Übersichtskarte Ost | Online-Karte
Englands liebenswerte alte Hauptstadt bietet höchste Lebensqualität
■ Guildhall, High St., Winchester SO23 9GH, Tel. 019 62/84 09 00, www.visitwinchester.co.uk
»England, wie es einmal war« (England as it used to be) lautet der griffige Tourismus-Slogan von Winchester (40.000 Einw.). Tatsächlich wirkt die Stadt, die vom 9. bis zum 13. Jh. die Kapitale Englands war, auf eine sympathische Art gestrig: Die Häuser sind bis in die überschaubaren Außenbezirke bestens in Schuss, die Straßen erscheinen eine Spur aufgeräumter als anderswo, und über allem thront Alfred der Große, König der Angelsachsen, der 871–899 für die Einheit Englands und die Vereinheitlichung der altenglischen Sprache einstand.
| Kathedrale |
Schon im 7. Jh. stand an gleicher Stelle ein romanisches Gotteshaus als Grablege angelsächsischer Könige. Errichtet wurde die heutige Kathedrale nach der Invasion durch die Normannen ab dem Jahr 1079. Wilhelm der Eroberer ließ sich aus politischen Gründen hier und in der Londoner Westminster Abbey krönen. Fertig waren die Arbeiten der Kathedrale erst in der zweiten Hälfte des 15. Jh. mit Abschluss der Hauptfassade, die von außen gedrungen und schmucklos wirkt. Erst im Inneren nimmt man die ungeheuren Ausmaße wahr: Nach dem Petersdom ist die Kathedrale der längste Kirchenbau Europas. Geborgen wie im Bauch eines gewaltigen Wals fühlt man sich unter dem fächerförmigen Rückgrat des Gewölbes, das das gesamte Langhaus auf knapp 170 m Länge überspannt. Im nördlichen Seitenschiff markiert eine Gedenktafel die Grabstelle von Jane Austen (1775–1817). Kaum zu übersehen ist das fein gearbeitete normannische Taufbecken (12. Jh.) aus schwarzem Marmor.
■ 9 The Close, www.winchester-cathedral.org.uk, Mo–Sa 9.30–17, So 12.30–15 Uhr, 8 £, erm. 4 £
| Palastruinen |
Zwar sind es nur noch Ruinen, die von der einstigen Burg des normannischen Bischofs und früheren Abts von Glastonbury, Henry de Blois (1100–71), übrig sind. Aber diese sind doch wegen ihrer erstaunlichen Ausmaße und allein schon aufgrund der schönen Lage am Ende des Flussparks am River Itchen einen Besuch wert.
■ Tgl. bis zur Dämmerung, Eintritt frei
| Schloss |
Am Westende der von Geschäften und Cafés gesäumten High Street stand bis zu seiner fast vollständigen Zerstörung im Bürgerkrieg Winchester Castle. Nur die Great Hall des Schlosses blieb erhalten, deren Westwand die legendäre runde Tafel des ebenso legendären Königs Artus ziert. Die Herkunft des mysteriösen Möbelstücks verliert sich im Dunkel der Geschichte, allerdings scheint es nach wissenschaftlichen Analysen höchstens 600 Jahre alt zu sein – also etwas zu jung für den alten Mythos …
■ Castle Avenue, tgl. 9.30–17 Uhr, 3 £, erm. 1,50 £
■ Cattle Market, Worthy Lane, 7 £/24 Std.
€ | The Bishop on the Bridge
Wo der River Itchen rauscht: Populäres Pub mit sehr solider Speisekarte und lauschiger Terrasse am Fluss.
■ 1 High St., Tel. 019 62/85 51 11, www.bishoponthebridge.co.uk, tgl. 11–23, Fr, Sa bis 24 Uhr
€€ | Rick Stein’s
Fisch und Meeresfrüchte, aber auch einige Fleischgerichte in hervorragender Qualität, aufmerksamer Service und angenehmes Ambiente.
■ 7 High St., Tel. 019 62/35 35 35, www.rickstein.com, Mo–Fr 12–15, 17–22, Sa, So durchgehend
€€€ | The Chesil Rectory
Etwas für Nostalgiker: Solide britische Küche in einem 600 Jahre alten Fachwerkhaus. Mittags und am frühen Abend (18–19 Uhr) gibt es ein Menü zum Happy-Hour-Preis.
■ 1 Chesil St., Tel. 019 62/85 15 55, www.chesilrectory.co.uk, tgl. 12–14, 18–21.30 Uhr
Farmers’ Market
Jeden zweiten und letzten Sonntag des Monats bietet der Bauernmarkt frische Produkte aus der Region, meist in Bio-Qualität.
■ Middle Brook St., 9–14 Uhr
Kingsgate Books & Prints
Wunderschöner kleiner Buchladen im mittelalterlichen Stadttor mit einem erstaunlichen Sortiment an Landkarten, Drucken und antiquarischen Büchern.
■ Kingsgate Arch, Tel. 019 62/86 47 10, www.kingsgatebooksandprints.co.uk
| Dorf |
Eine lohnende Landpartie führt in den South Downs National Park: Der Name des hübschen Dorfs ist untrennbar verbunden mit Jane Austen, der Autorin von »Sinn und Sinnlichkeit« und »Stolz und Vorurteil«. Das Cottage, in dem sie von 1809 bis 1817 ihre produktivsten Jahre als Schriftstellerin verbrachte, ist heute ein liebevoll mit Möbeln der Epoche eingerichtetes Museum. Zu sehen gibt es etwa originale Handschriften, Kleiderstücke und eine Erstausgabe ihres Romans »Stolz und Vorurteil«.
■ Tel. 014 20/832 62, www.jane-austens-house-museum.org.uk, tgl. 10–17 Uhr, 8 £, erm. 4 £
| Herrenhaus |
Fans der TV-Serie »Downton Abbey« werden keinen Umweg scheuen, um das »echte« Anwesen der fiktionalen Familie Crawley zu besuchen. Der bemerkenswerte Neorenaissance-Palast stammt vom Reißbrett des Architekten Charles Barry (1795–1860), der auch die Houses of Parliament und Big Ben in London schuf. Die Besitzer, Lord und Lady Carnavaron, bieten spezielle »Downton-Abbey«-Führungen an. Der fünfte Earl von Carnavaron entdeckte 1922 zusammen mit Howard Carter das Grab von Tutanchamun, weshalb Highclere auch eine Sammlung ägyptischer Kunst zeigt.
■ Highclere Park, Newbury, Tel. 016 35/25 32 10, www.highclerecastle.co.uk, Juli–Sept. So–Do 9.30–16 Uhr, 22 £, erm. 11 £
Wer kriegt wen? So könnte man die Handlung von Jane Austens Romanen »Stolz und Vorurteil«, »Emma« und »Sinn und Sinnlichkeit« zusammenfassen, ihrer literarischen Bedeutung würde dies jedoch nicht gerecht. Schon als Mädchen begann die Pfarrerstochter (1775–1817) zu schreiben, inspiriert von der Bibliothek des Vaters. Zu Lebzeiten erschienen ihre Bücher ohne Autorenangabe (»by a Lady«), alles andere hätte für eine junge Frau als »unfein« gegolten. Hellsichtig und mit feiner Ironie beschreibt sie Konventionen und Beziehungen zwischen den Geschlechtern im frühen 19. Jh. aus weiblicher Sicht – eine damals unerhörte Perspektive. Zwar stellt Austen die herrschenden Verhältnisse nicht in Frage, doch die Abhängigkeit der Frauen von Ehe und Ehemann kommt recht unverblümt zur Sprache.