Vor einigen Jahrzehnten durchlebte die Monarchie im Garten schwere Zeiten. Insbesondere bei den Edelrosen hatte die züchterische Jagd nach der perfekten Rosenblüte in den 1960er- und 70er-Jahren dazu geführt, dass innere Werte wie die Pflanzengesundheit und ein angenehmer Duft nahezu komplett auf der Strecke blieben. Anfang der 80er-Jahre war die Königin der Blumen angezählt. Ihre Abhängigkeit von Pflanzenschutzmitteln, mit denen man versuchte, wenigstens einen Teil der Laubblätter über die Saison zu retten, stieß zunehmend auf Ablehnung. Rosen galten immer mehr Gärtnern als pflegeaufwendig und divenhaft, die einst so beliebten reinen Rosenrabatten als langweilig. Es hätte der Anfang vom Ende einer gärtnerischen Pflanzendynastie sein können, hätte nicht in England gerade noch rechtzeitig ein Umdenken stattgefunden. Der Rosenzüchter David Austin war es, der die Kehrtwende einleitete. Seine Idee: Er wollte die Grazie der sogenannten Alten Rosen, ihre opulenten, oft dicht gefüllten Blüten und ihren überwältigenden Duft mit dem Farbenreichtum und der langen Blühdauer moderner Züchtungen vereinen. Seine Bemühungen waren von Erfolg gekrönt und führten dazu, dass sich immer mehr Rosenzüchter auf die positiven Eigenschaften von Alten Rosen und Wildrosen besannen, darunter auch ihre oft hohe Widerstandskraft gegenüber typischen Rosenkrankheiten. Nostalgische Blüten, Duft und attraktives Laub ganz ohne Pflanzenschutzmittel, dieser Dreiklang bestimmt seitdem wesentlich die Rosenzüchtung und hat dazu geführt, dass die Königin der Blumen heute wieder die Königin der Herzen ist.
ADR-ROSEN: GEPRÜFTE QUALITÄT
Besonders leicht fällt die Rosenliebe, wenn es sich bei der hohen Dame um eine sogenannte ADR-Rose handelt. Bei der „Allgemeinen Deutschen Rosenneuheitenprüfung“ (ADR) werden die Rosen drei Jahre lang von Experten aus unabhängigen Prüfungsgärten, dem Bund deutscher Baumschulen (BdB) und Rosenzüchtern auf Kriterien wie Blattgesundheit, Winterhärte, Wüchsigkeit und Reichblütigkeit bewertet – und müssen während dieser Zeit selbstverständlich ganz ohne Pflanzenschutzmittel auskommen. Mehr als 2.000 Rosensorten haben die ADR-Experten bislang unter die Lupe genommen. Weil die Rosen gleichzeitig an elf klimatisch teils sehr verschiedenen Standorten aufgepflanzt werden, können sich Rosenfans deutschlandweit auf die Aussagekraft des ADR-Zertifikats verlassen. Ein weiterer Pluspunkt: Die ADR-Kriterien werden kontinuierlich angepasst, und da die Ansprüche an neue Sorten stetig steigen, kann das ADR-Siegel im Umkehrschluss auch wieder aberkannt werden. Im Jahr 2012 wurden beispielsweise alle Sorten aussortiert, die das ADR-Prädikat vor 1990 erhielten. Dennoch können Sie aus einer erfreulich hohen Zahl ausgezeichneter Rosen wählen: Ende 2016 durften sich immerhin 189 Sorten mit dem Qualitätsprädikat schmücken. Unter www.adr-rose.de können Sie gezielt nach Ihrer Wunschrose suchen und finden Sortenbeschreibungen und Fotos der aktuellen ADR-Sorten.
KLEINE ROSENTYPOLOGIE: EDELROSEN
Langezeit galten die eingangs erwähnten Edelrosen als das Nonplusultra der Rosenwelt. Die „perfekte Rose“ wächst straff aufrecht, schmückt sich mit glänzendem dunkelgrünen Laub und trägt schlanke, unverkünstelte Einzelblüten in leuchtenden, seidig schimmernden Farben. Anfänglich wie ein Kussmund geformt, rollen sich die äußeren Rosenblätter im Erblühen oft nach außen hin zusammen, wodurch sie ein spitzes Aussehen erhalten.
Ihre Kultiviertheit und ihren Leuchtkraft haben sich die Edelrosen bis heute bewahrt, darüber hinaus haben viele moderne Edelrosen nicht nur ihren Duft wiedergefunden, sie sind auch deutlich robuster als noch vor wenigen Jahren. Einige Züchtungen haben sogar unter den strengen Blicken der ADR-Prüfer Gnade gefunden. Auch die Blütenformen sind vielfältiger geworden – der Nostalgietrend macht sich mit dicht gefüllten, etwas breiteren Blütenschalen und gewellten Blatträndern auch bei den Edelrosen bemerkbar. Dank ihrer langen Stiele sind Edelrosen nicht zuletzt wunderbare Schnittblumen.
In Sachen Gestaltung gehören reine Rosenrabatten heute weitgehend der Vergangenheit an, das gilt auch für Edelrosen. Mit einer Wuchshöhe von 80 – 130 cm lassen sie sich sehr gut in Staudenbeete integrieren, wo sie aufgrund ihrer aufrechten Gestalt am besten in der Beetmitte stehen. Ein Pflanzabstand von 40 cm ist empfehlenswert.
BEETROSEN
Die Klassiker für Mixed Borders sind zwischen 50 und 100 cm hoch und bilden, was ihre Blütenform und -farbe angeht, nahezu das komplette Rosensortiment ab. Die Blüten sind deutlich kleiner als die von Strauch- oder Edelrosen, aber nicht weniger eindrucksvoll: Da sie in der Regel in Dolden zusammenstehen, gleicht schon jeder einzelne Trieb einem kleinen Rosensträußchen. In kleineren Gruppen von drei oder fünf Exemplaren kommen die oft den ganzen Sommer hindurch blühenden Beetrosen am besten zur Geltung. 30 – 40 cm Pflanzabstand sind angebracht, je nach Wuchskraft der jeweiligen Sorte.
