MAYA HEUTE: VOM KASTENKRIEG ZUM MOVIMIENTO MAYA

Die Unabhängigkeitsbewegung und die Maya-Aufstände

Anfang des 19. Jh.s wurden die Bestrebungen der spanischen Kolonien Amerikas nach Unabhängigkeit von Spanien immer größer. In Mexiko wurde der Unabhängigkeitskampf durch den Geistlichen Miguel Hidalgo y Costilla mit seinem »Ruf von Dolores« am 16. September 1810 ausgelöst und beeinflusste die Unabhängigkeitsbestrebungen in Guatemala. Bei den teils hart und unerbittlich geführten Kämpfen um die Unabhängigkeit von Spanien standen sich die auf der Seite Spaniens stehenden Konservativen bzw. Royalisten und die für die Unabhängigkeit kämpfenden Liberalen gegenüber. Guatemala erlangte am 15. September 1821 die Unabhängigkeit von Spanien, Mexiko erklärte am 28. September seine Unabhängigkeit. Guatemala schloss sich zunächst Mexiko an, trennte sich aber schon wieder 1823 und wurde Teil der Zentralamerikanischen Konföderation, ein Staatenbund, zu dem ferner die heutigen Staaten Honduras, El Salvador, Nicaragua und Costa Rica gehörten. Das bedeutete zugleich eine bis heute bestehende Grenzziehung durch das Maya-Gebiet: ein Teil gehörte nun zu Mexiko, der andere zur Zentralamerikanischen Konföderation. Dieser Staatenbund zerbrach aber während des Bürgerkrieges 1838–1840. 1847 wurde die unabhängige Republik Guatemala ausgerufen. 1859 erkannte Guatemala die Hoheit Großbritanniens über Britisch Honduras (heute Belize) an.

An diesen Ereignissen waren die Maya, die ca. 75 % der Bevölkerung ausmachten, so gut wie nicht beteiligt. Für die Politik der Konservativen spielten die Indios kaum eine Rolle und die Indianergesetze der Kolonialzeit blieben in Kraft. Für die Indianer bedeutete dies einen gewissen Schutz. Die Liberalen dagegen hatten den Ehrgeiz, die indianischen Gemeinden in ihrer Weiterentwicklung zu fördern. Ziel dabei war allerdings die Anpassung der Indios an den spanischen way of life bzw. die Auslöschung der indianischen Tradition. So wurde schon 1824 in Guatemala ein Gesetz erlassen mit der Anweisung, dass die Gemeindepfarrer gegen die indianischen Sprachen vorgehen sollten. Letztlich waren diese Bestrebungen nicht erfolgreich. In den Dorfgemeinschaften, vor allem in den abgelegenen Dörfern, konnte sich die indianische Tradition mehr oder weniger – natürlich nicht ohne gewisse zeitbedingte Anpassungen – bis heute erhalten. Gerade solche Dörfer waren oft die Keimzellen für Aufstandsbewegungen.

Denn häufiger als anderswo in Lateinamerika probten die Maya den Widerstand gegen die spanische Herrschaft. Von der Eroberung über die Kolonialzeit bis zur Gegenwart wurde und wird das Leben der Maya von Ausbeutung und Unterdrückung durch die Weißen bestimmt. Denn ohne die indianischen Arbeitskräfte war der Anbau und die Herstellung verschiedener landwirtschaftlicher Produkte nicht möglich. Als Beispiele dafür sind zu nennen: seit dem 18. Jh. der Kaffeeanbau, seit dem 19. Jh. auch der Anbau von Agave (Henequén) in Yukatan sowie die Mahagoni-Industrie und seit dem 20. Jh. der Bananenanbau in Guatemala. Den Maya gehen bis heute beträchtliche Anbauflächen für die eigenen Nahrungsmittel Mais und Bohnen durch diese Wirtschaftszweige verloren. In Chiapas zum Beispiel gehört der größte Teil des Landes nicht den Maya, sondern Großgrundbesitzern. Die kleinen Felder der Maya reichen zur Ernährung nicht aus. Die Indianer sind daher gezwungen, schlecht bezahlte Arbeit anzunehmen, vor allem auf den Kaffeeplantagen an der Pazifikküste. Als zusätzliches Problem sind häufig auftretende Epidemien und Hungersnöte zu erwähnen. Zudem sind gerade die Maya sehr ihrer Tradition verbunden und stehen daher Neuerungen durch die Weißen kritisch gegenüber. Dies alles zusammen veranlasste die Maya bis heute immer wieder zur Gegenwehr und zu Aufständen. So ist jedes Jahrhundert seit der Eroberung durch mehrere Maya-Aufstände gekennzeichnet.

