Die Zeit der Klassik gilt als die Blütezeit der Maya und wird in zwei bzw. drei Phasen unterteilt: Die Frühe Klassik (250–600 n. Chr.), die Späte Klassik (600–800 n. Chr.), und oft wird das Ende der Klassik (800–950 n. Chr.) noch einmal als eigene Phase herausgehoben. In der Zeit zwischen 70544 und 90945 kam es zum Niedergang. Es wurde nichts mehr gebaut, keine Stelen mehr aufgestellt, die Städte wurden verlassen. Wie bereits aufgezeigt, gab es aber auch vor und nach dieser klassischen Zeit kulturelle Höhepunkte der Maya-Kultur. War in der Präklassik der Einfluss der olmekischen Kultur entscheidend, so ist in der Frühen Klassik ebenfalls ein Einfluss von außen, nämlich der Stadt Teotihuacán46 in Zentralmexiko, festzustellen. Die schon in der Späten Präklassik sich herausbildenden Merkmale wie Stadtanlagen, hierarchisch gegliederte Gesellschaft, Schrift-, Zahlen- und Kalendersystem, werden weiterentwickelt und erreichen in der Späten Klassik ihren Höhepunkt. Ein Unterschied zur Präklassik sowie zur nachfolgenden Postklassik ist aber vor allem die deutlich stärker differenzierte Gesellschaftsstruktur mit einem Herrscher an der Spitze. Dabei handelt es sich um ein »sakrales Königtum«47: Der König wurde als numinos bzw. heilig angesehen aufgrund seiner göttlichen Abstammung, die gleichzeitig seine Herrschaft legitimierte. Damit verbunden waren das Recht und die Verpflichtung, bestimmte Aufgaben im Kult auszuüben. Sein Herrschaftsgebiet umfasste eine Stadt und ihre Umgebung. Je nach Machtstellung gehörte eine mehr oder weniger große Anzahl von Vassallenstädten dazu. Der Machtbereich der Maya-Herrscher war also kein großes Reich, sondern ein Stadtstaat – vergleichbar der Polis im alten Griechenland. Schätzungsweise an die 50 solcher Stadtstaaten gab es im Maya-Gebiet der klassischen Zeit, die genaue Anzahl ist bislang nicht eindeutig geklärt. Diese hatten aufgrund des relativ kleinen Gebietes Kontakte unterschiedlicher Art miteinander: Handel, Konkurrenz, Kriege um Handelswege und Ressourcen sowie diplomatische Heiratsverbindungen zwischen den Herrscherdynastien diverser Städte. Keiner Stadt – einschließlich der Supermächte Tikal und Calakmul – gelang es, ein einheitliches Reich zu schaffen. Allerdings hatten vor allem diese beiden Städte eine Reihe von Nachbarstädten sozusagen als Vasallenstaaten unter ihre Kontrolle gebracht. Erst seit relativ kurzer Zeit kennen wir nicht nur die Namen der einzelnen Herrscher in den bedeutendsten Städten, sondern in vielen Fällen auch ihr Geburtsund Sterbedatum, ihre Regierungszeit und besondere Ereignisse während ihrer Herrschaftszeit.48 Diese Daten sind uns durch die Inschriften auf Stelen oder Wandreliefs bekannt, auf denen sich die Herrscher sogar mit einem Abbild verewigen ließen.
Eine hilfreiche Information zur Größe und zum Umfang des Herrschaftsbereiches eines Stadtstaates geben vor allem die von Heinrich Berlin »entdeckten« sogenannten Emblemglyphen, eine Art königliches Wappen bzw. Herrschaftstitel eines unabhängigen Stadtstaates. Die Emblemhieroglyphe besteht aus drei Teilen, wobei die ersten beiden immer gleich sind: k’uhul (»heilig«, »göttlich«) und ajaw (»Herr«, »Herrscher«). Der dritte Teil ist der Name des jeweiligen Stadtstaates und seines Herrschaftsbereiches. Entsprechend findet sich die Emblemglyphe einer Stadt auch in ihren Vasallenstädten.
Die im Folgenden angeführten, bei der Inthronisation verliehenen Namen der Herrscher der einzelnen Städte sind meist nur die »Kurzform« von sehr viel längeren Namen, einschließlich der Titel. Oft sind es die Namen von Gottheiten oder numinosen Tieren, die mit der Dynastie verbunden waren und mit denen sich der Herrscher identifizierte.
Name der Gottheit49 |
Funktionsbereich der Gottheit |
Chaak |
Regengott |
Itzamnaaj |
Himmelsgottheit |
K’awiil |
Gott der Herrscher und Herrscherdynastien |
K’inich |
Sonnengott |
Yopaat (Yoaat) |
Regengott |
Tiername |
Übersetzung |
Ahk |
Taube |
Ayiin |
Kaiman |
B’alam |
Jaguar |
Chitam |
Nabelschwein (Pekari) |
Kaan (Chan) |
Schlange |
K’uk |
Quetzalvogel |
Mo’ |
Ara |
Bei einigen Herrschern ist uns der Name oder ein Teil des Namens nur als Hieroglyphe(n) bekannt, aber nicht deren Bedeutung. In diesem Zusammenhang erhielten einige Herrscher von den Forschern Spitznamen, zum Beispiel Knoten-Auge-Jaguar, weil in diesem Fall die Hieroglyphe wie ein knotenähnliches Auge aussieht.
Im Folgenden sollen die wichtigsten Maya-Städte der Klassik im Tiefland und ihre Geschichte vorgestellt werden: Die Supermächte und Rivalen Tikal und Calakmul; Palenque mit den eindrucksvollen Bauten und dem Grab des wohl bekanntesten Maya-Herrschers Pakal; Copán, das durch seine einzigartige Kunst – zum Beispiel die Herrscherporträts – fasziniert; Caracol, das im Kampf der Rivalen Tikal und Calakmul eine entscheidende Rolle spielte; Yaxchilán mit einer kurzen Blütezeit im 8. Jh; Bonampak mit den berühmten Wandgemälden; Piedras Negras, das aufgrund der lückenlosen Reihe von Stelen zu dem Ort wurde, an dem der Durchbruch in der Entzifferung der Maya-Schrift gelang; Naranjo, die Stadt, die unter einer siegreichen Frau als Herrscherin ihre Blütezeit erlebte.
Tikal und Calakmul waren die führenden Mächte, die Supermächte im Maya-Gebiet, aber gleichzeitig auch Rivalen. Beide beanspruchten die Vorherrschaft, wollten ihre Herrschaft ausweiten und führten zu diesem Zweck Eroberungskriege oder verbündeten sich mit anderen Städten. Beide Städte übten ihre Macht über die meisten anderen Städte im Maya-Gebiet durch Kriege, Diplomatie, Allianzen oder verwandtschaftliche Beziehungen bzw. Heiraten aus. Palenque, Quirigua, Copán und Seibal waren Vasallenstädte Tikals. Wahrscheinlich ging auch die Gründung der jeweiligen Herrscherdynastie dieser Städte von Tikal aus. Die Vasallenstädte von Calakmul waren Caracol, Yaxchilán und Dos Pilas. Der ständige Konkurrenzkampf schwächte auf Dauer beide Städte so sehr, dass keine als starker Sieger hervorging, dies zu einer Destabilisierung der gesamten Region und letztlich zum Kollaps der klassischen Maya-Kultur führte.
Tikal war eine Metropole, deren Zentrum sich auf einer Fläche von über 16 km2mit ca. 3000 Gebäuden ausdehnte; mit den Rand- bzw. Außensiedlungen waren es insgesamt 65 km2 mit ca. 10 000 Gebäuden. Nur ein Bruchteil ist bisher ausgegraben. Die Einwohnerzahl des Zentrums schätzt man auf 45 000 bis 70 000. Rechnet man das Umland dazu, so dürften es insgesamt ca. 200 000 gewesen sein. Der Name »Tikal« (ti ak’al = »am Wasserloch«) stammt zwar aus der Maya-Sprache, ist aber, wie bei den meisten Maya-Städten neueren Ursprungs. Im Fall von Tikal kennen wir zwar die Glyphe dieser Stadt, nämlich yax mutal (»erster Haarknoten«), aber leider nicht deren konkrete Bedeutung. Tikal war schon in der Zeit der Präklassik eine bedeutende Stätte. Aus dieser Zeit stammen eine Pyramide (5C-54) und ein Gebäude (5D-84) mit langgestrecktem, rechteckigen Grundriss. Beide Bauten hatten vermutlich eine astronomische Funktion bzw. dienten der Beobachtung der Gestirne. Die Inschrift der Stele 29 von Tikal enthält das bislang früheste verzeichnete Datum der klassischen Maya-Zeit: 292 n. Chr.
Das Zentrum Tikals ist der Große Platz. Dieser ist von den beiden Tempeln I und II im Osten und Westen sowie der Nordakropolis und der Zentralakropolis im Norden und Süden umgeben. Teil der Zentralakropolis ist der Palast der Herrscher der Stadt. In der Nordakropolis fanden sich viele Gräber von Adligen. Die Nordakropolis ist von einer ganzen Reihe weiterer Gebäudekomplexe umgeben. Die dort steil aufragenden, gestuften Tempel I und II sind die markantesten Gebäude von Tikal mit einer Höhe von 47 bzw. 40 m. Erbaut wurden beide von Jasaw Chan K’awiil I. (682 – ca. 734)50, dem 26. Herrscher. Unter dem Tempel I befindet sich sein Grab, wo seine sterblichen Überreste samt den Beigaben (vor allem Jadeschmuck) gefunden wurden. Auf den Türstürzen im Tempelinneren ist der Sieg von Jasaw Chan K’awiil im Jahr 695 über Calakmul dargestellt. Tempel II war, so vermutet man, die Grabstätte von Kalajuun Une’ Mo’, der Frau von Jasaw Chan K’awiil. Das früheste vermerkte Datum in Tikal ist das Jahr 292 auf der Stele 29.
Die Dynastie von Tikal, eine der ersten im Maya-Gebiet, führte sich auf Yax Ehb’ Xook (um 90) als ersten Herrscher zurück, dessen Name allerdings erst später von seinem Nachfolger erwähnt wurde. Von ihm und seinen nächsten Nachfolgern wissen wir so gut wie nichts, selbst die Namen sind unsicher. Nach der Regentschaft von Siyaj Chan K’awiil I. (um 307) wurde die männliche Linie der Dynastie durch eine Frau namens Frau Une’ B’alam (»Baby Jaguar«, um 317) als Herrscherin unterbrochen. Bei der auf der berühmten Leidener Jadeplatte erwähnten Thronbesteigung im Jahre 320 ist ungewiss, ob der betreffende Herrscher wirklich aus Tikal stammt, wie oft angenommen wird. Der nächste sicher bezeugte Herrscher ist K’inich Muwaan Jol, der als Vater von Chak Tok Ich’aak I. (360–378) auf Stele 39 erwähnt wird. Diese Stele zeigt Chak Tok Ich’aak I. als triumphierenden Sieger auf einem gefesselten Gefangenen stehend. Ein künstlerisch hervorragendes Bildnis dieses Herrschers ist eine Tonfigur in Form eines Weihrauchgefäßes, die ihn im Schneidersitz mit prächtigem Haarschmuck und den Schriftzeichen seines Namens zeigt. Tatsächlich hatte sich Tikal unter seiner Herrschaft zur größten und dominierenden Stadt des Maya-Gebiets entwickelt, nicht zuletzt aufgrund der erfolg- und ertragreichen Handelsbeziehungen bis ins weit entfernte Teotihuacán.
