4Der Fall von Szigetvár (1566)
Süleymans Tod und die militärische Ohnmacht der Habsburger

»Auf jener Seite stehen die unendlichen Mittel des Türkenreiches, ungebrochene Kräfte, Waffenkunst und -übung, lang gediente Soldaten, Siegesgewohnheit, Ausdauer, Eintracht, Ordnung, Disziplin, Anspruchslosigkeit und Wachsamkeit. Auf unserer Seite Armut des Staates, Verschwendung des Privatmannes, verminderte Kräfte, gebrochener Mut, mangelnde Gewöhnung an Anstrengung und Waffen, trotzige Soldaten, habgierige Offiziere, Verachtung der Disziplin, Ausschweifung, Leichtsinn, Trunkenheit, Völlerei und das Schlimmste: sie sind gewohnt zu siegen, wir, besiegt zu werden.«

Ogier Ghislain de Busbecq, Der dritte Brief aus der Türkei (um 1560)1

Süleyman hatte den Rückschlag auf Malta, der ihn 20 000 seiner besten Soldaten gekostet hatte, mit bemerkenswertem Gleichmut hingenommen. Seine beiden gescheiterten Befehlshaber durften ihre Köpfe behalten, Piyale Pascha sogar sein Flottenkommando, und an die überlebenden Janitscharen verteilte der Sultan großzügig Geld und Beförderungen. Allerdings half es nicht, Malta aus den Gedanken der Untertanen zu streichen und so zu tun, als habe es die unselige Belagerung nie gegeben. Als Beherrscher der Gläubigen und Mehrer des Reiches konnte Süleyman die Niederlage nicht einfach auf sich beruhen lassen. Besonders die Ermahnungen seiner Lieblingstochter Mihrimah, dass es seine religiöse Pflicht sei, die Armeen des Reiches in den Kampf gegen die Ungläubigen zu führen, dürften zum Entschluss des greisen Sultans beigetragen haben, noch einmal die Rossschweife aufzupflanzen.2

Wenn Malta nicht den erhofften Sieg gebracht hatte, dann ließe sich vielleicht in Ungarn, das er fast ein Vierteljahrhundert lang nicht mehr betreten hatte, der für ihn jetzt dringend nötige Erfolg erzielen.3 Damals hatte Süleyman den Tod seines Vasallen János Szápolya genutzt, um im August 1541 die Hauptstadt Ofen handstreichartig zu besetzen und die zentralen Gebiete des Landes zur osmanischen Provinz zu machen. Dem damals unmündigen Sohn des Verstorbenen, János Zsigmond, überließ er das Fürstentum Siebenbürgen, das zunächst der Bischof von Großwardein (Nagyvárad) und ehemalige Schatzmeister Ungarns, Georg II. Martinuzzi, als Vormund verwalten sollte, bis der Landtag von Klausenburg 1556 Szápolyas Witwe Isabella zur Regentin erklärte. Nach deren Tod drei Jahre später hatte schließlich der junge Zsigmond die Herrschaft selbst angetreten.

Das einseitige Vorgehen des Sultans hatte Ferdinand damals unmöglich tatenlos hinnehmen können, wollte er weiterhin als König von Ungarn respektiert werden. Ein noch im Jahre 1542 unternommener Versuch habsburgischer Truppen unter dem Oberbefehl des brandenburgischen Kurfürsten Joachim II., die Hauptstadt Ungarns zurückzuerobern, hatte allerdings nach Anfangserfolgen wegen Geldmangels und der einsetzenden schlechten Witterung aufgegeben werden müssen.4 Danach waren die Gefechte an der ungarischen Front, sieht man über die gelegentlichen Belagerungskämpfe lokaler osmanischer Truppen hinweg, zu einem Stillstand gekommen. Ferdinand erwies sich als militärisch zu schwach und konnte sich glücklich schätzen, dass ihm Süleyman 1547 in einem in Edirne auf fünf Jahre vereinbarten Waffenstillstand seinen bescheidenen Besitzstand in Ungarn und Kroatien gegen Zahlung eines Tributs überließ. Die jährlich an die »Hohe Pforte« zu entrichtende Summe von 30 000 Golddukaten erhöhte nicht gerade das Ansehen des Habsburgers unter den Ungarn, auch wenn die Zahlung diplomatisch als »Ehrengeschenk« verblümt wurde. 5