Diese Aufstände waren meist religiös geprägt – ein universales Phänomen, das in der Ethnologie als Nativismus bezeichnet wird. Darunter versteht man generell eine kollektive Bewegung des Widerstandes der autochthonen bzw. einheimischen Bevölkerung (natives) in einer Krisensituation, die durch eine fremde Gruppe verursacht wird – wie es bei der spanischen Eroberung und Kolonisation im Maya-Gebiet der Fall war. Ziel dabei ist der Erhalt bzw. die Wiederherstellung der autochthonen bzw. traditionellen Kultur und Religion. Der Führer ist meist eine charismatische Person mit den Kennzeichen eines Propheten und Heilsbringers. Die gegenwärtige fremde, unterdrückende Kultur und deren Regierung werden abgelehnt. Ziel ist daher das Ende der fremden Macht, mit dem dann eine neue Heilszeit beginnt.

Der erste große Aufstand erfolgte 1712 in Chiapas, wo es aufgrund einer Wirtschaftskrise zu einem besonders starken Bevölkerungsrückgang gekommen war. Vorausgegangen waren in den Jahren zuvor eine Reihe von Marien-Erscheinungen in diversen Dörfern der Tzeltal und Tzotzil, sodass ein Marienkult eigener bzw. indianischer Art entstand, dessen Ausbreitung die Kirche verhindern wollte. So ließ der Bischof von Chiapas 1710 in dem Tzotzil-Ort Santa Marta ein Marienbildnis entfernen, nachdem dort ein Mädchen die Erscheinung der Jungfrau Maria erlebt hatte. 1712 widerfuhr in dem Tzeltal-Dorf Cancuc einem Mädchen eine weitere Erscheinung der Jungfrau Maria. Initiiert wurde diese durch einen Tzotzil-Indianer namens Sebastian Gómez, der als Prophet auftrat und verkündete, er sei zum Stellvertreter von Petrus ernannt worden. In diesem Sinne seinem Auftrag nachkommend, begann er in den Nachbarorten einige Indios zu Priestern und Bischöfen zu weihen. Nach katholischem Kirchenrecht war dies nicht möglich, zudem Indios prinzipiell nicht zur Priesterweihe zugelassen waren. So kam es zu dem erwähnten großen Aufstand: Um einen kirchlichen Eingriff zu verhindern, vereinigten sich 20 Dörfer der Tzeltales und Tzotziles, stellten eine Truppe von 2000 Indios zusammen und überfielen brutal und zunächst erfolgreich eine Reihe spanischer Siedlungen. Im November 1712 aber konnten die Spanier die Indios in dem Tzotzil-Dorf Huistán besiegen, und im März 1713 war der Aufstand vollständig beendet.

Von Ende des 18. Jh.s bis zum Beginn des 19. Jh.s gab es in Guatemala immer wieder indianische Aufstände gegen die spanische Kolonialmacht, von 1811 bis 1820 sogar jedes Jahr. Der bedeutendste davon war der von Atanasio Tzul (geb. 1760) in Totonicapán 1820. Grund des Aufstandes war die Wiedereinführung von Tributen und kirchlichen Steuern nach deren vorübergehender Abschaffung. Tzul war der Nachkomme eines früheren K’iche’-Herrschers. Seine Anhänger krönten ihn am 12. Juli 1820 in Totonicapán zum König eines eigenständigen K’iche’-Königreiches, sein Mitstreiter Lucas Aguilar wurde zum Präsidenten ernannt. Der Erfolg der Revolte währte allerdings nur wenige Wochen und wurde von einer großen spanischen Streitmacht aus Quetzaltenango beendet. Tzul wurde ins Gefängnis von Quetzaltenango gebracht, im März 1821 dann aber begnadigt. Heute gilt Tzul als eine Symbolfigur des indianischen Widerstandes, nach dem eine Straße und eine Plaza in Guatemala-Stadt benannt wurden.

Auch der Chamula-Aufstand in Chiapas war mit einem Kult verbunden. Im Tzotzil-Dorf Tzajalhemel in Chiapas fand die junge Indianerin Augustina Gómez Checheb am 22. Dezember 1867 drei Obsidiansteine, von denen man bald glaubte, dass sie heilig seien und sprechen könnten. Pedro Díaz Cuzcat, der offiziell für die religiösen Angelegenheiten in Chamula zuständig war, hörte davon, übernahm die Steine, baute für sie einen Schrein und verlieh den sprechenden Steinen seine Stimme. Als der zuständige Pfarrer in Chamula die Steine konfiszierte, konnte das die Ausbreitung des Kultes nicht verhindern. Denn Cuzcat erschuf daraufhin ein Heiligenbild. Dieses Mal wurde der Kommandant von San Cristobal de las Casas aktiv und nahm nicht nur das Heiligenbild mit, sondern ließ auch Augustina festnehmen. Der Gouverneur aber befahl aufgrund der Glaubensfreiheit die Freilassung von Augustina. Nun erhielt der Kult erst recht verstärkten Zulauf, und für die inzwischen drei Heiligenbilder wurde jetzt sogar ein Tempel erbaut. Cuzcat weihte eine Reihe von Personen als Gemeindeoberhäupter der Nachbarorte und führte einen Markt in Tzajalhemel ein. Angesichts dieser Entwicklung schritt der Kommandant von San Cristobal de las Casas nun ein zweites Mal ein, entfernte die Heiligenbilder und ließ Augustina sowie Cuzcat festnehmen. Aber auch dies beendete den Kult nicht. An Karfreitag 1869 wurde in Tzajalhemel der Bruder von Augustina ans Kreuz geschlagen. Mitte Mai erschien ein Mestize namens Ignacio Fernández Galindo auf der Bühne des Geschehens. Er sei von Gott gesandt, um die Maya in den Kampf zur Befreiung von Cuzcat und Augustina zu führen, so seine Botschaft. An die 1000 Tzotzil- und Tzeltal-Maya folgten ihm, es kam zum Aufstand und zur Belagerung von San Cristóbal de las Casas. Man verhandelte und Galindo bot sich zum Tausch gegen Cuzcat und Augustina an. Es kam zum Austausch, die Indios zogen sich zurück und Galindo wurde hingerichtet. Ob es religiöse oder politische Motive waren, die Galindo zu diesem Opfer bewegten, weiß man bis heute nicht. Cuzcat führte den Aufstand weiter. Zwei Schlachten in Tzajalchén am 30. Juni und in Yolonchén am 7. Juli 1869 besiegelten aber das Ende des Aufstandes. Es folgten zwar noch einige vereinzelte Kämpfe, die letzten Rebellen wurden aber 1870 schließlich unterworfen.

