Ubuntu basiert grundsätzlich erst einmal auf Linux – dies bedeutet, es nutzt den Linux-Kernel als Kern des Betriebssystems. Außerdem basiert es seit Jahrzehnten auf Debian – von diesem Debian bezieht es auch das grundlegende System. Also – Linux-Kernel als Kernel und der Rest vom System stammt von Debian.
Linux hat aber viele Abhängigkeiten – um eine Anwendung zu installieren, sind oft viele weitere Software-Pakete nötig. So wie etwa eine Anwendung Java als Bibliothek benötigt, können andere Anwendungen viele andere Bibliotheken voraussetzen. Dies macht es schwierig, aktuellere Anwendungen innerhalb eines Ubuntu-Releases zu installieren – die Anwendung und ihre Abhängigkeiten müssen zusammenpassen, ansonsten funktioniert die Anwendung nicht oder nur fehlerhaft.
Inzwischen hat Ubuntu neben dem DEB-Paket-Format von Debian ein eigenes Paket-Format namens »Snap« entwickelt – dieses macht es möglich, die eigentliche Software und deren Abhängigkeiten in eine einzige Datei zu packen. Für Entwickler und den Distributor ist es so viel einfacher, eine funktionierende Software für eine Distribution bereitzustellen.
Doch nicht nur Ubuntu hat sein eigenes Paket-Format entwickelt, auch Red Hat hat mit Flatpak sein eigenes Paket-Format, dazu gibt es noch das alte DEB-Format, Appimages und vieles mehr – unendlich viel Software für Ubuntu. Im folgenden Kapitel lesen Sie, wie Sie solche Software installieren.
Ubuntu ist eine Mischung aus dem Paket-Format DEB von Debian – hieraus besteht das eigentliche System – und Snap – Software, die man gerne aktuell hat.
Zuerst sollten Sie das System und die darauf installierte Software natürlich aktuell halten – dies gelingt über die »Aktualisierungsverwaltung«. Sie finden diese im Anwendungsmenü unter dem gleichen Namen – diese Software hält System und Software, also auch Snap-Pakete, aktuell. Tun Sie dies nicht von selbst, wird Ubuntu Sie in Intervallen darauf aufmerksam machen (siehe Abbildung 5.1).
Abb. 5.1: Die Aktualisierungsverwaltung
Das System zeigt die vorhandenen Aktualisierungen, Sie brauchen nur noch auf den Schalter Jetzt installieren zu klicken.
Sie können selbst festlegen, wie oft Ubuntu nach Aktualisierungen sucht – hierzu klicken Sie auf den Schalter Einstellungen. Hier können Sie nicht nur das Intervall anpassen, in dem Ubuntu Aktualisierungen sucht, sondern auch festlegen, dass diese automatisch installiert werden.
Unter anderem lässt sich in diesen Einstellungen auch ein anderer Server festlegen, von dem die Aktualisierungen und weitere Software zur Installation heruntergeladen werden (siehe Abbildung 5.2). Dies ist vor allem dann nützlich, wenn Aktualisierungen oder die Installation von Software sehr langsam vor sich gehen .
Gibt es eine neue Version von Ubuntu, wird Sie das System darauf hinweisen – die Aktualisierung auf die neue Version gelingt anschließend per Mausklick.
Ubuntu LTS wird fünf Jahre unterstützt – möchten Sie auf die Kurzzeit-Versionen (STS – Small Term Support) wechseln, erledigen Sie dies über die Einstellungen zur Aktualisierung auf dem Reiter Aktualisierungen (siehe Abbildung 5.2). Hier wechseln Sie mit dem Schalter »Über neue Ubuntu-Versionen benachrichtigen« auf den Eintrag Für jede neue Version. Der Vorteil der STS-Version ist, dass Sie alle sechs Monate neueste Software erhalten, diese Versionen sind jedoch nicht unbedingt stabil. Es könnte also auch sein, dass etwas nicht funktioniert. Ein Wechsel zurück zur LTS-Version ist jedoch erst bei Erscheinen der nächsten LTS-Version möglich.
Abb. 5.2: Einstellungen zur Aktualisierung
Snap ermöglicht es, aktuellere Software zu installieren, als für das Ubuntu-Release eigentlich vorgesehen, und der Distributor der Distribution hat weniger Arbeit mit der Anpassung der Software an das System. Snap ist seit Kurzem der Standard unter Ubuntu für Benutzer-Software.
