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Imperial Library
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Eins Sie lag bei der Kosmetikerin auf der Liege und dachte schon wieder an Sex. Eigentlich hatte sie seit vierundzwanzig Stunden an nichts anderes gedacht. Morgen würde sie um diese Zeit bereits im Flugzeug nach Spanien sitzen, wo Nora sie auf dem Flughafen von Palma erwarten wollte. Gestern hatten sie noch miteinander telefoniert und Nora hatte gesagt, dass Alejandro bereits nach ihr gefragt hatte. Alejandro. Der beste Liebhaber der Welt, von dem so mancher junge Lover, ob Latin Lover mit Waschbrettbauch und dunklem Haar oder blonder Jüngling, lernen konnte. Und das taten sie dann ja auch. Neugierig. Willig. Ehrgeizig. Einander übertrumpfend. Ausdauernd und oft maßlos. Genau das wollten Patricia und ihre Freundinnen. Dafür reservierte Nora in ihrem kleinen versteckten Hotel zweimal im Jahr die Suiten für diese erlesene verschworene Gesellschaft, die sich bei ihr traf, um für ein paar Tage den hektischen Berufsalltag zu vergessen und Träume wahr werden zu lassen. Erotische Träume. Dafü Zwei Liliann legte den roten Lederkoffer vorsichtig auf das Bett. Sie würde gemeinsam mit ihren Freundinnen den Inhalt einweihen. Ihre erste erotische Schmuckkollektion. Sie kostete ein Vermögen. Wenn es nach ihr ginge, sollten die kostbaren Spielzeuge in eigens dafür eröffneten Geschäften verkauft und angepasst werden. Die üblichen Läden, in denen die regulären Sexartikel angeboten und verkauft wurden, konnten sie mit ihrem Pseudoglamour, dem Latex- und Lederschick kein bisschen anmachen. Ihr ästhetischer Anspruch an die angebotenen Lust-Objekte war ein höherer. Luxus pur. Wobei für sie die Betonung auf dem Wort «pur» lag. Nicht zu verwechseln mit puristisch oder gar kühl. Purer Luxus waren edle und sündhaft teure Materialien, feinstes Design und Liebe zum Detail. Letzteres zeigte sich zum Beispiel im edelsteinbesetzten Drehmechanismus eines Vibrators, der selbstverständlich in einem schlichten Etui aus Gold aufbewahrt wurde, ähnlich einem Brillenetui. Luxus pur. Die Einzelheiten ihre Drei Erschöpft und außer Atem fiel Patricia in ihren Sitz. Sie schloss die Augen und zwang sich, langsamer zu atmen. Vom kurzen Sprint durch die Abflughalle hatte sie Seitenstechen. Sie hatte sich ein Taxi nehmen wollen, aber Carl hatte darauf bestanden, sie selbst zum Flughafen zu fahren. Wahrscheinlich, um bis zur letzten Minute an ihr herumzunörgeln. Es war mittlerweile unmöglich, bei ihm Schikane von Fürsorge zu unterscheiden. In letzter Zeit wurde er immer unausstehlicher. Sie erwog stundenweise ernsthaft, sich scheiden zu lassen, hatte die finanziellen Auswirkungen bereits durchgespielt, aber konnte sich letztlich doch noch nicht für diesen Schritt entscheiden. Sollte man zehn Jahre Ehe so rasch beiseite schieben? Konnte man nicht doch noch einmal das Ruder herumreißen, die Ursache für die Unzufriedenheit, die auf beiden Seiten herrschte, herausfinden und aus dem Weg räumen? Und nach einer Scheidung? Was kam dann? Sie wäre wieder auf dem Markt. Sozusagen. Und diese Vorstellung ge Vier Nora zog vom Nachbartisch einen zusätzlichen Kaffeehausstuhl heran und winkte ungeduldig den Kellner herbei. Der kleine Emilio, der bereits seit fünfunddreißig Jahren im Café Lirico arbeitete, eilte strahlend auf sie zu. «Señora?» Nora reichte ihm ihre Einkaufstüten, die