Ein eigener Maya-Staat: Der Kastenkrieg

Wie in Chiapas, kam es auch in Yukatan immer wieder zu Aufständen. 1585 scheiterte die Revolte von Andrés Cocom, einem Angehörigen der Cocom-Dynastie, ebenso 1587 der Aufstand des Andrés Chi. Von größerer Bedeutung vor allem in Hinblick auf den späteren Kastenkrieg war der Aufstand des Itzá-Maya Canek (eigentlich Jacinto Uc). Dieser prophezeite den Sieg der Maya nach einem Fest am 19. November 1761 in dem Dorf Cisteil in der Nähe von Meridá. Die versammelten Maya krönten ihn zum König. Ein kleiner Trupp spanischer Soldaten, der am nächsten Tag vor Ort erschien, um den Aufstand sofort zu beenden, wurde bis auf einen Mann getötet. Canek organisierte ein Heer von 1500 Indianern, das aber von einer erneut entsandten spanischen Streitmacht in der Schlacht von Cisteil am 26. November besiegt wurde. Während dabei 600 Indios starben, hatten die Spanier nur 30 Tote zu beklagen. Canek konnte zunächst fliehen, wurde aber wenig später gefangengenommen und am 14. Dezember 1761 in Mérida hingerichtet, indem man ihn vierteilte. Trotz der Niederlage von Canek sollten sein Aufstand und sein Name im Kastenkrieg noch eine bedeutende Rolle spielen.

Der Kastenkrieg (Guerra de las castas) von Yukatan (1847–1855) war einer der bedeutendsten Maya-Aufstände. Im Zusammenhang mit diesem entstand 1850 ein unabhängiger indianischer Staat namens Chan Santa Cruz (»kleines heiliges Kreuz«) im heutigen mexikanischen Bundesstaat Quintana Roo, der sich bis 1901 halten konnte. Alles begann damit, dass es im Zuge der Unabhängigkeitsbestrebungen Yukatans von Mexiko zum Bürgerkrieg zwischen Campeche und Mérida und zu einer Erhebung der Maya kam. Der Anfang des Kastenkrieges, der sowohl von Indianern wie von Weißen brutal geführt wurde, ist durch die Hinrichtung eines am Indianeraufruhr beteiligten Kaziken namens Manuel Antonio Ay am 26. Juli 1847 gekennzeichnet. Insgesamt forderte der Krieg bis 1849, dem vorläufigen Ende der Kämpfe, ungefähr 50 000 Menschenleben auf beiden Seiten. 1848 standen die Aufständischen kurz vor Campeche und Mérida, den Hochburgen ihrer Gegner, die sie leicht hätten einnehmen können. Aber genau das taten sie nicht, sondern gaben vorher auf. Warum genau ist unklar. Man vermutet, dass viele Indianer den Wunsch hatten, die Zeit der Aussaat auf ihren Feldern zu nutzen. Möglich ist auch, dass die Aufständischen untereinander uneins waren. 1848 wurde Chí, einer der Anführer, ermordet, und ein Jahr später Pat, der andere Anführer. Die Indianer zogen sich in das Gebiet des heutigen Quintana Roo zurück, wo sie einen Indianerstaat gründeten, dessen Zentrum sie den Namen Chan Santa Cruz (heute Felipe Carrillo Puerto) gaben und danach ihren Staat benannten. Zu diesem Ort, an dem sich ein Cenote und ein in einen Baum eingeschnittenes Kreuz befanden, hatte der Mestize José María Barrera die Aufständischen geführt, ließ das Kreuz mithilfe eines Bauchredners sprechen und den endgültigen Sieg der Maya verkünden. Schon 1850 erschien ein Trupp Soldaten in Chan Santa Cruz. Bei der Verteidigung des Kreuzes gab es einige Todesopfer, darunter den Bauchredner. Daraufhin ließ Barrera ein Gebäude errichten, in dem er einen Altar mit drei Kreuzen aufstellte. Hinter dem Altar befand sich eine Grube und in dieser ein Fass als Resonanzboden, von dem ein Nachfolger des Bauchredners den Kreuzen seine Stimme verlieh. Auch ein zweiter Vorstoß einer Patrouille 1852 konnte die Ausbreitung des Kultes um das sprechende Kreuz nicht verhindern. Chan Santa Cruz entwickelte sich zu einer Stadt mit Kirche (B’alam Na = »Haus Gottes«), Regierungssitz, Schulen, Versammlungshaus und einer organisierten Verwaltung. Aus dem kleinen Wallfahrtsort war ein unabhängiger, theokratisch regierter Indianerstaat geworden: Der Tatic (»Schutzherr des Kreuzes«; später Nohoch Tata = »großer Vater«), war zugleich politisches und religiöses Oberhaupt, das aber nur im Hintergrund agierte. Die eigentliche Regierung bestand aus drei Würdenträgern, die das »Orakel des göttlichen Wortes«, d. h. die Stimme des Tatich verkündeten, interpretierten und aufschrieben. Durch Priester wurde das »göttliche Wort« dann weiter im ganzen Lande verbreitet. Der Tata Chikiuc (»Vater der Plaza«) war der militärische Führer der Gruppen und Vorsitzender des Staatsrates. Die Grundbotschaft des Kreuzes bestand darin, dass die Maya im Kampf gegen die Spanier durchhalten sollten, um letztlich den Sieg davonzutragen. Chan Santa Cruz ist ein Paradebeispiel für einen synkretistischen Kult. Das zeigt sich vor allem an der Bedeutung des Kreuzes, das bekanntlich zum einen das zentrale Symbol des Christentums ist, zum anderen aber ebenso als zentrales Symbol in der Maya-Religion die Weltachse als Verbindung von Diesseits und Jenseits verkörpert.

