Glaubenssätze:
Was schlummert da unter der Oberfläche?

»Auf die Dauer der Zeit nimmt die Seele die Farbe deiner Gedanken an.«

Marcus Aurelius

Denkmuster, Überzeugungen und Glaubenssätze zum Thema »Geld« haben wir alle. Doch was genau sind Glaubenssätze? Es handelt sich dabei um tief verwurzelte Überzeugungen, die eine Person über sich selbst, andere Menschen und die Welt hat. Glaubenssätze können positiv oder negativ sein und beeinflussen maßgeblich, wie wir uns selbst einschätzen, welche Ziele wir verfolgen und wie wir mit Herausforderungen umgehen. Einige davon sind uns bewusst, andere nicht. Ob bewusst oder unbewusst, Glaubenssätze spiegeln sich in der eigenen Wahrnehmung, dem Verhalten, unseren Emotionen sowie in der Selbst- und Fremdbewertung wider. Sie werden beeinflusst durch Erfahrungen, Erziehung und Kultur; häufig schon in der Kindheit. Aber auch Märchen, Sprichwörter oder bestimmte Vorbilder können unsere Glaubenssätze nachhaltig prägen.

Dabei verfügen keine zwei Menschen über die exakt gleichen Denkmuster; selbst unter Geschwistern kann es abweichende Glaubenssätze geben. Denn Glaubenssätze sind so individuell und unterschiedlich wie die Erfahrungen, die die Menschen im Laufe ihres Lebens machen. Denken Sie nur mal an die unterschiedlichen Erfahrungen, die ein erstgeborenes Kind im Vergleich zum Zweit- oder Drittgeborenen macht. Glaubenssätze und Denkmuster sind also so individuell wie Ihr Fingerabdruck.

Und unser Gehirn spielt das Spiel prima mit! Es liefert uns nämlich Beweise für das, was wir glauben, und nicht für das, was wahr ist. Stellen Sie sich Ihren Verstand wie einen Papagei vor. Er sitzt auf Ihrer Schulter und krächzt Ihnen die immer gleichen Sätze ins Ohr – Sätze, die Sie ihm selbst beigebracht haben!

Dieses Kapitel will Ihnen dabei helfen, Ihre eigenen Denkmuster und Grundüberzeugungen zum Thema Geld aufzuspüren, zu hinterfragen und – falls nötig – zu verändern.

Aber es spielt nicht nur eine Rolle, was wir glauben, sondern auch, was wir nicht glauben. Es ist an der Zeit, Ihnen Roger Bannister vorzustellen. Nie von ihm gehört? Das ändern wir jetzt: »Alle sagten: ›Das geht nicht!‹ Dann kam einer, der wusste das nicht, und hat es einfach gemacht.«

Diesen Spruch haben Sie vielleicht so oder so ähnlich schon mal gehört, aber ist da was dran?

Der britische Profi-Sportler Roger Bannister (1929 – 2018) schaffte es als erster Mensch weltweit, eine englische Meile (1,6 km) in unter vier Minuten zu laufen. Weltrekord! Das war im Jahr 1954 und galt bis dahin unter Medizinern als für den menschlichen Körper schlichtweg unmöglich. Doch das Erstaunliche an dem Ganzen kommt erst noch: Nachdem Roger Bannister diesen Rekord geschafft hatte, gelang es auf einmal auch anderen Sportlern, diese vermeintliche sportliche »Schallmauer« zu durchbrechen. 21 Doch wie kann das sein? Hatten sich die genetischen und körperlichen Voraussetzungen der Menschheit auf einen Schlag verändert? Wohl kaum …