Diese friedlichen Handelsbeziehungen wurden aber bald durch eine militärische Offensive von Teotihuacán am 31.01.378 beendet, die nicht nur den Tod von Chak Tok Ich’aak I. zur Folge hatte, sondern auch einen entsprechenden Dynastiewechsel. Nach den Maya-Inschriften lassen sich diese Ereignisse folgendermaßen rekonstruieren: Zu Beginn des Jahres 378 gelangte eine Gruppe von Kriegern aus Teotihuacán unter Führung eines Mannes namens Siyaj K’ak’ (»der im Feuer Geborene«) nach Tikal. Wie die Inschriften berichten, war dieser aber »nur« der Gesandte oder General des »Herrn des Westens« (kalomté). Dieser wird »Speerschleuder-Eule« genannt und war wahrscheinlich der Herrscher von Teotihuacán. Einen Tag nach der Ankunft von Siyaj K’ak’ in Tikal starb der dortige Herrscher Chaak Tok Ich’aak I. Das war sicher kein Zufall, sondern es ist davon auszugehen, dass er ermordet wurde. Dieser Mord war der Beginn einer neuen Herrschaftsdynastie in Tikal, denn Yax Nuun Ayiin I. (379–404?), der Sohn von »Speerschleuder-Eule«, wurde offiziell der Nachfolger von Chaak Tok Ich’aak I. Währenddessen führte Siyaj K’ak’ weitere Eroberungszüge gegen die Städte El Peru, Uaxactún, Bejucal und Río Azul. In diesen Städten wurden ebenfalls neue Herrscher eingesetzt. Dabei ist unklar, ob diese aus einheimischen Dynastien oder aus Zentralmexiko stammten. Die Kontrolle und der Einfluss durch Teotihuacán ist in diesen Städten durch den Teotihuacán-Stil der Architektur und Keramik bezeugt. Dass es hier um kriegerische Auseinandersetzungen ging, beweist eine Reihe von Festungen und Dämmen, die in der Umgebung von Tikal zu dieser Zeit angelegt worden waren.
Yax Nuun Ayiin I., Sohn von Speerschleuder-Eule und neuer Herrscher von Tikal, ließ sich auf einer Stele wie ein Krieger aus Teotihuacán darstellen. Er wurde mit prunkvollen Grabbeigaben im Teotihuacán-Stil bestattet (Grab 10 unter dem Tempel 34 in der Nordakropolis). Aber schon in der nächsten Generation, unter der Regentschaft seines Sohnes Siyaj Chan K’awiil II. (411–456), erfolgte eine Rückbesinnung auf die Maya-Tradition und der Einfluss von Teotihuacán verblasste. Nicht zuletzt durch Verbindungen mit Frauen aus der einheimischen Dynastie ging diese Anpassung und Propagierung als neue bzw. »alte« Maya-Dynastie vonstatten. So ließ der Enkel von Speerschleuder-Eule sich in vollem Maya-Ornat auf der Stele 31 abbilden. Nur der Kopfschmuck zeigt noch ein Emblem (Eule, Schild und Speer) von Teotihuacán. Beerdigt wurde er in dem mit Wandmalereien ausgestatteten Grab 48 unter dem Tempel 33, der später überbaut wurde. Unter der Regierung seines Sohnes K’an Chitam und seines Enkels Chak Tok Ich’aak II. (ca. 486–508) behielt Tikal seine Vorrangstellung.
Ein Wendepunkt in der Geschichte, sozusagen der Anfang vom Ende, war das Jahr 508. Denn kurz nach einem Krieg mit Yaxchilán, einer Vasallenstadt von Calakmul, starb der Herrscher Chak Tok Ich’aak II., und es fehlte ein geeigneter Nachfolger: Sein Sohn Wak Chan K’awiil war gerade in diesem Jahr – 508 – geboren und so bestieg 511 seine sechs Jahre alte Tochter als »Dame von Tikal« den Thron. Die Regierungsgeschäfte führte wahrscheinlich ein Mann namens Kaloomte’ B’alam aus einer Nebenlinie der Dynastie. Abgebildet ist diese »Frau von Tikal« auf Stele 23, allerdings mit zerstörtem Gesicht. Auf Stele 12 wird sie zusammen mit Kaloomte’ B’alam erwähnt, der hier als Herrscher genannt wird – so als gehöre die »Dame von Tikal« gar nicht zur Dynastie-Linie. Es folgte Vogel-Kralle, ehe dann Wak Chan K’awiil (537–562), der inzwischen erwachsene und bis dahin im Exil lebende Sohn von Chak Tok Ich’aak II., den Thron bestieg. In seiner Amtszeit kam es zum folgenreichen Krieg zwischen Tikal und Calakmul, der langfristig eine der Ursachen für den Kollaps der klassischen Maya-Kultur war.
Calakmul war wie Tikal bereits in der Zeit der Präklassik eine bedeutende Stadt und gilt mit 30 km2 Ausdehnung, schätzungsweise 50 000 Einwohnern51 und über 6000 Gebäuden als bislang größte Maya-Stadt der klassischen Zeit. Der Name Calakmul (ca = »zwei«, lak = »angrenzend«, mul = »Hügel«, d. h. »angrenzende Hügel«) stammt aus neuerer Zeit. Der ursprüngliche Name von Calakmul war Kaan bzw Chan (»Schlange«), wie wir von der Enblemhieroglyphe der Stadt wissen. Auch das Herrscherhaus, die Kaan-Dynastie, benannte sich nach der Schlange. Die ungefähr 117 Stelen von Calakmul geben uns heute nur noch wenig Auskunft über die Geschichte der Herrscher und der Stadt. Denn die Schrift auf dem Kalkstein ist so gut wie nicht mehr erhalten und viele Stelen wurden von Grabräubern entwendet. Die Informationen über die Herrscher und die Ereignisse in ihrer Regierungszeit stammen daher von Inschriften aus den Nachbarstädten. Die ersten Ausgrabungen erfolgten Ende der 1930er-Jahre. Aber immer wieder gibt es neue Entdeckungen, wie 2009 die Wandmalereien in einem nördlich gelegenen Tempel. Diese zeigen in einzigartiger Weise Szenen aus dem Alltagsleben der einfachen Bevölkerung, zum Beispiel Lastenträger, Zubereitung von Mais oder Handel mit Keramikwaren. Wie bei vielen anderen Maya-Städten ist bisher nur ein geringer Teil von Calakmul archäologisch erforscht.
Die als Struktur 2 bezeichnete Tempelanlage mit 120 m Seitenlänge und 45 m Höhe gehört neben El Mirador zu den mächtigsten ihrer Art im Maya-Gebiet. Die erste Tempelanlage aus der präklassischen Zeit wurde mehrmals überbaut, zuletzt mit einer gestuften und an der Frontseite mit großen Stuckmasken versehenen Pyramide. Treppen führen auf eine große Plattform, auf der drei Tempel und dahinter ein weiterer Pyramidenbau stehen. In einer der überbauten Pyramiden entdeckte man 1997 ein reich ausgestattetes Grab mit dem in Textilien und Jaguarfell eingehüllten Skelett eines Herrschers. Unter den Grabbeigaben befanden sich neben Schmuck aus Jade, Knochen, Muscheln und Obsidian eine Maske aus Jademosaik sowie ein bemalter Teller mit dem »Jester Gott«, der Schutzgottheit der Herrscher. Die Inschrift auf diesem Teller erwähnt den Herrscher Yich’aak K’ak, ein Hinweis darauf, dass es sich aller Wahrscheinlichkeit um sein Grab handelt. Dies war der Herrscher, der den Thron auf dem Höhepunkt von Calakmul übernahm und dann von Tikal besiegt wurde. Das erste Anzeichen der wachsenden Macht von Calakmul ist auf der Stele 25 in Naranjo dokumentiert. Die Inschrift berichtet, dass die Inthronisation des dortigen Herrscher Aj Wosal unter der Leitung von Tuun K’ab’ Hix, des Herrschers von Calakmul, stattfand.
Aber zurück zum »Sternenkrieg« der Supermächte im Jahr 562: Auslöser dieses folgenreichen Krieges zwischen Tikal und Calakmul war ein Konflikt zwischen Tikal und Caracol: 553 kontrollierte Wak Chan K’awiil von Tikal die Inthronisation eines Herrschers in Caracol, einer seiner Vasallenstaaten. Als drei Jahre später Wak Chan K’awiil einen Adligen von Caracol enthaupten ließ, suchte Caracol Hilfe und Unterstützung von »Himmelszeuge« (561–572), dem Herrscher von Calakmul. Im anschließenden Krieg zwischen Tikal und Calakmul wurde Tikal 562 vernichtend geschlagen und Wak Chan K’awiil aller Wahrscheinlichkeit als Kriegsgefangener geopfert. Calakmul setzte einen Herrscher namens »Tierschädel« in Tikal ein. 130 Jahre lang (562–692) musste Tikal die Vorherrschaft von Calakmul erdulden, eine Zeit, in der so gut wie nichts gebaut wurde und keine Stelen aufgestellt wurden. Deshalb sind wir auch nicht über die Namen der beiden Nachfolger von Tierschädel informiert.
Die Angehörigen der ursprünglichen Herrscherdynastie von Tikal spalteten sich in zwei Gruppen: diejenigen, die Calakmul unterstützten und mit der neuen Macht zusammenarbeiteten und diejenigen, die die frühere Unabhängigkeit Tikals anstrebten. Im Jahre 648 hatte Calakmul wohl vorübergehend die Kontrolle über Tikal verloren. Denn die mit Calakmul kollaborierende Partei war gezwungen, nach Dos Pilas auszuwandern, das sie zu ihrer neuen Stadt mit eigenen Herrschern machte. Nach wie vor bestand sie aber weiterhin auf ihrem Herrschaftsanspruch in Tikal. Dort bestieg 657 Nuun Ujol Chaak (657–679) den Thron, der die Unabhängigkeit von Calakmul forcierte, dann aber nach einem Angriff von Calakmul besiegt wurde. Er musste Tikal verlassen und wurde in Palenque vom dortigen Herrscher K’inich Janaab Pakal aufgenommen. Kurzfristig hatte er allerdings noch einmal eine Glückssträhne, als ihm 672 nicht nur die Eroberung von Tikal, sondern auch von Dos Pilas gelang. Der dortige Herrscher B’alaj Chan Kawiil musste fliehen. Dann aber, im Jahr 677, konnte Calakmul zuerst Dos Pilas befreien und danach 679 Tikal besiegen. Das weitere Schicksal von Nuun Ujol Chaak ist unbekannt, vermutlich fiel er in der Schlacht. Mit diesem Sieg war Calakmul nun zur alleinigen und größten Supermacht im gesamten Maya-Gebiet aufgestiegen und erreichte den Höhepunkt seiner Macht unter seinem Herrscher Yuknoom Ch’een, genannt Yuknoom der Große (636–686). Calakmul kontrollierte nun nicht nur Tikal, sondern ebenso Städte wie Caracol, Naranjo, Dos Pilas, Yaxha, Ucanal, El Peru, Palenque und Piedras Negras als Vasallenstädte. Vermutlich war es Yuknoom der Große, dem viele große Bauten der Stadt zu verdanken sind.
Aber die Jahre von Calakmuls Macht waren gezählt: In Tikal wurde im Jahr 682 Jasaw Chan K’awiil I. (682–734), der Sohn von Nuun Ujol Chaak, als Herrscher inthronisiert, ohne dass Calakmul eingriff. Ihm gelang es 695, den Herrscher Yich’aak K’ak’, den Sohn und Nachfolger von Yuknoom dem Großen von Calakmul, zu besiegen. Tikal hatte damit die Vorherrschaft von Calakmul beendet und erlebte nochmals eine Blütezeit, die sich vor allem an einem regelrechten Bauboom zeigt. Sein Sohn und Nachfolger Yik’in Chan K’awiil konnte Siege über die Städte El Perú und Naranjo verbuchen und setzte die unter seinem Vater begonnene Bautätigkeit fort. So entstand unter der Regierung dieser beiden Herrscher das Stadtbild, wie es sich heute dem Touristen präsentiert. Beispiele sind die das Stadtbild von Tikal prägenden Tempel I und II. Mit dem Rückgriff auf den Kunststil von Teotihuacán sollte dabei ganz bewusst an die Glanzzeit Tikals erinnert werden.