In Tulum entstand ein zweites Zentrum des Kultes des »Sprechenden Kreuzes«, geführt von einer Frau namens María Uicab. Allerdings wurde dieses Zentrum schon 1872 von der mexikanischen Armee zerstört. Im September 1900 begann der Feldzug gegen Chan Santa Cruz unter General Ignacio Bravo. Mit der Besetzung und Zerstörung von Chan Santa Cruz am 5. Mai 1901 war die Geschichte dieses Indianerstaates beendet. 1902 wurde das Gebiet zum mexikanischen Bundesstaat Quintana Roo. Aber der Kult des sprechenden Kreuzes lebt bis heute weiter. Obwohl der Kastenkrieg 1915 offiziell für beendet erklärt wurde, gab es immer wieder Unruhen. 1935 wurde schließlich die staatliche Oberherrschaft Mexikos von den Anhängern des Kults, den Cruzoob, in einem Friedensvertrag anerkannt. Im Gegenzug duldete die mexikanische Regierung den Kult, der heute noch in den Orten X-Cacal Guardia, Chancah Veracruz, Chumpón und Tulum im Verborgenen »unter Ausschluss der Öffentlichkeit« praktiziert wird.

Menschenrechte – ein Fremdwort: Caudillos, Diktatoren und der Bürgerkrieg in Guatemala

Sowohl in Mexiko als auch in Guatemala standen bis ins 20 Jh. hinein an der Regierungsspitze meist Diktatoren, sogenannte Caudillos, nicht selten vom Militär gestützt. Diese Zustände beschreibt der guatemaltekische Schriftsteller Miguel Angél Asturias (1899–1974) in seinen Romanen der sogenannten Bananen-Trilogie185. In Mexiko sowie vor allem in Guatemala nahmen die USA mehr oder weniger großen Einfluss auf das politische Geschehen. So besaß die 1899 gegründete United Fruit Company (heute Chiquita) in Guatemala ihre größten Bananenplantagen. 1954 wurde der amtierende Präsident Jacobo Árbenz Guzmán – von der United Fruit Company initiiert und vom Außenministerium der USA mithilfe der CIA und der militärischen Opposition in Guatemala organisiert – durch einen Putsch abgesetzt und mit dem Diktator Carlos Castillo Armas ersetzt. Ziel der USA war dabei die politische Kontrolle über Guatemala, um zu verhindern – so die Begründung –, dass sich das Land zu einem kommunistischen Satellitenstaat der UdSSR entwickelt. Nach Guzmán wurde die Politik in Guatemala durch eine Reihe von Militärregimes bestimmt, die die Reformpolitik von Guzmán und seinem Vorgänger rückgängig machten und die Opposition rücksichtslos verfolgten. Fast vier Jahrzehnte, von 1960 bis 1996, herrschte Bürgerkrieg, der einen Genozid an den Maya zur Folge hatte.

