In seinen Kriegen für und gegen Rom verzeichnete Caesar eine Reihe großer Erfolge. Im Jahre 58 bezwang er die Helvetier und den Germanenkönig Ariovist, im Folgejahr das belgische Volk der Nervier, 55 die germanischen Usipeter und Tencterer, schließlich 52 die verbündeten Gallier unter Vercingetorix. Über seine innenpolitischen Gegner siegte er am 9. August 48 bei Pharsalos in Griechenland, am 6. April 46 bei Thapsus in Nordafrika und am 17. März 45 bei Munda in Spanien. Es sind die militärischen Stationen einer einzigartigen Karriere vom Offizier in Kleinasien zum Diktator in Rom. Caesar war stolz auf seine Leistungen als Feldherr und hob sie gebührend hervor. Seine Kommentare wurden durch seine Siege unsterblich, doch in einem Fall war es auch umgekehrt. Eine sekundäre Schlacht am Rande des Bürgerkriegsgeschehens blieb in Erinnerung, weil Caesar seine Leistung in der unübertrefflichen Prägnanz und Kürze beschrieb, die ihm seine Muttersprache erlaubte.
Caesar befand sich auf dem langen Marsch von Ägypten nach Rom und nahm sich für seinen Sieg über den pontischen König Pharnakes II. gerade einmal vier Stunden Zeit. Viel mehr besaß er auch nicht, denn er hatte sich am Nil so lange aufgehalten, dass seine Gegner in Rom bereits das Gerücht ausstreuten, er sei tot.
Im November 48 war Caesar auf der Verfolgung des flüchtenden Pompeius in Alexandria eingetroffen. Die Ägypter überreichten ihm Kopf und Siegelring des Gesuchten. Sie hassten Caesar nicht weniger, doch fürchteten sie ihn mehr. Caesar nahm im ägyptischen Thronstreit Partei für Kleopatra, brannte (möglicherweise) die berühmte Bibliothek von Alexandria mit ihren geschätzten 400 000 Buchrollen nieder und siegte schließlich. Am 27. März 47 nahm er Alexandria ein.
Caesar war nun bereits ein halbes Jahr in Ägypten und blieb trotzdem noch fast drei Monate, bis er die Abreise nicht weiter aufschieben konnte. Seit Dezember 48 war Rom ohne Nachricht von ihm.1
In Kleinasien versuchte währenddessen Pharnakes, der Sohn des großen Mithridates, die ägyptischen Verwicklungen zu nutzen und das Reich seines Vaters zu reorganisieren. Er besetzte die Kolchis, armenisches und kappadokisches Territorium und eroberte Städte an der Südküste des Schwarzen Meeres. Caesar rückte inzwischen über Syrien, Kilikien und Kappadokien nach Pontos vor. Dabei ordnete er die Verhältnisse in den asiatischen Provinzen neu. Pharnakes bot ihm Verhandlungen an, doch Caesar forderte den bedingungslosen Abzug und wagte damit die Schlacht, da Pharnakes diese Forderung ablehnen musste.
Bei Zela, einer Stadt, die in der Ebene lag, durch Stadtmauern und natürliche Erhöhungen aber geschützt war, lagen sich die Heere gegenüber. Der Bericht über den Kampf stammt nicht von Caesar. Er findet sich im Bellum Alexandrinum. Der Autor bleibt anonym, er muss sich aber in der Nähe des Feldherrn aufgehalten haben, denn er notiert dessen Reaktionen.2
Der Leser lernt Caesar so von einer Seite kennen, die in dessen Eigendarstellung nicht vorkommt, nämlich von einer unernsten. Als Pharnakes in Überschätzung seiner Kräfte angreift, ist Caesar geraume Zeit belustigt. Ein Gegner, der seine Soldaten an einem solchen Ort zusammenballt, könne nicht ganz bei Sinnen sein.
