»In vielen Unternehmen regt man sich über kleine direkte Kosten auf, hat aber keine Probleme, überflüssig Personal in stundenlangen Besprechungen zu binden.«
JOHN ARNOLD
ist Ko-Vorsitzender der Laura and John Arnold Foundation. Deren Hauptziel ist es, die Lebensbedingungen des Einzelnen zu verbessern durch Stärkung unseres Gesellschafts-, Regierungs- und Wirtschaftssystems. Bevor John 2012 die Wall Street mit seinem Rückzug schockierte, war er Gründer und CEO des milliardenschweren Energie-Rohstoff-Hedgefonds Centaurus Energy. Vor dessen Gründung bekleidete er verschiedene Positionen in der Großhandelssparte von Enron, unter anderem als Leiter für Erdgasderivate, und war unter dem Spitznamen »Erdgaskönig« bekannt. John hat einen BA-Abschluss der Vanderbilt University und ist Verwaltungsratsmitglied von Breakthrough Energy Ventures, einer investorengeführten Wagniskapitalgesellschaft, die sich auf die Finanzierung transformationaler Technologien spezialisiert hat, die globale Treibhausgasemissionen reduzieren.
Welches Buch (welche Bücher) verschenkst du am liebsten? Warum? Welche ein bis drei Bücher haben dein Leben am stärksten beeinflusst?
Die eigene Lebenseinstellung hängt stark davon ab, wie optimistisch man ist. Ein Optimist investiert mehr in sich selbst, da er mit einer höheren aufgeschobenen Rendite rechnet. Einem Pessimisten sind unmittelbare Erträge wichtiger als langfristige Ergebnisse. Doch der von den negativen Meldungen des Tages geprägte Nachrichtenzyklus ist wie der Wald, den man vor lauter Bäumen nicht sieht. Die Realität, besonders treffend geschildert in
The Rational Optimist
von Matt Ridley (
Seite 58
) und in
The Better Angels of Our Nature
von Steven Pinker (
Seite 498
), sieht jedoch so aus, dass der langfristige Trend nach fast jedem Maßstab eindeutig positiv ist. Optimismus ist ein Reflex, mit einer Kreisbeziehung zwischen Ursache und Wirkung. Je optimistischer eine Gesellschaft die Zukunft betrachtet, desto positiver fällt diese aus. Diese Bücher erinnern an die großen Fortschritte, die die Gesellschaft erzielt hat.
Welchen Rat würdest du einem intelligenten, motivierten Studenten für den Einstieg in die »echte Welt« geben? Welchen Rat sollte er ignorieren?
Die traurige Wahrheit ist, dass Ratschläge fast immer auf eigenen Erfahrungen beruhen und daher nur begrenzt Wert und Relevanz haben. Lies ein paar College-Abschlussreden, und du merkst schnell, dass jede Geschichte absolut einzigartig ist. Für jeden Unternehmer, der entschlossen jahrelang an der einen
Idee gearbeitet hat, gibt es einen anderen, der hemmungslos alles Mögliche ausprobiert hat. Für jeden erfolgreichen Menschen, der einen systematischen Masterplan für sein Leben entworfen hat, gibt es einen, der ganz bewusst spontan agierte. Ignoriere alle Ratschläge, vor allem zu Beginn der Karriere. Es gibt kein Patentrezept für den Erfolg.
Wozu kannst du heute leichter Nein sagen als vor fünf Jahren?
Ich weiß die Maxime »Zeit ist Geld« noch nicht lange zu würdigen. Doch für alle, für die Zeit eine knappe Ressource ist, ist die Fähigkeit, Termine abzulehnen, unabdingbar. Unproduktive Besprechungen verursachen hohe Opportunitätskosten. Obwohl das so offensichtlich ist, haben viele Probleme, mit Zeit und Geld ausgewogen umzugehen. In vielen Unternehmen regt man sich über kleine direkte Kosten auf, hat aber keine Probleme, überflüssig Personal in stundenlangen Besprechungen zu binden. Mir gelingt es seit ein paar Jahren immer besser, die Opportunitätskosten vertaner Zeit einzuschätzen.