Aufgrund dieser Unterdrückung der Mehrheitsbevölkerung durch eine kleine politisch-wirtschaftliche Gruppe bildeten sich revolutionäre Bewegungen. Aus dem Zusammenschluss diverser genossenschaftlicher Gruppen von Bauern, die meisten von ihnen Indios, wurde 1978 das bis heute bestehende Comité de Unidad Campesina (»Komitee für die Einheit der Bauern«, abgekürzt CUC) gegründet, um für ihre Rechte auf eigenes Land zu kämpfen. Unterstützt und gefördert durch ausländische Hilfsorganisationen sowie katholische Geistliche schlossen sich ihr große Teile der indianischen Bevölkerung des Hochlandes an. Unter dem Regime des Generals Efraín Ríos Montt, der 1982/83 mit Unterstützung der US-Regierung regierte, kam es zu einem Höhepunkt des Bürgerkrieges (1960–1996) und des Genozids an den Indios. Ganze Dörfer wurden durch das Militär vernichtet und deren Bevölkerung massakriert. Insgesamt verloren an die 200 000 Oppositionelle, meist Bauern bzw. Indios, in dem Bürgerkrieg ihr Leben. Hinzu kamen eine Million Flüchtlinge innerhalb Guatemalas und 400 000 Flüchtlinge im Ausland.

Auch im 20. Jh. gab es eine Reihe von Maya-Aufständen und Guerilla-Bewegungen – in Mexiko ebenso wie in Guatemala, Honduras und El Salvador. In Mexiko sind die Aufstände der Tzolzil- und Tzeltal-Maya in Chiapas 1994 als Aufstände der »Zapatistas« weltweit bekannt geworden. Namensgebend war der indianische Revolutionär Emiliano Zapata (1879–1919), nach dessen Vorbild und Programm die Zapatistas soziale und politische Verbesserungen, vor allem eine Landreform und das Selbstbestimmungsrecht für die Indianer und Anerkennung der indianischen Sprachen forderten bzw. versuchten, dies gewaltsam durchzusetzen. Hatten die Zapatistas, die auch unter dem Kürzel EZLN (Ejército Zapatista de Liberación Nacional = »Nationale Zapatistische Befreiungsarmee«) bekannt sind, anfangs Erfolg, wurden sie bald von Truppen der Regierung zurückgedrängt. Allerdings ging die mexikanische Regierung Ende 1994 auch auf Verhandlungen mit den Zapatistas ein und machte gewisse Zugeständnisse, so im Hinblick auf das Selbstbestimmungsrecht der Indianer und die Anerkennung der indianischen Sprachen. Die Umsetzung in die Praxis verzögerte sich allerdings immer wieder. Ebenso wenig wurden die Vereinbarungen von San Andrés Larráinzar 1996 umgesetzt. Daher kam es 1997/98 wieder zu bewaffneten Kämpfen.

Der Amtsantritt des mexikanischen Präsidenten Vicente Fox Quesada am 1. Dezember 2000, mit dem die Revolutionspartei PRI nach 71 Jahren durch die PAN (Partido Acción Nacional) abgelöst wurde, weckte für die Indianerpolitik neue Hoffnungen. Direkt am 01.12. – als erste Amtshandlung – befahl Fox den Rückzug der 18 000 in Chiapas stationierten Soldaten und die Schließung der Militärstützpunkte. Ferner wurden die Reiseeinschränkungen für die internationalen Menschenrechtsbeobachter und Entwicklungshelfer aufgehoben und 17 inhaftierte Zapatistas freigelassen. Die Zapatistas nahmen an einer inoffiziellen Parlamentssitzung teil und veranstalteten einen zweiwöchigen Friedensmarsch durch Mexiko. Am 28. April 2001 wurde das Gesetz über die Selbstbestimmung der Indianer erlassen. Aber Zapatistas und der Nationale Indigene Kongress (CNI = »Congreso Nacional Indígena«) kritisierten, dass dieses Gesetz nicht das ursprünglich geplante Autonomierecht und die juristische Anerkennung der Indianer und das eigene Recht auf Nutzung der Ressourcen ihres Lebensraumes enthält. Nach wie vor kämpfen die Zapatistas für ihre Ziele. Geführt wird die Bewegung von der aus Vertretern der diversen Dorfgemeinschaften bestehenden »Kommandatur«. Den harten Kern bilden 3000 »Aufständische« (insurgentes). Daneben gibt es die Kleinbauern, die ihrer Feldarbeit nachgehen, aber im Bedarfsfall die »Aufständischen« unterstützen. Mehr im Hintergrund steht die zivile »Unterstützungsbasis« (base de apoyo) mit mehreren zehntausend Anhängern. Einer ihrer Slogans lautet: »Eine Welt, in der viele Welten Platz haben.«

Die Pan-Maya-Bewegung:
Movimiento Maya

Nach dem Bürgerkrieg in Guatemala entstand in den 1990er-Jahren die Maya-Bewegung (Movimiento Maya), die auch die Maya in den Nachbarländern Mexiko, Belize und Honduras beeinflusste. Dabei handelt es sich nicht um eine einheitliche Bewegung, sondern um eine Vielzahl unterschiedlicher Gruppen und Organisationen mit verschiedenen Tendenzen, Interessen und Strategien. Einig ist man sich allerdings über das Ziel: die gesellschaftliche, politische und kulturelle Anerkennung und Autonomie der Maya. Während der eine Teil der Maya-Bewegung mehr kulturell ausgerichtet war, war der andere politisch-links bis revolutionär eingestellt und schloss sich während der im Bürgerkrieg vom Militär verübten Massaker teilweise der Guerrilla-Bewegung an.

