Kapitel 2
Sonnabend, 17. März 1889
Luftschiffhafen in Croydon, London
Fiona
Staunend betrachtete sie das Luftschiff, das vor Nica und ihr auf dem weitläufigen Landeplatz lag. Natürlich war es nicht das erste Mal, dass sie eines dieser Gefährte sah, denn sie kreisten des Öfteren über London. Aber an diesem Tag würde sie mit ihrer Lebensgefährtin zum ersten Mal selbst eine Luftschiffreise antreten.
Nica sah sie lächelnd an und strich sich eine Strähne ihrer blonden Haare aus der Stirn, denn hier auf dem Luftschiffhafen wehte ein stürmischer Wind. „Bist du bereit?”
„Himmel, ich bin ganz schön aufgeregt”, gab Fiona zu.
„Das geht mir auch so. Aber ich freue mich schon sehr auf Paris.”
„Guten Tag, die Damen”, erklang eine Stimme hinter ihnen.
Fiona drehte sich um und erblickte zwei weitere magisch Begabte – den schon etwas älteren Mister Yeboah, der von der Goldküste
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nach London immigriert war und die Inderin Amrita Jhadav. Die Auren, die um ihre Körper herum flimmerten, wirkten beide ruhig, die bläulichen Farbnuancen deuteten keine Nervosität an.
„Ah, guten Tag! Wie schön, wir reisen mit dem gleichen Luftschiff”, begrüßte Fiona sie.
Auf diese Weise bekam sie also ein wenig Verstärkung von Ihresgleichen. Sheila Kavanagh, eine alte Freundin ihrer Familie, war nicht mit von der Partie, denn sie war zu Verwandten nach Irland gereist.
Das Luftschiff
HMA
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Aurora
hing an einem Luftschiffmast auf dem Flugfeld B. Eine schon geöffnete Gangway führte hinauf. Skeptisch betrachtete Fiona das riesige Gefährt einen Moment lang. Der Ballon war strahlend weiß. Vermutlich würde die
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unter bestimmten Licht- und Wetterverhältnissen am Himmel wie eine Wolke aussehen.
An der Eingangstür der Gondel wurden die rund fünfzig Passagiere einzeln von einer Stewardess in einem dunkelblauen Kleid begrüßt, welche ihnen – nach einem Blick auf ihr Flugbillett – die Richtung zur jeweiligen Kabine wies.
Sie wandte sich an Nica. „Willkommen an Bord der
HMA Aurora
, Miss Chester. Ihre Kabine Nr. 11 befindet sich am Ende des Ganges auf der linken Seite. Sind Sie Miss Chesters Begleitung?”, fragte sie Fiona.
Sie nickte der Stewardess zu und reichte ihr das Billett.
„Vielen Dank”, sagte die Stewardess mit einem Lächeln. „Wir werden in zwanzig Minuten starten. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Reise.“
Nacheinander betraten sie das Innere der weitläufigen Gondel.
Wie die meisten Passagierluftschiffe für kurze Strecken war auch die
HMA Aurora
in zwei Klassen unterteilt. Fiona und Nica setzten sich in einen Passagierraum, in dem sich bereits mehrere andere Gäste befanden. Die Reise nach Paris würde nur drei Stunden dauern, was Fiona sehr begrüßte. Sie war sich nicht sicher, ob sie die Fahrt mit dem Luftschiff gut vertragen würde.
„Na so was”, rief plötzlich eine vertraute Stimme hinter ihnen. Überrascht drehte sie sich um und sah Eliott Breeches vor sich. Sein hellbraunes Haar war leicht zerzaust und wie immer war der Blick seiner blaugrauen Augen ein wenig stechend. Er trug seinen alten Ledermantel, der schon etwas abgetragen wirkte und vermutlich besser in den Wilden Westen als nach London gepasst hätte. Seine Aura leuchtete in einem flammenden Orange.
„Sie alle reisen auch nach Paris?”, fragte er. „Ach, entschuldigen Sie, ich vergesse meine Manieren. Guten Tag, die Damen. Mister Yeboah, schön, Sie wiederzusehen.”