Was als Roger-Bannister-Effekt bekannt wurde, zeigt, dass die Grenzen des Möglichen fließend und keinesfalls in Stein gemeißelt sind. Viel zu oft wird jedoch genau das fälschlicherweise suggeriert und angenommen. Es braucht allerdings häufig wie im Beispiel oben einen sichtbaren Impuls, der den Stein ins Rollen bringt. Jemand, der zeigt »Hey, das ist ja doch möglich!«, kann Sie dazu inspirieren, Ihre eigenen Grenzen zu verschieben und über sich hinauszuwachsen. Genau deshalb ist es so immens wichtig, sich mit den eigenen persönlichen Glaubenssätzen, auch zum Thema Geld auseinanderzusetzen. Denn wenn Ihr Kind »Hey, das ist alles möglich!« erlebt, könnte es zu ungeahnten Höhenflügen ansetzen. Seien Sie Impulsgeber und Vorbild für Ihr Kind!

Und bitte lassen Sie sich nun nicht abschrecken, weil Sie denken: Ich kann meinem Kind doch nicht vorleben, dass es Millionär sein kann, ich bin schließlich selbst keiner!

  1. Sind Sie sich da wirklich sicher …?
  2. Keine Sorge, so ist das nicht gemeint, und es ist auch gar nicht notwendig, Millionär zu sein. Es geht viel niedrigschwelliger, als Sie denken!

Die Idee ist es, Ihrem Kind, wann immer es Ihnen möglich ist, ein »Growth Mindset« 22 zu vermitteln. Was das ist, fragen Sie sich? Wir wollen es Ihnen erklären, denn es könnte das größte Geschenk sein, das Sie Ihrem Kind machen können!

Menschen reagieren unterschiedlich auf die Herausforderungen und Misserfolge, die das Leben so mit sich bringt: Die einen verzweifeln, resignieren und haben große Angst, zu scheitern. Fehler sind für sie gleichbedeutend mit einem Mangel an Kompetenz und bedeuten schlichtweg Versagen. Diese Menschen werden von einem sogenannten »Fixed Mindset« geleitet. Andere Menschen werden erst richtig warm und fühlen sich geradezu herausgefordert, wenn Probleme auftauchen. Sie akzeptieren weder Misserfolge, noch kommt Aufgeben für sie infrage. Sie vergleichen sich nicht mit anderen, sondern nur mit sich selbst beziehungsweise mit einer früheren Version ihrer selbst. Fehler werden eher neutral als Entwicklungsmöglichkeiten gesehen. Ihr Denken und Handeln wird von einem sogenannten Growth Mindset bestimmt. Sie denken, das ist Zufall oder Charaktersache? Weit gefehlt! Fähigkeiten und Fertigkeiten sind ausbaufähig und keine feststehenden Qualitäten, mit denen wir geboren werden. Babys und Kleinkinder kommen auf diese Welt und sind ab der ersten Sekunde in einem Growth Mindset: Sie drehen und strecken sich, robben und krabbeln, ziehen sich hoch und lassen sich weder von Stürzen, Schrammen noch sonstigen Rückschlägen davon abhalten, weiterzumachen und sitzen, laufen oder sprechen zu lernen. Kämen Sie auf die Idee, zu einem Kleinkind zu sagen: »Boah bist du schlau, deshalb hast du so schnell Laufen gelernt. Laufen liegt dir einfach!« Nein? Wir auch nicht! Unsere »Werkseinstellung« ist also das Growth Mindset, es kommt uns nur leider allzu häufig im Laufe unseres (jungen) Lebens abhanden. Hallo, reformbedürftiges Schulsystem!

Stellen Sie sich einmal folgende Situation vor: Sie schlendern mit Ihrem Kind durch die Elektronikabteilung, und es erzählt Ihnen voller Begeisterung und Elan, warum es ganz dringend das neueste Smartphone braucht. Wie ist Ihre spontane Reaktion darauf? Rollen Sie mit den Augen? Schweres, genervtes Ausatmen? Was sagen Sie in solchen Situationen reflexartig zu Ihrem Kind? »Das können wir uns nicht leisten!«

Gehen wir mal davon aus, Sie können es sich aktuell wirklich nicht leisten. Dann entspricht dieser Satz zwar der (momentanen) Wahrheit, er ist aber auch absolut.