Über den Nachfolger von Yik’in Chan K’awiil, wahrscheinlich ein Bruder von ihm, wissen wir wenig. Mit der Regierungszeit von Nuun Yax Ayiin und seinen Nachfolgern (Nuun Ujol K’inich, Verdunkelte Sonne, Juwelen K’awiil und Jasaw Chan K’awiil) kündigte sich der Niedergang von Tikal an: Es wurde nichts mehr gebaut und es wurden kaum noch Stelen aufgestellt. Auf Stele 11 ist das letzte Datum von Tikal vermerkt, das Jahr 869. Auch Calakmul gelang unter seinen letzten Herrschern kein Comeback mehr. Das letzte erwähnte Datum von Calakmul ist 909.
Die Entdeckung des Grabes des Maya-Herrschers Pakal in einer Pyramide von Palenque 1952 war einer der Höhepunkte der Archäologie im 20. Jahrhundert. Palenque liegt mitten im tropischen Regenwald am Fuße des Hochgebirges von Chiapas in einer hügeligen Landschaft. Der ursprüngliche Name war Lakamha’ (»Großes Wasser«), da zum einen der Fluss Otulum direkt durch die Stadt führte, wo er unterirdisch durch einen Kanal geleitet wurde, zum anderen Palenque im Schwemmgebiet des Río Usumacinta liegt und sich zudem in der Umgebung etliche Wasserfälle befinden. Toktan scheint ein anderer früherer oder weiterer Name für Palenque gewesen zu sein, B’aakal (Knochen) war die Bezeichnung für das Herrschaftsgebiet von Palenque. Dem heutigen Touristen erscheint die seit 1987 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehörende Ruinenstätte als vollständig ausgegrabene Stadt. Der Eindruck täuscht, denn nur ein verschwindend kleiner Teil (ca. fünf Prozent), von der sich wohl über ca. 6 km2 erstreckenden Anlage ist bisher ausgegraben.
Palenque ist eine der Maya-Städte mit den meisten Hieroglyphen-Inschriften an Tempeln und anderen Bauten. Dadurch kennen wir sogar die Funktion und die Namen einer Reihe von Gebäuden. Und gerade aufgrund dieser Inschriften sind wir besonders gut über die Geschichte der Dynastie von Palenque informiert. Die meisten dieser Informationen verdanken wir zwei Herrschern, K’inich Janaab’ Pakal, bekannt als Pakal (»Schild«, 615–683), und seinem ältesten Sohn und Nachfolger, K’inich Kan-B’alam (684–702). Diese hatten einen besonderen Anlass für ihre extensive Bautätigkeit und die Darstellung ihrer Herrschaft. Dazu später.
Am Anfang der Dynastie von Palenque steht ihr Gründer K’uk’ B’alam (»Quetzal-Jaguar«, 431–435). Zur gleichen Zeit wurde Tikal von dem aus Teotihuacán abstammenden Herrscher Siyaj Chan K’awiil II. regiert, dessen Name auch in einer Inschrift im Palast von Palenque erwähnt wird. Es ist daher zu vermuten, dass er an der Gründung des Herrscherhauses von Palenque beteiligt war. Wenig bekannt ist über die direkten Nachfolger des Dynastie-Gründers, wie Kasper, der wohl mit 13 Jahren sein Amt als Herrscher antrat, oder die Brüder B’utz’ Sak Chiik und Ahkal Mo’ Naab’ I., K’an Joy Chitam I. sowie die Brüder Ahkal Mo’ Naab II. und Kan B’alam I. Letzterer hinterließ keinen männlichen Nachkommen, sodass seine Tochter (oder vielleicht seine Schwester) Yohl Ik’nal (583–604) die Regierung übernahm. Sie war insofern rechtmäßige Erbin der Herrschaft, da sich ihre Abstammung väterlicherseits direkt auf den Dynastie-Begründer K’uk’ B’alam I. zurückführen ließ. Sie war eine der wenigen Frauen in der Maya-Geschichte mit einem offiziellen Herrschertitel. In ihrer Regierungszeit griff Calakmul am 21. April 599 Palenque an und plünderte die Stadt. Ein zweiter Angriff Calakmuls auf Palenque erfolgte am 4. April 611 unter der Herrschaft von Aj Ne’ Ohl Mat, dem Sohn und Nachfolger von Yohl Ik’nal. Palenque wurde dabei fast vollständig zerstört. In der Zeit von 612 bis 615, nach dem Tod von Aj Ne’ Ohl Mat, regierte wohl ein Herrscher namens Muwaan Mat, so die Vermutung einiger Maya-Forscher. Seine Identität ist allerdings unklar. Daher gehen andere davon aus, dass nach dem Tod von Aj Ne’ Ohl Mat wiederum ein männlicher Erbe fehlte, um diese Linie weiterzuführen, und Frau Sak K’uk’ (613–615?), eine Nichte von ihm, den Thron bestieg, während der Name Muwaan Mat vielleicht ein Pseudonym von ihr war. Das wäre das zweite Mal nach der Regierung von Frau Yohl Ik’nal gewesen, dass in Palenque die patrilineare bzw. männliche Linie der Herrscherdynastie unterbrochen wurde und eine Frau das Herrscheramt übernahm. Allerdings wurde sie in den Regierungsgeschäften sicherlich von ihrem Mann Kan Mo’ Hix, einem Adligen ohne Herrschaftsanspruch, unterstützt. Sicher ist dagegen, dass der gemeinsame Sohn K’inich Janaab’ Pakal 615 schon im Alter von zwölf Jahren als Herrscher eingesetzt wurde. Eine Tafel im Haus E des Palastes zeigt die Inthronisationsszene, wie der auf einem Jaguarthron sitzende Pakal von seiner Mutter Sak K’uk’ die helmartige Krone empfängt. Auch in diesem Fall regierten sicher die Eltern stellvertretend während seiner Kinder- und Jugendzeit. Pakal ist bis heute der bekannteste Maya-Herrscher. Unter ihm erlebte Palenque einen Aufschwung und eine Blütezeit vor allem in architektonischer Hinsicht und wurde zur wichtigsten Maya-Stadt im westlichen Tiefland. Seine Frau Tz’akb’u Ajaw gebar ihm vier Söhne, von denen ihm zwei in seinem Herrscheramt nachfolgten: K’inich Kan B’alam II. (684–702) und K’inich K’an Joy Chitam II. (702–711). Bis auf eine Auseinandersetzung mit Piedras Negras im Jahr 628, bei dem ein Adliger aus Palenque gefangen genommen wurde, wissen wir wenig über die frühe Regierungszeit. Wie bereits erwähnt, gewährte Pakal dem für die Unabhängigkeit von Calakmul kämpfenden Herrscher Nuun Ujol Chaak von Tikal in Palenque Exil. In den Jahren zwischen 659 und 663 unternahm Pakal Kriegszüge gegen Städte wie Pomoná und Santa Elena, die wohl mit Calakmul verbündet waren. Pakal starb am 28. August 683 im Alter von 80 Jahren, nachdem er 68 Jahre lang regiert hatte.
Wie bereits erwähnt, gehörte zwar Pakals Mutter zur Herrschaftsdynastie von Palenque, nicht aber sein Vater. Aufgrund dieser Abweichung von der Norm standen Pakal und ebenso sein Sohn Kan B’alam ständig unter Druck, die Rechtmäßigkeit ihrer Herrschaft zu beweisen und zu rechtfertigen. Dies erfolgte zum einen durch die Betonung der göttlichen Abstammung und zum anderen durch eine intensive Bautätigkeit, mit der Pakal nach dem Tod seiner Mutter im Jahr 640 begann.
Mit vielen Bauten und einer Vielfalt von Inschriftentexten betrieb Pakal so seine Selbstdarstellung und Werbung in eigener Sache. Das erste Bauprojekt war der Templo Olvidado (»der verschollene Tempel«; 647 geweiht), es folgten der »Tempel des Grafen« und der größte Teil des »Palastes«. Dieser Palast (97 × 73 m) wurde auf einer 100 m hohen und 80 × 100 m großen Plattform über einer Anlage aus der präklassischen Zeit erbaut. Als Zugang dienen breite Treppenaufgänge an den beiden Längsseiten und an der Ostseite. Die Anlage besteht aus drei großen Innenhöfen mit jeweils darum gruppierten Räumen. Im östlichen Hof befindet sich eine Treppe mit Hieroglypheninschriften. Das Ganze muss man sich in der Farbe Rot vorstellen, mit grünen, gelben und blauen Verzierungen. Der südliche Teil wurde größtenteils erst später erbaut, zum Beispiel der erst rund hundert Jahre nach Pakal unter K’inich K’uk B’alam II. entstandene vierstöckige Turm, der wahrscheinlich ein Observatorium war. Der Palast diente als Regierungssitz. Diese repräsentative Funktion nutzte Pakal für die Darstellung der Geschichte Palenques, vor allem seiner Regierungszeit. So wird im Gebäude C zum Beispiel an den Angriff von Calakmul auf Palenque im Jahre 599 erinnert. Ein Relief im selben Gebäude zeigt sechs Kriegsgefangene, die Pakal im Jahre 659 festnahm, wie die entsprechende Inschrift berichtet. John Lloyd Stephens, der die Bauten von Palenque als erster im 19. Jh. dokumentierte, beschreibt den Eindruck, den diese Darstellungen auf ihn machten, folgendermaßen: »Sie tragen reichen Kopfschmuck und Halsketten, ihre Haltung aber verrät Schmerz und Unruhe. Der Entwurf und die anatomischen Proportionen der Figuren sind fehlerhaft, doch sie besitzen eine Kraft des Ausdrucks, in der sich die handwerkliche Meisterschaft und die Phantasie des Künstlers erweist.«52 Dass Nuun Ujol Chaak von Tikal, der von Calakmul besiegt wurde, fliehen musste und in Palenque von Pakal aufgenommen wurde, wird ebenfalls in der Inschrift erwähnt.
Das letzte Bauprojekt Pakals war der »Tempel der Inschriften«, der gleichzeitig seine Grabanlage enthielt (Baubeginn 675). Sein Sohn Kan B’alam ließ dann die Kreuzgruppe (»Tempel des Kreuzes«, »Tempel des Blattkreuzes« und »Tempel der Sonne«; geweiht 690) erbauen. Sie fallen durch ihre hohen Dachkämme auf, die ursprünglich mit Stuck versehen und farbig bemalt waren.
Damit entstand unter Pakal und Kan B’alam weitgehend das Palenque, das wir heute als Ruinenanlage kennen. Der »Tempel der Inschriften« Pakals und die Kreuzgruppe seines Sohnes Kan B’alam sind durch eine Unmenge von Hieroglyphen und Bilddarstellungen gekennzeichnet, mit denen beide ihren Regierungsanspruch legitimierten. Zu diesem Zweck setzte Pakal in den Inschriften seine Mutter Sak K’uk’ mit der göttlichen Urmutter gleich, von der sowohl die Götter als auch die Herrscher von Palenque abstammen. Ferner wurden Pakals und Kan B’alams Geburtsdaten mit dem Geburtstag dieser Muttergottheit gleichgesetzt. Dies sollte die Wesensgleichheit der beiden Herrscher mit der Urmutter belegen bzw. aussagen, dass beide Herrscher vom selben göttlichen Wesen wie auch die Urmutter waren. Pakal und Kan B’alam betonten in den Inschriften zudem, dass der Regierungswechsel zur Abstammungslinie von Pakals Mutter nur eine Wiederholung dessen war, was sich am Anfang der Schöpfung abgespielt hatte. Mit dieser neuen theologischen bzw. kosmischen Begründung des Herrschaftsanspruches wurde die bisherige Praxis der patrilinearen Abstammung als einziges Kriterium der Herrschaftslegitimation außer Kraft gesetzt.
