»Als ich 75 Jahre alt war (heute bin ich 78), ging ich in die nächste CrossFit-Box und war sofort begeistert davon, dass es dort weder Spiegel noch Kraftstationen gab, dafür aber freie Hanteln.«
STEWART BRAND
ist der Präsident der Long Now Foundation, die gegründet wurde, um kreative Ansätze für eine zukunftsorientierte Denkweise und Verantwortungsbewusstsein zu fördern, das auf die nächsten 10.000 Jahre ausgerichtet ist. Er leitet ein Projekt mit dem Namen »Revive and Restore«, das sich die Aufgabe gesetzt hat, ausgestorbene Tierarten wie die Wandertaube und das Mammut wieder zum Leben zu erwecken. Stewart ist bekannt dafür, The Whole Earth Catalog
( 1968–85) konzipiert, lektoriert und veröffentlicht zu haben, das 1972 mit dem National Book Award ausgezeichnet wurde. Er ist der Mitbegründer von The WELL und Global Business Network und Autor von Büchern wie Whole Earth Discipline, The Clock of the Long Now, How Buildings Learn
und The Media Lab
. Er studierte Biologie in Stanford und diente als Infanterie-Offizier in der US Army.
Welches Buch (welche Bücher) verschenkst du am liebsten? Warum? Welche ein bis drei Bücher haben dein Leben am stärksten beeinflusst?
Vier Bücher:
Finite and Infinite Games: A Vision of Life as Play and Possibility
von James P. Carse
One True God: Historical Consequences of Monotheism
von Rodney Stark
The Idea of Decline in Western History
von Arthur Herman
The Better Angels of Our Nature: Why Violence Has Declined
von Steven Pinker (
Seite 498
)
Das sind wichtige Bücher, mit denen man unsere Zivilisation verstehen und ihr helfen kann. Hermans Buch zeigt, welche Folgen es hat, an die romantischen, tragischen Narrativen zu glauben, die Zivilisation sei dem Untergang geweiht, während The Better Angels
skizziert, wie die Menschheit mit jedem Jahrtausend, Jahrhundert und Jahrzehnt weniger gewalttätig, grausam und ungerecht geworden ist. One True God
beschreibt, wie tödlich wettbewerbsorientiert und reglementiert monotheistische Religionen im Laufe der Zeit zwangsläufig werden, während Finite and Infinite Games
sich dafür ausspricht, sich von der Vorstellung zu lösen, die Spiele, auf die man sich im Leben einlässt, immer »gewinnen« zu müssen; stattdessen plädiert Carse dafür, die Regeln zu hinterfragen und mit ihnen zu brechen.
Welche Überzeugungen, Verhaltensweisen oder Gewohnheiten, die du dir in den letzten fünf Jahren angeeignet hast, haben dein Leben am meisten verbessert?
CrossFit. Geh rein, torkle heraus. Wiederhole das Ganze.
Als ich 75 Jahre alt war (heute bin ich 78), ging ich in die nächste CrossFit-Box und war sofort begeistert davon, dass es dort weder Spiegel noch Kraftstationen gab, dafür aber freie Hanteln. Etwa eine Stunde pro Workout, zweimal pro Woche, schalte ich in einem intensiven Workout ab, das jedes Mal völlig anders ist und meine Kraft, Ausdauer und Gewandtheit im sportlichen Wettbewerb mit anderen misst. Das Ergebnis? Im Laufe eines Jahres habe ich 13 kg abgenommen und mein altes Kampfgewicht von 70 kg wiedererlangt. Ich fühle mich toll, und das macht mich stolz, was mich wiederum glücklich macht.
Welchen Rat würdest du einem intelligenten, motivierten Studenten für den Einstieg in die »echte Welt« geben?
Ich weiß nur, was bei mir gut funktioniert hat. Nach dem College eignete ich mir in verschiedenen Kursen und Jobs zahlreiche Fähigkeiten an. Als ich 24 Jahre alt war, hätte ich meinen Lebensunterhalt als Holzfäller, Autor, Feldbiologe, Fotograf, Army-Offizier, Forscher für Museumsexponate oder Multimediakünstler verdienen können. Ich lernte auch, mit fast nichts glücklich zu sein. Ich blieb nicht bei diesen Dingen, aber die Fähigkeiten, die ich damals erwarb, halfen mir bei meinen späteren Aufgaben, wie dem Whole Earth Catalog
.
Ich hatte das Glück, im College Naturwissenschaft (Biologie) studiert zu haben, aber ich wünschte, ich hätte mich auch mit Anthropologie und Theaterwissenschaften befasst (wir Introvertierten brauchen das). Ich lernte in meinen zwei Jahren als Offizier viel mehr als während des Studiums. Jede Form von Dienst (Friedenscorps usw.) ist ein Segen, sowohl für einen selbst wie auch für die Gesellschaft.