Sie.können.sich.das.nicht.leisten. Uargh!

Wie fühlt sich das für Sie an? Nach Mangel? Enge? Sicher eher ungut … Formulieren Sie die Aussage weniger endgültig, indem Sie sagen: »Das kannst du dir/können wir uns NOCH nicht leisten«, passiert etwas ganz Erstaunliches: Diese Aussage eröffnet Spielraum für Überlegungen, wie Sie doch noch ans Ziel gelangen könnten. Neue Perspektiven und Möglichkeiten können irgendwann zum Ziel führen. Sie können sich das Smartphone zwar momentan immer noch nicht leisten, aber der Fokus liegt nun ganz klar auf der Frage: »Wie ginge es trotzdem (irgendwann)?« Und genau das ist es, was Sie Ihrem Kind mitgeben sollten: in Lösungen und nicht in Problemen zu denken. Stärken Sie seinen Glauben an seine eigene Lern- und Entwicklungsfähigkeit! Kinder mit einem Growth Mindset denken in Lösungen und auch mal um die Ecke, sie beschreiten unkonventionelle Wege, um an ihr Ziel zu kommen. Kinder mit einem Fixed Mindset hingegen sagen Sätze wie »Ich kann das nicht« oder »Ich bin schlecht in Mathe«. Sie resignieren schneller, akzeptieren vermeintliche Grenzen und verharren im Status quo. »Ertappen« Sie Ihr Kind, wenn es solche Sätze sagt, fördern Sie es in Richtung Growth Mindset, indem Sie seine limitierenden Sätze mit dem Wörtchen »noch« anreichern: »Ja, du kannst das noch nicht, aber wie könnten wir das ändern?« Und dann überlegen Sie sich zusammen den nächst- und kleinstmöglichen Schritt, um diesen Umstand zu ändern. Um es mit den Worten von Caroline von St. Ange zu sagen:

Alles ist schwer, bevor es leicht ist!

Natürlich werden hier zwei Enden eines Spektrums beschrieben, die meisten Menschen liegen irgendwo dazwischen. Es kann auch auf die Situation und/oder das Thema ankommen, welches Mindset in uns »anspringt«. Fakt ist, dass Sie das Mindset Ihres Kindes aktiv verändern können, und das sollten Sie sich unbedingt zunutze machen!

Wenn Sie Ihrem Kind ein einprägsames Bild an die Hand geben wollen, wie sein Gehirn funktioniert, hat Caroline von St. Ange eine schöne Idee 23 : Erklären Sie Ihrem Kind, dass das Gehirn wie ein Muskel funktioniere. So, wie unsere Muskeln intensiv belastet werden müssen, wenn sie wachsen sollen, so ist es auch bei unserem Verstand: Den bringen vor allem schwierigere Aufgaben und Herausforderungen zum Wachsen. Wenn wir mehr Muskeln wollen, hilft es uns nicht, Übungen zu machen, die uns leichtfallen. Und unser Verstand wächst, wenn es sich nach »Arrrgh – ist das kompliziert!« anfühlt.

Gemeinsam Lernerfolge sichtbar machen 24

Schnappen Sie sich Ihr Kind, eine Rolle Klopapier und einen Filzstift. Alles Dinge, die Sie zu Hause haben sollten. Nun überlegen Sie sich gemeinsam Dinge, die für Ihr Kind schwer zu lernen waren, die es aber letztendlich gemeistert hat. Zum Beispiel: Krabbeln, Laufen, Sprechen, Fahrrad fahren, sich selbst An- und Ausziehen, mit Besteck essen, auf Bäume klettern, Schwimmen, Seil springen, Pfeifen … Jedes einzelne dieser Learnings schreiben Sie auf ein Blatt Klopapier, und Sie hören erst auf, wenn die ganze Rolle vollgeschrieben ist. Wenn Sie fertig sind, wickeln Sie die Rolle wieder auf und stellen sie gut sichtbar für Ihr Kind auf, als klares Zeichen, dass es schon vieles geschafft und gelernt hat und dass es das auch in Zukunft kann.

