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Prolog Kapitel eins Roman Chandler starrte auf seinen ältesten Bruder, oder genauer gesagt auf die Vierteldollarmünze in dessen rechter Hand. Sofort nach dem Anruf, der ihn von den Herzproblemen seiner Mutter in Kenntnis gesetzt hatte, stieg er ins nächste Flugzeug von London nach New York. Dort musste er einen Anschlussflug nach Albany nehmen und dann einen Leihwagen, um die eine Stunde in seinen Heimatort Yorkshire Falls zu fahren, eben außerhalb von Saratoga Springs, New York. Er war so müde, dass ihm vor lauter Erschöpfung die Knochen weh taten. Jetzt kam zu all seinen Problemen auch noch dieser Stress hinzu. Wegen des Herzleidens seiner Mutter würde einer der Chandlerbrüder seine Freiheit opfern müssen – um Raina ein Enkelkind zu bescheren. Welcher der Brüder diese Last auf sich nehmen sollte, wollten sie mit einer Münze entscheiden, woran aber nur Rick und Roman beteiligt waren. Chase hatte bereits seine Pflicht und Schuldigkeit der Familie gegenüber getan, als er das College aufgab, um Kapitel zwei Es dämmerte bereits, als Roman Normans Gartenrestaurant betrat – so benannt nach Norman Hanover Senior, der es eröffnet hatte, und wegen der Gärten auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Inzwischen führte Norman Junior das Restaurant, Besitzer und Koch zugleich. Am Morgen nach der Münzgeschichte schlief Roman lange und lenkte sich dann ab, indem er mit seiner Mutter Karten spielte und somit sicher ging, dass sie sich schonte. Einige Zeit hatte er auch damit verbracht, über ein Angebot der Washington Post nachzudenken, einen Job in der Redaktion in D.C. zu übernehmen, das ihn an diesem Morgen erreicht hatte. Jeder Journalist war für eine solche Chance zu einem Mord fähig, das wusste Roman. Aber obwohl er zugeben musste, dass er die politischen Intrigen und das veränderte Tempo genießen könnte, war es noch nie sein Ziel gewesen, sich an einem Ort niederzulassen. Er war schon viel herumgekommen, aber es gab immer noch mehr zu sehen, noch mehr zu berichten, noch mehr Ungerec Kapitel drei Als Roman aus Normans Restaurant und in die kühle Nachtluft hinaustrat, hatte er einen Job am Hals. Chase hatte einen Notruf von Ty Turner, seinem Redakteur erhalten, dass dieser nicht zur Gemeindeversammlung gehen könne, weil er seine schwangere Frau ins Krankenhaus begleiten müsse. Eine solche Aufgabe war so ungefähr das Letzte, wozu Roman Lust hatte, aber er hatte sich vorgenommen, seinem Bruder Arbeit abzunehmen. Deshalb bot er sich an, über das Treffen zu berichten. Während also Rick zur nächsten Telefonzelle eilte, um vor seiner Nachtschicht zu hören, wie es seiner Mutter ging, und Chase sich zurückzog, weil er sich um die Ausgabe für die nächste Woche kümmern musste, machte sich Roman auf den Weg zu der Palaverversammlung. Er sah auf seine Uhr und stellte fest, dass er noch ein paar Minuten totzuschlagen hatte, ein paar Minuten, um sich den verführerischen Laden nebenan anzusehen und herauszufinden, wem er gehörte. Ein Blick auf Charlotte, und er hatte nicht mehr ge Kapitel vier Eine Frühlingsbrise begleitete den frühen Morgen, die ungewohnte Wärme nach Yorkshire Falls brachte und Rainas Lungen mit unglaublich süßer, frischer Luft füllte. So frisch wie ihre Söhne in deren