STRAUCHROSEN
Sie sind nach Meinung vieler Rosenliebhaber die eigentlichen Königinnen der Blumen. Schon ihre stattliche Gestalt mit einer Wuchshöhe und -breite von 100 – 200 cm verleiht ihnen eine herrschaftliche Attitüde, ihr wunderbar dichter Wuchs lässt jede Edelrose vor Neid erblassen und Romantiker finden in den oft halb- oder dichtgefüllten und größtenteils betörend duftenden Blütenschalen die Erfüllung all ihrer Träume. Zumal moderne Strauchrosen längst nicht mehr nur einmal blühen, sondern mehrmals oder sogar durchgehend bis weit in den Herbst hinein. Trotz dieser herausragenden Eigenschaften und obwohl sie für eine Solokarriere wie geschaffen scheinen, sind Strauchrosen ausgesprochene Teamplayer, die sich harmonisch in gemischte Stauden- und Rosenbeete einfügen. Auch die Kombination mit einem Rankobelisken kann ausgesprochen reizvoll sein. Nicht dass sie es nötig hätten, sich anzulehnen; vielmehr steht den eindrucksvollen Erscheinungen ein filigranes Accessoire gut zu Gesicht – und wenn sich dann auch noch Clematis schmeichelnd herüberneigen … Je nach Wuchsstärke sollte der Pflanzabstand etwa 50 – 100 cm betragen.
KLEINSTRAUCHROSEN
Sie erfüllen souverän, was ihr Name verspricht. Nur etwa 30 – 50 cm hoch sind sie Miniaturausgaben der fantastischen Strauchrosen, überreich blühend, gut belaubt und ausgesprochen robust im Wesen. Flächig wachsende Sorten werden mitunter auch als Bodendeckerrosen bezeichnet (obwohl keine über echte Bodendeckerqualitäten etwa im Sinne von Unkrautunterdrückung verfügt) und wirken entsprechend in Gruppen gepflanzt oder in Kombination mit anderen Rosen besonders apart. Andere Kleinstrauchrosen besitzen elegant bogig wachsende Triebe und sind mit ihrem dadurch sehr harmonischen, geschlossenen Wuchs auch als Solisten gut geeignet. Der Pflanzabstand liegt je nach Sorte zwischen 40 und 80 cm. Generell kommen Kleinstrauchrosen von allen Rosen am ehesten für eine Gefäßbepflanzung in Frage.
Wildrosen entwickeln oft besonders kräftige Wurzelstöcke. Das macht man sich zunutze und veredelt die eigentlich gewünschte Rosensorte auf eine Wildrosenwurzel. Die Veredelungsstelle, an der beide Teile zusammengewachsen sind, ist knubbelig verdickt und sollte beim Pflanzen gut zwei Finger breit unterhalb der Erdoberfläche liegen. Sie ist besonders frostempfindlich. Drohen strenge Winter, wird daher im Herbst Erde um den Pflanzenfuß angehäufelt. Mitunter treibt der Wurzelstock auch eigene Triebe. Diese steil aufrecht wachsenden Wildtriebe nicht abschneiden, sondern die Ansatzstelle freilegen und sie direkt dort abreißen.
ENGLISCHE ROSEN
Der Begriff entstand in Anlehnung an die Züchtungsarbeit von David Austin. Er kreuzte moderne Rosensorten mit sogenannten Alten Rosen, denen noch ein deutlicher Wildrosencharakter anhaftet – oft auch als „Historische Rosen“ bezeichnet. Heute wird der Begriff Englische Rosen oft synonym mit neueren Wortschöpfungen wie Nostalgie-Rosen oder Romantik-Rosen verwendet und bezeichnet verallgemeinernd öfterblühende Rosensorten (insbesondere Strauchrosen) mit großen halb- oder dichtgefüllten Blütenschalen und gutem Duft. Als grobe Orientierung kann man beim Pflanzabstand von Rosen übrigens die Hälfte der Wuchshöhe rechnen.
KLETTERROSEN
Diese herrlichen Geschöpfe kann man nicht beschreiben, man muss sie erleben! Kletterrosen schmücken Zäune und Rankobelisken, erobern Gartenhäuschen, Pergolen und Spaliere und verhelfen alten Obstbäumen zu einem zweiten Frühling. Grundsätzlich werden zwei Gruppen von Kletterrosen unterschieden. Die „echten“ Kletterer, auch Climber genannt, sind von hochaufragender Gestalt und auf Rankhilfen angewiesen, an denen sie sich mit ihren Stacheln festhalten. (Ja, Tatsache, mit ihren Stacheln; eigentlich müsste Dornröschen Stachelröschen heißen.) Mit zunehmender Höhe drohen ihre 2,5 – 4 m lange Triebe umzukippen, daher sollte man sie in Abständen anbinden. Ganz anders verhalten sich die wüchsigen Ramblerrosen. Dank ihrer langen biegsamen Triebe gelingt den „Wanderern“ der Aufstieg auch ohne Unterstützung. Ältere Sorten wie Klassiker ‘Paul’s Himalayan Musk’ (bis zu 10 m lange Ranken) blühen nur einmal, dafür aber überreich, während neuere wie ‘Super Excelsa’ (ADR-Rose) den zahlreichen öfterblühenden Climbern in nichts nachstehen. Ein deutlicher Unterschied herrscht (noch) im Farbspektrum: Rambler sind eher im pastelligen Farbbereich zuhause, während es Climber auch in leuchtstarken Tönen gibt, etwa die ADR-Rose ‘Golden Gate’ mit ihren goldgelben halbgefüllten Blüten.
Damit Rosen schön blühen, sollten sie an einem Platz mit „unbelasteter“ Erde wachsen. Wo eine Pflanze aus der Familie der Rosaceae wuchs (zu denen auch viele Obstgehölze gehören), sollten Sie für mindestens zehn Jahre keine neue pflanzen, sie würde kümmern oder sogar absterben. Die sogenannte Bodenmüdigkeit wird wahrscheinlich durch Wurzelausscheidungen und auch durch pflanzenschädigende Nematoden hervorgerufen, ganz klar sind die Ursachen jedoch bis heute nicht. Notfallhilfe: den Boden 1 m breit und tief austauschen.
