FÜNFZEHNTES KAPITEL
WIE SIE DIE SECHS GRUNDÄNGSTE AUSTRICKSEN
Ziehen Sie in diesem letzten Kapitel Bilanz und stellen Sie fest, welche Ängste Ihnen im Weg stehen
Bevor Sie diese Philosophie auch nur in Teilen erfolgreich umsetzen können, müssen Sie sich geistig darauf einstellen. Das ist nicht schwer. Es fängt an mit dem Studium, der Analyse und der Erkenntnis der drei Gegner, die Sie überwinden müssen – nämlich Unentschlossenheit, Zweifel und Angst!
Solange diese drei negativen Einflüsse – oder auch nur einer davon – in Ihrem Kopf präsent sind, funktioniert der sechste Sinn nicht. Die Mitglieder dieses unheiligen Trios sind eng miteinander verwandt. Wo eines auftaucht, sind die anderen beiden nicht weit.
Unentschlossenheit sät Angst. Das sollten Sie beim Lesen stets im Hinterkopf haben. Unentschlossenheit äußert sich in Zweifeln, und im Zusammenspiel wird daraus Angst. Der Verschmelzungsvorgang vollzieht sich oft langsam. Auch aus diesem Grund sind diese drei Gegner so brandgefährlich. Sie entwickeln sich gänzlich unbemerkt .
Die verbleibenden Seiten dieses Kapitels schildern, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit Sie die Philosophie komplett in die Praxis umsetzen können. Unter anderem wird ein Sachverhalt analysiert, der erst unlängst eine große Zahl von Menschen in die Armut gestürzt hat, und Sie erfahren eine Wahrheit, die jeder begreifen muss, der reich werden will – ob reich an Geld oder an anderen, weit wertvolleren geistigen Schätzen.
Dieses Kapitel soll ein Schlaglicht auf die Ursachen der sechs Grundformen der Angst werfen – und auf die Gegenmittel. Bevor wir einen Feind besiegen können, müssen wir ihn kennen. Wir müssen wissen, wer er ist, wie er sich verhält und wo er sich versteckt. Prüfen Sie sich selbst beim Lesen aufmerksam und stellen Sie fest, welche der sechs verbreiteten Ängste – wenn überhaupt – sich bei Ihnen eingenistet haben.
Lassen Sie sich von diesen raffinierten Gegnern nicht täuschen. Manchmal verkriechen sie sich im Unterbewusstsein, wo sie schwer aufzuspüren und noch schwerer loszuwerden sind.
DIE SECHS GRUNDFORMEN DER ANGST
Es gibt sechs Grundängste, unter denen jeder Mensch irgendwann einmal in irgendeiner Kombination leidet. Wer Glück hat, muss sich nicht mit allen sechs herumquälen. Nach der Häufigkeit ihres Auftretens handelt es sich dabei um:
Alle anderen Ängste sind von untergeordneter Bedeutung, denn sie lassen sich unter diese sechs Oberbegriffe einordnen .
Diese Ängste suchen die Menschheit heim wie ein Fluch, und zwar zyklisch. Während der Weltwirtschaftskrise bewegten wir uns fast sechs Jahre lang im Zyklus der Armutsangst. Während des Weltkriegs befanden wir uns im Zyklus der Todesangst. Nach dem Krieg gerieten wir in den Zyklus der Angst vor Krankheit, wie an der epidemieartigen Ausbreitung von Erkrankungen auf der ganzen Welt abzulesen war.
Ängste existieren aber nur im Kopf. Und was man denkt, kann man kontrollieren und steuern. Ärzte werden, wie jeder weiß, seltener krank als andere Menschen – aus dem einfachen Grund, weil Ärzte keine Angst vor Krankheiten haben. Bekanntlich haben Ärzte täglich physischen Kontakt zu Hunderten von Menschen, die unter ansteckenden Krankheiten leiden, ohne sich zu infizieren. Ihre Immunität gegen die Krankheit resultiert weitgehend, wenn nicht sogar ausschließlich, aus ihrer absoluten Furchtlosigkeit.
Kein Mensch kann etwas erschaffen, was er sich nicht zunächst in Form eines gedanklichen Impulses ausgedacht hat. An diese Aussage schließt sich eine weitere, noch bedeutsamere, an, nämlich: Jeder gedankliche Impuls eines Menschen setzt sich unverzüglich in sein physisches Gegenstück um – ob wir solche Gedanken bewusst oder unbewusst fassen. Impulse, die wir zufällig aus dem Äther auffangen (solche, die von anderen freigesetzt wurden), können das eigene finanzielle, unternehmerische, berufliche oder gesellschaftliche Geschick bestimmen – und zwar ebenso sicher wie die Impulse, die wir vorsätzlich und gezielt auslösen.
Damit will ich die Grundlage schaffen für die Darstellung eines Sachverhalts, der für alle höchst vielsagend ist, die nicht verstehen, warum manche Menschen das »Glück« offenbar gepachtet haben, während andere mit ähnlichen oder gar besseren Voraussetzungen in Form persönlicher Fähigkeiten, Ausbildung, Erfahrung und geistiger Kapazität vom Unglück verfolgt scheinen. Das lässt sich vielleicht dadurch erklären, dass jeder Mensch in der Lage ist, seinen eigenen Geist vollständig zu kontrollieren. Und durch diese Kontrolle kann natürlich jeder seinen Geist für die vagabundierenden gedanklichen Impulse öffnen, die andere freisetzen, oder ihn fest verschließen und nur die gedanklichen Impulse seiner Wahl zulassen.
Die Natur hat dem Menschen nur über einen einzigen Bereich die absolute Kontrolle gegeben – über seine Gedanken. Gepaart mit der Tatsache, dass alles, was der Mensch erschafft, mit einem Gedanken anfängt, führt Sie das ganz nahe an das Prinzip heran, mit dem sich die Angst besiegen lässt.
Wenn es stimmt, dass jeder Gedanke die Tendenz hat, sich in seine materielle Entsprechung zu verwandeln (und daran besteht kein begründeter Zweifel), dann gilt logischerweise auch, dass gedankliche Impulse wie Angst und Armut nicht in Mut und finanziellen Erfolg umgemünzt werden können.
In Amerika begannen die Menschen nach dem Börsencrash von 1929 an Armut zu denken. Langsam, aber sicher verwandelte sich dieser Massengedanke in sein physisches Gegenstück – die sogenannte »Depression«. Das musste so kommen, denn es entspricht den Naturgesetzen.
DIE ANGST VOR DER ARMUT
Zwischen Armut und Reichtum gibt es keinen Kompromiss. Die Wege in die Armut und in den Reichtum führen in die entgegengesetzte Richtung. Wer reich werden will, muss sich allem verweigern, was in die Armut führt. (»Reichtum« ist hier im weitesten Sinne des Wortes zu verstehen, also finanziell, spirituell, geistig und materiell.) Ausgangspunkt des Wegs zum Reichtum ist ein Anliegen. Im ersten Kapitel haben Sie erfahren, wie Sie ein Anliegen richtig umsetzen. In diesem Kapitel über Angst finden Sie erschöpfende Anweisungen dazu, wie Sie sich mental darauf vorbereiten, ein Anliegen praktisch zu nutzen.
An dieser Stelle sollten Sie sich eine Aufgabe stellen, an der Sie klar erkennen können, inwieweit Sie diese Philosophie schon verinnerlicht haben: Wie ein Prophet können Sie genau voraussagen, was die Zukunft für Sie bringt. Sind Sie am Ende dieses Kapitels bereit, sich mit Armut abzufinden, dann können Sie sich darauf einstellen, dass Ihnen Armut bevorsteht – und zwar unvermeidlich.
Wenn Sie aber reich werden wollen, dann legen Sie fest, in welcher Hinsicht und in welchem Umfang. Womit wären Sie zufrieden? Sie kennen den Weg, der zum Reichtum führt. Sie haben eine Karte, mit der Sie diesem Weg folgen können, wenn Sie sich danach richten. Gehen Sie gar nicht erst los oder bleiben auf halber Strecke stehen, sind Sie ganz allein dafür verantwortlich. Es liegt an Ihnen. Da gibt es keine Ausrede: Wenn Sie jetzt vom Leben keinen Reichtum verlangen oder verlangen wollen, müssen Sie ganz allein die Verantwortung dafür übernehmen, denn alles steht und fällt mit einer Voraussetzung – zufällig der einzigen, die Sie selbst unter Kontrolle haben –, nämlich Ihrer persönlichen Einstellung. Und die kann man nicht kaufen, man muss sie sich erarbeiten.
Angst vor Armut ist nur eine Einstellung – nicht mehr! Dennoch kann sie jede Aussicht auf Erfolg bei einem Vorhaben zunichtemachen, was sich während der Weltwirtschaftskrise schmerzlich bestätigte.
Diese Angst lähmt die Vernunft, zerstört die Vorstellungskraft, nimmt Menschen ihre Unabhängigkeit, ihre Begeisterung und ihre Initiative, führt zu Zweifeln an den eigenen Zielen, lässt zaudern und verzagen und macht Selbstbeherrschung unmöglich. Sie macht Menschen unsympathisch, vernebelt den Verstand, lenkt ab, unterminiert das Durchhaltevermögen, nimmt uns jede Willenskraft und allen Ehrgeiz, überschattet die Erinnerung und sorgt für Misserfolg auf ganzer Linie. Sie tötet die Liebe und vertreibt alle edleren Regungen aus unserem Herzen, sie belastet die Freundschaft und schafft die idealen Voraussetzungen für Katastrophen jedweder Art. Sie stört den Schlaf und macht elend und unglücklich – und das, obwohl doch ganz offensichtlich feststeht, dass wir in einer Welt leben, die alles, was das Herz begehrt, im Überfluss zu bieten hat. Und in der nichts zwischen uns und unseren Anliegen steht außer mangelnder Zielstrebigkeit .
Die Armutsangst ist zweifellos die zerstörerischste der sechs Grundängste. Sie steht ganz oben auf der Liste, weil sie am schwierigsten zu überwinden ist. Es erfordert einigen Mut, sich der Realität zu stellen, woher diese Angst kommt – und noch mehr Mut, diese Realität auch zu akzeptieren. Die Angst vor Armut entsteht aus der in seinem natürlichen Erbe angelegten Tendenz des Menschen, sich wirtschaftlich an seinen Mitmenschen zu bereichern . Fast alle Tiere werden vom Instinkt motiviert. Ihr Denkvermögen ist begrenzt, weshalb sie aufeinander Jagd machen. Der Mensch mit seiner überlegenen Intuition und seinem Verstand fällt zwar nicht physisch über seine Artgenossen her, nimmt sie aber finanziell aus, was ihm mehr Befriedigung verschafft. Dabei legt er eine solche Gier an den Tag, dass alle möglichen Gesetze erlassen wurden, um ihn vor sich selbst zu schützen.