Mit dem »Tempel der Inschriften« hatte sich Pakal schon zu Lebzeiten sein Grab erbauen lassen. Von dem Tempel führt oben eine Treppe bis tief unten in die Pyramide hinein, wo sich die Grabkammer (9 × 4 m) befindet. Im Treppenflur auf halber Höhe vor dieser Grabkammer fand man die Skelette von fünf oder sechs Personen, die wahrscheinlich anlässlich der Bestattung Pakals geopfert wurden. Auf den Seiten seines großen Steinsarkophages, der fast den ganzen Raum füllt, sind die Herrscher vor Pakal dargestellt. Auf dem Deckel des Sarkophags ist Pakal selbst während seiner Reise ins Jenseits zu sehen. Die Reliefdarstellung, ein wahres Meisterwerk, zeigt Pakal auf einem Thron oder Altar sitzend. Der von dem Thron ausgehende Weltenbaum ist die Verbindung zum Jenseits bzw. zum Himmel, symbolisiert durch Sonne, Mond und Sterne. Das Innere des Sarkophags und die Leiche Pakals waren mit rotem Zinnober versehen. Rot war die Farbe des Blutes und symbolisierte das Leben. Pakal war mit kostbaren Schmuck aus Jade ausgestattet worden: einer Maske mit Ohrpflöcken, einem Kollier, Armbändern und Ringen. Im Mund und in der einen Hand befand sich ein Amulett aus Jade, in der anderen Hand ein Speer. Zu den Beigaben gehören ferner zwei Jadeköpfe und zwei Köpfe aus Stuck. Letztere stellen wahrscheinlich Pakal sehr lebensnah dar. Der 1952 entdeckte Sarkophag samt Grabbeigaben befindet sich heute im Nationalmuseum für Anthropologie in Mexiko-Stadt, während in Palenque eine Kopie gezeigt wird.
Als Pakal 683 starb, übernahm sein Sohn Kan B’alam II. 684 im relativ hohen Alter von 48 Jahren die Regierung, später dann sein Bruder K’an Joy Chitam. Kan B’alam II. setzte den Erfolgskurs seines Vaters fort. Als erstes vollendete er den Grabbau seines Vaters, den Tempel der Inschriften, und ließ dann die Tempel der Kreuzgruppe sowie die Tempel XIV und XVII errichten. Mit den Tempeln der sog. »Kreuzgruppe« hinterließ Kan B’alam II. eine ausführliche bildliche Darstellung und Auslegung seiner Herrschaft. Von den drei Tempeln ist der »Tempel des Kreuzes« der höchste, nordöstlich von den anderen Gebäuden gelegen und dem Gott G I geweiht. Der »Blattkreuztempel« im Osten, dem Gott G II geweiht, ist der zweithöchste. Der Schutzgott des »Sonnentempels« im Westen ist der Gott G III. Die Götter G I, G II und G III gelten als die sogenannte Göttertrias von Palenque und als Söhne der göttlichen Urmutter und des Urvaters. Auf den Türpfosten der Tempel werden diese Gottheiten »Schützlinge Kan B’alams« und »Gottheiten Kan B’alams« genannt. Kan B’alam II. stellte sich nicht nur als Sohn der Urmutter, sondern auch als Reinkarnation des Urvaters dar. Er verstand sich außerdem als Ernährer der Götter, die er mit Menschenopfern und eigenem Blut versorgte. Diese Verbindung Kan B’alams II. mit den Göttern, der Weltschöpfung und dem Kosmos überhaupt ist das Thema der schriftlichen und bildlichen Darstellungen der Tempel der »Kreuzgruppe«.
Militärisch konnte Kan B’alam II. 687 einen Sieg über die Nachbarstadt Toniná verbuchen, wobei er deren Herrscher gefangen nahm. Allerdings konnte K’inich B’aaknal Chaak, der neue Herrscher von Toniná, in den Jahren zwischen 692 und 696 schon wieder mehrere Angriffe auf das Gebiet von Palenque unternehmen. Im Jahr 711 gelang es ihm dann, K’inich K’an Joy Chitam II., den Bruder und Nachfolger von Kan B’alam II., zu besiegen und gefangen zu nehmen. Was dann genau mit Joy Chitam II. geschah, ist unklar: Wahrscheinlich musste er den Rest seines Lebens in Gefangenschaft verbringen. So erreichte Toniná, dass Palenque während dieser Zeit der Herrschervakanz handlungsunfähig war. Es könnte aber auch sein, dass Joy Chitam II. die Stadt Palenque als Vasall von Toniná weiter verwaltete. Joy Chitam II. scheint wie sein Bruder Kan B’alam II. keinen Sohn als männlichen Nachfolger gehabt zu haben. 721, erst elf Jahre später, wurde K’inich Ahkal Mo’ Naab’ III. neuer Herrscher von Palenque. Er war der Sohn von Batz Chan Mat, des jüngsten Sohnes von Pakal, also dessen Enkel. Dieser führte mehrere Feldzüge gegen einige, uns heute teils unbekannte Orte wie »K’ina’« in den Jahren 723, 725 und 729 durch. Bei dem Kriegszug 725 nahm er einen ranghohen Adligen aus Piedras Negras gefangen. Unter seiner Regierung entstanden die Tempel 18, 18a, 19 und 21. Ein Relief im Tempel 19 zeigt ein eindrucksvolles Porträt von Ahkal Mo’ Naab’ III. mit den Insignien des Gottes G I. Ihm folgten seine Söhne K’inich Janaab’ Pakal II. und K’inich K’uk’ B’alam II., von deren Regierungszeit wir nur wenig Informationen haben. Letzter Herrscher von Palenque war Janaab’ Pakal III., von dem wir nicht einmal die genauen verwandtschaftlichen Beziehungen zu seinen Vorgängern kennen. Sein Name 6 Tod nach einem Datum bzw. Kalendertag könnte ein Hinweis auf einen mehr oder weniger starken Einfluss aus Zentralmexiko sein, wo diese Art der Namensgebung üblich war. Aus dem Jahr 799, dem Jahr seiner Thronbesteigung, stammt das letzte erhaltene bzw. aufgezeichnete Datum aus Palenque.
Copán (Honduras, Dep. Copán) im südlichsten Teil des Maya-Gebietes war von der Lage her ein idealer Ort für die ersten Siedler: Der Río Copán bot mit seinen damaligen jährlichen Überschwemmungen äußerst fruchtbares Land für die Landwirtschaft. Das Tal Copán Pocket am Fuße von bis zu 2000 m hohen Bergen war vor Unwetter geschützt und garantierte ein gemäßigt heißes Tropenklima – im Unterschied zu dem extrem feuchtheißen Klima der meisten anderen Maya-Städte. Im nahegelegenen Motagua-Tal befand sich die einzige Jadeexportstätte Mesoamerikas. Zudem gab es Tuffstein- und Granitvorkommen in der Nähe.
Nicht zu Unrecht wurde Copán 1980 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Denn die Maya-Stadt hat eine Reihe erwähnenswerter Besonderheiten aufzuweisen. So gelten die Stelen, welche Porträts des Herrschers Waxaklajuun Ub’aah K’awiil (695–738) zeigen und von ihm in Auftrag gegeben wurden, als künstlerisch einmalig in der gesamten Maya-Welt. Derselbe Herrscher begann auch, die 55 Stufen der 21 m langen und später von K’ak’ Yipyaj Chan K’awiil (749–761) erweiterten Treppe des Tempels 26 mit 2200 Hieroglyphenzeichen zu versehen. Es ist die längste erhaltene Maya-Inschrift. Der Text berichtet über die Geschichte des Herrscherhauses von Copán, was nicht zuletzt durch die sechs Skulpturen von Herrschern vor dem Tempel verdeutlicht wird. Der von dem Herrscher Mond-Jaguar (553–578) errichtete Tempel »Rosalila« ist in seiner rekonstruierten Form (im Museo de Escultura de Copán) für den Touristen heute eines der eindrucksvollsten Beispiele für die Gestalt und Farbigkeit eines Maya-Tempels. Er wurde später mit dem Tempel 16 überbaut. 1992 entdeckte ihn der Archäologe Ricardo Agurcia und legte ihn frei, sodass man ihn heute innerhalb des Tempels 16 vollständig umgehen kann. Allerdings ist das den normalen Besuchern nicht möglich, diese müssen sich mit der Rekonstruktion im Museum von Copán begnügen. Der Ballspielplatz von Copán in I-Form ist nach dem von Chichén Itzá der zweitgrößte von Mesoamerika. Einzigartig ist der Altar Q von Tempel 16 mit der Darstellung der 16 Herrscher von Copán bis zum Jahre 773, den Yax Pasaj Chan Yoaat, der 16. Herrscher, im Jahre 776 weihen ließ. Auf jeder der vier Seiten des Altars sind vier Herrscher abgebildet, die jeweils auf ihren Namensglyphen sitzen. Und schließlich ist das Margarita-Grab als das an Jadeschmuck und Keramikbeigaben reichhaltigste Frauengrab der Maya zu erwähnen. Es ist sehr wahrscheinlich das Grab der Frau des Dynastiebegründers K’inich Yax K’uk’ Mo’ (426–ca. 437), die man »Lady in Red« nannte, weil ihr Skelett ganz mit rotem Zinnober, dem Symbol des Lebens, bedeckt war.
Aber zunächst zum Anfang der Geschichte von Copán, das schon in vorklassischer Zeit ein Siedlungsort war. Die Herrscherdynastie begann allerdings erst in der klassischen Zeit mit K’inich Yax K’uk’ Mo’ (426 – ca. 437). Dies war die Zeit der Vorherrschaft von Teotihuacán im Maya-Gebiet. So ist dementsprechend der Kunststil von Architektur und Keramik im Copán dieser Zeit von Teotihuacán geprägt.53 K’inich Yax K’uk’ Mo’ wird deshalb mit Brillenaugen dargestellt, ein Kennzeichen der Regengottabbilder in Teotihuacán. Sein Grab befindet sich im Hunal-Tempel und wurde ihm zu Ehren später mehrmals vergrößert bzw. überbaut, zuletzt mit Tempel 16. Es ist davon auszugehen, dass der Dynastie-Begründer Copáns aus Teotihuacán kam, denn die chemische Knochenanalyse seines Skeletts zeigte, dass er nicht aus der Region stammte – im Unterschied zu seiner Frau. K’inich Popol Hol, Sohn und Nachfolger von K’inich Yax K’uk’ Mo’, ließ nicht nur den ersten Ballspielplatz erbauen, sondern auch den Hunal-Tempel als Grab seines Vaters und legte so den Grundstein für die besondere Verehrung des Dynastiebegründers. Von der Existenz des dritten bis neunten Herrschers wissen wir letztlich nur durch die Auflistung am Altar Q und nur von zweien sind uns die Namen bekannt (Ku Ix und Wasserlilien-Jaguar). Mond-Jaguar (553–578), der zehnte Herrscher, ließ den oben erwähnten einzigartigen Rosalila-Tempel errichten. Ihm folgten Butz’Chan und Rauch-Imix (628–695). Letzterer zeichnete sich durch die Errichtung von neun Gebäuden aus, darunter wahrscheinlich auch sein eigenes Grab, das sogenannte Chorcha-Grab. Darin fand man das Skelett des Herrschers mit Jadeschmuck und insgesamt 44 Tongefäßen. Zwölf davon sind Figurengefäße, die wahrscheinlich Rauch-Imix und seine Vorgänger darstellen. Außerhalb der Stadt stellte Rauch-Imix zudem eine ganze Reihe von Stelen auf.