WILDROSEN
Obwohl ihr Name anderes vermuten lässt, benehmen sich Wildrosen ausgesprochen kultiviert. Bibernell-Rose (Rosa spinosissima), Essig-Rose (R. gallica), Hunds-Rose (R. canina), Vielblütige Rose (R. multiflora) und die intensiv duftende Wein-Rose (R. rubiginosa) beispielsweise wachsen breit, aber sehr harmonisch und sind im Herbst über und über mit herrlich anzuschauenden Hagebutten bedeckt. Sie sollten in keinem Naturgarten fehlen und eignen sich besonders gut für Wildrosen- oder gemischte Blütenhecken, sind aber auch in Einzelstellung mit besonderer Wirkung ein hübscher Anblick. Für Soloauftritte gibt es aber auch noch deutlich besser geeignete Kandidatinnen, die zudem die Rosensaison erheblich verlängern. Bereits im April öffnet die aus China stammende Goldgelbe Rose (Rosa xanthina fo. hugonis) ihre zarten hellgelben Blütenschalen, im Mai und Juni folgen die öfterblühende Bourbon-Rose (R. × borboniana), die dicht gefüllte Hundertblättrige Rose (R. centifolia) und die für ihren überwältigenden Duft bekannte Damaszener-Rose (R. damascena). Wildrosen benötigen deutlich mehr Platz als andere Rosen und kommen daher besonders gut in großen Gärten zur Geltung, sei es als Heckenelement, im Beethintergrund oder an Hausecken. Für Hecken kann ein Pflanzabstand von 0,5 m genügen, in Einzelstellung sollten es aber schon 1 – 1,5 m sein.
Blütenhöhepunkt: Juni
1 Storchschnabel ‘Rosemoor’
2 Glockenblume ‘Grandiflora Alba’
3 Strauchrose ‘Soul’
4 Rittersporn ‘Royal Aspirations’
5 Stauden-Sonnenblume
6 China-Schilf ‘Silberfeder’
7 Kissen-Aster ‘Blauer Gletscher’
8 Sterndolde ‘Star of Billion’
9 Duftnessel ‘Blue Fortune’
10 Nieswurz ‘Wester Flink’
11 Sterndolde ‘Florence’
12 Phlox
13 Sonnenbraut ‘Baudirektor Linné’
14 Steppen-Salbei ‘Mainacht’
15 Nieswurz ‘The Sultan’
16 Färberkamille ‘Sauce Hollandaise’
17 Akelei
18 Lanzettblätriges Mädchenauge
19 Purpur-Fetthenne ‘Herbstfreude’
20 Frauenmantel
21 Katzenminze ‘Dropmore’
DIE KÖNIGLICHE RESIDENZ
Optimal ist ein sonniger Standort mit humosem Lehmboden, sehr leichte Böden sollten Sie mit Kompost und Bentonit verbessern. Im Frühling freuen sich Ihre Rosen über 2 – 3 l Kompost pro Quadratmeter, gerne auch eine Hälfte zum Austrieb, die zweite zur Blütezeit. Im Halbschatten kümmern viele Rosen oder gehen ganz ein, Ausnahmen bestätigen jedoch die Regel. Die meisten Wildrosen kommen mit wenigen Sonnenstunden ebenso gut klar wie viele Kletter- und Ramblerrosen. Halbschattenverträglich sind zum Beispiel auch die Beetrosen ‘Aspirin-Rose’ (weiß mit rosa Schimmer), ‘Vinesse’ (rosa) und ‘Black Forest Rose’ (rot), die Kleinstrauchrosen ‘Gärtnerfreude’ (rot), ‘Mirato’ (rosa) und ‘Schneeflocke’ (weiß) sowie die Strauchrosen ‘Heidetraum’ (rosarot), ‘Eden Rose 85’ (rosa) und ‘Leonardo da Vinci’ (dunkelrosa). Je robuster die Sorte, desto eher ist sie auch mit wenigen Sonnenstunden zufrieden. Sie müssen allerdings mit deutlich weniger Blüten rechnen. Grundsätzlich gilt: Gießen Sie Ihre Rosen ohne Brauseaufsatz und nur direkt an den Pflanzenfuß, also in den Wurzelbereich. Alle oberirdischen Pflanzenteile sollten möglichst trocken bleiben, denn Feuchtigkeit begünstigt typische Krankheiten wie Rosenrost, Mehltau und Sternrußtau. Aus dem gleichen Grund ist eine gute Durchlüftung von Vorteil. Pflanzen Sie also lieber etwas weiter als zu eng, bei üppig wachsenden Rosenbegleitern wie Katzenminze oder Salbei sind 50 cm Abstand empfehlenswert.
Was die Kriterien angeht, die potenzielle Lebensabschnittsgefährten erfüllen sollten, stehen Treue und Verlässlichkeit bei den meisten Menschen ganz oben auf der Liste. Wenn die Partner in spe zusätzlich noch gut aussehen, umso besser.
Was soll man sagen, vor diesem Hintergrund sind Stauden nahezu perfekte Beetgenossen! Die mehrjährigen Pflanzen öffnen ihre attraktiven Blüten zuverlässig über Jahre, mitunter sogar über Jahrzehnte hinweg. Hat man sie nach dem ersten Flor ordentlich zurechtgestutzt, überrascht einen manches Exemplar sogar ein zweites Mal mit prächtigen Blüten – wirklich charmant, da verzeiht man oder frau bereitwillig selbst gelegentlich divenhaftes Benehmen. Wobei das ohnehin die Ausnahme ist: So hoch die Erwartungen vonseiten der Gärtnerschaft sind, umgekehrt erwarten die wenigsten der Blütenstars eine lückenlose Rundumbetreuung, ja, viele tolerieren sogar bereitwillig, dass sie das Beet mit anderen Blütenschönheiten teilen müssen.
Natürlich hat jede Art ihre Befindlichkeiten – die eine mag es schattig und kühl, die andere gerade nicht, der eine Gartenbewohner isst mit Genuss, der andere hat sich eine lebenslange Diät verordnet. Das Praktische: Die Wünsche der meisten Stauden sind bekannt, im Gegensatz zu menschlichen Partnern kann man sich daher so manche Enttäuschung während der Kennenlernphase ersparen.