Von allen Epochen der Weltgeschichte, die wir kennen, leben wir offenbar in einem Zeitalter, das sich durch den Geldwahn des Menschen auszeichnet. Ein Mensch ist nur dann etwas wert, wenn er ein dickes Bankkonto vorweisen kann. Hat er Geld – ganz gleich, woher –, dann ist er der King. Er steht über dem Gesetz, übt politischen Einfluss aus, bestimmt die Wirtschaft, und alle Welt zieht respektvoll ihren Hut vor ihm.
Nichts bringt einem Menschen so viel Leid und Demütigung wie Armut. Das weiß nur, wer sie am eigenen Leib erfahren hat.
Kein Wunder, dass die Menschen Angst vor der Armut haben. Über viele Generationen hat der Mensch gelernt, dass manchen Menschen nicht zu trauen ist, wenn es um Geld und irdische Besitztümer geht. Das ist ein ziemliches Armutszeugnis für die Menschheit – und das Schlimmste daran: Es trifft auch noch zu.
Die meisten Ehen werden geschlossen, weil eine oder beide Parteien vermögend sind. Kein Wunder also, dass die Scheidungsgerichte so viel zu tun haben.
Der Mensch tut alles, um reich zu werden – wenn möglich auf legale Weise, wenn nötig oder zweckdienlich, auch auf andere .
Eine Selbstanalyse enthüllt manchmal Schwächen, die wir uns ungern eingestehen wollen. Doch eine solche Analyse ist unabdingbar für jeden, der mehr vom Leben verlangt als Mittelmäßigkeit und Armut. Bedenken Sie, wenn Sie sich selbst auf den Prüfstand stellen: Sie sind Richter, Geschworene, Staatsanwalt und Verteidiger zugleich. Sie sind Kläger und Angeklagter in einem, und in diesem Prozess geht es um Sie. Verschließen Sie nicht die Augen vor der Realität. Stellen Sie sich klare Fragen und fordern Sie direkte Antworten. Nach der Verhandlung werden Sie mehr über sich selbst wissen. Haben Sie den Eindruck, dass Sie bei diesem Prozess nicht objektiv urteilen können, dann holen Sie sich jemanden zur Hilfe, der Sie gut genug kennt, um als Richter zu fungieren, wenn Sie sich selbst ins Kreuzverhör nehmen. Sie wollen die Wahrheit wissen? Dann finden Sie sie heraus – um jeden Preis. Auch, wenn Sie das kurzfristig in Verlegenheit bringt.
Auf die Frage, wovor sie die größte Angst haben, antworten die meisten Menschen: »Ich fürchte mich vor nichts.« Das ist eine glatte Lüge. Aber nur wenigen Menschen ist bewusst, wie sie von Ängsten in Schach gehalten, behindert und im übertragenen und eigentlichen Sinne gequält werden. Angstgefühle sind so unterschwellig und sitzen so tief, dass man davon belastet durchs Leben gehen kann, ohne es je wirklich zu merken. Nur eine furchtlose Analyse zeigt, wo der universelle Feind wirklich lauert. Wenn Sie eine solche Analyse anstellen, dann müssen Sie tief in Ihrem Innenleben wühlen. Hier eine Liste der Symptome, auf die Sie achten sollten:
WIE SICH ARMUTSANGST ÄUSSERT
Gleichgültigkeit. Sie kommt gewöhnlich durch mangelnden Ehrgeiz zum Ausdruck und liegt vor, wenn Sie bereit sind, Armut zu ertragen und sich widerspruchslos mit allem abzufinden, womit Sie das Leben abspeist. Sie äußert sich durch geistige und körperliche Trägheit, Antriebslosigkeit, Fantasielosigkeit, fehlende Begeisterung und Selbstbeherrschung .
Unentschlossenheit. Darunter leiden Sie, wenn Sie gewohnheitsmäßig anderen das Denken überlassen und lieber Zuschauer bleiben.
Zweifel. Sie offenbaren sich normalerweise durch Ausreden und Ausflüchte, um die eigenen Fehlschläge zu übertünchen, kleinzureden oder zu rechtfertigen, manchmal aber auch in Form von Neid auf alle, die Erfolg haben, oder Kritik.
Sorgen. Sie sind üblicherweise zu erkennen an Nörgelei, an einem Hang, über die eigenen Verhältnisse zu leben, an Ungepflegtheit, finsterer Miene, gerunzelter Stirn, Alkohol- oder Drogenmissbrauch, Nervosität, Angespanntheit, Befangenheit und mangelndem Selbstvertrauen.
Übertriebene Vorsicht. Sie besteht in der Gewohnheit, in allem immer das Negative zu sehen, an mögliche Misserfolge zu denken und darüber zu sprechen, statt sich darauf zu konzentrieren, Mittel und Wege zu finden, um nicht zu scheitern. Sie liegt vor, wenn Sie alle Wege in die Katastrophe kennen, aber nie versuchen, durch Planung mögliche Fallstricke zu vermeiden; wenn Sie so lange auf »den richtigen Moment« warten, um Ideen und Pläne zu verwirklichen, bis das Warten zur festen Gewohnheit geworden ist; wenn Sie nur an die denken, die gescheitert sind – nie an die, die Erfolg hatten; wenn Sie das Loch im Donut sehen, aber nicht den Teig drumherum; wenn Pessimismus bei Ihnen zu Verdauungsstörungen, Selbstvergiftung, Mundgeruch und einer allgemein schlechten körperlichen Verfassung führt.
Verschleppung. Damit ist gemeint, wenn Dinge jahrelang aufgeschoben werden, wenn Sie so viele Ausflüchte und Ausreden finden, dass Sie in der dafür aufgewendeten Zeit ohne Weiteres die anstehende Aufgabe hätten bewältigen können. Dieses Symptom ist eng verwandt mit übertriebener Vorsicht, Zweifel und Sorgen. Es äußert sich in der Weigerung, Verantwortung zu übernehmen, wenn es vermeidbar ist; in der Bereitschaft zu Kompromissen, statt Widerstand zu leisten; darin, sich mit Problemen abzufinden, statt sie proaktiv als Sprungbrett für Fortschritt zu nutzen; in bescheidensten Ansprüchen ans Leben anstelle der Forderung nach Wohlstand, Überfluss, Reichtum, Glück und Zufriedenheit; darin, dass Sie den Misserfolg einplanen, statt alle Brücken hinter sich abzubrechen und einen Rückzug unmöglich zu machen; in Schwäche oder kompletter Abwesenheit von Selbstvertrauen, Zielstrebigkeit, Selbstbeherrschung, Initiative, Begeisterung, Ehrgeiz, Dynamik und gesundem Menschenverstand; darin, dass Sie mit Armut rechnen, statt Reichtum zu erwarten; darin, dass Sie sich mit Menschen abgeben, die sich mit der Armut arrangieren, statt die Gesellschaft derjenigen zu suchen, die Reichtum fordern und auch bekommen.
GELD KANN SPRECHEN!
Der eine oder andere Leser wird fragen: »Warum haben Sie ein Buch über Geld geschrieben? Warum messen Sie Reichtum nur in Dollar?« Manche glauben – und zwar absolut zu Recht –, dass es noch andere Formen des Reichtums gibt, die erstrebenswerter sind als Geld. Ja, es gibt einen Reichtum, der nicht in Dollar gemessen werden kann, doch es gibt auch Millionen von Menschen, die sagen: »Wenn ich erst genug Geld habe, dann kommt alles andere von allein.«
Ich habe dieses Buch übers Reichwerden in erster Linie deshalb geschrieben, weil die Welt erst unlängst erleben musste, wie Millionen von Menschen von der Angst vor der Armut gelähmt wurden. Was diese Angst anrichten kann, hat Westbrook Pegler im New York World Telegram sehr treffend geschildert:
Geld, das sind nur Muscheln oder Metallscheibchen oder Papierfetzen. Es gibt Kostbarkeiten des Herzens und der Seele, die für Geld nicht zu kaufen sind. Doch Menschen, die kein Geld haben, gelingt es oft nicht, sich daran zu erinnern und festzuhalten. Ein Mensch, der am Ende ist und ohne Job auf der Straße steht, verändert seine innere Einstellung, und das kann man sehen: an seiner Körperhaltung, wie er seinen Hut trägt, an seinem Gang und seinem Blick. Er fühlt sich unwillkürlich minderwertig neben anderen, die einer geregelten Arbeit nachgehen, selbst wenn er genau weiß, dass sie ihm charakterlich, intellektuell oder anderweitig unterlegen sind .
Solche Menschen – manchmal sogar seine eigenen Freunde – fühlen sich dagegen überlegen und betrachten ihn, möglicherweise sogar unbewusst, als Opfer. Eine Zeitlang kann er sich womöglich mit geliehenem Geld über Wasser halten, doch nicht im gewohnten Stil. Und das geht nicht lange gut. Sich Geld zu leihen, ist an sich schon eine deprimierende Erfahrung, wenn man es zum Leben braucht. Und geliehenes Geld hat auch nicht die gleiche Wirkung auf die Lebensgeister wie selbst verdientes. Für Tagediebe und gewohnheitsmäßige Nichtsnutze gilt das natürlich nicht, wohl aber für Menschen mit normalen Ambitionen und Selbstachtung.
FRAUEN KASCHIEREN DIE VERZWEIFLUNG
Frauen reagieren in einer so prekären Situation anders. Vielen ist gar nicht klar, dass auch eine Frau ganz unten landen kann. In den Schlangen vor den Suppenküchen sieht man Frauen selten, und sie betteln auch nicht auf der Straße. In der Menge erkennt man sie nicht an denselben eindeutigen Anzeichen wie Männer in ähnlicher Lage. Damit meine ich natürlich nicht die zerlumpten alten Weiber in den Straßen der Großstädte, die das weibliche Gegenstück zum sprichwörtlichen Penner sind. Ich spreche von einigermaßen jungen, anständigen, intelligenten Frauen. Auch von ihnen muss es viele geben, doch ihre Verzweiflung ist nicht so offensichtlich. Vielleicht begehen sie häufiger Selbstmord.
Ein Mann, der alles verloren hat, hat genügend Zeit, darüber nachzudenken. Vielleicht war er lange unterwegs, um jemanden zu treffen, von dem er sich Arbeit erhoffte – um festzustellen, dass die Stelle schon besetzt war oder dass es sich um einen Job auf Provisionsbasis handelt, bei dem es darum geht, irgendeinen nutzlosen Schnickschnack zu verkaufen, den niemand haben will, oder um einen Posten, der ihm nur aus Mitleid angeboten wird. Lehnt er das ab, steht er wieder auf der Straße und weiß nicht, wohin. Also geht er einfach weiter. Er schaut in die Schaufenster und betrachtet Luxusartikel, die er sich nicht leisten kann, fühlt sich minderwertig und tritt zur Seite, um Menschen Platz zu machen, die solche Dinge auch kaufen wollen. Er geht zum Bahnhof oder sucht die Bibliothek auf, um seine Füße auszuruhen und sich etwas aufzuwärmen. Doch so findet man keine Arbeit, also geht er wieder los. Ihm ist das vielleicht nicht klar, doch seine Ziellosigkeit ist ebenso verräterisch wie seine Körperhaltung. Er mag noch gut gekleidet sein, in Sachen aus der Zeit, als er noch einer regulären Beschäftigung nachging, doch über die hängenden Schultern kann selbst die eleganteste Kleidung nicht hinwegtäuschen.
