16 Halberstadt

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Dom, Altstadt und Landschaftspark sind die Höhepunkte

i Information

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Halberstadt Information, Hinter dem Rathause 6, 38820 Halberstadt, Tel. 039 41/55 18 15, www.halberstadt.de, Mai–Okt. Mo–Fr 10–18, Sa 10–14, So bis 13, sonst Mo–Fr 10–18, Sa 10–13 Uhr

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Der Dom St. Stephanus und St. Sixtus ist berühmt für sein schönes Glockengeläut

Die Stadt liegt knapp 16 km nordöstlich des Harzes in einer vom Flüsschen Holtemme durchflossenen Senke, eingerahmt von den 300 m hohen Hügeln des Huy im Norden und den flachen Kuppen der Spiegelsberge im Süden. 804 ernannte Kaiser Karl der Große Halberstadt zum Bischofssitz für den Osten seines Frankenreiches. Von hier aus wurde fortan die Missionierung der sächsischen Länder betrieben. Den 1491 geweihten Dom und den kostbaren Domschatz sollte man sich keinesfalls entgehen lassen. Im Mittelalter profitierte Halberstadt von seiner Nähe zu den Erzabbaugebieten des Harz und erlebte eine Phase des Wohlstands, der die Stadt ihre reiche Fachwerkarchitektur verdankte.

Das historische Zentrum rund um den Dom macht Halberstadt zu einer Perle des Harzvorlandes. An der Westfassade des Rathauses steht auf dem Holzmarkt der nach Bremen zweitälteste Roland Deutschlands. Mit erhobenem Schwert wacht die Rolandsfigur seit dem Jahr 1433 über die Münz-, Zoll- und Marktrechte der Stadt.

Der Anschluss an das Eisenbahnnetz Mitte des 19. Jh. brachte einen wirtschaftlichen Aufschwung, und so leistet sich Halberstadt schon seit mehr als 100 Jahren eine Straßenbahn.

p Sehenswert
1 Martinikirche

| Kirche |

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Ein mit Reliefs verzierter bronzener Taufkessel aus dem Jahre 1300 ist das älteste Inventarstück der Marktkirche. Die beiden unterschiedlich hohen Türme dienten im Mittelalter als Wachtürme, heute können Besucher sie emporsteigen. Der Treppeneingang liegt an der Nordseite der Kirche. 121 Stufen führen zur Aussichtsplattform zwischen den beiden Türmen, die bei gutem Wetter einen herrlichen Blick bis in den Harz hinein bietet. Ein Turmwächter erteilt Informationen.

Martiniplan 1, Tel. 039 41/60 95 19, Turmbesteigung 11–17 Uhr

2 Dom und Domschatz

| Ausstellung |

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6 Kostbarer Kirchenschatz in gotischem Dom

Der doppeltürmige Dom St. Stephanus und Sixtus ist eine der schönsten gotischen Kathedralen Deutschlands. Er wurde nach französischen Vorbildern 1236 bis 1486 errichtet. Hohe Gewölbe überspannen das langgestreckte Mittelschiff der Kreuzbasilika. Die Triumphkreuzgruppe (um 1220) ist ein Meisterwerk der mittelalterlichen Bildschnitzerei. Drei romanische Wandteppiche zählen zu den ältesten Europas. In Halberstadt wurde 1361 die erste Großorgel der Welt gebaut. Sie hatte eine zwölftönige Klaviatur und war die erste, die weltweit in der Liturgie zum Einsatz kam.

Die Ausstellung in der Domklausur, im Kreuzgang und dem anschließenden Anbau ist neu konzipiert. Als einer der umfangreichsten Kirchenschätze weltweit präsentiert sich dort der Domschatz mit 650 Objekten. Die schönsten Stücke stammen aus der Mitgift Theophanus, der Braut Kaiser Ottos II. Darunter sind prachtvolle Goldschmiedearbeiten wie das Armreliquiar des hl. Nikolaus, der meisterlich gefertigte Abraham-Engel-Teppich aus der Zeit um 1150 oder Preziosen byzantinischer Herkunft. Im Dom finden auch regelmäßig stimmungsvolle Domschatzkonzerte statt.