DIE ALLESKÖNNER
Stauden sind mehrjährige, nicht verholzende Pflanzen und stehen damit zwischen den einjährigen Sommerblumen und den verholzenden Bäumen und Sträuchern. In den Augen der unzähligen Staudenfans vereinen sie das Beste beider Gruppen. In ihrer Farbenpracht und den vielfältigen Blütenformen stehen sie den Einjährigen in nichts nach Seite 50. Während die meisten Einjährigen aber eher schlichte Wuchsformen aufweisen und daher oft eine gewisse Masse erfordern, überzeugen zahlreiche Stauden auch in Einzelstellung – und das nicht nur über wenige Wochen hinweg: Schon im Austrieb sind viele Stauden ausgesprochen attraktiv. Stauden-Pfingstrosen (Paeonia lactiflora), Schaublätter (Rodgersia) und die Purpur-Zypressen-Wolfsmilch ‘Fens Ruby’ (Euphorbia cyparissias, stark giftig) beispielsweise präsentieren sich zum Saisonbeginn in faszinierenden Rottönen. Die zahlreichen Sorten hoher Fetthenne-Arten (Sedum spectabile, S. telephium) gleichen im Austrieb eher wohlstrukturierten Polsterpflanzen. Durch die Erde brechenden Funkien (Hosta) wohnt eine unvergleichliche Kraft inne; und auch wenn sie nicht zu den Blütenpflanzen zählen, der Faszination sich allmählich entrollender Farnwedel kann sich niemand entziehen.
BLÜTE TRIFFT BLATT
Auch nach dem Austrieb machen die Laubblätter einen wesentlichen Teil des Reizes vieler Stauden aus, denn sie sind ebenso vielgestaltig wie die Stauden im Ganzen. Es gibt unzählige Varianten: von auf ein Minimum reduzierten (z. B. Argentinisches Eisenkraut, Verbena bonariensis), herzförmigen (z. B. Elfenblume) oder filigran gefiederten Blättchen (z. B. Jakobsleiter, Polemonium) über schilfartiges (z. B. Taglilie, Hemerocallis) oder scharf gezacktes Laub (z. B. Mannstreu, Eryngium) bis hin zu wuchtigen Blattgiganten wie dem exotisch anmutenden Chinesischen Rhabarber (Rheum palmatum var. tanguticum, riesige rote Blütenstände). Hinzu kommen Stauden mit dunkel gefärbten Stängeln, mit zarter oder derber, matter oder glänzender Blattoberfläche, mit gelbgrünem, rötlichem oder bronzefarbenem Laub, blaugrauen, silbrig bereiften oder mit zartem Flaum besetzten Blättern Seite 104 und 120, mit Panaschierungen (farblich abgesetzten Mustern, z. B. Kaukasusvergissmeinnicht ‘Jack Frost’) oder einer brillanten Herbstfärbung (z. B. Entenschnabel-Felberich, Lysimachia clethroides).
Der Tod steht ihr gut, so ließe sich ironisch auf den Punkt bringen, welche besonderen Qualitäten nicht nur die Hohe Fetthenne (Im Bild) besitzt. Auch die Blütenstände von Schafgarbe, Kugeldistel und vielen anderen Stauden sehen selbst im vertrockneten Zustand noch ausgesprochen attraktiv aus – erst recht, wenn sie mit glitzerndem Raureif überzuckert sind. Also, im Herbst bloß nicht abschneiden!
Die Fülle von Blatt- und Blütenformen kombiniert mit den mannigfaltigen Wuchsformen von kompakt bis ausladend, straff-aufrecht bis sanft überhängend, winzig klein bis riesengroß führt zu einer nahezu unbegrenzten Vielfalt an Kombinationsmöglichkeiten und macht die Welt der Stauden so faszinierend wie einzigartig – nicht umsonst ist Staudengärtner ein eigenständiger Ausbildungsberuf.
ZWEIJÄHRIGE BLÜTENPFLANZEN
Eine eigene Gruppe bilden die zweijährigen Pflanzen, die üblicherweise, in Anlehnung an den natürlichen Samenfall, zwischen Juni und August ausgesät werden – im Frühling blühende Arten früher, Sommerblüher später. Im ersten Standjahr entwickeln zweijährige Pflanzen lediglich eine Blattrosette, mit der sie überwintern; erst im zweiten Jahr erfolgt die Blüte, nach der die Pflanzen in der Regel absterben. Da in der Natur aber nichts in Stein gemeißelt ist, sind Ausnahmen gar nicht so selten – was wiederum nicht allzu sehr überrascht, wenn man bedenkt, dass sich innerhalb derselben Pflanzengattung recht häufig sowohl einjährige als auch zwei- und mehrjährige Arten finden. Der Rote Fingerhut (Digitalis purpurea) beispielsweise ist eigentlich zweijährig, er scheint seine begrenzte Lebensdauer mitunter aber schlicht zu vergessen und hat schon manches Mal auch ein drittes Standjahr erlebt. Zur anderen Seite hin sind die Grenzen ebenfalls fließend, bei einer frühen Aussaat ab März blühen, fruchten und vergehen viele Zweijährige noch im Jahr der Aussaat. In ihrem Erscheinungsbild und der Pflanzenverwendung sind die meisten Zweijährigen den Stauden dennoch näher als den Einjährigen: Da sie sich reichlich versamen und viele Nachkommen unmittelbar neben den Mutterpflanzen sprießen, entsteht oft der Eindruck, es handle sich um mehrjährige Arten.
Die unabhängigen Experten des Arbeitskreises testen aktuelle Staudensortimente an derzeit 17 Standorten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dabei müssen sich die Stauden stets an mehreren, in Sachen Boden und Klima teils sehr unterschiedlichen Standorten beweisen – und natürlich ohne Pflanzenschutzmittel auskommen. Unter www.staudensichtung.de kann man die Sichtungsergebnisse abrufen und etwa gezielt nach den am höchsten bewerteten Sorten suchen.