Ich denke, also habe ich recht? Bestehende Glaubenssätze aufspüren

Bevor Sie Ihrem Kind also einen gesunden Umgang mit Geld vermitteln können, ist es wichtig, dass Sie bei sich selbst mit einer kleinen Bestandsaufnahme starten. Denn negative Glaubenssätze zum Thema Geld werden leider oft ungefiltert an die nächste Generation weitergegeben. Stellen Sie sich vor, im Kopf Ihres Kindes gibt es verschiedene Schubladen für verschiedene Themen; so auch zum Thema Geld. In dieser Schublade sammelt Ihr Kind alles, was es explizit, aber auch implizit zum Thema Geld (von Ihnen) lernt. Mit diesem Thema konfrontiert, wird Ihr Kind diese Schublade irgendwann automatisch öffnen und herausnehmen, was es dort drin findet. Sie wollen also sicherstellen, dass Sie ihm sinnvolle Dinge für seine Geldschublade mitgeben. Um die Schubladen Ihrer Kinder nicht »zuzumüllen«, ist es deshalb sinnvoll, mit den eigenen negativen Glaubenssätzen aufzuräumen – und auch immer wieder mit denen Ihrer Kinder. Einen größeren Gefallen können Sie sich und Ihren Kindern nicht tun.

Es beginnt also wie so oft mit Ihnen!

Vielleicht haben Sie das Gefühl, Sie wollen lieber mit handfesten, greifbaren Schritten vorangehen. Tatsächlich ist unsere innere Einstellung wichtiger als Ihnen vielleicht bewusst ist. Es besteht nämlich ein Zusammenhang zwischen den Schritten, die Sie unternehmen, und dem, was Sie denken: Bühne frei für den Gedankenkreislauf!

Unsere Gedanken und somit auch unsere Glaubenssätze beeinflussen maßgeblich unsere Gefühle. Unsere Gefühle wiederum schlagen sich in unserem Verhalten nieder. Und wie wir uns verhalten, hat natürlich Einfluss darauf, wie wir unsere Realität erleben. Der österreichische Philosoph und Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick macht mit seiner »Geschichte mit dem Hammer« das Konzept des Gedankenkreislaufes auf anekdotische Weise greifbar: Ein Mann benötigt zum Aufhängen eines Bildes einen Hammer, den er selbst nicht besitzt. Also will er sich von einem Nachbarn einen ausleihen, doch bevor es dazu kommen kann, redet sich der Mann mehr und mehr ein, dass der Nachbar sicher etwas gegen ihn hat, sodass er schließlich wutentbrannt zu jenem ahnungslosen Nachbarn stürmt, um ihm zu sagen, dass er den blöden Hammer doch für sich behalten solle. 25 Was in der Geschichte natürlich witzig und direkt durchschaubar daherkommt, ist in anderen Fällen viel subtiler.

Ein Beispiel: In Ihre Nachbarschaft zieht ein sehr wohlhabendes Pärchen. Sie denken vielleicht »So viel Geld verdirbt sicher den Charakter, sie haben ja nicht mal Kinder, wie egoistisch!« oder Ähnliches. Ihre Gefühle gegenüber den neuen Nachbarn sind entsprechend eher kritisch und reserviert. Beim zufälligen Zusammentreffen auf der Straße verhalten Sie sich deshalb lieber abwartend und ergreifen erst mal nicht die Initiative. Und siehe da, von den neuen Nachbarn kommt auch nichts, sie gehen einfach ihres Weges, ohne zu grüßen. Aber Sie wussten es ja bereits, dass von diesen Menschen nicht viel zu erwarten ist! Gratulation, Sie haben sich somit Ihre eigenen Gedanken und Glaubenssätze selbst bestätigt.

