ACHTES KAPITEL
SCHNELLE ENTSCHEIDUNGEN
Die Überwindung der Aufschieberitis
Der siebte Schritt zum Reichtum
Eine akribische Analyse von mehr als 25 000 Gescheiterten ergab, dass auf der Liste der dreißig Hauptgründe für Misserfolg mangelnde Entschlusskraft ganz oben stand – keine These, sondern eine Tatsache .
Die Neigung, Dinge auf die lange Bank zu schieben, statt einen Entschluss zu fassen, ist eine verbreitete Unsitte, der praktisch jeder irgendwann Herr werden muss.
Wie gut Sie in der Lage sind, schnell und klar Entscheidungen zu treffen, können Sie einem Praxistest unterziehen, sobald Sie dieses Buch zu Ende gelesen haben und bereit sind, die darin beschriebenen Grundsätze umzusetzen.
Eine Studie mit mehreren Hundert Probanden, denen es gelungen ist, weit über eine Million Dollar zu erwirtschaften, zeigte, dass jeder einzelne von ihnen in der Regel prompt Entscheidungen traf, und diese, wenn überhaupt, dann nur langsam änderte. Menschen, die nicht zu Geld kommen, sind ausnahmslos wenig entscheidungsfreudig. Wenn überhaupt, dann treffen sie Entscheidungen sehr zögernd und ändern ihre Entschlüsse schnell und oft .
Einer der hervorstechendsten Wesenszüge von Henry Ford war seine Gepflogenheit, rasch und klar Entscheidungen zu treffen und sie nur widerstrebend zu ändern. Diese Eigenschaft war bei Ford so ausgeprägt, dass er als stur galt. Sie war es, die ihn veranlasste, sein berühmtes Modell »T« (das hässlichste Auto der Welt) weiter zu produzieren, als ihn alle seine Berater und viele Käufer dazu drängten, Veränderungen daran vorzunehmen.
Vielleicht schob Ford diese Änderung zu lange auf, doch auf der anderen Seite hatte ihm seine Entschlusskraft ein großes Vermögen eingebracht, bis die Überarbeitung des Modells nötig wurde. Zweifellos nimmt Fords typische Entschlusskraft die Züge der Sturheit an, doch diese Eigenschaft ist mangelnder Entschlussfreudigkeit und Wankelmütigkeit vorzuziehen.
Menschen, die nicht genug verdienen, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen, lassen sich meist von den »Meinungen« anderer beeinflussen. Sie überlassen das Denken den Zeitungen und den »tratschenden« Nachbarn. »Meinungen« sind das billigste Gut auf Erden. Meinungen hat jeder, und ist nur allzu gern bereit, sie anderen aufzuoktroyieren, die sich das gefallen lassen. Lassen Sie sich in Ihren Entscheidungen von »Meinungen« beeinflussen, ist der Misserfolg programmiert – vor allem bei der Verwirklichung Ihres Anliegens, zu Geld zu kommen.
Solange Sie sich von den Meinungen anderer steuern lassen, haben Sie nämlich kein eigenes Anliegen.
Hören Sie auf sich selbst, wenn Sie anfangen, die hier beschriebenen Grundsätze zu praktizieren, indem Sie Ihre eigenen Entscheidungen treffen und danach leben . Ziehen Sie niemanden ins Vertrauen bis auf die Mitglieder Ihrer »Master Mind«-Gruppe, und achten Sie bei deren Auswahl genau darauf, dass sie Ihre Ziele vollumfänglich nachvollziehen und mittragen.
Gute Freunde und Verwandte behindern Sie – oft unfreiwillig – durch »Meinungen« und mitunter auch durch spöttische Bemerkungen, die durchaus humorvoll gemeint sein können. Tausende tragen ihr ganzes Leben lang einen Minderwertigkeitskomplex mit sich herum, weil ein wohlmeinender, aber ignoranter Mensch ihr Selbstvertrauen durch eine »Meinung« oder Spott zerstört hat .
