Zum Vollbild

33_Fräulein Sinner

Die Langzeitstudentin

zurück

weiter

Seit 2002 besucht sie fleißig Vorlesungen und Seminare, nimmt regelmäßig an Arbeitsgruppen und Forschungsreihen teil. Ihr Spektrum und Interessengebiet ist breit gefächert: Erziehungswissenschaften, Biologie, die Erforschung der Kulturpolitik und Informationswissenschaft. Vermutlich ist sie die schlauste Katze der Welt. Zumindest die einzige mit einem Universitätsstudium.

Fräulein Sinner, benannt nach ihrer Entdeckerin und Retterin Monika Sinner, suchte an den Lüftungsschächten der Universität Schutz vor der Januarkälte. Die Verwaltungsangestellte hatte Mitleid mit der abgemagerten und verletzten Katze und kümmerte sich um sie. Allerdings waren ihre Versuche, Fräulein Sinner in einer Pflegefamilie oder im Tierheim unterzubringen, nicht von Erfolg gekrönt. Die Katze kehrte immer wieder zurück an ihre Bildungsstätte und überzeugte alle mit Samtpfoten von ihrem Bleiberecht.

Info

Tipp Fräulein Sinner teilt sich die Universität Hildesheim mit etwa 6.500 Studierenden, etwa 80 Professoren, 430 Wissenschaftlern und 210 anders Beschäftigten. Genügend Hände für genügend Streicheleinheiten. www.uni-hildesheim.de

Heute ist sie stolze Besitzerin eines eigenen blau gepolsterten Stuhls vor Hörsaal 3 und anderer gemütlicher Liegeplätze. Alle ausgestattet mit weichen Schals und Wolldecken. Um das leibliche Wohl kümmert sich ein wechselndes Team aus Wissenschaftlern. Dementsprechend gerne hält sich Fräulein Sinner auf dem Teppich vor deren Büros auf.

Aber auch auf den Lehrplan hat Fräulein Sinner Einfluss. Inspiriert durch die vierbeinige Studentin wird an der Universität nun auch ein Seminar zur »tiergestützten Pädagogik« angeboten, in dem erforscht wird, wie förderlich der Einsatz von Tieren in Kitas, Schulen und anderen Jugendeinrichtungen sein kann.

Wenn Fräulein Sinner eine Pause vom anstrengenden Unialltag haben und ein wenig frische Luft schnappen will, steht sie vor der Tür und wartet geduldig, bis einer der Mitarbeiter oder ein Student ihr höflich die Tür aufhält und sie hinauslässt. Ganz wie es einer alten Dame gebührt. Ob sie eines Tages noch einen Ehrendoktortitel verliehen bekommt? Warten wir es ab.

Zum Kapitelanfang