Teenagerzeiten, dachte sie voll Ironie. Von Normans Restaurant aus ging sie quer über die First Street auf den grasbewachsenen Hügel zu, der mitten in der Stadt lag – mit einer Gartenlaube an seinem Fuß. Hier wollte sie Eric während seiner Mittagspause treffen, ehe er wieder in die Praxis musste, um die Nachmittagstermine wahrzunehmen. Obwohl es eine Einladung von ihm war, hatte sie den Ort ausgesucht und das Essen besorgt. Wer konnte schon einem Picknick im Freien widerstehen? Sie hatte köstliche Sandwiches mit gegrilltem Hühnchen mitgebracht. Auf dem Mittelstreifen hielt sie inne. Mit Erstaunen sah sie, dass Charlotte Bronson und Samson Humphrey, der Entenmann, wie die Kinder der Stadt ihn nannten, beieinander standen. Samson wohnte am Stadtrand in einem heruntergekommenen Haus Kapitel fünf Die Straßen von Yorkshire Falls waren leergefegt; die meisten Einwohner hatten sich im Rathaus versammelt. Nachdem Charlotte noch etwas frische Luft geschnappt hatte, ging sie in den Saal an ihren freiwilligen Arbeitsplatz, wo sie die Bowlenschüssel bewachen sollte. Kein vernünftiger Erwachsener würde diese grüne Flüssigkeit sonst anrühren, aber am alljährlichen Saint Patrick’s Day Tanzabend genehmigte sich jeder etwas von der farbigen Mixtur. Sie sagte sich, dass sie sich lieber darauf konzentrieren sollte, dass niemand Alkohol in die Bowle kippte, als auf Roman zu achten. Wenn sie nur an ihren sinnlichen Zusammenstoß am Nachmittag dachte, bekam sie schon eine Gänsehaut. Sie hatte allen Mut zusammengenommen, um alles noch einmal nachzuvollziehen. In ihrer Fantasie griff sie noch einmal nach ihm. Sie akzeptierte seinen Kuss und ergab sich ihm, und wusste doch, dass er sie tief verletzen konnte. Und das hatte er auch getan. Er hatte ihrem Selbstbewusstsein einen schweren Sc Kapitel sechs Charlotte stand in ihrem Apartment, die Hände in die Hüften gestemmt, und sah Roman misstrauisch an. Der sich wie ein richtiger Dreckskerl fühlte – was er wohl auch war, wenn man bedachte, was seit seiner Rückkehr alles zwischen ihnen beiden gelaufen war, sein gegenwärtiges ungeladenes Eindringen in ihre Wohnung miteingerechnet. Den größten Teil des Abends war er vor ihrem Haus herumgestanden, nachdem er das Fest verlassen hatte. Je länger sie weg war, desto wildere Vorstellungen machte er sich, bis er sich eingestehen musste, dass seine Gefühle außer Kontrolle gerieten, sobald es sich um Charlotte handelte. Dass sie schließlich allein heimgekommen war, hatte ihn in keiner Weise beruhigt. Rick respektierte zwar die Grenzen zwischen Brüdern, aber Charlotte gehörte schließlich keineswegs ihm, Roman. Ganz gleich, wie verdammt besitzergreifend er sich fühlte, er musste loslassen. Als er wartend auf und ab gegangen war, hatte er Zeit zum Nachdenken gehabt, und er wusste jetzt Kapitel sieben Um neun Uhr fünfundvierzig am nächsten Morgen begann sich vor Charlottes Speicher eine Schlange zu bilden. Charlotte warf Beth, die mit ihr über nichts anderes sprach als über das Geschäft, einen Blick zu. Offenbar hatte sie sich am Abend zuvor total ausgequatscht, und Charlotte respektierte ihre Privatleben – zunächst jedenfalls. Sie war jedoch fest entschlossen, am Ende des Tages ihre Freundin in die Enge zu treiben, um herauszufinden, was los war. »Hast du ohne mein Wissen einen Ausverkauf angezeigt?