Umgang mit Geld im Alltag

Geld kann auf vielfältige Weise eine Rolle in Ihrem Leben spielen und zu Freude wie Frust führen. Nicht selten wird es manipulativ eingesetzt, und beim Geld hört bekanntermaßen die Freundschaft auf. Auch der Spruch »Reden Sie noch miteinander, oder haben Sie bereits geerbt?« lässt erahnen, wie verbreitet das Thema Geld in vielen familiären Konflikten ist. Das scheinbar neutrale Geld wird zu einer Art Nebenkriegsschauplatz und frei nach Clausewitz zu einer Fortsetzung der Beziehungspolitik mit finanziellen Mitteln. Und nur allzu oft kochen die Emotionen hoch.

Konflikte rund ums Thema Geld

In fast jeder Familie kommt es irgendwann zu Konflikten rund um Geld. Ob es um die Finanzen der Familie, die Unterstützung durch Großeltern oder das Taschengeld für die Kinder geht, Geld kann eine Quelle von Spannungen und Uneinigkeiten sein. In diesem Kapitel werden wir uns mit den häufigsten Konfliktsituationen befassen und Ihnen Werkzeuge an die Hand geben, um diese Konflikte zu minimieren und positiv umgedeutet sogar als Gelegenheit zur finanziellen Bildung zu nutzen.

Konflikte zwischen Eltern

Die Eltern unter Ihnen werde es kennen: Wer gibt wie viel/zu viel wofür aus? Soll es lieber der Low-Budget-Urlaub werden, aber dafür wird öfters verreist, oder gibt es eine große Sause einmal im Jahr? Ist das Haushaltsbuch nur für spießige Erbsenzähler, oder ist es notwendig, um zu sehen, wo das Geld versickert? Wie viel Geld soll für die Kinder ausgegeben werden? Für ihre Bildung, bestimmte Hobbys oder Aktivitäten? Wie gehen wir mit Schulden um? Muss es das neue größere Auto sein? Die Liste an Geldthemen, die zwischen Eltern zu Streit führen können, ist schier unendlich. Wenn Sie in einer Patchworkkonstellation leben, kann das ganz eigenes Konfliktpotenzial mit sich bringen, wenn Ex-Partnerinnen und Ex-Partner eine (finanzielle) Rolle spielen und alle Interessen und Belange unter einen Hut gebracht werden müssen. Hier kommen einige häufige Situationen:

Finanzielle Sorgen: Die meisten Familien haben in gewissen Phasen finanzielle Herausforderungen zu bewältigen. Diese können durch Jobverlust, unerwartete Rechnungen oder andere Umstände ausgelöst werden. Finanzielle Sorgen sind oft der Auslöser für Konflikte zwischen Eltern. Die Angst vor Geldknappheit oder Schulden kann Ängste und Unsicherheit schüren.

Kinderfragen: Eltern stehen oft vor schwierigen Fragen, wie sie ihren Kindern den richtigen Umgang mit Geld beibringen können. Sollten sie Taschengeld geben? Wie viel ist angemessen? Wie gehen sie mit Kinderwünschen nach teuren Spielsachen oder Markenkleidung um? Aber auch Überlegungen, inwieweit Eltern ihre Kinder an ihren finanziellen Sorgen teilhaben lassen, können zu Meinungsverschiedenheiten führen.

Offene Kommunikation und gemeinsame finanzielle Ziele

Eine der effektivsten Strategien, um Konflikte zwischen Eltern zu minimieren, ist eine offene Kommunikation. Sprechen Sie regelmäßig über Ihre finanzielle Situation, Ihre Ziele und Prioritäten. Erstellen Sie einen Haushaltsplan, mit dem Sie gemeinsam arbeiten. Legen Sie gemeinsam Budgets fest. Dies hilft dabei, finanzielle Entscheidungen zu treffen, die im Einklang mit Ihren Zielen stehen.

Festlegen von gemeinsamen finanziellen Zielen: Wenn Sie gemeinsame finanzielle Ziele setzen, schaffen Sie eine klare Richtung für Ihre Familie. Dies kann dazu beitragen, Meinungsverschiedenheiten zu minimieren, da Sie auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten. Ob es sich um die Schuldenrückzahlung, den Kauf eines Eigenheims oder die Planung für die Zukunft Ihrer Kinder handelt, gemeinsame Ziele bieten Orientierung.

Konflikte mit Großeltern

Unterschiedliche Ansichten über Gelderziehung und finanzielle Unterstützung: Manchmal haben Großeltern eine andere Sichtweise zur (Geld-)Erziehung und finanziellen Unterstützung. Sie könnten der Meinung sein, dass Ihre Kinder zu viel oder zu wenig Taschengeld bekommen oder zu viele teure Geschenke erhalten. Es kann auch Meinungsverschiedenheiten darüber geben, wie viel finanzielle Unterstützung Großeltern bieten sollten, sei es für Bildung oder andere Bedürfnisse.

Respekt gegenüber den Ansichten der Großeltern und konstruktive Gespräche führen: Versuchen Sie, in konstruktiven Gesprächen gemeinsame Lösungen zu finden. Hören Sie aufmerksam zu und versuchen Sie, zu verstehen, warum die Großeltern die Dinge auf eine bestimmte Weise sehen. Erklären Sie gleichzeitig Ihre eigenen Ansichten und Bedenken. Denken Sie daran, Respekt ist keine Einbahnstraße und auch keine Frage des Alters. Auch Sie verdienen es, dass Ihre Person, Ihre Wünsche und Ansichten respektiert werden. Sie sind in erster Linie für das Wohlergehen Ihres Kindes verantwortlich, die Großeltern stehen in der zweiten Reihe. Selbstverständlich können Großeltern Ihnen mit Rat und Tat und ihrer geballten Lebensweisheit zur Seite stehen, es liegt aber letztendlich in Ihrem eigenen Ermessen, was Sie davon annehmen und wie Sie es für Ihr Kind/Ihre Familie umsetzen wollen. Lösen Sie sich aus Ihrer Kind-Rolle und gestalten Sie den Generationendialog auf Augenhöhe.

Konflikte mit den Kindern

Wer kriegt warum wie viel Taschengeld? Taschengeld kann eine Quelle von Konflikten zwischen Eltern und Kindern sein. Die Kinder könnten das Gefühl haben, dass sie nicht genug bekommen, während die Eltern sich Gedanken darüber machen, wie viel angemessen ist. Konflikte können auch entstehen, wenn Kinder sich mit Gleichaltrigen vergleichen und behaupten, dass »die anderen alle mehr bekommen«.

Konflikte als Anlässe für Gespräche über Bedürfnisse und Erwartungen nutzen: Konflikte um Taschengeld und finanzielle Belohnungen können als Gelegenheit dienen, um mit Ihren Kindern über ihre Bedürfnisse und Erwartungen zu sprechen. Erklären Sie ihnen, wie Budgetierung funktioniert, das heißt, sich bestimmte Budgets für bestimmte Ausgaben/Ziele zu setzen und diese auch einzuhalten. Ermutigen Sie sie, finanziell verantwortungsbewusst zu sein, und beteiligen Sie sie an Entscheidungen, die ihr Taschengeld betreffen. Dies kann dazu beitragen, ihre finanzielle Bildung zu fördern und Konflikte in Chancen zur Weiterentwicklung zu verwandeln. 26

Erinnern Sie sich daran, dass Konflikte oft aus unterschiedlichen Bedürfnissen und Erwartungen resultieren. Nutzen Sie sie als Gelegenheit zur offenen Kommunikation und zur Weitergabe von finanzieller Bildung an Ihre Kinder. Geld kann eine Quelle von Spannungen sein, aber es kann auch als Werkzeug dienen, um eine starke finanzielle Grundlage für Ihre Familie und die nächste Generation zu schaffen.

Von Bedürfnissen, Wünschen und Werten

Wir alle haben täglich eine Vielzahl an Wünschen und Bedürfnissen, doch was ist ein Wunsch? Und was ein Bedürfnis? Manchmal fällt es selbst Erwachsenen schwer, korrekt zwischen den beiden zu unterscheiden. Hier mal ein kleiner Test!

Ist das neue Paar Schuhe nur ein Wunsch oder vielleicht doch ein Bedürfnis?! Manchmal wünschen wir uns etwas so sehr, dass es sich tatsächlich wie ein Bedürfnis anfühlen kann. Und Kindern geht es da nicht anders. Es lohnt sich also, mit Ihren Kindern (regelmäßig) darüber zu sprechen, was der Unterschied zwischen einem Wunsch, also etwas, das ich gerne hätte, aber nicht zum Überleben brauche, und einem Bedürfnis ist. Also etwas, das ich (zum Überleben) brauche.

Menschliche Grundbedürfnisse ...

... sind fundamentale Bedürfnisse und Anforderungen, die für das Überleben, das Wohlbefinden und die Entwicklung eines Menschen unerlässlich sind. Nahrung, Wasser, Luft, Schlaf, Sexualität 27 und Schutz sind die körperlichen Überlebensbasics. Weitere wichtige Grundbedürfnisse sind Sicherheit und Stabilität, also ein sicheres Zuhause, eine sichere Arbeitsstelle, eine gute Gesundheitsversorgung. Der Mensch braucht außerdem ein Gefühl von Zugehörigkeit, Liebe und Freundschaft, er braucht Beziehungen. Und schließlich will jeder Mensch anerkannt und wertgeschätzt werden. 28

Hinter Wünschen können auch unerfüllte (Grund-)Bedürfnisse stecken, das ist auf den ersten Blick nicht immer leicht zu erkennen, da es zu einer Verschiebung kommen kann. Das Bedürfnis kann scheinbar nicht (so leicht) erfüllt werden und wird durch etwas anderes, leichter Erreichbares ersetzt. Sie dürfen gern Detektiv spielen und nachforschen, was es zum Beispiel mit Ihrem unbedingten Wunsch nach der dritten Designerhandtasche auf sich hat. Spielt vielleicht ein Bedürfnis nach Zugehörigkeit oder Anerkennung eine Rolle? Oder irgendein anderes Bedürfnis? Es hilft Ihnen und Ihren Kindern, wenn Sie diese Wünsche von Zeit zu Zeit kritisch hinterfragen.

Fragen Sie sich gern auch ganz offen und ehrlich, wo Sie ein Bedürfnis nach Nähe und Beziehung vielleicht schon mal durch ein (Geld-)Geschenk herstellen wollten. Kinder lernen und »verstehen« diese Sprache durchaus. Dessen müssen wir uns bewusst sein und die Verantwortung dafür übernehmen. Wer hat nicht schon mal ein Eis spendiert, um das quengelige Kind zu besänftigen? Davon reden wir nicht, aber wenn fehlende Zeit und/oder Bindung regelmäßig durch (Geld-)Geschenke ersetzt werden, kann eine für Sie und Ihr Kind fatale Dynamik entstehen.

Um Ihrem Kind den Unterschied zwischen Wunsch und Bedürfnis zu verdeutlichen, suchen Sie sich je nach Alter und Interessen des Kindes eine geeignete Analogie aus. Hier kommt ein Beispiel 29 : Überlegen Sie zusammen mit Ihrem Kind, welche Dinge ein Roboter unbedingt braucht, um reibungslos zu funktionieren. Einigen Sie sich auf vier Dinge, zum Beispiel Batterien, damit er überhaupt angeschaltet werden kann; Arme, um damit arbeiten zu können; Beine, um sich zu bewegen, und Öl, damit alles läuft wie geschmiert. Ihr Fantasieroboter braucht also diese oder vier ähnliche Dinge, um zu funktionieren. Unser Fantasieroboter entdeckt nun an seinem Roboterfreund ein tolles T-Shirt, so eines wollte er schon immer einmal haben! Nehmen wir an, Roboter besitzen kein Geld und können sich Dinge nur ertauschen. Wäre der Roboter clever, wenn er zum Beispiel seine Batterien oder sein Öl gegen das T-Shirt tauschen würde? Wohl kaum! Auch wenn er es sich so sehr wünscht und bestimmt ganz prima in dem T-Shirt aussehen würde … Es ist und bleibt ein Wunsch und kein Bedürfnis, das T-Shirt zu besitzen. Batterien zu haben ist allerdings ein Bedürfnis, weil er ohne diese gar nicht funktionieren würde. Es wäre also cleverer, etwas zum Tausch anzubieten, das er entbehren kann, oder etwas, das er machen kann. Lassen Sie Ihr Kind ein paar Vorschläge machen, was der Roboter zum Tausch anbieten könnte, zum Beispiel ein schönes Lied vorsingen oder seine Hilfe anbieten. Denn nur, wenn man die Dinge hat, die man braucht , kann man die Dinge genießen, die man sich wünscht. So herum wird ein Schuh draus.