er mit beflissener Miene in irgendeinem Hinterraum für sie verwahrte. Binnen Sekunden war er zurück und nahm die Bestellungen entgegen. «Tres sandwich de jamon dulce con queso», wiederholte er und eilte davon. Das Café Lirico war seit beinahe hundert Jahren eine mallorquinische Institution am Placa de la Reina. Fünf Stuhlreihen auf dem Bürgersteig vermittelten dem Gast das Gefühl, auf dem Boulevard einer Weltstadt zu sitzen. Ausgiebig konnte man dem flanierenden Leben zuschauen. Drinnen, im schimmernden Elfenbeinweiß des Innenraums, schien die Zeit stehen geblieben zu sein. Bräunlich verfärbte Fotos, die Straßenszenen aus den Zwanzigern mit Straßenbahnen und Pferdekutschen zeigten, ließen den Gast glauben, dass di Fünf Patricia und Paco hatten es sich auf dem kleinen Balkon vor ihrer Suite gemütlich gemacht. Es waren nur noch wenige nächtliche Geräusche zu hören. Die anderen Bewohner des Hauses schienen bereits zu schlafen. «Man hat das Gefühl, für ein paar Stunden allein auf der Welt zu sein.» Paco lehnte am schmiedeeisernen Geländer und schaute nachdenklich in den Garten, obwohl es dort nichts Interessantes zu sehen gab. Er trug wieder die Boxershorts, was Patricia amüsierte. Obwohl sie die wildeste Vögelei miteinander genossen hatten, blieb ihm dieses Schamgefühl. Dabei musste er sich wahrlich nicht vor Frauenblicken verstecken. Er besaß breite Schultern, eine schmale Taille, einen ziemlichen Knackarsch und kräftige Beine, die allerdings eine leichte O-Form aufwiesen. Sein Haar war dick, dicht, kinnlang und wikingerblond. Ein Name wie Thor oder Lasse oder Nils wäre passender als ausgerechnet Paco. Gab es keinen spanischen Namen, der zu einem blonden Mann passte? Paco. Patricia stellte sich un Sechs Die Küche in Noras Finca war mehr eine zu groß geratene private Landhausküche in Montpelliergrün und zartgelb verputzten Wänden. Perfekt ausgestattet mit Luxusherd, Gigakühlschrank, kupfernen Töpfen und allen Haushaltshelfern, beförderte sie jeden Koch in den siebenten Himmel. Der Herdblock war in der Mitte des Raumes unter einer überdimensionalen Abzugshaube platziert. Rundherum an den Wänden waren Arbeitsflächen mit Unter- und Oberschränken angebracht, unterbrochen von schmalen Flügelfenstern, deren Sprossen im Licht ihre gerasterten Schatten auf die braungrün schimmernden Fußbodenfliesen warfen. Diego kannte solche Profiküchen von Restaurants und Großküchen her und war von Noras Küchentempel begeistert. «Sie ist so liebevoll gestaltet und dekoriert.» «Sie war auf der Titelseite von Deco Home», bestätigte Alejandro. «In dem Bildband Die Küchen der Künstler wurden Nora und ihrer Küche sogar fünf Seiten gewidmet.» Alejandro lehnte lässig am Küchentresen, während Diego, sein lange Sieben «Die schöne Unbekannte an der Seite von Raul Wolfe.» Die Überschrift in Riesenlettern war der Aufmacher der Klatschspalte. «Genau das habe ich befürchtet.» Nora warf die Zeitung Alejandro vor die Füße, der soeben mit einem reich beladenen Frühstückstablett in Noras Schlafzimmer kam. Seelenruhig stellte er das Tablett ans Fußende des Bettes, hob die Zeitung auf und überflog den Artikel. Man hatte herausbekommen, dass die Unbekannte in Noras kleinem exklusivem Hotel wohnte. Das war auf Anfrage jedoch «wegen Umbauarbeiten» zwei Wochen lang geschlossen. So vermutete der Schreiber, dass Naomi eine Freundin des Hauses war. Ein paar Zeilen lang wurde