Das Dicken-ABC

A – Adipositas, die (lat. adeps = Fett)

Adipositas bedeutet nicht einfach nur »zu dick sein«. Durch den medizinischen Fachbegriff bekommt das Übergewicht gleichzeitig auch seine Brandmarkung als anormal und krankhaft fett. Und das beginnt schon bei erstaunlich wenig mehr auf den Hüften, als uns die vermeintlich Idealgewichtigen glauben machen wollen. Ein hässliches Wort für eine hässliche Sache. »Sie sind adipös« ist eine Beleidigung ersten Ranges, es kommt für mich in der Wahrnehmung gleich hinter »Sie haben Syphillis« und noch vor »Sie haben Gonorrhoe«.

Adipös kling abstoßend, widerwärtig und grausam. Damit nun aber all die Dicken, die sich eben »nur« dick und nicht so recht adipös fühlen, hat sich die Medizin dann noch zu einer dritten Stufen (Grad 1-3) hinreißen lassen. Spätestens bei adipös Grad 3 weiß man: Hochkant passe ich nicht mehr besser durch die Tür als quer.

B – Bulimie, die

Bulimie, auch Ess-Brechsucht (Syn. Bulimarexie oder Bulimia nervosa), ist wie die Magersucht eine krankhafte Essstörung – und eigentlich verbietet es sich, darüber Witze zu machen, aber zur Hölle noch mal, ich muss das jetzt mal loswerden: Wenn ich mal wieder einige Tafeln Schokolade oder diverse Tüten Chips auf ex verdrückt hatte, dann wünschte ich mir manchmal schon einen befreienden Brechreiz.

Die Kunst des absichtlichen Brechens, ohne sich dafür erst einen fiesen Magen-Darm-Virus einfangen zu müssen, hat bei erfolgtem Überfraß doch auch was Gutes, oder? Im Lexikon findet sich die interessant klingende Umschreibung, dass nach Heißhungerattacken sogenannte »gegenregulatorische Maßnahmen« ergriffen werden, um eine Gewichtszunahme zu vermeiden. »Gegenregulatorische Maßnahmen« hört sich zunächst auch klasse an, ein bisschen nach Angriff abwehren auf Raumschiff Enterprise: »Schilde auf Maximum, Torpedos bereit, gegenregulatorische Maßnahmen einleiten!« Funktioniert aber nur im Film und ist in der Realität meist ungleich unschöner – so auch die gegenregulatorischen Maßnahmen der Bulimie, denn die bedeuten in den meisten Fällen, dass man sich nach dem Essen die Seele aus dem Leib kotzt – was sich dann weder unfassbar weise noch nach Raumschiff Enterprise anhört. Demnach muss man eine gesunde Abneigung gegen Erbrechen getrost als positiv und die Bulimie als dringend heilungsbedürftige Essstörung ansehen.

C – Chromosom, das

Derzeit noch nicht eindeutig für Übergewicht verantwortlich zu machen, aber wenn Sie mich fragen, kann das nur eine Frage der Zeit sein, bis Wissenschaftler das Dicken-Chromosom (D-Chromosom) entdecken werden.

D – Diäten, die (griechisch: δίαιτα)

Ursprünglich wurde die Bezeichnung Diät im Sinne von »Lebensführung«/»Lebensweise« verwendet, aber das ist inzwischen Geschichte. Heutzutage steht Diät eher für eine lange Leidensgeschichte und eine Selbstkasteiung ersten Grades. Die Idee einer Diät ist, dem Übergewichtigen mittels einer spezifischen Vorgehensweise, also der jeweiligen Diät, zur Gewichtsabnahme zu verhelfen. Das Problem: Die meisten Diäten bewirken genau das Gegenteil. Aus evolutionstechnischer Sicht sind die Diäten für sich genommen überaus erfolgreich: In kaum einem anderen Bereich des menschlichen Bestrebens nach Perfektion hat sich eine größere Artenvielfalt entwickelt als im Bereich der Diäten. Als Standardformel gilt: Auf jedes Kochbuchrezept kommen statistisch gesehen ca. 126,3 Diätvarianten. Aus rein physikalischer Sicht gelten Diäten im Allgemeinen als klassisches Beispiel eines Paradoxons: Sie versprechen viel, erreichen aber das Gegenteil, und vermehren sich dennoch stetig.

Die mathematische Formel für Diäten lautet: Zielvorgabe mal Erfolgschance geteilt durch den »Jo-Jo«-Effekt gleich Zunahme in Gewicht geteilt durch Zeitaufwand. Und ganz egal, welche Werte Sie bei dieser Gleichung einsetzen, das Ergebnis ist in der Regel immer das gleiche: hundert Prozent Frustration.

