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1 DER FELSBROCKEN DREHTE sich lautlos im Hochvakuum, und die junge Frau mit ihm. Sie drückte die Nase ans Bullauge und wartete darauf, dass die Nacht über diesen Teil der Basis hinwegflutete. Schon bald würde die Dunkelheit kommen, schnell und eisig, und dann würde sie die Sterne des lokalen Volumens sehen, die riesige blaugrüne Perle des Planeten tief unter ihr und die Lichter des nächsten Habs, einer anderen Militärstation auf diesem ausgehöhlten kleinen Mond 2 »SIE WERDEN ALT. Schon wieder.« 3 ES BLIEB KEINE ZEIT für einen Lebendscan, also hatten sie dem Yakuza-Unterboss den Kopf abgeschnitten, ihn schockgefrostet und in einen Eiskübel geworfen. Aber inzwischen schmolz das Eis zusehends, die wütenden Gangster rückten ihnen auf die Pelle, und Sephina L’trel stellte die Entscheidungen infrage, die sie an diesen Punkt ihres Lebens gebracht hatten. Die Herrin und Kommandantin der Je Ne Regrette Rien kauerte hinter dem Bartresen und wechselte gerade das Magazin, da pulverisierte ein Plasmasturm aus automatischen Waffen Hunderte Spirituosenflaschen in den Regalen über ihrem Kopf und entzündete den überhitzten Alkohol. Es gab eine gewaltige Explosion. Geschmolzenes Glas regnete auf sie und ihre Leute herab, und gezackte Scherben bohrten sich in die Nanopanzerung ihrer langen Mäntel 4 PRINZESSIN ALESSIA SZU SURI SUR MONTANBLANC UL HAQ war stinksauer. Ihre Gouvernante hatte sie aufgespürt, und jetzt musste sie den Garten verlassen, in dem sie mit Caro und Debin gespielt hatte, und ins Musikzimmer zurückkehren. Zum Flötenunterricht 5 DER MANN IN ZELLE M23 – und er war ein Mann, ganz egal, was irgendwer sagte – spritzte sich Wasser ins Gesicht. Es war kalt, fast ein Schock. Er spürte es. Die Kälte. Die verfluchte Nässe des Wassers, in einer Eindringlichkeit, wie man sie normalerweise nicht empfindet, wenn man gedankenlos durch den Tag schlendert und nicht weiter über seine Existenz nachdenkt. Das Wasser, das in das Waschbecken in seiner Zelle sprudelte, war da. Und es würde immer noch da sein, hier in der wirklichen, berührbaren Welt, wenn der Mann, den man einmal Korporal Booker3-212162-930-Infanterie genannt hatte, nicht mehr da oder auch dort oder irgendwo sonst sein würde. Und das würde schon sehr bald der Fall sein. Denn Booker war ein Verurteilter 6 ARCHON-ADMIRAL WENBO STROMS kampfbereites Brüllen dröhnte durch den Trainingsraum seines Schiffs und hallte zwischen den Grafit-Schotts wider. Unter seiner Haut zeichneten sich überdeutlich die Muskeln ab, die dicken blauen Venen an Armen und Brust sahen aus, als würden sich Regenwürmer durch sein Fleisch graben. Die schiefen weißen Zähne hatte er vor lauter Konzentration fest zusammengebissen, und Schweiß rann ihm über die Schläfen. Über seiner Brust sah er die leicht durchgebogene Gewichtsstange zittern, die Lichtstreifen an der Decke meißelten ihre Konturen aus der Luft. Er konzentrierte sich noch mehr. Vom Stahl würde er sich nicht besiegen lassen, nicht jetzt und auch sonst niemals 7 LAUTLOS GLITT DIE Defiant durch den tiefen Saum der Dunkelheit. Seit Wochen bestand ihre einzige Verbindung nach Hause aus gelegentlichen, allerkürzesten Bruchstücken verschlüsselter Daten, die sie über eine komplizierte Wurmlochverbindung schickten. Lucinda machte