Sie haben einen Kopf zum Denken. Nutzen Sie ihn und treffen Sie eigene Entscheidungen. Benötigen Sie für den Entscheidungsprozess Fakten oder Informationen von anderen, was häufig vorkommt, sollten Sie sich diese Fakten oder Informationen beschaffen, ohne zu sagen, wofür Sie sie brauchen.
Es ist bezeichnend, wie viele Menschen, die nur über Halb- oder Scheinwissen verfügen, den Eindruck erwecken wollen, sich gut auszukennen. Solche Menschen reden in aller Regel zu viel und hören zu wenig zu. Halten Sie Augen und Ohren weit offen – und Ihren Mund geschlossen, wenn Sie sich die Fähigkeit aneignen möchten, prompte Entscheidungen zu treffen. Wer viel redet, tut nicht viel. Wer mehr spricht, als er zuhört, der beraubt sich nicht nur selbst vieler Chancen zum Erwerb nützlicher Kenntnisse, sondern er offenbart seine Pläne und Ziele auch den Menschen, die ihn aus Neid gern scheitern sehen möchten.
Bedenken Sie dabei, dass Sie jedes Mal, wenn Sie sich in Gegenwart eines Menschen äußern, der viel weiß, diesem Menschen verraten, wie viel – beziehungsweise wie wenig – Sie selbst wissen. Wahre Klugheit äußert sich häufig durch Bescheidenheit und Zurückhaltung .
Bedenken Sie, dass jeder, mit dem Sie zu tun haben, wie Sie selbst Gelegenheiten sucht, zu Geld zu kommen. Sprechen Sie zu freimütig über Ihre Pläne, werden Sie womöglich überrascht feststellen, dass Ihnen ein anderer zuvorgekommen ist und bereits umgesetzt hat, was Sie ihm unklugerweise zugetragen haben.
Eine Ihrer ersten Entscheidungen sollte daher sein, den Mund zu halten und Ohren und Augen aufzusperren.
Diesen Rat können Sie leichter beherzigen, wenn Sie sich folgenden Sinnspruch in großen Buchstaben dort aufhängen, wo Sie ihn täglich vor Augen haben:
»Erzählen Sie ruhig aller Welt, was Sie vorhaben – wenn es getan ist.«
Ungefähr das besagt die Redensart: »Wir werden an unseren Taten gemessen, nicht an unseren Worten. «
SCHICKSALHAFTE ENTSCHEIDUNGEN
Der Wert einer Entscheidung richtet sich danach, wie viel Mut sie verlangt. Die großen Entscheidungen der Menschheitsgeschichte wurden getroffen, obwohl damit enorme Risiken verbunden waren – häufig sogar für Leib und Leben.
Lincoln traf seinen Entschluss, seine berühmte Emanzipationsproklamation abzugeben, die schwarzen Amerikanern die Freiheit gab, in dem vollen Bewusstsein, dass seine Handlung Tausende seiner Freunde und politischen Unterstützer gegen ihn aufbringen würde. Er wusste auch, dass ihre Umsetzung den Tod Tausender auf dem Schlachtfeld nach sich ziehen konnte. Am Ende kostete sie ihn selbst das Leben. Das erforderte Mut.
Sokrates’ Entscheidung, den Schierlingsbecher zu leeren, statt von seinen persönlichen Überzeugungen abzugehen, war gleichermaßen mutig. Er war seiner Zeit um 1000 Jahre voraus und gewährte noch ungeborenen Menschen das Recht auf Meinungs- und Redefreiheit.
Die Entscheidung von General Robert E. Lee am Scheideweg der Union für die Sache der Südstaaten war mutig, denn er wusste, dass sie ihn das Leben kosten konnte – und ganz sicher andere das Leben kosten würde.
