Zur Routine gehören Verhaltensweisen, die sich günstig auf die einzelnen Krankheiten auswirken – zusätzlich zur täglichen Routine, dinacarya, die hier beschrieben wird und immer eingehalten werden sollte. Genaueres zu den einzelnen Reinigungshandlungen (kriyas) im Anhang ab hier.
Einleitung des Tages
Wie sich ein Tag entwickelt, entscheidet sich zum großen Teil dadurch, wie wir ihn am frühen Morgen empfangen. Haben wir uns die Zeit genommen, uns mit all unseren Sinnen und Gedanken auf den Tag vorzubereiten, gehen wir gefestigt und gestärkt durch ihn und erhalten uns dabei eine lange Gesundheit. Am besten ist es, den Tag gleich mit einer positiven Handlung zu beginnen, z. B. sich innerlich zu bedanken, dass man noch lebt. Danach kann man eine positive Handlung an die nächste fügen, so entsteht ohne jede Schwierigkeit ein guter Tag, der es wert ist, gelebt zu werden.
Brahmamuhurta – die Stunde Gottes
In den frühen Morgenstunden, zwischen vier und fünf Uhr, ist die Welt noch rein, es hat meistens noch keine Diskussionen oder Streitereien gegeben, es herrscht eine Stille in der Atmosphäre, es liegt etwas Heiliges in der Luft.
Diese Zeit wird auch die Stunde Gottes genannt. Eine ganz besondere Zeit, die sehr geeignet ist für die innere Einkehr und Besinnung in Form von asanas, mantras, Gebeten, Meditation. Jeder Mensch möchte sich anders und auf seine individuelle Weise ausdrücken. Hier kann Stille erfahren werden, eine innere Stille, die uns durch den Tag trägt. Wer in dieser Zeit aufsteht, in der vata-Phase des Tages (vata ist die Energie der Bewegung), hat den Tag gewonnen, so steht es in den Veden.
Jivha shodhanam – Zungenreinigung
Bei dieser Reinigung wird mit einem metallenen Zungenreiniger die Oberfläche der Zunge vorsichtig von hinten nach vorn laufend sieben- bis vierzehnmal von ihrem Belag befreit. Dabei wird nicht nur die Zunge, sondern auch das Verdauungsfeuer, agni, stimuliert.
Gandusha – Ölziehen im Mund
Der Mundraum wird gereinigt und Ansammlungen von Schleim werden entfernt. Zudem wird der ganze Körper entgiftet.
Jalneti – Nasenspülung
Die Nasenspülung mit lauwarmem Salzwasser wirkt präventiv auf alle Krankheiten im Kopfbereich. Die Nase wird gereinigt und somit das Atemgeschehen begünstigt. Sie sorgt für Klarheit und ist die Pforte zum Geist. Über jalneti kommt prana in den Geist. Vor allen Dingen psychische Erkrankungen erfahren eine enorme Besserung durch jalneti. Sri Yogendraji betonte, dass sogar Wahnsinn durch jalneti geheilt werden könne. Aber natürlich ist die Nasenspülung auch gut bei Erkältungen, Heuschnupfen, Allergien und Atemerkrankungen aller Art.
Nasya – Nasenbehandlung
Bei einer täglichen Anwendung einiger Tropfen eines ayurvedisches Nasenöls im Anschluss an die Nasenspülung werden nicht nur die Nasennebenhöhlen von Schleimansammlungen befreit, sondern auch der ganze Kopfbereich wird mit der abwehrstärkenden, entzündungshemmenden und schleimlösenden Wirkung gestärkt.
Abhyanga – Selbstmassage
Mit einem Öl wird vor dem Duschen der ganze Körper in einer Selbstmassage in kreisenden Bewegungen eingeölt, wobei man an den Gelenken länger verweilt.
Baden
Nach der Selbstmassage folgt ein Bad oder eine Dusche. Danach ist es günstig, in einer leichten Baumwollkleidung noch etwas Zeit in der Wohnung zu verbringen, da man meist etwas schwitzt. So kann sich der Körper langsam daran gewöhnen, wieder nach draußen zu gehen. Das tägliche Bad ist eine Reinigung und verleiht den Yogaübungen oder Meditationen, wenn sie danach ausgeführt werden, eine heilige Komponente.
Spaziergang
Am Morgen einen kleinen Spaziergang zu machen gibt Energie für den ganzen Tag. Wer einen Garten hat, kann hinausgehen und Kontakt aufnehmen mit der Natur, die Vögel und Insekten begrüßen, das Gras spüren, einen Baum umarmen, im Himmel akasa, den Raum, erkennen, der auch in unserem Inneren existiert.
Der Garten oder die Natur atmen am Morgen ein, am Abend aus. Ein Abendspaziergang beruhigt und sorgt für einen guten Schlaf.
Essen
Das Frühstück kann zwischen 7 und 8 Uhr morgens eingenommen werden, das Mittagessen am besten zwischen 12 und 14 Uhr, da dann das Verdauungsfeuer am aktivsten ist und das Essen sehr gut verwertet werden kann. Das Mittagessen ist die Hauptmahlzeit des Tages. Das Abendessen sollte leicht sein und um 18 Uhr eingenommen werden, damit der Körper vor dem Schlafen noch genug Zeit hat zu verdauen.
Vor dem Schlafen
Die Zeit vor dem Zubettgehen ist eine wichtige Zeit der Vorbereitung, die über die Qualität des Schlafes entscheidet. Je weniger aufregende Aktivitäten stattfinden, umso günstiger ist es für die Nacht. Daher ist es gut, in Büchern zu lesen, die die Weiterentwicklung zum Inhalt haben und wertvolle Informationen zur Selbstreflexion geben.
Krimis und Horrorfilme sind nicht geeignet, den Tag abzuschließen, da diese Eindrücke in der Nacht über Träume verarbeitet werden müssen.
Die ideale Zeit, ins Bett zu gehen, ist zwischen 22 und 24 Uhr. Ein kleiner Schlaftrunk in Form von warmer Milch mit Kardamom oder Muskatnuss, Mandelmilch oder ein beruhigender Tee schließen den Tag ab.
Die Fußsohlen und der Kopf können mit brahmi-Öl eingerieben werden. Das sorgt dafür, dass vata, die Energie der Bewegung, den Körper verlässt.
Ein wenig Meditation oder entspannende asanas unterstützen friedliche Gedanken.
Der letzte Gedanke, der nachts gedacht wird, ist der erste Gedanke am nächsten Morgen.
Derjenige, der alles umfassend betrachtet, entwickelt eine Zuneigung zu dem, was ihm guttut.
Caraka samhita