ZITATE, ÜBER DIE ICH NACHDENKE
(Tim Ferriss, 9. Juni bis 16. Juni 2017)
»Wenn du von deinem Trainingspartner im Faustkampf einen Kratzer oder Kopfstoß abbekommst, dann machst du kein Aufhebens darum, protestierst nicht und betrachtest ihn nicht mit Misstrauen oder denkst, er schmiede ein Komplott gegen dich. Aber du behältst ihn im Auge, nicht als Feind oder voller Misstrauen, sondern mit gesundem Abstand. (…) So solltest du bei allen Angelegenheiten des Lebens vorgehen. Den mit uns Übenden sollten wir viele Dinge durchgehen lassen. Denn wie ich gesagt habe: Man kann Abstand halten, ohne zu misstrauen oder zu hassen.«
– MARK AUREL
römischer Kaiser und Stoiker-Philosoph, Autor von Meditations
»Boxen ist ein Sport der Selbstkontrolle. Man muss Angst verstehen, damit man sie gezielt einsetzen kann. Angst ist wie Feuer. Man kann es für sich arbeiten lassen: Man kann sich im Winter daran wärmen, etwas kochen, wenn man hungrig ist, man bekommt Licht, wenn es dunkel ist, und es liefert Energie. Aber wenn es außer Kontrolle gerät, kann es dich verletzen oder sogar töten … Angst ist ein Freund außergewöhnlicher Menschen. «
– CUS D’ AMATO
legendärer amerikanischer Box-Trainer und -Manager
(u.a. für Mike Tyson, Floyd Patterson, José Torres)
»Nimm dir die Freiheit, alles zu probieren. Die besten Ideen sind revolutionär.«
RICK RUBIN
RICK RUBIN wurde vom Musiksender MTV als »der wichtigste Produzent der letzten 20 Jahre bezeichnet«. Auf seiner Liste steht so ziemlich jeder Künstler von Johnny Cash bis Jay-Z. Im Metal-Bereich hat er unter anderem mit Black Sabbath, Slayer, System of a Down, Metallica und Rage Against the Machine zusammengearbeitet, bei Pop mit Künstlern wie Shakira, Adele, Sheryl Crow, Lana Del Rey und Lady Gaga. Auch an der Musik von beliebten Stars im Hip-Hop wie LL Cool J, Beastie Boys, Jay-Z und Kanye West war Rubin beteiligt. Und ob du es glaubst oder nicht: Das war nur eine kleine Auswahl.
Welches Buch (welche Bücher) verschenkst du am liebsten? Warum?
Am häufigsten verschenke ich das Tao Te Ching in der Übersetzung von Stephen Mitchell: alte taoistische Weisheit, die sich auf alles anwenden lässt. Man kann sie in unterschiedlichen Phasen seines Lebens lesen, und jedes Mal ergeben sich vollkommen neue Bedeutungen.
Die Weisheit in dem Buch ist zeitlos: Es verrät, wie man eine gute Führungspersönlichkeit, ein guter Mensch, gute Eltern, ein guter Künstler sein kann – wie man gut in allem ist. Es ist eine schöne Lektüre, die bestimmte Bereiche des Gehirns auf eine wirklich angenehme Weise aufweckt.
Ein weiteres ist Wherever You Go, There You Are von Jon Kabat-Zinn, ein wunderbares Buch aus dem Jahr 1994. Das Schöne an ihm ist, dass es in Menschen, die noch nicht meditieren, den Wunsch dazu wecken kann. Aber auch wenn man schon sein ganzes Leben lang meditiert und es dann liest, kann man immer noch unheimlich viel daraus lernen. Dass ich jetzt daran denke, inspiriert mich, es noch einmal zu lesen.