Die bedeutendste Entscheidung aller Zeiten für alle amerikanischen Bürger wurde jedoch am 4. Juli 1776 in Philadelphia getroffen, als 56 Männer ein Dokument unterzeichneten, dass allen Amerikanern die Freiheit bringen sollte – oder jeden einzelnen der 56 an den Galgen !
Von diesem berühmten Dokument, der Unabhängigkeitserklärung haben Sie sicher schon gehört – womöglich, ohne daraus die aufschlussreiche Lehre über persönliche Leistung zu ziehen, die es so offensichtlich erteilt.
Das Datum dieser denkwürdigen Entscheidung ist uns allen vertraut, doch den wenigsten von uns ist klar, welchen Mut sie erforderte. Wir kennen die Fakten aus dem Geschichtsunterricht: die Daten, die Namen der Kämpfer, Valley Forge und Yorktown, George Washington und Lord Cornwallis 24 . Doch von den eigentlichen Kräften, die hinter diesen Namen, Daten und Orten stehen, wissen wir wenig. Und noch weniger wissen wir über die schwer fassbare Macht, die uns schon die Freiheit sicherte, lange bevor Washingtons Truppen Yorktown erreichten .
Wir lesen die Geschichte der Revolution und gehen fälschlicherweise davon aus, dass George Washington der Vater unseres Landes ist und für uns die Freiheit gewonnen hat. Dabei leistete Washington in Wirklichkeit nur Beihilfe, denn der Sieg seiner Truppen stand längst fest, bevor sich Lord Cornwallis ergab. Das soll Washingtons so reich verdienten Ruhm keinesfalls schmälern. Es soll lediglich mehr Aufmerksamkeit auf die erstaunliche Macht lenken, der der Sieg in Wirklichkeit zu verdanken war.
Es ist wirklich tragisch, dass die Geschichtsschreiber so gar nicht auf die unbezwingbare Macht eingegangen sind, die die Nation und ihre Freiheit hervorgebracht hat und die für alle Völker der Erde neue Maßstäbe der Unabhängigkeit setzen sollte. Ich bezeichne das als tragisch, weil es dieselbe Macht ist, die jeder Einzelne einsetzen muss, der die Widrigkeiten des Lebens überwindet und dem Leben den geforderten Preis abverlangt.
Lassen Sie uns kurz die Ereignisse rekapitulieren, die dieser Macht zugrunde lagen. Die Geschichte beginnt mit einem Vorfall in Boston am 5. März 1770. Dort patrouillierten britische Soldaten durch die Straßen und bedrohten durch ihre Präsenz offen die Bürger. Die Kolonisten sahen nicht gern, dass in ihrer Mitte Bewaffnete herummarschierten. Sie begannen, ihrem Unmut offen Ausdruck zu verleihen, bewarfen die patrouillierenden Soldaten mit Steinen und beschimpften sie, bis der kommandierende Offizier den Befehl gab: »Seitengewehr pflanzt auf … Feuer frei! «
Die Schlacht hatte begonnen. Viele wurden getötet oder verwundet. Der Vorfall löste eine solche Empörung aus, dass die Provinzversammlung (die sich aus bekannten Kolonisten zusammensetzte) eine Sitzung einberief, um konkrete Maßnahmen zu ergreifen. Zwei Mitglieder dieser Versammlung waren John Hancock und Samuel Adams – Namen, die Sie sich merken sollten. Sie ergriffen mutig das Wort und erklärten, dass alle britischen Soldaten aus Boston vertrieben werden müssten.
Überlegen Sie mal – eine Entscheidung, die zwei Männer trafen, könnte mit Fug und Recht als Beginn der Freiheit bezeichnet werden, die wir US-Bürger heute genießen. Bedenken Sie auch, dass die Entscheidung dieser beiden Männer Zuversicht und Mut erforderte, denn sie war nicht ungefährlich.