die Isolation nichts aus. Sie war schon lange auf sich allein gestellt. Als man ihren Vater geholt hatte, war sie über Nacht praktisch zum Waisenkind geworden, und ihre beiden längeren Kommandos vor der Defiant waren nicht gerade prädestiniert dafür gewesen, lebenslange Freundschaften zu gründen. Auf der Resolute – auf der sie den Großteil einer Mission verbracht hatte, über die sie lange Zeit vollkommenes Stillschweigen hatte bewahren müssen – hatte sie ein Shuttle voller Nachrichtendienstler und Spione befehligt, von denen sie später nie wieder etwas gehört oder gesehen hatte. Und als Unteroffizierin auf dem terranischen Flottenschiff No Place for Good Losers hatte sie schön den Kopf unten und die Klappe gehalten vor lauter Angst, den guten Namen der KAM zu besudeln. Und auch später, als sie endlich das Vertrauen der Leute von der Erde errungen und sich gerade weit genug geöffnet hatte, dass einige wenige an ihrer Verteidigung vorbeischlüpften und sich mit ihr anfreundeten, hatte sie doch immer ganz klar gewusst, dass sie nach diesem Einsatz keinen von ihnen je wiedersehen würde. Wurmloch-Kommlinks waren ein sehr schneller Weg, Daten ins Herz des Volumens zu senden. Innerhalb der menschlichen Besiedlungszone war die Kommunikation so nah an Echtzeit, dass der Unterschied praktisch nicht ins Gewicht fiel. Aber mithilfe althergebrachter Raumfaltung zur Erde zu reisen bedeutete von ihrer Heimatwelt Coriolis aus eine mehr als achtzehn Monate lange Reise. Und die Kosten für diese Reise waren, tja, astronomisch. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie jemanden von der Good Losers jemals wiedersehen würde, war verschwindend gering 8 BATAVISCHE SONNENUNTERGÄNGE waren auf diesem Längengrad spektakulär, aber kurzlebig. Als sich die hiesige Sonne anschickte, hinter dem Horizont mit dem säbelzahnartigen Goroth-Gebirge abzutauchen, färbte sich der weite blaue Himmel rosa, dann orange, und leuchtete schließlich in einem tiefen, feurigen Rot. Mac spürte, wie die Hitze aus dem Tag sickerte und dann kurz vor Einsetzen der Dunkelheit gänzlich floh. Die Eisensteinwüste, tagsüber ein Ofen, aus dem die Hitze alles Leben brannte, fing langsam an, sich zu regen. Steinkrabben flitzten über Felsen und Sand, ihre kleinen Scheren erzeugten eine so rasche Abfolge von Klicklauten, dass es an terrestrische Zikaden erinnerte. Sandmilben und Feuermücken schwärmten in dichten schwarzen Wolken aus und umschwärmten McLennan, angezogen von seiner Atemluft. Heros elektromagnetisches Feld hielt sie auf Abstand, andernfalls wären sie über ihn hergefallen 9 SOBALD SIE IN DER VILLA ankam, wollte sich Alessia, die niemals die Dienerinnen zu Hilfe rief, wenn es sich vermeiden ließ, auf die Zugklingel stürzen, die sie herbeischwirren lassen würde. Zweimaliges Klingeln würde ein halbes Dutzend Dienerinnen um sie versammeln, die ihr ein Bad einlassen und Kleidung heraussuchen würden, ihr verknotetes Haar glattbürsten und  10 ALS SIE IHN SCHLIESSLICH HOLTEN, kamen sie mit schwerem Aufgebot: ein Captain in Paradeuniform, Orr und zwei Krawallbekämpfungsmechs. Die Mechs waren so groß, dass sie nicht nebeneinander in den Gang passten. Einer ging voran, der andere bildete das Schlusslicht. Booker wusste nicht, ob sie vom Intellekt des Habs gesteuert wurden oder Geisterreiter an Bord