An dieser Stelle ganz wichtig: Auch nicht notwendige Wünsche dürfen da sein und auch erfüllt werden. Denn es ist vollkommen okay, Wünsche zu haben. Denken Sie an unser Growth Mindset, welches auf Fülle basiert und nicht auf Mangelgedanken. Die Frage sollte also nicht lauten, ob der Wunsch erfüllt werden kann, sondern wie er in Erfüllung gehen kann. Da darf das Kind dann auch kreativ werden und sein unternehmerisches Denken unter Beweis stellen. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind versteht, dass die Erfüllung von Bedürfnissen über der Erfüllung von Wünschen steht. Die Familie kann nicht in den Urlaub fahren, wenn sie dann für den Rest des Monats den Strom nicht mehr zahlen kann.

Es gibt auch noch einen anderen Grund, warum es wichtig ist, für Kinder diese Unterscheidung erfahrbar zu machen und zu vermitteln, dass es sich später oder langfristig auszahlen kann, manche Wünsche aufzuschieben.

In den 1960er-Jahren sorgte ein Test aus der experimentellen Psychologie für Aufsehen: das Stanford-Marshmallow-Experiment, durchgeführt von dem US -Amerikaner Walter Mischel. In diesem Experiment wurden Kinder einzeln in einen Raum gebracht, in dem ein Marshmallow auf einem Tisch auf das Kind wartete. Die Forscher erklärten den Kindern, dass sie das Marshmallow essen könnten, wenn sie wollten. Wenn sie aber darauf warteten, bis der Forscher zurückkam (etwa 15 Minuten später), würden sie als Belohnung zwei Marshmallows bekommen.

Wie lange würden die Kinder warten, bevor sie das Marshmallow aßen? Würden sie es überhaupt essen? Das Ergebnis verblüffte: Einige Kinder konnten nicht widerstehen und aßen es sofort, während manche geduldig warteten, um als Belohnung zwei Marshmallows zu erhalten. Einige konnten ihren Impuls, direkt zuzugreifen, also kontrollieren, wohingegen andere keinen Bedürfnisaufschub aushalten konnten. Was das Experiment zeigen sollte: Kurzer Verzicht kann sich später doppelt auszahlen.

Das Experiment ist zu Recht umstritten, da seit der ersten Durchführung Zweifel an der Repräsentativität der Studie bestanden (Durchführung im Kindergarten einer Eliteuniversität) und spätere Auswertungen zu dem Schluss kamen, dass die Umgebung, in der ein Mensch aufwächst, und die Verlässlichkeit seiner Bezugspersonen ganz entscheidend zu seiner Entwicklung und somit auch zu seinen Entscheidungen beitragen. Und das sind gute Nachrichten, denn Sie sind ein großer Teil der Umgebung Ihres Kindes und halten in diesem Moment dieses Buch in Händen. Also keine Panik, wenn Sie denken, dass Ihr Kind auch direkt beherzt zugreifen würde. Das allein hat keine Aussagekraft. Gemäß Walter Mischel liegt die wahre Quintessenz der Marshmallow-Experimente in der Erkenntnis, dass Strategien zur Entwicklung von Willenskraft und Selbstkontrolle gelernt und gefördert werden können – und sollten. Denn durch Selbstkontrolle schaffen wir uns die Freiheit, selbst zu entscheiden und nicht fremdbestimmt zu sein. Entscheidend ist also letztlich, dass wir die Marshmallows unter Kontrolle haben und nicht etwa umgekehrt.

Denken Sie daran, Sie als Eltern, Großeltern, Patentante oder -onkel sind Vorbilder für Ihre Kinder und die Kinder in Ihrem Umfeld. Es beginnt wie so oft mit Ihnen! Auch Sie müssen eine Balance finden zwischen dem jetzigen Ich, das im Sinne von »you only live once« leben und konsumieren will, und Ihrem zukünftigen Ich, das dem jetzigen Ich für kluge Entscheidungen und eine vernünftige Altersvorsorge einmal dankbar sein wird. Das gilt für Erwachsene und Kinder gleichermaßen. Ihrem Kind können Sie diese beiden widersprüchlichen Pole vielleicht mit den Comicfiguren Dagobert Duck und Donald Duck näherbringen. Dagobert Duck ist steinreich, dabei aber geizig und gönnt weder sich selbst noch anderen Menschen auch nur den kleinsten Spaß. Sein Neffe Donald Duck hingegen ist ein Genießer und lebt unbekümmert von Tag zu Tag, ist dabei aber abhängig vom reichen Onkel. An manchen Tagen ist es okay, mehr wie Donald zu sein, und in anderen Situationen sollte besser Dagobert Duck das Ruder übernehmen. Alles eine Frage der Balance!

Ihre Werte, Ihr Kurs: So erstellen Sie Ihren persönlichen Wertekompass

Da man im Alltag mit seinen vielen kleinen und großen Entscheidungen und Versuchungen, die tagtäglich auf uns einprasseln, leicht aus der Balance geraten kann, wollen wir Ihnen ans Herz legen, einen eigenen, individuellen Wertekompass zu entwickeln. Dieser kann Ihnen helfen, sich wieder neu auszurichten, sollten Sie ins Wanken geraten oder unsicher sein. Wenn Sie sich Ihrer wichtigsten Werte bewusst sind, können Sie Prioritäten setzen und somit auch Entscheidungen leichter und bewusster treffen.

Werte sind grundlegende Überzeugungen und Prinzipien, die Ihr Verhalten, Ihre Einstellungen und Ihre Entscheidungsfindung beeinflussen. Sie spiegeln das wider, was Sie für wichtig und wertvoll halten. Werte sind in der Regel tief verwurzelt und prägen Ethik, Moral und die allgemeine Lebensweise einer Person. Unsere Werte stehen in direktem Zusammenhang mit unseren Glaubenssätzen, wie gut, dass Sie Ihren möglichen limitierenden Glaubenssätzen bereits in Kapitel 2 auf die Schliche gekommen sind!

Wenn Sie zwischen einer oder mehreren Entscheidungen stehen, fragen Sie sich: Welche Entscheidung passt am ehesten zu meinen Werten? Welche weniger gut?

Doch wie finden Sie heraus, welche die für Sie und Ihr Leben zentralen Werte sind? Die Werte, an denen Sie sich, einem Nordstern gleich, orientieren wollen? Und die Sie auch Ihren Kindern mitgeben wollen? Ein kleiner Test kann Ihnen Aufschluss geben. Sie können diesen Test entweder online machen unter einguterplan.de/werte-test, oder Sie nutzen ganz simpel Stift und Papier.

Suchen Sie sich bitte zwölf Werte aus der nachfolgenden Liste aus, die Sie direkt ansprechen und die Ihnen besonders wichtig sind. Achten Sie dabei darauf, dass Sie sich für Ihre Werte entscheiden, und nicht für die, die sozial erwünscht sind oder anderen imponieren. Es geht um Sie, und es gibt kein Richtig oder Falsch beim Konfigurieren Ihres individuellen Wertkompass.

Abenteuer

Achtsamkeit

Akzeptanz

Authentizität

Balance

Beharrlichkeit

Beliebtheit

Bescheidenheit

Dankbarkeit

Disziplin

Effizienz

Ehrlichkeit

Empathie

Entwicklung

Erfolg

Fantasie

Flexibilität

Freiheit

Friedfertigkeit

Fröhlichkeit

Geduld

Gelassenheit

Gerechtigkeit

Gesundheit

Glaubwürdigkeit

Großzügigkeit

Harmonie

Herzlichkeit

Hilfsbereitschaft

Humor

Intuition

Kompromissbereitschaft

Konstruktivität

Kreativität

Kritikfähigkeit

Leichtigkeit

Leidenschaft

Lernbereitschaft

Liebe

Loyalität

Mitgefühl

Mut

Nachhaltigkeit

Nähe

Neugierde

Offenheit

Optimismus

Ordnung

Perfektion

Rationalität

Realismus

Respekt

Sanftmut

Selbstbestimmung

Sensibilität

Sicherheit

Solidarität

Spaß

Spiritualität

Toleranz

Tradition

Transparenz

Treue

Unabhängigkeit

Verantwortung

Vertrauen

Weisheit

Wissen

Wohlstand

Wohlwollen

Zugehörigkeit

Zuverlässigkeit

Tabelle 1: Ihre Werte. 30

Konnten Sie sich für zwölf Werte entscheiden? Gut, dann schreiben Sie diese bitte auf ein Blatt Papier. Jetzt gilt es, noch feinmaschiger zu filtern, um sich nach und nach Ihrer persönlichen Werte-Top-3 zu nähern. Nun dürfen Sie jeden notierten Wert gegen alle anderen notierten Werte im Kopf abwägen. Starten Sie mit dem ersten Wert auf Ihrem Blatt. Ist Ihnen dieser erste Wert wichtiger als der zweite der Aufzählung? Wenn ja, bekommt der erste Wert einen Strich. Wenn Ihnen der zweite Wert wichtiger ist, machen Sie dort einen Strich. Danach vergleichen Sie den ersten Wert mit dem dritten Wert. Ist der erste wichtiger, bekommt dieser einen Strich, ist der dritte wichtiger, dann wird hinter diesem Wert ein Strich notiert. Vergleichen Sie auf diese Art und Weise also den ersten Wert mit allen anderen elf Werten.

Danach nehmen Sie sich den zweiten Wert vor. Mit dem ersten Wert müssen Sie ihn nicht mehr vergleichen, das wurde bereits erledigt. Sie vergleichen den zweiten Wert nun also mit dem dritten Wert. Dann mit dem vierten und so weiter. Tun Sie dies für alle zwölf Werte auf Ihrem Blatt Papier. Es kann schwerfallen, sich abstrakte Werte wie Authentizität oder Weisheit vorzustellen und miteinander zu vergleichen. Deshalb nehmen Sie sich etwas Zeit und denken Sie in konkreten Beispielen oder Situationen, in denen diese Werte für Sie eine Rolle spielen oder gespielt haben.

Am Ende entscheidet die Anzahl der vergebenen Striche darüber, welche Werte Ihnen am wichtigsten sind. Ermitteln Sie daraus Ihre persönlichen Top 3 und schreiben Sie diese drei Werte untereinander. Haben einige Werte die gleiche Anzahl an Strichen, dann teilen diese sich einen Platz.

Wie fühlt sich Ihre persönliche Top 3 an? Stimmig? Oder würde sich doch ein anderer Wert besser in dieser Aufzählung anfühlen? Es sind Ihre Werte, und es ist Ihre Entscheidung. Tauschen Sie gern noch ein bisschen hin und her, bis Sie sich mit Ihrer Top 3 wirklich wohlfühlen.

Geschafft? Herzlichen Glückwunsch, Sie haben nun Ihren individuellen Wertekompass erstellt.

Nun können Sie künftig, wenn Sie vor großen oder auch kleineren Entscheidungen stehen oder wann immer Sie unsicher sind, Ihren persönlichen Wertekompass befragen. Welche Entscheidung steht eher im Einklang mit Ihren persönlichen Werten? Spielen Sie alle Optionen durch und entscheiden Sie entsprechend. Sie können diese Übung auch in abgespeckter Form mit Ihrem Kind durchführen. Bastelt Ihr Kind gern, so kann es seinen eigenen kleinen Kompass gestalten, in den seine wichtigsten Werte als Himmelsrichtungen eingetragen werden können. Treffen Sie eine (altersgerechte) Vorauswahl an Werten, mit denen Ihr Kind etwas anfangen kann. Lassen Sie Ihr Kind mit Ihrer Hilfe herausfinden, welche Werte ihm besonders wichtig sind und warum.

Dieser kleine Wertekompass kann Ihrem Kind im Alltag, auch bei Geld- und Konsumentscheidungen, eine gute Unterstützung sein. Möglicherweise gelingt es Ihnen, durch das gemeinsame Abchecken des Wertekompass, Ihrem Kind zu zeigen, wie es einen Fuß zwischen Reiz und Reaktion setzen und seine eigenen Entscheidungen zumindest kurz reflektieren kann, bevor es sie trifft.