Bevor die Versammlung vertagt wurde, wurde Samuel Adams damit betraut, Provinzgouverneur Hutchinson aufzusuchen und den Abzug der britischen Truppen zu fordern.
Der Forderung wurde nachgegeben, und die Soldaten zogen aus Boston ab. Damit hatte sich die Sache aber noch nicht erledigt. Es war daraus eine Situation entstanden, die die gesamte Entwicklung der Zivilisation verändern sollte. Ist es nicht eigenartig, dass große Veränderungen wie die amerikanische Revolution oder der Weltkrieg ihren Anfang oft in scheinbar unwichtigen Begebenheiten nehmen?
Ebenso aufschlussreich ist die Beobachtung, dass diese wichtigen Veränderungen in aller Regel von einer konkreten Entscheidung einer vergleichsweise geringen Anzahl von Menschen ausgelöst werden. Nur wenige kennen die Geschichte unseres Landes gut genug, um zu wissen, dass John Hancock, Samuel Adams und Richard Henry Lee (aus der Provinz Virginia) die eigentlichen Väter unseres Landes waren.
Richard Henry Lee spielte eine wesentliche Rolle in dieser Geschichte, weil er und Samuel Adams rege (brieflich) kommunizierten und sich offen über ihre Ängste und Hoffnungen für das Wohl der Menschen in ihren Provinzen austauschten. Diese Praxis brachte Adams auf die Idee, dass ein Briefwechsel zwischen den 13 Kolonien dazu beitragen könnte, die zur Lösung ihrer Probleme so dringend notwendige Koordinierung ihrer Anstrengungen zu bewirken. Zwei Jahre nach der Auseinandersetzung mit den Soldaten in Boston (März 1772) schlug Adams diese Idee der Versammlung vor – in Form der Eingabe zur Einrichtung eines Korrespondenzausschusses unter den Kolonien mit bestimmten, für die einzelnen Kolonien bestellten Korrespondenten »zum Zweck der freundschaftlichen Zusammenarbeit zur Förderung der Kolonien von Britisch-Amerika«.
Ein denkwürdiges Ereignis! Das war der Anfang der systematischen Bündelung der gestreuten Kräfte, die Ihnen und mir die Freiheit bringen sollten. Die »Master Mind«-Gruppe bestand bereits – in Gestalt von Adams, Lee und Hancock. »Weiter sage ich euch: wo zwei unter euch eins werden, warum es ist, dass sie bitten wollen, das soll ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel.« 25
Der Korrespondenzausschuss wurde eingerichtet. Zu beachten ist dabei, dass diese Maßnahme dadurch die Möglichkeit zum Ausbau der Macht der »Master Mind«-Gruppe eröffnete, dass Männer aus allen Kolonien hinzugeholt wurden. Dieses Verfahren stellte wohlgemerkt den ersten Akt systematischer Planung seitens der verärgerten Kolonisten dar. In der Einheit liegt die Kraft! Die Bürger der Kolonien hatten einen unorganisierten Krieg gegen britische Soldaten geführt – durch Aktionen wie die Unruhen in Boston. Damit hatten sie aber nicht wirklich etwas erreicht. Einzelne Missstände waren nicht unter dem Dach einer »Master Mind«-Gruppe zusammengeführt worden. Es gab keine Gruppe, die sich mit Herz, Kopf, Seele und Körper ganz einer klaren Entscheidung verschrieben hatte, ihre Probleme mit den Briten ein für alle Mal zu lösen – bis sich Adams, Hancock und Lee zusammenfanden.
Derweil waren die Briten aber nicht untätig gewesen. Sie hatten eigene Pläne und »Master Mind«-Aktivitäten auf die Beine gestellt – und sie genossen den Vorteil, dass sie genug Geld und organisiertes Militär im Rücken hatten .
Die Krone ernannte Gage als Nachfolger von Hutchinson zum Gouverneur von Massachusetts. Als eine seiner ersten Amtshandlungen schickte er einen Boten zu Samuel Adams, um dessen Widerstand zu brechen – durch Einschüchterung.