hatten 11 CAPTAIN HAYES tötete Wojkowski mit einem Schuss mitten ins Herz, aber erst nachdem der Komm-Offizier die Zähne tief in den Arm eines neben ihm stehenden Soldaten geschlagen hatte. Seinen Angriffen wohnte dieselbe mörderische Wut inne wie denen von Kapitän Torvaldt. Aufknurrend riss der Soldat seinen Arm fort, wodurch er zwar einen Brocken Fleisch verlor, aber seinem Kommandanten freies Schussfeld auf den Berserker verschaffte 12 SEPHINA WUSSTE, dass irgendetwas gewaltig schieflief, als immer mehr Schreie gellten, nachdem ihnen die Munition ausgegangen war. Nicht ihre Schreie. Die der YGs. Coto hatte gerade einen Transfer zu Deuce2 improvisiert. Neuneinhalb Millionen gestohlene Yen, zu gut versteckt, als dass die Gumis es hätten zurückstehlen können. Seph versuchte, ihre Chancen einzuschätzen, mit der Yakuza zu verhandeln. Den sicheren Rückzug von Eassar zu erkaufen, indem sie ihnen das Geld wiedergab. Das Geld und das Versprechen, ihnen nie wieder vor den Karren zu scheißen. Ein Versprechen, das sie natürlich nicht einhalten würde. Und ein sicherer Rückzug, auf dessen Sicherheit sie nicht bauen konnte 13 DER TOBENDE und um sich schlagende Zweite Prinz des Hauses Yulin schwebte zwei Meter über dem Boden, weit genug von den Mitgliedern des Grabungsteams entfernt, dass er niemanden in die Finger bekam. Sein Diener, namenlos und frisch verblichen, lag in einer dunklen Pfütze im Sand, noch immer quoll ein schwaches Blutrinnsal aus den schrecklichen Wunden in Hals und Gesicht. Die Satellitenstation, die er aufgebaut hatte, war nur noch ein Haufen Schlacke. Ein schwelender Trümmerhaufen aus geschmolzenem Metall, von Hero mit einem schimmernden Kraftfeld sicher abgeschirmt 14 DER TRANSFER LIEF SAUBER. Booker fand keine Spur von dem anderen, der vor ihm hier gewesen war. Er nahm den Mech so vollständig in Besitz wie ein Brüter den ersten natürlichen Körper, in den er geboren wurde. Der Hautsack, den er zurückließ, lag reglos und leer im Koma und wartete darauf, dass eine neue Seele in ihn übertragen wurde 15 DAS DECK DER Liberator, einer fünf Kilometer langen Astralfestung, neigte sich unter Archon-Admiral Stroms Stiefeln um fast dreißig Grad. Der selbstmörderische Angriff einer armadalischen Korvette hatte das Flaggschiff zu diesem extremen Manöver gezwungen. Die urplötzliche Wendung fort von dem kleinen, sich selbst zerstörenden schwarzen Loch, das die Armadalen ihnen in die Flugbahn gepflanzt hatten, überforderte für einen Augenblick die Masseträgheitskompensatoren. Der Admiral stand ganz ruhig im Zentrum der Brücke und ging leicht in die Knie, um den unerwarteten Kurswechsel abzufedern. Als die g-Kräfte an ihm rissen, hätte er fast eine Hand auf den glatt polierten hölzernen Handlauf gelegt, der sein Podest von der direkt unter ihm liegenden Ebene trennte, auf der die diensthabenden Offiziere an ihren Posten arbeiteten. Aber er widerstand dem natürlichen Reflex, sich abzustützen, zuversichtlich, dass die Effektoren der Lib das Manöver ausgleichen konnten. Ihm war klar, dass die Brücke ihn beobachtete – die ganze Flotte tat das –, also verlagerte er nur seinen Schwerpunkt, als stünde er auf einem alten Segelschiff, das über eine besonders wilde Woge hinwegglitt, und wartete darauf, dass die Astrale Festung die unvorstellbaren Newtonschen