Ein drittes Buch ist The Paleo Solution von Robb Wolf. Ich verschenke es immer noch an Freunde, weil es mir wirklich sehr geholfen hat, herauszufinden, wie ich gesund essen kann und wie unser Körper unterschiedliche Lebensmittel verarbeitet. Es gibt unglaublich viele Falschinformationen über Ernährung da draußen. Wegen dieser Informationen war ich zwei Jahrzehnte lang Veganer. Das Buch macht es einem leicht, die richtigen Entscheidungen zu treffen, indem es über die Gefahren vieler Lebensmittel aufklärt, die überall erhältlich sind und oft als gesund angepriesen werden. Es ist sehr klar und unterhaltsam geschrieben, und meine Erfahrung ist, dass es als Inspiration zu einem gesunden Leben wirkt.
Welche Anschaffung von maximal 100 Dollar hat für dein Leben in den letzten sechs Monaten (oder in letzter Zeit) die größte positive Auswirkung gehabt?
Eine Nasaline-Nasendusche. Das ist eine große Plastikspritze, wie für Bratensaft, die mit einer Salzlösung gefüllt wird. Meistens benutze ich sie beim Baden oder Duschen. Man spritzt Wasser in das eine Nasenloch, und es kommt zum anderen wieder heraus, und das wiederholt man immer wieder. Normalerweise braucht man ein Glas Wasser und einen Löffel von der Lösung, aber ich nehme zwei. Damit kriegt man nicht nur den ganzen Schleim heraus. Wenn man es jeden Tag oder mehrmals täglich macht, verkleinert es die Innenauskleidung der Nebenhöhlen, sodass man mehr Platz hat und besser atmen kann.
Ich hatte früher Schwierigkeiten beim Fliegen und beim Ausgleichen der Druckveränderungen, und in Räumen mit Unterdruck bekam ich Ohrenschmerzen. Aber seit ich die Nasendusche verwende, habe ich keine solchen Probleme mehr.
Achtung: Wenn du das Salz vergisst, tut es fürchterlich weh.
Ein weiteres Produkt ist der HumanCharger, der wahrscheinlich etwas mehr als 100 Dollar gekostet hat. Er schießt Licht in die Ohren, um Jet-Lag abzumildern (andere Geräte leuchten mit hellem Licht in die Augen, aber das kann unangenehm und sogar schädlich sein). Der HumanCharger lässt sich auch für andere Sachen wie zum Beispiel Meditation nutzen. Wenn man wach sein muss für ein Meeting, eine Verabredung oder eine Trainingseinheit, kann man ihn auf dem Weg dorthin tragen.
Welcher (vermeintliche?) Misserfolg war die Voraussetzung für deinen späteren Erfolg? Hast du einen »Lieblingsmisserfolg«?
Das Erste, was mir dazu einfällt, ist: Die ersten Alben, die ich gemacht habe, waren sehr, sehr erfolgreich. Nach diesen frühen Erfolgen und weil ich jung war, ging ich davon aus, dass das jedes Mal so sein würde. Dann kam das erste Album, das weniger Erfolg hatte, und das war wirklich traumatisch.
Ich brauchte dann einige weitere erfolgreiche Alben und auch noch ein paar nicht erfolgreiche, um zu verstehen, dass der Erfolg eines Projekts oft sehr wenig mit der Qualität zu tun hat. Manchmal sind wirklich gute Projekte kommerziell ein Misserfolg. Und manchmal haben Projekte, die künstlerisch nicht so gut gelungen sind, wie ich mir das gewünscht hätte, großen kommerziellen Erfolg.
Unglaublich viele Elemente haben einen Anteil daran, ob etwas erfolgreich wird – und keines davon kann man selbst kontrollieren. Kontrollieren kann man, dass ein Projekt so gut wird, wie es für einen selbst möglich ist. Aber das, was anschließend passiert, kann man nicht beeinflussen. Selbst wenn man auch bei Marketing und Promotion sein Bestes gibt, kann man nicht kontrollieren, wie die Leute darauf reagieren.
Durch die Erfahrung, dass ein Album, das für mein Gefühl sehr gut gelungen war, kommerziell keinen Erfolg hatte, habe ich die Realität der Höhen und Tiefen von ernst gemeinter Arbeit kennengelernt. Seit dieser Zeit profitiere ich davon.