Abbildung 1: Gedankenkreislauf.

Nun überlegen Sie einmal, welche Gedanken und Assoziationen in Ihnen aufsteigen, wenn Sie über das Thema Geld nachdenken. Bitte lassen Sie dabei Ihren Verstand, so gut es geht, außen vor und bewerten Sie nicht. Seien Sie offen für das, was Ihnen in den Sinn kommt, und lassen Sie es ungefiltert so stehen. Es gibt hier kein Richtig oder Falsch und keinen Leistungsgedanken.

Sind Sie bereit für Ihren ganz persönlichen Denkmuster-Check? Nehmen Sie sich dafür zehn Minuten Zeit. Schreiben Sie Ihre Gedanken mit Stift und Papier auf. Das analoge Aufschreiben hilft Ihnen beim Bewusstmachen und kann Ihre Gedanken zum Fließen bringen. Nehmen Sie einfach an, was kommt.

Falls es Ihnen schwerfällt, ohne Vorgabe frei über das Thema Geld nachzudenken, können Sie die folgenden beispielhaften Grundüberzeugungen durchgehen und beobachten, was diese mit Ihnen machen.

Was davon kennen Sie, und was trifft auf Sie zu? Was fällt Ihnen noch ein? Ertappen Sie sich dabei, dass Sie heftig nicken? Oder schütteln Sie bei manchen Aussagen vielleicht empört den Kopf? Immer wenn merklich Emotionen in Ihnen ausgelöst werden, lohnt es sich, genauer hinzuschauen.

Überlegen Sie bitte auch, welche Redensarten zum Thema Geld in Ihrer Familie üblich waren. Denken Sie an Ihre Eltern oder andere wichtige Bezugspersonen aus Ihrem Leben. Was war/ist ein typischer Satz, den diese Person(en) zum Thema Geld äußern würde(n)? Legen Sie diesen Menschen ruhig mental die Worte in den Mund, bis sich ein stimmiges Bild ergibt. Will Ihnen partout nichts einfallen, dann gibt Ihnen das ebenfalls Rückschlüsse: Vielleicht wurde das Thema Geld (in Ihrer Anwesenheit) so kategorisch ausgeklammert, dass Sie dazu keinerlei Erinnerung haben, die Sie anzapfen könnten. Auch das kann für Sie eine hilfreiche Information sein.

Es ist durchaus verbreitet, dass bestimmte Glaubenssätze über Generationen hinweg ungefiltert weitergegeben werden, ohne dass diese jemals hinterfragt, angepasst oder reflektiert werden. Das ändert sich nun dank Ihnen!

Bevor wir uns genauer anschauen, wie wir hinderliche Glaubenssätze verändern können, haben Sie nun die Möglichkeit, Ihre persönlichen Top 5 der Grundüberzeugungen zusammenzustellen.

Meine wichtigsten Glaubenssätze zum Thema Geld sind:

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Nun wollen wir versuchen, Ihre Welt ein bisschen auf den Kopf zu stellen, indem Sie versuchen, Ihre aufgespürten Gedanken und Aussagen ins Gegenteil zu verkehren. Welche der oben identifizierten Glaubenssätze möchten Sie zuerst bearbeiten? Welche erscheinen Ihnen am hinderlichsten? Ordnen Sie Ihre Liste hinsichtlich der Wichtigkeit der Veränderung:

Diese drei Glaubenssätze möchte ich ändern, und zwar in dieser Reihenfolge:

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Ich handele, also wandele ich mich? Bestehende Glaubenssätze verändern

Gehen wir es also an und arbeiten konkret an Ihren Glaubenssätzen. Formulieren Sie dafür die von Ihnen identifizierten Glaubenssätze neu. Wichtig: Achten Sie dabei darauf, Verneinungen zu vermeiden. Ein Beispiel:

Und nicht etwa: »Geld verdirbt nicht den Charakter.«

Beobachten Sie, was die Umkehrung der Aussage mit Ihnen macht. Lässt Sie sie ungläubig zurück? Spüren Sie innerlich Widerstand? Wollen Sie vielleicht sogar abbrechen und denken, das ist alles großer Quatsch? Sehr gut! Sie sind Ihren (hinderlichen) Glaubenssätzen dicht auf den Fersen!