„Die Freude ist ganz meinerseits”, erwiderte Fiona. Ihr entging der bewundernde Blick nicht, den Eliott der Inderin zuwarf. Seine Aura verfärbte sich von dem Orange hin zu einem schwärmerischen Rot. Fiona wettete im Stillen, dass die damit verbundenen Gefühle des Amerikaners Miss Jhadav galten…
„Kommen Sie, setzen wir uns dort hinten hin”, schlug Nica vor. „Da sind wir ungestört.”
Zum Glück gab es in diesem Luftschiff für die Gäste der zweiten Klasse freie Platzwahl. Sie alle setzten sich in eine seitliche Nische, etwas abseits von den anderen Passagieren. Miss Jhadav schälte sich aus ihrem Mantel, darunter kam ein türkisfarbenes Kleid zum Vorschein, das aus glänzender Seide gefertigt war, die an den Säumen mit floralen Mustern bestickt war. Damit fiel Miss Jhadav hier auf wie ein bunter Hund, aber Fiona musste zugeben, dass es ihr ganz hervorragend stand.
Kurz darauf gab es eine Ansage von einem Steward, der ihnen mitteilte, dass sie nun starten würden und deshalb sei es aus Sicherheitsgründen notwendig, dass sie sich anschnallten. Sie alle kamen der Aufforderung nach, nachdem sie sich mit den Anschnallgurten an ihren Sitzen vertraut gemacht hatten. Dass sie hier in der Nische saßen, hatte einen Nachteil – in ihrer Nähe gab es keine Fenster. Andererseits war Fiona sich nicht sicher, ob sie gern einen Blick nach draußen riskiert hätte.
Ein leichtes Rumpeln ging durch die Gondel, als sie kurz darauf abhoben.
Das
HMA Aurora
schwankte leicht, allerdings nicht so sehr, wie es bei einem Schiff gewesen wäre.
„Erzählen Sie doch einmal, was führt Sie nach Paris?”, erkundigte sich Eliott. „Wenn ich fragen darf?”
Fiona senkte ihre Stimme. „Wir sind zu einer Zusammenkunft der europäischen Hexen und Magier eingeladen worden. Dort gibt es einiges zu besprechen, nachdem ja in London beinahe bekannt geworden ist, dass es Magie und übernatürliche Wesen gibt. Zum Glück hat die Regierung das Westminster-Massaker doch noch vertuschen können. Oder zumindest dessen übernatürliche Aspekte.”
„Auf der Zusammenkunft in Paris werden wir besprechen, was für Vorsichtsmaßnahmen wir magisch Begabten jetzt ergreifen sollten, damit unsere Fähigkeiten weiterhin geheim bleiben”, erklärte Mister Yeboah nun. „Und es wird wohl noch einige andere Themen geben.”
„Ah, ich verstehe”, erwiderte der Amerikaner.
„Und ich wollte schon immer mal nach Paris reisen, um dort einige Kunstausstellungen und Museen zu besuchen”, erklärte Nica. „Und was führt Sie dorthin, Eliott?”
„Ein detektivischer Auftrag – ich soll einige antike Kunstgegenstände aus dem Alten Ägypten wiederfinden, die gestohlen wurden. Meine einzige Spur bisher ist ein Name und eine Adresse in Paris. Aber mehr kann ich Ihnen dazu nicht sagen, ich habe mich zu Verschwiegenheit verpflichtet.”
Nica nickte ihm zu. „Dann will ich Sie nicht weiter mit Fragen bedrängen.”
„Haben Sie schon eine Unterkunft in Paris?”, erkundigte er sich.
„Wir haben alle im gleichen Hotel gebucht, dem
Hôtel Croix Verte
in der Rue Portalis. Es liegt recht zentral. Und Sie?”
„Ich werde mir vor Ort etwas suchen müssen.”
„Sie könnten ja auch in unserem Hotel fragen, ob dort noch ein Zimmer frei ist”, schlug Mister Yeboah vor.
„Keine schlechte Idee. Werde ich machen. Ich habe übrigens unseren gemeinsamen Freunden, Victor und Alec, an ihr Hotel telegraphiert, dass ich nach Paris komme. Ich habe die beiden um ein Treffen gebeten. Möchten Sie sich uns vielleicht anschließen?”
„Oh, das wäre famos”, sagte Nica lächelnd. „Es ist ja schon eine Weile her, seit wir uns zuletzt gesehen haben.”