Domplatz 16a, Tel. 039 41/242 37, www.die-domschaetze.de, Mai–Okt. Di–Sa 10–17.30, So 11–17.30, Nov.–April Di–Sa 10–16, So 11–16 Uhr, 8 €, erm. 6 €

3 Heineanum

| Museum |

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Mit 17.000 präparierten Vögeln, fast 6000 Gelegen, dem Skelett des Urvogels Archaeopteryx, zwei Sauriern, die in Halberstadt gefunden wurden und vielen anderen Exponaten gehört das nach dem Gutsbesitzer und Ornithologen Ferdinand Heine (1809–1894) benannte Haus zu den größten vogelkundlichen Museen Deutschlands. Ausstellungen widmen sich unter anderem der im Harz und im Vorland heimischen Vogelarten und ihrer Lebensräume sowie der Gefährdung der weltweiten Artenvielfalt.

Domplatz 36, Tel. 039 41/55 14 60, www.heineanum.de, Apr.–Okt. Di–So 10–17, Nov.–März Di–So 10–16 Uhr, 6,50 €, erm. 4,50 €

ADAC Spartipp

Der Eintritt ins Heineanum berechtigt zum Besuch zweier weiterer Museen in Halberstadt sowie Ermäßigungen in anderen Häusern und bei der Besichtigung des Domschatzes.

4 Städtisches Museum

| Museum |

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Das Museum im Spiegelschen Palais präsentiert die Geschichte Halberstadts von den ersten frühgeschichtlichen Siedlungen über seine Blütezeit im Mittelalter bis in die Moderne. Ein Stadtmodell von Halberstadt aus dem Jahr 1780 und ein Innenstadtmodell der Jahre 1950 bis 1955 machen deutlich, wie viel historische Bausubstanz im Zweiten Weltkrieg verloren ging. Unter dem Dach befindet sich eine historische Apotheke aus dem 18. Jh. und ein Laboratorium.

Domplatz 36, Tel. 039 41/55 14 70, www.museum-halberstadt.de, April–Okt. Di–So 10–17, Nov.–März 10–16 Uhr, 6,50 €, erm. 4,50 € (siehe Spartipp)

5 Gleimhaus

| Museum |

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Es gehört zu den ältesten deutschen Literaturmuseen. Der Domsekretär Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719 bis 1803) war mit den meisten literarischen Größen seiner Zeit bekannt. Knapp 130 Porträts im »Freundschaftstempel« erinnern an diese Gefährten. Im Handschriftenarchiv wird Gleims Korrespondenz mit Goethe, Schiller, Herder, Klopstock und Lessing gezeigt.

Domplatz 31, Tel. 039 41/687 10, www.gleimhaus.de, Mai–Okt. Di–So 10–17, Nov.–April bis 16 Uhr, 5 €, erm. 3 €

6 Liebfrauenkirche

| Kirche |

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Sie begrenzt im Westen den Domplatz und hat als einzige Basilika an der Straße der Romanik vier Türme. Der heutige Kirchenbau dürfte um das Jahr 1200 fertiggestellt worden sein. Von besonderer Schönheit sind die Chorschranken mit den fast lebensgroßen Stuckfiguren der Zwölf Apostel, von Maria und Christus (Anfang des 13. Jh.).

Domplatz 46, Tel. 039 41/242 10, www.liebfrauenkirche-halberstadt.de, Juni–Okt. Di–Sa 11–17, So 12–17, Nov.–Mai Di–Sa 11–16, So 12–16 Uhr

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Das Berend Lehmann Museum (>) erzählt die Geschichte der Juden in Halberstadt

7 Berend Lehmann Museum

| Museum |

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Das Museum für jüdische Geschichte und Kultur im Jüdischen Viertel gibt Einblick in das Leben der einst größten jüdisch-orthodoxen Gemeinde Preußens. Kern ist das Mikwehaus, in dem sich das rituelle Tauchbad befand. Berend Lehmann (1661–1730) war ein Hofjude, der auch August dem Starken diente, und ein bedeutender Mäzen.

Judenstr. 25, Tel. 039 41/56 70 50, www.moses-mendelssohn-akademie.de, Mai–Okt. Di–So 10–17, Nov.–April bis 16 Uhr, 4 €, erm. 2 €

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Die Klosterkirche St. Burchardi ist der Spielort eines Musikprojekts von John Cage

8 St. Burchardi

| Kunstwerk |

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In der turmlosen spätromanischen Kirche aus dem Jahr 1050 beteten rund 600 Jahre lang Nonnen eines Zisterzienserklosters. Nach ihrer Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg und Wiederaufbau wurde sie 1810 säkularisiert und diente danach u.a. als Scheune und Schweinestall.

