Die letzten Ichthyosaurier starben schon einige Millionen Jahre früher aus, sodass sie um das ganze apokalyptische Buhei herumkamen.
Siehe Lowery et al., »Rapid recovery of life at ground zero of the end-Cretaceous mass extinction«, Nature 558, 288–291, 2018.
Siehe J.A. Clack, »Discovery of the earliest-known tetrapod stapes«, Nature 342, 425–427, 1989; A.L. Panchen, »Ears and vertebrate evolution«, Nature 342, 342–343, 1989; J.A. Clack, »Earliest known tetrapod braincase and the evolution of the stapes and fenestra ovalis«, Nature 369, 392–394, 1994. Das Mittelohr von Acanthostegas Verwandtem Ichthyostega scheint sich zu einem in der Evolution nie da gewesenen Unterwasserhörorgan entwickelt zu haben. Siehe Clack et al., »A uniquely specialized ear in a very early tetrapod«, Nature 425, 65–69, 2003.
Während das Spiraculum Wasser ein- und ausleitete und so eine Verbindung zwischen Außenwelt und Mundhöhle schuf, bildete das Trommelfell eine Barriere und markierte so die äußeren Grenzen des Mittelohrs. Das Mittelohr behielt jedoch eine Verbindung mit der Mundhöhle. Man spürt sie beim Schlucken: Der Druckausgleich zwischen Mittelohr und Außenwelt erfolgt über einen Gang, den man Eustachi-Röhre nennt. Sie ist der Grund, warum man bei einer Erkältung alles so dumpf hört. Dann füllt sich die Eustachi-Röhre mit Schleim, was den Druckausgleich erschwert, sodass das Trommelfell weniger effizient arbeiten kann. Deshalb können Start und Landung beim Fliegen auch so schmerzhaft sein. Selbst in einer Druckkabine können geringe Luftdruckschwankungen das Trommelfell unter Spannung setzen. Dies erklärt, wieso es ratsam ist, zu schlucken und damit Luft durch die Eustachi-Röhre zu pressen und eventuelle Blockaden zu beseitigen. Die Nase schnäuzen hat denselben Effekt. Bei Erwachsenen verläuft die Eustachi-Röhre vom Mittelohr schräg abwärts zum hinteren Teil des Rachens, sodass Schleim auf natürliche Weise abfließen kann. Bei kleinen Kindern hingegen liegt diese Röhre mehr oder weniger waagerecht. Da Kinder nun mal sind, wie sie sind – liebenswerte rotznasige Krankheitsüberträger –, bleibt bei ihnen der Schleim in der Eustachi-Röhre hängen, was zu einem Phänomen namens Leimohr führen kann, das durch kleine Löcher im Trommelfell behandelt werden kann. Diese Löcher heilen ab, bis das Kind aus dem kritischen Alter herausgewachsen ist.
Das Männchen des Einlappenkotingas (Procnias albus) aus dem brasilianischen Amazonasgebiet erzeugt den lautesten Ruf aller Sperlingsvögel, und das auch noch in unmittelbarer Nähe des Weibchens, das es umwerben will. Die arglose Angebetete wird so einem Schalldruck von 125 dB ausgesetzt. (J. Podos und M. Cohn-Haft, »Extremely loud mating songs at close range in white bellbirds«, Current Biology doi.org/10.1016/j.cub.2019.09.028, 2019.) Beim Menschen wäre diese Lautstärke bereits schmerzhaft. Das Guinnessbuch der Rekorde verzeichnete bei einem Konzert meiner Lieblingsband Deep Purple im Londoner Rainbow Theatre im Jahre 1972 einen Schalldruck von 117 dB. Drei Zuhörer fielen in Ohnmacht. Angeblich wurde der Rekord mittlerweile gebrochen, aber da das Guinnessbuch derartige Höchstleistungen nicht mehr dokumentiert, sind die meisten nachfolgenden Rekorde inoffiziell (wie etwa die vermeintlichen 136 dB bei einem Kiss-Konzert in Ottawa im Jahr 2009). Da Dezibel jedoch logarithmisch ansteigen, ist der Ruf des Einlappenkotingas fast dreimal so laut wie der ohrenzerfetzende Gig von Deep Purple. Bleibt die Frage, warum sich das Weibchen den ganzen Krach gefallen lässt …
