8.3 Rentabilitätsrechnung
Mit dem Beginn des Ukrainekriegs stiegen nicht nur die Strompreise kurzzeitig enorm an, es begann auch ein neuer PV-Boom. Vor allem Wechselrichter waren eine Weile nicht oder nur zu vollkommen überhöhten Preisen erhältlich.
Mittlerweile (Ende Winter 2023) hat sich die Lage beruhigt: Alle Komponenten für PV-Anlagen sind lieferbar, die Preise sinken. Die Gesamtkosten einer PV-Anlage ergeben sich aber nicht einfach aus der Summe der Komponentenpreise: Die Anlage will auch verkabelt und montiert werden. Je nach den Gegebenheiten (Art des Dachs, Leerverrohrung für die Verkabelung etc.) ist der Aufwand durchaus erheblich. Hinzu kommen eventuell Zusatzleistungen wie Blitzschutz oder eine Notstromversorgung.
Insofern ist es schwierig, eine pauschale Kostenprognose abzugeben, wie viel eine PV-Anlage mit gegebener Leistung und Speichergröße ca. kostet. Es gibt aber natürlich Richtwerte für eine erste Abschätzung (siehe Tabelle 8.2). Generell werden PV-Anlagen relativ zur Leistung günstiger, je größer die Leistung ist. Eine PV-Anlage mit 10 kWp ist also pro kWp billiger als eine Anlage mit 5 kWp.
Komponente |
Kosten |
Menge |
---|---|---|
PV-Anlage |
ca. 1400 bis 2500 € |
pro kWp Spitzenleistung |
Stromspeicher (optional) |
ca. 800 bis 1200 € |
pro kWh Speichergröße |
Tabelle 8.2 Grobe Richtwerte für die Kosten von privaten PV-Anlagen und Stromspeichern (in Deutschland, mit Montage und Inbetriebnahme, ohne Zusatzleistungen wie Blitzschutz oder Notstromversorgung)
Förderungen
Für private Anlagenerrichter sind die Komponentenkosten in Deutschland generell um fast 20 Prozent billiger als in den Nachbarländern, weil Deutschland die Erhebung der Umsatzsteuer für PV-Produkte eingestellt hat. Außerdem garantiert Deutschland eine Einspeisevergütung von 8,6 ct/kWh für die sogenannte Überschusseinspeisung bei kleinen Anlagen bis 10 kWp.
In Österreich können Errichter privater PV-Anlagen bis einschließlich 2023 eine Förderung beantragen. Die Online-Formulare der OeMAG (Österreichische Abwicklungsstelle für Ökostrom) sind allerdings enorm komplex. Anstelle dieser Förderung soll wie in Deutschland ab 2024 die Umsatzsteuer für private Anlagen bis 35 kW entfallen. Unter dem Strich sollten die Errichtungskosten damit in etwa gleich bleiben. Immerhin ersparen Sie sich das Magengeschwür, das Sie sich bisher beim Kampf mit der Bürokratie leicht zuziehen konnten.
In der Schweiz ist die Förderung für PV-Anlagen in der Energieförderungsverordnung (EnFV) festgeschrieben. Die Förderungen werden über die Pronovo AG abgewickelt. Einen Online-Rechner zur Berechnung der Einmalvergütung (EIV) je nach Anlagengröße finden Sie hier:
https://pronovo.ch/de/services/tarifrechner
Online-Rechner
Im Internet gibt es unzählige Seiten, die Ihnen bei der Dimensionierung Ihrer PV-Anlage mit oder ohne Speicher helfen. Nach der Eingabe einiger Grundparameter erhalten Sie Informationen darüber, wie viel Strom Sie voraussichtlich produzieren, wie viel Sie davon selbst nutzen können, wie viel Sie einspeisen werden, wie viel Geld Sie sich bei der Stromrechnung ersparen und wie schnell oder langsam sich die Anlage amortisiert:
https://solar.htw-berlin.de/rechner
https://www.verbraucherzentrale.nrw/solarrechner
https://pvaustria.at/pv-rechner
https://www.test.de/Photovoltaik-Rechner-1391893-0
Beispielrechnung
Ausgangspunkt für die folgende Rechnung ist ein Einfamilienhaus, das mit Wärmepumpe beheizt wird. Der Gesamtstrombedarf inklusive Wärmepumpe für Heizung und Warmwasser beträgt 9500 kWh/a. Die Stromkosten werden mit 30 ct/kWh angesetzt. Ohne PV-Anlage betragen die jährlichen Stromkosten 2850 €.