Welche Atmosphäre damals herrschte, zeigt am besten ein Zitat aus dem Gespräch zwischen Oberst Fenton (Gages Abgesandtem) und Adams:
Oberst Fenton: »Ich bin von Gouverneur Gage dazu ermächtigt, Euch zu versichern, Mr. Adams, dass der Gouverneur befugt ist, Euch ein angemessenes Entgegenkommen zu zeigen [ein Versuch, Adams durch Bestechung auf seine Seite zu ziehen] – unter der Voraussetzung, dass Ihr Euch den Maßnahmen der Regierung nicht länger widersetzt. Der Gouverneur rät Euch, Sir, nicht erneut das Missfallen seiner Majestät zu erregen. Euer bisheriges Gebaren ist nach einem Gesetz von Heinrich VIII. strafbar, demzufolge Personen nach England überstellt werden können, um dort wegen Verrats oder wegen der Unterlassung der Anzeige von Verrat nach Ermessen eines Provinzgouverneurs vor Gericht gestellt zu werden. Eine Abkehr von Eurer bisherigen Politik würde Euch nicht nur persönlich zu großem Vorteil gereichen, sondern Ihr machtet damit auch Euren Frieden mit dem König.«
Samuel Adams hatte zwei Möglichkeiten: Er konnte seinen Widerstand aufgeben und sich dadurch persönlich bereichern, oder er konnte seinen Kampf fortsetzen und damit riskieren, am Galgen zu enden!
Ganz klar: Für Adams war der Zeitpunkt gekommen, an dem er unverzüglich eine Entscheidung treffen musste , bei der es für ihn um Leben und Tod ging. Den meisten Menschen wäre eine solche Entscheidung schwergefallen. Viele hätten eine ausweichende Antwort zurückgeschickt. Nicht so Adams! Er ließ sich von Oberst Fenton das Ehrenwort geben, dass dieser dem Gouverneur seine Antwort wortgetreu übermitteln werde.
Diese lautete: »Dann dürft Ihr Gouverneur Gage bestellen, dass ich darauf vertraue, dass ich meinen Frieden mit dem König der Könige längst gemacht habe. Persönliche Erwägungen werden mich nicht dazu bringen, die gerechte Sache meines Landes aufzugeben. Sagt dem Gouverneur, dass ihm Samuel Adams rät, nicht länger die Gefühle aufgebrachter Bürger zu verletzen.«
Mehr ist zum Charakter dieses Mannes wohl nicht zu sagen. Jedem, der diese unglaubliche Nachricht liest, muss klar sein, dass ihr Absender über ein Höchstmaß an Loyalität verfügte. Und darauf kommt es an. (Gauner und unehrliche Politiker haben die Ehre in Misskredit gebracht, für die Männer wie Adams gestorben sind.)
Als Gouverneur Gage Adams’ scharfe Antwort erhielt, schäumte er vor Wut und verkündete in einer Proklamation: »Hiermit sichere ich im Namen Seiner Majestät allen, die die Waffen niederlegen und wieder ihre Pflicht als friedliche Untertanen erfüllen, die höchste Gnade zu, die einzig Samuel Adams und John Hancock nicht zuteilwird, deren Vergehen so schändlich sind, dass keine andere Erwägung infrage kommt, als sie angemessen zu bestrafen.«
Man könnte sagen, Adams und Hancock waren damit in Zugzwang. Die Drohung des erzürnten Gouverneurs zwang die beiden Männer zu einer weiteren, nicht minder riskanten Entscheidung. Eilig beraumten sie ein geheimes Treffen ihrer ergebensten Anhänger an (womit die »Master Mind«-Dynamik in Gang gesetzt wurde). Nach Eröffnung der Versammlung schloss Adams die Türe ab, steckte den Schlüssel in seine Rocktasche und teilte allen Anwesenden mit, dass unbedingt ein Kongress der Kolonisten einberufen werden müsse und dass niemand den Raum verlassen dürfe, bis die Entscheidung für einen solchen Kongress gefallen sei.