Das Amüsement über die „unglaubliche Torheit“ des Pharnakes weicht dem Staunen über das Selbstvertrauen des Gegners und schließlich der Erkenntnis, auf einen solchen Angriff nicht richtig vorbereitet zu sein. Doch das erhellt nur eine Stärke Caesars: die Improvisation. Der anonyme Autor schildert Caesar nun so, wie dieser sich zum Beispiel in der Schlacht gegen die Nervier selbst darstellte. „In ein und demselben Augenblick rief er die Soldaten von der Arbeit ab, ließ die Waffen ergreifen, stellte die Legionen auf und ordnete die Schlachtreihe.“ Die Sichelwagen des Pharnakes werden aufgehalten, und die Veteranen Caesars erzwingen binnen kurzem die Entscheidung. Sie brechen auch den letzten Widerstand und stürmen das gegnerische Lager. Pharnakes flieht daraufhin mit wenigen Reitern.
Ein Brief an die Nachwelt
Die Wahrnehmung des Geschehens ist zwischen den Augenzeugen freilich unterschiedlich. Der anonyme Autor schreibt den Sieg Caesars ordnender Hand zu, aber auch dem günstigen Gelände, dem Einsatz der sechsten Legion und vor allem der Gunst der Götter, „die in allen Kriegslagen helfen, und ganz besonders dann, wenn mit Vernunft und Berechnung allein nichts mehr auszurichten ist“.
Caesar selbst sah das anders. Nimmt man ihn ernst, so hatte er nicht einmal einen Koch dabei: „Ich kam, ich sah, ich siegte.“ Pharnakes war kein Mithridates und kein gleichwertiger Gegner. Was Caesar so von sich überzeugte, war das Gefühl, eine unerwartete Gefahrensituation schnell und taktisch klug gemeistert zu haben.
Obwohl Caesar schon viele Siege errungen hatte, erfüllte ihn dieser mit besonderer Freude, weil er ein so großes Kriegsunternehmen mit solcher Schnelligkeit beendet hatte. Und noch größer war seine Freude, wenn er sich daran erinnerte, nach welchen plötzlich auftauchenden Gefahren, welchen Schwierigkeiten, ihm dieser Sieg zuteil geworden war.3
So berichtet der Augenzeuge, aber er weiß nichts von Äußerungen Caesars nach der Schlacht. Vielleicht war dieser auch zu erschöpft, um unvergessliche Worte zu finden. Das berühmte veni, vidi, vici ist, wie Plutarch erzählt, ein Briefzitat. Caesar richtete den Brief an seinen Freund Matius, Kriegsbegleiter aus gallischen Tagen. Der erste Adressat des Zitats war also ein Leser, und die Nachwelt erfuhr davon gar zuerst in griechischer Sprache: „ἧλθον, εἷδον, ἐνίκησα (êlthon, eîdon, eníkesa).“ Der Biograph Plutarch muss das Besondere des Zitates seinem griechischen Publikum noch erklären: „Im Lateinischen reimen sich diese Worte übrigens und sind von einer unübertrefflichen, packenden Kürze.“4
Plutarch zog für seine römischen Biographien verschiedene Briefwechsel heran. So kennen wir den Ursprung des Zitats. Dass das geflügelte Wort unter den Freunden kursierte, genügte Caesar aber nicht. Ein solches Wortspiel dreier syntaktisch gleichgeordneter, gleich an- und gleich ablautender Verben konnte nicht jede Sprache und jeder Feldherr bieten. Es bedurfte eines größeren Publikums. Als Caesar nach Beendigung des Bürgerkrieges vom 20. September bis zum 1. Oktober vier große Triumphe – über Gallien und Ägypten sowie die Könige Pharnakes und Juba - feierte, konnten die Zuschauer nicht nur die üblichen Kriegsgefangenen und Beutestücke sehen; den pontischen Triumph präludierten große Schautafeln, auf denen für die, die es konnten, zu lesen war: VENI VIDI VICI