GELD MACHT DEN UNTERSCHIED
Er sieht Tausende anderer, Buchhalter, Angestellte, Drogisten oder Bahnarbeiter, die ihrer Arbeit nachgehen, und beneidet sie glühend. Sie stehen auf eigenen Füßen, strahlen Selbstachtung und Männlichkeit aus. Er fühlt sich nicht mehr als richtiger Mann, auch wenn er nach reiflicher Überlegung zu einem anderen Urteil gelangen würde.
In seinen Augen macht das Geld den Unterschied. Ein bisschen Geld in der Tasche, und schon wäre er wieder er selbst.
Manche Arbeitgeber nutzen die Verzweiflung der Menschen schamlos aus. Die Arbeitsvermittlungen drücken Bedürftigen kleine Zettel in die Hand, auf denen ihnen Hungerlöhne angeboten werden – 12 oder 15 Dollar die Woche. Ein Job, der 18 Dollar die Woche bringt, ist schon ein Hauptgewinn, und wer eine Stelle anbietet, die mit mehr als 25 Dollar die Woche dotiert ist, der wirbt dafür nicht auf einem bunten Zettel in einer Arbeitsvermittlung. Ich habe aus einer Lokalzeitung eine Stellenanzeige ausgeschnitten, in der ein normaler Angestellter gesucht wird, der für einen Imbiss telefonische Bestellungen aufnehmen soll – von 11 bis 14 Uhr, für 8 Dollar im Monat – nicht in der Woche, sondern im Monat! In der Anzeige stand auch noch »Staatsreligion«. Ist das nicht dreist, einem Mitarbeiter 11 Cent die Stunde zu zahlen und dann auch noch nach seiner Konfession zu fragen? Doch genau das passiert Menschen, die ganz unten angekommen sind.
DIE ANGST VOR KRITIK
Woher diese Angst kommt, kann niemand so genau sagen, doch eins steht fest: Der Mensch hat sie weit entwickelt. Manche erklären, diese Angst sei erstmals aufgekommen, als Politik zum »Beruf« wurde. Andere meinen, sie sei auf die Zeit zurückzuführen, als Frauen begannen, über ihren Kleidungsstil nachzudenken.
Ich bin weder Humorist noch Prophet und neige daher zu der Ansicht, dass die grundsätzliche Angst vor Kritik zu dem Teil seines natürlichen Erbes gehört, das den Menschen nicht nur dazu bringt, seinem Mitmenschen dessen Waren und Güter wegzunehmen, sondern diese Tat auch noch mit der Kritik am Charakter seines Mitmenschen zu rechtfertigen. Schließlich lassen Diebe an Bestohlenen bekanntlich kein gutes Haar – und Politiker streben Ämter nicht an, indem sie ihre eigenen Tugenden und Qualifikationen betonen, sondern indem sie ihre Rivalen schlechtmachen.
Die Angst vor Kritik kann viele Formen annehmen, die meist kleinlich und trivial sind. Eine interessante Theorie besagt, dass Glatzköpfe beispielsweise nur deshalb keine Haare mehr haben, weil sie sich vor Kritik fürchten. Die Haare fallen aus, weil zu enge Hutbänder die Blutversorgung der Haarwurzeln beeinträchtigen. Und Männer tragen Hüte nicht etwa, weil sie sie brauchen, sondern weil »sich das so gehört«. Prompt tun das auch alle, um keine Kritik auf sich zu ziehen. Demzufolge sind Frauen selten kahlköpfig oder haben schütteres Haar, weil sie Hüte tragen, die locker auf dem Kopf sitzen und nur Zierde sind.
Das heißt aber nicht, dass Frauen keine Angst vor Kritik hätten. Behauptet eine Frau, dem Mann diesbezüglich überlegen zu sein, dann bitten Sie sie doch, mit einem altmodischen Hut auf die Straße zu gehen .
Die findigen Modehersteller haben rasch gelernt, aus dieser ureigenen Angst der Menschen vor Kritik Kapital zu schlagen. Mit jeder Saison ändert sich der Stil vieler Modeartikel. Und wer bestimmt, wie? Sicher nicht der Käufer, sondern der Anbieter. Warum er die Mode so oft verändert? Ganz klar: damit er mehr verkaufen kann.
Aus demselben Grund verändern auch die Autohersteller (mit wenigen und äußerst vernünftigen Ausnahmen) jede Saison ihre Modelle. Kein Autokäufer möchte ein altes Modell fahren – selbst wenn es das bessere Auto ist.
So verhalten sich Menschen unter dem Einfluss der Angst vor Kritik in Bezug auf alltägliche Nebensächlichkeiten. Untersuchen wir nun, wie sich diese Angst im Zusammenhang mit weit wichtigeren Entwicklungen zwischenmenschlicher Beziehungen im Verhalten niederschlägt. Wenn Sie Gedanken lesen könnten, würden Sie Folgendes feststellen: Kaum ein Mensch, der »geistige Reife« erreicht hat (im Schnitt also mit 35 bis 40 Jahren), glaubt die von der Mehrheit der Dogmatiker und Theologen noch vor ein paar Jahrzehnten gelehrten Mythen.
Einen Menschen, der den Mut hat, das auch offen zu sagen, finden Sie dagegen nur sehr selten. Die meisten Menschen fangen unter Druck eher an zu lügen, als zuzugeben, dass sie nicht glauben, was mit der Form von Religion assoziiert wird, die die Menschen vor dem Zeitalter der wissenschaftlichen Entdeckungen und der Bildung gefangen hielt.
Warum scheut der Durchschnittsmensch auch in unseren aufgeklärten Zeiten noch davor zurück zuzugeben, dass er nicht an die Mythen glaubt, die vor ein paar Jahrzehnten noch die Grundlage der meisten Religionen bildeten. Die Antwort: aus Angst vor Kritik. Es sind schon Menschen auf dem Scheiterhaufen gestorben, weil sie es gewagt hatten, laut zu sagen, dass sie nicht an Gespenster glauben. Kein Wunder, dass unser natürliches Erbe unserem Bewusstsein eine Angst vor Kritik eingeimpft hat. Noch vor nicht allzu langer Zeit konnte Kritik schwere Strafen nach sich ziehen – und in manchen Ländern ist das heute noch so .
Die Angst vor Kritik beraubt einen Menschen seiner Initiative, zerstört seine Vorstellungskraft, schränkt seine Individualität ein, nimmt ihm Selbstvertrauen und schadet ihm noch auf unzählige andere Arten. Eltern fügen ihren Kindern durch Kritik oft unheilbare Wunden zu. Die Mutter eines meiner Kindheitsfreunde traktierte ihn zur Strafe beinahe täglich mit einer Rute und schloss jedes Mal mit den Worten: »Du landest noch im Zuchthaus, bevor du 20 bist.« Mit 17 kam er in eine Besserungsanstalt.
Kritik ist der einzige Dienst, der allen im Überfluss erwiesen wird. Jeder hat davon stets etwas parat, das er gratis austeilt – und unaufgefordert obendrein. Die schlimmsten Kritiker sind oft die nächsten Angehörigen. Es sollte eigentlich unter Strafe gestellt werden (denn es ist ein Verbrechen der schlimmsten Sorte), wenn Eltern in ihren Kindern durch unangebrachte Kritik Minderwertigkeitskomplexe heranzüchten. Arbeitgeber mit Menschenkenntnis holen aus ihren Mitarbeitern nicht durch Kritik das Beste heraus, sondern durch konstruktive Anregungen. Dasselbe können Eltern auch bei ihren Kindern erreichen. Kritik flößt dem menschlichen Herz Angst oder Abneigung ein, nicht Liebe oder Zuneigung.
WIE SICH DIE ANGST VOR KRITIK ÄUSSERT
Diese Angst ist fast so universell wie die Angst vor Armut, und ihre Auswirkungen sind dem persönlichen Erfolg genauso abträglich – vor allem, weil diese Angst Menschen die Initiative nimmt und sie davon abhält, ihre Vorstellungskraft zu nutzen. Die Hauptsymptome dieser Angst sind:
Befangenheit . Sie kommt gewöhnlich durch Nervosität, Ängstlichkeit im Gespräch und im Umgang mit Fremden, ungelenken Gesten und Bewegungen und unstetem Blick zum Ausdruck.
Mangelnde Gelassenheit . Sie äußert sich durch mangelnde Kontrolle über die eigene Stimme, Nervosität in Gegenwart anderer, schlechte Körperhaltung, schlechtes Gedächtnis .
Charakterschwäche . Betroffene leiden unter einem Mangel an Entschlusskraft, persönlichem Charme und der Fähigkeit, konkrete Meinungen zu äußern. Sie gehen Problemen aus dem Weg, statt sie anzupacken. Sie pflichten anderen bei, ohne ihre Ansichten gründlich abzuwägen.
Minderwertigkeitskomplex . Er ist bei Menschen festzustellen, die sich durch Wort und Tat Selbstbestätigung verschaffen, um Unterlegenheitsgefühle zu kaschieren. Sie versuchen, andere durch imposante Formulierungen zu beeindrucken (oft, ohne deren Bedeutung wirklich zu kennen), oder sie ahmen deren Kleidungsstil, Sprache oder Manieren nach. Sie rühmen sich imaginärer Leistungen. Oberflächlich betrachtet kann das so wirken, als fühle sich der Betroffene überlegen.
Extravaganz . Sie besteht in dem zwanghaften Versuch, mit anderen mitzuhalten – auch wenn sie dafür über die eigenen Verhältnisse leben.
Fehlende Eigeninitiative . Betroffene verpassen Chancen zum eigenen Fortkommen, haben Angst, ihre Meinung zu äußern, haben kein Vertrauen in die eigenen Ideen, antworten ausweichend auf Fragen von Vorgesetzten, legen eine zögerliche Verhaltens- und Sprechweise an den Tag und täuschen durch Worte und Taten.
Mangelnder Ehrgeiz . Er äußert sich in geistiger und körperlicher Trägheit, mangelnder Selbstbestätigung, Unfähigkeit zu schnellen Entschlüssen, Beeinflussbarkeit, der Unsitte, andere hinter ihrem Rücken zu kritisieren, aber von Angesicht zu Angesicht schönzutun, der Gewohnheit, Niederlagen widerspruchslos hinzunehmen und Vorhaben bei Kritik anderer aufzugeben, im unbegründeten Misstrauen gegenüber anderen, in mangelndem Takt im Verhalten und in Äußerungen und in fehlender Bereitschaft, die Verantwortung für Fehler zu übernehmen.