E – Energydrinks, die

Eine faszinierende Erfindung der Getränkeindustrie, und dank guter Werbestrategien in den letzten Jahren zum Kultobjekt geworden, obgleich es sich im Wesentlichen lediglich um gefärbtes Zuckerwasser handelt. Energydrinks verleihen demnach auch definitiv keine Flügel, sondern lediglich Speckringe auf den Hüften. Die Energie, die diese zuckerhaltigen Brausedrinks enthalten, würde zwar theoretisch durchaus zum Fliegen weiter Strecken reichen, aber da unsere menschliche Physiognomie nicht auf das Fliegen ohne technische Hilfsmittel ausgelegt ist, bunkert der Körper diese in flüssiger Form zugeführte Flugenergie lieber in stattlichen Fettdepots am ganzen Körper. Diese zusätzlichen Auftriebsringe eignen sich zwar recht gut als Schwimmhilfe, ihre Flugeigenschaften verbessern sich hingegen nicht die Bohne. Korrekt müsste der Werbespruch also heißen: Energydrinks verleihen Schwimmflüüüüügel …

F – Frustration, die

Frustration ist ein stetiger Begleiter vieler Übergewichtiger. Frustration setzt ein beim Wiegen, nach dem Befriedigen des Heißhungers und nach missglückten sportlichen Aktivitäten. Frustration ist im Wesentlichen eines: überaus frustrierend.

G – Geh-Punkt, der

Der Geh-Punkt ist im Wesentlichen der Punkt, an dem es mit der Diät absolut nicht mehr weitergeht. Was bis dahin definitiv bereits gegangen ist: jede Motivation und Zuversicht. Typische Antworten eines Diätierenden auf die Frage, wie es so vorangeht, lauten: »Geht so«, »Ach geh doch weg« oder »Geht dich gar nichts an, du Vollpfeife«.

H – Hüftgold, das

Eine viel zu edle Umschreibung für die vielen Kilos auf bzw. um die Rippen. Umgangssprachlich verharmlost durch den Bezug zum edelsten aller Metalle und damit fatalerweise sogar glorifiziert, ist das Hüftgold allerdings keinesfalls eine Bereicherung für den Besitzer, sondern definitiv immer nur eine Last. Ich plädiere deshalb auch schon seit Jahren für die Umbenennung in Hüftblei – das würde der eigentlichen Entsprechung deutlich gerechter werden und würde der Bezeichnung den nur scheinbar begehrenswerten güldenen Anstrich endlich nehmen.

I – Investitionen, die

Um dick zu werden, benötigt man dummerweise ausgesprochen wenig Kapital. Die ungesündesten Lebensmittel sind leider auch die billigsten, und so kann man an einen beachtlichen Fettgürtel mit erschreckend wenig finanziellen Mitteln gelangen. Die Investitionen beginnen eigentlich erst, wenn man versucht, die überschüssigen Pfunde wieder loszuwerden. Dann wird es sehr schnell sehr teuer. Diverse Fitnessgerätschaften, Fitnesskurse, Ernährungsberater, Sportkurse und gesunde – und damit teurere – Ernährung müssen sein. Darüber hinaus müssen Unmengen an Zeit, Schweiß, Überwindungskraft und Durchhaltewillen investiert werden – rein buchhalterisch ist Abnehmen eine verdammt investitionsreiche Angelegenheit. Wie bei vielen Investitionen muss man jedoch einräumen: Wenn es mit dem Abnehmen klappt, haben Sie eine verdammt gute Investition gemacht, vermutlich die beste Ihres Lebens.

J – »Jo-Jo«-Effekt, der

Klingt hipp und dynamisch, ist aber eindeutig ein ganz mieses Ding – der »Jo-Jo«-Effekt. Der »Jo-Jo«-Effekt bezeichnet das ständige Wiederzunehmen nach erfolgreichem Abnehmen durch eine Diät. Dabei nimmt man in der Regel mehr zu als man zuvor an Gewicht verloren hatte. Den »Jo-Jo«-Effekt zu durchbrechen bedeutet also nicht, dem Nachbarsjungen den bunten Jo-Jo kaputt zu treten, sondern nach erfolgreichem Abnehmen nicht wieder zuzunehmen – wenn es doch nur so einfach wäre.