Kräfte bezwang, die sie auseinanderzureißen drohten 16 DIE KABINENTÜR schloss sich hinter Lucinda, und sobald niemand sie mehr sehen konnte, sackte sie in sich zusammen. Es blieben ihr nur wenige Minuten bis zum Beginn der Einsatzbesprechung, und sie musste aus ihrer Uniform raus, die steif war von all dem Blut, das nicht ihres war. Aber wenn sie ehrlich war, brauchte sie auch einfach einen Moment für sich allein 17 AUTONOME SUBROUTINEN waren angesprungen und dämmten den Brand in Taros Bar ein, wahrscheinlich sobald Seph und die anderen hinausgestürmt waren. Nun waren sie wieder da, schleiften ihre Ärsche aus der Gefechtszone draußen auf den Platten wieder zurück in die Bar und hofften darauf, irgendein Schlupfloch zu finden, um heimlich auf die Regret zu schlüpfen 18 EINE DER LANDEFÄHREN in der oberen Atmosphäre explodierte, und der Widerschein badete die flache Ödnis der Eisensteinwüste in grellweißes, kaltes Licht. Hinter den unzähligen Gesteinsbrocken und einsamen, weit verstreuten Granitfelsen sprangen scharf umrissene Schatten hervor. Knorrige, blattlose Distelbüsche schienen Phantome heraufzubeschwören, die wie die Geister der hier Umgekommenen über den Boden tanzten, und die gewaltige Silhouette der Voortrekker schien auf der Seite, die dem gleißenden Licht abgewandt war, Dunkelheit zu erbrechen; die aufgerissene, verformte Panzerung ließ schattenartige, dunkle Klauen und Fänge über den Wüstenboden scharren 19 ALESSIA BEFAND SICH nicht mehr in Skygarth. Sie hatte keine Ahnung, wo sie jetzt war. Sie sah nichts. Nur vage erinnerte sie sich daran, wie der alte Sergeant Reynolds sie auf dem Rücken getragen hatte, huckepack, wie bei einem Spiel oder einer Gartenparty 20 DIE SPRENGSCHUTZTÜREN AM anderen Ende des Gangs explodierten nach innen. Booker warf seinen gewaltigen gepanzerten Körper zwischen die beiden organischen Lebewesen und die Explosion. Seine Mech-Sensoren sandten ihm einen alles entscheidenden Sekundenbruchteil vorher eine Warnung, und weil seine Reaktionszeit eine Frage von Software und Schaltkreisen war statt von primitiven Innereien, schaffte er es, immerhin Orr gegen das Schlimmste abzuschirmen 21 NIEMAND WÜRDE DIE Defiant jemals mit einem Vergnügungskreuzer verwechseln. Das Design des Kriegsschiffs war zweckdienlich und ohne jeden Schnörkel. Aber Lucindas Kabine war größer als ihr Zimmer an der Akademie, das sie nicht einmal für sich allein gehabt hatte, und erheblich sauberer und ordentlicher als der schmuddelige dreizellige Hab-Tank, in dem sie gemeinsam mit ihrem Vater gehaust hatte, vor Hab-Wohlfahrt und Waisenhaus. Bis auf das Holobild ihrer Eltern, das auf dem kleinen Tisch neben dem Schrank schwebte, fehlte ihrer Unterkunft jede persönliche Note. Auf dem Holo waren die beiden noch jung, und sie fand ihre Mutter ausnehmend hübsch. Aber es war eine zerbrechliche Schönheit, die die Gefahr einer Frühgeburt bei der späteren Schwangerschaft mit Lucinda bereits ahnen ließ. Jonathyn Hardy war weder ein großer noch ein starker Mann, aber seine stille, brennende Liebe zu Asha Hardy war in den wenigen Sekunden, die die Aufnahme einfing, deutlich zu spüren. Die Holo-Aufzeichnung war das Einzige, was die Schuldeneintreiber Lucinda aus dem Hab-Tank mitzunehmen erlaubt hatten 22 MIT DIESEM EINEN plötzlichen Sprung war er frei. 23 