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77_Orvillecopter

Mit den Vögeln fliegen

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Orville polarisiert. Beziehungsweise das, was sein Besitzer, der niederländische Künstler Bart Jansen, aus Orville gemacht hat. Schlagzeilen, Shitstorm, Entsetzen, Abscheu – aber auch Lob und Anerkennung für das Kunstwerk, zu dem der Kater geworden ist.

Aber von vorne: Am Anfang stand das Ende. Der Kater Orville starb durch einen Autounfall. Er wurde überfahren. Doch statt seinen Kater zu beerdigen, einzuäschern oder auszustopfen, ging sein Herrchen einen anderen Weg. Aus dem Fell des Katers konstruierte er gemeinsam mit dem Modellflugpiloten Arjen Beltmann einen Quadrocopter, ein Fluggerät mit vier Rotoren, an jeder Pfote einen. Innere Stütze und Zusammenhalt gibt ein Kunststoffgestell. Nun sei der Kater »halb Katze, halb Maschine«, sagt Jansen und betont in einem Begleittext zu den Internet-Videos, dass er auf diese Weise dem Kater Respekt zollt. Nun könne Orville endlich mit den Vögeln fliegen, nach denen er früher so verrückt gewesen sei. Den Jungfernflug absolvierte der Orvillecopter am 9. März 2012.

Weltweite Berühmtheit erlangten Orville und sein Herrchen durch die heftigen Reaktionen, die nach der Verbreitung der Flugtestvideos durch das Internet und die Presse gingen. Jansen wurde beschimpft und seine künstlerischen Absichten in Zweifel gezogen. Von Abscheu und Ekel war die Rede. Andere Stimmen fragten nach dem Unterschied zwischen Schuhen aus Rindsleder, Mützen aus Lammfell und einem Kunstwerk-Kater und verwiesen auf vorherige Kunstwerke aus toten Tieren wie die Kuhfußschuhe von Iris Schieferstein oder den in Formaldehyd eingelegten Tigerhai des Damien Hirst.

Im Sommer 2012 war der Orvillecopter in einer Amsterdamer Kunstausstellung zu sehen. Der Orvillecopter befindet sich immer noch im Besitz des Künstlers. Bleibt zu hoffen, dass der nominelle Preis von 100.000 Euro dafür sorgt, dass der Kater für immer bei seinem Herrchen bleiben kann.

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