Einer der zentralen Werte von uns Autorinnen ist die Nachhaltigkeit. So, wie wir die Dinge sehen, funktioniert jede einzelne Konsumentscheidung, die wir treffen, wie eine Stimme für oder gegen das gekaufte Produkt. Ein Kassenzettel ist also ein Stück weit auch immer eine Art Stimmzettel. Was sehr banal anmuten mag, soll Ihnen aufzeigen, wie einfach und niedrigschwellig es sein kann, Nachhaltigkeitsaspekte bei Entscheidungen zu berücksichtigen.

Wir freuen uns, wenn Nachhaltigkeit vielleicht auch in Ihrem Wertekompass eine Rolle spielt, aber selbst wenn nicht: Bei der Wahl Ihres Kontos oder der Geldanlage, sowohl für Sie selbst als auch für Ihre Kinder, können Sie sich immer auch für die nachhaltige Variante entscheiden.

Die nachhaltigen Optionen stehen den konventionellen in nichts nach und performen teilweise sogar besser als die konventionellen Optionen.

Vermögen oder Einkommen?

Fokussieren Sie sich im Alltag stark auf die Kontrolle Ihrer Einnahmen und Ausgaben? Das ist ein guter Startpunkt! Idealerweise konzentrieren Sie sich zukünftig noch mehr auf den Vermögensaufbau. Natürlich geht beides Hand in Hand: Ein höheres Einkommen ermöglicht es Ihnen, mehr Rücklagen zu bilden und Vermögen aufzubauen. Wenn Sie aber in derselben Geschwindigkeit, mit der Sie Ihre Einnahmen erhöhen, auch Ihre Ausgaben entsprechend erhöhen, verändern Sie nur Ihre »Burn Rate« – die Geschwindigkeit, mit der Sie Ihr Geld ausgeben. Den Impuls, mit steigendem Einkommen auch den Lebensstandard zu erhöhen (die etwas größere Wohnung, die neu gekauften Möbel anstelle der gebrauchten, ein (weiteres) Auto …), nennt man Lifestyle-Inflation. Es ist immer hilfreich, wenn Sie sich dessen bewusst sind und sich bei einem Gehaltssprung oder ähnlichen (positiven) finanziellen Entwicklungen aktiv überlegen, wie Sie damit umgehen wollen. Wenn Sie der Lifestyle-Inflation auf den Leim gehen und Ihre Ausgaben es Ihren Einnahmen gleichtun und steigen, bleibt Ihr Vermögen trotz des höheren Einkommens unverändert.

Es ist deshalb wichtig, den Unterschied zwischen Einkommen und Vermögen sowie zwischen Ausgaben und Verbindlichkeiten (Schulden) zu verstehen:

Die folgenden Erklärungen orientieren sich an dem Bestseller Rich Dad Poor Dad 32 von Robert Kiyosaki. Er unterscheidet in seinen Ausführungen zwischen einem armutsbetroffenen Haushalt, einem Mittelstandshaushalt und einem wohlhabenden Haushalt. Wir Autorinnen sind mit dieser harten Kategorisierung der Haushalte nicht unbedingt einverstanden; dennoch kann es hilfreich sein, zu verstehen, wie die unterschiedlichen Haushalte mit den verschiedenen Finanzflüssen umgehen.

Finanzströme eines armutsbetroffenen Haushalts

Abbildung 2

In einem armutsbetroffenen Haushalt decken die Einnahmen gerade so die Ausgaben, und es bleibt am Ende des Monats nichts übrig. Das Gehalt geht also vollständig für Miete, Lebensmittel, eventuelle Urlaube und andere Ausgaben drauf. Das ist die Situation für mehr als 30 Prozent aller Haushalte in Deutschland: Am Ende des Monats bleibt kaum Geld übrig, um Rücklagen aufzubauen; ungeplante Ausgaben in Höhe von 1150 € oder mehr sind nicht möglich. 33

Finanzströme eines Mittelstandshaushalts

Abbildung 3

Mittelstandshaushalte haben zwar mehr Einnahmen in Form eines höheren Einkommens; dieses Einkommen fließt aber häufig direkt in die Abzahlung diverser Kredite: Autokredit, Immobilienkredit, Dispokredit. Wenn der Haushalt auf die Lifestyle-Inflation reinfällt, fließt kein Geld in den Aufbau von Vermögen, weil alles für höhere Ausgaben und Verbindlichkeiten ausgegeben wird.

Finanzströme eines wohlhabenden Haushalts

Abbildung 4

Ein wohlhabender Haushalt konzentriert sich darauf, Vermögenswerte aufzubauen. Das können (vermietete) Immobilien sein oder Börseninvestitionen wie Aktien und Anleihen. Auch Kunst oder Oldtimer können Vermögenswerte sein.

Natürlich haben auch reiche Haushalte Ausgaben. Aber ihre Vermögenswerte erhöhen ihre Einnahmen, nicht andersherum.

Es zeigt sich: Der sinnvolle Umgang mit Geld ist zwar in starken Teilen, aber nicht ausschließlich abhängig vom Einkommen.

Money Talk: Die Fabel von der Gans, die goldene Eier legt

Um Ihrem Kind den Unterschied zwischen Vermögen/Einkommen und Verbindlichkeiten/Ausgaben zu erklären, kann die folgende Geschichte frei nach Äsop ein guter Aufhänger sein:

Auf einem kleinen Bauernhof am Rande der Stadt wohnte ein tüchtiger Bauer. Mit ihm lebten acht Kühe und vier Gänse auf dem Hof. Jeder Morgen hatte den gleichen Ablauf. Zuerst ging der Bauer in den Kuhstall, um die Kühe zu melken. Anschließend ging der Bauer in den Gänsestall, um die Eier seiner Gänse einzusammeln. Jeden Mittwoch und Samstag fuhr der Bauer mit der Milch und den Eiern auf den Marktplatz im Zentrum der Stadt, um seine Waren zu verkaufen.

Der Bauer führte ein glückliches und zufriedenes Leben.

Eines Morgens kam er wieder mal mit seinem kleinen Körbchen in den Gänsestall, um die Eier einzusammeln, als er plötzlich erschrak: Aus dem Nest der größten und prächtigsten Gans blitzte ein goldenes Ei hervor. Es war nicht weiß und matt wie die anderen Eier, sondern glänzte in strahlendem Gold. Außer sich vor Glück nahm der Bauer das Ei mit auf den Marktplatz und verkaufte es dem lokalen Schmuckhändler.

Am nächsten Morgen konnte er sein Glück kaum fassen, als wieder ein goldenes Ei im Nest der größten und prächtigsten Gans lag. Auch dieses verkaufte er wieder für ein kleines Vermögen auf dem Marktplatz der Stadt.

Tag für Tag wiederholte sich dieses Wunder von nun an, und der Bauer wurde rasch zu einem wohlhabenden Mann. Doch schon nach kurzer Zeit wurde der Bauer ungeduldig und überlegte: »Wenn die Gans jeden Morgen ein goldenes Ei legt, ist sie bestimmt selbst ganz und gar aus purem Gold. Warum sollte ich also jeden Tag auf ein kleines goldenes Ei warten, wenn ich sofort eine große Gans aus purem Gold haben kann?«

Kurz entschlossen eilte der Bauer in den Gänsestall und schlachtete die große, prächtige Gans. Doch siehe da: Die Gans bestand nicht aus Gold, sondern aus ganz normalem Gänsefleisch wie jede andere Gans auch.

So hatte der Bauer in kürzester Zeit gleich beides verloren: seine große, prächtige Gans und ein goldenes Ei an jedem neuen Morgen.

In dieser Geschichte ist die Gans das Vermögen, das dem Bauer jeden Morgen ein Einkommen bringt und damit sein Vermögen noch weiter erhöht. Durch sein gieriges Verhalten hat er sich um sein Vermögen und damit auch um die Quelle seines hohen Einkommens gebracht.

Mögliche Fragen, die Sie mit Ihrem Kind besprechen können:

  • Was macht das goldene Ei so viel wertvoller als ein normales Ei?
  • Was denkst du, wären die Auswirkungen, wenn die Gans auf einmal keine goldenen Eier mehr legen würde?
  • Wenn du eine solche Gans hättest, was würdest du mit den goldenen Eiern machen?

Finanzen im (Familien-)Alltag

Wie, liebe Leserinnen und Leser, sieht es mit Ihren eigenen Finanzen aus? Haben Sie alles gut im Griff? Oder ist Ihnen diese Nachfrage eher unangenehm? Egal, wie Sie auf diese Frage reagieren, wir nehmen Sie mit auf einen kleinen Ausflug in den Finanzalltag von Familien und Paaren.

Wie haben Sie als Familie Ihre Finanzen geregelt? Haben Sie ein gemeinsames Konto, über das alle Zahlungen abgewickelt werden? Oder haben Sie vielleicht getrennte Konten, und jeder ist für bestimmte Zahlungen/Budgets zuständig? Wie so oft gibt es keine »One-size-fits-all«-Lösung, und jede Familie muss die für sie beste Option finden. Wir wollen Ihnen eine bewährte Methode zur Verwaltung gemeinsamer Zahlungen und Finanzen vorstellen, die Transparenz, Fairness und Gleichberechtigung in Ihre finanziellen Angelegenheiten bringt.

Das Drei-Konten-Modell

Dieses Modell besteht, wie der Name vermuten lässt, aus drei Konten: einem gemeinsamen Konto und zwei Konten, die jeweils einer Partnerin oder einem Partner allein gehören.

Gemeinsames Konto: Auf dieses Konto zahlen beide Partner regelmäßig Geld ein. Dieses Geld wird verwendet, um gemeinsame Ausgaben zu decken wie Miete, Kreditraten, Nebenkosten, Lebensmittel, Urlaube und andere gemeinsame Kosten, wie zum Beispiel für die Kinder.

Individuelle Konten: Zusätzlich zum gemeinsamen Konto behält jeder Partner sein eigenes Konto, auf das sein Gehalt und alle anderen Arten von Einkommen fließen. Dieses Konto dient dazu, persönliche Ausgaben zu decken wie individuelle Hobbys, Kleidung, eigene Konsumausgaben oder persönliche Schulden. Natürlich werden von diesem Konto auch die Zahlungen auf das gemeinsame Konto getätigt.

Die Partner haben die Freiheit, über diese Konten nach eigenem Ermessen zu verfügen, ohne die Zustimmung des anderen einholen zu müssen. Es ist wichtig, dass jeder Mensch immer sein eigenes Konto mit einem eigenen Notgroschen behält. Möglicherweise benötigen Sie ihn nie; wenn doch, sind Sie dankbar, den (eigenen) Notgroschen zu haben und unabhängig und selbstbestimmt Entscheidungen treffen zu können.

Zahlungen auf das Gemeinschaftskonto: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie die Beiträge zum Gemeinschaftskonto berechnet werden. Eine Option ist, dass jeder Partner proportional zu seinem Einkommen einzahlt, um ein faires Verhältnis zu gewährleisten. Zum Beispiel zahlt jeder in der Familie mit einem Einkommen 50 Prozent seines Gehalts auf dieses Konto. Verdient ein Partner 5000 € netto im Monat, zahlt er 2500 € ein, verdient der andere Partner 2000 € netto im Monat, steuert dieser 1000 € bei.

Alternativ (und das ist die Version, die wir als wirklich gleichberechtigt betrachten) dreht man den Gedankengang um: Die Zahlungsströme werden so organisiert, dass nach Abzug aller Kosten für jeden Partner derselbe Betrag übrig bleibt. Damit haben beide dieselbe Möglichkeit, Geld für Freizeit, Altersvorsorge oder seine anderen Pläne auszugeben, und beide sind in der finanziell gleichen Situation.

Das Drei-Konten-Modell in der Praxis

Stellen Sie sich vor, ein Paar hat fünf Kinder. Die Partnerin ist Unternehmerin und verdient 10000 € netto pro Monat. Der Partner kümmert sich primär um die fünf Kinder und hat ein eigenes Einkommen von 1000 € pro Monat. Wenn wir jetzt sagen würden, jeder trägt zum Beispiel 70 Prozent des eigenen Gehalts zum gemeinsamen Konto bei, würde das bedeuten, dass die Unternehmerin jeden Monat 7000 € aufs gemeinsame Konto legt. Der Partner dagegen zahlt nur 700 € ein. Intuitiv denkt man also, sehr großzügig von ihr, dass sie ihn so unterstützt und finanziert.