EASSAR WAR EIN FABRIK-HAB des Yulin-Irrawaddy-Kombinats, Klasse C. Es gab siebzehn unterschiedliche Docks, die unterschiedlichen Aufgabenbereichen zugeordnet waren. Die Je Ne Regrette Rien hatte in Nummer 13 angedockt, hier wurden Nahrung und Wasser angeliefert. Obwohl Eassar alles Verwertbare recycelte, einschließlich der toten oder ausgemusterten Körper der Bewohner, war das Hab auf regelmäßige Lieferungen von außerhalb angewiesen. Die Plantagen auf Batavia, sämtlich von Sträflingskolonien bewirtschaftet, waren für einen Großteil dieser Importe zuständig, aber es kamen auch einige Langstreckenschiffe von anderen Systemen hierher. Batavia steckte in Phase zwei der Kolonialisierung. Es würde noch mehrere Jahrzehnte dauern, bis man dort Luxusgüter beziehen konnte, die über, sagen wir mal, kleine Lieferungen frischer Meeresfrüchte für das obere Management hinausgingen 24 IN ALL DEN BÜCHERN, die Alessia gelesen hatte – echte Bücher aus Papier und Tinte, seltene und kostbare Erbstücke von Alt-Erde –, war es immer am allerspannendsten gewesen, wenn ihre Lieblingsfiguren Hals über Kopf vor tödlichen Gefahren flohen. Häufig hatte Lady Melora sie dabei erwischt, wie sie lange nach ihrer Schlafenszeit noch las, das Licht gelöscht, die Seiten nur schwach erleuchtet vom Licht einer winzigen Kolibri-Drohne unter ihrer Bettdecke. Es war nicht leicht einzuschlafen, wenn Frodo und Sam Gefahr liefen, von Shelob der Spinne gefressen zu werden, oder wenn Reiko und Órlaith Seite an Seite den Kannibalenhorden von Pyongyang entgegentraten. Diese Abenteuer waren wundervoll aufregend. Sie hatten sie begeistert 25 MCLENNAN REGELTE den Kraftfeld-Antrieb herunter, als Batavias grelle Sonne über den Horizont der Eisensteinwüste lugte. Das kleine Tarnfahrzeug hatte seine Schuldigkeit getan; er war unentdeckt zu seinem auserwählten Aussichtspunkt gelangt. Hatte seine Thermoskanne mit Kaffee aromatisierten Whiskeys bis auf den letzten Tropfen geleert und wartete darauf, dass seine Drohnen an ihrem Bestimmungsort ankamen. Bis dahin musste er sich mit der Zoomfunktion begnügen, den die Kuppel des Schlittens bot. Eine anständige fünfzehnfache Vergrößerung bei klarem Bild, aber er musste das Fahrzeug immer genau dorthin ausrichten, wo er hinsehen wollte 26 DAS WARTUNGSSKIFF WAR eher ein Beiboot als ein richtiges Raumfahrzeug. Hätte Booker nicht im Krawallmech gesteckt, dann hätte er es überhaupt nicht zur Flucht nutzen können. Im Grunde war es nicht viel mehr als ein Exoskelett mit Schubraketen, das Tech-Mechs Außenbordeinsätze auf Schiffen oder Habs ermöglichte. Booker durchsuchte das zersiebte Shuttle, mit dem sie ursprünglich hatten fliehen wollen, und hielt nach irgendwelchen nützlichen Teilen Ausschau, vor allem nach Waffen und Energiezellen, aber das Ding war völlig im Arsch und noch ein bisschen mehr. Er hatte nur das Skiff, sonst gar nichts 27 DIE HMAS Defiant arbeitete sich mit der vollen Kraft ihres militärischen Antriebs durch den Raum, faltete sich Stück für Stück durch die Weite des Alls. Ohne zugewiesene Patrouillenpunkte oder näher zu untersuchende Rätsel waren sie jetzt auf dem Rückweg erheblich schneller. Statt Chase anzuweisen, den Kurs auf Station Deschaneaux zu berechnen, hatte Hardy ihm befohlen, das nächste Sonnensystem im Großvolumen anzusteuern 28 LUCINDA