DIE ANGST VOR KRANKHEIT
Diese Angst haben wir unserem physischen und unserem gesellschaftlichen Erbgut zu verdanken. Sie hat einen ähnlichen Ursprung wie die Angst vor dem Alter und die Angst vor dem Tod, denn sie führt uns nah an »schreckliche Welten« heran, die dem Menschen unbekannt sind, über die er aber Beunruhigendes gehört hat. Eine durchaus gängige Meinung ist auch, dass gewissenlose Menschen, die mit der Gesundheit Geschäfte machen, viel dazu beigetragen haben, die Angst vor Krankheiten zu schüren.
Im Grunde hat der Mensch Angst vor Krankheiten, weil ihm erzählt wurde, was alles Schreckliches passieren kann, wenn ihn der Tod einholt. Außerdem hat er auch Angst vor den potenziellen wirtschaftlichen Folgen.
Ein namhafter Mediziner schätzte, dass 75 Prozent aller Menschen, die die Dienste von Ärzten in Anspruch nehmen, an Hypochondrie leiden (also an eingebildeten Krankheiten). Es ist sehr überzeugend nachgewiesen worden, dass die Angst vor einer Erkrankung, auch wenn dazu nicht der leiseste Anlass besteht, oft die physischen Symptome ebendieser Erkrankung hervorruft, vor der sich der Patient fürchtet.
Der menschliche Geist besitzt eine gewaltige Macht, die schöpferisch, aber auch zerstörerisch wirken kann.
Weil sie auf die verbreitete Angst vor Krankheiten setzten, haben Quacksalber und Kurpfuscher schon ein Vermögen verdient. Vor rund 20 Jahren verbreitete sich diese Form des Betrugs an gutgläubigen Menschen so sehr, dass Colliers’ Weekly Magazine einen erbitterten Feldzug gegen die schlimmsten Vertreter dieser Zunft führte.
Während der Grippeepidemie, die im Weltkrieg ausbrach, ergriff der Bürgermeister von New York drastische Maßnahmen, um den Schaden einzudämmen, den sich Menschen durch ihre angestammte Angst vor Krankheiten selbst zufügten. Auf einer Pressekonferenz appellierte er an die Journalisten: »Meine Herren, ich halte es für nötig, sie aufzufordern, keine reißerischen Schlagzeilen über die Grippeepidemie zu veröffentlichen. Wenn Sie mir die Zusammenarbeit verweigern, werden wir in eine Situation geraten, die wir nicht mehr kontrollieren können.« Die Zeitungen schrieben nicht mehr über die Grippe, und nach einem Monat war die Epidemie glücklich unter Kontrolle.
Vor ein paar Jahren belegte eine Reihe von Experimenten, dass Menschen durch Suggestion krank gemacht werden können. Wir führten so ein Experiment durch, indem wir drei Bekannte aufforderten, die »Opfer« zu besuchen und jeweils zu fragen: »Was fehlt dir denn? Du siehst ja furchtbar aus.« Beim ersten Mal antworteten die Betroffenen meist noch fröhlich und unbesorgt: »Gar nichts fehlt mir, es geht mir ausgezeichnet.« Beim zweiten Mal wurde die Frage meist schon quittiert mit einem: »Ich weiß nicht genau, aber ich fühle mich nicht besonders.« Beim dritten Mal erwiderten die meisten Probanden, sie fühlten sich wirklich krank.
Probieren Sie das ruhig mal an einem Bekannten aus, dem Sie zutrauen, dass er sich von dieser Frage nicht aus der Ruhe bringen lässt. Aber treiben Sie es nicht zu weit. Es gibt Sekten, deren Mitglieder sich an ihren Gegnern rächen, indem sie sie verhexen. Sie nennen das, das Opfer mit »einem Bann belegen«.
Es gibt überwältigende Indizien dafür, dass Krankheiten mitunter als negative gedankliche Impulse beginnen. Ein solcher Impuls kann durch Suggestion von einem Menschen zum anderen weitergegeben werden oder im eigenen Kopf entstehen.
Ein Mann, der mit mehr Weisheit gesegnet war, als folgende Aussage vermuten lässt, hat einmal gesagt: »Wenn mich einer fragt, wie es mir geht, würde ich ihn am liebsten niederschlagen.«
Ärzte verordnen ihren Patienten einen Klimawechsel, weil sie zur Gesundung eine andere Einstellung gewinnen sollen. Die Angst vor Krankheit keimt in jedem Menschen. Sorgen, Ängste, Entmutigung, Enttäuschungen in der Liebe oder im Beruf sorgen dafür, dass die Saat aufgeht und wächst. In der jüngsten Wirtschaftskrise hatten die Ärzte alle Hände voll zu tun, denn jede Form des negativen Denkens kann krank machen.
Enttäuschungen im Beruf und in der Liebe stehen ganz oben auf der Liste der Gründe für die Angst vor Krankheiten. Ein junger Mann landete aus enttäuschter Liebe sogar im Krankenhaus. Monatelang schwebte er zwischen Leben und Tod. Schließlich wurde ein Spezialist für suggestive Therapie hinzugezogen. Dieser wechselte die Krankenschwestern aus und überließ ihn der Obhut einer ausgesprochen charmanten jungen Dame, die ihn (wie mit dem Arzt verabredet) nach allen Regeln der Kunst umgarnte, sobald sie ihren Dienst angetreten hatte. Nach drei Wochen konnte der Patient entlassen werden. Er litt zwar immer noch, aber an einer ganz anderen Krankheit: Er war wieder verliebt. Seine Heilung gelang durch einen Trick, doch am Ende ehelichte er die Krankenschwester. Zum Zeitpunkt der Drucklegung dieses Buches erfreuten sich beide bester Gesundheit.
WIE SICH DIE ANGST VOR KRANKHEIT ÄUSSERT
Die Symptome dieser nahezu universellen Angst sind:
Autosuggestion. Die Autosuggestion wird auf negative Weise eingesetzt, indem man auf Symptome für alle möglichen Krankheiten achtet und mit ihnen rechnet. Das äußert sich durch »Freude« an eingebildeten Krankheiten und ihre reale Darstellung im Gespräch, durch die Neigung, alles gerade Angesagte mitzumachen, dem andere eine Heilwirkung zuschreiben, durch die Thematisierung von Operationen, Unfällen und anderen Erkrankungen, durch Experimente mit Ernährung, körperlicher Bewegung und anderen Vorgaben ohne professionelle Begleitung und durch Selbstversuche mit Hausmitteln, Patentrezepten und unseriösen Therapieansätzen.
Hypochondrie. Darunter ist die Angewohnheit zu verstehen, über Krankheiten zu sprechen, sich auf Krankheiten zu konzentrieren und mit ihrem Auftreten zu rechnen – bis hin zum Nervenzusammenbruch. Dagegen ist kein Kraut gewachsen. Hypochondrie entsteht durch negatives Denken und kann nur durch positives Denken geheilt werden. Hypochondrie (ein medizinischer Begriff für eingebildete Krankheiten) soll angeblich mitunter ebenso große Schäden anrichten wie die Krankheit, vor der sich der Betroffene fürchtet. Die meisten »nervös bedingten« Beschwerden gehen auf imaginäre Leiden zurück.
Sport. Die Angst vor Krankheiten steht häufig einer angemessenen körperlichen Betätigung entgegen und führt zu Übergewicht, weil der Betroffene die Wohnung nicht verlässt.
Anfälligkeit . Unter der Angst vor Krankheiten leiden die natürlichen Abwehrkräfte des Körpers, sodass Krankheitserreger, mit denen der Betroffene in Berührung kommt, ein leichteres Spiel haben. Die Angst vor Krankheit geht oft Hand in Hand mit der Angst vor Armut, vor allem bei Hypochondern, die sich ständig um die Arzt- und Krankenhausrechnungen sorgen, die sie womöglich zahlen müssen. So ein Mensch verbringt viel Zeit mit Vorkehrungen für den Krankheitsfall, Gesprächen über den Tod, Bildung von Rücklagen für Grabstätten und Beerdigungskosten et cetera.
Verweichlichung. Darunter ist die Gewohnheit zu verstehen, mit eingebildeten Krankheiten Mitleid zu heischen. (Auf diesen Trick greifen Menschen zurück, die sich vor der Arbeit drücken möchten.) Das umfasst auch die Vortäuschung von Krankheiten, um schlichte Faulheit zu kaschieren oder als Ausrede für mangelnden Ehrgeiz.
Zügellosigkeit. Betroffene betäuben Kopf- oder Nervenschmerzen mit Alkohol oder Drogen, statt ihre Ursache zu beseitigen. Sie lesen über Krankheiten und sorgen sich darum, dass sie sie bekommen könnten. Sie gewöhnen sich an, Werbung über Allheilmittel zu lesen.
DIE ANGST VOR DEM VERLUST DER LIEBE
Woher diese angeborene Angst kommt, ist weitgehend selbsterklärend: Offensichtlich geht sie auf die polygame Angewohnheit des Mannes zurück, sich bei jeder Gelegenheit an den Frauen anderer zu vergreifen.
Eifersucht und ähnliche psychische Störungen sind die Folge der natürlich ererbten Angst des Menschen, die Liebe eines anderen zu verlieren. Diese Angst ist der schmerzlichste aller sechs grundlegenden Angstzustände. Sie richtet in Körper und Geist vermutlich die schlimmsten Schäden an und führt oft zu dauerhafter Unzurechnungsfähigkeit.
Die Angst vor dem Verlust der Liebe reicht wohl zurück bis in die Steinzeit, als Männer Frauen noch mit roher Gewalt entführten. Im Grundsatz gibt es das auch heute noch, nur die Methoden haben sich geändert. Statt Gewalt anzuwenden, setzen die Männer heute Überredungskünste ein. Die Aussicht auf schöne Kleider, Autos und andere »Köder« ist viel effektiver als Körperkraft. Der Mann verhält sich zwar noch genauso wie zu Anbeginn der Zeiten, er äußert das aber anders.
Genauere Untersuchungen zeigen, dass Frauen für diese Angst anfälliger sind als Männer. Das ist leicht zu erklären. Frauen wissen aus Erfahrung, dass Männer ihrem Wesen nach polygam sind und ihnen daher im Umgang mit Rivalinnen alles zuzutrauen ist.