Tatsächlich ist sie aber nur in der Lage, das hohe Einkommen zu erzielen, weil er ihr den Rücken freihält und sich um die Kinder kümmert. Und dass dieses Modell nicht komplett fair ist, wird spätestens klar, wenn man sich anschaut, was jeder der beiden Partner nach Abzug der gemeinsamen Kosten für sich selbst übrig hat: Die Ehefrau hat jeden Monat 3000 € übrig, mit denen sie machen kann, was sie möchte. Sie kann davon Rücklagen für sich selbst aufbauen, Rücklagen für die Altersvorsorge, sie kann damit mit ihren Freundinnen Wochenendtrips machen oder in den Urlaub fahren. Und sie kann Ihrem Partner luxuriöse Geschenke machen.

Er hat dagegen jeden Monat 300 € übrig. Mit diesen 300 € muss er sich um seine Altersvorsorge kümmern, seinen Notgroschen aufbauen und alles andere abdecken. In den ersten Jahren der Beziehung ist er also nicht in der Lage, sie zu verlassen, weil sein Notgroschen noch nicht aufgebaut ist. Wenn er mit seinen Freunden in den Urlaub fahren möchte, kann er das nur tun, wenn sie es ihm finanziert. Seine Altersvorsorge steht ohnehin schlecht da. Und die Geschenke, die er ihr macht, sind vielleicht kreativ, aber sicherlich nicht luxuriös.

Wenn man jetzt jedoch die Aufteilung so treffen würde, dass jeder der beiden nach Abzug der Fixkosten denselben Betrag für sich behält, dann würde das Folgendes bedeuten: Die Frau überweist 7000 € auf das gemeinsame Konto. Zusätzlich überweist sie ihrem Mann 1000 €, sodass er nun 2000 € hat: sein Gehalt plus die 1000 €. Sie hat denselben Betrag (ihre 10000 € Gehalt minus 7000 € Gemeinschaftskonto minus 1000 € für ihren Mann). Damit hat jeder dieselbe Möglichkeit, das Geld für Rücklagen zu verwenden, die Altersvorsorge aufzustocken oder das Geld für Dinge auszugeben, die man nicht mit der Partnerin diskutieren möchte.

Das Drei-Konten-Modell bietet mehrere Vorteile in einer Partnerschaft: Es fördert die finanzielle Eigenständigkeit und Verantwortlichkeit jedes Partners, da sie ihre eigenen persönlichen Ausgaben mit ihren eigenen Konten verwalten. Es schafft Transparenz, da beide Partner Einsicht in das gemeinsame Konto haben und wissen, wofür das Geld verwendet wird und wo es hingeht. Das Drei-Konten-Modell kann außerdem helfen, Konflikte zum Thema Geld zu reduzieren, da es klare Richtlinien für die gemeinsamen Finanzen vorgibt und so finanzielle Abhängigkeiten vermieden werden (Stichwort finanzielle Gewalt!).

Exkurs: Finanzielle Gewalt

Von finanzieller Gewalt spricht man, wenn ein bestehendes finanzielles Machtgefälle ausgenutzt wird, um Druck auf die abhängige Person auszuüben.

Ein Beispiel: Stefan arbeitet als Familienernährer in Vollzeit, seine Frau Aylin leistet zu Hause die Care-Arbeit, indem sie wäscht, kocht, putzt, Kinder und Haustiere versorgt und Stefans demente Mutter pflegt. Da Aylin wegen der Care-Arbeit keiner bezahlten Tätigkeit nachgeht, Stefan aber genau deshalb Vollzeit arbeiten kann, steht ihr fairerweise die Hälfte des Familieneinkommens zu. In der Realität landet der Großteil des Familieneinkommens über Stefans Lohnzettel erst mal auf seinem Konto. Was und wie viel er davon an Aylin abgibt, bleibt ihm scheinbar selbst überlassen. Hier sind bereits alle Kriterien für eine finanzielle Abhängigkeit gegeben. Wir sprechen allerdings (noch) nicht von finanzieller Gewalt.

Aber nun wird es spannend: Stefan gibt Aylin keine feste monatliche Summe, mit der sie planen und über die sie frei verfügen kann. Er verlangt von ihr, dass sie rechtfertigt und darlegt, für was sie wie viel Geld benötigt. Auch ob die neuen Schuhe, die Aylin sich kaufen will, wirklich notwendig sind, entscheidet er. Wenn Stefan seine finanzielle Überlegenheit gegenüber Aylin als Druckmittel einsetzt, reden wir von finanzieller Gewalt: »Wenn du xyz nicht machst, bekommst du kein Geld von mir!«

Tatsächlich gibt es sogar eine wenig bekannte gesetzliche Pflicht zum Familienunterhalt nach § 1360 Bürgerliches Gesetzbuch: »Die Ehegatten sind einander verpflichtet, durch ihre Arbeit und mit ihrem Vermögen die Familie angemessen zu unterhalten. Ist einem Ehegatten die Haushaltsführung überlassen, so erfüllt er seine Verpflichtung, durch Arbeit zum Unterhalt der Familie beizutragen, in der Regel durch die Führung des Haushalts.« 34 Dieser Paragraf regelt eindeutig, dass es sich bei Ausgleichszahlungen in der Beziehung nicht um ein partnerschaftliches Wohlwollen und Großzügigkeit handelt, sondern es einen ganz klaren Rechtsanspruch gibt.

Auf Taschengeld gibt es zwar keinen Rechtsanspruch, aber finanzielle Gewalt kann dennoch ein Thema sein: Behalten Sie als Eltern das Taschengeld als Druckmittel ein, machen Sie nichts anderes als Stefan mit Aylin.

Wir empfehlen zusätzlich zum Drei-Konten-Modell noch ein Konto für den sogenannten Notgroschen. Der Notgroschen leistet einen großen Beitrag für Ihr finanzielles Wohlbefinden, denn er fungiert wie ein Ruhekissen, welches Sie im Falle von unvorhergesehenen finanziellen Herausforderungen sanft auffängt. Das Auto hat seinen Geist aufgegeben oder die Waschmaschine? Ihnen ist eine horrende Nachzahlung von Ihrem Energieversorger ins Haus geflattert? Sehr ärgerlich natürlich, aber kein Problem, wenn der Notgroschen entsprechend gefüllt ist.

Der Notgroschen sollte ungefähr den Wert von drei bis sechs Nettomonatseinkommen aufweisen, und er sollte Sie und alle, die von Ihnen abhängig sind (Kinder, Haustiere) für zwei bis drei Monate versorgen können. Zum Notgroschen sollten auch beide Partner regelmäßig beitragen. Entweder Sie sammeln die Zahlungen für den Notgroschen auf Ihrem gemeinsamen Konto, oder Sie legen der Übersichtlichkeit wegen ein geeignetes Tagesgeldkonto an, auf welches Sie die Zahlungen für den Notgroschen vom gemeinsamen oder von Ihrem eigenen Konto automatisieren.

Abbildung 5: Drei-Konten-Modell.

Es ist sehr wichtig, dass beide Partner offen über ihre finanziellen Erwartungen sprechen und die Details des Drei-Konten-Modells gemeinsam festlegen. Die genaue Aufteilung der Beiträge und die Verwaltung der Konten können je nach den individuellen Bedürfnissen und Umständen der Beziehung variieren. Sollte sich einer der Partner zum Beispiel in Elternzeit befinden, sollten die Zahlungsflüsse entsprechend angepasst werden. Machen Sie es sich zur Gewohnheit, regelmäßig über Ihre (gemeinsamen) Finanzen zu sprechen, um sicherzustellen, dass das Modell für Sie funktioniert und alle Beteiligten zufrieden sind.

Ehevertrag und gegenseitige finanzielle Absicherung

Es mag Ihnen vielleicht unromantisch und/oder berechnend vorkommen, über einen Ehevertrag nachzudenken, aber jede und jeder von uns ist nur eine Trennung von einer finanziellen Schieflage entfernt. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurde im Jahr 2022 jede dritte Ehe geschieden. 35 Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber uns wäre ein Finanzprodukt mit einer 30-prozentigen Ausfallwahrscheinlichkeit als alleinige Absicherung nicht geheuer. Wenn das Produkt super attraktiv ist, unterschreibe ich vielleicht trotzdem. Aber ganz sicher treffe ich noch andere Vorkehrungen und lege nicht »alle Eier in einen Korb«. Deshalb ist es uns ein Anliegen, für das vermeintlich heikle Thema »Ehevertrag« eine Lanze zu brechen. Vielleicht haben Sie nach dem Lesen unserer Ausführungen einen anderen Blick auf das Thema. Aber der Reihe nach. Was ist überhaupt ein Ehevertrag?

Es gibt nicht den einen Ehevertrag. Eheverträge können ganz unterschiedliche Regelungen enthalten, passend zum Paar. Ein Ehevertrag ist eine rechtlich bindende Vereinbarung, die von einem Paar vor oder auch noch während der Ehe geschlossen wird. Für einen Ehevertrag muss man nicht verheiratet sein; man kann auch einen Partnerschaftsvertrag abschließen. Diese Vereinbarung kann jederzeit von den Vertragsparteien beliebig angepasst oder geändert werden. Der Ehe- oder Partnerschaftsvertrag dient dazu, bestimmte finanzielle Vereinbarungen zu treffen, die von der gesetzlich vorgesehenen Norm, welche automatisch mit der Eheschließung in Kraft tritt (Stichwort Zugewinngemeinschaft), abweichen. Ein Ehevertrag kann verschiedene Absichten verfolgen oder Bereiche regeln.

Ein häufiger Grund für einen Ehevertrag ist die Einordnung von Vermögenswerten. In einem Ehevertrag können die Partner festlegen, welche Vermögenswerte als individuelles Eigentum und welche als gemeinsames Eigentum behandelt werden. Dies ist besonders wichtig, wenn einer der Partner bereits vor der Ehe Vermögenswerte hatte. Hierbei sind Immobilien und eventuelles Betriebsvermögen besonders relevant. Auch bei Patchworkfamilien mit Kindern aus vorherigen Beziehungen kann ein Ehevertrag sinnvoll sein, um alle Verpflichtungen und Rechte aller Familienmitglieder zu klären.

Keine Sorge: Schulden, die individuell aufgenommen wurden, gehören auch bei verheirateten Paaren weiterhin allein zu der verschuldeten Person. In einem Ehevertrag können Sie festlegen, wer im Falle einer Scheidung für gemeinsame Schulden (der gemeinsame Hauskredit, das gemeinsame Auto …) verantwortlich ist und wie sie verteilt werden.

Besonders wichtig ist, dass in einem Ehevertrag festgelegt werden kann, wie Unterhalts- und Ausgleichszahlungen im Falle einer Scheidung geregelt werden. In diesem Zusammenhang dient der Ehevertrag dazu, Geschlechterungleichheiten zu adressieren, die in vielen Ehen und Partnerschaften bewusst oder unbewusst vorhanden sein können.

Wenn Paare sich für Kinder entscheiden, dann bleibt oft ein Partner (meist die Frau) eine Zeit lang zu Hause, um unbezahlte Care-Arbeit zu leisten und sich um die Kinder zu kümmern. Wenn überhaupt, dann kehrt sie meistens in Teilzeit wieder in den Beruf zurück, die sogenannte »Teilzeitfalle« schnappt zu. Sie bezeichnet den Umstand, dass viele Eltern, vor allem Mütter, nach der Geburt Arbeitszeit reduzieren und viele Jahre nicht wieder in Vollzeit ins Berufsleben zurückkehren, sondern tendenziell in Teilzeit. Diese Regelung ist natürlich vollkommen in Ordnung, wenn sie für die jeweilige Situation und Konstellation passt und beide Partner es genauso wollen. Allerdings sollten Sie sich mit den finanziellen Auswirkungen dieser Entscheidung für beide Partner beschäftigen, um aufgeklärte und wohlüberlegte Entscheidungen treffen zu können. Im oben entworfenen Szenario hätte ein Partner durch die gemeinsame Entscheidung zur Kinderbetreuungssituation im Falle einer späteren Trennung und ohne ehevertragliche Regelungen massive finanzielle Einbußen: Nicht nur das eigene (Vollzeit-)Einkommen fällt für viele Jahre weg, sondern er oder sie konnte in dieser Zeit auch nicht oder weniger (selbst) fürs Alter vorsorgen (Stichwort Rentenlücke!). Auch weitere Schritte auf der Karriereleiter, die mit einer Gehaltserhöhung einhergegangen wären, wurden nicht erklommen. Der berufliche Anschluss wird also verpasst, und es droht Altersarmut im Falle einer Trennung ohne weitere Vereinbarungen.

