»Exzellenz sind die nächsten fünf Minuten. … Vergiss das Langfristige. Sorg dafür, dass die nächsten fünf Minuten rocken.«
TOM PETERS
ist Koautor von
In Search of Excellence: Lessons from America’s Best-Run Companies
, das oft als »bestes Wirtschaftsbuch aller Zeiten« bezeichnet wird. 16 Bücher und über 30 Jahre später steht er nach wie vor an der Spitze der »Management-Guru«-Branche, zu deren Erfindern er gehörte. Auf CNN hieß es: »Während die meisten Wirtschaftsgurus auf demselben Mantra herumreiten, solange es geht, erfindet sich die Ein-Mann-Marke Tom Peters immer wieder neu.« Sein aktuelles Buch heißt
The Little BIG Things: 163 Ways to Pursue Excellence
. Toms felsenfeste Überzeugung: »Ausführung ist Strategie. Dabei geht es nur um die Menschen und ihr Tun – nicht um die Theorien und was sie sagen.« Tom hat über 2.500 Vorträge gehalten, und sein Rede- und Textmaterial kann auf
tompeters.com
kostenlos abgerufen werden.
Welches Buch (welche Bücher) verschenkst du am liebsten? Warum? Welche ein bis drei Bücher haben dein Leben am stärksten beeinflusst?
Quiet: The Power of Introverts in a World That Can’t Stop Talking
von Susan Cain (
Seite 33
),
Wait: The Art and Science of Delay
von Frank Partnoy,
The Power of Nice: How to Conquer the Business World with Kindness
und
The Power of Small: Why Little Things Make All the Difference
von Linda Kaplan-Thaler und
Weapons of Math Destruction: How Big Data Increases Inequality and Threatens Democracy
von Cathy O’Neil.
Cains Buch hat mich peinlich berührt. Danach unterschätzen die meisten von uns introvertierte Menschen und verzichten damit auf das Potenzial von rund 40 Prozent der Bevölkerung. In Wirklichkeit sind introvertierte Menschen tiefgründiger und überlegter. Und dass sie Menschen nicht mögen, stimmt nicht – sie unterhalten zwar nicht so viele Beziehungen zu anderen wie Extravertierte, doch dafür tiefere.
Tempo ist alles! Korrekt? Frank Partnoy … ist da ganz anderer Meinung. Dass wir innehalten und reflektieren können, unterscheidet uns von allen anderen Vertretern einer Spezies. Angesichts des Geschwindigkeitswahns ist »Entschleunigung« sicher kein schlechter Rat.
Und die Bücher von Frau Kaplan-Thaler … Wow! Sie hat aus dem Nichts eine große Werbeagentur aufgebaut und ist in der Advertising Hall of Fame vertreten. Und zufällig glaube ich an die Regel vom »Netten« und vom »Kleinen«! Diese Ideen beleben mein Leben – und zwar nicht erst seit gestern. (Sie hält auch nicht viel vom Konzept der »Vision« – ihr geht es mehr um die Qualität der anstehenden Aufgabe.)
Und dann ist da noch das Buch von Cathy O’Neil: Sie versetzt »Big Data« den längst verdienten Schlag ins Gesicht. Bravo! Big Data können sehr wertvoll sein, aber auch unermesslichen Schaden anrichten. Und dieser Gefahr müssen wir uns noch viel bewusster werden.
Also gut, ein paar habe ich noch: Ich glaube zufällig, dass der wirtschaftliche Erfolg in den Händen der KMU liegt – der kleinen und mittleren Unternehmen. Vier Bücher über KMU, die ich gern verschenke, sind: Retail Superstars: Inside the Twenty-five Best Independent Stores in America
von George Whalin (meine Lieblingszeile: »Man muss der Beste sein, das ist der einzige Markt, auf dem man nicht verdrängt werden kann.«), Small Giants: Companies That Choose to Be Great Instead of Big
von Bo Burlingham, Simply Brilliant: How Great Organizations Do Ordinary Things in Extraordinary Ways
von Bill Taylor und Hidden Champions of the Twenty-first Century: The Success Strategies of Unknown World Market Leaders
von Hermann Simon.
Ich verschenke sehr gern Bücher! So verrückt sich das anhört, ich habe von jedem dieser Bücher bestimmt schon mindestens 25 bis 50 Exemplare verschenkt. Nebenbei bemerkt: Einer der größten Investoren der Welt hat einmal zu mir gesagt: »Tom, was ist deiner Ansicht
nach die größte Schwäche von CEOs?« Nachdem ich eine Weile herumgedruckst hatte, sagte er: »Sie lesen nicht genug
.«
Welche Anschaffung von maximal 100 Dollar hat für dein Leben in den letzten sechs Monaten (oder in letzter Zeit) die größte positive Auswirkung gehabt?