Aus der Sicht des Sultans und seines Großwesirs stellte die 20 Jahre alte Vereinbarung mit dem »König von Wien«, die er nicht einmal selbst unterzeichnet hatte, nur einen Gnadenakt dar. Die damalige Milde des Großherrn hatte Ferdinand allein den wieder einmal aufflackernden Unruhen an der Ostgrenze des Osmanischen Reiches zu verdanken gehabt, kaum aber der Stärke seiner Truppen. Gerade die deutschen Söldner waren wegen ihrer sprichwörtlichen Liebe zu Wein, Müßiggang und Schlaf längst zum Gespött ihrer moslemischen Gegner geworden.6

Gegen diesen meuterischen Mob glaubte der altgewordene Süleyman jetzt einen leichteren Erfolg erzielen zu können als gegen die eisenharten Johanniter von Malta. Ein Vorwand für einen neuerlichen Waffengang in Ungarn war jederzeit leicht zu finden. So hatte etwa Maximilian II., der Sohn und Nachfolger des im Juli 1564 verstorbenen Kaisers Ferdinand, zunächst keine besondere Eile gezeigt, die im letzten Waffenstillstand von 1562 noch einmal bestätigten jährlichen Tributzahlungen an die »Hohe Pforte« zu entrichten. Dass die fällige Gesamtsumme dann doch noch Anfang 1565 in Konstantinopel eingetroffen war,7 hattte den Sultan nicht befriedigen können. Nunmehr zeigte sich Süleyman verstimmt, dass sich Maximilian den Angriffen des inzwischen mündig gewordenen János Zsigmond militärisch widersetzte. Von seinen osmanischen Schutzherren gedeckt, hatte der einzige Sohn des János Szápolya und Herrscher von Siebenbürgen einige umstrittene Grenzgebiete in Nordungarn eigenmächtig besetzt. Sein habsburgischer Rivale hatte zwar akzeptiert, dass Kaiser Ferdinand I. mit dem Waffenstillstand von 1562 sämtliche früheren Ansprüche auf das Fürstentum aufgegeben hatte. Doch die inzwischen von János Zsigmond besetzten Städte Munkács, Hust und Szatmár wollte Maximilian zurück.

Es wird gewiss das Selbstbewusstsein des Habsburgers erheblich gesteigert haben, dass sein bewährter Feldhauptmann Lazarus von Schwendi im Februar 1565 die von Anhängern des jungen Szápolya in Nordungarn gehaltenen Festungen Tokay und Serence schnell einnehmen konnte.8 Wieder einmal durfte ein junger christlicher Herrscher von einem großen Türkenkrieg träumen, als ihm der Regensburger Reichstag schon im Jahr darauf in seltener Einmütigkeit ein Heer von 22 000 Mann auf sechs Monate bewilligte. Aus Italien trafen insgesamt 6600 Mann ein, von denen Papst Pius V. und Cosimo I., der Herzog von Florenz, den größten Teil gestellt hatten. König Philipp II. wiederum hatte 6000 spanische Elitesoldaten aus Italien nach Wien in Marsch gesetzt und sich zudem verpflichtet, für ihren Unterhalt eine monatliche Summe von 10 000 Dukaten aufzubringen.9 Der König von Polen stellte 3000 Mann und Lazarus von Schwendi stand bereits mit 12 000 Kriegsknechten beim nordungarischen Kaschau.10 Selbst aus Frankreich hatten sich unter der Führung des Herzogs de Guise etwa 100 Bogenschützen unter dem Banner Habsburgs eingefunden.11 Noch schien der Kreuzzugsgedanke nicht völlig erloschen. Nicht ohne Grund glaubte sich also Maximilian in diesem Jahr stark genug, die geballte Militärmacht Süleymans herausfordern zu können. Denn außer seinem 40 000 Mann zählenden Hauptheer, das im Laufe des Sommers bei Altenburg östlich von Wien zusammengekommen war, verfügte er noch über ein fast gleich starkes Korps aus Ungarn und den habsburgischen Erblanden, das unter seinen beiden Befehlshabern Egino von Salm und Stephan Dersffi bei Komorn an der Donau stand.