Das führte zu großer Aufregung. Manche dachten an die potenziellen Folgen eines so radikalen Vorgehens (die gute alte Angst). Manche äußerten schwerwiegende Zweifel an der Klugheit einer so klarenEntscheidung gegen die Krone. Doch es waren zwei Männer im Raum, die keine Angst kannten und für die ein Fehlschlag nicht in Betracht kam: Hancock und Adams. Unter ihrem Einfluss einigten sich alle anderen darauf, dass über den Korrespondenzausschuss Vorkehrungen zur Einberufung des ersten Kontinentalkongresses in Philadelphia am 5. September 1774 getroffen werden sollten.
Ein denkwürdiges Datum. Es ist sogar noch bedeutsamer als der 4. Juli 1776. Ohne die Entscheidung für einen Kontinentalkongress wäre die Unabhängigkeitserklärung nie unterzeichnet worden.
Vor der ersten Sitzung des neuen Kongresses war eine andere Leitfigur in einem anderen Teil des Landes gerade dabei, eine »Erklärung der Rechte Britisch-Amerikas« zu veröffentlichen. Das war Thomas Jefferson aus der Provinz Virginia, dessen Beziehung zu Lord Dunmore (dem Vertreter der Krone in Virginia) ebenso angespannt war wie die zwischen Hancock und Adams und deren Gouverneur.
Kurz nach der Veröffentlichung seiner berühmten Erklärung erfuhr Jefferson, er werde wegen Hochverrats gegen die Regierung seiner Majestät strafrechtlich verfolgt. Diese Drohung veranlasste Jeffersons Kollegen Patrick Henry zu einer kühnen Äußerung, die er mit einem Satz schloss, der zum geflügelten Wort werden sollte: »Wenn dies Verrat ist, dann macht das Beste daraus
Solche Männer waren es, die sich ohne Macht, ohne Befugnisse, ohne militärische Stärke und ohne Geld ernsthafte Gedanken um das Schicksal der Kolonien machten, angefangen mit der Eröffnung des ersten Kontinentalkongresses und immer wieder im Verlauf der anschließenden beiden Jahre – bis sich Richard Henry Lee am 7. Juni 1776 erhob, sich an den Vorsitzenden wandte und vor der fassungslosen Versammlung folgenden Antrag stellte:
Meine Herren, ich stelle den Antrag, dass diese Vereinigten Kolonien freie und unabhängige Staaten sind und es von Rechts wegen sein sollen; dass sie von jeglicher Treuepflicht gegen die britische Krone entbunden sind, und dass jegliche politische Verbindung zwischen ihnen und dem Staate Großbritannien vollständig gelöst ist, und es sein soll. 2 6
Lees spektakulärer Antrag wurde heftig diskutiert – so lange, dass er darüber die Geduld verlor. Nach tagelangen Debatten ergriff er erneut das Wort und erklärte mit klarer, fester Stimme:
Herr Vorsitzender, wir diskutieren diese Frage nun seit Tagen. Es ist jedoch für uns der einzige Weg. Warum also schieben wir die Entscheidung noch länger hinaus, Sir? Warum zögern wir noch? Lasst diesen glücklichen Tag als Geburtstag der amerikanischen Republik in die Geschichte eingehen. Lasst sie entstehen, nicht um zu zerstören und zu erobern, sondern um wieder Frieden und Recht herzustellen. Die Augen Europas ruhen auf uns. Es fordert von uns, die Freiheit vorzuleben, um der laufend anwachsenden Tyrannei das Gegenbild zufriedener Bürger aufzuzeigen.