Jetzt soll eine PV-Anlage mit einer Leistung von 10 kWp errichtet werden. Die Module werden jeweils zur Hälfte auf die ost- bzw. westseitige Dachseite montiert. Laut Angebot betragen die Kosten für die PV-Anlage 14.500 €.
PVGIS errechnet für den Wohnort und die Dachneigung einen Jahresertrag von 9300 kWh, also im Wesentlichen gleich viel, wie Strom verbraucht wird. Per Online-Rechner (https://pvaustria.at/pv-rechner) wird abgeschätzt, dass ca. 2800 kWh pro Jahr direkt genutzt werden können. Der verbleibende Strom wird in das öffentliche Stromnetz gegen eine Vergütung von 8,6 ct/kWh eingespeist. Die jährlichen Stromkosten sinken damit auf 1450 €. Die Ersparnis pro Jahr beträgt 1400 €. Damit amortisiert sich die Anlage nach gut 10 Jahren (siehe Tabelle 8.3).
|
Energiemengen und Kosten |
---|---|
Jahresstrombedarf |
9500 kWh/a |
Stromkosten |
30 ct/kWh |
Einspeisevergütung |
8,6 ct/kWh |
Stromkosten ohne PV-Anlage |
2850 €/a |
Kosten PV-Anlage |
14.500 € |
Eigenstromproduktion laut PVGIS |
9300 kWh/a |
Eigenverbrauch |
2800 kWh/a |
Einspeisung in das Netz |
6500 kWh/a |
Strombezug aus dem Netz |
6700 kWh/a |
Stromkosten minus Einspeisevergütung |
1450 €/a |
Ersparnis pro Jahr |
1400 €/a |
Amortisierungszeit |
10,4 Jahre |
Tabelle 8.3 Betriebsdaten und -kosten für die Rentabilitätsrechnung ohne PV-Speicher
Ein optionaler Batteriespeicher mit 7 kWh wird für 6500 € angeboten. Damit kann der Eigenverbrauch deutlich gesteigert werden. Die Stromkosten pro Jahr sinken auf 1070 €, das sind nicht einmal 100 €/Monat! Dennoch steigt die Amortisierungszeit wegen der deutlich höheren Anschaffungskosten auf fast 12 Jahre (siehe Tabelle 8.4).
|
Energiemengen und Kosten |
---|---|
Kosten PV-Anlage mit Speicher |
21.000 € |
Eigenstromproduktion laut PVGIS |
9300 kWh/a |
Eigenverbrauch direkt |
2800 kWh/a |
Eigenverbrauch aus dem Speicher |
1800 kWh/a |
Einspeisung in das Netz |
4600 kWh/a |
Strombezug aus dem Netz |
4900 kWh/a |
Stromkosten minus Einspeisevergütung |
1070 €/a |
Ersparnis pro Jahr |
1780 €/a |
Amortisierungszeit |
11,8 Jahre |
Tabelle 8.4 Betriebsdaten und -kosten für die Rentabilitätsrechnung mit PV-Speicher
Die Berechnung geht davon aus, dass keine Wartungskosten anfallen und dass sowohl der Strompreis als auch die Einspeisevergütung über den gesamten Berechnungszeitraum unverändert bleiben.
Am besten erstellen Sie sich für Ihre eigene Kalkulation eine Excel-Tabelle, in der Sie durch Veränderung einzelner Parameter ausprobieren können, welchen Einfluss diese auf die Rentabilität haben.
Halten Sie sich alle Optionen offen!
Falls Sie gerade ein Haus bauen oder sanieren, fehlt Ihnen vielleicht aktuell das Geld, um auch gleich eine PV-Anlage zu realisieren. Sehen Sie unbedingt gleich eine Leerverrohrung für die spätere Realisierung vor! Wenn es keine Möglichkeit gibt, die PV-Kabel durch das Innere des Hauses zu leiten, muss dies außerhalb erfolgen. Das sieht nicht schön aus und kostet wesentlich mehr.
Eine weitere Option besteht darin, vorerst nur eine PV-Anlage ohne Speicher zu errichten. Wenn Sie dennoch gleich einen Hybridwechselrichter verwenden, können Sie den Speicher später hinzufügen.
Eventuell ist es auch sinnvoll, die Leistung des Wechselrichters gleich ein wenig höher zu wählen: Dann können Sie später weitere PV-Module hinzufügen, ohne dass Sie den Wechselrichter gegen ein leistungsstärkeres Modell austauschen müssen.