Mit Waxaklajuun Ub’aah K’awiil (695–738), dem nächsten Herrscher, erlebte Copán zunächst seine Blütezeit, dann aber den Niedergang. Er konnte die Vorrangstellung, die Copán seit Beginn innehatte, verstärken. So sind wir darüber informiert, dass er 718 den uns unbekannten Ort ’Xkuy eroberte und 724 in der Nachbarstadt Quirigua den Herrscher K’ak’ Tiliw Chan Yoaat einsetzte. Sein Selbstverständnis als mächtiger Herrscher spiegelt sich wider in den Selbstdarstellungen auf den Stelen mitten in der Stadt, deutlich vor allem auf den Stelen C, F, 4 H, A, B und D. Diese Porträts sind, wie bereits erwähnt, eine künstlerische Meisterleistung und Zeichen der kulturellen Blüte Copáns. John Lloyd Stephens, der Copán im 19. Jh. wiederentdeckte, beschreibt eines wie folgt: »Der Bart hat eine merkwürdige Form und verbindet sich mit Schnurbart und Haar. Die Ohren sind übernatürlich groß; der Gesichtsausdruck ist vornehm, der Mund halboffen, und die Augäpfel scheinen förmlich aus ihren Höhlen zu quellen. Der Künstler hat offenbar Schrecken erregen wollen. Die Füße des Idols stecken in Schmucksandalen, die wahrscheinlich nach der Mode jener Zeit aus dem Felle eines wilden Tieres gefertigt sind.«54
Die Inschrift einer Stele erwähnt Copán zusammen mit Tikal, Calakmul und Palenque als große Stadt, ebenfalls ein Ausdruck der Macht Copáns zu dieser Zeit, ebenso wie die rege Bautätigkeit von Waxaklajuun Ub’aah K’awiil: Er erneuerte eine Reihe von Tempeln, indem er sie überbauen ließ. Von ihm stammt ferner der Ballspielplatz in seiner jetzigen Form und Größe. Das bittere Ende aber ließ nicht lange auf sich warten: K’ak’ Tiliwe Chan Yoaat, der Herrscher von Quirigua, überfiel Copán im Jahr 738, nahm Waxaklajuun Ub’aah K’awiil gefangen und ließ ihn enthaupten. Ein Sieg, der entsprechend auf Stelen in Quirigua schriftlich festgehalten und gefeiert wurde, während die Inschriften von Copán die Niederlage des Herrschers eher als Tod in der Schlacht darstellen. »Keine Altäre, keine Pyramiden« heißt es in einer Inschrift der Hieroglyphentreppe. Entsprechend legte die Niederlage jegliche Bautätigkeit in der Stadt für die folgenden 17 Jahre vollkommen lahm, während Quirigua einen Aufschwung erlebte. Deshalb gibt es über K’ak’ Joplaj Chan K’awiil (738–749), den nächsten Herrscher von Copán, nicht viel zu berichten. Sein Nachfolger K’ak’ Yipyaj Chan K’awiil (749–761) konnte den alten Glanz der Stadt noch einmal etwas aufleben lassen: Er überbaute Tempel 26 in seiner heutigen Form und ließ die Hieroglyphentreppe des Tempels erneuern und erweitern. Die Stele N vor Tempel 11, in dem sich vermutlich sein bis jetzt noch nicht freigelegtes Grab befindet, zeigt ein Bildnis des Herrschers. Sein Nachfolger Yax Pasaj Chan Yoaat (763–810), der mit neun Jahren den Thron bestieg, konnte die Bautätigkeit des Vorgängers im kleineren Ausmaß fortsetzen: Er vollendete Tempel 11, ließ Tempel 18 errichten, aber beschränkte sich ansonsten auf Inschriften sowie Altäre und errichtete keine Stelen. Er weihte 776 den oben erwähnten Altar Q mit den Bildnissen seiner Vorgänger ein. Das Ende von Copán kündigte sich bereits darin an, dass Yax Pasaj Chan Yoaat nicht mehr wie seine Vorgänger allein regierte, sondern zusammen mit einer Gruppe von »Partnern«, bestehend aus Adligen und Verwandten. Diese Partner konnten nun selbst bestimmte Riten durchführen, die bislang Privileg des Herrschers waren. Und der Regent von Los Higos, einer Provinz- bzw. Vasallenstadt von Copán, stellte als Ausdruck seiner Autonomie sogar eine eigene Stele auf. Das Grab von Yax Pasaj Chan Yoaat in Tempel 18 erinnert an das von Pakal in Palenque. Vermutlich bestanden aufgrund von Heiraten entsprechende verwandtschaftliche Beziehungen.
Vom letzten Herrscher Uki Took’ besitzen wir nur das Datum seiner Inthronisation im Jahr 822 auf dem von ihm in Auftrag gegebenen Altar L. Dies ist das letzte Datum von Copán überhaupt. Dieses letzte steinerne Zeugnis zeigt nur die Inthronisationsszene und ein halbfertiges Gesicht. Das Ende der Stadt scheint so plötzlich und schnell gekommen zu sein, dass der Künstler sein Werk offenbar buchstäblich unvollendet stehen ließ. Vermutlich war es zu sozialen Unruhen, vielleicht einer Rebellion, gekommen.55 Der eigentliche Grund des Niedergangs von Copán aber war letztlich die Umweltzerstörung im Tal Copán Pocket: Der ursprüngliche Wald war im Laufe der Zeit vollständig abgeholzt worden, sodass Holz zur Mangelware wurde und schließlich vollkommen fehlte. Ein Indiz dafür ist, dass bei den zuletzt errichteten Gebäuden die Stuckdekoration fehlt, zu deren Herstellung sehr viel Holz benötigt wird, welches wohl nicht mehr vorhanden war. Ganz zu schweigen davon, dass für das Alltagsleben der ständig wachsenden Bevölkerung Holz ebenso unerlässlich war. Die Folge der Waldabholzung war weniger Regen und damit verbunden die Erosion des Bodens, was wiederum auf die Landwirtschaft bzw. den Maisanbau gravierende Auswirkungen hatte. Daraus resultierender Hunger und Krankheiten der Bevölkerung führten dann zur Rebellion. Copán ist ein deutliches Beispiel, wie in diesem Fall Umweltzerstörung und Überbevölkerung zum Ende einer einst blühenden Maya-Stadt führten.
Caracol (Belize) könnte man heute als global player bezeichnen: Einerseits kontrollierte die Stadt ein umfangreiches, schätzungsweise 300 km2 großes Gebiet am Rande der Maya-Mountains, einschließlich wichtiger Rohstoffquellen wie Hämatit, Granit oder Pinienholz und einem der größten Straßennetze, andererseits spielte es aufgrund seiner Beziehungen zu den Supermächten Tikal und Calakmul eine wichtige Rolle in der Politik der Maya-Staaten. Schon in präklassischer Zeit besiedelt, umfasste das Stadtgebiet in klassischer Zeit ca. 88 km2 mit vermutlich 36 000 Gebäuden, von denen bislang nur 3000 entdeckt worden sind. Das größte Bauwerk ist mit 46 m Höhe die Canaa-Pyramide, auf deren oberster Plattform sich nach präklassischem Vorbild drei Pyramiden als E-Gruppe befanden. Kennzeichnend für Caracol sind die riesigen Ajaw’-Altäre in Form eines runden Steinblockes mit einer Hieroglypheninschrift auf der Oberseite. Sie wurden meist zusammen mit Stelen zu den 20-Jahr- bzw. K’atun-Feiern aufgestellt.
Die Dynastiegeschichte Caracols beginnt mit ihrem Begründer Te’ K’ab’ Chaak (331–349). Über ihn und seine Nachfolger K’ak’ Ujol K’inich I., Yajaw Te’ K’inich I. und K’an I. ist wenig bekannt. Von Yajaw Te’ K’inich II. (553–593) berichten der Altarstein 21 und Stele 12, dass seine Inthronisation unter der Kontrolle des Herrschers Wak Chan K’awiil von Tikal stattfand. Dies belegt, das Caracol ein Vasallenstaat von Tikal war. Das änderte sich aber schon drei Jahre später im Jahr 556: Die Enthauptung eines Adligen von Caracol in Tikal hatte nicht nur zur Folge, dass Caracol nun auf die Seite von Calakmul wechselte, sondern führte auch zu einem Krieg zwischen den beiden Supermächten, aus dem Calakmul als Sieger hervorging. Yajaw Te’ K’inich II. folgten seine beiden Söhne Knot Ajaw und K’an II. (618–658) als Herrscher. Letzterer führte Caracol in seiner vierzigjährigen Regierungszeit zu wirtschaftlichem Wachstum und Wohlstand. Seine Mutter Batz’ Ek’ war gerade 18 Jahre alt, als sie seinen Vater heiratete. Als Sohn einer jungen Nebenfrau seines Vaters musste K’an II. – ähnlich wie Pakal in Palenque – seinen Herrschaftsanspruch wahrscheinlich rechtfertigen. Das mit reichlichen Beigaben ausgestattete Frauengrab in der B-19-Pyramide dürfte das Grab von Batz’ Ek’ sein. K’an II. führte die Allianz mit Calakmul weiter und intensivierte sie. 626 griff er mehrmals einen uns heute unbekannten Ort im Herrschaftsbereich von Naranjo an und führte 631 einen erfolgreichen Angriff gegen Naranjo selbst. Von diesem Feldzug berichtet eine Hieroglyphentreppe. Diese wurde ursprünglich in Caracol hergestellt, aber wohl bei einem späteren Sieg Naranjos als Trophäe in Teilen dorthin verschleppt.
Im Jahr 658 trat K’ak’ Ujol K’inich II. (658–680) die Nachfolge an, obwohl K’an II., um die 70 Jahre alt, noch lebte. Dies war eine Ausnahme von der Regel in der Thronfolge der Maya, denn üblicherweise übernahm ein Herrscher erst nach dem Tod seines Vorgängers dessen Amt. Die Gründe für diesen Vorgang sind unbekannt: Machten politische Umstände diesen Schritt notwendig? War K’an II. krankheitsbedingt nicht mehr handlungsfähig? Oder hatte K’ak’ Ujol K’inich II. den Thron einfach usurpiert und war vielleicht gar nicht sein Sohn? Jedenfalls gelang Naranjo im Jahr 680 ein erfolgreicher Angriff auf Caracol: K’ak’ Ujol K’inich II. musste fliehen und kehrte erst 60 Tage später nach Caracol zurück. Das ist die letzte Information, die wir bislang über ihn haben. Für die folgenden 118 Jahre (680–798) fehlen so gut wie jegliche Nachrichten, ein Zeichen der gravierenden Niederlage von Caracol. Es dürfte kein Zufall sein, dass es auch beim verbündeten Calakmul während dieser Zeit zu einem Niedergang kam, während die Rivalen Tikal und Naranjo einen Aufschwung erlebten. Erst unter den Herrschern K’inich Joy K’awiil (798) und seinem Nachfolger K’inich Toob’il Yoaat (810–830) konnte Caracol wieder einen gewissen Einfluss in der Region gewinnen, und es kam zu einer Reihe von Baumaßnahmen. Auffallend ist allerdings, dass sowohl K’inich Toob’il Yoaat als auch sein Nachfolger K’an III. (835–849) zusammen mit anderen Adligen (vielleicht auch von anderen Städten) dargestellt sind, also wohl nicht mehr vollkommen autonom regierten. Auf der Stele 10 des 13. Herrschers ist das letzte Datum und somit das Ende von Caracol dokumentiert: das Jahr 859.
In Yaxchilán im mexikanischen Bundesstaat Chiapas sind wir ebenfalls aufgrund der Inschriften und ikonografischen Darstellungen relativ gut über die Dynastiegeschichte informiert. Diese Stadt liegt in einer Flussschleife des Usumacinta, der in den Golf von Mexiko fließt und somit ein wichtiger Handelsweg war. Bezüglich des ursprünglichen Namens des Ortes gibt es zwei Lesarten: Siyaj Chan (»im Himmel geboren«) oder Pa’ Chan (»geteilter Himmel«). Yaxchilán war neben seinen Rivalen Piedras Negras und Palenque eine bedeutende Stadt im Petén, die einerseits Bonampak und andere kleinere Städte kontrollierte, andererseits aber selbst ein Vasallenstaat von Tikal war.
