Weg

Nach über zwei Jahren sind die Untergetauchten wieder im Freien. Natürlich ist es fürchterlich, dass sie festgenommen wurden.

Aber Anne genießt es, draußen sein zu können.

Auch im Zug nach Westerbork ins Lager schaut sie immer nach draußen.

Die Wiesen, die abgeernteten Getreidefelder.

Sie hat so lange ohne all das leben müssen.

 

In Westerbork werden sie getrennt von den anderen eingesperrt. Sie werden besonders streng behandelt, weil sie untergetaucht waren.

Juden, die sich freiwillig gemeldet haben, werden besser behandelt.

Anne, Margot und ihre Mutter kommen in eine

Baracke für Frauen. Annes Vater wird in die Männerbaracke gebracht. Ab und und zu darf er zu Besuch kommen.

 

Es ist schon komisch. Aber Anne ist in Westerbork glücklich. Im Lager geht es ihnen nicht gut.

Doch Anne ist erleichtert. Sie trifft neue Menschen und redet gerne mit ihnen. Ihre Eltern sind dagegen sehr still. Sie haben große Angst, dass sie in die Konzentrationslager in Osteuropa gebracht werden.

Niemand weiß genau, was dort passiert.

Doch alle befürchten das Schlimmste.

 

Am 2. September ist es so weit: Die Bewohner des Hinterhauses stehen alle acht auf der Liste.

Über tausend Menschen müssen am nächsten Tag mit dem Zug Richtung Osten. Der Zug ist überfüllt.

Und es gibt keine Toilette, nur einen Eimer.

Nach einer Weile stinkt es fürchterlich.

Die Menschen stehen dicht gedrängt beieinander.

Es gibt keinen Platz, um sich hinzusetzen.

Anne und Margot haben noch Glück: Sie können sich an ihre Eltern anlehnen.

Einige Gefangene haben Geld und Schmuck in den Kleidern versteckt. Aber die deutschen Soldaten nehmen es ihnen unterwegs weg.

 

Die Reise dauert lang: drei Tage und Nächte.

Manchmal hält der Zug an. Dann dürfen die Gefangenen kurz nach draußen. Sie können etwas trinken und den stinkenden Eimer leeren.

Aber dann geht es wieder weiter. Schnell stinkt es wieder fürchterlich. Und dann hält der Zug zum letzten Mal. Sie sind in Auschwitz, dem großen Vernichtungslager in Polen. Auch dieses Land haben die Deutschen besetzt.

Die Gefangenen müssen ihr Gepäck im Zug lassen.

Frauen müssen sich auf der einen Seite aufstellen.

Die Männer auf der anderen Seite.

Annes Vater sieht seine Frau und seine Töchter zum letzten Mal. „Den Blick in Margots Augen werde ich nie vergessen“, erzählt er später.