Zum Vergleich: Der Partner, der in Vollzeit erwerbstätig bleibt, zahlt lückenlos in die gesetzliche Rentenversicherung ein, eventuell auch in eine betriebliche Altersvorsorge, er kann Gehaltssprünge durch das Sammeln weiterer Berufsjahre realisieren und könnte auch weiterhin privat fürs Alter vorsorgen. Für diesen (Aus-)Fall sollten Sie in Ihrer Beziehung unbedingt über Ausgleichzahlungen sprechen. Denn der Partner, der weiterhin in Vollzeit erwerbstätig ist, wenn Kinder auf die Welt kommen, kann dies nur tun, weil der andere Partner ihm den Rücken freihält. Das ist eine Realität, die leider noch allzu oft verkannt oder verharmlost wird. Das liegt vor allem an traditionellen Rollenbildern und -erwartungen, die suggerieren, dass so die »normale«, »richtige« Aufteilung sei. Es fehlen leider immer noch die prominent sichtbaren Alternativen und Vorbilder, die Orientierung geben könnten. 36

Vielleicht können Sie mit Ihrer Beziehung und Ihren Vereinbarungen ein solcher »Leuchtturm« sein. Adäquate Ausgleichzahlungen können Sie mithilfe einer Anwältin oder eines Anwalts für Familienrecht besprechen. Die Anwaltsberatung ist natürlich mit Kosten verbunden; allerdings sollten Sie diese Ausgabe als Investition in Ihre Zukunft betrachten, welche Ihnen viele Sorgen und etwaige Streitigkeiten ersparen wird, denn geregelt ist geregelt.

Es macht Sinn, diese Überlegungen gemeinsam anzustellen, solange Sie und Ihr Partner sich wohlgesonnen sind. Ein Ehevertrag kann dazu beitragen, Streitigkeiten zu vermeiden und Unsicherheiten abzubauen. Er kann sogar – entgegen der weit verbreiteten Ansicht – ein romantischer Liebesbeweis sein, einer der sagt: »Du bist mir wichtig und ich will, dass es jetzt und in Zukunft fair zugeht.«

Steuerklassen

Die Wahl der Steuerklasse ist ein weiterer wichtiger Aspekt der finanziellen (Familien-)Planung. Die gewählte oder zugeteilte Steuerklasse kann Auswirkungen auf die Finanzflüsse in Ihrer Familie haben und beeinflussen, wie Finanzen in Ihrer Familie funktionieren. Wer seine Lohnsteuerklasse gut wählt, hat monatlich mehr netto im eigenen Geldbeutel und muss nicht erst auf den Steuerausgleich durch die jährliche Einkommenssteuererklärung warten.

Steuerklassen regeln die Besteuerung von Einkommen natürlicher Personen. Es gibt in Deutschland sechs verschiedene Steuerklassen:

Die gewählte oder zugeteilte Steuerklasse hat also Einfluss auf die Höhe der Einkommenssteuer, die ein Steuerzahler leisten muss. Nicht jeder kann seine Steuerklasse frei wählen, dies hängt, wie oben deutlich wird, vom individuellen Status einer Person ab. Verheiratete Personen haben Wahlfreiheit, ob sie gemeinsam zur Einkommenssteuer veranlagt werden wollen (Steuerklassen 4) oder einzeln veranlagt werden (Steuerklassen 3 und 5). Die Wahl der Steuerklasse kann das unterjährige Familieneinkommen nicht unerheblich beeinflussen, da sie bestimmt, wie viel Einkommenssteuer die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eines gemeinsamen Haushalts zahlen müssen.

Unterschiedliche Steuerklassen können also zu unterschiedlichen Steuerbelastungen führen.

Die gemeinsame Veranlagung, auch Ehegattensplitting genannt, führt dazu, dass die Einkommen beider Ehepartner zusammengerechnet werden, als ob es das Einkommen einer einzigen Person wäre. Dann wird die Einkommenssteuer auf dieses Gesamteinkommen berechnet. Dies kann bei Ehepartnern mit unterschiedlich hohen Einkommen (einer verdient sehr viel, einer weniger oder gar nichts) zu einer niedrigeren Steuerbelastung führen, als wenn Sie getrennt besteuert würden.

Das Ehegattensplitting gerät immer wieder in die Kritik: Das System des Ehegattensplittings bevorzuge traditionelle Familienmodelle, in denen einem Partner die Versorgerrolle zufällt, und der andere Partner (wer könnte das sein?) erheblich weniger verdient oder gar nicht erwerbstätig ist. Es schafft also keinerlei Anreize, beide Partner gleichermaßen in Erwerbsarbeit zu bringen, das Gegenteil ist der Fall. Dadurch kann ein Partner (wir wissen, wer das sein wird!) leicht in eine finanzielle Abhängigkeit vom anderen Partner geraten. Darüber, wie sozial gerecht das Ehegattensplitting ist, wird auch viel diskutiert: Schafft es doch in erster Linie Vorteile für Menschen, die über höhere Einkommen verfügen und somit ohnehin schon privilegiert sind. Außerdem verursacht das Ehegattensplitting dem Staat jedes Jahr hohe Kosten durch »entgangene« Steuereinnahmen. Gelder, die wunderbar zum Beispiel für die Kindergrundsicherung 37 verwendet werden könnten.

Bei der Einzelveranlagung hingegen werden die Einkommen der Ehepartner separat besteuert. Dies kann in einigen Fällen günstiger sein, insbesondere wenn ein Ehepartner Elterngeld oder eine andere Lohnersatzleistung bezogen hat. Mit einer gängigen Steuersoftware können Sie ganz leicht selbst überprüfen, welche Veranlagung für Sie als Paar am sinnvollsten ist.

Die Wahl der Steuerklasse sollte eine Entscheidung sein, die die Partner gemeinsam besprechen und treffen. Es ist wichtig, die Vor- und Nachteile jeder Option zu verstehen und diejenige auszuwählen, die am besten zu den finanziellen Zielen der Familie passt. Dies muss nicht immer die geringste steuerliche Belastung sein, sondern es kann auch eine gleichberechtigte Aufstellung der Finanzen der Partner beabsichtigt sein.

Überprüfen Sie die Konstellation ihrer gewählten Steuerklassen regelmäßig und passen Sie sie gegebenenfalls an, wenn sich Ihre finanzielle Situation ändert, beispielsweise bei Heirat, Jobverlust oder vor Geburt eines Kindes. Das Elterngeld beispielweise berechnet sich nämlich prozentual nach dem Netto verdienst der letzten zwölf Monate vor Geburt eines Kindes. Es kann sich also lohnen, dass der Partner, der mehr Elterngeld beziehen wird, spätestens zwölf Monate vor Geburt in die für ihn günstigere Steuerklasse wechselt. Aber auch auf andere Transferleistungen wie Arbeitslosen-, Kranken- und Mutterschaftsgeld wirkt sich die Steuerklassenkombination aus.

Sollten Sie feststellen, dass Sie sich bisher für eine ungünstige Steuerklassenkombination entschieden haben, ist das kein Problem. Sie können Ihre Steuerklasse, vor allem als Ehepartner, jederzeit problemlos und auch mehrmals pro Jahr ändern. Eventuell zu viel gezahlte Steuern können über die Einkommensteuererklärung zurückgeholt werden. Sie haben dem Finanzamt damit lediglich einen zinslosen Kredit gewährt, jedoch kein Geld verloren.

Taschengeld oder Familienkasse?

Die Entscheidung für oder gegen Taschengeld sowie die Höhe und die Art und Weise, wie es bezahlt wird, kann von Familie zu Familie unterschiedlich sein. Wir wollen verschiedene denkbare Szenarien aufzeigen und die jeweiligen Herausforderungen und Chancen herausarbeiten. Welche Entscheidung Sie letztendlich für Ihre Familie und Ihr Kind treffen, ob und in welchem Umfang Sie Taschengeld zahlen, bleibt natürlich Ihnen selbst überlassen. Es gibt hier kein Richtig oder Falsch, sondern nur ein »für Sie und Ihre Familie richtig«. Der Gesetzgeber sieht das ähnlich, und so findet sich im deutschen Recht keine gesetzliche Regelung, die Eltern dazu verpflichtet, ihren Kindern Taschengeld zu zahlen. Es gibt also keinen rechtlichen Anspruch der Kinder auf Taschengeld.

Dennoch gibt es im Bürgerlichen Gesetzbuch den sogenannten »Taschengeldparagraphen« (BGB § 110 »Bewirken der Leistung mit eigenen Mitteln«). Dieser regelt allerdings entgegen der Erwartung keine Details zum Taschengeld selbst, sondern die Geschäftsfähigkeit von Kindern. Minderjährige gelten zum Schutz vor negativen Folgen von Rechtsgeschäften als geschäftsunfähig (§ 104 BGB ). Ab sieben Jahren gelten Kinder als beschränkt geschäftsfähig (§ 106 BGB ): Ab diesem Alter können Geschäfte wirksam getätigt werden, allerdings nur mit dem Einverständnis der gesetzlichen Vertreter (§ 107 BGB ). Eine Ausnahme hiervon regelt der Taschengeldparagraph: Schließen Minderjährige Kaufverträge ab, deren finanzielle Verpflichtungen aus ihrem Taschengeld beglichen werden, so sind diese rechtswirksam auch ohne Einverständnis der gesetzlichen Vertreter (§ 110 BGB ). Hierunter fällt beispielsweise die gemischte Süßigkeitentüte am Kiosk oder die Portion Pommes im Freibad. Gäbe es den Taschengeldparagraphen nicht, könnten Eltern die Geschäfte ihrer Kinder nachträglich wieder rückgängig machen, da die Willenserklärung eines Geschäftsunfähigen nichtig ist (§ 105 BGB ). Somit gibt der Taschengeldparagraph neben Eltern und Kindern auch Verkäuferinnen und Verkäufern die Sicherheit, dass das Rechtsgeschäft wirksam ist und bleibt.

Auch wenn es rechtlich gesehen keine Taschengeldpflicht gibt, so kann Taschengeld eine effektive Möglichkeit sein, Kindern einen nachhaltigen Umgang mit Geld beizubringen und ihnen sukzessive finanzielle Verantwortung zu übertragen. Hier kommen fünf Gründe, warum Taschengeld eine gute Idee sein kann:

  1. Finanzielle Bildung: Taschengeld kann eine gute Möglichkeit sein, Kindern den Umgang mit Geld näherzubringen. Indem sie ihr eigenes Geld verwalten, können Kinder lernen, Ausgaben zu regulieren, in Budgets zu denken und ihre eigenen finanziellen Entscheidungen zu treffen.
  2. Verantwortung übernehmen: Durch das Verfügen über eigenes (Taschen-)Geld lernen Kinder, Verantwortung für ihr Geld zu übernehmen. Wenn alles auf einmal ausgegeben wird, dauert es eben, bis man sich wieder etwas leisten kann. Auf der anderen Seite können größere Wünsche realisiert werden, wenn länger dafür gespart wird. So werden Kinder angeleitet, mit begrenzten Ressourcen umzugehen und Verantwortung für eigene Bedürfnisse und Wünsche zu übernehmen. Gleichzeitig können sie den Unterschied zwischen kurzfristiger Befriedigung und langfristigem Profit kennenlernen.
  3. Eigene Werte und Prioritäten entdecken: Wenn Kinder Taschengeld erhalten, können sie lernen, ihre eigenen Werthaltungen und Prioritäten zu entwickeln. Sie können entscheiden, wofür sie ihr Geld ausgeben möchten, sei es für Süßigkeiten, Spielzeug oder das Sparen für größere Anschaffungen.
  4. Teilweise finanzielle Unabhängigkeit: Taschengeld kann Kindern ein Gefühl der finanziellen Unabhängigkeit geben. Sie müssen nicht für jede Ausgabe um Geld bitten, sondern können selbstständig entscheiden, wofür sie es ausgeben.
  5. Generalprobe: Das Verwalten von Taschengeld kann auch mit Fehlern und Konsequenzen verbunden sein. Wenn Kinder ihr Geld ausgeben und dann feststellen, dass sie nichts mehr übrig haben, können sie daraus lernen und bessere Entscheidungen treffen.