Noch vor der Abstimmung über seinen Antrag wurde Lee wegen eines schweren Krankheitsfalls in der Familie nach Virginia zurückgerufen. Bevor er aufbrach, legte er sein Anliegen in die Hände seines Freundes Thomas Jefferson, der versprach, so lange zu kämpfen, bis dafür gestimmt würde. Kurz darauf ernannte der Vorsitzende des Kongresses (Hancock) Jefferson zum Vorsitzenden eines Ausschusses, der eine Unabhängigkeitserklärung aufsetzen sollte.
Der Ausschuss arbeitete lang und intensiv an einem Dokument, das jeden, der es unterzeichnete, wenn es vom Kongress gebilligt war, zum Tode verurteilte für den Fall, dass die Kolonien den bevorstehenden Kampf gegen Großbritannien verlieren würden.
Das Dokument wurde verfasst und am 28. Juni wurde der erste Entwurf vor dem Kongress verlesen. Über mehrere Tage wurde er diskutiert, geändert und bis ins Letzte ausgefeilt. Am 4. Juli 1776 stand Thomas Jefferson vor der Versammlung und verlas furchtlos die bedeutsamste Entscheidung, die je zu Papier gebracht worden war .
Wenn im Gange menschlicher Ereignisse es für ein Volk notwendig wird, die politischen Bande zu lösen, die sie mit einem anderen Volk verknüpft haben, und unter den Mächten der Erde den selbstständigen und gleichen Rang einzunehmen, zu dem die Gesetze der Natur und ihres Schöpfers es berechtigen, so erfordert eine geziemende Rücksicht auf die Meinung der Menschheit, dass es die Gründe darlegt, die es zu der Trennung veranlassen. 27
Als Jefferson zu Ende gelesen hatte, wurde über das Dokument abgestimmt, es wurde angenommen und von den anwesenden 56 Männern unterzeichnet, die mit ihrer Unterschrift unter diese Entscheidung ihr Leben aufs Spiel setzten. Durch diese Entscheidung entstand eine Nation, die den Menschen auf ewig das Vorrecht auf Selbstbestimmung gewähren sollte. Durch Entscheidungen, die in einem ähnlichen Geist der Zuversicht getroffen werden, und nur durch solche Entscheidungen, können Menschen auch ihre privaten Probleme lösen und sich materiellen und spirituellen Reichtum verschaffen. Das sollten Sie sich merken.
Analysieren Sie die Ereignisse, die zur Unabhängigkeitserklärung geführt haben, und überzeugen Sie sich davon, dass dieses Land, das heute eine respekteinflößende Machtstellung unter allen Ländern der Erde einnimmt, aus einer Entscheidung heraus entstand, die von einer »Master Mind«-Gruppe aus 56 Männern getroffen wurde. Es war wohlgemerkt ihre Entscheidung, die den Erfolg von Washingtons Armeen sicherstellte, denn der Geist dieser Entscheidung beseelte jeden Soldaten, der mit ihm kämpfte, und übertrug eine spirituelle Kraft, die einen Fehlschlag kategorisch ausschloss.
Lassen Sie sich (zu Ihrem persönlichen Vorteil) auch gesagt sein, dass die Kraft, die dieser Nation ihre Freiheit gab, dieselbe Kraft ist, die jeder Einzelne einsetzen muss, der selbstbestimmt leben will. Diese Kraft besteht aus den in diesem Buch beschriebenen Grundsätzen. Sechs davon sind aus der Geschichte der Unabhängigkeitserklärung glasklar herauszulesen: ein dringendes Anliegen, Entschlusskraft, Glaube, Durchhaltevermögen, eine »Master Mind«-Gruppe und systematische Planung.
Aus dieser Philosophie geht durchgängig hervor, dass Gedanken, denen ein dringendes Anliegen zugrunde liegt, dazu tendieren, sich zu verwirklichen. An dieser Stelle möchte ich Sie gern darauf hinweisen, dass in dieser Geschichte ebenso wie in der Geschichte über die Gründung der United States Steel Corporation genau beschrieben wird, wie Gedanken diese erstaunliche Wandlung vollziehen.