Was bedeutet Snap? |
Snap ist ein für Ubuntu entwickeltes Software-Paket-Format. Standardmäßig installiert Ubuntu von Software benötigte Abhängigkeiten als eigene Pakete. Benötigt eine Software etwa Java als Abhängigkeit, werden diese Pakete extra installiert. Ein Snap-Paket besteht wiederum aus der eigentlichen Software und den Abhängigkeiten – also aus allem, was eine Software zum Funktionieren benötigt. »Snap« nennt sich die von Ubuntu entwickelte Technologie und die Software-Pakete (ähnlich wie unter Windows die EXE-Dateien) heißen »Snaps« oder »Snap-Pakete«. Snap-Software ist meist in aktuellerer Version nutzbar – eben weil die Entwickler nicht auf die Abhängigkeiten der Ubuntu-Version achten müssen. An der Stabilität solcher Software gibt es keine Unterschiede zu Ubuntu-Paketen (siehe Abschnitt 5.2.2). |
Sie finden in der Grundkonfiguration bereits das passende Icon für die Installation und Deinstallation von Software im Dock links – es handelt sich um das Icon mit dem »A«. Im Anwendungsmenü suchen Sie nach dem Eintrag »Ubuntu Software« (Abbildung 5.3).
Abb. 5.3: Ubuntu Software
Sie stöbern darin wie in einem Katalog oder wie in einem der App Stores von Android oder iOS – suchen Sie die gewünschte Software. Indem Sie auf einen Eintrag klicken, erhalten Sie nähere Informationen, Screenshots und auch Bewertungen von anderen Benutzern. Zur Installation der gewünschten Software genügt ein Klick auf den Schalter Installieren.
Um nicht gewünschte Software zu entfernen, müssen Sie diese nicht lange suchen – klicken Sie einfach oben in der Mitte auf den Reiter »Installiert«. Hier zeigt sich installierte Software. Mit einem Mausklick entfernen Sie die nicht erwünschten Anwendungen.
Der letzte Reiter »Aktualisierungen« lässt es ebenfalls zu, die installierte Software auf den neusten Stand zu bringen – jedoch nur Snap-Pakete, also Benutzer-Software (System-Software wird im Hintergrund automatisch aktualisiert und von Ubuntu Software nicht angezeigt).
Sie müssen nicht unbedingt »Ubuntu Software« nutzen, um nach Snap-Software zu suchen und sie zu installieren – Sie können auch die Webseite https://snapcraft.io/store mit dem Webbrowser durchstöbern. Dort finden Sie unter anderem größere Screenshots. Sie wählen hier, wenn gewünscht, die Version der Software aus und klicken auf den Schalter Install (siehe Abbildung 5.4).
Abb. 5.4: Der Snap Store im Internet
Haben Sie passende Software gefunden, kopieren Sie den Befehl unter »Install using the command line«, anschließend öffnen Sie das Terminal (mehr dazu im Abschnitt 4.3) und fügen den Befehl per Rechtsklick und Einfügen in das Terminal ein. Sie brauchen nun nur noch mit Enter zu bestätigen.
Der Grundaufbau von Ubuntu – also das System selbst – besteht aus Debian-Paketen. Debian hat eines der größten Software-Archive aller Linux-Distributionen und somit auch mehr Software, als es Snap-Software gibt. Ubuntu bezieht diese Pakete aus dem Software-Archiv von Debian und passt diese auf Ubuntu an – somit haben Sie eine zweite Quelle für Software, die schier unendlich ist.
Ubuntu hat keine grafische Software-Verwaltung für Debian-Pakete vorinstalliert – mit der vorhandenen lässt sich nur das System aktualisieren. Sie können jedoch am Terminal (dazu mehr im Abschnitt 4.3) arbeiten und damit eine grafische Software für die Verwaltung von Debian-Paketen installieren. Hier gibt es zwei Möglichkeiten:
GNOME Software installieren Sie auf dem Terminal mit den Befehlen:
sudo apt update
sudo apt install gnome-software
Synaptic mit den Befehlen:
sudo apt update
sudo apt install synaptic
In Abbildung 5.5 sehen Sie GNOME Software und in Abbildung 5.6 Synaptic.
