VORSORGE FÜR DEINEN TOD TREFFEN?
MUSST DU DAS WIRKLICH?
B
ei einem Abendessen erzählte uns eine Freundin der Familie, die ich seit meiner Kindheit (seit sie meine Windeln wechselte, genauer gesagt) kenne, dass sie sich Sorgen wegen ihrer Beerdigungskosten mache. Sie wolle diese Bürde nicht ihren Kindern aufhalsen und überlege deshalb, ihren Körper der Wissenschaft zu spenden.
Wir sprachen über andere Möglichkeiten wie eine anonyme Bestattung, Pappkarton, billige Einäscherung oder Sperrholzurne. Mein Vater und ich steigerten uns immer mehr in diesen Spaß hinein. Schließlich erstellten wir einen Geschäftsplan: Wir würden zusammengebastelte Särge aus wiederverwerteten Materialien billig anbieten. Das Ganze in Zusammenarbeit mit jungen Arbeitslosen, die auf diese Weise wieder in die Gesellschaft integriert werden konnten.
Es war ein wunderbares Konzept, das die Gemeinschaft einbezog. Wir würden sogar die Möglichkeit anbieten, dass Menschen ihren Sarg liebevoll selbst herstellten. Wieso auch nicht die Angehörigen etwas auf den Sarg schreiben lassen? Wozu Holz polieren, das sowieso unter der Erde verschwindet?
Unser Plan beinhaltete sogar das Retten von Kirchen in Québec, weil wir deren ungenutzte Kellerräume und Chorräume zum Aufbahren der Toten mieten wollten. Abgesehen von einigen Gottesdiensten würden wir die Bestattungsbranche komplett umgehen.
Natürlich alberten wir nur herum, aber uns war etwas klar geworden: Eine preiswerte Beerdigung ist zwar möglich, aber verpönt.
Was die Frage aufwirft: Wieso so viele unserer finanziellen Ressourcen für unseren Tod aufwenden, wenn wir sie zu Lebzeiten
besser hätten nutzen können?
Die Garantie
In gewisser Weise ist das Marketing rund um den Tod seltsam. Zum Beispiel versiegeln wir den Sarg, um den Körper länger zu erhalten. Super! Aber wer gräbt eine Leiche aus, um zu überprüfen, dass sie noch gut erhalten ist? In seltenen Fällen muss die DNA des Verstorbenen überprüft werden (wie bei einer kürzlichen Vaterschaftsklage bei Salvador Dalí).
Manchmal bieten Bestatter für einen noch besseren Schutz des Körpers Kupfergehäuse für den Sarg an und lassen die Hinterbliebenen grundlos blechen. Wieso diese Besessenheit von der Konservierung eines Körpers? Wir werden alle irgendwann von Würmern gefressen. Da macht die Budgethöhe keinen Unterschied, am Ende verschlingen uns die Würmer. Uns alle.
Es gibt Menschen, die lassen sich einfrieren, bis sie wieder auferweckt werden können. Diese Menschen haben die Legende von Walt Disney zu ernst genommen oder den Film Vanilla Sky
gesehen.
Der Tod macht uns alle gleich. Wozu also versuchen, ins letzte Kapitel unseres Lebens ein bisschen Luxus zu pumpen? Ist Sterben nicht die ultimative Lektion in Demut?
Wieso nehmen wir nicht alle biologisch abbaubare Materialien? Wozu den Boden kontaminieren? Falls Menschen unsterblich wären, würde uns der Platz ausgehen. Wozu versuchen, einen Körper unter oder über der Erde zu erhalten?
Sterben ist wie ein Resümee: »Ich bin jetzt an der Reihe. Ich war glücklich, traurig, habe viel erlebt, aber jetzt ist es Zeit zu gehen.« Unsere letzte Ruhe mag verfrüht kommen, aber wir wissen, dass wir alle sterben; wir denken nur immer, der Tod käme zu früh.
Warum also dafür bezahlen, für alle Zeit eine Spur von sich zu hinterlassen, wenn sich niemand mehr an dich erinnert? Wir sind alle zum Vergessenwerden bestimmt; warum finden wir uns nicht einfach ohne große Investition damit ab? Manche Menschen möchten vergoldete Beerdigungen, während andere ihren Besitz lieber den Hinterbliebenen vererben oder ihn genießen, während sie noch am Leben sind.
Möglichkeiten im Todesfall
Nichts auf dieser Erde ist kostenlos. Über die Bestattungsindustrie, Kostenanalyse, Vorvereinbarungen und so weiter könnte man ein ganzes Buch schreiben. Bei diesem Kapitel geht es mehr darum, ü
ber die uns zur Verfügung stehenden Ressourcen nachzudenken. Dafür im Folgenden ein paar Brocken zum Nachdenken.
Ein Pappsarg
Warum nicht einfach einen Pappsarg kaufen? Der ist viel billiger, und da Beerdigungen oder Einäscherungen keine langfristigen Investitionen sind: Musst du da wirklich wertvolle Rohstoffe verschwenden?