WIE SICH DIE ANGST VOR LIEBESVERLUST ÄUSSERT
Die entscheidenden Merkmale dieser Angst sind:
Eifersucht . Sie besteht in gewohnheitsmäßigem unbegründetem Misstrauen gegenüber Freunden und Angehörigen. (Eifersucht ist eine Psychose, die ohne den geringsten Anlass ausbricht.) Sie äußert sich in der Gewohnheit, den Ehepartner ohne Grund der Untreue zu bezichtigen und im Generalverdacht gegen jeden. Absolutes Vertrauen haben Betroffene zu keinem Menschen.
Nörgelei. Das ist die Angewohnheit, an Freunden, Angehörigen, Geschäftspartnern und Lebenspartnern ohne jeden Anlass oder Grund herumzumäkeln.
Hang zum Glücksspiel. Er äußert sich in der Angewohnheit, durch Glücksspiel, Diebstahl, Betrug oder anderweitig Risiken einzugehen, um sich Geld zu verschaffen in dem Glauben, Liebe sei käuflich; in der Angewohnheit, Menschen, die man liebt, Geschenke zu machen, die die eigenen Möglichkeiten übersteigen oder sich dafür zu verschulden, um sich in ein positives Licht zu setzen; in Schlaflosigkeit, Nervosität, schwachem Durchhaltevermögen, Willensschwäche, mangelnder Selbstbeherrschung, zu wenig Selbstvertrauen, schlechter Laune.
DIE ANGST VOR DEM ALTER
Diese Angst hat im Wesentlichen zwei Ursachen: den Gedanken an potenzielle Altersarmut und – mit Abstand die häufigste – falsche, angstschürende Predigten über Feuer und Schwefel oder andere Schreckensvisionen, die erdacht wurden, um den Menschen durch Angst gefügig zu machen.
Im Grundsatz ist die Angst vor dem Alter recht solide begründet. Zum einen erwächst sie aus dem Misstrauen gegenüber anderen, die sich weltlichen Besitz aneignen könnten, zum anderen aus den schrecklichen Bildern vom Jenseits, die uns unsere Gesellschaft schon eingepflanzt hat, noch bevor wir ganz Herr unserer Sinne waren.
Auch die mit zunehmendem Alter steigende Erkrankungswahrscheinlichkeit trägt zur verbreiteten Angst vor dem Alter bei. Der Eros spielt ebenfalls mit hinein, denn kein Mensch denkt gern daran, dass seine sexuelle Attraktivität nachlässt.
Die häufigste Ursache für Angst vor dem Alter steht aber mit potenzieller Armut in Zusammenhang. Seit jeher hat der Mensch Angst davor, seinen Lebensabend im Armenhaus verbringen zu müssen.
Eine weitere Ursache für Angst vor dem Alter ist der potenzielle Verlust an Freiheit und Unabhängigkeit, denn das Alter kann mit Einbußen an körperlicher und wirtschaftlicher Freiheit einhergehen.
WIE SICH DIE ANGST VOR DEM ALTER ÄUSSERT
Die gängigsten Symptome für diese Angst sind:
Die Tendenz, nach Erreichen der geistigen Reife, also im Alter von rund 40 Jahren, alles langsamer angehen zu lassen und einen Minderwertigkeitskomplex zu entwickeln, weil man sich fälschlicherweise einredet, aus Altersgründen »abzubauen«. (In Wirklichkeit sind die mental und spirituell produktivsten Lebensjahre des Menschen die zwischen 40 und 60.)
Die Angewohnheit, sich selbst entschuldigend als »alt« zu bezeichnen, nur weil man 40 oder 50 geworden ist – statt den Spieß umzudrehen und Dank dafür zum Ausdruck zu bringen, dass man das Alter der Weisheit und Erkenntnis erreichen durfte.
Das gewohnheitsmäßige Unterminieren von Initiative, Fantasie und Selbstbewusstsein, indem man zu Unrecht davon ausgeht, man sei zu alt, um solche Eigenschaften zu besitzen, oder der Versuch eines Mannes oder einer Frau jenseits der 40, durch Kleidung und Benehmen jünger zu wirken und sich dadurch bei Freunden und Fremden lächerlich zu machen.
DIE ANGST VOR DEM TOD
Diese Angst ist für manche die schlimmste der sechs grundlegenden Ängste – aus offensichtlichem Grund. Die schreckliche Angst, die der Gedanke an den Tod oft auslöst, lässt sich in den meisten Fällen direkt auf religiösen Fanatismus zurückführen. Die sogenannten »Heiden« haben weniger Angst vor dem Tod als die »zivilisierteren« Völker. Seit Millionen Jahren stellt der Mensch die nach wie vor unbeantwortete Frage nach dem Woher und dem Wohin. Woher komme ich und wohin gehe ich?
In den unaufgeklärteren Epochen hatten besonders schlaue und gewitzte Zeitgenossen schnell eine Antwort parat – für einen gewissen Preis, wohlgemerkt. Hauptursache für die Angst vor dem Tod ist nämlich folgende:
»Kommt in mein Zelt, nehmt meinen Glauben an, richtet euch nach meinen Lehren, und ich gebe euch eine Eintrittskarte, die auch nach dem Tod auf direktem Weg in den Himmel führt«, rufen die Sektenführer. »Bleibt ihr aber draußen, so soll euch der Teufel holen und bis in alle Ewigkeit im Feuer rösten.«
Die Ewigkeit ist eine lange Zeit. Und Feuer ist etwas ganz Furchtbares. Der Gedanken an immerwährende Bestrafung durch Feuer macht einem Menschen nicht nur Angst vor dem Tod, sondern bringt ihn gleich auch noch um seinen Verstand. Dann verliert er jedes Interesse am Leben und kann nicht mehr glücklich sein.
Im Zuge meiner Recherchen las ich auch ein Buch mit dem Titel A Catalogue of the Gods , in dem die 30 000 Gottheiten aufgelistet waren, denen der Mensch schon gehuldigt hat. Stellen Sie sich das einmal vor! 30 000, vertreten durch alles Mögliche, vom Menschen bis zur Languste. Kein Wunder, dass sich die Menschen fürchten, wenn ihr Ende naht.
Ein religiöser Führer mag vielleicht nicht für sicheres Geleit in den Himmel sorgen können – ebenso wenig, wie er in Ermangelung dessen den Unglücklichen gestatten kann, in die Hölle zu fahren –, doch die letztgenannte Möglichkeit ist so erschreckend, dass schon der Gedanke daran die Fantasie so realistisch in seinem Bann hält, dass die Vernunft aussetzt und die Angst vor dem Tod um sich greift.
In Wirklichkeit weiß nach wie vor kein Mensch, wie es im Himmel oder in der Hölle aussieht oder ob ein solcher Ort überhaupt existiert. Dass wir kein gesichertes Wissen darüber haben, macht den menschlichen Geist empfänglich für Scharlatane, die sich mit ihrem Repertoire an Taschenspielertricks und falschen Frömmeleien jedweder Couleur Zugang verschaffen und Einfluss ausüben.
Die Angst vor dem Tod ist heute nicht mehr ganz so verbreitet wie früher, als es noch keine guten Hochschulen und Universitäten gab. Wissenschaftler haben die Welt ins Licht der Wahrheit getaucht, und diese Wahrheit befreit die Menschen rasch von ihrer schrecklichen Angst vor dem Tod. Junge Leute, die weiterführende Schulen und Universitäten besucht haben, lassen sich von Feuer und Schwefel nicht mehr so leicht beeindrucken. Biologie, Astronomie, Geologie und verwandte Wissenschaften haben die mittelalterlichen Ängste, die die Menschen lähmten und ihren Verstand trübten, zerstreut .
Die Irrenhäuser waren voll von Menschen, die aus lauter Angst vor dem Tod verrückt geworden waren.
Diese Angst ist absolut sinnlos. Der Tod ist unausweichlich, ganz gleich, was man darüber denkt. Nehmen Sie ihn als notwendig hin und denken Sie nicht mehr darüber nach. Und notwendig ist er offensichtlich, denn sonst würde er ja nicht zuverlässig eintreten. Aber womöglich ist er besser als sein Ruf.
Die ganze Welt setzt sich aus zwei Bestandteilen zusammen: Energie und Materie. Die Elementarphysik lehrt uns, dass Materie und Energie (die einzigen beiden dem Menschen bekannten Realitäten) weder erzeugt noch zerstört werden können. Materie und Energie können umgewandelt werden – aber nicht vernichtet.
Wenn überhaupt, dann ist Leben Energie. Können Energie und Materie aber nicht zerstört werden, dann gilt das auch für das Leben. Wie andere Energieformen kann das Leben verschiedene Übergangs- oder Veränderungsprozesse durchlaufen, doch es kann nicht zerstört werden. Der Tod ist also nur ein Übergang.
Wäre der Tod nicht bloß eine Transformation oder ein Übergang, dann käme nach dem Tod nur noch ein langer, ewiger, friedlicher Schlaf – und davor braucht niemand Angst zu haben. Sie können die Angst vor dem Tod also ein für alle Mal ad acta legen.
WIE SICH DIE ANGST VOR DEM TOD ÄUSSERT
Die allgemeinen Symptome dieser Angst sind: Die Neigung, über das Sterben nachzugrübeln, statt das Leben in vollen Zügen zu genießen – gewöhnlich aus Mangel an Zielstrebigkeit oder geeigneter Beschäftigung. Diese Angst kommt häufiger bei älteren Menschen vor, doch manchmal fallen ihr auch jüngere Leute zum Opfer. Das beste Mittel gegen die Angst vor dem Tod ist, wenn man unbedingt etwas erreichen möchte, das auch anderen zugutekommt. Ein Mensch, der beschäftigt ist, hat wenig Zeit, über das Sterben nachzudenken. Er findet das Leben zu spannend, um sich um den Tod zu sorgen. Manchmal steht die Angst vor dem Tod in engem Zusammenhang mit der Angst vor der Armut – wenn der eigene Tod liebe Menschen mittellos machen würde. In anderen Fällen wird die Angst vor dem Tod durch Krankheit und den anschließenden Zusammenbruch der Körperabwehr ausgelöst. Die häufigsten Auslöser für Angst vor dem Tod sind: gesundheitliche Probleme, Armut, keine richtige Beschäftigung, enttäuschte Liebe, Unzurechnungsfähigkeit, religiöser Fanatismus.
SORGEN
Besorgnis ist ein Geisteszustand, der sich auf Angst gründet. Er arbeitet langsam, aber gründlich. Er kommt schleichend und subtil. Nach und nach setzt er sich fest, bis der Betroffene nicht mehr klar denken kann und sein Selbstvertrauen und seine Eigeninitiative verliert. Sorgen sind ein anhaltender Angstzustand, der von Unentschlossenheit ausgelöst wird – und sich daher kontrollieren lässt.