Abb. 5.5: GNOME Software – Software-Verwaltung für Debian-Pakete
Abb. 5.6: Synaptic – Software-Verwaltung für Debian-Pakete
GNOME Software ist aufgebaut wie Ubuntu Software, Sie finden erst einmal Software in Kategorien aufgeteilt. Indem Sie einen Eintrag öffnen, erhalten Sie eine Beschreibung und Bewertungen. Mit einem Klick auf Installieren installieren Sie die Anwendung. Ebenso einfach ist die Deinstallation von Anwendungen.
Über den Schalter Quelle ganz rechts lässt sich festlegen, ob Sie die Software als Snap-Paket oder als Debian-Paket installieren möchten (nicht immer sind beide Möglichkeiten vorhanden – dies kommt ganz auf den Entwickler der jeweiligen Software an, Snap-Pakete sind meist etwas größer – benötigen mehr Platz auf der Festplatte, sind aber auch aktueller).
Anders als GNOME Software bietet Synaptic ausschließlich Zugang zu Debian-Paketen. Diese Software sieht optisch etwas älter aus – funktioniert nach kurzem Eingewöhnen jedoch sehr einfach.
In der Liste links finden Sie Kategorien – klicken Sie eine solche Kategorie an, öffnet sich rechts daneben der Inhalt. Markieren Sie ein Paket per Mausklick innerhalb einer Kategorie, finden Sie darunter eine Beschreibung – mit einem Klick auf den Schalter Bildschirmfoto herunterladen erhalten Sie auch einen Screenshot.
Vor jedem Paket in der Kategorie finden Sie eine Checkbox – ein grüner Haken darin zeigt, dass dieses Paket installiert ist. Klicken Sie mit der linken Maustaste in die Checkbox – so lässt sich das Paket installieren oder eben deinstallieren.
Ein Klick auf den Schalter Anwenden links oben führt die Aufgabe aus. Sollten sich hierbei Probleme ergeben – etwa Synaptic findet die Pakete nicht –, klicken Sie auf den Schalter Neu laden und starten noch einmal mit Anwenden.
Sie müssen Debian-Software-Pakete nicht unbedingt mit grafischer Software verwalten – Sie können dies auch auf dem Terminal (siehe Abschnitt 4.3) tun.
Als Erstes sollten Sie die Internet-Archive, auf denen die Debian-Pakete liegen, mit dem lokalen System synchronisieren – dies gelingt mit dem Befehl:
sudo apt update
Jetzt lässt sich das komplette Grundsystem, als Ubuntu und die Software, die als Debian-Paket installiert ist, mit folgendem Befehl aktualisieren:
sudo apt upgrade
Sie können natürlich auch nach Software suchen, hierzu nutzen Sie die Option »search begriff«. Als Begriff können Sie die Bezeichnung einer Software, etwas, das die Software können soll, angeben oder auch Dateiformate, mit denen die Software umgehen können soll – etwa:
sudo apt search inkscape
Abbildung 5.7 zeigt eine solche Suche.
Abb. 5.7: Software-Suche am Terminal
Paket-Namen sind grün dargestellt, Beschreibungen weiß. Zur Installation eines Pakets nutzen Sie die Option »install« und geben den Namen des Pakets an – ein Beispiel:
sudo apt install inkscape
Die Deinstallation von Software-Paketen erfolgt durch die Option »remove«. Hier ein Beispiel mit dem zuvor installierten Paket »inkscape«:
sudo apt remove inkscape
Ubuntu speichert die Debian-Pakete zur Installation und zur Aktualisierung im Systemverzeichnis /var/cache/apt/archives/ und löscht diese nicht automatisch. Daher sollten Sie diese Pakete (sie dienen nur zur Installation und werden anschließend nicht mehr benötigt) hin und wieder manuell löschen – ansonsten benötigen diese nur unnötig Platz. Hierzu dient folgender Befehl:
sudo apt clean
In Abschnitt 5.2.1 haben Sie das Ubuntu-Paketformat Snap kennengelernt. Es handelt sich dabei um eine Eigenentwicklung von Ubuntu, ein ähnliches Paket-Format wird von der Linux-Distribution Fedora genutzt – es nennt sich Flatpak und kann auch von anderen Linux-Distributionen genutzt werden. Es hat wie Snap den Vorteil, dass Entwickler es damit einfacher haben, aktuellere Software für Linux zu liefern.