Eine biologisch abbaubare Urne
Ich finde wie Kunstwerke anmutende Urnen amüsant. Warum füllen wir die Asche in wunderschöne Holzurnen oder teure Metallbehälter? Warum verwenden wir keine dekorative Kiste, in die die biologisch abbaubare Urne während der Zeremonie hineingestellt wird? Wäre doch sinnvoller, oder?
Ist den Menschen, die die Asche in einer Urnenhalle aufbewahren, die physische Nähe zu der Urne so wichtig? Sie können doch in die Erde kommen. Die Kosten wären auch weitaus niedriger, wenn man kein Loch für einen Sarg buddeln muss. Die Familie kann die Überreste des Hinterbliebenen tragen und braucht dazu keine extra dafür bezahlten Sargträger.
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Ein Baum werden
Nach der Einäscherung kann man in Nordamerika mit der Asche tun, was man will. Wieso nicht in einem Wald ausstreuen oder damit einen Baum an einem Ort pflanzen, der dem Verstorbenen viel bedeutet hat? Das ist nicht nur ein Symbol für die Überlebenden, der Baum wird auch den ökologischen Fußabdruck verkleinern und die mit der Beerdigung verbundenen Kosten verringern.
Expresseinäscherung
Während sich manche Beerdigungsinstitute auf Luxusbestattungen spezialisiert haben, bieten andere preiswerte Pakete an. Zum
Basispaket gehört:
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Leichentransport
. Du möchtest nicht deinen Schwager anrufen, er solle mit seinem Lieferwagen die Leiche ins Krematorium fahren.
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Einäscherungskosten.
Du kannst schlecht ein Feuer im Garten machen, nicht einmal als heftigster Darth-Vader-Fan.
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Rechtliche Formalitäten
. Denn es gibt viel mit den Behörden zu regeln.
Andere Kosten
Online-Bestattungsunternehmen bieten eine Reihe von Dienstleistungen – gegen Gebühr – an:
- Transport der Asche zum Friedhof
- Miete einer Kapelle
- Bestattungsberater
- Kosten für einen Geistlichen
Es gibt auch Online-Dienstleistungen, wie eine Gedenkseite, die ein paar Jahre bestehen bleibt. Und wenn du schon mal dabei bist, warum nicht ein paar Carbon Credits kaufen, um CO2
-neutral zu sein, wenn du stirbst? Oder gegen einen kleinen Aufpreis ein Erinnerungsvideo produzieren lassen? Die Liste der Angebote ist endlos.
Warum im Vorfeld Regelungen treffen?
Erstens, damit du deine Hinterbliebenen nicht auf einer dicken Rechnung sitzen lässt oder sie zwingst, im Trauerfall schwere Entscheidungen zu treffen (davon ausgehend, dass deine Angehörigen dich mögen).
Zweitens – noch wichtiger – damit deine Hinterbliebenen nicht dem Größenwahn zum Opfer fallen. Indem du deine letzten Wünsche äußerst, müssen sich deine Erben nicht kritisiert fühlen, wenn sie sich für eine schlichte Beerdigung entscheiden.
Du nimmst ihnen im Voraus die Angst, dass andere sie dafür verurteilen können. Nehmen wir als Beispiel Michael Jacksons Beerdigung und machen das Gegenteil, denn ein Staatsbegräbnis sollte für die meisten von uns nicht das Vorbild sein.
Lasst uns also die belegten Brötchen und den Streuselkuchen auf ein Minimum beschränken. Für diesen Übergang brauchen wir mehr Menschen,
die die traditionellen Kosten vermeiden und den Tod eines Menschen wieder zu dem machen, was er im Grunde ist: ein letzter Akt der Demut. Von Staub zu Staub.
Ist es normal, dass das teuerste Event unseres Lebens nach unserem Tod stattfindet? Ob deine Beerdigung nun 10.000 oder 50.000 Euro kostet, du bist deswegen nicht weniger tot.
Letztlich ist das Einzige, was wirklich zählt, deine Organspende. Das ist der wahrhaftigste Weg einer Spende.
Eine Beerdigung für 20.000 Euro: Brauchst du die wirklich? Hast du deinen Organspendeausweis unterschrieben? Nein, aber du hast überlegt, deinen Sarg versiegeln zu lassen? Jetzt komm schon! Die Realität ist, dass wir unser Leben auf dieser Erde in einer einfachen, biologisch abbaubaren braunen Papiertüte beenden sollten.
Anmerkung: Natürlich kann man auch über die Bedeutung eines Testaments sprechen. Auf dieses Thema gehe ich im Kapital »Heiraten: Braucht du das wirklich« auf
S. 90
ein.
Falls du die Nachlassplanung noch nicht auf dem Schirm, aber schon Kinder hast, hör sofort auf zu lesen und ruf einen Notar an! Das ist dringend! Ohne Ehevertrag oder Testament zu sterben und Kleinkinder zu hinterlassen, ist ein juristischer und behördlicher Albtraum für die Überlebenden.
Möglicherweise wird nicht alles gemäß deinen Wünschen umgesetzt. Mach dir keine Sorgen wegen der Steuern, aber jemand wird deine letzte Steuererklärung für dich ausfüllen müssen. Das Leben ist steuerpflichtig, auch wenn du bereits tot bist.