Begründet wurde die Herrscherdynastie von Yaxchilán von Yoaat B’alam I. (359) (»Stammvater-Jaguar«, wörtlich »Penis-Jaguar«). Über ihn und seine ersten Nachfolger Itzamnaaj B’alam I., Vogel-Jaguar I., Yax Hirschgeweih-Schädel, K’inich Tatb’u-Schädel I., Mond-Schädel und Vogel-Jaguar II. wissen wir so gut wie nichts. Unter Mond-Schädel (454–467) und Vogel-Jaguar II. (467) kam es zu den ersten uns bekannten kriegerischen Auseinandersetzungen mit Piedras Negras. Knoten-Auge-Jaguar I. (508–518) konnte zunächst erfolgreich Adlige der Städte Piedras Negras, Bonampak und Tikal gefangen nehmen. Aber dann ereilte ihn selbst das Schicksal der Gefangennahme durch den Herrscher von Piedras Negras. Sein Bruder und Nachfolger K’inich Tatb’u-Schädel II. (526–537) ließ eine ganze Reihe von Stelen aufstellen, durch die wir nicht nur eine Liste seiner Vorgänger besitzen, sondern auch über seine erfolgreichen Feldzüge gegen die Städte Lakamtuun, Bonampak, Calakmul und Tikal informiert sind. Es folgten in der Zeit zwischen 537 bis 629 vier Herrscher. Nur von einem, Knoten-Auge-Jaguar II., kennen wir die Namenshieroglyphe. Nach der Herrschaft von Vogel-Jaguar III. (629–669) folgen zwölf Jahre, in denen die Geschichte von Yaxchilán völlig im Dunkeln bleibt. Zu vermuten ist, dass Yaxchilán in dieser Zeit von Piedras Negras beherrscht wurde, vielleicht aber auch von Palenque oder Toniná.
Im Jahre 681 bestieg dann aber Itzamnaaj B’alam II. (»Schild-Jaguar«, 681–742) den Thron. In den 60 Jahren seiner Herrschaft entwickelte sich Yaxchilán, nicht zuletzt durch eine Reihe von Kriegszügen, zu einer mächtigen und bedeutenden Stadt. Wie durchaus üblich bei den Maya, war Itzamnaaj B’alam II. nicht nur mit einer, sondern – soweit uns bekannt – mit drei Frauen verheiratet: K’abal Xook, Ik Schädel bzw. Frau Abendstern und Sak’ Biyaan. Frau K’abal Xook war seine Cousine zweiten Grades mütterlicherseits. Es war eine Heirat aus politischen Gründen: Denn Frau K’abal Xook stammte aus einer wichtigen Familie der High Society, sodass eine Allianz mit dieser Familie für den Herrscher von Vorteil war. Itzamnaaj B’alam II. trug dem insofern Rechnung, als er diese Ehefrau auf Bilddarstellungen an Tempeln verewigte. So zeigt der Türsturz 24 von Tempel 23 Frau K’abal Xook dabei, wie sie das Blutopfer anlässlich des Geburtstages von Itzamnaaj B’alam II. vollzieht, wobei sie sich eine Kordel durch die durchstochene Zunge zieht. Ihr Mann steht vor ihr und hält für sie eine Fackel. Türsturz 25 zeigt als Fortsetzung, wie Frau K’abal Xook den Dynastiegründer beschwört und mit ihm kommuniziert. Dieser offenbart sich ihr in einer nicht zuletzt durch die Schmerzen des Blutopfers bedingten Vision bzw. in Trance: Er erscheint aus dem Rachen der Visionsschlange, das Symbol für die Kommunikation mit den Ahnen. Das Blutopfer und die Beschwörung der Ahnen waren eigentlich Privileg und Pflicht des Herrschers, nicht seiner Frau. Dass hier eine Frau das Blutopfer vollzieht und damit quasi eine priesterliche Funktion ausübt, ist eine der wenigen Ausnahmen in der Geschichte der Maya. Thronerbe von Itzamnaaj B’alam II. wurde aber nicht ein Sohn von Frau K’abal Xook, sondern der Sohn von Frau Abendstern. Itzamnaaj B’alam II. war 61 Jahre alt, als sie ihm seinen Thronerben Vogel-Jaguar IV. gebar. Die Ehe mit Frau Abendstern (die wahrscheinlich aus Calakmul stammte) erfolgte aus bündnispolitischen Gründen. Itzamnaaj B’alam II. musste einen Kompromiss finden, um sich sowohl die Unterstützung von nationaler Seite durch die Familie der Frau K’abal Xook als auch von internationaler Seite durch die Heirat einer Fremden aus Calakmul zu sichern. So ließ er einerseits Frau K’abal Xook die Ehre zuteilwerden, auf den Bildern am Tempel dargestellt zu werden, andererseits machte er den Sohn von Frau Abendstern zum Thronerben – ohne sie irgendwo abzubilden.
Itzamnaaj B’alam II. starb 742, wahrscheinlich im Alter von 90 Jahren. Aber erst 10 Jahre nach seinem Tod trat Vogel-Jagu ar IV. offiziell die Nachfolge seines Vaters an. Dies deutet auf gewisse Schwierigkeiten hin, in Yaxchilán seinen Herrschaftsanspruch durchzusetzen. Eventuell hat in dieser Zeit ein Herrscher namens Yoaat B’alam II. regiert. Das würde auch die intensive Bautätigkeit von Vogel-Jaguar IV. erklären, um seinen Herrschaftsanspruch zu legitimieren – ähnlich wie bei Pakal in Palenque. Er ließ das Zentrum von Yaxchilán völlig umbauen und erweiterte die Stadt.
Seine Frau, die ihm seinen Nachfolger Itzamnaaj Balam III.gebar, ließ er auf dem Türsturz 14 in Tempel 20 abbilden. Vogel-Jaguar IV. holte so nach, was sein Vater bezüglich seiner Mutter versäumt hatte: Er stellte sie in gleicher Weise bildlich beim Blutopfer dar wie Frau K’abal Xook (Stele im Tempel 21). Das Bildprogramm der von ihm erbauten Tempel zeigt drei besondere Anliegen Vogel-Jaguars IV.: Seine eigene Herrschaft zu rechtfertigen, seine Mutter auf die gleiche Ebene zu stellen wie K’abal Xook und die Herrschaft seines Sohnes Itzamnaaj Balam III. zu legitimieren bzw. beizeiten zu sichern. Vogel-Jaguar IV. war der erste Maya-Herrscher, der sich zusammen mit Adligen darstellen ließ. Dieser Verzicht des Herrschers auf das Vorrecht, ausschließlich sich selbst bildlich zu verewigen, zeigt deutlich, dass Vogel-Jaguar IV. nicht mehr das Herrschercharisma seines Vaters besaß und politisch auf die Unterstützung des Adels, mit dem er seine Macht teilen musste, angewiesen war. Sowohl er als auch seine Nachfolger Itzamnaaj B’alam III. und K’inich Tatb’u Schädel III. waren mehr mit dem Erhalt ihrer Herrschaft beschäftigt, als dass sie den Erfolg ihrer Vorgänger fortsetzten. 808 ist in Yaxchilán letztmals ein Datum vermerkt.
Naranjo (Guatemala, Dep. Petén) liegt in einem fruchtbaren Gebiet zwischen den Flüssen Holmul und Mopan, 50 km von Tikal entfernt. Die Stadt ist für ihre einzigartig bemalte Keramik berühmt. Obwohl sie schon 1905 von Teobert Maler entdeckt wurde, hat es hier bislang noch keine größeren Ausgrabungen gegeben. Durch Stelen sind wir allerdings einigermaßen über die Geschichte von Naranjo und ihrer Herrscher informiert.
Als Gründer der Dynastie nennen die Inschriften eine Gottheit. Der erste historisch fassbare Herrscher ist Aj Wosal (546–615), der als 35. nach dem göttlichen Dynastiegründer in der Herrscherliste genannt wird. Stele 25 berichtet von seiner Inthronisation im Jahr 456, die unter Leitung von Tuun K’ab’ Hix, des Herrschers von Calakmul, stattfand. Dies ist das erste Mal, dass die später übliche Praxis der Inthronisation des Herrschers eines Vasallenstaates unter der Kontrolle einer Großmacht erwähnt wird. Gleichzeitig ist es der allererste Hinweis auf die wachsende Macht von Calakmul. Unter den zwei nächsten, uns namentlich nicht bekannten Herrschern wurde Naranjo 626 von Caracol und dann 631 von von Calakmul angegriffen. Die Beziehungen zwischen Naranjo und Calakmul hatten sich also grundsätzlich verändert. Offensichtlich versuchte Naranjo unabhängig zu werden, was Calakmul verhindern wollte. Der Herrscher von Naranjo wurde nach seiner Niederlage gefoltert, vielleicht sogar verspeist.56 680 führte Naranjo einen siegreichen Feldzug gegen Caracol durch, was aber nur ein kurzzeitiges Erfolgserlebnis bedeutete.
Dann kam es zu einer ungewöhnlichen und überraschenden Wende bzw. zu einem Aufschwung Naranjos: Eine Frau namens Sechs-Himmel führte die Stadt mit mehreren erfolgreichen Kriegszügen wieder nach oben. Sechs-Himmel war die Tochter von B’alaj Chan K’awiil, dem Herrscher von Dos Pilas. Dos Pilas war, wie oben erwähnt, eine Gründung der ins Exil gegangenen Partei aus Tikal, die mit Calakmul kollaboriert hatte. Sechs-Himmel (682–741) kam am 27. August 682 in Naranjo an, um dort zu heiraten. Wen sie heiratete und wer der Vater ihres 688 geborenen Sohnes K’ak’ Tiliw Chan Chaak (Rauchendes Eichhörnchen, 693–728) war, ist unbekannt. Sie wird in keiner Inschrift mit dem offiziellen Herrscheremblem von Naranjo angeführt, sondern immer mit dem Emblem von Dos Pilas. Sie ließ sich aber ansonsten wie eine Herrscherin darstellen, zum Beispiel in Siegespose auf mehreren am Boden liegenden Kriegsgefangenen stehend. In der Praxis führte sie die Regierungsgeschäfte sowie erfolgreiche Kriegszüge durch. Denn ihr Sohn bestieg zwar 693 im Alter von fünf Jahren offiziell den Thron, war aber natürlich noch nicht in der Lage, Kriege zu führen. Die ersten Eroberungen von Sechs-Himmel waren 693 die Städte B’ital und Tuub’al. Sechs-Himmel griff 695 sogar das mächtige Tikal an und danach bis zum Jahr 698 Ucanal und drei weitere Städte. Die folgenden Kriegszüge 706 gegen Yootz, 710 gegen Yaxha, 714 gegen Sakha’ und 716 gegen einen bislang unbekannten Ort sind dann ihrem Sohn Rauchendes Eichhörnchen zuzuordnen. Anzunehmen ist, dass es sich hierbei eher um Rückeroberungen von ehemaligen Unterworfenen handelt als um Gebietserweiterungen. Aber schon sein Nachfolger Yax Mayuy Chan Chaak wurde 744 von Tikal besiegt und als Kriegsgefangener geopfert. Von den letzten Herrschern von Naranjo (K’ak’ Yipiiy Chan Chaak, K’ak’ Ukalaw Chan Chaak, Bat K’awiil, Itzamnaaj K’awiil und Waxaklajuun Ub’aah K’awiil) gelang nur Itzamnaaj K’awiil (784–810) noch einmal ein Sieg über Yaxha. Dass Stelen mit dem Emblem von Naranjo in der Zeit um 830 auch im Nachbarort Xunantunich aufgestellt wurden, lässt darauf schließen, dass die Dynastie von Naranjo letztendlich dorthin ausgewandert war.
Bonampak im mexikanischen Bundesstaat Chiapas war eine Vasallen- und Nachbarstadt von Yaxchilán in der Selva Lacandona an einem Nebenfluss des Usumacinta gelegen. Obwohl Bonampak eine politisch nicht besonders bedeutende und mächtige Stadt war, erlangte sie Berühmtheit aufgrund der prächtigsten Wandgemälde des vorspanischen Amerikas. Die Gemälde von Bonampak widerlegten bei ihrer Entdeckung 1946 erstmals die bis dahin gängige Meinung, die Maya seien – im Gegensatz zu den Azteken – ein friedliches Volk gewesen, das keine Menschenopfer kannte. Sie waren der erste »handfeste« Beweis, dass auch die Maya Kriege führten und Menschenopfer praktizierten.