Sie installieren die erforderliche Software-Umgebung über zwei Debian-Pakete am schnellsten auf dem Terminal mit dem Befehl:
sudo apt install flatpak gnome-software-plugin-flatpak
Hiermit wird nicht nur die Software-Umgebung, sondern auch die grafische Paket-Verwaltung »GNOME Software« installiert – siehe Abschnitt 5.2.2. Jetzt fügen Sie das Flatpak-Archiv in das System ein, hierzu starten Sie am Terminal folgenden Befehl:
flatpak remote-add --if-not-exists flathub https://flathub.org/repo/flathub.flatpakrepo
Anschließend starten Sie das System neu. Öffnen Sie jetzt aus dem Anwendungsmenü die grafische Paket-Verwaltung GNOME Software, finden Sie eine umfangreichere Auswahl an installierbarer Software als zuvor.
Hin und wieder findet sich Software als Snap-Paket und als Debian-Paket, hin und wieder auch als Flatpak-Paket. Grundsätzlich macht es keinen Unterschied, ob Sie dann das Snap-Paket oder das Flatpak-Paket installieren – die Auswahl, welches Paket Sie installieren möchten, treffen Sie über den Schalter Quelle rechts oben im Fenster (Abbildung 5.8).
Abb. 5.8: Auswahl zwischen Snap-Paketen und Flatpak-Paketen in GNOME Software
Ubuntu ist zum Thema Software-Pakete leider etwas verwirrend. Grundsätzlich besteht das System – also Systemsoftware – aus Debian-Paketen (Ubuntu deb). Ubuntu möchte es Software-Entwicklern jedoch erleichtern, ihre Software einfacher für Ubuntu zu entwickeln – hierzu wurden die Snap-Pakete geschaffen. Zusätzlich ist es unter Ubuntu möglich, Flatpak-Pakete zu installieren, die Snap-Paketen ähnlich sind.
Es kann also sein, dass Sie beispielsweise den Webbrowser Firefox als Debian-Paket installiert haben – als Snap-Paket oder als Flatpak-Paket ist dieser jedoch in aktuellerer Version verfügbar. Sie können Debian-Pakete, Snap-Pakete und Flatpak-Pakete nebeneinander installieren – im Beispiel hätten Sie dann jedoch drei Einträge von Firefox im Anwendungsmenü. Nutzen Sie lieber aktuellere Versionen als Snap-Paket oder Flatpak-Paket, sollten Sie das Debian-Paket deinstallieren (alles andere wäre auch Platzverschwendung).
Ein weiteres wichtiges Paket-Format unter Ubuntu nennt sich »Appimage«. Es handelt sich hierbei um ausführbare Dateien, ähnlich der EXE-Dateien unter Microsoft Windows. Solche lassen sich unter allen Linux-Distributionen nutzen – eine Installation ist dabei nicht nötig.
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Die Ubuntu-Entwickler haben es verabsäumt, eine System-Software zu installieren, um Appimages zum Laufen zu bekommen. Damit Appimages unter Ubuntu 22.04 funktionieren, installieren Sie die erforderliche System-Software auf dem Terminal mit folgenden Befehlen (Sie finden das Terminal im Anwendungsmenü oder Sie nutzen die Tastenkombination Strg+Alt+T, um es zu öffnen): sudo apt update |
Sie finden solche Anwendungen immer wieder auf Webseiten im Internet, Sie brauchen solche nur herunterzuladen und in einem beliebigen Verzeichnis zu speichern. Diese Dateien haben die Dateiendung ».appimage«.
Appimages müssen einmalig ausführbar gemacht werden – dies gelingt per Rechtsklick auf die Datei und der Wahl von Eigenschaften|Zugriffsrechte. Hier aktivieren Sie die Checkbox Datei als Programm ausführen (siehe Abbildung 5.9), anschließend lässt sich die Software per Doppelklick auf die Datei starten.
Abb. 5.9: Appimages ausführbar machen
PPAs (Personal Package Archive) sind Software-Archive, die von Ubuntu-Benutzern bereitgestellt werden. Software aus solchen Archiven sind kein offizieller Bestandteil von Ubuntu – die Idee dahinter stammt aber von Ubuntu.