Ein verwirrter Geist ist hilflos. Und Unentschlossenheit verwirrt den Geist. Den meisten Menschen fehlt die Willenskraft, zügig Entscheidungen zu treffen und sich daran zu halten – schon unter normalen Bedingungen. In wirtschaftlichen Ausnahmezuständen (wie wir sie erst unlängst erlebt haben) wird er Einzelne nicht nur durch die ihm eigene Trägheit in seinen Entscheidungen beeinträchtigt, sondern auch durch die Unentschlossenheit der anderen um ihn herum beeinflusst, die einen Zustand der »Massenunentschlossenheit« herbeigeführt haben.
In der Weltwirtschaftskrise war die Atmosphäre weltweit von Angst und Sorgen vergiftet – zwei toxischen Wirkstoffen, die sich nach dem Wall-Street-Crash von 1929 ausbreiteten. Dafür gibt es nur ein Gegengift: nämlich die Angewohnheit, prompte und klare Entscheidungen zu treffen. Und dieses Gegenmittel muss jeder auf sich selbst anwenden .
Wir sorgen uns nicht mehr um die allgemeine Lage, wenn wir erst die Entscheidung getroffen haben, bestimmte Maßnahmen zu ergreifen. Ich habe einmal mit einem Mann gesprochen, der zwei Stunden später auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet werden sollte. Weil er so gelassen wirkte, wollte ich wissen, wie er sich denn in dem Bewusstsein fühle, dass er schon bald das Zeitliche segnen würde. Er lächelte unbeirrt und sagte: »Das fühlt sich gut an. Denken Sie bloß – bald habe ich keine Probleme mehr. Mein ganzes Leben lang hatte ich ständig Probleme. Ich wusste nie, woher ich etwas zu essen oder anzuziehen nehmen sollte. Bald brauche ich das alles nicht mehr. Seit ich sicher weiß, dass ich sterben muss, geht es mir gut. Da habe ich mich entschlossen, mein Schicksal froh anzunehmen.«
Während er sprach, verspeiste er eine Mahlzeit, die für drei Männer gereicht hätte. Er aß alles bis zum letzten Bissen auf und genoss es offensichtlich, als würde ihm nicht das Schlimmste bevorstehen. Entschlusskraft brachte diesen Mann dazu, sich mit seinem Schicksal zu arrangieren. Entschlusskraft kann aber auch verhindern, dass man sich mit unerwünschten Umständen abfindet.
Die sechs Grundformen der Angst übersetzen sich in einen Zustand der Besorgnis, herbeigeführt durch mangelnde Entschlusskraft. Entledigen Sie sich für immer der Angst vor dem Tod, indem Sie beschließen, den Tod als unausweichliches Ereignis zu akzeptieren. Befreien Sie sich von der Angst vor Armut, indem Sie beschließen, mit dem zurechtzukommen, was sie erwirtschaften können – ohne sich Sorgen zu machen. Nehmen Sie der Angst vor Kritik ihre Bedrohlichkeit, indem sie den Entschluss fassen, sich keine Gedanken um das zu machen, was andere meinen oder sagen. Vertreiben Sie die Angst vor dem Alter, indem sie die Entscheidung treffen, das Alter nicht als Nachteil zu akzeptieren, sondern als großen Segen, der Weisheit, Selbstbeherrschung und Erkenntnisse bringt, die der Jugend fehlen. Entledigen Sie sich bewusst der Angst vor Krankheit – indem Sie nicht mehr über Symptome nachdenken. Bewältigen Sie die Angst vor Liebesverlust durch die Entscheidung, ohne Liebe auszukommen, wenn es nötig werden sollte .
Gewöhnen Sie sich ab, sich Sorgen zu machen, gleich welcher Art – indem Sie pauschal beschließen, dass das Leben nichts so Kostbares zu bieten hat, dass sich Sorgen lohnen. Mit dieser Entscheidung kommen eine Gelassenheit, Seelenruhe und stille Nachdenklichkeit, die Sie glücklich machen werden.
Ein Mensch, der voller Ängste steckt, macht nicht nur seine eigenen Aussichten auf intelligentes Handeln zunichte, sondern überträgt diese destruktiven Vibrationen auf alle, mit denen er in Berührung kommt – und nimmt auch ihnen alle Chancen.
Jeder Hund und jedes Pferd merkt, wenn sein Herrchen oder Reiter Angst hat. Die Vibrationen der Angst übertragen sich auf die Tiere, und diese verhalten sich entsprechend. Doch auch weniger intelligente Vertreter des Tierreichs können Signale der Angst empfangen. So nimmt eine Biene beispielsweise sofort wahr, wenn ein Mensch Angst hat. Aus ungeklärten Gründen sticht eine Biene viel eher jemanden, der Angstsignale aussendet, als einen Menschen, der keine Angst empfindet.
Die Schwingungen der Angst übertragen sich so schnell und gewiss und sogar über dasselbe Medium von einem Wesen auf das andere wie der Klang der menschlichen Stimme aus dem Sender über das Radio.
Gedankenübertragung gibt es wirklich. Gedanken werden von einem Menschen auf den anderen übertragen, selbst wenn es der Übertragende oder der Empfänger gar nicht merkt.
Wer negativen oder destruktiven Gedanken Ausdruck verleiht, auf den fallen diese mit Sicherheit destruktiv zurück. Auch wer nur destruktiv denkt, ohne es auszusprechen, wird das in mehrerlei Hinsicht zu spüren bekommen. Vor allem anderen – und daran sollten Sie in erster Linie denken – schadet sich jeder, der destruktive Gedanken freisetzt, selbst, weil er seine schöpferische Vorstellungskraft zerstört. Außerdem entwickelt ein Mensch, der destruktive Emotionen zulässt, eine negative Persönlichkeit, die auf andere Menschen abstoßend wirkt und sie gegen den Betreffenden einnimmt. Eine dritte Schadensquelle für Menschen, die negativen Gedanken nachhängen oder diese freisetzen, liegt in folgendem folgenschweren Umstand: Solche gedanklichen Impulse sind nicht nur für andere schädlich, sondern sie betten sich ins Unterbewusstsein des Menschen ein, der sie freisetzt, und werden so Teil seines Charakters.
Um einen Gedanken loszuwerden, reicht es nicht, ihn freizusetzen. Wird er freigesetzt, verbreitet er sich über den Äther in alle Richtungen. Gleichzeitig pflanzt er sich aber auch dauerhaft im Unterbewusstsein der Person ein, die ihn freigesetzt hat.
Ihre Aufgabe im Leben besteht doch wohl darin, Erfolg zu haben. Um erfolgreich zu sein, müssen Sie Seelenfrieden finden, die materiellen Bedürfnisse des Lebens befriedigen und vor allem glücklich werden. All diese Indizien für ein erfolgreiches Leben nehmen ihren Anfang in gedanklichen Impulsen.
Sie können Ihren Geist kontrollieren. Sie haben die Macht, ihm die Impulse vorzugeben, die Sie auswählen. Mit diesem Privileg ist aber auch die Verantwortung verbunden, es konstruktiv zu nutzen. Sie sind Herr über Ihr Schicksal auf Erden – so sicher, wie Sie Ihre eigenen Gedanken kontrollieren können. Sie können Ihr Umfeld beeinflussen, bestimmen und am Ende sogar kontrollieren und Ihr Leben nach Ihren Vorstellungen gestalten – oder, wenn Sie auf dieses Privileg verzichten, sich einem Meer der »Umstände« preisgeben, in dem sie von den Wellen hin- und hergeworfen werden wie eine Nussschale auf dem Ozean.
DIE WERKSTATT DES TEUFELS
DAS SIEBTE GRUNDÜBEL
Neben den sechs Grundformen der Angst gibt es noch ein weiteres Übel, unter dem die Menschen zu leiden haben und das fruchtbaren Boden für die Saat des Misserfolgs bietet. Es ist so subtil, dass es oft unbemerkt bleibt. Dieser Zustand lässt sich eigentlich nicht als Angst klassifizieren. Er sitzt tiefer und ist verhängnisvoller als alle sechs Ängste zusammen. In Ermangelung einer treffenderen Bezeichnung wollen wir dieses Phänomen als Empfänglichkeit für negative Einflüsse bezeichnen.
Menschen, die es zu viel Geld gebracht haben, nehmen sich vor diesem Übel stets in Acht. Nicht so die von Armut Gebeutelten … Wer in irgendeinem Lebensbereich erfolgreich sein will, der muss sich diesem Übel bewusst widersetzen. Wenn Sie diese Philosophie studieren, um reich zu werden, dann sollten Sie jetzt gründlich in sich gehen, um festzustellen, ob Sie für negative Einflüsse empfänglich sind. Ohne diese Selbstanalyse verlieren Sie den Anspruch darauf, das Ziel Ihrer Wünsche zu erreichen.
Gehen Sie aufgeschlossen an diese Analyse heran. Wenn Sie die für die Selbstanalyse vorgesehenen Fragen gelesen haben, legen Sie in Ihren Antworten gewissenhaft Rechenschaft ab. Gehen Sie dabei so gründlich vor, wie Sie es auf der Suche nach jedem anderen Feind tun würden, von dem Sie wissen, dass er auf der Lauer liegt. Gehen Sie mit Ihren eigenen Schwächen so um, als hätten Sie es mit einem realen Gegner zu tun.
Gegen Straßenräuber können Sie sich leicht schützen, weil Ihnen der Rechtsstaat organisiert zur Hilfe kommt. Das »siebte Grundübel« ist weit schwieriger zu bekämpfen, weil es zuschlägt, wenn Sie am wenigsten damit rechnen – ob Sie wachen oder schlafen. Dass seine Waffen unsichtbar sind, kommt erschwerend hinzu. Sie existieren nur in Ihrem Kopf.
Dieses Übel ist so gefährlich, weil es so viele Erscheinungsformen annehmen kann, wie es menschliche Erfahrungen gibt. Manchmal schleicht es sich durch wohlmeinende Ratschläge der engsten Angehörigen in unseren Kopf. Ein andermal kommt es von innen, aus der eigenen Einstellung heraus. Stets jedoch ist es so tödlich wie ein langsam wirkendes Gift .
WIE SIE SICH VOR NEGATIVEN EINFLÜSSEN SCHÜTZEN KÖNNEN
Um sich vor negativen Einflüssen zu schützen – vor selbst gemachten ebenso wie vor den Aktivitäten negativer Menschen aus Ihrem Umfeld –, müssen Sie sich Ihrer Willenskraft bewusst werden und sie ständig einsetzen, bis sie Ihren Geist effektiv gegen alle negativen Einflüsse abgeschottet hat.
Machen Sie sich klar, dass Sie wie jeder andere Mensch von Natur aus faul, gleichgültig und für alle Anregungen empfänglich sind, die mit Ihren Schwächen harmonisieren.
Machen Sie sich klar, dass negative Einflüsse oft über Ihr Unterbewusstsein auf Sie einwirken und deshalb schwer zu erkennen sind. Verschließen Sie sich kategorisch gegenüber allen Menschen, die Sie in irgendeiner Form deprimieren oder entmutigen.