Wenn Sie das Geheimnis ergründen wollen, wie Sie das bewerkstelligen können, dann brauchen Sie nicht nach einem Wunder zu suchen, denn es gibt keins. Sie werden lediglich auf die immerwährenden Naturgesetze stoßen. Und auf diese Gesetze kann jeder zurückgreifen, der die Zuversicht und den Mut hat, sie anzuwenden. Sie können einer Nation die Freiheit bringen oder einem Einzelnen großen Reichtum. Und sie stehen kostenlos zur Verfügung. Man muss lediglich die nötige Zeit aufbringen, sie zu begreifen und zu verinnerlichen.
Wer in der Lage ist, rasche, klare Entscheidungen zu treffen, der weiß, was er will, und in aller Regel bekommt er es auch. Leitfiguren in allen Lebensbereichen entscheiden sich schnell und sicher. Das ist der Hauptgrund für ihre Führungsstellung. Gewöhnlich macht die Welt Platz für Menschen, deren Worte und Taten zeigen, dass sie wissen, wo sie hinwollen.
Unentschlossenheit ist eine Angewohnheit, die sich normalerweise schon in jungen Jahren entwickelt. Während der Schulzeit und auch noch im Studium zementiert sie sich, wenn junge Menschen ohne klares Ziel durchs Leben gehen. Die Hauptschwäche aller Bildungssysteme liegt darin, dass Entschlusskraft weder gelehrt noch gefördert wird. Es wäre gut, wenn eine Hochschule nur solche Studenten aufnehmen würde, die bei der Einschreibung ihr wichtigstes Ziel nennen können. Noch besser wäre, wenn schon auf der Schule Entscheidungsfähigkeit zum Pflicht- und Vorrückungsfach würde.
Gewohnheitsmäßige Unentschlossenheit, die auf die Mängel unserer Schulsysteme zurückzuführen ist, nimmt ein Schüler mit in den gewählten Beruf … wenn … er überhaupt einen Beruf wählt. Generell nehmen solche jungen Menschen nach der Schule den ersten Job an, den sie finden können. Sie unterschreiben den erstbesten Arbeitsvertrag, weil sie sich Unentschlossenheit angewöhnt haben. 98 Prozent aller Arbeitnehmer besetzen heute ihre Stellen, weil es ihnen an Entschlusskraft mangelt, um planvoll eine bestimmte Position anzupeilen, und weil sie nicht wissen, wie sie den richtigen Arbeitgeberauswählen.
Entschlusskraft erfordert stets Mut – mitunter sogar sehr großen. Die 56 Männer, die die Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet haben, setzten mir ihrer Entscheidung für die Unterschrift unter dieses Dokument ihr Leben aufs Spiel. Wer eine klare Entscheidung für eine bestimmte Position trifft und dem Leben den Preis abverlangt, den er fordert, für den ist diese Entscheidung nicht lebenswichtig. Er riskiert damit lediglich seine wirtschaftliche Freiheit. Niemand kann finanzielle Unabhängigkeit, Reichtum oder erstrebenswerte Positionen in Unternehmen und Beruf erreichen, wenn er diese Dinge – aus welchem Grund auch immer – nicht erwartet, plant und verlangt. Wer im selben Geist nach finanziellem Wohlstand strebt, in dem Samuel Adams Freiheit für die Kolonien erreichen wollte, der wird es schaffen.
Im Kapitel über systematische Planung finden Sie erschöpfende Anweisungen zur Vermarktung persönlicher Leistungen jedweder Art. Sie finden auch detaillierte Informationen darüber, wie Sie den richtigen Arbeitgeber auswählen und den angestrebten Job. Diese Anweisungen sind für Sie aber nur von Wert, wenn Sie konkret beschließen, sie zu einem Handlungsplan zu organisieren.