Gleichwohl mochte man auf der Gegenseite nicht viel auf die Bemühungen des Habsburgers geben. Der Sultan müsse gar nicht kämpfen, meldete etwa Arslan Pascha, der Beylerbey von Ofen. Allein das Erscheinen des Großherrn an der Spitze seines Heeres würde die ängstlichen Deutschen und ihre ungarischen Hilfsvölker veranlassen, sich rasch wieder zu zerstreuen. Als Arslan Pascha jedoch Anfang Juni 1566 mit der Belagerung der Festung Palota begann, musste er schon kurz darauf vor dem rasch heranrückenden Entsatzheer unter dem Grafen von Salm überstürzt abziehen. Da der Beylerbey den Habsburgern dabei auch noch sein gesamtes Lager überlassen hatte, kannte Süleyman keine Gnade und ließ dem großmäuligen Pascha nach seinem Eintreffen im Lager von Semlin sofort den Kopf abschlagen.

Süleyman hatte alles unternommen, um mit seinem Feldzug gegen den unbotmäßigen »König von Wien«, von dem der gichtgeplagte Herrscher wohl ahnte, dass es sein letzter sein würde, das angeschlagene Renommee des Reiches wiederherzustellen. Sogar eine große Donauflottille unter dem Kommando von Ali Portuc, dem Sandschakbey von Rhodos, sollte seinen Heerzug unterstützen.12 Aus der Moldau wurden 40 000 Tataren erwartet. In Edirne eingetroffen, erließ Süleyman einen Aufruf an das »ungarische Volk«, in dem er in drei Sprachen allen, die sich freiwillig János Zsigmond unterwarfen, Leben und Besitz zusicherte.13

Als der Sultan am 1. Mai 1566 mit vielleicht 100 000 Mann von Edirne aus den Marsch nach Norden antrat, war wieder einmal Dauerregen der ständige Begleiter seines Heeres. Einen genauen Operationsplan scheinen weder Süleyman noch sein neuer Großwesir Sokullu Mehmed Pascha gehabt zu haben. Der gebürtige Bosnier war als junger Mann durch die Knabenlese nach Konstantinopel verschleppt worden und wegen seiner reichen Begabungen rasch in der osmanischen Ämterhierarchie aufgestiegen. Jetzt galt er als warmer Befürworter eines großen Feldzuges gegen Maximilian, nicht zuletzt auch, um dessen Befähigung als Kriegsherr zu prüfen. Sokullu Mehmed beabsichtigte, zunächst eine größere Festung wie etwa Erlau (Eger) anzugreifen, das sich noch im Jahre 1551 unter dem ungarischen Volkshelden Stephan Dobó von Ruszka gegen eine längere Belagerung des Paschas von Ofen hatte halten können. Dann würde sich zeigen, ob der neue »König von Wien« tatsächlich die Courage zu einer Entsatzoperation aufbrächte. In Semlin bei Belgrad angekommen, ließ sich der Sultan am 29. Juni von dem herbeizitierten János Zsigmond mit dem üblichen Handkuss huldigen. Im Gegenzug wurde der Erbe Szápolyas üppig beschenkt und erhielt seinen Anspruch auf Siebenbürgen einschließlich der Städte, die er inzwischen erobern konnte, bestätigt.14 Von Belgrad rückte das Heer des Sultans weiter gegen die reißende Drau, die bei Essegg auf einer gewaltigen Kriegsbrücke aus 118 Schiffen überschritten werden konnte. Noch einmal gelangten die Truppen auf das alte Schlachtfeld von Mohács, wo man ein Lager aufschlug.