K – Kuchen, der

In der Welt der Schwergewichtigen ist der Kuchen neben der Schokolade und den Chips die dritte Geißel der Menschheit schlechthin. Früher dachte man, die Pest oder die Cholera seien eine echte Bedrohung, heute wissen wir, es sind definitiv eher Chips, Kuchen und Schokolade. Aus unerfindlichen Gründen sind Kuchen jeden Geschmacks nach wie vor ohne Altersnachweis oder besondere Sicherheitsvorkehrungen frei zugänglich, genauso wie Chips und Schokolade.

L – Lügen, die

In kaum einem anderen Bereich wird so vielschichtig und umfassend gelogen wie beim Thema Übergewicht. Wir Dicken belügen uns am liebsten selbst, und darin sind wir meistens wirklich gut, und die Industrie belügt uns Dicke, und die sind darin ebenfalls wirklich gut. Die Lüge ist in jedem einzelnen Kilo versteckt, das auf unseren Rippen klebt.

M – Mittelgewicht, das

Lange Zeit dachte ich, das Mittelgewicht sei das Gewicht, das man im Durchschnitt in den Jahren seit der Geburt so hatte. Ergo hatte ich eigentlich immer ein recht passables Mittelgewicht, denn die ersten Jahre nach der Geburt haben mein aktuelles Übergewicht nach dieser Definition immer sehr gut ausgeglichen. Diese fatale Fehlinterpretation sorgte dafür, dass ich mein tatsächliches Übergewicht lange Jahre schlicht und ergreifend schöngerechnet hab. Heute weiß ich: Das Mittelgewicht ist eine Bezeichnung beim Boxen, und definiert die Gewichtsklasse bis 75 Kilo – und aus dieser Gewichtsklasse habe ich mich leider schon vor sehr, sehr langer Zeit verabschiedet.

Aber um in der Gewichtsklassifizierung des Boxsports zu bleiben: Nach dem Mittelgewicht habe ich bereits in jungen Jahren auch das Halbschwergewicht (bis 81 kg) hinter mir gelassen, um direkt danach auch durch die Klasse der Schwergewichte (bis 91 kg) quasi durchzurauschen. Ich verweilte dann einige Zeit in der Klasse der Superschwergewichte (über 91 kg) und befinde mich derzeit in einer von der AIBA (International Boxing Association) noch nicht näher definierten Mega-Hyper-Giga Gewichtsklasse (über 120 kg). In dieser Gewichtsklasse befinde ich mich nun schon recht lange und kann sagen: Es ist einsam an der Spitze. Erst recht in dieser Gewichtsklasse.

N – Nerven, die

Ich selbst halte mein Nervenkostüm eigentlich für recht gefestigt und stabil. Dies jedoch grundsätzlich nur unter der Berücksichtigung der ständigen Zufütterung von Süßigkeiten. Seit Längerem ist bekannt, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen dem Magen und dem Gehirn gibt, einige Wissenschaftler behaupten sogar, dass der Magen viel öfter in schnelle Entscheidungsprozesse involviert ist als das Gehirn. Ich gehe da noch einen Schritt weiter: Der Magen IST das Gehirn, und meiner steht definitiv auf Schokolade. Mein Magen gaukelt dem Körper zwar vor, dass das Gehirn Chef im Logik-Ring ist, aber wenn es mal an Schokolade mangelt, wird schnell klar, wo der Hammer hängt. Und der hängt bei mir definitiv im Bauch. Bauchentscheidungen machen demnach bei mir immer viel mehr Sinn, schließlich ist mein Bauch auch viel größer als mein Kopf – wäre doch dämlich, das zu ignorieren.

O – Oliver, der

Der Oliver ist ein beeindruckendes Beispiel jahrelanger erfolgloser Diäten. Es gibt kaum eine Diät, welche er nicht versucht hat, einfach nur, um endlich einen so athletischen Körperbau vorzuweisen wie sein großes Vorbild, die Comic- und Filmfigur »Wolverine«. Neben Wolverines wirklich beneidenswertem Körperbau waren aber sicherlich auch die faszinierenden Metallklingen in den Händen ein Grund für Oliver, »Wolverine« bereits in den Comics total cool zu finden. In beiden Spezialbereichen »Wolverines« (Körperkonstitution und Klingenhände) gab es bei Oliver jedoch bisher nur äußerst bescheidene Fortschritte.

Mit zwölf Jahren brachte es Der Oliver auf einen kleinen Achtungserfolg im Karneval, als er mit seinen selbstgebastelten Pappklingen von einem achtjährigen Jungen im Clownskostüm für einen kurzen Moment für den echten »Wolverine« gehalten wurde. Seitdem wurde es sehr still um Wolveroli, und weder der Sixpack am Bauch noch die Klingenhände machen nennenswerte Fortschritte.