Die Gemälde befinden sich in drei Räumen des Tempels 1, der um 790 vom Herrscher Yajaw Chan Muwaan erbaut wurde. Im ersten Raum werden drei Würdenträger beim Tanz oder während einer Prozession gezeigt, begleitet von Musikern. Im zweiten Raum ist auf drei Wänden eine von dem Herrscher Yajaw Chan Muwaan geführte Schlacht dargestellt, in der die Gegner mit Speeren getötet oder gefangen genommen werden. Auf der vierten Wand präsentieren die Sieger triumphierend die am Boden liegenden oder hockenden Kriegsgefangenen, um sie zu opfern. In einer Szene ist Yajaw Chan Muwaan höchstpersönlich zu sehen, wie er einen Kriegsgefangenen beim Haarschopf packt. Im dritten Raum ist wieder eine Tanzszene dargestellt sowie eine Gruppe von adligen Frauen, die ein Blutopfer vollziehen, indem sie ihre Zunge durchstechen. Die Originalgemälde sind heute verblasst. Einen Eindruck der ursprünglichen Farben bietet die Rekonstruktion im Nationalmuseum für Anthropologie in Mexiko-Stadt.
Piedras Negras (Guatemala), ebenfalls am Usumacinta gelegen, war zur Zeit der Klassik eine nicht so große, aber lange Zeit unabhängige Stadt. Zudem profitierte sie wirtschaftlich wie die anderen Nachbarstädte vom Fluss Usumacinta als Handelsweg und kontrollierte einige kleinere Städte. Eine besondere Bedeutung erlangte Piedras Negras in der Maya-Forschung des 20. Jh.s aufgrund der dortigen 60 Steinskulpturen: Der Maya-Forscherin Tatiana Proskouriakoff gelang anhand der Texte auf den Stelen von Piedras Negras der Durchbruch in der Entzifferung der Hieroglyphen. Sie stellte fest, dass die Texte weitgehend das Leben der Maya-Herrscher zum Thema haben.57 In Würdigung dieses Verdienstes wurde die Urne mit der Asche von Proskouriakoff in Piedras Negras bestattet. Piedras Negras war deshalb ein idealer Ort zur Entzifferung der Maya-Schrift, weil dies hier durch eine lückenlose Reihe von Stelen – die man alle fünf Jahre (anlässlich des Ende eines hotunob = 1800 Tage) in der Zeit zwischen 608 und 810 aufgestellt hatte – erleichtert wurde.
Heute können wir sieben meist namentlich bekannte Herrscher auflisten. Die Stelen bieten uns neben den Texten auch eindrucksvolle Abbildungen dieser Herrscher. Ein herausragendes Kunstwerk ist der sogenannte »Thron 1«: Auf den ersten Blick sieht dieser aus wie eine Steinbank. Bis auf die Rückenlehne ist er vollständig mit Hieroglyphentexten versehen. Die Lehne ist künstlerisch genial als eine Maske gestaltet, in deren Mitte zwei Stellen durchbrochen sind und Augen darstellen, in denen plastisch jeweils Kopf und Brust einer Person eingearbeitet wurden. Bei diesen beiden Personen handelt es sich wahrscheinlich um die Eltern des Herrschers 7 (781–808?), der diesen Thron in Auftrag gab.
Die sogenannten Petexbatún-Staaten wie Dos Pilas, Tamarindito, Arroyo de Piedra, Seibal, Punta de Chimino, El Excavado oder Aguateca in der nach dem Petexbatún-See benannten Region (Guatemala, Dep. Petén) am Río de la Pasión erlebten nach der Niederlage Tikals 562 und dem folgenden 130-jährigen Hiatus einen Aufschwung. Dos Pilas war dabei die dominierende Stadt.
Dos Pilas entstand in der Zeit, als Calakmul über Tikal herrschte. Der Gründer seiner Dynastie war B’alaj Chan K’awiil (648–692). Er stammte aus der Dynastie von Tikal, die sich zu dieser Zeit, wie oben erwähnt in eine Partei für die Unabhängigkeit Tikals und eine Partei für Calakmul gespalten hatte. Die Gründung von Dos Pilas war letztlich die Folge des Konfliktes bzw. Bürgerkrieges dieser beiden Parteien. Als Calakmul im Jahr 648 wohl vorübergehend die Kontrolle über Tikal verloren hatte, verließ die Calakmul-Partei Tikal unter Führung von B’alaj Chan K’awiil und wanderte nach Dos Pilas aus. Calakmul erlangte schnell wieder seine alte Macht. Unter dem Schutz und der Protektion bzw. als Vasall von Calakmul konnte B’alaj Chan K’awiil (684–698) nicht nur das Zentrum von Dos Pilas ausbauen, sondern die Stadt sogar zur politisch führenden Macht der Petexbatún-Staaten machen. Eine Tochter von B’alaj Chan K’awiil war die bereits erwähnte Frau Sechs-Himmel, die in Naranjo nicht nur eine neue Dynastie errichtete, sondern dort auch erfolgreich Regierungsgeschäfte und Kriege führte. Eine andere Tochter oder Schwester von B’alaj Chan K’awiil heiratete einen Mann aus der Herrscherdynastie der Nachbarstadt Arroyo de Piedra. Er selbst hatte mit einer Frau des Herrscherhauses der Nachbarstadt Itzan zwei Söhne, die seine Nachfolger wurden: Itzamnaaj B’alam (ca. 697) und Itzamnaaj K’awiil (698–726). Während die kurze Herrschaft des Ersteren unklar ist, gilt Letzterer als der Herrscher 2 in der Dynastielinie mit einer Regierungszeit von 28 Jahren. Er erbaute die einen Kilometer von Dos Pilas entfernten Anlagen von El Duende und konnte die Vorherrschaft über die Petexbatún-Staaten stabilisieren. Sein Grab befindet sich in der Pyramide L5-1, ausgestattet mit reichlichen Beigaben wie Jadeschmuck, Kopfschmuck aus Muscheln sowie Keramik. Nachfolger von Itzamnaaj K’awiil wurde Herrscher 3 (727–742), ein General, der wohl für K’awiil Chan K’inich, den Sohn von Itzamnaaj K’awiil, die Herrschaft bis zu dessen Erwachsenenalter übernahm. Er führte 735 einen erfolgreichen Angriff auf Seibal. K’awiil Chan K’inich (741–761) gelang es, Adlige aus El Chorro, Yaxchilán und Motul de San José gefangen zunehmen, wie eine Inschrift der Hieroglyphentreppe 3 an der Tempelpyramide LD-25 berichtet. Sein Ende bleibt mysteriös. Zum letzten Mal wird er in einer Inschrift einer Hieroglyphentreppe in Tamarindito erwähnt. Der Text deutet an, dass er im Jahr 761, das letzte auf uns gekommene Datum von Dos Pilas, zur Flucht gezwungen wurde. Kurz darauf verließen die Einwohner die Stadt. Die Nachbarstädte in der Petexbatún-Region konnten noch eine Weile überleben, bis um 800 auch dort das Ende kam. Wir können uns aufgrund von Ausgrabungen in Aguateca ein Bild davon machen, wie dieses Ende aussah: Krieg und Eroberung von unvorstellbarem Ausmaß. Indiz dafür sind zunächst die Schutz- und Verteidigungswälle, die man nicht nur um die Stadt herum anlegte, sondern mit denen man auch die landwirtschaftlich genutzten Flächen vor der Stadt versah. Aber alle Schutzmaßnahmen nutzten nichts. Die Stadt wurde erobert, von wem genau ist nicht geklärt, und von einem Feuer zerstört, während die Einwohner die Flucht ergriffen.
In diesem Machtvakuum in der Petexbatún-Region gelang der Stadt Seibal später noch einmal ein Comeback und ein kultureller Aufschwung. Stele 11 erwähnt die »Ankunft« eines Herrschers namens Aj B’olon Haab’tal in Seibal 830: Seine Porträts auf den diversen Stelen zeigen aber eher ein fremdes bzw. mexikanisches Aussehen als das eines Maya. Seibal stand mit dem Datum von 849 unter der Kontrolle von Calakmul und Motul de San José, wie Stele 10 erwähnt. Städte, die allerdings nicht mehr so machtvoll wie früher waren.
Das Ende der Städte des südlichen Tieflandes erfolgte im Laufe einiger Jahrzehnte, wie an den letzten Daten auf den Stelen in den einzelnen Städten abzulesen ist. So ist das letzte uns überlieferte Datum auf einer Stele in Uxul 705, in Dos Pilas 761, in Palenque 799, in Yaxchilán 808, in Copán 822, in Caracol 859, in Tikal 869 und die überhaupt letzten Daten aus dem Jahr 909 sind auf Stelen in Toniná und Calakmul vermerkt. Es ist aber davon auszugehen, dass die Städte nicht exakt an diesen Daten, sondern einige Jahre später erst verlassen wurden. So vermutet man im Fall von Uxul (mit dem letzten Stelendatum von 705), dass die Stadt wohl erst um 750 vollkommen verlassen war.
Mächtige und prachtvolle Städte, die in der Zeit von 750 bis 900 verlassen wurden und dann buchstäblich menschenleer waren. Eine kulturelle Ära, die ein radikales Ende fand. Warum und wieso? Diese Frage nach dem Grund des Untergangs ist bislang nicht eindeutig geklärt. In der Forschung wurden darauf unterschiedliche Antworten gegeben: Plötzliche Katastrophen wie Erdbeben, Klimawandel und damit verbundene Dürrezeiten oder Epidemien, soziale Konflikte wie Aufstände der bäuerlichen Bevölkerung gegen die Herrscherelite oder Zunahme von Kriegen zwischen den einzelnen Städten sowie Überbevölkerung und damit verbundene Knappheit der Nahrungsressourcen und in der Folge Hungersnöte und soziale Unruhen. Die Anlage von Verteidigungsanlagen gerade im 8. und 9. Jh. spricht für die Zunahme von kriegerischen Auseinandersetzungen. Auch der Klimawandel bzw. Dürreperioden lassen sich für die Jahre 810, 860 und 910 nachweisen – bei gleichzeitigem Bevölkerungswachstum und einer damit verbundenen intensiveren Landwirtschaft und in deren Folge zerstörten Böden. Skelettfunde aus dieser Zeit weisen deutliche Spuren von Mangelernährung auf. Einzelne dieser Faktoren lassen sich also durchaus belegen, aber es fehlen nach wie vor konkrete Beweise dafür, dass sie der alleinige Grund für den Kollaps waren. So kann das Argument der unfruchtbaren Böden aufgrund von Überbeanspruchung, Klimawandel oder Dürreperioden nicht als alleiniger oder hauptsächlicher Grund für den Kollaps gelten. Dagegen spricht, dass Städte wie Dos Pilas oder Palenque schon vor den festgestellten Dürreperioden (nämlich 761 bzw. 799) verlassen wurden. Gerade diese Städte liegen aber in Flussnähe. Pollenanalysen von Dos Pilas zeigen sogar, dass hier die Böden landwirtschaftlich noch intakt waren.
Heute geht man davon aus, dass dem Kollaps der Niedergang des Herrschertums vorausging: Zuerst verloren die Herrscher immer mehr an Macht, die Herrscherelite verließ schließlich ihre Paläste. Das hatte zur Folge, dass das Gemeinwesen nicht mehr funktionierte – nicht zuletzt, weil eine Infrastruktur fehlte, für die bisher die Herrscher gesorgt hatten. Daher emigrierte dann auch die Bevölkerung aus den Städten. Vermutlich war der Sieg Tikals über Calakmul im 8. Jh. der Anfang vom Ende. Denn Tikal war es nicht mehr gelungen, die Kontrolle über die kleineren Vasallenstaaten von Calakmul zu erreichen. Das wiederum hatte viele kriegerische Konflikte zwischen den anderen kleinen Stadtstaaten zur Folge, die die Allmacht der Herrscher letztlich derart schwächte, dass es zum Ende des »Gottkönigtums« kam. Insgesamt kann man aber auch davon ausgehen, dass eine Kultur im letztlich lebensfeindlichen Regenwald vielleicht auf Dauer keinen Bestand haben kann.
Die Bevölkerung wanderte in andere Regionen aus und hinterließ buchstäblich leere Städte. Zum einen emigrierte sie in den Norden von Yukatan, wo die Puuc-Region in der Endphase der Klassik einen Aufschwung erlebte, zum anderen in das Hochland von Guatemala. Dies geschah nicht in einer plötzlichen Flüchtlingswelle, sondern in einem allmählichen, Jahrzehnte dauernden Prozess.