Statt aber die Festung Erlau in Nordungarn anzugreifen, hatten sich Süleyman und sein Großwesir Sokollu Mehmed Pascha inzwischen entschieden, zunächst das näher gelegene Szigetvár zu belagern. Die Festung wurde von 2500 Ungarn und Kroaten unter Führung des Grafen Nikolaus Zrínyi, dem Banus von Kroatien, gehalten. Es war eine Bauchentscheidung. Zrínyi hatte zuvor den Zorn des Großherrn erregt, als er im Juli die osmanische Vorhut in ihrem Feldlager bei Siklós überfallen hatte, wobei der Sandschakbey von Tirhala und dessen Sohn getötet worden waren.15 Das konnte nicht ungesühnt bleiben.

Am 2. August 1566 erreichte das Heer des Sultans sein neues Ziel, das etwa 50 Kilometer westlich von Fünfkirchen (Pécs) lag. Süleyman hatte den gesamten Feldzug in einer Kalesche begleiten müssen und traf erst drei Tage später vor der Festung ein. Mit Mühe bestieg er zum letzten Mal ein Pferd, um vor den Augen seiner Truppen die Belagerung symbolisch zu eröffnen. Als Antwort ließ Zrínyi die Zinnen seiner Festung mit roten Tüchern behängen und eine große Kanone als Willkommensgruß in Richtung des Sultans abfeuern.

Obwohl das osmanische Heer 90 000 Mann zählte und 300 Geschütze mit sich führte,16 sollte sich die Einnahme der durch ein Sumpfgebiet geschützten Festung als keineswegs einfache Aufgabe erweisen. Zrínyi verfügte über 63 Geschütze, und die Mauern von Szigetvár befanden sich in sehr gutem Zustand. Die Burg wies fünf Bollwerke auf und war durch einen dreifachen Wassergraben geschützt. Die Neustadt von Szigetvár hatte Zrínyi zuvor niederbrennen lassen und hielt nur noch die Altstadt sowie die mit ihr durch eine Brücke verbundene Burg besetzt. An Maximilian meldete der Graf am 8. August wohl etwas zu vollmundig, er könne gewiss vier Monate in Szigetvár energischen Widerstand leisten.17

Doch schon nach vier Wochen hatten die Belagerer die gesamte Altstadt sowie Teile der Burg besetzt und den Rest der Verteidiger, vielleicht noch 500 Mann, im Hauptturm eingeschlossen. Als es den Osmanen am 7. September gelang, auch diese letzte Zuflucht in Brand zu schießen, war es für eine Kapitulation gegen freien Abzug, wie sie der Sultan mehrmals hatte anbieten lassen, endgültig zu spät. Zrínyi entschloss sich zu einer Verzweiflungstat. Mit seinem Prunkgewand bekleidet unternahm er einen letzten Ausfall. Lieber wollte er im Kampf fallen als verbrennen oder ersticken. Kurz darauf waren er und seine letzten Getreuen tot und Ungarns Geschichte um ein neues Heldenkapitel reicher.

Wahr ist allerdings auch, dass Zrínyis allzu optimistische Einschätzung seiner Lage einen Entsatzversuch der habsburgischen Truppen nicht gerade forciert hatte. Im Glauben, die Festung könne sich tatsächlich bis in den Spätherbst halten, hatte es Maximilian, gestützt auf den Rat der meisten seiner Befehlshaber, vorgezogen, mit seinem teuer bezahlten Heer in einer vorteilhaften Position bei Raab zu verharren. Dort glaubte der militärisch unerfahrene Habsburger, einen Angriff der Osmanen abwehren zu können, falls der Sultan tatsächlich mit seinem Heer über Ofen hinaus auf Wien marschieren sollte. Wie schon 1532 suchte keiner der beiden Kontrahenten die große Schlacht, und am Ende musste sich Maximilian mit einigen kleinen Erfolgen zufriedengeben. Die Gefangenennahme von Mahmud Pascha, des Gouverneurs von Stuhlweißenburg, war freilich kein Resultat, das die Zusammenziehung eines Heeres von 40 000 Mann rechtfertigen konnte.18

Zrinyis Angriff bei der Festung von Szigeth. Gemälde von Peter Krafft, 1825.