Misten Sie Ihren Arzneischrank aus. Schmeißen Sie alle Medikamente weg und schnappen Sie nicht mehr alle Erkältungen, Zipperlein und imaginären Krankheiten auf.
Suchen Sie aktiv die Gesellschaft von Menschen, die Sie dazu bringen, in Ihrem Sinne zu denken und zu handeln.
Rechnen Sie nicht mit Problemen. In der Regel werden Sie nicht enttäuscht.
Die verbreitetste Schwäche aller Menschen ist zweifelsohne die Gewohnheit, die negativen Einflüsse anderer anzunehmen. Diese Schwäche ist umso abträglicher, weil den meisten Menschen gar nicht bewusst ist, dass sie darunter leiden. Viele machen sich das nicht klar oder versäumen oder weigern sich, den Missstand zu beheben, bis er unkontrollierbar Teil Ihres Tagesablaufs geworden ist.
Um allen unter die Arme zu greifen, die sich sehen möchten, wie sie wirklich sind, wurde der folgende Fragenkatalog zusammengestellt. Lesen Sie sich die Fragen durch und beantworten Sie sie so laut, dass Sie Ihre eigene Stimme hören können. Dann fällt es Ihnen leichter, ehrlich zu sich zu sein .
TESTFRAGEN ZUR SELBSTANALYSE
Klagen Sie oft, dass Sie sich »schlecht fühlen«? Wenn ja, warum?
Kritisieren Sie andere aus dem geringsten Anlass?
Machen Sie häufig Fehler bei der Arbeit? Wenn ja, warum?
Sind Sie im Gespräch sarkastisch und aggressiv?
Meiden Sie den Umgang mit bestimmten Menschen? Wenn ja, warum?
Leiden Sie häufig unter Verdauungsbeschwerden? Wenn ja, warum?
Kommt Ihnen Ihr Leben sinnlos vor, erscheint Ihnen die Zukunft aussichtslos? Wenn ja, warum?
Üben Sie Ihren Beruf gern aus? Wenn nicht, warum nicht?
Bemitleiden Sie sich häufig selbst? Wenn ja, warum?
Sind Sie neidisch auf andere, die es besser haben als Sie?
Woran denken Sie öfter – an Erfolg oder an Misserfolg?
Lernen Sie aus jedem Fehler?
Lassen Sie zu, dass Ihnen Verwandte oder Bekannte Sorgen bereiten? Wenn ja, warum?
Sind Sie manchmal himmelhoch jauchzend, dann wieder zu Tode betrübt?
Wessen Einfluss motiviert Sie am stärksten? Aus welchem Grund?
Tolerieren Sie negative oder entmutigende Einflüsse, die vermeidbar wären?
Achten Sie nicht auf Ihr Äußeres? Wenn ja, wann und warum?
Haben Sie gelernt, Ihre Probleme in Arbeit zu ertränken?
Würden Sie sich selbst als »rückgratlosen Schwächling« bezeichnen, wenn Sie anderen das Denken überlassen?
Vernachlässigen Sie geistige Reinigungsrituale, bis Sie sich selbst so vergiftet haben, dass Sie schlecht gelaunt und reizbar sind?
Wie viele vermeidbare Störfaktoren nerven Sie, und warum finden Sie sich damit ab?
Greifen Sie zur »Nervenberuhigung« zu Alkohol, Drogen oder Zigaretten? Wenn ja, warum versuchen Sie es nicht mal mit Willenskraft?
Nörgelt irgendjemand an Ihnen herum? Wenn ja, aus welchem Grund?
Haben Sie ein klares Hauptziel ? Wenn ja, welches, und wie wollen Sie es erreichen?
Leiden Sie unter einer oder mehreren der sechs grundlegenden Ängste? Wenn ja, unter welcher/welchen?
Kennen Sie eine Methode, sich gegen die negativen Einflüsse anderer zu schützen?
Setzen Sie gezielt Autosuggestion ein, um sich eine positive Geisteshaltung anzueignen?
Was ist Ihnen mehr wert: materielle Besitztümer oder das Privileg, Ihre eigenen Gedanken zu kontrollieren?
Lassen Sie sich von anderen leicht beeinflussen, obwohl Sie es besser wissen?
Haben Sie heute etwas dazugelernt oder Ihren Horizont erweitert?
Stellen Sie sich offen den Umständen, die Sie unglücklich machen, oder lügen Sie sich selbst in die Tasche?
Analysieren Sie alle Fehler und Misserfolge und versuchen Sie, davon zu profitieren? Oder fühlen Sie sich dazu nicht verpflichtet?
Können Sie drei Ihrer verheerendsten Schwächen aufzählen? Was unternehmen Sie dagegen?
Ermutigen Sie andere dazu, sich Ihnen anzuvertrauen, um Anteilnahme zu erfahren?
Achten Sie im Alltag auf Lektionen oder Einflüsse, die Sie persönlich weiterbringen können?
Hat Ihre Anwesenheit in der Regel eine negative Wirkung auf andere?
Welche Angewohnheiten anderer stören Sie am meisten?
Bilden Sie sich eine eigene Meinung oder lassen Sie sich von anderen beeinflussen?
Wissen Sie, wie Sie sich in eine Geisteshaltung versetzen können, die Sie vor allen entmutigenden Einflüssen schützt?
Beziehen Sie aus Ihrem Beruf Zuversicht und Hoffnung?
Ist Ihnen bewusst, dass Sie geistige Kräfte besitzen, die in der Lage sind, alle Formen der Angst aus Ihrem Kopf zu vertreiben?
Hilft Ihnen Ihre Religion, positiv zu denken?
Halten Sie es für Ihre Pflicht, sich die Sorgen anderer anzuhören? Wenn ja, warum?
Glauben Sie, »gleich und gleich gesellt sich gern«? Was sagt Ihr Freundeskreis dann über Sie aus?
Welchen Zusammenhang erkennen Sie – wenn überhaupt – zwischen den Menschen, die Ihnen am nächsten stehen, und dem Gefühl, unglücklich zu sein?
Könnte es möglich sein, dass ein Mensch, den Sie für einen Freund halten, in Wirklichkeit Ihr schlimmster Feind ist, weil er Sie negativ beeinflusst?
Nach welchen Regeln entscheiden Sie, wer Ihnen nützt und wer Ihnen schadet?
Sind Ihnen die Menschen in Ihrem engsten Umfeld geistig überoder unterlegen?
Wie viel Zeit widmen Sie in 24 Stunden:
a)
Ihrem Beruf?
b)
dem Schlaf?
c)
Spiel und Entspannung?
d)
dem Erwerb nützlicher Kenntnisse?
e)
der absoluten Zeitverschwendung?
Wer aus Ihrem Bekanntenkreis
a)
baut Sie am meisten auf?
b)
bremst Sie am meisten?
c)
entmutigt Sie am meisten?
d)
hilft Ihnen anderweitig am meisten?
Was ist Ihre größte Sorge? Warum ertragen Sie sie?
Wenn Ihnen andere unaufgefordert kostenlose Ratschläge erteilen, nehmen Sie diese fraglos an oder analysieren Sie Ihre Motive?
Was ist Ihr absolut dringendstes Anliegen? Wollen Sie es erfüllen? Sind Sie bereit, ihm alle anderen Anliegen unterzuordnen? Wie viel Zeit widmen Sie sich täglich seiner Verwirklichung?
Ändern Sie oft Ihre Meinung? Wenn ja, warum?
Bringen Sie gewöhnlich zu Ende, was Sie anfangen?
Lassen Sie sich von den Positionen, Berufsbezeichnungen, akademischen Titeln oder dem Reichtum anderer leicht beeindrucken?
Lassen Sie sich leicht von dem beeinflussen, was andere über Sie denken oder sagen?
Geben Sie sich mit Menschen wegen ihres gesellschaftlichen oder finanziellen Status ab?
Wer ist Ihrer Ansicht nach die größte lebende Persönlichkeit? In welcher Hinsicht ist Ihnen dieser Mensch überlegen?
Wie viel Zeit haben Sie dem Studium und der Beantwortung dieser Fragen gewidmet? (Wenn Sie die ganze Liste abarbeiten wollen, brauchen Sie dafür mindestens einen Tag.)
Haben Sie alle Fragen ehrlich beantwortet, wissen Sie mehr über sich selbst als die meisten Menschen. Setzen Sie sich gründlich mit den einzelnen Fragen auseinander. Tun Sie das über mehrere Monate einmal in der Woche. Sie werden sich wundern, wie viel weitere, für Sie unschätzbare Erkenntnisse Sie einfach dadurch gewinnen können, dass Sie diese Fragen wahrheitsgetreu beantworten. Sind Sie sich bei der einen oder anderen Antwort nicht sicher, suchen Sie Rat bei Menschen, die Sie gut kennen und die vor allem keinen Grund haben, Ihnen zu schmeicheln. Versuchen Sie, sich durch deren Augen zu sehen – eine ganz erstaunliche Erfahrung.
Es gibt nur eine Sache, die Sie voll und ganz unter Kontrolle haben – nämlich Ihre Gedanken. Dieser Umstand ist der bedeutsamste und inspirierendste seit Menschengedenken. Darin zeigt sich das Göttliche im Menschen. Und dieses göttliche Vorrecht ist das einzige Mittel, durch das Sie Ihr Schicksal steuern können. Gelingt es Ihnen nicht, Ihre eigenen Gedanken zu kontrollieren, dann haben Sie auch ganz bestimmt nichts anderes in Ihrem Leben unter Kontrolle.
Wenn Sie schon unachtsam mit Ihren Besitztümern umgehen, dann bitte mit materiellen. Ihr Geist ist Ihr spirituelles Vermögen . Gehen Sie besonders sorgsam damit um und schützen Sie es. Zu diesem Zweck wurden Sie mit Willenskraft ausgestattet.
Gegen Menschen, die andere durch negative Suggestion vorsätzlich oder aus Unwissenheit vergiften, gibt es leider kein Gesetz. Dabei sollte diese Form der Destruktivität mit Höchststrafen belegt werden, weil sie die Aussichten anderer auf den Erwerb materieller Vermögenswerte, die sehr wohl unter dem Schutz des Gesetzes stehen, zunichtemachen kann und das auch tut.
Skeptiker versuchten, Thomas A. Edison einzureden, er könne keine Maschine bauen, die die menschliche Stimme aufnimmt und wiedergibt. Sie argumentierten: »Schließlich hat noch nie jemand eine solche Maschine gebaut.« Edison hat ihnen nicht geglaubt. Er wusste, dass der menschliche Geist in der Lage ist, alles zu erschaffen, was er sich vorstellen und woran er glauben kann. Dieses Wissen war es, das Edison von der Masse abhob.