WANDERER DURCH DEN GARTEN
Neben den einjährigen Sommerblumen Seite 50 lieben es auch zahlreiche zweijährige Arten, nach Lust und Laune durch den Garten zu streifen, und mal hier, mal dort Wurzeln zu schlagen. Dieses etwas sprunghafte Wesen kann man sich zunutze machen, denn auf diese Weise entstehen oft überaus attraktive Gartenbilder. Gleichzeitig darf man jedoch keine falschen Hemmungen entwickeln: Wo schon die sich gerade erst entwickelnde Blattrosette einem Nachbarn arg auf den Pelz rückt, ist unverzügliches Jäten angesagt, so man den Nachbarn erhalten möchte – Zweijährige sind echte Kraftprotze und nicht selten vom Wunsch beseelt, große Flächen zu erobern. Zu den unverzichtbaren Arten im Blumengarten gehört beispielsweise die Marien-Glockenblume (Campanula medium). Mit ihren pastellfarbenen gefüllten oder ungefüllten Blütenkelchen ist sie ein Klassiker für nostalgische Landhausgärten. Wie viele Zweijährige blüht sie mit etwas Glück im dritten Standjahr erneut. Marien-Glockenblumen lieben einen vollsonnigen Platz genau wie Stockrose (Alcea rosea), Goldlack (Erysimum cheiri), Island-Mohn (Papaver nudicaule), der bei uns heimische Echte Natternkopf (Echium vulgare) mit seinen von Rosa zu Blau wechselnden Blüten, der bei Insekten überaus beliebte Muskateller-Salbei (Salvia sclarea) und die Gemeine Nachtkerze (Oenothera biennis) samt ihrer überwiegend mehrjährigen Verwandtschaft – unter letzterer befinden sich solch zauberhafte Geschöpfe wie die pastellgelbe Duftende Nachtkerze Oenothera odorata ‘Sulphurea’ und die polsterbildende Rosa Nachtkerze (O. speciosa). Ebenfalls echte Sonnenanbeter sind die heimische Großblütige Königskerze (Verbascum densiflorum) und die Seidenhaar-Königskerze (V. bombyciferum). Die besonders farbenprächtigen Sorten der Schwarzen Königskerze (V. nigrum) hingegen können auch mehrjährig sein, genau wie die eher zierliche Purpur-Königskerze (V. phoeniceum) und die riesenhafte, bis zu 2 m hohe Kandelaber-Königskerze (V. olympicum). Vor allem Island-Mohn, Natternkopf, Muskateller-Salbei, Nachtkerze und Königskerze eignen sich ausgezeichnet für naturhafte Gestaltungen, doch auch Stockrosen und Goldlack fügen sich dort harmonisch ein, sofern anstelle spezieller Sorten Wildformen verwendet werden.
1 | Rhizom aus dem Boden heben.
2 | Mit scharfem Messer an den „Einschnürungen“ in Stücke schneiden.
3 | Blätter dachartig einkürzen.
4 | Rhizome flach einpflanzen.
Sowohl in der Sonne als auch im Halbschatten gedeihen die wunderbaren Bart-Nelken (Dianthus barbatus), Stiefmütterchen und Hornveilchen (Viola × wittrockiana, V. cornuta) sowie das auch als Maßliebchen oder Tausendschön bekannte Gänseblümchen (Bellis perennis), dessen Kulturformen überwiegend zweijährig sind. An halbschattigen Plätzen fühlen sich neben dem erwähnten Roten Fingerhut, von dem die meisten Gartensorten stammen, auch der in naturnahen Gestaltungen sehr aparte Rostige Fingerhut (Digitalis ferruginea) sowie der helle Gelbe Fingerhut (D. lutea; mehrjährig) wohl. Der Großblütige (D. grandiflora) und der Wollige Fingerhut (D. lanata) bevorzugen einen sonnigen Platz – letzterer ist eine wenig verbreitete Schönheit für mediterrane Gestaltungen.
Selbst im vollen Schatten trifft man Akelei und Vergissmeinnicht (Myosotis) an sowie die stark duftende Einjährige Mondviole (Lunaria annua). Die zunächst frischgrünen, dann pergamentartig-silbrigen Fruchtstände bescheren der entgegen ihrem Namen zweijährigen Pflanze auch nach der Blüte bewundernde Blicke, genau wie ihrem mehrjährigen Pendant, der Ausdauernden Mondviole (L. rediviva). Wer den Ausbreitungsdrang mancher zweijährigen Pflanze begrenzen möchte, sollte verwelkte Blütenstände und erste Fruchtansätze regelmäßig abschneiden.
STAUDEN VERWENDEN
Einjährige Sommerblumen sind hübscher Flitterkram, bunte Gute-Laune-Garanten, wunderbare Lückenfüller und geeignet, jedem Garten den letzten Schliff zu verleihen. Stauden aber sind das Herz des Gartens, wie Gehölze seinen Rahmen bilden.
Die klassischen Englischen Mixed Borders tragen dem Rechnung, indem sie alle drei Gruppen, miteinander verweben, wobei Stauden und (Klein-)Gehölze jedoch meist deutlich höher gewichtet sind. Die verschiedenen Pflanzenarten werden bei dieser Gestaltungsweise nahezu ausschließlich nach optischen Aspekten gruppiert, und zur Aufgabe von Gärtnerin oder Gärtner gehört es, Nachbarn mit unterschiedlichem Durchsetzungsvermögen in Balance zu halten, oder sich um Pflanzen zu bemühen, die aufgrund einer Nährstoffunter- oder -überversorgung schwächeln oder von Schaderregern befallen wurden.
Das Gegenstück sind Pflanzungen, die sich natürliche Standorte zum Vorbild nehmen, und diese durch eine gezielte Pflanzenauswahl und -kombination künstlerisch überhöhen. Hier werden Pflanzen nach ihren Standortansprüchen miteinander vergesellschaftet und z. B. der Boden entsprechend vorbereitet. Obwohl es sich natürlich trotzdem um künstliche Situationen handelt, ist der Pflegeaufwand solcher Pflanzungen oftmals erheblich niedriger – die Arbeit steckt in den Details von Planung, Pflanzenauswahl und Beetvorbereitung. Inspiriert von natürlichen Pflanzengesellschaften entwickelten sich beispielsweise Kiesgärten nach den Vorbildern mediterraner Macchien und Garrigues oder auch nach regionalen Vorbildern mit Steppenheiden- oder Heidecharakter, auch die nordamerikanischen Prärien standen vielfach als Vorlage für faszinierende Staudenpflanzungen Pate. Steingärten und Alpinen Seite 68 orientieren sich ohnehin seit jeher an natürlichen Standorten, wobei sie, ähnlich wie bei Schattenpflanzungen, bereits früh Stauden aus fernen Ländern integrierten.