« Beth deutete auf die Scharen von wartenden Frauen. »Ich wünschte, es wäre so.« Charlotte runzelte verwirrt die Stirn. Sie ging zur Eingangstür und schloss auf. Die Frauen strömten herein, als würde hier die Ware verschenkt. Alle umringten sie, bis Frieda Whitehall hervortrat, die offensichtlich die Sprecherin war. Das Haar der älteren Frau wurde langsam grau und war auf die einzige Weise frisiert, die Lu Anne kannte. Für gewöhnlich kleidete sich Frieda in Polyesterhosen Kapitel acht Roman holte Charlotte pünktlich ab. Er fuhr sie bis an den Stadtrand, ehe er auf dem Seitenstreifen anhielt und ein Seidentuch aus dem Handschuhfach fischte. Er ließ es vor ihrem Gesicht flattern. »Wofür ist das?« Charlotte beäugte das Tuch neugierig. »Ich möchte, dass du meine Überraschung erst siehst, wenn ich soweit bin.« Vorfreude breitete sich aus. »Ich liebe Überraschungen.« Romans tiefes Lachen umhüllte sie in der Umgrenzung seines kleinen Mietwagens. »Höre ich da einen Ton von Anerkennung in deiner Stimme?« Er beugte sich vor und band ihr das Seidentuch um den Kopf. Ihre Nerven waren aufs Äußerste angespannt. Sie hob die Hände, um die Augenbinde anzufassen, und ihr Magen machte einen Satz. Genauso schnell, wie ihr die Sicht verwehrt wurde, hatten sich ihre anderen Sinne geschärft und die Kontrolle übernommen. Romans tiefe Atemzüge und sein aufregendes Herrenparfüm lösten ein Zittern in ihr aus. »Wo fahren wir also hin?« »Du solltest nicht so direkt fragen. Wenn ich Kapitel neun Als Roman in das Haus trat, war es unverschlossen. Er warf seine Schlüssel auf die Kommode. Die dunklen Zimmer und die absolute Stille sagten ihm, dass seine Mutter nicht zuhause war. Er fluchte vor sich hin. Die Frau sollte etwas vernünftiger sein, wo doch ein Einbrecher frei herumlief. Andererseits dachte sie wahrscheinlich, dass die ganze Höschendieb-Geschichte nur ein Scherz sei – wie die Hälfte aller Frauen in der Stadt. »Lächerlich.« Morgen früh würde er sich bei Rick melden, um herauszufinden, ob es letzte Nacht irgendwelche Einbrüche gegeben habe. Jetzt jedenfalls brauchte er nichts als Schlaf. Letzte Nacht hatte er weiß Gott keinen bekommen, aber schon der Gedanke, warum das so war, brachte ihn wieder in Fahrt. Er ging in sein altes Kinderzimmer, ließ seine Tasche auf den Boden fallen und steuerte aufs Badezimmer zu. Er duschte kalt, aber das half nicht, den Schmerz zu lindern, den der Gedanke an Charlotte verursachte. Noch heute früh hatte er mit ihr zusammen ged Kapitel zehn Roman sah Charlotte nach, wie sie vom Feld ging, weg von ihrem Vater und weg von ihm. Ihr Schmerz war auch seiner, und er stopfte die Hände in seine Jeanstaschen und stöhnte frustriert auf. Er konnte sie nicht alleine davonlaufen lassen. Nicht, wenn sie so durcheinander war. Er hatte gerade aus erster Hand mitbekommen, welche Zerstörung die Rückkehr ihres Vaters angerichtet hatte. »Jemand sollte ihr nachgehen«, sagte Annie. Ganz bestimmt meinte sie nicht sich selbst, denn sie klammerte sich noch fester an Russells Arm. »Das ist richtig«, fügte Russell hinzu. »Aber sie wird auf mich nicht hören.« »Ist das so verwunderlich?