PPAs bieten Benutzern die Möglichkeit, Software bereitzustellen, die in Ubuntu entweder nicht vorhanden ist oder aktuellere Versionen von unter Ubuntu verfügbarer Software. So bieten PPAs etwa aktuellere Versionen von LibreOffice oder vom Webbrowser Firefox.
PPAs bieten Fremdsoftware |
Wie schon beschrieben – in PPAs wird Software angeboten, die von Benutzern bereitgestellt wird, es handelt sich dabei um Software, die nicht von Ubuntu geprüft wird. Unter normalen Umständen wird solche Software problemlos funktionieren – könnte jedoch auch die Stabilität des Systems gefährden. Die Nutzung von PPAs erfolgt also auf eigene Gefahr, |
Sie finden die Sammlung von PPAs unter der Web-Adresse https://launchpad.net/ubuntu/+ppas. Jedes PPA enthält eine Beschreibung über die Software, die es bietet und wie man das PPA in Ubuntu integriert.
Die Integration eines PPAs in Ubuntu wird als Administrator auf dem Terminal (siehe Abschnitt 4.3) vorgenommen. Die Syntax dazu lautet:
sudo add-apt-repository ppa:benutzername/ppa
Hierbei brauchen Sie nur nutzername/ppa durch die Angaben aus der Beschreibung auf der Webseite zu ersetzen – im Grunde brauchen Sie nur die Befehle auf der Webseite zu kopieren und am Terminal per Rechtsklick einzufügen.
Die ganze Abfolge der Befehle lautet schließlich:
sudo add-apt-repository ppa:benutzername/ppa
sudo apt update
sudo apt install paket
Ist ein PPA in Ubuntu integriert und die Software daraus installiert, hält sich die Software mit der Aktualisierung des Systems von selbst aktuell. Um ein PPA wieder aus dem System zu entfernen, nutzen Sie erst folgenden Befehl, um alle PPAs anzuzeigen (kann als normaler Benutzer ohne sudo genutzt werden):
apt policy
Jetzt können Sie den Namen des PPAs nutzen, um dieses wieder aus dem System zu entfernen – etwa:
sudo ppa-purge ppa:benutzername/ppa
sudo apt update
Damit wird nicht nur die über das PPA installierte Software entfernt, sondern auch das PPA selbst aus dem System gelöscht.
Haben Sie wie in Abschnitt 2.5 beschrieben Ubuntu mit aktiver Internetverbindung installiert und die Option »Installieren Sie Software von Drittanbietern für Grafik- und WLAN-Hardware und zusätzliche Medienformate« aktiviert, sind benötigte Treiber für Grafikkarte und WLAN schon automatisch installiert. Möchten Sie dies nachholen oder Sie bauen neue Hardware ein, schließen solche an (etwa WLAN-Sticks), öffnen Sie aus dem Anwendungsmenü den Eintrag »Zusätzliche Treiber«.
Diese Systemanwendung überprüft die eingebaute und angeschlossene Hardware und bietet dazu benötigte Treiber zur Installation an. Sie markieren ganz einfach den angezeigten Treiber und klicken auf den Schalter Änderungen anwenden (siehe Abbildung 5.10).
Abb. 5.10: Benötigte Treiber unter Ubuntu installieren
Ubuntu kommt in der Standardinstallation mit vielen Schriften daher – besonders bei unter Windows erstellten Dokumenten sehen diese aber anders aus, da Standard-Windows-Schriften nicht installiert sind.
Eine der ersten Aktionen nach der Installation von Ubuntu wird daher die Installation von unter Windows häufig genutzten Schriften sein. Dies erledigen Sie unter Ubuntu am Terminal mit dem Befehl:
sudo apt install ttf-mscorefonts-installer
Sie müssen die Installation der proprietären Schriften bestätigen, dafür wechseln Sie mit der Tab-Taste auf den Schalter OK und bestätigen mit Enter (siehe Abbildung 5.11). Anschließend führen Sie dieselbe Prozedur mit der Lizenz aus – Sie wechseln mit der Tab-Taste von Nein auf Ja und bestätigen mit Enter.