Schon vor, aber verstärkt nach dem Untergang der Maya-Kultur des südlichen Tieflandes erlebte das nordwestliche Tiefland bzw. der südwestliche Teil von Yukatan in der Endphase der Klassik einen kulturellen Aufschwung. Es ist wie erwähnt davon auszugehen, dass die Bewohner des südlichen Tieflandes, die ihre Städte verlassen hatten, nach Yukatan auswanderten. Dort kam es zum Aufschwung einer Reihe von Städten, die durch drei lokale architektonische Stile gekennzeichnet waren: Der Puuc-Stil im südwestlichen Yukatan, der Río-Bec-Stil im Süden des mexikanischen Bundesstaates Campeche und der Chenes-Stil im Norden und Zentrum von Campeche.
Die bekanntesten Städte des Puuc-Stiles (puuc = »bewaldete Hügel«) im südwestlichen Yukatan sind Uxmal, Kabah, Labná, Sayil, Edzná und Chichén Itzá. Die Puuc-Region war bis zum Ende der klassischen Zeit kaum besiedelt, da es hier kein Trinkwasser gab. Dazu mussten erst Sammelbecken für Regenwasser als Voraussetzung für die Besiedlung des ansonsten fruchtbaren Landes geschaffen werden. Jeder Wohnkomplex verfügte dementsprechend über einen Wasserspeicher, der entweder oberirdisch unter Ausnutzung natürlicher Vertiefungen, meistens aber unterirdisch als Zisterne angelegt wurde und durchschnittlich 30 000 Liter fassen konnte.
Die Anfänge der ersten Phase, des »frühen« Puuc-Stiles, sind in der Zeit von 600 bis 770 anzusetzen. Zwischen 770 und 950 folgte dann mit der klassischen Phase dieses Stiles eine relativ kurze Blütezeit mit Bevölkerungswachstum und einem Bauboom in den Städten. Am Ende des 10. Jh.s aber wurden viele dieser Städte verlassen.
Wie im südlichen Tiefland waren das Stadtstaaten, die miteinander um die wirtschaftlichen Ressourcen konkurrierten. Der Herrscher einer Stadt wurde von einem Gremium gewählt und musste mit diesem seine Macht teilen. Allerdings lassen Stelen im westlichen Teil der Puuc-Region auf eine nach wie vor mehr oder weniger große Regierungsmacht des Herrschers schließen. Die Größe der einzelnen Städte reichte von ca. zwei Quadratkilometern wie in Labná bis zu 20 km2 wie in Uxmal. Größere Städte wie Uxmal dominierten über kleinere Nachbarstädte. Zu einer Stadt gehörten nicht nur die Wohngebäude, sondern auch Gärten zur Eigenversorgung mit Obst, Gemüse bis hin zu Mais, sodass man von »Gartenstädten« spricht.
Der Puuc-Stil wird aufgrund des reichen Fassadenschmuckes oft mit dem Barockstil verglichen. Die ein- oder zweistöckigen Gebäude sind langgestreckt, wobei die Räume »reihenhausartig« nebeneinander angelegt und alle zur selben Seite hin geöffnet sind. Neben dem einfachen Grundriss mit einer Reihe ist auch der einer doppelten Reihe möglich. Die Fassaden sind durch ein Gesims deutlich in einen unteren und oberen Bereich gegliedert. Die untere Fassade ist in der Regel ohne jeglichen Dekor, die obere Fassade ist entweder mit Säulen, einer Art Mattengeflecht oder im sogenannten Mosaikstil mit geometrischen Mustern dekoriert. Die Mauern sind mit dünnen Steinplatten verkleidet, man spricht von »Blendmauerwerk«. Wie im südlichen Tiefland der klassischen Zeit ist im Puuc-Stil das falsche Gewölbe typisch. Allerdings waren im Unterschied dazu die tragenden Elemente nicht mehr die auskragenden Steinplatten, sondern entsprechend dicke Mauern. Zudem zeigen sich Einflüsse aus Zentralmexiko und von der Golfküste. So befinden sich auf der Fassade des großen Palastes in Uxmal Motive wie die Gefiederte Schlange und der Regengott Tlaloc.
Uxmal entwickelte sich zur »Hauptstadt« der östlichen Puuc-Region. Das zeigt sich allein schon in den Monumentalbauten, die zwischen 890 und 915 entstanden. So ließ der Herrscher Chan Chak K’ak’nal Ajaw (um 900) den riesigen »Palast des Gouverneurs« erbauen, ebenso das sog. Nonnenkloster und den Ballspielplatz I. Er ließ sich auf einer Stele darstellen, die ihn triumphierend mit Kriegsgefangenen zeigt. Sein Erfolg beruhte wahrscheinlich auf einer Allianz mit der mächtigen Stadt Chichén Itzá.
Der Name des Gouverneurspalastes dürfte insofern zutreffend sein, als dieser wohl der Herrschersitz und gleichzeitig Verwaltungsgebäude war. Auf einer 15 m hohen Plattform errichtet, hat er einen rechteckigen Grundriss (98 × 12 m) und besteht aus einem Hauptgebäude mit zwei Seitenflügeln und insgesamt 24 Räumen. Der obere Teil der Fassade ist im sogenannten Mosaik-Stil mit geometrischen Mustern, Figuren und Masken gestaltet. Insgesamt 20 000 vorgefertigte Mosaiksteine wurden dafür verarbeitet. Bei dem »Viereck der Nonnen« – so genannt, weil die sich um einen Innenhof gruppierenden Gebäude die Spanier an eine Klosteranlage erinnert haben – handelt es sich wahrscheinlich um Priestergebäude. Beeindruckend ist die 35 m hohe »Pyramide des Wahrsagers« mit eliptischem Grundriss, die über einem früheren Tempel erbaut wurde. Namensgebend war die Legende, wonach die Pyramide von einem Zwerg, dem Sohn einer Hexe, errichtet worden sei. An der Ost- und Westseite der Pyramide befindet sich jeweils eine Treppe, wobei die östliche Treppe zum Eingang des jetzigen Tempels führt. Neben diesen Hauptgebäuden Uxmals gehören weitere Tempel, Gebäude und Ballspielplätze zur Anlage. Das Ende der Stadt erfolgte um 950, als die Itzá die bisherige Allianz beendeten und Uxmal eroberten. Gegen diese Invasion half auch die zur Verteidigung angelegte Stadtmauer nicht.
Insgesamt besitzen wir über die Puuc-Städte, ihre Geschichte und ihre Herrscher kaum Informationen. Denn es gibt, wie erwähnt – im Unterschied zum südlichen Tiefland – nur wenige Inschriften und bildliche Darstellungen von Herrschern. Es war offensichtlich eine Zeit des Friedens. Die näheren Hintergründe sind nicht bekannt. Vielleicht waren die diversen Städte durch Heiratsallianzen so stark miteinander verbunden oder eine größere Stadt wie Uxmal hatte die Herrschaft über die anderen Städte inne. Kurz nach 900 n. Chr. wurden die Puuc-Städte verlassen, die konkreten Gründe sind unbekannt.
Die Orte des Chenes-Stils im zentralen und nördlichen Gebiet von Campeche sind zum Beispiel Dsibiltún, Nohcacab, Macobá, El Tabasqueño, Chunlimón, Dzibilnocac oder Pakchen. Kennzeichnend für den Stil ist die geometrische Verzierung der Gebäudefassaden. Und es fehlt – im Unterschied zum Puuc-Stil – der Säulendekor. Der Haupteingang der Tempel oder der Paläste ist als – oft sehr abstrakt dargestelltes – Schlangenmaul gestaltet, sodass der Besucher das Gebäude wie durch das geöffnete Maul einer Schlange betritt. An den Gebäudeecken befinden sich meist die elefantenähnlichen Masken des Regengottes Chaak mit seiner typischen langen rüsselartigen Nase.
Die Städte des Río-Bec-Stiles in den mexikanischen Bundesstaaten Campeche und Quintana Roo sind zum Beispiel die namengebende Fundstätte Río Bec sowie Hormiguero, Becán, Chicanná oder Xpuhil. Typisch sind Gebäude mit Scheintürmen oder Scheintreppen, die nicht begehbar sind, sondern nur der Dekoration dienen. Die Tempel- und Palasteingänge sind wie beim Chenes-Stil als Schlangenmaul gestaltet.
Die an der Westküste Yukatans gelegene Insel Jaina (von ja’nal = »Ort des Wassers«) im mexikanischen Bundesstaat Campeche stellt als Toteninsel mit künstlerisch hervorragenden Tonfiguren als Grabbeigaben eine Besonderheit dar. Auf einer mit Steingeröll aufgeschütteten Plattform erbaute man auf der durch Sumpfgebiete geprägten Insel ein größeres Zeremonialzentrum einschließlich Tempelpyramiden, Ballspielplatz, Wohnsiedlung und einer großen Anzahl von Gräbern. Mit einem Damm verband man die Insel mit dem 60 m entfernten Festland. Die insgesamt 20 000 Gräber wurden um das Zeremonialzentrum herum angelegt. Während unter den Grabbeigaben die Gefäße wenig spektakulär sind, gehören die Tonfiguren zu den Meisterwerken der Maya-Kunst. Da die Anzahl der Gräber größer ist als die der möglichen Bewohner, ist anzunehmen, dass Jaina als Begräbnisort für die Adligen mehrerer Puuc-Städte gedient hat. Bei den Tonfiguren sind zwei Phasen festzustellen: In der Zeit zwischen 500 und 800 wurden die Figuren in massiver Form hergestellt und somit manuell, individuell und sehr realistisch gestaltet. Anscheinend war die Nachfrage aber so groß, dass die Tonfiguren in der Zeit danach von 800 bis 1000 regelrecht als Massenware hergestellt wurden. Um dies zu bewältigen, fertigte man die Figuren nun im Hohlgussverfahren bzw. unter Verwendung eines Models mit Negativform. Dadurch konnte zwar relativ schnell eine größere Anzahl hergestellt werden, die Figuren verloren aber Individualität und Lebendigkeit. Dargestellt sind Tiere, Götter und vor allem Menschen: Krieger mit Baumwollpanzer, Speer und Schwert, Kriegsgefangene, Kranke, Alte, Ballspieler oder Priester. Wir erhalten so einen lebendigen Einblick in die Welt der Maya dieser Zeit, allerdings »nur« der gesellschaftlichen Oberschicht.
44Letztes Datum auf einer Stele in Uxul.
45Letztes Datum auf Stelen in Toniná sowie Calakmul.
46s. S. 20.
47s. dazu ausführlich S. 119 ff.
48S. dazu die Herrscherlisten von TIkal, Calakmul, Palenque, Copán, Caracol, Yaxchilán und Naranjo, S. 275–284.
49Zu den Gottheiten s. die Auflistung S. 184–187.
50Hier und im Folgenden werden die Daten der Regierungszeit angegeben. Da alle Daten sich auf die Zeitrechnung »n. Chr.« beziehen, wird diese Angabe der besseren Lesbarkeit halber weggelassen. Daten der Regierungszeit und Schreibweise der Namen der Herrscher nach Simon Martin / Nikolai Grube 2000.
51So Ramón Carrasco Varga: http://www.scienceticker.info/2009/11/10/einbilderbuch-der-maya/#more-6095, 2009, abgerufen am 23.04.2020.
52John Lloyd Stephens 1980, 117.
53378 wird Tikal von Siyaj K’ak’ aus Teotihuacán erobert, s. S. 70 f.
54John Lloyd Stephens 1980, 68.
55So Nikolai Grube, zit. von Michael Zink: https://www.wissenschaft.de/geschichte-archaeologie/das-geheimnis-des-begrabenen-tempels, 1997, abgerufen 21.02.2020.
56Das in der entsprechenden Inschrift verwendete Verb k’uxai ist mit »gefoltert«, eventuell auch mit »verspeist« zu übersetzen, vgl. Simon Martin / Nikolai Grube 2000, 72.
57s. S. 251.