Apropos Schatten. Beim Stichwort Blumengarten stehen in der Regel sonnige Plätze im Vordergrund. Viele Gärten haben aber auch eine Schattenseite. Das ist ja wunderbar, könnte man sagen, schließlich lassen sich die vielgewünschten immerschönen und pflegeleichten Beete im Schatten meist wesentlich einfacher schaffen als in der Sonne. Beispielsweise muss in halbschattigen oder schattigen Gartenbereichen meist seltener gegossen werden als bei vergleichbarer Sonnenlage (wohlgemerkt wir reden von typischen Gartensituationen), und da gängige Schattenstauden auffallend häufig geschlossene Wuchsformen aufweisen, wirken auch abwechslungsreiche Beetbepflanzungen meist sehr klar strukturiert und aufgeräumt.
Opulente Blüten wie sie beispielsweise viele Pfingstrosen zur Schau tragen, fallen nicht nur optisch ins Gewicht, sondern auch tatsächlich. Auch manche hochaufragende Staude ist für eine Stütze dankbar. Schnell selbst gemacht ist ein Gerüst aus gitterartig zusammengebundenen Bambusstäben, in das die Pflanzen einfach hineinwachsen. Alternativ können Sie die zu stützende Pflanze mit Haselruten umstecken und diese mit Kokosstrick verbinden oder dünnere Zweige ins Beet stecken und gitterartig übereinander knicken – sehr hübsch in naturnahen Gärten.
Dennoch sind vollschattige Bereiche nicht jedes Gärtners Sache. Mal ganz abgesehen vom persönlichen Geschmack liegt der Grund vielleicht auch in der Tatsache, dass es sich bei den beschatteten Flächen oft nur um schmale Randstreifen im Vorgarten oder entlang von Häuser- und Garagenwänden handelt, was ihre Gestaltung und Würdigung nicht einfacher macht. Anstatt hier ganz auf Pflanzen zu verzichten oder sich fortan über vermoosten Rasen zu ärgern, lohnt es sich, insbesondere unter den Stauden nach Verbündeten für solche zu Unrecht als „Problemstandorte“ verpönte Plätze zu suchen. In den folgenden Kapiteln werden Sie immer wieder auf wertvolle Schattenpflanzen stoßen. Wer aber gerade erst mit dem Gärtnern beginnt, wer auf Nummer sicher gehen möchte oder wem das Suchen nach passenden Arten gerade für den ungeliebten Schatten wenig reizvoll erscheint, dem seien die Staudenmischpflanzungen empfohlen, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten an gartenbaulichen Forschungseinrichtungen entwickelt wurden.
CONVENIENCE FÜR DEN GARTEN
Anlass für die ersten Versuche war die Suche nach neuen Pflanz- und Pflegekonzepten für das Öffentliche Grün. Die Pflanzungen sollten abwechslungsreich und über das ganze Jahr hinweg attraktiv sein, aber auch nachhaltig im Sinne von Langlebigkeit und geringem Ressourceneinsatz, etwa in Bezug auf Bewässerung und Düngung. Ein weiteres Ziel: Der Pflegeaufwand sollte deutlich unter dem für die jahrzehntelang üblichen saisonal wechselnden Rabattenbepflanzungen liegen. Im Ergebnis können heute auch Hobbygärtner zwischen 35 Staudenmischungen wählen (Tendenz steigend), bei denen Stauden, Zwiebelblumen und einige wenige ein- oder zweijährige Pflanzenarten sowohl ästhetisch als auch in puncto Wuchsverhalten und Standortansprüche perfekt aufeinander abgestimmt sind (durchschnittlich 15 bis 20 verschiedene Arten und Sorten). Die Mehrzahl der Mischungen ist auf sonnige und trockene Standorte abgestimmt, manche Mischungen erfordern auch ein vorheriges Abmagern des meist (zu) gut versorgten Gartenbodens. Es stehen aber auch Pflanzkombinationen für schattige Standorte von trocken bis feucht zur Verfügung. Die ausführlichen Arten- und Sortenlisten samt erforderlicher Stückzahlen können Sie auf der Website des Bunds deutscher Staudengärtner Seite 153 kostenlos abrufen. Außerdem finden Sie dort eine Liste von Gärtnereien, in denen Sie die benötigten Pflanzen als fertig geschnürte Pakete beziehen können.
STAUDEN ERHALTEN
Bei manchen Menschen treibt der Jugendwahn ja merkwürdige Blüten, bei Stauden hingegen dürfen Sie getrost eine Verjüngungskur in Erwägung ziehen: Die mehrjährigen Pflanzen haben den Jungbrunnen sozusagen schon eingebaut, man muss ihn nur noch zum Sprudeln bringen – am besten mithilfe eines Spatens.
Vom Staudenteilen spricht man bei dieser unkomplizierten, jedoch hocheffektiven Schönheitsoperation, die ansteht, wenn Stauden in die Jahre gekommen sind. Wann es soweit ist, kann je nach Art ganz unterschiedlich sein. Bei Katzenminze, Scheinsonnenhut (Echinacea purpurea), Indianernessel und Flockenblume beispielsweise muss man meist schon nach vier Jahren zum Spaten greifen, bei Astern, Eisenhut (Aconitum, stark giftig), Phlox und Glockenblumen nach sechs bis zehn Jahren und bei Bart-Iris, Sonnenbraut und Woll-Ziest (Stachys byzantina) kann man gut und gerne zehn Jahre ins Land gehen lassen.
Offensichtliche Erkennungszeichen für eine Überalterung sind eine nachlassende Blühfreude und eine allmählich verkahlende Pflanzenmitte – die blühenden Triebe wandern sozusagen immer weiter nach außen. Aber auch wenn höhere Pflanzen in ihrer Standfestigkeit nachlassen, generell einen mickerigen Eindruck im Vergleich zu früheren Jahren machen oder schlicht zu groß für den ihnen zugeteilten Platz geworden sind, wird es Zeit für eine Wellnesskur. Als Faustregel gilt: Stauden, die im Sommer oder Herbst blühen, werden im Frühjahr geteilt, Frühlingsblüher hingegen im Herbst.