Abb. 5.11: Windows-Schriften unter Ubuntu installieren
Haben Sie Schriften aus dem Internet heruntergeladen, gelingt die Installation solcher ganz einfach. Meist sind diese in ein ZIP-Archiv komprimiert – Sie entpacken diese per Rechtsklick und wählen Entpacken, anschließend klicken Sie die Schrift-Dateien doppelt an. Es öffnet sich ein Fenster mit einer Ansicht der Schrift – Sie brauchen nun nur noch auf den Schalter Installieren zu klicken (siehe Abbildung 5.12).
Abb. 5.12: Schriften unter Ubuntu installieren
Windows-Software lässt sich unter Ubuntu nicht ohne Hilfe installieren und nutzen. Hierzu sind die Betriebssysteme Windows und Ubuntu (Linux) einfach zu verschieden.
Es gibt jedoch zwei Möglichkeiten, um dieses Problem zu umgehen:
Windows nutzt andere System-Aufrufe als Ubuntu – die Art, wie Anwendungen mit dem Betriebssystem kommunizieren, um zu funktionieren, ist also unterschiedlich. Wine übersetzt diese System-Aufrufe für Linux. Dies funktioniert mit vielen Anwendungen und auch mit Spielen – nicht aber mit allen.
Eine Datenbank, welche Anwendungen und Spiele wie gut mittels Wine funktionieren, finden Sie unter https://appdb.winehq.org. Taucht eine Anwendung in dieser Liste nicht auf, bedeutet dies nicht gleich, dass die Software mit Wine nicht funktioniert – einen Versuch ist es immer wert.
Der Vorteil von Wine gegenüber virtuellen Maschinen ist, dass Wine keine starke Hardware und wenig Platz auf der Festplatte benötigt. Sie installieren diese Software als Debian-Paket (siehe Abschnitt 5.2.2) am schnellsten über das Terminal mit folgenden Befehlen:
sudo dpkg --add-architecture i386
sudo apt update
sudo apt install wine32
Für reine 64-Bit-Anwendungen installieren Sie zusätzlich das Paket »wine-stable«:
sudo apt install wine-stable
Nach der Installation gilt es, Wine einmalig zu konfigurieren – dies gelingt am Terminal mit dem Befehl:
winecfg
Es dauert wenige Sekunden, bis Wine eingerichtet wurde, anschließend öffnet sich ein Fenster mit der Konfiguration der Software (siehe Abbildung 5.13).
Abb. 5.13: Konfiguration von Wine
Die wichtigste Einstellung findet sich auf dem Reiter »Anwendungen«. Hier passen Sie die Windows-Version an. In der Regel ist es besser, eine ältere Version anzugeben – außer es handelt sich bei der zu installierenden Windows-Software um eine solche, die nur auf einer aktuelleren Windows-Version läuft.
Alle anderen Einstellungen sind kaum der Rede wert. Schließen Sie das Fenster mit einem Klick auf Anwenden und OK.
Um eine Windows-Anwendung zu installieren, öffnen Sie das Verzeichnis mit der Windows-EXE-Datei im Dateimanager, klicken mit der rechten Maustaste in das Fenster auf eine freie Stelle und wählen den Eintrag In Terminal öffnen. Im Beispiel nennt sich die Windows-Datei »iview460_setup.exe« – Sie geben den Befehl wine ein, fügen ein Leerzeichen hinzu und anschließend den Dateinamen der Windows-EXE:
wine iview460_setup.exe
Zur einfachen Vervollständigung des Dateinamens geben Sie die ersten Zeichen des Dateinamens an und drücken die Taste Tab – das Terminal vervollständigt den Dateinamen und Sie brauchen nur noch mit Enter zu bestätigen.
Nach wenigen Sekunden öffnet sich die Installationsroutine wie unter Windows bekannt, Sie brauchen sich nur noch durch diese zu klicken (Abbildung 5.14).
Abb. 5.14: Installation von Windows-Software mit Wine
Die installierte Windows-Software trägt sich, wie jede andere Anwendung auch, im Anwendungsmenü unter Ubuntu ein.
Eine virtuelle Maschine benötigt um einiges mehr Platz auf der Festplatte – erst einmal die Software für die virtuelle Maschine, dazu das darauf installierte Windows. Auch sollte der Computer selbst über genug Leistung verfügen – er muss immerhin zwei Betriebssysteme zur selben Zeit ausführen.