Wenn du an einem beliebigen Ort ein riesiges Plakat mit beliebigem Inhalt aufhängen könntest, was wäre das?
»Wähle den Frieden.«
Was ist das beste oder lohnendste Investment, das du je getätigt hast (in Form von Geld, Zeit, Energie etc.)?
Als ich 14 Jahre alt war, hatte ich Nackenschmerzen, und mein Kinderarzt hat als Gegenmittel Transzendentale Meditation vorgeschlagen. Die Zeit, die ich seitdem mit Meditieren verbracht habe, war meine lohnendste Investition.
Dass ich in einem Alter, in dem ich noch viel mehr Zeit zur Verfügung hatte, diesen Speicher aufgebaut habe, hat mein Leben deutlich zum Besseren verändert. Es spielt eine große Rolle dafür, wer ich bin, und für alles, was ich mache.
Zu den konkreten Auswirkungen auf mein Leben zählt die Fähigkeit, mich zu konzentrieren – nur eine Sache zu machen. Außerdem habe ich gelernt, mir nicht mehr selbst im Weg zu stehen und die Dinge als das zu sehen, was sie sind, ohne die Erzählungen, die wir um sie herum stellen.
Als ich auf dem College war, hörte ich mit Meditieren auf und fing dann wieder an, kurz nachdem ich nach Kalifornien gezogen war. In diesem Moment realisierte ich, welch großen Einfluss Meditation auf mich gehabt hatte. Als ich wieder anfing, kam es mir so vertraut vor. Ich war wie eine Pflanze, die nicht wusste, dass sie Wasser braucht, aber die Nährstoffe dann einfach aufsaugt, wenn sie gegossen wird. Es fühlte sich so richtig und wichtig für mein Leben an. Und es war wirklich Glück, dass ich überhaupt mit Meditieren angefangen hatte.
Was ist eine deiner – gern auch absurden – Eigenheiten, auf die du nicht verzichten möchtest?
Ich war schon immer ein großer Fan von Profi-Wrestling und bin es heute noch. Das ist eine absurde Performance-Kunst, nicht unähnlich zu der von Steve Martin, Andy Kaufman und Monty Python. Wrestling nutzt das Drumherum von Sportereignissen, um viel bedeutendere Aussagen über Existenz und das menschliche Herz zu machen.
Welche Überzeugungen, Verhaltensweisen oder Gewohnheiten, die du dir in den letzten fünf Jahren angeeignet hast, haben dein Leben am meisten verbessert?
Es ist etwas länger her als fünf Jahre, aber Bewegung und Sport haben mein Leben stark verbessert. Vorher habe ich immer nur gesessen, aber inzwischen habe ich mit Standup-Paddling, Gewichtstraining, Übungen am Strand, Pool-Training, Sauna- und Eis-Gängen und verschiedenen körperlichen Erfahrungen begonnen. Das hat mir geholfen, mich in meinem Körper zu befinden statt nur in meinem Kopf. [Anmerkung von Tim Ferriss: Rick Rubin hat seit seinem Höchstgewicht mehr als 50 Kilo abgenommen. Er trainiert oft in derselben Gruppe wie Neil Strauss (siehe S. 119 ).]
Welchen Rat würdest du einem intelligenten, motivierten Studenten für den Einstieg in die »echte Welt« geben? Welchen Rat sollte er ignorieren?
Ich würde fast alles, was man auf der Schule lernt, und alle akzeptierten Standards ignorieren. Nimm dir die Freiheit, alles zu probieren. Die besten Ideen sind revolutionär.
Wenn du nach Weisheit suchst, versuche sie eher bei Menschen zu finden, die sie praktizieren, als bei Menschen, die sie nur lehren. Stelle viele Fragen.
Konzentriere dich außerdem auf etwas, das du liebst, denn wenn du etwas machst, das du liebst, hast du eine viel größere Chance, Erfolg damit zu haben; und unabhängig davon, ob du Erfolg hast oder nicht, wird dein Leben dadurch besser sein. Also kannst du eigentlich nichts verlieren, wenn du dich etwas widmest, das du liebst.