Einen nicht unerheblichen Einfluss auf die kulturell ausgerichtete Maya-Bewegung hatte die sogenannte Acción Católica. Dies war eine katholische Bewegung, die die Befreiung des katholischen Christentums von indianischen Elementen zum Ziel hatte. Denn seit der Kolonialzeit hatten die Maya zwar das Christentum angenommen, aber dabei mehr oder weniger indianische Glaubensvorstellungen und Riten beibehalten. Durch die von der Acción Católica geförderte schulische Ausbildung der Maya entstand eine kleine intellektuelle Mittelschicht der indianischen Bevölkerung, die sich auch mit der eigenen Geschichte und Kultur befasste. Ein Vertreter der kulturellen Maya-Bewegung ist Adrian Inés Chávez (1904–1987), der erste Maya, der die Rückbesinnung auf die Maya-Kultur forcierte. Als Linguist verfasste er eine eigene Version des Popol Vuh, erfand ein Alphabet für die Maya-Sprachen, rekonstruierte den Kalender der K’iche’ und gründete die Academia de la Lengua Maya K’iche’ in Quetzaltenango.

Ein Beispiel für die politisch ausgerichtete Maya-Bewegung ist die aus einer einfachen Bauernfamilie stammende Rigoberta Menchú Tum (geb. 1959), eine K’iche’-Maya, die 1992 als bis dahin jüngste Preisträgerin den Friedensnobelpreis erhielt. Ihre Familie engagierte sich in Widerstandsbewegungen gegen das Militärregime, unterstützte aktiv das bereits erwähnte Comité de Unidad Campesina und musste dafür mehrmals Verhaftungen und Folter erleiden. Menchús Mutter und einer ihrer Brüder wurden ermordet. Ihr Vater kam 1980 während der Besetzung der spanischen Botschaft in Guatemala-Stadt ums Leben. Als Mitglied des Comité de Unidad Campesina organisierte Menchú unter anderen 1981 eine große Demonstration in Guatemala-Stadt. Als Mitglied der radikalen Volksfront des 31. Januars förderte sie den Widerstand der indianischen Bauern gegen das Militärregime. Menchú war ferner Mitbegründerin der Organisation zur Dokumentation und Anklage von Menschenrechtsverletzungen und einer gemeinsamen Front der guatemaltekischen Oppositionsparteien. Aufgrund ihrer politischen Aktivitäten musste sie nach Mexiko ins Exil fliehen. Vor dem Nationalen Gerichtshof in Madrid klagte sie 1999 – letztlich erfolglos – drei guatemaltekische Generäle wegen Menschenrechtsverletzungen an. 2007 und 2011 bewarb sie sich als Kandidatin für das Präsidentenamt in Guatemala, das erste Mal für die indianische Partei Encuentro por Guatemala, das zweite Mal für die ebenfalls indianische Partei Winaq (K’iche’: »Volk«), erhielt aber dabei jeweils nur 3 % der Stimmen. Weltweit erhielt Menchú für ihren Einsatz für die Menschenrechte und für Frieden Ehrungen: 1990 den UNESCO-Preis für Friedenserziehung, 1992 den Friedensnobelpreis, 1996 wurde sie zur UNESCO-Sonderbotschafterin ernannt, ferner erhielt sie 17 Ehrendoktorwürden und 1999 wurde ein Asteroid nach ihr benannt. Das Verdienst Menchús ist vor allem, dass die Maya-Bewegung durch sie weltweit enorm an Popularität gewann.

Vor allem die Maya-Sprachen sind ein wichtiges Indiz ethnischer Identität. Gerade sie aber zählen zu den »gefährdeten Sprachen«, da die Anzahl ihrer Sprecher stetig zurückgeht.186 Und das, obwohl es durchaus eine Reihe von Einrichtungen zur Förderung gibt, zum Beispiel die Academia de la Lenguas Mayas (»Akademie der Maya-Sprachen«) oder die von Linda Schele eingeführten und von Nikolai Grube fortgeführten Workshops zum Erlernen der Maya-Hieroglyphen. Letztere haben das Ziel, den Maya das Bewusstsein für ihre eigene Geschichte und Kultur nahebringen. Selbst die Entwicklung einer eigenen Literatur in den Maya-Sprachen meistens im Bereich der Poesie, weniger im Prosa-Bereich ändert nichts an dem Problem.

Als Beispiele von Maya-Schriftstellern und -Dichtern sind zu erwähnen: Jorge Miguel Cocom Pech187 (geb. 1952), Marceal Méndez188 (geb. 1979) und Marisol Ceh Moo189 (geb. 1968) als erste Frau in der Maya-Literaturszene. International bekannt wurde der K’ich’e-Dichter Humberto Ak’abal190 (1952–2019), geboren in Momostenago (Dep. Totonicapán, Guatemala). Er war einer der bedeutendsten indianischen Dichter Amerikas überhaupt und zunächst als Schafhirte, Teppichweber, Hilfsarbeiter und in anderen Berufen tätig, ehe er als Dichter berühmt wurde. Seine Gedichte verfasste er in der K’iche’-Sprache und übersetzte sie ins Spanische. Nicht nur in Lateinamerika, sondern auch in den USA und in Europa erschienen seine Werke. Er wurde mehrfach mit Preisen ausgezeichnet, zum Beispiel 1997 mit dem Blaise-Cendrars-Preis, 1998 mit dem Premio Continental Canto de América und 2003 mit dem Guatemaltekischen Staatspreis für Literatur, den er aber ablehnte.

