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Titelei
Impressum
Widmung
1Es war das Porträt eines Mannes. Eine Reinigung hatte kürzlich die ganze Pracht der Farben zutage gefördert: der Hintergrund in glühendem Rot, das Karmesin der Rubine in dem juwelenbesetzten Kragen und auf der Hutbrosche, das Gold der Stickerei am Wams, das unter der aufklaffenden Robe zu sehen war, und an den geschlitzten Ärmeln. Dennoch war der Gesamteindruck düster, fast melancholisch. Schulterlanges, braunes Haar umrahmte das hagere Gesicht. Es war nicht das Gesicht eines jungen Mannes, obwohl das Modell knapp dreißig Jahre alt gewesen war, als es gemalt wurde. Falten durchsetzten den verkniffenen Mund und bildeten tiefe Furchen zwischen den dicht zusammenstehenden Augen, deren Blick sich nicht auf den Betrachter, sondern auf eine innere Vision richtete. Welche Gedanken ihn auch immer bewegten, sie konnten nicht erfreulich gewesen sein.
2Thomas hatte Tomate auf der Krawatte.
3Es dauerte ein paar Sekunden, bis Thomas die schattenwerfenden Gebilde als Fässer identifizierte und begriff, daß das Licht von den in dem Regal aufgereihten Flaschen reflektiert wurde. Auch auf dem Boden glitzerten Glasscherben.
4Jacqueline war auf dem Heimweg mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt. Als sie ins Haus kamen, ging sie hinauf, um sich umzuziehen. Das Klettern über den Zaun hatte nicht nur gezeigt, daß sie körperlich fit war, sondern auch, daß sich weiße Hosen nicht für Begegnungen mit rostigen Eisenstäben eigneten.
5In der Schrecksekunde zwischen Entdeckung und Aktion gaukelte die ausufernde Phantasie Thomas eine ganze Reihe von Horrorbildern vor – eine überflüssige Energieleistung. Als Jacqueline das Kissen wegzog, sah er Percys rosiges Gesicht, den geöffneten Mund, die feuchten Lippen, die bei jedem Atemzug vibrierten.
6Thomas legte schützend den Arm um Jacqueline. Sie zitterte. Zusammen durchquerten sie den Raum. Jacqueline streckte die Hand aus, packte das flachsfarbene Haar und hob den Kopf in die Höhe.
7Als Thomas im Salon ankam, war er außer Atem – zum Teil wegen seiner Gemütsverfassung, zum Teil wegen der Geschwindigkeit, mit der er die langen, leeren Flure entlang gerannt war. Er bemühte sich vergebens, Jacquelines Blicke auf sich zu ziehen; sie plauderte mit Mrs. Ponsonby-Jones und Lady Isobel. Thomas schloß aus Lady Isobels albernem Grinsen, daß sie bereits ein oder zwei Gläschen getrunken hatte, um sich für die zu erwartenden Aufregungen dieses Tages zu stärken.
8»Du hast nie Karate gelernt«, sagte Thomas. Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
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