Und: Arbeite unermüdlich. Ich fühle mich sehr glücklich und zufrieden, und ich weiß, dass der Grund dafür ist, dass ich vollkommen in das eingetaucht bin, was ich mache. Ich habe jede wache Stunde und jeden Tag damit verbracht, das zu genießen und es wirklich zu leben. Auf gewisse Weise war das gar kein Job, denn es war mein gesamtes Leben. Im Rückblick habe ich dadurch wahrscheinlich viel vom Leben verpasst, aber das war eben der Preis dafür.
Wenn ich darüber nachdenke: Um etwas zu beginnen, muss man wahrscheinlich so vorgehen, aber nicht unbedingt, um etwas am Laufen zu halten. Wenn man neu anfängt, ist es in Ordnung, es auf eine nicht nachhaltige Weise zu betreiben. Später kann man sich dann Gedanken darüber machen, wie es von Dauer werden kann. Das sind zwei unterschiedliche Skripte.
Welche schlechten Ratschläge kursieren in deinem beruflichen Umfeld oder Fachgebiet?
Alles, was mit kommerziellem Erfolg zu tun hat. Alles, was mit Tests, Umfragen oder dem Abfragen von öffentlichen Meinungen über die eigene Arbeit zu tun hat, um Änderungen daran vorzunehmen. Alles, was einen sicheren Weg verspricht, und alles, was eine stabile Situation verspricht, vor allem am Anfang.
Wenn man etwas Neues beginnt, betritt man wahrscheinlich Neuland, und dann ist es gut, Leuten aus der Branche viele Fragen zu stellen und von ihnen zu lernen. Dabei sollte man aber nicht vergessen: Die Grundlage für jeden Ratschlag, den man bekommt, sind die speziellen Fähigkeiten, Erfahrungen und Blickweisen der Personen, die ihn geben. Wenn man Tipps von Experten bekommt, sollte man also daran denken, dass sie von ihrer eigenen Reise berichten, und jede Reise ist unterschiedlich.
Das bedeutet nicht, dass man nicht auf die Weisheit von anderen hören sollte. Aber man sollte sie wirklich anprobieren und sich fragen, ob sie mental und körperlich passt. Manche Menschen machen hässliche Sachen durch, um das zu bekommen, was sie zu brauchen glauben, und können dabei ihre Seele verlieren.
Jeder Mensch, der sich auf eine Reise macht, nimmt einen anderen Weg – niemand sagt einem, »weiter bis zur nächsten Kreuzung und dann links«. Tatsächlich stimmt etwas nicht, wenn man sich auf exakt demselben Weg befindet wie jemand anderes. Es soll gar nicht derselbe Weg sein. Um zu wissen, was für einen persönlich funktioniert, muss man sich auf sich selbst besinnen.
Wozu kannst du heute leichter Nein sagen als vor fünf Jahren?
Ich weiß nicht, ob ich diese Frage beantworten kann. Ich bin wahrscheinlich nicht besonders gut darin, Nein zu sagen.
Was tust du, wenn dir alles zu viel wird, du nicht mehr fokussiert bist oder deine Konzentration nachlässt?
Ich versuche, eine Pause zu machen. Ich mache einen Spaziergang oder etwas anderes, um meinen Kopf frei zu bekommen. Das kann tiefes Atmen sein, abwechselndes Atmen durch beide Nasenlöcher, Meditieren oder etwas Körperliches. Ich denke nicht immer an diese Sachen, aber wenn ich es tue, helfen sie sehr.
Das Wichtigste, an das ich mich erinnern muss, wenn ich überfordert bin, ist wahrscheinlich, nicht das Gefühl zu haben, dass ich weitermachen und mich durchkämpfen muss. Das wäre nicht einmal unbedingt hilfreich für das, woran ich gerade arbeite. Es ist fast immer besser, eine Pause zu machen.