image

KUVALYANANDA

(1883–1966)

Swami Kuvalyananda könnte man als einen Pionier des wissenschaftlichen Yoga bezeichnen. Auch er hat maßgeblich zur weltweiten Verbreitung des Yoga beigetragen. Durch seine Arbeit und Ansichten entwickelte sich in der alten traditionellen Yogadisziplin eine weltoffene Haltung, die der modernen Zeit angepasst war und sich auch an rationalen und wissenschaftlichen Aspekten orientierte. Insbesondere durch die wissenschaftliche Vorgehensweise Swami Kuvalyanandas wurde Yoga auch international mehr und mehr akzeptiert und für das Gesundheitswesen und die allopathische Medizin zugänglich.

Geboren wurde Kuvalyananda am 30. August 1883, zu einem Zeitpunkt, als der Nationalgeist von »Mother India« allmählich wieder erwachte. In seiner College-Zeit wurde er stark von Aurobindo Ghose (später Sri Aurobindo) beeinflusst, der als junger Mann Vorlesungen in Baroda hielt. Unter diesem Einfluss wurde er nach seinem akademischen Abschluss an der Bombay University ein engagiertes Mitglied der nationalen Lokmanya, Tilaks Bewegung der Selbstverwaltung (Svaraj).

Während mehrerer Reisen durch Indien registrierte Kuvalyananda, in welch hohem Maße die Bevölkerung ungebildet, abergläubisch und krank an Körper und Geist war. Ihm wurde bewusst, wie wichtig hier die Bildung und Ausbildung war. Um diese Idee zu verbreiten und umzusetzen, wurde er Mitglied der Khandesh Education Society von Amalner, in der er 1916 schließlich zum Leiter des National College wurde.

Seine Zusammenarbeit mit der Jummadada Vyayamshala160 von Baroda und deren Mentor, Rajaratna Manikrao, der ebenfalls ein herausragender Vertreter der indischen Körperkultur war, machte Kuvalyananda deutlich, wie viele unterschiedliche Systeme der Körperkultur in Indien existieren – Yoga eingeschlossen. Dieser Stellenwert des Yoga eröffnete ihm eine neue Sichtweise. Er begeisterte sich für die verschiedenen physischen und psycho-spirituellen Aspekte, was ihn zu einem wachsenden Verständnis der tieferen Bedeutung des Yoga führte. Sein Lehrer wurde der berühmte Yogin Paramahamsa Madhavadasaji aus Bengalen, der sich in Malsar, in der Nähe der Stadt Baroda, niedergelassen hatte, direkt am Ufer des Flusses Narmada.

Die Einsichten in die Yogadisziplin unter der Anleitung von Madhavadasaji gaben Swami Kuvalayanandas Leben und Karierre eine scharfe Wendung. Er wagte es, sich einem völlig neues Aufgabenfeld von einer bis dahin unbekannten Seite zu nähern. 1920 begann er im Baroda Hospital die Auswirkungen der Yogapraxis auf den menschlichen Körper zu untersuchen, wobei ihm einige seiner Studenten halfen. Seine subjektiven Erfahrungen wurden mit wissenschaftlichen Untersuchungen unter Laborbedingungen verbunden. Die Ergebnisse fielen sehr gut aus, was ihn endgültig vom uralten System des Yoga überzeugte. Zugleich ging er davon aus, dass die wissenschaftliche Annäherung an den Yoga zum einen den Yoga selbst, aber mehr noch die spirituellen und materiellen Werte in einer humanen Gesellschaft wieder neu beleben würde. Dies wurde zu seinem Lebenswerk und zu seiner Botschaft.