P – Personal Trainer, der

Er ist der Hoffnungsträger einer stetig wachsenden Schar Abnehmwilliger: der Personal Trainer. Er muss den Karren aus dem Dreck ziehen, den der Dicke in jahrelangen verzweifelten, und meist dilettantischen Bemühungen immer tiefer und tiefer in den Dreck gefuttert hat. In der Regel mit einem unverschämt gut aussehenden Body gesegnet, schürt der Personal Trainer damit bereits von der ersten Sekunde an den Neidfaktor – und ist immer Motivator und Drillinspektor zugleich.

Der Personal Trainer ist zu gleichen Teilen immer dein bester Freund und schlimmster Gegner. Es gibt Momente, da würde ich meinem Personal Trainer einfach gerne mal eine reinhauen, schlicht und ergreifend allein schon weil er so unfassbar gut durchtrainiert ist und diese ganzen sportlichen Schuftereien bei ihm stets so aussehen wie ein Sonntagsspaziergang. Natürlich werde ich ihm niemals eine reinhauen. Zum einen, weil sich das nicht gehört, und zum anderen, weil ich ihn dafür erst einmal kriegen müsste – und das wird konditionsbedingt wohl niemals der Fall sein. Egal ob im Sprint, im Ausdauerlauf oder einfach nur in der Geschwindigkeit beim Schlagen – wenn ich da bin, ist er schon längst wieder weg, mein Personal Trainer. Wären sie erschwinglicher und würden nicht so schrecklich nerven, ich glaube, ich hätte fünf von denen im Keller stehen, neben meinem Ergometer, dem Cross-Trainer und dem ganzen anderen Fitnessgedöns. Jeder sollte einen Personal Trainer sein Eigen nennen – und ihn regelmäßig benutzen, und sei es nur als Wäscheständer.

Q – Qualen, die

Bitte schlagen Sie unter D – wie Diäten nach.

R – Rückschläge, die

Rückschläge gehören zum Abnehmen wie der »Jo-Jo«-Effekt und die Frustration. Allen drei gemein ist die perfide Eigenschaft, aus einem lebenslustigen frohen Dicken mit Ambitionen zum Abnehmen ein frustriertes miesmuffeliges Wrack zu machen.

Natürlich muss man Rückschläge einkalkulieren, ganz egal, was man beginnt. Das Perfide an den Rückschlägen beim Abnehmen ist jedoch, dass es deutlich mehr Rückschläge als Erfolge gibt. Allein aus logischer Betrachtung müsste man also nach den ersten ein, zwei herben Rückschlägen die Bemühungen abzunehmen gänzlich einstellen, schlicht um die Frustration nicht Überhand gewinnen zu lassen. Aber das Gegenteil ist der Fall. Wir machen weiter. Rückschlag für Rückschlag. Frustration um Frustration. Und wisst Ihr was? Trotz allem rufe ich Euch zu: Bleibt dran. Der Tag Y* wird kommen.

(* »Tag Y«, bitte nachlesen unter X, Tag X)

S – Selbstkasteiung, die

Die Selbstkasteiung (siehe auch → Diät) bezeichnet im eigentlichen Sinne freiwillige Entbehrungen und Leiden um eines höheren Gutes willen. Hört sich mies an, ist es auch.

Das Dumme an der Selbstkasteiung in Form einer Diät ist, dass das höhere Gut (also ein gesunder, schlanker Körper) auf diesem Wege nie wirklich erreicht wird, die Leiden und Entbehrungen jedoch deutlich spürbar sind. Genauso gut könnte man sich also mit einer Peitsche den Rücken blutig dreschen – bringt ungefähr genauso viel, ist vermutlich aber billiger. Für Selbstkasteiungen gilt deshalb also das Gleiche wie für fast alle Diäten: Finger weg.

T – Trampolin, das

Das Trampolin ist ein Sportgerät zur Sprungunterstützung. Dieses behüpfbare Trainingsgerät ist mit dem höchsten Peinlichkeitsfaktor für Übergewichtige versehen und verdient deshalb diesen eigenständigen Eintrag. Auf keinem anderen Sportgerät kann man sich dermaßen zum Volldeppen machen wie auf einem Trampolin. Und glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich schreibe.

Ist das Trampolin zu klein dimensioniert, endet das Hüpfen bei Schwergewichten wie mir jäh in einem kläglichen Durchhängen. Ist das Trampolin allerdings angemessen dimensioniert, lassen sich wirklich spektakuläre Abgänge von eben diesem Gerät gestalten, die nicht selten zum vollkommenen Erheitern der umstehenden Personen (Freunde, Personal Trainer, Notarzt) führen.