SCHWANKTE, und als der Hormonrausch des Einsatzes allmählich abklang, wurde ihr ein bisschen schwindlig. Zwar hatte sie sich den Weg auf die Rorke’s Drift nicht freikämpfen müssen, war nicht derselben Gefahr ausgesetzt gewesen wie die Marines, die als Erste hineingegangen waren. Es war nicht ihr erster Kampfeinsatz gewesen 29 MIT DER FOLTER verhält es sich so, dass sie immer viel schlimmer ist, als man es sich je ausmalen könnte. Und diese verkackten Irren hatten sich noch nicht mal richtig warmgelaufen 30 SIE WAR ZU HAUSE. Alessia lag auf einer einfachen Pritsche in einem der Dienstbotenzimmer auf Skygarth. Man hatte alles hinausgeräumt bis auf ein Bett und einen Eimer. Wofür der Eimer da war, hatte sie rasch begriffen. Jetzt schwappten darin zwei Fingerbreit ihres eigenen Urins. Er stank 31 DER INTELLEKT WAR ALT – unübersehbar alt, um ganz ehrlich zu sein –, aber immer noch ungeheuer leistungsstark. Als einer der sechs Armada-Superintellekte, die die vereinten Flotten im ersten Krieg gegen die Sturm gesteuert hatten, hatte er sich aus dem Dienst zurückgezogen, kurz nachdem das letzte Generationsschiff der Republik sich ins Dunkel davongefaltet hatte, und sich privaten Interessen gewidmet. Trotz allem, was in den letzten Stunden geschehen war, musste sich Lucinda zwingen zu akzeptieren, dass all das hier gerade wirklich passierte 32 BOOKER VERBRACHTE eine Menge Zeit im Vakuum. Das war in Ordnung. Er hatte schon reichlich riskante Kämpfe hinter sich, ob nun in Maschinen oder fleischlichen Körpern. Allerdings war er noch nie in einem schrottreifen Mech an einer Rakete vertäut ins All geschossen worden. Das war originell, selbst an diesem Tag, der von originellen neuen Erfahrungen nur so strotzte 33 »WIR BRAUCHEN DEINE HILFE.« 34 AUF DEM RÜCKWEG in das Zimmer, in dem man sie gefangen hielt, war Alessia übel. Nicht bloß körperlich. Am liebsten hätte sie ihre Seele in den zerstörten Rosengarten gekotzt. Während der Aufnahme hatte sie entsetzliche Angst gehabt, war ganz sicher gewesen, dass Kogan D’ur in mörderische Rage geraten würde, sobald er bemerkte, was sie da tat: eine zweite Nachricht im Morsecode blinzeln. Sie hatte keine Angst um sich selbst  35 DIE MEDIZINISCHEN EINRICHTUNGEN der Defiant waren ein bestaunenswertes Wunder. Nachdem er sich so lange durch die halb unter Trümmern begrabene Ruine der uralten Krankenstation auf der Voortrekker gewühlt hatte, kamen McLennan die klaren Linien und die fast geheimnisvolle Schlichtheit der armadalischen Traumastation fast wie eine Kunstinstallation einer fremden Kultur vor, die sich strengstem Minimalismus verschrieben hatte. Abgesehen von den Holobildschirmen, an denen ausschließlich Menschen arbeiteten – keine Droiden oder Bots –, sah er keinerlei Ausrüstung. Selbst sein Krankenbett bestand aus einem Mikro-g-Kraftfeld, das ihn über dem Deck schweben ließ, während eine Ärztin und zwei Schwestern an ihm herumhantierten. Er spürte die warme Flut der Effektorfelder, die seine gepeinigten Muskeln und verrenkten und verdrehten Knochen massierten. Das zerfetzte Fleisch an seinen Handgelenken kitzelte und juckte, während sich das Dermalgel mit der Haut verband. Sein Kopf summte leise dank der elektromagnetischen Schmerzstiller. Doch trotz dieser fast übernatürlichen Wunder klaffte die entsetzliche seelische