Szigetvár dagegen war in der Hand der Osmanen, doch ihr großer Sultan lebte bereits nicht mehr. In der Nacht zum 6. September 1566 war Süleyman im Beisein der Ärzte und des Großwesirs in seinem Zelt verstorben. Vermutlich hatte ein Herzversagen oder ein Schlaganfall sein Leben beendet, denn obwohl es mit der Gesundheit des Großherrn zuletzt nicht zum Besten stand, hatte niemand im Lager mit seinem plötzlichen Tod gerechnet. Noch in derselben Stunde setzte Sokollu Mehmed einen Boten mit der Todesnachricht zu Selim nach Anatolien in Marsch und ließ den letzten überlebenden Thronfolger auffordern, sich so schnell wie möglich in die Hauptstadt zu begeben. Mit kalter Umsicht traf der Großwesir alle Vorkehrungen, um den Tod des Sultans vor den Truppen vorerst zu verheimlichen.19 Unruhen im Heer und besonders unter den Janitscharen mochte Sokollu Mehmed angesichts der Nähe eines gleich starken Feindes nicht riskieren. Süleymans Leichnam ließ er provisorisch in dessen Zelt begraben und die Totengräber sofort umbringen. Mehr als sechs Wochen glückte es dem Großwesir, die gewagte Maskerade aufrechtzuerhalten. Jeden Tag begab er sich angeblich zur Audienz allein in das leere Sultanszelt und erklärte den bereits argwöhnisch gewordenen Truppen, der Sultan werde wegen eines schweren Gichtanfalls das öffentliche Freitagsgebet erst wieder verrichten, wenn die Stadtkirche von Szigetvár in eine Moschee umgewandelt worden sei. Den zwei Tage nach Süleymans Tod einberufenen Diwan ließ er im gewohnten prahlerischen Stil des Verstorbenen den europäischen Mächten und dem iranischen Schah den Fall der umkämpften Stadt verkünden, dem »König von Wien« schickte er dagegen den abgetrennten Kopf des Grafen Zrínyi. Maximilians hymnischer Nachruf auf seinen loyalen Gefolgsmann20 vermochte kaum zu überspielen, dass er mit dem größten habsburgischen Heer seit mehr als 30 Jahren praktisch nichts unternommen hatte, um die tapfere Besatzung von Szigetvár zu retten. Das Ansehen der Deutschen in Ungarn sank nach diesem Feldzug auf einen neuen Tiefpunkt.

Da Maximilian sich nicht zum Kampf hatte stellen wollen und auch Lazarus von Schwendis kleines Korps den Sommer über unbeweglich bei Kaschau verharrte, machte sich das Heer der »Rechtgläubigen« am 20. Oktober auf den Rückweg nach Belgrad, wo inzwischen auch Sultan Selim eingetroffen war. Erst jetzt gab Sokollu Mehmed offiziell dem Heer den Tod Süleymans bekannt.21

Zur selben Zeit sah sich der junge habsburgische Kaiser gezwungen, sein Heer auflösen. Maximilian war das Geld ausgegangen und seine Söldner hatten bereits im Umland zu plündern begonnen. Wieder einmal waren beträchtliche Mittel ausgegeben worden, ohne etwas Zählbares zu erreichen. Er habe die kaiserliche Reputation nicht durch eine Niederlage aufs Spiel setzen wollen, versuchte sich Maximilian II. vor den in Erfurt versammelten Reichsfürsten zu verteidigen.22 Eine neue Chance im folgenden Jahr gab es jedoch nicht, und in einem bereits 1568 mit Sultan Selim II. geschlossenen Waffenstillstand musste sich Maximilian bei deutlich verschlechtertem Grenzverlauf sogar zu einer Fortsetzung des ehrenrührigen Tributs von jährlich 30 000 Dukaten verpflichten. Der Zustand seiner Streitkräfte, ihre miserable Versorgung, ihr geringer Zusammenhalt und die fast völlig fehlende Loyalität von Truppe und Führern ließen vorerst keine andere Lösung zu.