Taschengeld kann eine gute Möglichkeit sein, bereits jüngere Kinder an den Umgang mit Geld heranzuführen. Verwalten Kinder (ein Stück weit) ihr eigenes Geld, können sie lernen, zu sparen und sich ihr Taschengeld einzuteilen, und erleben damit ein Stück Selbstständigkeit und Selbstwirksamkeit. Diese frühe und kontinuierliche finanzielle Bildung kann sich im späteren Leben in klugen finanziellen Entscheidungen widerspiegeln. Es führen allerdings viele Weg nach Rom, und die finanzielle Zukunft Ihres Kindes hängt nicht allein vom Faktor »Taschengeld« ab.

Taschengeld yay!

Laut Duden ist Taschengeld ein »kleinerer Geldbetrag, der jemandem, der selbst kein eigenes Geld hat (besonders einem Kind), regelmäßig gegeben wird«. Was Taschengeld ist, ist also schnell erklärt und einfach zu verstehen. Was der Duden allerdings unbeantwortet lässt, sind die Details, wie etwa Höhe und Modalitäten der Auszahlung. Wenn Sie sich dazu entschließen, Ihrem Kind Taschengeld zu zahlen, werden diese sicherlich auch genau Ihre Fragen sein: Wie viel ist angemessen, und wie sollte das Ganze am besten ablaufen? Ist wöchentlich besser als monatlich? Und ist Bargeld einer Überweisung vorzuziehen? Aber der Reihe nach!

Die Höhe des Taschengelds sollte sich einerseits nach dem Familieneinkommen richten und andererseits danach, welche Ausgaben Ihr Kind davon bestreiten soll. Steht das Taschengeld Ihrem Kind komplett zur freien Verfügung, dann fällt der Betrag vermutlich geringer aus, als wenn bestimmte Ausgaben davon gedeckt werden müssen. Bei der zweiten Variante sollten Sie die abgesprochenen Ausgaben genau festlegen und kalkulieren. Berücksichtigen Sie auf jeden Fall, inwiefern diese Ausgaben den Taschengeldetat belasten werden. Nur so kann das Taschengeld auch realistisch reichen, und Frustrationen können vermieden werden. Alternativ können Sie auch Budgetgeld zusätzlich zum Taschengeld geben. Das Budgetgeld ist dann ganz klar für eine bestimmte wiederkehrende Ausgabe gedacht, zum Beispiel das Essen in der Schule, Schulmaterial oder Kosten für den Nahverkehr. Das Budgetgeld darf nur dafür verwendet werden. Gerade älteren Kindern können Sie auf diese Weise mehr Verantwortung übertragen, da das Kind selbst dafür Sorge tragen muss, das Budgetgeld nicht für andere Dinge auszugeben. Bei dieser Variante erhält das Kind also einen Betrag Taschengeld zu seiner freien Verfügung und einen bestimmten Betrag Budgetgeld, der zweckgebunden ist.

Sie können auch überlegen, die Erledigung bestimmter Tätigkeiten, die nicht zum alltäglichen Ablauf gehören und umfangreicher und/oder aufwendiger sind, zu vergüten. So kann sich Ihr Kind durch Rasen mähen, Unkraut jäten, Auto putzen oder Ähnliches etwas zum Taschengeld dazuverdienen. Achten Sie nur darauf, dass Sie klar trennen zwischen selbstverständlichen Tätigkeiten, die alle Familienmitglieder übernehmen, wie etwa den eigenen Teller wegräumen, und Aufgaben, die zusätzlich anfallen. Sonst könnte Ihr (cleveres) Kind auf die Idee kommen, für alles, was es tut, künftig eine Gegenleistung zu erwarten.

Für die Höhe des Taschengelds können Sie sich an den Empfehlungen des Deutschen Jugendinstituts (DJI ) oder der Jugendämter orientieren. Die Empfehlungen sind nach dem Alter des Kindes gestaffelt und werden vom DJI alle vier Jahre aktualisiert. 2024 wird es die nächste Aktualisierung geben, hier die Empfehlung von 2020:

Abbildung 6: Taschengeld für Ihr Kind. (Quelle: Deutsches Jugendinstitut 38 )

Achten Sie unbedingt darauf, keine Unterschiede in der Höhe des Taschengelds bezogen auf das Geschlecht zu machen. Ein Mädchen sollte genauso viel Taschengeld erhalten wie ein (gleichaltriger) Junge. Es gibt keinen einzigen plausiblen Grund, hier verschiedene Maßstäbe anzulegen. Der sogenannte »Gender Pocket Money Gap«, also der Unterschied in der Taschengeldhöhe zwischen den Geschlechtern, hat sich in Deutschland mittlerweile geschlossen. 39 Allerdings handelt es sich dabei um keine Selbstverständlichkeit: Noch im Jahr 2021 erhielten laut repräsentativer Forsa-Umfrage für den »Kids-Medien-Kompass« Mädchen im Durchschnitt 11,5 Prozent weniger Taschengeld als Jungen in der gleichen Altersgruppe. 40 Beim Taschengeld spielt das Geschlecht also aktuell zum Glück keine Rolle mehr, bei anderen finanziellen Zuwendungen von Eltern an ihre Kinder, etwa Schenkungen und Erbschaften, gibt es allerdings noch geschlechtsspezifische Unterschiede.

Was den Zeitpunkt der Einführung angeht, so gilt der Korridor zwischen Vorschulalter und Grundschulzeit als besonders geeignet. Die Kinder verfügen zunehmend über das notwendige Zahlen- und Mengenverständnis und können grundlegende Geldkonzepte verstehen. Gleichzeitig sind sie noch so jung, dass genug Zeit bleibt, den Umgang mit Taschengeld als selbstverständliche Routine zu etablieren. Sie kennen Ihr Kind besser als jeder andere und entscheiden am besten entsprechend der individuellen Entwicklung Ihres Kindes.

Die Auszahlungsmodalitäten sollten sich am Alter des Kindes orientieren. Da jüngere Kinder noch nicht über ein ausgeprägtes Zeitgefühl verfügen und ein Monat gepaart mit kleineren Summen eine frustrierende Kombination sein kann, sollten Kinder bis ungefähr zum zehnten Lebensjahr ihr Taschengeld wöchentlich erhalten. Älteren Kindern (ab Sekundarstufe) sollten Sie das Taschengeld monatlich (z. B. am Monatsanfang) auszahlen, um dadurch das Vorausplanen und das Einteilen von Geld zu trainieren. Für den Übergang von »wöchentlich« zu »monatlich« kann auch ein Auszahlungsrhythmus alle zwei Wochen sinnvoll sein. Diskutieren Sie das gern mit Ihrem Kind, denn Entscheidungen, in die alle Beteiligten einbezogen werden, sind in der Regel tragfähiger.

Kinder ab dem vollendeten siebten Lebensjahr, also mit Erlangen der eingeschränkten Geschäftsfähigkeit, können ein Girokonto auf ihren eigenen Namen führen. Ab diesem Zeitpunkt können Sie also überlegen, ob Sie das Taschengeld, alternativ zum Bargeld, auf das Konto des Kindes überweisen. Beides hat Vor- und Nachteile. Für das Taschengeld als Bargeld spricht die Tatsache, dass vor allem jüngere Kinder sich sehr über Münzgeld freuen. Der Wert einer Münze, der dem von Gold am ähnlichsten ist, ist nämlich laut der Wirtschaftspsychologin Julia Pitters ganz tief in unserem Gehirn verankert. 41 Auch die Haptik und das »Greifbare«, also etwas in Händen zu halten, das gegen etwas getauscht werden kann, sprechen für die Barauszahlung. Sobald ältere Kinder das Konzept und den abstrakten Wert von Plastikgeld verstanden haben, kann es sinnvoll sein, auf Überweisung umzustellen. Auf diese Weise lernt Ihr Kind nämlich, dass das Geld am Automaten nicht in unlimitierter Fülle zur Verfügung steht, sondern mit dem letzten Cent auch hier Schluss ist. In der Regel erleben Kinder in jungen Jahren Geldautomaten als niemals leer werdende Geldreservoirs, was sie nun mal in der Realität nicht sind. Beachten Sie auch, dass Sie hier eine Vorbildrolle innehaben, ob Sie wollen oder nicht. Die Generation Z, also Personen, die etwa zwischen den Jahren 1996 und 2009 geboren wurden, sind gegenüber alternativen Zahlungsmitteln sehr viel aufgeschlossener als jede andere Generation davor. Und das, obwohl sie noch größtenteils mit Eltern aufwuchsen, die Bargeld gern und häufig als Zahlungsmittel nutzen. Die Coronapandemie und das damalige Gebot des kontaktlosen Bezahlens haben auch ihre Spuren in den Zahlungsgewohnheiten der Menschen hinterlassen. Es bleibt abzuwarten, wie die nächsten Generationen, die unter Umständen mit sehr viel weniger Bargeld-Präsenz im eigenen Elternhaus aufwachsen, das handhaben werden.

Allgemein lässt sich jedoch sagen, jeder Mensch hat seine eigenen Vorlieben für Bargeld oder Kartenzahlung. Es gibt aber auch konkrete Vor- und Nachteile der jeweiligen Bezahlfunktion, die wir hier für Sie zusammenfassen.

Barzahlung, die Vorteile:

  • Mit Bargeld kann man immer und überall zahlen; es ist stets gern gesehen
  • Barzahlungen bleiben anonym; Sie müssen sich keine Sorgen um Ihre Daten machen
  • Mit Bargeld bezahlen funktioniert unabhängig von jedweder Technik/Strom

Barzahlung, die Schattenseiten:

  • Bei größeren Anschaffungen, wie Auto oder Waschmaschine, kann es unpraktisch bis gefährlich sein, größere Summen Bargeld mit sich zu führen
  • Online-Shopping ist mit Bargeld nicht möglich
  • Wer den Überblick für sein Haushaltsbuch behalten will, muss sehr viele Belege sammeln
  • Das Geldautomatennetz ist regional unterschiedlich stark ausgebaut; Sie müssen also erst mal an Bargeld kommen

Kartenzahlung, die Vorteile:

  • Vorherige Ausgabenplanung entfällt, man hat es mit Karte immer passend
  • Kontaktloses Bezahlen möglich, kein lästiges (Wechsel-)Geldzählen
  • Wird Ihnen die Karte geklaut, haften Sie nur bis max. 50 €, bis die Karte gesperrt ist, Bargeld bleibt meistens verschwunden
  • Ihr Haushaltsbuch wird die transparente Transaktionshistorie Ihrer Kontoauszüge lieben!

Kartenzahlung, die Schattenseiten:

  • Nicht überall ist Kartenzahlung möglich
  • Fällt Technik und/oder Strom aus, fällt Ihr Einkauf ebenso ins Wasser
  • Datenschutz: Durch Kartenzahlungen kann man zum transparenten Verbraucher werden

Tabelle 2: Vor- und Nachteile von Bargeld und Kartenzahlung.

Welcher Geldtyp sind Sie? Zahlen Sie lieber bar oder mit Karte? Reflektieren Sie Ihren eigenen konkreten Umgang mit (Bar-)Geld. Zahlen Sie häufig oder ausschließlich mit Bargeld? Dann kann es sinnvoll sein, Ihrem Kind eine Karte für sein Konto zu besorgen, um ein gewisses »Gegengewicht« zu schaffen. Oder sind Sie eher Team Kartenzahlung? Dann sollten Sie beim Taschengeld vielleicht eher auf Bargeld setzen, um den Ausgleich zu schaffen. Wechseln Sie zwischen beiden Bezahlmöglichkeiten, dann ist es wahrscheinlich, dass Ihr Kind mit beiden Bezahlarten etwas anfangen kann. Sind Ihnen die Vorzüge und auch der Erhalt von Bargeld ein Anliegen, dann sollte es in der Sozialisation Ihrer Kinder auch eine entsprechende Rolle spielen. Denn man kann nichts vermissen, was man nicht (gut) kennt. Wenn also Ihre Kinder nie oder kaum mit Bargeld in Berührung kommen, würden sie es vermutlich auch nicht vermissen, würde es jemals abgeschafft. Auch wenn sie aktuell nicht zur Debatte steht, wird über eine Abschaffung von Bargeld regelmäßig diskutiert. 42 Es gibt zudem Planungen, einen digitalen Euro als Gegengewicht zu ApplePay, PayPal und Co. zu entwickeln. Dieser digitale Euro soll kein Ersatz für Bargeld sein, sondern das elektronische Bezahlen erleichtern. 43

Money Talk

Überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem älteren Kind, welche Vor- und Nachteile Bargeld hat. Was spricht für und gegen »Plastikgeld«? Wer bevorzugt was? Ist Oma die Bargeld-Queen oder zahlt Papa immer mit Karte? Seien Sie gespannt, welche Beobachtungen Ihr Kind im Alltag so macht.