„Ich würde die beiden auch gern sehen”, erklärte Fiona.
„Da schließen wir uns gern an, oder was meinen Sie, Mister Yeboah?”, warf Miss Jhadav ein.
„Es wird mir ein Vergnügen sein”, erwiderte der dunkelhäutige Mann mit den grauen Haaren.
„Kommen denn noch mehr von den magisch Begabten Londons zu dieser Zusammenkunft?”, fragte Eliott.
„Ein paar, denke ich. Sheila ist allerdings zurzeit in Irland und ich hörte, dass Mairead Henderson ebenfalls zu ihren Verwandten nach Schottland gereist ist”, erklärte Fiona. „Aber es werden sicherlich viele aus anderen Ländern dazu kommen, schätze ich. Ich bin schon ziemlich gespannt, muss ich zugeben.”
Mister Yeboah lächelte. „Das geht mir ähnlich. Die letzte Zusammenkunft dieser Art liegt schon länger zurück.”
„Was mich betrifft ...”, begann Eliott. „Ich hoffe, dass ich meine Angelegenheit bald erledigen und wieder nach London reisen kann. Das würde meinen Auftraggeber sicherlich auch freuen.”
„Viel Glück dafür”, sagte Miss Jhadav mit einem Lächeln, das Eliott erwiderte.
„Ich bin noch nie mit einem Luftschiff gereist”, sagte Fiona und strich sich eine verirrte rote Haarsträhne hinters Ohr, die sich aus ihrer Hochsteckfrisur gelöst hatte. „Ich habe mich in den letzten Tagen oft gefragt, ob das wohl eine sichere Art des Reisens ist. Victors Eltern sind ja bei einem Absturz ums Leben gekommen … ”
„Ja, davon hat er mir auch erzählt”, erwiderte Eliott. „Aber das war damals während eines schweren Sturmes, wenn ich es richtig in Erinnerung habe. Ich denke, bei dem guten Wetter, was wir jetzt haben, müssen wir uns keine Sorgen machen. Aber ich kann verstehen, dass Sie nervös sind. Bei meiner ersten Luftschifffahrt, damals von New York nach London, war ich es auch. War jemand von Ihnen eigentlich schon einmal in Paris?”
Alle schüttelten den Kopf.
„Ich habe mir einen Reiseführer aus der Stadtbibliothek ausgeliehen”, erklärte Nica. „Für die hiesigen Sehenswürdigkeiten.”
„Da werden Sie gewiss einiges zu tun haben, schätze ich.”
Sie lachte. „Ja, wir werden uns bestimmt nicht langweilen. Und ich freue mich, dass ich mein Französisch ausprobieren kann. Ich fürchte, es ist ein wenig eingerostet.”
„Da haben Sie mir etwas voraus – ich habe es nie gelernt”, sagte der Amerikaner. „Ich hoffe, ich werde mich auch mit Englisch in der Stadt zurechtfinden.”
„Ich drücke Ihnen die Daumen”, sagte Miss Jhadav. „Mir geht es übrigens ähnlich, ich habe nur ein paar Brocken Französisch gelernt. Aber zur Not nehme ich halt Hände und Füße, um mich zu verständigen.”
„Das werde ich wohl auch tun …”, erwiderte er mit einem Schulterzucken. Er senkte seine Stimme. „Hat jemand von Ihnen eigentlich noch etwas von Victor gehört, bezüglich seiner Pläne, eine Art Geisterjäger-Agentur zu gründen?”
„Nein. Wenn ich ihn auf unserem letzten Treffen im Dezember richtig verstanden habe, wird er das in Angriff nehmen, wenn er wieder nach London zurückgekehrt ist”, erwiderte Fiona.
Eliott nickte und strich sich über den sandfarbenen Schnurrbart. „Ich werde ihn einmal darauf ansprechen, wenn wir uns hier sehen. Ich habe zwar keine Ahnung, ob es in London viele übernatürliche Fälle gibt, aber nach allem, was wir in den vergangenen zwei Jahren erlebt haben, möchte ich wetten, dass solch ein Agentur durchaus einiges an Kundschaft finden dürfte.”