Wunde, die diese Dunn ihm zugefügt hatte, noch immer weit offen. Alle anderen konnte McLennan mit seinen Schimpfkanonaden täuschen, aber vor sich selbst konnte er die Wahrheit, die sie ihm mitten aus dem Herzen gerissen hatte, nicht verbergen 36 ARCHON-ADMIRAL WENBO STROM stand in der Hecktür des gepanzerten Truppentransporters. Die Panzerplatten des Fahrzeugs waren voller Kerben von den Trainingsmissionen, die sie auf der langen Heimreise absolviert hatten. Der an eine große Höhle erinnernde zweite Hangar der Liberator war fast leer, die meisten Streitkräfte waren bereits in den Kampf gezogen. Dieser bescheidene kleine Trupp hier, kommandiert von Captain D’ur, der sich bei der Gefangennahme der Montanblanc-Erbin so ausgezeichnet bewährt hatte, war jedoch für eine andere Mission zurückgehalten worden. Sie standen in lockerer Aufstellung vor ihm, und Strom schob das Kinn vor und sah ihnen nacheinander in die Augen 37 »IN IHRER BEEINDRUCKENDEN kleinen Azincourt-Rede haben Sie ja die kleine Prinzessin gar nicht erwähnt, Kommandantin?«, fragte McLennan, als sie sich am Rande der Startbucht zu ihm gesellte. Es war nicht wirklich eine Frage 38 BANKS PARKTE DEN ZAITSEV-KREUZER im geostationären Orbit über einem Inselkontinent der Südhalbkugel. Das Schiffsarchiv – ein begrenzter Datenschatz, den Hero direkt aus seiner Nullpunktmatrix ins Schiff kopiert hatte – führte den Kontinent namens Lallemand als Naturreservat. Normalerweise dümpelten über den Korallenriffen südwestlich der unbewohnten Landmasse immer ein paar Fischerboote herum – ja, wirklich, richtige Boote mit menschlichen Mannschaften – und jagten eine bestimmte Spezies von Rifffischen, die auf Skygarth ausschließlich zu förmlichen Anlässen serviert wurde. Aber heute lag Lallemand verlassen da, kein einziges Boot wühlte die Wellen vor der Küste auf 39 ARCHON-ADMIRAL WENBO STROM schwankte von Wut zu Hochgefühl und wieder zurück, alles im Laufe weniger Sekunden. Seine Genugtuung, seine ungezügelte Freude über die Gefangennahme des berüchtigten McLennan oder zumindest eines geklonten Nachfahren des ursprünglichen ersten Kriegsverbrechers, war umgehend wieder zunichtegemacht worden von der Nachricht, dass ein überlebender Intellekt dieses unvergleichliche Ungeheuer der Menschheitsgeschichte gerettet und dabei vermutlich Colonel Dunn gefangen genommen hatte. Und diese Nachricht war eingetroffen, kurz bevor die 101. Division der Angriffsflotte ins Montanblanc-System sprang, um die Falle zuschnappen zu lassen, die er den versprengten Überlebenden der feindlichen Streitmächte gestellt hatte, die seiner Einschätzung nach die Kantai Kessen der Republik überlebt hatten 40 DIE FRAU, die auf Alessias Schwelle stand, war kein Schocktrooper. 41 FLAMMENDE TRÜMMER und Schiffswracks stürzten brennend durch die Atmosphäre Montrachets, während die junge Frau daran vorbei nach oben flog. Lucinda drückte das Gesicht an das riesige, sanft gekrümmte Panoramafenster des Aussichtsdecks der Jacht und betrachtete die Spuren der großen Schlacht EPILOG DANKSAGUNG Haben Sie Lust gleich weiterzulesen? Dann lassen Sie sich von unseren Lesetipps inspirieren. Newsletter-Anmeldung
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Chief Librarian: Las Zenow <zenow@riseup.net>
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