Egal, ob sie sich für eine Barauszahlung oder die Überweisung, einen wöchentlichen, monatlichen oder sonstigen Auszahlungsrhythmus entscheiden, stellen Sie in jedem Fall sicher, dass Sie das Taschengeld regelmäßig, pünktlich und vor allem unaufgefordert zahlen. Lassen Sie Ihr Kind nicht seinem Geld hinterherlaufen. Ihr Kind sollte sich auf Sie und Ihre gemeinsame Vereinbarung verlassen können. Sie geben Ihrem Kind dadurch Planungssicherheit, und es gewöhnt sich an finanzielle Regelmäßigkeiten und Zahlungsflüsse. Lassen Sie also keine Auseinandersetzung oder Meinungsverschiedenheit der Auszahlung in die Quere kommen. Das Taschengeld sollte frei von Emotionen bleiben und auf keinen Fall als allgemeines »Erziehungsmittel« eingesetzt werden. Dass Taschengeldentzug eine leider immer noch akzeptierte Maßnahme zu sein scheint, belegt die Tatsache, dass das Wort »Taschengeldentzug« einen eigenen Dudeneintrag aufweist und dass dieser vom Duden als »Entzug des Taschengelds (aus pädagogischen Gründen)« bezeichnet wird. Durch Ihr verlässliches und positives Vorbild lernt Ihr Kind Verbindlichkeit in Bezug auf Geld, und die Chancen stehen gut, dass es sich dadurch diese Eigenschaft später selbst zu eigen macht.

Taschengeld als pädagogisches Mittel: Alternativ zum klassischen Sparschwein kann für Ihr Kind ein Modell aus mehreren Töpfen beziehungsweise Kategorien sinnvoll sein. Wenn Sie Ihr Kind nicht nur zum Sparen anhalten wollen, sondern erreichen wollen, dass seine finanzielle Bildung über das reine Sparen hinausgeht, dann ist es sinnvoll, gemeinsam verschiedene Töpfe anzulegen für:

Auf diese Weise lernt Ihr Kind von klein auf, dass es verschiedene Budgets gibt, wie man sie einteilt und dass man mehrere Ziele/Anliegen gleichzeitig verfolgen kann. Werden Sie dafür kreativ, am besten zusammen mit Ihrem Kind: Überlegen Sie sich Bilder oder Motive, die die jeweiligen Budgets repräsentieren, zum Beispiel ein Sparschwein für das »Sparen«-Budget, ein Teddybär für das »Ausgeben«-Budget, ein wachsender Baum für das »Investieren«-Budget und so weiter. Lassen Sie Ihr Kind entscheiden, was seine jeweiligen Budgets am passendsten darstellt. Die Motive können Sie ausdrucken und zum Beispiel an Marmeladengläsern anbringen und je nach Alter des Kindes auch entsprechend beschriften. Dabei kommen Sie auch ins Gespräch über die einzelnen Budgets, was sie bedeuten, wie sie sich unterscheiden und welche Ziele sie konkret verfolgen.

Für die kleineren und größeren Wünsche, die Kinder im Alltag immer wieder haben (Stichwort Quengelware), kann es sich lohnen, als Eltern den ungefähren Überblick über den aktuellen Taschengeldstand beziehungsweise den ungefähren Inhalt des »Ausgeben«-Topfs Ihres Kindes zu haben. Äußert das Kind einen Wunsch, können Sie das Gespräch direkt auf sein Taschengeld umlenken und fragen: Kannst du dir die Sache (noch) leisten und, vor allem, willst du sie dir leisten? Was sagt außerdem dein Wertekompass? Die Entscheidung bleibt so beim Kind. Um digital den Überblick zu behalten, können Taschengeld-Apps eine gute Hilfe sein. Kostenlose Apps wie KNAX (geeignet ab Grundschulalter) oder Rooster Money (geeignet für ältere Kinder) ermöglichen das automatische Überweisen der festgelegten Taschengeldsumme auf das virtuelle Konto Ihres Kindes in der App. Dabei können verschiedene Budgets oder Töpfe festgelegt und bespart werden. Ihr Kind benötigt dafür kein eigenes Smartphone oder Konto (KNAX ). So kann sich Ihr Kind unterwegs über seinen Kontostand informieren und sich von Ihnen Geld auszahlen lassen. Sie fungieren also als Bank. Probieren Sie es einfach einmal aus!

Außerdem können Sie bei größeren Wünschen mit Ihrem Kind die Vereinbarung treffen, dass es mindestens 30 Tage (oder jede andere für Sie und das Alter Ihres Kindes stimmige Zeitspanne) abwartet und dann entscheidet, ob es sich den Wunsch wirklich noch erfüllen will. Das wird nicht immer gleich gelingen, und Ihr Kind wird wahrscheinlich auch nicht in Begeisterungsstürme ausbrechen, wenn es seinen (Kauf-)Impuls hinauszögern soll, aber dennoch geben Sie ihm damit eine mögliche Strategie an die Hand, kluge finanzielle Entscheidungen zu treffen.

Zusätzliche (Spar-)Anreize können Sie schaffen, wenn Sie das Sparen oder besser gesagt das Nichtausgeben von Geld belohnen. So kann auch dem Punkt »kurzfristige Befriedigung versus langfristiger Profit« im Rahmen der Taschengeldthematik Nachdruck verliehen werden: Stellen Sie Ihrem Kind zum Beispiel in Aussicht, den Betrag, den es am Ende der Woche oder des Monats nicht ausgegeben hat, zu verdoppeln. Diese Vorgehensweise setzt natürlich voraus, dass die entsprechenden Ressourcen vorhanden sind, was – wie leider häufig beim Thema Geld – ein Privileg darstellt.

Schießen Sie allerdings nicht über das Ziel hinaus, wenn es um Anreize zum Thema Geld geht: Gute Schulnoten mit Geld zu belohnen, halten wir für keine gute Idee. Belasten Sie Ihre Eltern-Kind-Beziehung nicht mit solchen unglücklichen Verknüpfungen. Noten können bei Kindern sehr eng mit dem Selbstwert verbunden sein. Und für (schlechte) Noten kann es Gründe geben, die außerhalb des Verantwortungsbereichs Ihres Kindes liegen können (unfaire Benotung; familiäre Belastung/Stress; unerkannte Lernschwäche/Diagnose …). Indem Sie gute Noten mit Geld belohnen, könnten Sie unabsichtlich die falschen Signale senden, und Ihr Kind lernt möglicherweise, seinen eigenen Wert an seine Leistungen zu knüpfen. Jedes Kind ist wertvoll, egal, wie seine Noten aussehen! Lassen Sie das Ihr Kind auch spüren. Eine schöne Idee ist zum Beispiel, dem Kind am Tag der Zeugnisausgabe ein Herz aus Papier in die Tasche zu schmuggeln auf dem steht »Wir haben dich lieb. Nicht dein Zeugnis!«.

Kinder und Jugendliche entwickeln sich schnell, erobern neue Bereiche der Selbstständigkeit (z. B. allein kleine Unternehmungen mit Freundinnen und Freunden zu machen) und finden neue Interessen. Vereinbarungen und Regeln zur Höhe und zum Umgang mit Taschengeld sollten also regelmäßig auf den Prüfstand gestellt werden. Taschengeld ist von daher ein gutes Beispiel für die Notwendigkeit, in der Familie immer wieder miteinander über das Thema Geld zu sprechen, zu verhandeln und neue Vereinbarungen zu treffen. Nutzen Sie gerne dafür die in Kapitel 1 vorgestellten Money Talks, die Ihnen dabei helfen, mit Ihrem Kind im (Geld-)Gespräch zu bleiben. Berücksichtigen Sie dabei unbedingt die Erfahrungen der Kinder mit dem bisherigen Betrag und die individuelle Ausgabensituation. Darauf basierend können Sie als Eltern Vorschläge zur neuen Höhe des Taschengelds machen. Orientieren können Sie sich an den Empfehlungen des DJI . Versuchen Sie, gemeinsam nach Lösungen zu suchen und Vereinbarungen zu treffen, mit denen beide Seiten gut leben können.

Taschengeld nay

Taschengeld ist in Deutschland sehr weit verbreitet: Laut Studien erhalten 85 Prozent aller Jugendlichen und 78 Prozent aller Grundschülerinnen und Grundschüler regelmäßig Taschengeld. 44 Wenn Sie also Taschengeld geben, sind Sie in Deutschland in guter Gesellschaft. Kaum jemand bezweifelt, dass Taschengeld eine funktionierende Methode ist, um Kindern den Umgang mit Geld beizubringen. Doch es gibt auch Menschen, die nicht länger wollen, dass »regelmäßige Geldtransfers Teil der Eltern-Kind-Beziehung sind« 45 . Denn ja, es gibt auch Gründe, die gegen das Zahlen von Taschengeld im traditionellen Sinne sprechen können.

Ein Gedanke: Was kann sich ein sechsjähriges Kind für 1,50 € (aktuelle Empfehlung des Deutschen Jugendinstituts) kaufen? In manchen Städten nicht mal eine Kugel Eis.

Es dauert also eine gefühlte und auch wirkliche Ewigkeit, bis gerade jüngere Kinder sich etwas zusammengespart haben und sich leisten können. Die Kinder lernen dadurch erst einmal, dass Geld knapp ist. Ob das ein Glaubenssatz ist, den Sie Ihren Kindern in dieser Form mitgeben wollen, dürfen Sie selbst entscheiden.

Es kann sehr frustrierend für ein Kind sein und auch für Unverständnis sorgen, wenn Mama sich zum Beispiel die Zeitschrift oder die Handcreme (Wünsche, keine Bedürfnisse!) »einfach so« einpacken kann, während das Kind mühsam auf eine heiß ersehnte Kleinigkeit hinsparen muss. Von Kindern wird also eine Form der Selbstdisziplin verlangt, die viele Erwachsene kaum besitzen. Jetzt entgegnen sicher viele: »Die Mutter hat aber auch für dieses Geld gearbeitet und kann somit auch selbst entscheiden, wofür sie es ausgibt.« Das mag der Realität entsprechen, aber ist es auch »fair«? Würden Sie so auch bei einem Paar reagieren, von denen ein Partner in Elternzeit und für eine (un-)bestimmte Zeit auf die Einnahmen des anderen Partners mit angewiesen ist? Einer darf die »Außer-der-Reihe-Ausgaben« tätigen, der andere aber nicht, weil … warum eigentlich?

Kindern wird etwas verweigert und vorenthalten aus dem einfachen Grund, dass sie eben Kinder sind. Ein Kind kann fast nur über seine Eltern an Geld kommen, es besteht hier also ganz klar ein enormes Machtgefälle.

Der Satz »Kinder brauchen Grenzen« erntet in der Regel unisono Zustimmung aus allen Lagern und Richtungen. Wie diskriminierend diese scheinbar harmlose Erziehungsmaxime jedoch ist, zeigt sich, wenn man das Wort »Kinder« durch eine andere Personengruppe ersetzt. Dann wird nämlich schnell klar, dass hier etwas ganz und gar nicht klargeht:

»Frauen brauchen Grenzen.«

»Muslime brauchen Grenzen.«

»Deutsche brauchen Grenzen.«

Regt sich in Ihnen Widerstand und/oder Empörung, wenn Sie diese Sätze lesen? Sie finden, das kann man doch so nicht sagen? Richtig, denn alle Menschen brauchen Grenzen, nicht nur Frauen, Muslime, Kinder oder Deutsche. Nora Imlau beschreibt in ihrem Buch Meine Grenze ist dein Halt ganz treffend, was hier passiert: »Indem wir eine Gruppe Menschen explizit sprachlich herausheben, legitimieren wir, dieser Gruppe Grenzen vorzusetzen, die für andere nicht gelten – und verwehren ihnen gleichzeitig das Recht, selbst Grenzen aufzustellen.« 46 So ein Ausspruch ist also eine Legitimierung von Machtausübung.