Ich habe einige meiner besten Freunde bis zur Bewusstlosigkeit in Lachattacken gehopst, einzig mit einigen vollkommen falsch bemessenen Rückfedereffekten der Trampolinmatte. Das Highlight war sicherlich, als mich das Ding einmal spektakulär durch die Hecke in das Rosenbeet des Nachbarn feuerte. Stecken geblieben bin ich dann in der morschen Holzschuppentür, und ja, es waren sehr, sehr dornige Rosen.

U – Untergewicht, das

Ich habe lange und intensiv überlegt. Ich habe keine Ahnung, was das ist oder wie das gehen soll, mit dem »Untergewicht«.

V – Vertikalbeschleunigung, die

Bei der Vertikalbeschleunigung, auch g-Kraft genannt, handelt es sich um eine »Kraft-pro-Masse«-Einheit, die immer dann zu spüren ist, wenn die eigene Trägheit einer Beschleunigung entgegenwirkt. Das hört sich erst einmal unspektakulär an und scheint zunächst auch nicht wirklich für diese Buch von Relevanz zu sein, doch wenn man bedenkt, dass die g-Kraft eben eine Vervielfältigung des eigenen Gewichts bedeutet, wird klar, warum die g-Kraft für schwere Personen deutlich stärker zu spüren ist als für schlanke. Wer mehr hat, hat auch mehr zu geben.

Zum Beschleunigen eines schweren Körpers wird aber auch mehr Kraft bzw. Energie benötigt – wer schon mal mit seinen eher schlanken Freunden ein Gokart-Rennen bestritten hat, wird verstehen, was ich meine. Dickie hockt noch wie eine Bleiente in der Startbox, während das Leichtgewicht im Kart nebenan gerade die Schallmauer durchbricht. Physik ist für Dicke manchmal echt schwer zu akzeptieren.

W – Wunschgewicht, das

Das Wunschgewicht kennzeichnet einen Anzeigenbereich auf der Waage, der ähnlich wie die Walhalla oder das Paradies zwar als unfassbar wundervoll und erstrebenswert betrachtet wird, für die meisten Übergewichtigen aber ebenso ein Wunschdenken bleibt wie viele dieser anderen Mythen auch. Vermutlich wird man eher irgendwann den Weihnachtsmann auf einem blauen Yeti in grünen Lackstiefeln reitend vorfinden, als dass das Wunschgewicht tatsächlich erreicht und gehalten wird.

X – »Tag X«, der

Einfach ausgedrückt, bezeichnet man mit dem »Tag X« einen Tag, dessen genaues Datum noch nicht bekannt ist. Für Übergewichtige ist der »Tag X« aber ein Symbol des Neubeginns. Ein Start einer Diät, ein Lebenswandel, kurz: das ganze Potpourri bunter Hoffnungen und symbolischer Akte. ALLE Übergewichtigen, die ich kenne, haben leider unzählige dieser »Tag-X-Momente« und sind doch immer wieder kläglich gescheitert. Ich persönlich habe spätestens nach diesem Buch beschlossen, nie – wirklich nie wieder – einen »Tag X« zu benennen, an dem ich mein Leben radikal ändern will, weil ich weiß, dass es so eh wieder nicht funktionieren würde. Keinen »Tag X« mehr. Nie wieder.

Bei mir heißen die Dinger jetzt: »Tag Y.«

Y – »Tag Y«, der

Der Tag des Aufbruchs. Eine Zeit des Wandels und der Lebensumstellung. »Tag Y« ist genau der Tag, an dem ich mein Leben endlich so in die Hand nehme, dass ich schlank und fit durchs Leben schreite. Ich liebe den »Tag Y« … kann aber noch nicht genau sagen, wann der sein wird.

Z – Zahltag, der

Auch der Zahltag ist keinem allgemeingültigen Datum zuzuordnen, denn der Zahltag ist nicht auf ein spezifisches Datum zu fixieren, da er für jeden Übergewichtigen individuell eintritt. Jedes Kilo Übergewicht fordert irgendwann seinen gesundheitlichen Tribut – verschlissene Gelenke, verfettete Organe, miese Blutwerte – und dann ist eben Zahltag. Der Zahltag ist für mich einer der Hauptmotivatoren, doch noch irgendwie Gewicht zu reduzieren. Der Versuch, den Zahltag so weit wie möglich aufzuschieben, ist das Ziel eines jeden Übergewichtigen.