Ich rudere gern – schon seit meinem fünften Lebensjahr. Damit meine ich keine Regattas. Ich springe in ein Ruderboot und verbringe ein oder zwei Stunden auf einem Fluss. Ich bin am Fluss Severn aufgewachsen, nicht weit von Annapolis. Nach 60 Jahren Row-row-row-your-boat habe ich das Allergrößte entdeckt: Mein schlankes, leichtes 14-Fuß-Ruderboot (Kevlar) vom Typ Vermont Dory. Der Hersteller ist Adirondack Guide Boat aus North Ferrisburgh in Vermont.
(Übrigens: Das Teil hat einiges mehr gekostet als 100 Dollar … aber es war mein bester Kauf seit Langem.)
Was ist das beste oder lohnendste Investment, das du je getätigt hast (in Form von Geld, Zeit, Energie etc.)?
Ich bilde mir gern ein, dass ich der Meute ein paar zig Jahre lang einen halben Schritt voraus war. Doch vor etwa vier Jahren kam es mir plötzlich so vor, als sei die Meute an mir vorbeigezogen – und zwar mit großem Vorsprung. Also nahm ich mir eine Auszeit – im Grunde ein ganzes Sabbatjahr – und las und las und las. Die Auswirkungen des technischen Wandels, zu denen ich meinen Bezug verloren geglaubt hatte, kann ich jetzt wieder sicherer einschätzen.
Was ist eine deiner – gern auch absurden – Eigenheiten, auf die du nicht verzichten möchtest?
Ich habe da eine nervige Angewohnheit, die meine Frau in den Wahnsinn treibt: Ich habe ja Bauingenieurwesen studiert, und wir Ingenieure lieben Redundanzen. Wir rechnen mit dem Schlimmsten, und so planen wir.
Ins wirkliche Leben übersetzt, sieht das folgendermaßen aus: Auch wenn ich nur kurz verreise, schleppe ich tonnenweise Gepäck mit. Ich habe alles doppelt und dreifach dabei. Wer meine Koffer klaut, der könnte ohne Weiteres sofort einen kleinen Elektronikshop aufmachen.
Welchen Rat würdest du einem intelligenten, motivierten Studenten für den Einstieg in die »echte Welt« geben? Welchen Rat sollte er ignorieren?
Alle möglichen Leute verkünden einem ungefragt diese oder jene Ansicht zum Job. Mein Rat ist ein ganz anderer: Gute Manieren zahlen sich immer aus. Dass du clever bist und Einsatz
bringst, setze ich voraus. Doch wer höflich, anständig und umgänglich ist, legt damit nicht nur den Grundstein für beruflichen Erfolg, sondern auch für persönliche Erfüllung. (Und wenn euch jemand erzählt, das sei was für »Weicheier«, dann schickt ihn zu mir, damit ich ihm eine Abreibung verpassen kann.)
Oh, und dann sind da noch zwei Dinge. Erstens: Werde der Superstar unter den professionellen Zuhörern. Wie? Das muss man sich erarbeiten. Lies nach. Übe. Lass dich von einem Mentor benoten. Zweitens: Lies, lies, lies. Wer am meisten lernt, hat die Nase vorn – ob mit 21, 51 oder 101.
Welche schlechten Ratschläge kursieren in deinem beruflichen Umfeld oder Fachgebiet?
Es heißt immer: »Denke groß! Entwickle eine überzeugende Vision!« Ich sage: Denke klein. Sieh zu, dass du bis heute Abend etwas Tolles auf die Beine gestellt hast. Ich schreibe über »Exzellenz«. Die meisten sehen darin irgendein hehres Ziel. Falsch, ganz falsch. Mein Senf dazu: Exzellenz sind die nächsten fünf Minuten. Sonst nichts. Es geht um die Qualität des Gesprächs, das du in den nächsten fünf Minuten führst. Vergiss das Langfristige. Sorg dafür, dass die nächsten fünf Minuten rocken.
Was tust du, wenn dir alles zu viel wird, du nicht mehr fokussiert bist oder deine Konzentration nachlässt?
Laufen. Laufen. Laufen. Ein 30- (oder sogar 15-)minütiger Spaziergang außerhalb des Büros ohne technische Geräte macht meinen Kopf fast immer frei.
Das Thema für mein Buch In Search of Excellence
entstand im Grunde aus einer einzigen Begegnung mit Hewlett-Packard-Chef John Young 1977. Er sagte, das HP-Mantra sei »MBWA« – Managing By Wandering Around. Das heißt übersetzt: Managen durch Herumlaufen und steht für Bodenständigkeit und Menschlichkeit – und für die Bereitschaft, von jedem zu lernen. Vor Jahren arbeitete ich mit der enorm erfolgreichen Leiterin einer Nordstrom-Filiale zusammen. Sie sagte (sinngemäß): »Wenn ich nicht mehr weiterkomme oder deprimiert bin, stehe ich vom Schreibtisch auf und laufe 30 Minuten lang durch den Betrieb. Habe ich mich nur ein paar Minuten lang mit Mitgliedern unseres Teams unterhalten, kann ich wieder klarer denken und fühle mich stets neu motiviert.«