Das Teilen selbst ist simpel: Pflanze mit einem scharfkantigen Spaten umstechen, Wurzelballen aus der Erde heben und je nach Größe von Hand oder mit dem Spaten in zwei oder mehr Stücke teilen sowie trockene und abgestorbene Pflanzenteile entfernen. Bei Bart-Iris und anderen Pflanzen mit fleischigen Rhizomen anstelle des Spatens eine Grabegabel verwenden. Kein Muss, aber empfehlenswert ist es, sowohl die oberirdischen Teile als auch den Wurzelballen um ein Drittel einzukürzen. Ein Teilstück wird schließlich wieder an den ursprünglichen Platz gepflanzt, die übrigen Stücke kommen an anderen Stellen in die Erde oder werden eingetopft und finden im Freundeskreis oder bei der nächsten Pflanzentauschbörse dankbare Abnehmer. Nach dem Pflanzen oder Topfen kräftig angießen und in den kommenden Wochen nicht austrocknen lassen.
Blütenhöhepunkt: Ende Juli
1 Indianernessel ‘Squaw’
2 Sonnenbraut ‘Dunkle Pracht’
3 Virginischer Ehrenpreis ‘Diana’
4 Drüsige Kugeldistel ‘Arctic Glow’
5 Duftnessel ‘Black Adder’
6 Fackellilie ‘St. Gallen’
7 Gold-Garbe
8 Nickender Felberich
9 Lobelie ‘Vedrariensis’
10 Taglilie ‘Gentle Shepard’
11 Kokardenblume ‘Kobold’
12 Schleierkraut ‘Compacta Plena’
13 Zartes Federgras
14 Nelkenwurz ‘Princess Juliana’
15 Türkischer Mohn ‘Patty’s Plum’
16 Amur-Nelke
17 Woll-Ziest ‘Big Ears’
18 Katzenminze ‘Walker’s Low’
Achtung, Ausnahmen bestätigen die Regel: Pfingstrosen etwa nehmen jede Form der Bodenbearbeitung wirklich übel, also erst recht das Teilen. Es kann einige Jahre dauern, bis sie nicht mehr schmollen und wieder Blüten zeigen. Auch Taglilien, Herbst-Anemonen (Anemone hupehensis, A. japonica), Kaukasusvergissmeinnicht, Alpenveilchen (Cyclamen), Astilben, Funkien, Elfenblumen und einige andere Stauden halten ihre Schönheit mitunter Jahrzehnte aufrecht.
Klein, aber oho: Wenn es Pflanzen gibt, auf die das hundertprozentig zutrifft, dann sind es die Frühlingsblüher. Eis, Schnee und klirrender Frost können sie nicht schrecken – und Gärtnerherzen bringen sie ohnehin zum Schmelzen. So zart und anrührend Schneeglöckchen (Galanthus nivalis), Winterlinge (Eranthis hyemalis) und Busch-Windröschen (Anemone nemorosa) auch aussehen, so bewundernswert robust sind sie doch gleichzeitig, das gilt auch für ihre im Sommer und Herbst blühenden Kollegen.
VON NULL AUF HUNDERT
Sie möchten mit minimalem Aufwand maximale Wirkung erzielen? Dann werden Sie sich mit den sogenannten Geophyten gut verstehen. Während draußen ungünstige Bedingungen herrschen, gönnen sich die cleveren Pflänzchen ein Nickerchen und warten unter der Erde auf bessere Zeiten – um dann umso herrlicher in Blüte zu gehen. Dieses Kunststück gelingt ihnen dank ihrer unterirdisch liegenden Speicherorgane, in denen sie nach Ende der Blühperiode alle noch in den oberirdischen Pflanzenteilen verfügbaren Nährstoffe einlagern.
Abweichende Pflanzzeit
Nicht alles, was klein und runzelig oder zwiebelig aussieht, kommt im Herbst in den Boden. Alpenveilchen werden im Mai gepflanzt. Gut eingewachsen überstehen sie den nächsten Winter dann klaglos. Auch Herbst-Zeitlose und Goldkrokus (Sternbergia lutea) wünschen sich einen längeren Vorlauf und werden zwischen August und Mitte September gepflanzt. Alle nichtfrostfesten Geophyten wie Dahlien oder Gladiolen kommen nach den Eisheiligen ins Beet oder werden in Töpfen vorgezogen, die bei Spätfrostgefahr ins Haus wandern.
Unterschieden werden drei Gruppen, nämlich Zwiebel-, Knollen- und Rhizom-Geophyten. Die Mehrzahl der Frühlingsblüher gehört zu den Zwiebelblumen. Bei ihnen ist die Erneuerungsknospe von schuppenförmig übereinanderliegenden Speicherblättern umgeben. Bei Krokussen (Crocus), Alpenveilchen und anderen Knollen sind hingegen mehrere Knospen über die Oberfläche verteilt. Rhizome wiederum, wie sie Winterlinge oder Busch-Windröschen ausbilden, sind verdickte, meist waagerecht im Boden verlaufende Speichersprosse.
HELLE KÖPFCHEN
Unterschiedliche Gründe können eine Pflanzenart dazu bewegen, zeitweise in den Untergrund zu gehen – und auch wieder aufzutauchen. Die im Wald beheimateten Frühlingsblüher wie Winterlinge, Schneeglöckchen und Busch-Windröschen beispielsweise müssen mit der Konkurrenz durch Bäume und Sträucher klarkommen, die ihnen im belaubten Zustand Licht, Wasser und Nährstoffe streitig machen. Also konzentrieren sie sich auf eine Zeit, in der zwar schon Bestäuber unterwegs, die Gehölze aber größtenteils noch kahl sind und die Strahlen der Frühlingssonne ungehindert den Waldboden erreichen. Belauben sich die umstehenden Bäume und Sträucher, ziehen die Frühlingsblüher ein und überdauern im Boden bis zum nächsten Frühjahr – friedliche Koexistenz, viele Pflanzen wissen, wie’s geht.