Obwohl der Maya-Bewegung ein Bewusstsein ethnischer Identität zu verdanken ist, hat sich das Ziel einer Einheit von Kultur und Sprache der Maya nicht erfüllt. Heute ist eher eine Vielfalt von Gruppen mit teils unterschiedlichen Interessen zu beobachten. Zudem ist nur ein Teil der Maya-Bevölkerung an dieser Entwicklung beteiligt.

Heilige, Cofradías und Schamanen: Religion als Faktor der Maya-Identität

Gerade die Religion ist immer ein wichtiger und oft entscheidender Faktor ethnischer Identität. So auch im Fall der Maya heute. Durch die Missionierung in der spanischen Kolonialzeit kam es zu einer Vermischung bzw. Synthese christlicher und indianischer Religion. Dadurch erhielten sich die Maya eine Reihe von Elementen ihrer ursprünglichen Religion und damit ein Stück ihrer Tradition. Die Bandbreite reicht dabei vom starken Überwiegen der christlichen Elemente über die Vermischung zu gleichen Teilen bis zum Überwiegen der indianischen Tradition. Mit bestimmten christlichen Heiligen, die man verehrt, verehrt man gleichzeitig indianische Gottheiten. Auch der Maya-Kalender der vorspanischen Zeit findet Verwendung. War er seit der Kolonialzeit in unzugänglichen Maya-Gemeinden ununterbrochen in Gebrauch, gibt es heute sogar Bestrebungen von Wissenschaftlern wie Nikolai Grube, die Maya bezüglich Kalendersystem und Hieroglyphen zu schulen. Darüber hinaus erfreut sich der Maya-Kalender im esoterischen Bereich großer Beliebtheit. Die Maya-»Tradition« wiederum nimmt ihrerseits heute durchaus Elemente der modernen Esoterik auf, wie die Weltuntergangsprophezeiungen für das Jahr 2012 nach dem Maya-Kalender.191

Der Synkretismus bzw. die Symbiose zwischen Christentum und religiöser Maya-Tradition zeigt sich vor allem im Heiligenkult, der Verehrung christlicher Heiliger, die man nicht selten mit den indianischen Gottheiten gleichsetzt. Die Verehrung des Heiligen spielt oft eine wichtigere Rolle als Jesus Christus oder Gottvater. Dabei verwischen sich die Grenzen der katholisch-dogmatischen Unterscheidung zwischen »Anbetung«, welche allein Gott gebührt und »Verehrung«, die den Heiligen und Maria gilt, wie dies allgemein häufig in der katholischen Volksfrömmigkeit der Fall ist. Der Heiligenkult wird für jeden Touristen deutlich, der zum Beispiel eine Kirche in Chiapas besucht: Äußerlich als katholische Kirche erkennbar, fehlen innen weitgehend die üblichen Sitzbänke. Stattdessen fallen die Altäre vor den einzelnen Heiligenbildern und – mit Kleidern versehenen – Heiligenfiguren samt ihren Opfergaben auf: Kerzen, Getränke wie Wasser, Cola oder Alkohol, Blumen, Räucheropfer und anderes mehr. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die Johannes dem Täufer geweihte Kirche von San Juan de Chamula. Zwar wird hier Johannes offiziell als christlicher Heiliger verehrt, aber in seiner Kirche gibt es keinen Altar, und es werden Hühner als Opfer geschlachtet. Sein Fest am 24. Juni wird nicht von einem katholischen Priester, sondern von einem Mayordomo, dem obersten Verwalter einer Cofradía (»Bruderschaft«) organisiert. Denn für die »Betreuung« der Heiligen einschließlich Opfer, Bekleidung und Ausrichtung des Patronatsfestes sind die Cofradías zuständig. Die Cofradía ist eine von den Europäern zur Festigung des Christentums eingeführte Institution, die sich letztlich auf die christlichen Bruderschaften im europäischen Mittelalter zurückführen lässt. Die in der Regel temporären Ämter wie das des Mayordomos oder das des Fahnenträgers, der für die Standarte mit den Insignien des Heiligen und der Bruderschaft zuständig ist, verleihen dem Amtsinhaber ein hohes soziales Prestige. Die Cofradías verbinden nicht nur katholische und indianische Elemente zu einer Symbiose, sondern sind auch ein stabilisierender Faktor der Dorfgemeinschaft, ja der indianischen Identität schlechthin – nicht nur in Mittel-, sondern auch in Südamerika.192