Die Art und Weise, wie Kindern in den vergangenen Jahrzehnten Grenzen vermittelt wurden, war in weiten Teilen diskriminierend und respektlos oder kurz adultistisch.

»Dafür bist du noch zu klein!«

»Das verstehst du nicht!«

»Wenn der Kuchen redet, haben die Krümel Pause!«

»… Weil ich es sage!«

sind Sätze, die Ihnen sicherlich schon begegnet sind. Vielleicht benutzen Sie diese auch selbst manchmal.

Adultismus ist eine systemische Praxis der Diskriminierung und Benachteiligung von Menschen aufgrund ihres Alters, wobei Erwachsene als überlegen angesehen werden und Macht und Kontrolle über jüngere Menschen ausüben, ohne angemessene Rücksicht auf deren Bedürfnisse, Meinungen und Rechte zu nehmen. Wenn Sie das Konzept des Adultismus bisher nicht kannten, geht es Ihnen wie den meisten Menschen. Wir behaupten allerdings, dass Sie alle schon einmal selbst davon betroffen waren. Laut der Autorin Manuela Ritz handelt es sich bei Adultismus um die einzige Diskriminierungsform, von der so gut wie alle Menschen im Laufe ihres Lebens betroffen sind. Das kann sonst kein anderes gesellschaftliches Unterdrückungssystem von sich behaupten. Deshalb wird adultistisches Verhalten meist nicht als solches wahrgenommen, sondern als »normal« und selbstverständlich angesehen. Wir geben einfach weiter, was wir selbst erlebt haben. Leben wir lange genug, erleben wir Adultismus also aus beiden Perspektiven: als Kind als Unterdrückter und als Erwachsener als Unterdrücker. 47

Die Diskussion im Herbst 2023 um die Kindergrundsicherung zeigt ebenfalls im Brennglas, welche (fehlende) Lobby Kinder in unserer Gesellschaft haben: Von den von Familienministerin Lisa Paus veranschlagten 20 Milliarden €, die für eine tragfähige Kindergrundsicherung notwendig gewesen wären, sind am Ende 2,4 Milliarden € übrig geblieben. Und ja, manchmal sprechen nackte und nüchterne Zahlen einfach Bände. Und auch hier zeigt sich ein Machtgefälle, auf welches wir beim Vergleich von Taschengeld versus Familiengeld noch einmal zu sprechen kommen.

Das mag für Sie jetzt ungewohnt, radikal oder übertrieben klingen, vielleicht geraten Ihre gewohnten Denkbahnen gerade etwas durcheinander. Jeder und jede von uns denkt und handelt in gewissem Maße adultistisch, so wurden wir sozialisiert, es steckt praktisch in unserer DNA . Vielleicht schaffen Sie es aber mit diesem Bewusstsein, immer mal wieder aus adultistischen Denkmustern herauszutreten und sich selbst zu hinterfragen, aus welcher Motivation heraus Sie Ihren Kindern gegenüber tun, was Sie tun, und ob Sie sich gegenüber einer anderen erwachsenen Person genauso verhalten würden. Kinder sind Menschen wie alle anderen auch und sollten zumindest ein starkes Mitspracherecht haben, wenn es um ihren Alltag geht, und dazu gehört in jedem Fall das Thema »Taschengeld«.

Aus den oben geschilderten Gründen entscheiden sich manche Familien also gegen das klassische Taschengeld. Taschengeld verdeutlicht und zementiert das Machtgefälle zwischen einzelnen Familienmitgliedern, und Frustrationen sind vorprogrammiert. Gleichzeitig können limitierende Glaubenssätze transportiert werden, und der Lerneffekt kann – gerade bei kleinsten Beträgen – erst mal nur gering sein. Doch was ist die Alternative, wenn man Kinder trotzdem mit Geld in Berührung bringen und den Umgang damit einüben will?

Option Familienkasse/Familiengeld: Eine Möglichkeit kann das Familiengeld, die Familienkasse oder das Familientaschengeld sein. Alle drei Bezeichnungen zielen auf dasselbe Konzept ab und sind noch relativ neu im allgemeinen Sprachgebrauch. Allen Bezeichnungen gemein ist, dass sie das Wort »Familie« beinhalten. Der Fokus liegt hier also auf allen Familienmitgliedern gleichermaßen und nicht, wie beim Taschengeld, nur auf den Kindern. Denn wir erinnern uns, dass laut Duden Taschengeld »besonders einem Kind« gegeben wird. Doch wie kann man sich das konkret vorstellen, ein Familientaschengeld oder eine Familienkasse?

Das Familieneinkommen wird zusammengeworfen: also etwaige Einkommen der Eltern/Familienmitglieder, Transferleistungen wie Elterngeld, Bürgergeld oder Kindergeld. Das ergibt das Gesamtfamilieneinkommen. Davon werden alle Fixkosten wie Miete, Nebenkosten, Versicherungen etc. bezahlt/abgezogen und Verbindlichkeiten bedient. Außerdem entscheiden die Eltern, ob Geld für Budgets wie Urlaube oder größere Anschaffungen zurückgelegt wird. Am Ende bleibt dann der Betrag übrig, den die Familie im Alltag ausgeben kann: das Familientaschengeld. Der entscheidende Unterschied zum klassischen Taschengeld liegt in der Grundhaltung: Wir sind eine Familie, und es ist unser aller Geld. Die Wünsche der Eltern sind genauso wichtig wie die der Kinder. Das Machtgefälle, wie es beim klassischen Taschengeld zutage tritt, ist hier also auf ein notwendiges Minimum reduziert.

Das Familientaschengeld kann in der Höhe von Monat zu Monat variieren, das heißt, es muss immer wieder aufs Neue berechnet werden, und Wünsche müssen anders als beim Taschengeld ausgehandelt werden. Es kann regelmäßig im Familienkreis beratschlagt werden, wofür das Familiengeld ausgegeben wird, zum Beispiel bei der Urlaubsplanung. Soll es ein langer, teurer Urlaub werden oder ein kürzerer, der Spielraum für andere Wünsche lässt? Lassen Sie die Kinder mitreden und mitentscheiden. Auch dabei können Sie prima vermitteln, dass Geld eine endliche Ressource ist, die im Tausch gegen berufliche Leistung und Zeiteinsatz erworben wird und die nur einmal ausgegeben werden kann.

Die Option des Familientaschengelds oder der Familienkasse erfordert also etwas mehr Kommunikation und Aufwand als das klassische Taschengeld. Aber vielleicht lohnt es sich für Ihre Familie und individuelle Situation. Aber was ist mit den vielen kleinen Wünschen im Alltag, die Kinder so haben, auch wenn wir mal nicht dabei sind? Wie könnte das konkret aussehen?

Denkbar ist eine Schüssel oder ein Korb, vielleicht in der Nähe der Wohnungstür, in dem ein Teil des Familientaschengelds als Bargeld aufbewahrt wird. Dort können sich die Familienmitglieder nach Bedarf bedienen, wenn das Kind zum Beispiel ein Eis essen gehen mag. So eine Vorgehensweise setzt Vertrauen voraus und kann nur funktionieren, wenn niemand diese Freiheit ausnutzt. Aber Versuch macht klug!

Es ist vermutlich einfacher und weniger aufwendig, eine festgelegte Summe X wöchentlich oder monatlich an Ihr Kind zu zahlen. Aber vielleicht lohnt sich der Mehraufwand, den ein Familientaschengeld bedeutet, für Ihre Familie und Ihre individuelle Situation. Wie bereits zu Beginn der Thematik erwähnt, gibt es hier kein allgemeingültiges Richtig oder Falsch, sondern Sie dürfen für sich selbst entscheiden. Sie lesen gerade dieses Buch, Sie beschäftigen sich mit der finanziellen Bildung Ihres Kindes, Sie machen also sowieso schon so viel richtig!

(Geld-)Geschenke

Das Thema Geschenke wird Sie vermutlich begleiten, sobald Ihr Kind das Licht der Welt erblickt: Zur Geburt, zur Taufe, zu den üblichen Feiertagen, zum Geburtstag wird Ihr Kind von allen Seiten mit Geschenken bedacht. Anlässe für Geschenke gibt es in Hülle und Fülle, und auch bei der Art von Geschenken sind der Fantasie fast keine Grenzen gesetzt. Vielleicht wollen Sie als Eltern diesen Punkt etwas managen und beeinflussen. So können Sie etwa schöne und sinnvolle Geschenkideen im Vorfeld kommunizieren. Natürlich ist nicht garantiert, dass alle diese Anregung annehmen und umsetzen werden, aber wenn Sie es ansprechen, stehen Ihre Chancen recht gut. Viele Menschen sind auch dankbar, wenn ihnen diese mentale Last, sich ein tolles Geschenk zu überlegen, abgenommen wird. Sie können zum Beispiel über kostenlose Wunschzettel-Apps 48 online eine Liste mit geeigneten Geschenkideen anlegen. Den Link zur Liste können Sie mit Ihren Verwandten teilen, und diese können sich etwas aussuchen und das Geschenk von der Liste streichen.

Vielleicht wollen Sie auch mit den engsten Verwandten oder Bezugspersonen Ihres Kindes vereinbaren, dass das Kind in erster Linie Geldgeschenke erhalten soll. Für diesen Zweck kann ein zusätzliches Tagesgeldkonto angelegt werden, auf das Großeltern/Paten/Freunde Geld überweisen können. Dieses Konto sollte unbedingt auf den Namen des Kindes laufen, denn so können alle Beteiligten sicher sein, dass das Geld beim Kind ankommt und auch bleibt, da auch die Erziehungsberechtigten sich nicht am Geld des Kindes bedienen können. Auch wenn es unter bestimmten Umständen sinnvoll ist, Geldanlagen nicht auf den Namen des Kindes zu tätigen (dazu mehr in Kapitel »Absicherung, Vorsorge und Geldanlage«), ist es in diesem Fall wichtig und richtig, ein Konto auf den Namen des Kindes zu eröffnen. Vielleicht ist es Ihnen als Eltern auch wichtig, Ihrem Kind beizubringen, dass gemeinsam verbrachte Zeit ein Geschenk sein kann, genauso wie Materielles. Sollte Ihnen das ein besonderes Anliegen sein, teilen Sie dieses Anliegen unbedingt mit dem engen Umfeld Ihres Kindes.

Wir empfehlen generell und nicht nur in Bezug auf Geldangelegenheiten, mit Pateneltern, Großeltern und anderen wichtigen Bezugspersonen Ihres Kindes über mögliche Erwartungen und Wünsche zu sprechen. Am besten rechtzeitig und regelmäßig. Was erwarten Sie als Familie von den Pateneltern? Wie viel Engagement und zeitliche Präsenz stellen beide Seiten sich vor und können sie leisten? Können die gegenseitigen Erwartungen in Einklang gebracht werden? Wie viel an Zeit, Geld und anderen Ressourcen kann und will jede Person investieren? Erklären sich bestimmte Personen bereit, bestimmte größere Ausgaben, wie zum Beispiel einen Schulranzen, zu übernehmen oder sich daran zu beteiligen? Wird der Patenonkel selbstverständlich bei allen wichtigen Anlässen Ihres Kindes zugegen sein und auch dazu beitragen, oder hat die Patenschaft eher lockeren, unverbindlichen Charakter? Das alles sind Fragen, die Sie sich so oder so ähnlich zusammenstellen sollten.

Sprechen Sie mit den Menschen im Umfeld Ihres Kindes. Überlegen Sie sich gern einen Fragenkatalog mit all den Fragen, die Sie beschäftigen und die Sie gerne klären möchten. Je mehr Sie sprechen, umso mehr Klarheit und Planbarkeit erlangen Sie und umso unwahrscheinlicher werden Enttäuschungen, die Beziehungen auf Dauer belasten können. Überlegen Sie auch gemeinsam, welche Vorkehrungen Sie treffen könnten für den Fall der Fälle, dass sich die Beziehung der Erwachsenen auseinanderentwickelt. Das Bedürfnis des Kindes sollte immer über dem Bedürfnis/Zerwürfnis der Erwachsenen stehen. Es kann durchaus sinnvoll sein, ähnlich wie beim Ehevertrag, in guten Zeiten über solche heikleren Themen zu sprechen. Probieren Sie es, es ist wie ein Muskel, den Sie trainieren können: Mit der Zeit verschwindet das ungewohnte Gefühl, und Sie bekommen Routine, bis es irgendwann zu einer Selbstverständlichkeit wird. Ihr Kind wird es Ihnen danken!