„Da mögen Sie recht haben”, erwiderte Mister Yeboah leise. „London ist eine große Stadt. Wer weiß, was sich dort alles an übernatürlichen Wesen aufhält, die möglicherweise irgendwann für Ärger sorgen. Ich meine, natürlich gibt es auch das S.I.O.S.
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für übernatürliche Fälle. Aber ich möchte meinen Hut verwetten, dass denen gar nicht alle Vorkommnisse dieser Art gemeldet werden, weil es ja nun einmal eine Institution ist, die vor der allgemeinen Bevölkerung geheim gehalten wird.”
„Ja, das denke ich auch”, meldete sich Miss Jhadav zu Wort.
„Ich frage mich gerade, ob es hier in Paris wohl eine ähnliche Institution gibt”, sagte Fiona. „Aber das werden wir gewiss bei der Zusammenkunft herausfinden. Ich bin schon sehr gespannt darauf.”
„Das geht mir auch so”, sagte Miss Jhadav. Mit einer eleganten Geste strich sie über einige Falten in ihrem Rock.
„Mir war Magie und alles was damit zu tun hat, lange Zeit suspekt”, erklärte Eliott. „Aber ich gewöhne mich langsam an den Gedanken, dass es sie gibt. Was bleibt mir auch anderes übrig, nach allem, was passiert ist?”
„Da sind Sie nicht der einzige”, erwiderte Nica. „Aber was soll ich machen, diese Frau hier hat mich nun einmal verzaubert …”, sagte sie mit einem Blick zu Fiona. Sie grinste. „Tut mir leid, aber das Wortspiel konnte ich mir gerade nicht verkneifen.”
Fiona lachte. „Ich denke, die Liebe hat ihre ganz eigene Magie. Dagegen kommt kein Zauber an, und mag er noch so ausgefeilt sein.”
„Das beruhigt mich”, sagte Nica mit einem schiefen Lächeln.
Eliott blickte Miss Jhadav an, ein kurzer Blick nur, den sie erwiderte, ehe er sich beinahe hastig abwandte und aus einem der Fenster auf der anderen Seite des Passagierraumes sah.
Sie unterhielten sich weiter, über Neuigkeiten aus der britischen Hauptstadt, über die Sehenswürdigkeiten, die Nica sich in Paris anschauen wollte und Eliott erzählte von seinen jüngsten Detektivaufträgen, von denen manche ihn durch halb London geführt hatten.
Bis auf ein gelegentliches Rumpeln und das stetige Dröhnen der Motoren verlief die Fahrt mit der
HMA Aurora
angenehm ruhig und Fionas Nervosität legte sich nach einer Weile, während sie weiter plauderten.
Rund drei Stunden später landeten sie am Rande von Paris. Der
Gare du l’air
, der hiesige Luftschiffhafen, quoll über von Reisenden, Gepäckträgern und Besuchern, die heimkehrende Angehörige oder Freunde begrüßten. Ein Gewirr aus verschiedenen Sprachen erfüllte die hohe Halle, von denen Fiona nur Englisch und Französisch erkannte. Mit ihren Koffern und Taschen bepackt, verließen sie gemeinsam das Gebäude, nachdem sie den Zoll passiert hatten. Vor dem weitläufigen Gebäude mit dem kuppelförmigen Dach und den großen Fenstern warteten eine ganze Reihe an Mietkutschen auf Kundschaft.
Fiona testete ihr Französisch und sprach mit einem der Fahrer, der über ein recht großes Gefährt verfügte, in dem sie mit Sicherheit auch zu fünft Platz finden würden. Zum Glück schien der Mann sie gut zu verstehen, als sie ihm die Adresse des Hotels und den Stadtteil nannte. Wenig später konnten sie zu fünft mit der großen Kutsche in die Stadt hineinfahren.
Fiona saß an einem der Fenster und schaute neugierig nach draußen. Auf den ersten Blick hatte Paris einiges mit London gemeinsam: Die meisten Stadtviertel waren dicht bebaut. Sie fuhren an zahlreichen mehrstöckigen, mit Skulpturen oder anderen Dekorelementen verzierten Wohnhäusern vorbei, auf breiten Straßen oder auch prächtigen Alleen, die von hohen Bäumen gesäumt waren.