Ein Paradebeispiel für den indianisch-christlichen Synkretismus ist der im Hochland Guatemalas (vor allem Santiago Atitlán) verehrte Heilige Maximón. In dieser Heiligengestalt vermischen sich vorspanische Vorstellungen mit den christlichen Gestalten des Apostels Simon, des Judas Iskariot und des Eroberers Pedro de Alvarado. Seine Gestalt gleicht einem Haciendero oder Geschäftsmann mit Hut, Sonnenbrille, dunklem Anzug, mit einer oder vielen Krawatten, Lederstiefeln und im Mund meist eine ihm dargebrachte brennende Zigarette oder Zigarre. Ihm werden Zuckerrohrschnaps, Geldscheine oder Blumen geopfert. Durch das Anzünden von Kerzen erhofft man sich die Hilfe und Unterstützung des Heiligen bei diversen Anliegen wie Krankheit, Eheproblemen oder Arbeitslosigkeit.

Die Gestalt des Maximón findet sich ebenso im Baile de la Conquista (»Tanz der Eroberung«) wieder. Dies ist ein vor allem im Hochland von Guatemala zum Patronatsfest aufgeführter Tanz, der die spanische Eroberung unter Pedro de Alvarado darstellt. In bunten Kostümen wird dabei die Konfrontation zwischen Spaniern und Indios gezeigt und vergegenwärtigt. Nicht selten treten dabei die Spanier in schwarzen Anzügen auf, dem Outfit von Maximón oder mit blonden Perücken, der Haarfarbe von Alvarado.

Eine wichtige Rolle, vor allem im Fall von Krankheiten, spielen in den Maya-Dörfern nach wie vor die traditionellen Heiler bzw. Curanderos, häufig Schamanen193 genannt. Die Spannweite reicht dabei von traditionellen Heilern und Schamanen in abgelegenen Orten bis hin zu solchen, die durch die Esoterikszene international bekannt wurden und ihren Ruhm vor allem in Verbindung mit dem Tourismus kommerziell nutzen. Das traditionelle Maya-Weltbild geht zum einen von der Einheit des Menschen mit der Natur und dem Kosmos und zum anderen von der Ganzheit des Menschen und demzufolge von der Wechselbeziehung zwischen Körper und Seele aus. Krankheit ist dementsprechend die Störung der universellen Harmonie und Heilung ihre Wiederherstellung. Krankheiten werden konkret verursacht durch besondere Mächte und Kräfte, durch Geister und Dämonen, die vom Kranken durch den Verlust der Seele oder durch einen Regelverstoß in der gesellschaftlichen Ordnung Besitz ergreifen. Die Heilung erfolgt dann in diversen Séancen bzw. Sitzungen, in denen der Heiler – nicht selten unter Einfluss von Drogen – die Krankheitsursachen erkundet und durch bestimmte Riten und Heilmittel den Kranken heilt. Der Erfolg solcher Heilungen beruht oft zum einen auf dem Charisma der Heiler und der verbundenen positiven Erwartungshaltung des Kranken, die nach dem Prinzip des Placebo-Effektes wirkt. Zum anderen verfügen die traditionellen Heiler bzw. »Schamanen« über ein sehr fundiertes Wissen über wirksame Heilkräuter.

Ein weiterer Aspekt der Religion als Faktor ethnischer Identität zeigt sich schließlich darin, dass die vorspanischen Maya-Stätten von den heutigen Maya oft als heilig angesehen werden. Entsprechend wurde im Jahr 2002 in Guatemala das »Gesetz über die heiligen Orte« (Ley de Lugares Sagrados) erlassen, das den Maya das historische, kulturelle und religiöse Recht der Nutzung der archäologischen Stätten zusagt. Gerade an touristisch stark frequentierten Ruinenstätten wird diese Möglichkeit von den Maya darüber hinaus gerne genutzt, um ihre Kultur zu präsentieren und gleichzeitig für ihre Anerkennung in Gesellschaft und Politik zu werben.

185Sturm«(1950), Der grüne Papst (1954) und Die Augen der Begrabenen (1960).

186s. S. 39 f.

187Muk’ult’an in Nool. Secretos del abuelo (»Geheimnisse des Großvaters«), 2001.

188Slajibal ajawetik. Los ultimos dioses (»Die letzten Götter«), 2012; Chiapas Maya awakening. Contemporary poems and short stories (»Chiapas Maya-Erwachen«), 2017.

189X-Teya, u puksi’ik’al koolel. Teya, un corazon de mujer (»Teja, das Herz einer Frau«), 2008.

190In deutscher Sprache erschienen von seinen Werken: Uxaqche’ xuquje ik’ – Hojas y luna – Blätter und Mond (1998), Trommel aus Stein. Gedichte (1998), Das Weinen des Jaguars. 77 Gedichte und ein Bericht (2005) und Geistertanz. Gedichte (2014).

191s. S. 256 f.

192S. dazu z. B. Francisco Gil García: Religionen des zentralandinen Südamerika, in: Münzel, Mark: Indigene Religionen Südamerikas (Die Religionen der Menschheit 7,1), Stuttgart 2021, 236–306.

193Zur Definiton und Problematik des Begriffes s. S. 189 f.