COOL BEI HITZE UND TROCKENHEIT
Nicht immer ist es die Konkurrenz durch andere Gewächse, die Pflanzen zu Langschläfern macht oder sie mittels Speicherorganen Wasser- und Nährstoffvorräte anlegen lässt. Das zeigt ein Blick auf die im Sommer und Herbst üppig blühenden Geophyten, etwa Gladiolen und Herbst-Alpenveilchen, von denen die meisten aus deutlich wärmeren Gefilden stammen. Sie nutzen ihre Speicherorgane, um die in ihren Heimatländern herrschenden Trockenperioden zu überstehen. Je nachdem, wann diese beginnen und enden, erfreuen sie das Gärtnerauge kürzer oder länger mit frischem Laub und attraktiven Blüten. Viele von ihnen sind sehr kälteempfindlich und müssen frostfrei überwintert oder zumindest mit einem Winterschutz versehen werden.
HERRLICH UNKOMPLIZIERT
Winterharte Geophyten sind ideal für Garteneinsteiger: Sie sind schnell gepflanzt, brauchen kaum Pflege und Erfolgserlebnisse sind nahezu garantiert. Sogar die Vermehrung übernehmen viele Arten selbst, indem sie Tochterzwiebeln und -knollen bilden oder sich über Rhizome sogar räumlich ausbreiten, ohne dabei lästig zu werden. Zum Verwildern eignen sich vor allem Wildarten und Sorten, die nur wenig züchterisch bearbeitet wurden. Bei den Tulpen bilden beispielsweise Tulipa fosteriana, T. bakeri, T. kaufmanniana und T. tarda mit der Zeit immer dichtere Bestände. Ihre größeren und prächtigeren Schwestern wie die Papageien-Tulpen sind wesentlich kurzlebiger und verschwinden nach wenigen Jahren, falls nicht nachgepflanzt wird.
Die meisten Geophyten, die aus wärmeren Ländern stammen, bevorzugen einen mageren, durchlässigen Boden und freuen sich, wenn sie eine 3 – 5 cm starke Sandschicht ins Pflanzloch bekommen. Viele Arten kommen jedoch auch auf frischen oder sogar feuchten Lehmböden wunderbar zurecht. Zu den letztgenannten zählen zum Beispiel Winterling, Märzenbecher (Leucojum vernum), Bärlauch (Allium ursinum), Lerchensporn (Corydalis), Hundszahn (Erythronium), Hasenglöckchen, Schachbrettblume (Fritillaria meleagris), Sommer-Knotenblume (Leucojum aestivum), Prärielilie (Camassia), Gold-Lauch (Allium moly) und die stark giftigen, aber wunderschönen Herbst-Zeitlosen (Colchicum). Eine Übersicht über verschiedene Zwiebel- und Knollenpflanzen finden Sie im Service ab Seite 143.
GESTALTEN MIT GEOPHYTEN
Insbesondere die Frühblüher unter den Geophyten passen zu wirklich jedem Gestaltungsstil. Heimische Arten und Zugereiste mit Wildblumencharakter wie das Busch-Windröschen und Winterlinge finden je nach Bodenansprüchen in Bereichen unter Bäumen und Sträuchern, in Blumenwiesen beziehungsweise im Rasen oder auch im Steingarten eine passende Kulisse. Prärie- und Steppenpflanzen wie Prärielilie oder Stern-Gladiole (Gladiolus murielae), die zuerst das öffentliche Grün eroberten, längst aber auch in stetig zunehmender Zahl in Privatgärten anzutreffen sind, kommen ebenfalls sehr gut zur Geltung, wenn sich die Gestaltung am natürlichen Standort orientiert. Arten, die wie die Steppenkerze (Eremurus) Prachtstaudencharakter besitzen, finden hingegen auch in klassischen Mixed Borders einen Platz. Dort, in Bauerngärten oder in nach Farbthemen gestalteten Beeten machen zudem auffälligere Frühblüher wie schillernde Tulpen, gefüllte Narzissen (Narcissus) und Kaiserkronen (Fritillaria imperialis) sowie farbenprächtige Sommerblüher vom Fransenschwertel (Sparaxis) bis zur Dahlie eine gute Figur.
Die Fangemeinde wächst, dennoch werden die kleinen Schmuckstücke mit dem überaus attraktiven Laub immer noch viel zu wenig verwendet. Das Vorfrühlings-Alpenveilchen (Cyclamen coum, wintergrün) öffnet bereits im Februar seine weißen, rosafarbenen oder violetten Blüten. Das Sommer-Alpenveilchen (C. purpurascens, immergrün) blüht von Juli bis in den September hinein, das Herbst-Alpenveilchen (C. hederifolium, wintergrün) um einen Monat nach hinten versetzt.
AFTER-SHOW-PARTY
Bei den Frühlingsblühern heißt es ausnahmslos: Nicht kleckern, sondern klotzen! Sieben Winterlinge pro Quadratmeter oder fünf Tulpen im Vorgarten wirken eher bemitleidenswert bis befremdlich, bepflanzen Sie daher im Zweifelsfall lieber eine kleinere Fläche dicht, als eine größere Fläche spärlich.
Berücksichtigen Sie bei der Gestaltung aber auch den einzigen Nachteil, den vor allem die meisten frühblühenden Geophyten mit sich bringen: ihre nur kurzzeitige Anwesenheit. Unmittelbar nach der Blüte verlagern viele Arten alle noch verfügbaren Nährstoffe aus den oberirdischen Pflanzenteilen in die Speicherorgane – Laub und Blütenstängel vergilben immer mehr und sterben schließlich ganz ab.
Das unansehnlich werdende Laub abzuschneiden, sollte man sich aber verkneifen, auch wenn es schwerfällt, sonst beraubt man die Pflanzen ihrer Regenerationsmöglichkeit und die nächste Blüte fällt spärlicher oder ganz aus. Verwelktes dürfen Sie hingegen nach Herzenslust ausschneiden, auf diese Weise stecken die Pflanzen keine unnötige Kraft in die Bildung von Samen.
Die Lösung für einen geordneten Rückzug: Kombinieren Sie nur kurzzeitig in Erscheinung tretende Geophyten mit Stauden, die mit ihrem frischen Austrieb das vergilbende Laub überdecken. In der Sonne sind etwa diverse Storchschnabel-Arten gnädig verhüllende Beetnachbarn, im Halbschatten das Kaukasusvergissmeinnicht und im Schatten die Elfenblume. Besonders imposante Gestalten wie die Kaiserkrone stehen am besten in den mittleren bis hinteren Beetreihen.