Nur zur Orientierung: Das A über dem eingestrichenen C auf dem Klavier ist normalerweise auf eine Frequenz von 440 Hertz (Hz) gestimmt. Die Frequenz verdoppelt sich mit jeder Oktave, sodass das A eine Oktave darüber bei 880 Hz liegt, zwei Oktaven höher bei 1760 Hz (oder 1,76 kHz) und drei Oktaven darüber bei 3520 Hz (3,52 kHz). Danach gehen einer gewöhnlichen Tastatur die Noten aus. Wenn es noch ein A gäbe, wären es 7040 Hz (7,04 kHz), was über den höchsten Tönen liegt, die die meisten Vögel wahrnehmen können. Kinder können Tonhöhen bis zu 20 kHz hören, im Erwachsenenalter nimmt die Tonhöhenempfindlichkeit dann ab – insbesondere bei denjenigen von uns, die in ihrer Jugend zu viel Deep Purple gehört haben …
Zu den rustikalen Namen dieser Knochen, die an einen schwielhändigen Schmied aus einem Thomas-Hardy-Roman erinnern, gibt es noch einiges zu sagen. Beim Menschen sieht der Steigbügel tatsächlich wie ein kleiner Steigbügel aus. Die flache Fußplatte sitzt unter dem ovalen Fenster, das den Durchgang zum Innenohr bildet. Diese Fußplatte ist an zwei separaten Schenkeln aufgehängt, die weiter oben zusammenlaufen wie ein Gabelbein – oder eben ein Steigbügel. Das Loch zwischen den beiden Schenkeln wird von einem Blutgefäß durchzogen, der Steigbügelarterie (Arteria stapedia). Und wenn wir schon einen Steigbügel haben, ist es freilich logisch, die anderen Knochen Hammer und Amboss zu taufen, auch wenn sie ihren ehernen Namensvettern nicht besonders ähnlich sehen. Der Steigbügel ist der kleinste Knochen im menschlichen Körper, Hammer und Amboss sind nicht viel größer. Gemeinsam bilden sie die Gehörknöchelchen des Mittelohrs.
Zumindest in unserer Kindheit. Die Empfindlichkeit für höhere Frequenzen nimmt mit zunehmendem Alter ab.
Siehe H. Heffner, »Hearing in large and small dogs (Canis familiaris)«, Journal of the Acoustical Society of America 60, S88, 1976.
Siehe R.S. Heffner, »Primate hearing from a mammalian perspective«, The Anatomical Record 281A, 1111–1122, 2004.
Siehe K. Ralls, »Auditory sensitivity in mice: Peromyscus and Mus musculus«, Animal Behaviour 15, 123–128, 1967.
R.S. Heffner und H.E. Heffner, »Hearing range of the domestic cat«, Hearing Research 19, 85–88, 1985.
Siehe Kastelein et al., »Audiogram of a striped dolphin (Stenella coeruleoalba)«, Journal of the Acoustical Society of America 113, 1130, 2003.
Eine umfassende Darstellung dieser erstaunlichen Verwandlung und vieles mehr zur Geschichte der Säugetiere findet sich in Z.-X. Luo, »Transformation and diversification in early mammal evolution«, Nature 450, 1011–1019, 2007.
Siehe Lautenschlager et al., »The role of miniaturization in the evolution of the mammalian jaw and middle ear«, Nature 561, 533–537, 2018.
Schnurrhaare besaß es mit ziemlicher Sicherheit. Das mit dem Fell ist eher eine Vermutung.
Siehe Jones et al., »Regionalization of the axial skeleton predates functional adaptation in the forerunners of mammals«, Nature Ecology and Evolution 4, 470–478, 2020.
Eine Rekonstruktion des Ohres von Morganucodon lässt vermuten, dass es Töne bis zu einer Höhe von 10 kHz wahrnehmen konnte. Siehe J.J. Rosowski und A. Graybeal, »What did Morganucodon hear?«, Zoological Journal of the Linnean Society 101, 131–168, 2008.
Siehe Gill et al., »Dietary specializations and diversity in feeding ecology of the earliest stem mammals«, Nature 512, 303–305, 2014.
Siehe E.A. Hoffman und T.B. Rowe, »Jurassic stem-mammal perinates and the origin of mammalian reproduction«, Nature 561, 104–108, 2018.