« Roman runzelte die Stirn, als er Charlottes Eltern ansah. »Es steht mir hier nicht zu, ein Urteil zu fällen« – er selbst führte weiß Gott kein untadeliges Leben – »aber warum habt ihr nicht daran gedacht, vorher allein mit ihr zu sprechen, anstatt aus diesem Familientreffen ein öffentliches Spektakel zu machen?« Wertvolle Minuten rannen dahin, und Roman Kapitel elf Roman ging auf Charlotte zu, packte sie am Ellbogen und führte sie zu einem kleinen Tisch in der Ecke der Redaktionsküche. Weißes Resopal. Weiße Stühle, Möbel, von denen sie wusste, dass sie aus Rainas Haushalt stammten. Sie schüttelte den Kopf darüber, auf was für bizarre Gedanken man kommt, um schmerzhaften Wahrheiten auszuweichen. »Setz dich«, sagte er. »Ich glaube, ich sollte mir das jetzt lieber im Stehen anhören.« »Und ich möchte lieber sicher sein, dass es für dich nicht so leicht ist, dich umzudrehen und rauszugehen. Deshalb setz dich bitte.« Die Arme vor der Brust verschränkend ließ sie sich auf den Stuhl nieder. Sie war nicht in der Stimmung für Spielchen und wollte auch nicht lange um den heißen Brei herumreden. »Bitte sag mir, dass du mich nicht gebeten hast, dich zu heiraten, weil deine Mutter sich Enkelkinder wünscht.« Seine stahlblauen Augen sahen sie an. »Aus dem Grund habe ich dich nicht gebeten.« Ihr Herz schlug wie wild. »Was hast du dann für eine Abmachu Kapitel zwölf Charlotte betrat den Gemischtwarenladen um sieben Uhr morgens, genau zu der Zeit, wo Herb Cooper sein Geschäft öffnete. »Schon das dritte Mal diese Woche, dass Sie so früh hier sind. Haben sie einen neuen Zeitplan?« Sie lächelte. »Das könnte man so sagen.« Eine Woche nach Romans Abreise war sie überrascht, wie vielem eine kreative Person aus dem Weg gehen konnte. Niemand ging so früh zum Einkaufen, und sie hatte festgestellt, dass sie dann rein- und rausgehen konnte, ohne Smalltalk machen zu müssen – außer natürlich mit Herb oder seiner Frau Roxanne. »Na ja, das frische Brot ist noch nicht einmal ausgepackt, aber ich hole Ihnen einen Laib und hab’ ihn an der Kasse liegen, bis Sie zum Bezahlen kommen.« »Danke, Herb.« »Ich mach’ nur meine Arbeit. Sie halten die Frauen in unserer Stadt bei Laune, und wir Männer haben beschlossen, uns bei Ihnen dafür zu revanchieren.« Charlotte lachte. »Ich möchte kein frisches Brot ablehnen, aber ich glaube, Sie überschätzen hier meine Bedeu Kapitel dreizehn Russell starrte seine Tochter an und mied absichtlich den Blick seiner Frau. Ließ er sich von Annie umstimmen, würde er weiterhin die Schuld an ihrer zeitweisen Trennung tragen, aber damit war jetzt Schluss. Er wollte ein gutes Verhältnis zu Charlotte haben und hatte auch die Ahnung, dass ihre Zukunft von seinen Antworten abhing. Von seinen ehrlichen Antworten. »Deine Mutter und ich haben uns nie scheiden lassen, weil wir uns lieben.« Charlotte ließ ihre Gabel sinken und warf ihre Serviette auf den Tisch. »Entschuldige, aber du hast eine seltsame Art, das zu zeigen.« Das war das Problem, dachte Russell. »Die Menschen drücken ihre Gefühle auf sehr unterschiedliche Weise aus. Manchmal verbergen sie sogar etwas, um die zu schützen, die sie lieben.« »Soll das eine Entschuldigung dafür sein, dass du all die Jahre nicht da warst?« Sie schüttelte den Kopf. »Es tut mir Leid, ich dachte, ich würde das hier irgendwie durchstehen. Ich kann es aber nicht.« Sie stand auf, und Russe
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