Wenn Sie mit den umgekehrten Glaubenssätzen etwas »warm geworden« sind, können Sie in einem nächsten Schritt Ihre bisherigen Glaubenssätze auf den Prüfstand stellen und in die Waagschale werfen: Was spricht für diese Aussage? Welche Erfahrungen, Ereignisse, Erlebnisse kommen in diese Pro-Waagschale? Was spricht gegen diesen Glaubenssatz? Welche abweichenden Erfahrungen oder Ausnahmen fallen Ihnen ein? All das bitte einmal in die Kontra-Waagschale werfen. Manchmal braucht es wirklich genaues Überlegen und Hinschauen, aber es lohnt sich, beide Waagschalen zu füllen. Überlegen Sie auch, wer Ihnen beim Füllen der Kontra-Waagschale behilflich sein könnte, sollte es Ihnen sehr schwerfallen, Gegenargumente zu finden. Beobachten Sie, wie sich Ihr Blick auf Ihren bisherigen Glaubenssatz beim Füllen der beiden Waagschalen ändert und/oder relativiert.

Ein paar Denkanstöße:

Mit dieser Übung kann es Ihnen gelingen, anstelle Ihrer alten Glaubenssätze nun neue positive Glaubenssätze zu verinnerlichen. Hängen Sie sich diese neu gewonnenen Glaubenssätze an einer für Sie gut sichtbaren Stelle auf, zum Beispiel an einer Pinnwand, am Kühlschrank oder am Badezimmerspiegel. Oder digital als Bildschirmschoner oder Hintergrundmotiv Ihres Smartphones. Die Idee ist es, sich am besten täglich mehrfach damit zu konfrontieren.

Manche Ihrer (negativen) Glaubenssätze tragen Sie vermutlich schon seit Jahrzehnten mit sich herum. Sie werden sie deshalb nicht innerhalb weniger Minuten komplett abstreifen können. Unser Unterbewusstsein funktioniert wie ein Autopilot, der im Zweifelsfall immer die »bekannte« Fahrtrichtung einschlägt. Um eine neue Fahrtrichtung einschlagen zu können, muss diese zu Ihrem neuen Automatismus werden. Und das braucht Zeit. Geben Sie sich diese Zeit und seien Sie geduldig mit sich. Wiederholen Sie diese Arbeit an Ihren Glaubenssätzen am besten regelmäßig. Sie können sich das wie mit dem Putzen Ihrer Wohnung vorstellen. Von Zeit zu Zeit ist eine umfassende Grundreinigung notwendig. Danach reicht es wieder eine Weile, punktuell zu reinigen. Doch irgendwann haben sich wieder dicke Staubschichten abgesetzt, und Sie müssen wieder mit dem großen Besen ran.

Vergessen Sie auch Ihren Partner oder Ihre Partnerin oder andere wichtige Bezugspersonen Ihres Kindes nicht! Holen Sie sie mit ins Boot! Setzen Sie sich zusammen und reflektieren Sie gern gemeinsam darüber, was Ihnen jeweils zum Thema Geld bewusst oder unbewusst vermittelt wurde und ob Sie das übernehmen oder anpassen wollen. Etablieren Sie eine Diskussionskultur rund um das Thema Geld: »Über Geld spricht man doch!« Zeigen und leben Sie Ihrem Kind diese Maxime vor. So stellen Sie sicher, dass Sie alle an einem Strang ziehen, und sind Vorbild für Ihr Kind.