler, die derzeit den Äther mit Witzeleien und dümmlichem Gelächter verunreinigen, werden den Weg aller Schaumschläger gehen, und an ihre Stelle werden echte Künstler treten, die professionell geplante Sendungen moderieren, die nicht nur unterhalten, sondern auch intellektuelle Ansprüche befriedigen sollen.
Hier eröffnet sich ein weites Feld der Gelegenheiten, die lautstark dagegen protestieren, wie sie derzeit aus Fantasielosigkeit dahingemetzelt werden, und um jeden Preis gerettet werden möchten. Das Radio braucht vor allen Dingen neue Ideen!
Wenn Sie diese neuen Chancen faszinieren, werden Sie vielleicht den Hinweis aufschlussreich finden, dass die erfolgreichen Radiosendungen der Zukunft der Überzeugung des Publikums mehr Gewicht beimessen werden als seiner Aufmerksamkeit. Um es deutlicher zu formulieren: Wer künftig erfolgreiche Radiosendungen auf die Beine stellen möchte, der muss einen gangbaren Weg finden, aus »Zuhörern« »Überzeugte« zu machen. Außerdem müssen die erfolgreichen Radiomacher der Zukunft ihre Beiträge so gestalten, dass ihre Publikumswirksamkeit nachweisbar ist.
Die Sponsoren der Radiosendungen sind es allmählich leid, für geschwätzige Werbedialoge zu bezahlen, deren dünnen Gehalt sich irgendjemand aus den Fingern gesogen hat. Was sie wollen und was in Zukunft gefordert werden wird, sind unwiderlegbare Beweise dafür, dass die jeweilige Sendung nicht nur Millionen von Menschen albernes Gelächter entlockt, sondern auch Produkte an den Mann bringen kann.
Ein weiterer Aspekt, der ebenfalls jedem klar sein sollte, der mit dem Gedanken spielt, sich auf diesem chancenreichen neuen Gebiet zu betätigen: Die Radiowerbung wird von einer ganz neuen Gruppe von Werbefachleuten übernommen werden, die sich von den althergebrachten Werbeagenturleuten der Printmedien unterscheiden. Die Oldtimer der Werbebranche sind nicht in der Lage , moderne Radioskripte zu lesen, weil sie dazu erzogen wurden, Ideen zu sehen. Die neue Radiomethode verlangt nach Mitarbeitern, die Ideen aus einem schriftlichen Manuskript vertonen können! Diese Erkenntnis hat mich ein Jahr harte Arbeit und viele Tausend Dollar gekostet.
Das Radio steht da, wo die Filmindustrie stand, als erstmals Mary Pickford mit ihren Löckchen über die Leinwand stöckelte. Das Radio bietet viel Spielraum für alle, die Ideen hervorbringen oder erkennen können .
Hat der vorstehende Kommentar zu den Chancen im Rundfunk Ihre Ideenfabrik nicht in Gang gesetzt, dann vergessen Sie das Ganze lieber. Ihre Chance liegt dann vielleicht in einem anderen Bereich. Hat Sie der Kommentar aber auch nur ansatzweise begeistert, dann sondieren Sie ruhig weiter. Vielleicht stoßen Sie ja auf die eine Idee, die Sie brauchen, um Ihre Karriere richtig in Schwung zu bringen.
Lassen Sie sich nicht davon abhalten, dass Sie keine Erfahrung im Rundfunkgeschäft haben. Andrew Carnegie wusste auch nicht viel über die Stahlproduktion, wie er mir selbst sagte. Er wendete jedoch zwei der in diesem Buch beschriebenen Grundsätze an und konnte dadurch im Stahlgeschäft ein Vermögen verdienen.
Die Geschichte fast jedes großen Vermögens beginnt an dem Tag, an dem sich einer, der Ideen hat, und einer, der Ideen zu verkaufen versteht, zusammentun und harmonisch kooperieren. Carnegie umgab sich mit Menschen, die alles konnten, was er nicht beherrschte – Menschen, die Ideen hatten, und Menschen, die Ideen in die Tat umsetzten. So wurden er und andere sagenhaft reich.
Millionen Menschen gehen durchs Leben und hoffen auf einen »glücklichen Zufall«. Vielleicht kann so ein Zufall eine Chance eröffnen, doch sicherheitshalber sollten Sie sich nicht nur auf Ihr Glück verlassen. Mir hat ein solcher »Glücksfall« zwar die größte Chance meines Lebens eröffnet, aber es bedurfte 25 Jahre engagierter Arbeit , bis daraus ein echter Aktivposten wurde.
Der »Glücksfall« bestand darin, dass mir Andrew Carnegie begegnete und mit mir zusammenarbeiten wollte. Damals brachte er mich auf die Idee , die Erfolgsprinzipien zu einer Philosophie auszuarbeiten. Tausende haben von den Ergebnissen profitiert, die in 25 Jahren der Recherche zusammengetragen wurden, und durch die Anwendung der Philosophie wurden viele märchenhaft reich. Der Anfang war nicht schwer. Die Idee hätte jeder haben können.
Der Zufall kam mir in Gestalt von Carnegie zur Hilfe, doch was wäre daraus geworden ohne die Entschlossenheit, das konkrete Anliegen und die Zielstrebigkeit sowie die beständigen Anstrengungen über 25 Jahre? Dahinter steckte mehr als nur ein Wunsch, nämlich ein Anliegen, das Enttäuschung, Entmutigung, Rückschläge, Kritik und die beständigen Bemerkungen über »Zeitverschwendung« überstand. Es war ein alles verzehrender Drang – eine regelrechte Obsession!
Carnegie hatte mir die Idee eingegeben, doch ich musste sie hegen, pflegen und am Leben erhalten , bis sie sich nach und nach aus eigener Kraft zu ganzer Größe auswuchs. Und plötzlich hegte und pflegte sie mich und trieb mich an. So sind Ideen. Erst gibt man ihnen Leben, Aktivität und Orientierung, und plötzlich entwickeln sie eine Eigendynamik und setzen sich gegen jeden Widerstand durch.
Ideen aktivieren geistige Kräfte und üben dadurch mehr Einfluss aus als die physischen Gehirne, denen sie entspringen. Sie können fortbestehen, wenn das Gehirn, dem sie entstammen, längst zu Staub zerfallen ist. Nehmen Sie die Macht des christlichen Glaubens. Auch er begann mit einer einfachen Idee im Kopf von Jesus Christus. Seine goldene Regel lautete: »Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch.« Christus ist längst dorthin zurückkehrt, woher er kam, doch seine Idee lebt weiter. Sie wird weiterwachsen, und irgendwann wird vielleicht ihre große Stunde kommen. Dann wird sich das größte Anliegen von Christus erfüllt haben. Die Idee existiert ja erst seit 2000 Jahren. Lassen wir ihr ruhig noch ein bisschen Zeit!