über die Dreharbeiten zu Rauls neuem Film geplaudert, um Naomi dann am Schluss gar als potenzielle Verlobte zu handeln. «Ich traue mich gar nicht aus dem Haus. Womöglich lauern da draußen Reporter.» Nora war fast außer sich vor Wut. «Du weißt, dass du übertreibst. Die Dreharbeiten auf Mallorca sind beendet. Raul Wolfe wird jetzt abreisen. Acht Jaime und Nora saßen mit dem Rücken am Stamm eines alten Olivenbaumes. Sie hatten die Augen geschlossen. Die Sonne stand hoch am Himmel und hatte sie in den Schatten getrieben. Von irgendwoher drang vereinzelt das verhaltene Blöken der Schafe, die sich, so vermutete Jaime, ebenfalls zu einem Nickerchen zurückzogen. Es roch nach Hitze und Staub. Den frischen würzigen Geruch, der von Zeit zu Zeit mit einer leichten Brise heranwehte, kannte er nicht. Die Skizzenblöcke lagen unbeachtet neben dem kleinen Picknickkorb, aus dem sie sich mit Oliven, Käse, Brot und Wein gestärkt hatten. Jaime streckte die müden Glieder, öffnete die Augen und gähnte herzhaft. «Ich könnte den Rest meines Lebens so verbringen. Faul unter einem Olivenbaum.» «Wer möchte das nicht?» Nora sah ihn jetzt eindringlich an, zwirbelte einen dünnen Zweig zwischen den Fingern und strich damit zart über Jaimes bärtige Wange. «Spürst du das überhaupt unter den Barthaaren?» «Mmh. Angenehm. Wie das Kitzeln von Käferbeinen au Neun Naomi blickte schmollend zum Fenster hinaus und trommelte nervös mit ihren dunkelrot gelackten Fingernägeln gegen die Scheibe. Luis trat von hinten leise an sie heran und drückte das kühle Cocktailglas zwischen ihre nackten Schulterblätter. Unwillig schüttelte Naomi sich. «Es regnet in Strömen.» «Das sehe ich auch. Aber ist das wirklich Grund genug, sich dermaßen die Laune verderben zu lassen?» Luis versuchte nun mit zarten Küssen auf Hals und Schultern, Naomis Stimmung zu heben. «Ich habe ewig lange keinen Urlaub gehabt. Warum muss es dann am vorletzten Tag regnen? Habe ich etwa keinen Sonnenschein verdient?» «Du tust ja gerade so, als würde es nur regnen, damit du dich darüber ärgerst.» Luis schüttelte lächelnd den Kopf. Wenn er sich auch in Naomi verliebt hatte, so war er doch nicht blind für ihren schwierigen und launischen Charakter. «So ist es doch. Es regnet nur, damit ich mich ärgere.» Sie ließ sich rücklings aufs Bett fallen und strampelte wie ein wütendes Kind mit den Be Zehn Alejandro zerteilte eine Orange. Vorsichtig zog er das durchsichtige Häutchen von jeder einzelnen Scheibe und legte sie mundgerecht auf Noras Teller. «Glaubst du wirklich, dass es gut gehen wird? Jaime ist um einiges jünger», gab er zu bedenken. «Er hatte ganz bestimmt andere Pläne, als ausgerechnet deine männliche Muse zu werden.» «Bestimmt sogar.» «Aber?» «Er hat seine Pläne geändert.» Der unwillige Unterton in Noras Stimme war nicht zu überhören. «Ich halte es nicht für fair», wandte Alejandro ein, wobei er vorgab, weiterhin ausschließlich auf das Zerteilen der Orange konzentriert zu sein. Nora sprang vom Stuhl auf und ging aufgewühlt um den Tisch herum. Es missfiel ihr, dass Alejandro aussprach, was sie selbst ab und zu dachte und wieder beiseite schob. Am Nachmittag würde Jaime in Palma landen. Freude und verhaltene Furcht hielten sich in ihrem Innern die Waage. «Das Leben ist nicht fair. Binsenweisheit. Und Jaime ist alt genug, um Für und Wider abzuwägen. Er hat sich für mic
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