Für das Projekt ASLSP (As Slow As Possible) wurde sie renoviert, im Laufe der Aufführung von John Cages Orgelwerk »Organ²/ASLSP« wird eine Cage-Orgel gebaut. Im Jahr 2001, 640 Jahre nachdem die große Orgel im Halberstädter Dom das erste Mal erklang, begann das langsamste Konzert aller Zeiten. Der nächste Tonwechsel findet am 5. September 2020 statt, die Gesamtdauer ist auf weitere 640 Jahre angelegt. Aktuell ist ein Ton aus fünf Orgelpfeifen zu hören.

Am Kloster 1, www.aslsp.org, April–Okt . Di–So 11–17, Nov–März bis 16 Uhr

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Das Belvedere in Spiegelsberge

9 Landschaftspark Spiegelsberge mit Riesenweinfass

| Naturpark |

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Benannt ist der Höhenzug im Süden der Stadt nach dem Domdechanten Ernst Ludwig Christoph Spiegel (1711 bis 1785). Er ließ einen Park nach englischem Vorbild anlegen, der 1771 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Dort ließ er die Ermitage, das Belvedere als Aussichtsturm, ein Mausoleum sowie ein Jagdschlösschen auf dem Bergkamm bauen. In seinem Keller ist das Riesenweinfass (das älteste der Welt) aus dem ehemaligen Gröninger Schloss zu bewundern. Zahlreiche Wanderwege im Park laden zum Spaziergang ein. Gegenüber vom Gästehaus Spiegelsberge mit Biergarten liegt der 10 ha große Tiergarten.

Spiegelsberge, Anmeldung Besichtigung Jagdschlösschen für Gruppen über die Touristeninformation, Park frei zugänglich, Parkführungen Tel. 039 41/55 18 15

ADAC Mittendrin

Wer sich mit den Einheimischen über die Ewigkeit unterhält und eine Metalltafel mit eigenem Text (für 1200 €) kauft, taucht noch tiefer in das Zeitprojekt von John Cage ein. So kann sich jeder ein Klangjahr bis 2640 reservieren.

www.aslsp.com

s Verkehrsmittel

Straßenbahn:

1,60 €, erm. 0,90 €, www.stadtverkehr-halberstadt.de

Mobilitätszentrale Halberstadt: Tel. 039 41/513 05, www.reiseauskunft.insa.de

ADAC Mobil

Von jedem Bahnhof in Sachsen-Anhalt und Thüringen lässt sich mit dem Hopperticket 50 km weit innerhalb des jeweiligen Bundeslandes mit dem Nahverkehrszug fahren. Einzelfahrt 4,90 €, Hin- und Rückfahrt 7,90 €. Eigene Kinder und Enkelkinder unter 15 Jahren fahren kostenfrei mit.

n Parken

Am Breiten Tor, Kirschallee, Quedlinburger Landstraße südl. der Bahn

c Cafés

Kaffeerösterei Löper

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Beste Qualität, guter Service. Schaurösten nach Absprache.

Trillgasse 2, Tel. 039 41/62 19 33, www.kaffeeroesterei-loeper.de, Di–Sa 10–18, So 14–18 Uhr, Plan a2 >

Kaffee Hirsch

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Jüdische Küche in aller Vielfalt.

Bakenstr. 57, Tel. 039 41/58 32 38, Di–So ab 11 Uhr, Plan a2 >

k Kinos

Kinopark

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in ehemaliger Zuckerfabrik mit 7 Kinos und 3D.

Gröperstr. 88, Tel. 039 41/58 66 16, www.zuckerfabrik.de, Plan nördl. b2 >

j Kinder

HaWoGe-Spielemagazin

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Der riesige Indoor-Spielplatz bietet Wellenrutschen, Kletterturm, Kartbahn, Trampoline, Airhockey und Videospielwand für alle Altersklassen sowie spezielle Angebote für Kinder mit Seh-, Hör- und Mobilitätsbeeinträchtigungen.

