Genau genommen trifft uns Dicke also ein geschichtlicher Umstand besonders hart: das miese Timing unseres Körpers. Denn das »Dicksein« allein ist eigentlich gar nicht so schlimm. Was uns viel mehr zu schaffen macht, ist die gesellschaftliche Ächtung.
Und genau das war nicht immer so. Wären wir nur ein paar Jahrhunderte früher geboren, hätten wir mit unseren Zusatzpfunden nicht nur gesellschaftlich mehr Anerkennung genossen, sondern darüber hinaus auch deutlich bessere Chancen gehabt, Krankheiten zu überleben. Während in der heutigen Zeit jeder Hungerhaken dank Antibiotika locker die krasseste Grippewelle übersteht, waren im Mittelalter noch ganz andere körperliche Energiereserven nötig, um mit dem Leben davonzukommen. Und auch das Schönheitsideal orientierte sich vor gar nicht allzu langer Zeit nicht an hautüberspannten Knochengestellen, sondern an Damen und Herren, bei denen man mal so richtig zupacken konnte – und das nicht nur einmal. Dick sein musste man sich damals leisten können. Nicht umsonst zieren sogenannte Rubensfiguren die Werke alter Meister – Rundungen so wonnig und einladend, dass man das heutige Schönheitsideal so gar nicht mehr richtig nachvollziehen mag. Auch wenn es nur ein schwacher Trost ist, aber: Vor dreihundert Jahren wären meine Kurven absolut kunsttauglich gewesen. Von wegen also »Gnade der späten Geburt …«
Mein Praxistipp Nr.7:
Zu diesem Thema habe ich eigentlich nur zwei simple Empfehlungen. Erstens: Bauen Sie eine Zeitmaschine. Zweitens: Nehmen Sie mich mit.
Alternativ warten Sie einfach, bis runde Körperformen wieder in Mode kommen. Zwar kommen alle Trends und Moden immer wieder, aber weil DIESER Trend noch ein bisschen länger auf sich warten lassen könnte, finden Sie sich zur Abwechslung doch selbst einfach mal so schön, wie Sie sind. Der alte Rubens wäre vermutlich stolz auf Sie, seien Sie es also auch einfach mal ab und zu.