Bedenkenträger prophezeiten F. W. Woolworth, er würde »pleitegehen« bei dem Versuch, einen Laden aufzumachen, in dem Produkte für 5 oder 10 Cent angeboten würden. Er glaubte ihnen nicht. Er wusste, dass er – in vernünftigem Rahmen – alles schaffen konnte, wenn er nur an seine Pläne glaubte. Weil er sein gutes Recht ausübte, nicht auf die negativen Suggestionen anderer zu hören, verdiente er mehr als 100 Millionen Dollar.
Negativ eingestellte Menschen erzählten George Washington, er könne nicht hoffen, gegen die deutlich überlegenen Kräfte der Briten zu gewinnen. Doch er übte sein göttliches Recht aus zu glauben. Deshalb erscheint dieses Buch auch unter dem Schutz des Sternenbanners, während der Name von Lord Cornwallis weitgehend in Vergessenheit geraten ist .
Mehr als ein ungläubiger Thomas lachte verächtlich, als Henry Ford sein erstes, grob zusammengeschraubtes Auto auf den Straßen von Detroit Probe fuhr. Dieses Gefährt würde nie einen praktischen Nutzen haben, unkten manche. Andere meinten, keiner würde sein Geld für so ein Konstrukt ausgeben. Ford sagte, er werde die Erde mit zuverlässigen Autos überziehen. Und das tat er. Sein Entschluss, sich auf sein eigenes Urteilsvermögen zu verlassen, hat ihm mehr Geld eingebracht, als seine Nachkommen in den nächsten fünf Generationen ausgeben können. Allen, die auch gern steinreich werden möchten, sei gesagt: Der einzige Unterschied zwischen Henry Ford und den meisten der über 100 000 Menschen, die für ihn arbeiteten, ist im Grunde, dass Ford seine Gedanken kontrollierte, während die anderen das gar nicht erst versuchten.
Henry Ford wird in diesem Buch mehrfach erwähnt, weil er so ein herausragendes Beispiel dafür ist, was ein Mann erreichen kann, der eigenständig denkt und seine Gedanken kontrolliert. Seine Geschichte entzieht der häufig bemühten Ausrede »Ich hatte ja nie eine Chance« jede Grundlage. Auch Ford hatte nie eine Chance. Er verschaffte sie sich und nutzte sie konsequent, bis er reicher war als Krösus.
Die Kontrolle über die eigenen Gedanken ist das Ergebnis von Selbstdisziplin und Gewohnheit. Entweder kontrollieren Sie Ihre Gedanken, oder Ihre Gedanken kontrollieren Sie. Einen – mehr oder minder faulen – Kompromiss gibt es dabei nicht. Die effektivste aller Methoden zur Kontrolle der eigenen Gedanken besteht in der Angewohnheit, diese aktiv auf ein bestimmtes Ziel auszurichten, dem ein konkreter Plan zugrunde liegt. Wenn Sie sich mit der Geschichte von Menschen befassen, die etwas Besonderes erreicht haben, werden Sie feststellen, dass sie nicht nur ihre Gedanken kontrollieren können, sondern dass sie diese Kontrolle auch ausüben und sie auf das Erreichen bestimmter Ziele abstellen. Diese Kontrolle ist die Grundvoraussetzung für jeden Erfolg .
55 HÄUFIGE AUSREDEN MIT DEM BERÜHMTEN WÖRTCHEN »WENN«
Menschen, die scheitern, haben eine auffällige Gemeinsamkeit: Sie wissen alle ganz genau, warum. Und sie haben vermeintlich wasserdichte Erklärungen parat, mit denen Sie sich aus ihrem Misserfolg herausreden.
Manche dieser Ausreden sind nicht von der Hand zu weisen, und ein paar lassen sich sogar durch Fakten untermauern. Doch von Ausflüchten können Sie sich nichts kaufen. Die Welt interessiert nur: Haben Sie erreicht, was Sie wollten?
Ein Charakteranalytiker stellte eine Liste der häufigsten Ausreden zusammen. Fühlen Sie sich beim Lesen gründlich auf den Zahn und fragen Sie sich, wie viele dieser Ausreden von Ihnen stammen könnten. Bedenken Sie dabei, dass die in diesem Buch dargelegte Erfolgsphilosophie alle diese Ausreden überflüssig macht.
Wenn ich nicht Frau und Kind hätte …
Wenn ich nur genug Einfluss hätte …
Wenn ich das Geld hätte …
Wenn ich eine gute Ausbildung hätte …
Wenn ich einen Job finden könnte …
Wenn ich gesund wäre …
Wenn ich mehr Zeit hätte …
Wenn die Zeiten besser wären …
Wenn mich andere Menschen verstehen würden …
Wenn meine Rahmensituation anders wäre …
Wenn ich noch einmal von vorn anfangen könnte …
Wenn ich keine Angst davor hätte, was »die Leute« sagen …
Wenn ich eine Chance gehabt hätte …
Wenn ich jetzt eine Chance bekäme …
Wenn die anderen nichts gegen mich hätten …
Wenn mich nichts davon abhielte …
Wenn ich jünger wäre …
Wenn ich tun und lassen könnte, was ich wollte …
Wenn ich reiche Eltern hätte …
Wenn ich nur die »richtigen Leute« kennen würde …
Wenn ich so begabt wäre wie andere …
Wenn ich mich besser durchsetzen könnte …
Wenn ich meine Chance nicht verpasst hätte …
Wenn mir die Leute nicht so auf die Nerven gehen würden …
Wenn ich mich nicht um Haushalt und Kinder kümmern müsste …
Wenn ich etwas Geld sparen könnte …
Wenn mich mein Chef nur zu schätzen wüsste …
Wenn mir jemand unter die Arme greifen würde …
Wenn meine Familie mehr Verständnis für mich hätte …
Wenn ich in eine Großstadt ziehen könnte …
Wenn ich nur den Anfang machen könnte …
Wenn ich doch frei wäre …
Wenn ich eine Persönlichkeit hätte wie andere …
Wenn ich nicht so dick wäre …
Wenn andere wüssten, was ich kann …
Wenn mich nur mal alle in Ruhe lassen würden …
Wenn ich nur meine Schulden los wäre …
Wenn ich nicht versagt hätte …
Wenn ich nur wüsste, wie ich …
Wenn nicht alle gegen mich wären …
Wenn ich nicht so viele Sorgen hätte …
Wenn ich nur den/die Richtige(n) heiraten könnte …
Wenn die Menschen nicht so dumm wären …
Wenn meine Familie nicht so anspruchsvoll wäre …
Wenn ich selbstsicherer wäre …
Wenn ich nicht so ein Pechvogel wäre …
Wenn ich nicht unter dem falschen Stern geboren wäre …
Wenn es nicht so wäre, dass »es kommt, wie es kommt« …
Wenn ich nicht so schwer arbeiten müsste …
Wenn ich nicht mein Geld verloren hätte …
Wenn ich woanders leben könnte …
Wenn ich keine »Vergangenheit« hätte …
Wenn ich mein eigenes Unternehmen hätte …
Wenn andere bloß auf mich hören würden …
Vor allem aber: Wenn ich den Mut hätte, mich so zu sehen, wie ich wirklich bin, würde ich herausfinden, was mit mir nicht stimmt, und etwas dagegen tun. Dann hätte ich vielleicht die Chance, aus meinen eigenen Fehlern und den Erfahrungen anderer zu lernen, denn ich weiß, dass bei mir etwas schiefläuft. Sonst wäre ich längst dort, wo ich sein könnte, wenn ich mehr Zeit auf die Analyse meiner Schwächen verwendet hätte als auf das Erfinden von Ausreden, um sie zu kaschieren.
Ausflüchte zu finden, die Fehlschläge erklären, ist ein sehr verbreiteter Zeitvertreib. Dieses Verhalten ist so alt wie die Menschheit – und tödlich für jeden Erfolg! Warum halten Menschen so hartnäckig an ihren faulen Ausreden fest? Ganz klar: Weil sie sie sich selbst ausgedacht haben. Eine Ausrede ist das Kind der eigenen Fantasie. Und es liegt in der Natur des Menschen, seine Kinder zu verteidigen.
Ausreden sind tief in unserer Kultur verwurzelt. Solche Verhaltensweisen sind schwer abzulegen – vor allem, wenn sie rechtfertigen, was wir tun! Genau daran dachte Platon, als er sagte: »Ist ja doch … der Sieg über sich selbst … der erste und herrlichste von allen Siegen und das Sichselbstunterliegen unter Allem das Schimpflichste und Schlimmste zugleich.« 3 0
Ein anderer Philosoph hatte ähnliches im Sinn, als er sagte: »Ich war sehr überrascht, als ich feststellte, dass das Hässliche, was ich an anderen wahrnahm, meist ein Spiegelbild meiner selbst war.«
Elbert Hubbard meinte: »Mir war immer ein Rätsel, warum die Menschen so viel Zeit damit zubringen, sich vorsätzlich selbst zu täuschen, indem sie sich Ausreden überlegen, um ihre Schwächen zu vertuschen. Würden sie diese Zeit sinnvoller verwenden, könnten sie ihre Schwächen problemlos beheben und bräuchten dann keine Ausreden mehr.«
Zum Schluss möchte ich noch anmerken, dass »das Leben ein Schachspiel ist, und ihr Gegenspieler die Zeit. Zögern Sie zu ziehen, oder ziehen Sie nicht schnell genug, werden ihre Figuren von der Zeit vom Brett gefegt. Sie spielen gegen einen Partner, der Unentschlossenheit nicht toleriert.«
Sie mögen vielleicht einmal eine logische Erklärung dafür gehabt haben, dass Sie dem Leben nicht abverlangen, was Sie haben wollen, doch diese Ausrede zieht nicht mehr, denn nun sind Sie im Besitz des Generalschlüssels, der Tür und Tor zum Leben in seiner ganzen Fülle öffnet.
Der Generalschlüssel existiert natürlich nur im übertragenen Sinne, doch deshalb funktioniert er nicht schlechter! Er besteht in dem Privileg, in sich das dringende Anliegen entstehen zu lassen, sich eine ganz bestimmte Form des Reichtums zu verschaffen. Sie können den Schlüssel ungestraft einsetzen. Tun Sie das nicht, müssen Sie den Preis dafür zahlen. Und dieser Preis besteht im Scheitern. Nutzen Sie den Schlüssel, winkt ihnen unermesslicher Lohn in Form der Befriedigung, die jeder empfindet, der sich selbst besiegt und das Leben zwingt, ihm zu geben, was er verlangt.
Diese Belohnung ist es wert, sich dafür einzusetzen. Wie sieht es aus: Lassen Sie sich überzeugen und machen den Anfang?
»Wenn wir verwandt sind«, so der unsterbliche Emerson, »werden wir einander begegnen.« Diesen Gedanken möchte ich abschließend ausborgen mit den Worten: »Wenn wir verwandt sind, dann sind wir uns in diesem Buch begegnet.«