Eine virtuelle Maschine, also ein virtueller Computer, besteht aus der eigentlichen Software, diese emuliert die Hardware des Computers, und einer virtuellen Festplatte – eine große Datei, auf dieser wird das Betriebssystem installiert.
VirtualBox ist eine sehr einfach zu nutzende Software, um virtuelle Maschinen zu erstellen – mit dieser Software lässt sich nicht nur Windows unter Linux installieren, sondern auch weitere Linux-Distributionen. Sie installieren diese Software über Debian-Pakete (siehe Abschnitt 5.2.2) durch die Pakete »virtualbox-qt virtualbox-ext-pack virtualbox-guestadditions-iso« – am schnellsten auf dem Terminal durch den Befehl:
sudo apt install virtualbox-qt virtualbox-ext-pack virtualbox-guestadditions-iso
Beim ersten Start der Software gilt es, eine neue virtuelle Maschine (die Bezeichnung für virtuelle Computer) anzulegen – hierzu klicken Sie auf den Schalter Neu (Abbildung 5.15).
Abb. 5.15: Erstellen einer virtuellen Maschine mit VirtualBox
Zu Beginn geben Sie einen Namen für die virtuelle Maschine an, den Ordner – also das Verzeichnis, in dem diese gespeichert werden soll – können Sie belassen, wie er ist. Unter »Typ« geben Sie die Art des zu installierenden Betriebssystems an – also etwa Windows oder Linux, darunter die Version des Betriebssystems.
Weiter geht es im nächsten Fenster mit der »Speichergröße« – hiermit ist der Arbeitsspeicher gemeint. Hier müssen Sie bedenken, der Wirt – also das auf dem realen Computer installierte System – und der Gast – das Betriebssystem auf der virtuellen Maschine – teilen sich den Arbeitsspeicher des realen Computers. Ubuntu benötigt minimal 2 GB Arbeitsspeicher, Windows 11 minimal 4 GB. Sie können dem virtuellen Windows natürlich auch mehr Arbeitsspeicher über den Regler geben – es läuft dann schneller. Hat Ihr Computer aber etwa nur 6 GB Arbeitsspeicher verbaut, können Sie dem virtuellen Windows nicht mehr als 4 GB geben, denn dann wird Ubuntu instabil.
Im folgenden Fenster aktivieren Sie die Checkbox Festplatte erzeugen und belassen den voreingestellten Dateityp auf VDI (VirtualBox Disk Image) (andere sind nur nötig, wenn Sie die virtuelle Maschine auch mit anderen Anwendungen für virtuelle Maschinen nutzen möchten). Das nächste Fenster bietet folgende zwei Möglichkeiten für die Größe der virtuellen Festplatte an:
Haben Sie die zweite Option (feste Größe) gewählt, vergeben Sie anschließend die Größe der virtuellen Festplatte. Hierbei sollten Sie bedenken – sie muss das Betriebssystem aufnehmen (bei Windows etwa 40 GB), weitere zu installierende Windows-Software und auch weitere Daten wie etwa Dokumente.
Zurück im Hauptfenster angelangt, gilt es, noch eine Anpassung vorzunehmen, nämlich das Medium auszuwählen, von dem das Betriebssystem installiert wird. Dazu klicken Sie auf den Schalter Ändern und in den sich öffnenden Einstellungen auf den Eintrag Massenspeicher (Abbildung 5.16).
Abb. 5.16: Startmedium für die virtuelle Maschine angeben
Klicken Sie in der mittleren Liste auf den Eintrag Leer und ganz rechts auf den Schalter mit der DVD – hier wählen Sie über den Dateimanager das DVD-Laufwerk oder die ISO-Datei, von der das Betriebssystem installiert werden soll. Mit einem Klick auf den Schalter OK rechts unten übernehmen Sie die Einstellungen und im Hauptfenster klicken Sie auf Starten.
Die virtuelle Maschine startet und deren Bildschirm erscheint in einem neuen Fenster (siehe Abbildung 5.17).