An anderen Stellen fanden sich dagegen verwinkelte kleine Gassen. Außerdem ging es hier ebenso hektisch wie in der britischen Hauptstadt zu: Eine Vielzahl an Kutschen und Fuhrwerken war unterwegs, ebenso wie zumeist dunkel gekleidete Herren mit Zylinderhüten und anderen Kopfbedeckungen, Damen in langen Mänteln, die ihre hochgesteckten Haare unter größeren oder auch kleineren Hüten verbargen. Zwischen ihnen entdeckte Fiona auch mehrere Kinder und Jugendliche, von denen manche wie Miniaturausgaben der Erwachsenen aussahen – Jungen in Anzügen und Mädchen, die dekorative Hüte trugen. Alle schienen es eilig zu haben.
Die Passantinnen, an denen sie vorüberfuhren, trugen Röcke ohne Tournüre.
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Stattdessen waren diese weiterhin bodenlang und auf allen Seiten leicht glockenförmig. Die Ärmel dagegen waren deutlich voluminöser, was sich auch an Jacken und Mänteln zeigte. Fiona wies Nica darauf hin.
„Ob das die neueste französische Mode ist? Wenn mir das bekannt gewesen wäre, hätte ich meine Tournüre in London gelassen”, erwiderte ihre Freundin. „Auf jeden Fall werde ich sie hier nicht tragen, ich möchte ja nicht wie die letzte Landpomeranze wirken.”
„Ich muss gestehen, ich habe den Sinn dieser Mode nie so ganz verstanden”, sagte Amrita Jhadav. „Aber ich bin mit der traditionellen Bekleidung meiner Heimat aufgewachsen, und ich habe bis heute eine Schwäche für indische Seide, wie man sieht.”
Eliott sprach das aus, was Fiona schon auf dem Flug durch den Kopf gegangen war. „Sie steht Ihnen ausgezeichnet, wenn ich das mal so sagen darf.”
Miss Jhadav wurde ein wenig rot und lächelte Eliott an. „Danke, sehr freundlich von Ihnen.”
Fiona musterte die beiden verstohlen und amüsierte sich. Jetzt errötete Eliott ebenfalls. Es war seltsam, den sonst eher schroffen Amerikaner so zu sehen. Ob er vorhatte, auf Freiersfüßen zu wandeln? Wie immer dem auch war, sie würde ihm das Glück gönnen.
Kurz darauf erreichten sie das Hotel, ein helles mehrstöckiges Gebäude, welches sich im 8. Arrondissement befand. Es machte einen einladenden Eindruck auf sie, bestimmt würden sie sich hier wohlfühlen. Der freundliche Herr am Empfang verstärkte diesen Eindruck noch. Eliott erkundigte sich bei ihm nach einem freien Zimmer.
„Sie haben Glück, mein Herr, eine Buchung wurde gestern storniert. Das Zimmer befindet sich allerdings im dritten Stock. Wenn Ihnen das nichts ausmacht?”
„Das dürfte kein Problem sein”, erwiderte Eliott.
Wenig später richteten sich Fiona und Nica in ihrem Zimmer ein, das über zwei getrennte Betten verfügte. An der Wand hing eine etwas kitschig geblümte Tapeten und ein Landschaftsgemälde, das Nica mit gerunzelter Stirn betrachtete. „Abscheulich, wenn du mich fragst.”
Fiona lachte. „Sollen wir es abhängen, solange wir hier sind?”
„Keine schlechte Idee”, erwiderte ihre Freundin und nahm das Möchtegern-Kunstwerk von der Wand. „Da schau ich mir lieber diese Blümchentapete an. Und dich.”
Fiona grinste und zog ihre Freundin in eine Umarmung, der ein intensiver Kuss folgte.
Lachend machte sich Nica kurz darauf los. „Du hast eine atemberaubende Wirkung. Mir ist ein bisschen schwindlig von dem Kuss.”
Fiona schenkte Nica ein entschuldigendes Lächeln und machte sich daran, ihren Koffer auszupacken.
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HMA ist hier die Abkürzung für „Her Majesty’s Airship”
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Abkürzung für:
Secret Investigation Office of the Supernatural
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Um 1889 verschwand die Tournüre aus der Mode – jenes Gestell, welches in den Jahren von ca. 1870 bis 1880 und dann noch einmal ab ca. 1883 den hinteren Teil der Röcke aufbauschte