Ebereschenhof 5, Tel. 039 41/621 21 30, www.hawoge-spiele-magazin.de, Di–Fr 14–19, Sa, So u. Ferien 10–19 Uhr, 6,50 €, Kinder 8 €, Plan südl. a3 >

Schnitzkurse

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Vom Teddystopfen bis zum Holzworkshop reicht das Angebot.

HolzAndi, Werkstatt und Café, Aspenstedter Str. 241, 38822 Ströbeck, 9 km westl. von Halberstadt, Tel. 03 94 27/96 18 06, www.holzandi.de, Plan südl. a3 >

Stadtbibliothek

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Munteres Programm mit Märchen- und Romanrätselspielen, untergebracht im Petershof. Der war 600 Jahre Sitz der Bischöfe.

 Domplatz 49, Tel. 039 41/55 15 00, www.halberstadt.de, Plan a3 >

q Sport

Freizeit- und Sportzentrum

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Baden, Beauty- und Saunaland und viele Sportangebote am Fuß der Spiegelsberge.

Gebrüder-Rehse-Str. 12, Tel. 039 41/687 80, www.fsz-halberstadt.de, Tageskarte 17,50 €, erm. 14,50 €, Plan südl. b3 >

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Im Schachdorf Ströbeck wird Lebendschach gespielt

h In der Umgebung
Schachdorf Ströbeck

| Dorfbild |

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D 1000 Jahre Spieltradition und Lebendschach

Auf dem Platz am Schachspiel treten jedes Jahr im Mai Einheimische zu einem Lebendschachturnier an. Nebenan steht der Schachturm. In ihm soll 1011 ein adeliger Gefangener des Halberstädter Bischofs den Bewohnern das Schachspiel beigebracht haben. Seitdem wird es hier gespielt und gehört seit 2016 zum immateriellen Weltkulturerbe. Turniergewinner hängen ein Schachbrett an ihre Häuser, sogar die Wetterfahne des Kirchturms trägt ein Schachbrettmuster. Den Besuch runden eine Visite des Gasthauses zum Schachspiel, des Europaparks und der St. Pankratiuskirche ab.

Im Schachmuseum sind die weltweiten Varianten des Spiels, die Ortsgeschichte und etwa das berühmte Kurfürstenbrett von 1651 zu bewundern

Rund 6 km westl. Halberstadt, Aus kunft im Schachmuseum : Platz am Schac h spiel 97, Tel. 03 94 27/998 50, www.schachmuseum-stroebeck.de, Di–So 13–17, Nov.–März bis 16 Uhr, 3 €, erm. 1 €

Im Blickpunkt
Walpurgis – wenn die Hexen tanzen

Die Hexen zu dem Brocken ziehn,

Die Stoppel ist gelb, die Saat ist grün.

Dort sammelt sich der große Hauf,

Herr Urian sitzt oben auf.

So geht es über Stein und Stock,

Es farzt die Hexe, es stinkt der Bock.

J. W. von Goethe, Faust I, 1808

Wenn in der Nacht zum 1. Mai die Feierlustigen als Hexen oder Teufel verkleidet den Frühling mit großen Walpurgisfeiern begrüßen, geht es wesentlich gesitteter zu als in Goethes Faust. Ob auf dem Hexentanzplatz bei Thale, in Schierke, Braunlage oder Goslar: Immer steht bei den Feiern der Spaß am bunten Treiben im Vordergrund. Seinen Namen verdankt das Fest der hl. Walburga, die am 1. Mai ihren Namenstag hat und als Schutzpatronin gegen das Verhextwerden bei Mensch und Tier gilt.

Als Goethe den Faust niederschrieb, war das noch anders: Erst 1775 wurde das letzte Todesurteil gegen eine angebliche Hexe in Deutschland vollstreckt. Umso mehr traf das am Ende des 15. Jh. zu, als die Hexenverfolgung mit voller Wucht über Europa hereinbrach. Etwa 100.000 Frauen und Männer fielen ihr zum Opfer. Im 16. und 17. Jh. war der Harz einer der Brennpunkte der Hexenverfolgung im Deutschen Reich. Goethe griff also mit seiner Schilderung der Walpurgisnacht auf dem Brocken Vorstellungen auf, die manchem seiner Zeitgenossen noch ausgesprochen real erschienen. Er ließ sich vermutlich von seiner Brockenbesteigung im Dezember 1777 inspirieren. Ein geeigneter Schauplatz ist der oft sturmumtoste und nebelverhangene Gipfel allemal.

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