Abb. 5.17: Installation von Wine in einer virtuellen Maschine
Ältere Windows-Versionen brauchen keine Vorbereitung – Windows 11 benötigt jedoch einen sogenannten TPM-Chip als Hardware. Dieser lässt sich derzeit unter Linux nicht emulieren, daher müssen Sie diese Windows-Version anweisen, ohne einen solchen zu starten. Dazu mehr in folgenden Tipp:
Windows 11 in der virtuellen Maschine installieren |
Sind Sie im ersten Installationsfenster angelangt (siehe Abbildung 5.17), klicken Sie auf den Schalter Weiter. Windows wird melden, dass es auf diesem Computer nicht installiert werden kann. Brechen Sie also mit einem Klick auf Ja ab. Drücken Sie die Tastenkombination Umschalt+F11 – es öffnet sich das Windows-Terminal. Geben Sie den Befehl regedit ein – im sich öffnenden Registrierungseditor navigieren Sie durch den Pfad »HKEY_LOCAL_MACHINE\SYSTEM\Setup«. Hier erstellen Sie über das Menü Bearbeiten|Neu einen neuen Schlüssel mit dem Namen »LabConfig« – es handelt sich hierbei um ein Verzeichnis. Klicken Sie rechts in das neue Verzeichnis und erstellen über »Neu« einen neuen »DWORD-Wert (32 Bits)« mit der Bezeichnung »BypassSecureBootCheck« und einen weiteren mit der Bezeichnung »BypassTPMCheck«. Anschließend klicken Sie doppelt auf die beiden erstellten Einträge und setzen den Wert »1«. Nun schließen Sie den Registrierungseditor und das Terminal. Klicken Sie nochmals auf »Installieren«. |
Wurde Windows installiert, gilt es, die Gasterweiterungen zu installieren. Diese sorgen für eine bessere Integration von Windows in VirtualBox. So lassen sich etwa Dateien zwischen dem in der virtuellen Maschine installierten Windows und dem realen Linux tauschen oder Windows im Fenster ins Vollbild schalten. Hierzu öffnen Sie im laufenden Windows im VirtualBox-Menü das Menü Geräte|Gasterweiterungen einlegen, anschließend öffnen Sie unter Windows den Dateimanager und darin das CD-Laufwerk. Per Doppelklick installieren Sie die Datei »VboxWindowsAddition« (Abbildung 5.18) – zuletzt starten Sie das virtuell installierte Windows neu.
Abb. 5.18: Gasterweiterungen für Windows installieren
Um Dateien zwischen Linux und Windows zu tauschen, sollten Sie eigens dafür ein Verzeichnis einrichten. Es ist zwar möglich, das komplette Home-Verzeichnis zu nutzen oder das komplette Linux-System – dies ist jedoch nicht gerade vorteilhaft. Würde etwa das virtuell installierte Windows von Schadsoftware befallen, könnte diese auch auf die eigentlich sicheren Daten unter Ubuntu zugreifen – und diese natürlich auch verschlüsseln.
Meine Empfehlung lautet: Legen Sie hierfür ein eigenes Verzeichnis an, auf das anschließend beide Betriebssysteme Zugriff haben. In den Einstellungen zum virtuellen Rechner in VirtualBox öffnen Sie den Eintrag Gemeinsame Ordner und fügen dieses Verzeichnis per Klick auf den Schalter Fügt einen neuen gemeinsamen Ordner hinzu in die virtuelle Maschine ein (siehe Abbildung 5.19).
Abb. 5.19: Gemeinsame Ordner für den Tausch von Dateien erstellen
Nach dem Erstellen eines gemeinsamen Ordners in VirtualBox öffnen Sie den Dateimanager (Windows Explorer) und klicken links in der Orte-Liste auf den Eintrag »Netzwerk«. Haben Sie bisher an den Einstellungen nichts verändert, wird Windows nachfragen, ob Sie das System im Netzwerk sichtbar machen möchten – diese Nachfrage bejahen Sie.
Unter dem Eintrag »Netzwerk« findet sich anschließend ein neuer Eintrag mit der Bezeichnung »VBOXSVR«, diesen öffnen Sie per Doppelklick. Er beinhaltet wiederum das Verzeichnis, das Sie bei der Erstellung des gemeinsamen Ordners angegeben haben. Alle Dateien, die Sie in diesem Verzeichnis ablegen, können von beiden Betriebssystemen genutzt werden (siehe Abbildung 5.20).
Abb. 5.20: Gemeinsame Ordner zum Tausch von Dateien