»Das Gute, das Schmerzhafte – alles ist ein Privileg.«
BEAR GRYLLS
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BEAR GRYLLS ist eines der bekanntesten Gesichter für Outdoor-Survival und Abenteuer. Bear war drei Jahre beim britischen Militär und diente im 21 Special Air Service Regiment. Dort perfektionierte er viele Fertigkeiten, die er jetzt im Fernsehen demonstriert. Seine Emmy-nominierte Show Man vs. Wild/Born Survivor zählt mit geschätzten 1,2 Milliarden Zuschauern zu den beliebtesten TV-Programmen der Welt. In seiner NBC-Abenteuershow Running Wild nimmt er Prominente auf unglaubliche Abenteuerreisen mit, unter anderem den ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama, Ben Stiller (Seite 160 ), Kate Winslet, Zac Efron und Channing Tatum. Bear hat 20 Bücher verfasst, darunter seine Bestseller-Autobiografie Mud, Sweat, and Tears .
Welches Buch (welche Bücher) verschenkst du am liebsten? Warum? Welche ein bis drei Bücher haben dein Leben am stärksten beeinflusst?
Rhinoceros Success von Scott Alexander. Ich habe dieses Buch im Alter von 13 Jahren gelesen, und darin steht im Grunde, dass das Leben hart ist und wie ein Dschungel und dass das Leben diejenigen Rhinozerosse belohnt, die ihre Ziele konsequent verfolgen und niemals aufgeben. Vor allem darf man nicht denen folgen, die ziellos umherstreifen und auf dem Lebensweg weder Sinn noch Freude kennen. Ich verschenke das Buch oft, wenn ich der Meinung bin, dass es der Person gut gefallen oder ihr gute Dienste leisten könnte.
Welcher (vermeintliche?) Misserfolg war die Voraussetzung für deinen späteren Erfolg? Hast du einen »Lieblingsmisserfolg«?
Ich fiel bei meiner ersten Bewerbung für die britische Spezialeinheit SAS durch, und das machte mich damals total fertig. Ich hatte noch nie so viel Herzblut in etwas gesteckt, und den Anforderungen nicht gerecht zu werden, das traf mich schwer. Aber ich ließ mich nicht unterkriegen, versuchte es erneut und schaffte es. In der Regel bestehen vier von 120 Bewerbern, und man sagt, dass die besten Soldaten erst beim zweiten Mal durchkommen. Der Spruch gefällt mir, denn das heißt, dass Hartnäckigkeit wichtiger ist als Talent, und in meinem Leben trifft das auf jeden Fall zu.
Für meinen zweiten Anlauf machte ich noch härtere Bergläufe und trainierte mit noch größerer Intensität. An einem typischen Tag machte ich entweder einen schnellen dreistündigen Berglauf mit 22 Kilogramm schwerem Marschgepäck oder 60 Minuten Zirkeltraining mit Ganzkörperübungen, die ich mit Bergläufen kombinierte. Ich steigerte mich total in meine Aufgabe hinein.
Misserfolg bedeutet Kampf, und durch das Kämpfen bin ich mit der Zeit immer stärker geworden.
Wenn du an einem beliebigen Ort ein riesiges Plakat mit beliebigem Inhalt aufhängen könntest, was wäre das und warum?
Diese Frage ist für mich leicht zu beantworten: »Stürme machen uns stärker«. Wenn ich jungen Leuten, deren Leben gerade erst beginnt, etwas mitgeben könnte, dann das. Habt keine Angst vor harten Zeiten. Packt sie an, beschreitet den weniger ausgetretenen Pfad, der voller Hindernisse ist, weil die meisten Leute beim ersten Anzeichen für Kampf die Flucht ergreifen. Die Stürme geben uns die Möglichkeit, uns selbst zu definieren, uns hervorzutun, und wir gehen immer gestärkt aus ihnen hervor.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, immer freundlich zu sein. Freundlichkeit ist auf dieser beschwerlichen Reise sehr wichtig. Sie macht den kleinen, aber feinen Unterschied zwischen gut und sehr gut aus.
Welche Überzeugungen, Verhaltensweisen oder Gewohnheiten, die du dir in den letzten fünf Jahren angeeignet hast, haben dein Leben am meisten verbessert?
Ich habe gelernt, den Weg zu genießen, statt immer nur aufs Ziel zu blicken. Im Dschungel oder in der Wüste versuche ich manchmal verzweifelt, mich durchzukämpfen, mein Bestes zu geben, effizient zu sein, schnell zu arbeiten, um wieder bei meiner Familie zu sein. Aber ich habe erkannt, dass ich so viel Zeit damit zugebracht habe, mir Sorgen vor dem zu machen, was noch vor mir liegt, oder mich an einen anderen Ort zu wünschen. Ich habe gelernt, den Augenblick zu genießen, und das hat viel bewegt. Das Gute, das Schmerzhafte – alles ist ein Privileg. Ich schätze, dass viele Menschen keine 30 Jahre alt werden, deshalb sind wir alle mit Glück gesegnet.
Was tust du, wenn dir alles zu viel wird, du nicht mehr fokussiert bist oder deine Konzentration nachlässt?
Ich bleibe am Ball, konzentriere mich, strenge mich an und gebe niemals auf. Diese Formel ist nicht kompliziert, aber es ist anstrengend, sich daran zu halten, und wenn das Leben hart wird, suchen die meisten Menschen nach einer Ausrede oder anderen Taktik. Oft muss man sich in solchen Situationen aber nur etwas mehr anstrengen und hartnäckig bleiben. Das Schöne daran ist: Wenn man diesen Punkt erreicht hat, steht man meist kurz vor dem Ziel! Dann fehlt nur noch eine große konzentrierte Anstrengung, Hingabe und Durchhaltevermögen, und man hat es geschafft. Wenn man sich umsieht, stellt man aber oft fest, dass die meisten Weggefährten nicht mehr da sind – sie haben bei der letzten Anstrengung aufgegeben.