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Imperial Library
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Partyspiele Harald ruft laut: »Petra, ich weiß, wo du dich versteckt hast. Du kannst rauskommen.« Ich glaube, er blufft nur, und Petra scheint das auch zu denken, denn ich kann Harald noch immer über mir hören, wie er Möbelstücke zur Seite räumt, sich an irgend etwas stößt und laut flucht. Er muß im Dunkeln suchen, denn Fred hat die Sicherungen herausgedreht, damit auch keiner mogeln kann und vielleicht kurz das Licht anschaltet, um im Vorteil zu sein. Wir verstecken uns im dunklen Haus, und Harald, der uns jetzt sucht, muß wie wir im Dunkeln tasten und stolpern. Ich habe mir einen ungewöhnlichen Platz gesucht. Ich liege im Gästezimmer. Perfekt versteckt auf dem Rücken unter dem Bett, das früher im Schlafzimmer meiner Großeltern stand. Das Bett ist hochbeinig, und ich konnte einigermaßen bequem drunterkriechen. Allerdings läßt die Bequemlichkeit der Lage mit der Zeit zu wünschen übrig. Mein rechtes Bein schläft ein, und ich darf gar nicht daran denken, daß sich hier außer mir vielleich Stärke München, den 12.04.   Meine Geliebte,   seit Du vor vier Wochen aufgebrochen bist, um in den USA für Dein Buch zu recherchieren, bin ich ruhelos und wandere hin und her. Kann nicht arbeiten, immer nur denken, grübeln, ohne die Gedanken bisher aufschreiben zu können, weil auch sie so flüchtig sind wie Deine Anwesenheit um mich, die von Tag zu Tag nebelhafter wird. Ich erahne Dich nur noch. Wo bist Du? Viele Dinge in den Räumen erinnern sich an Dich. Doch wenn ich sie ansehe und sie aus ihren Erinnerungen aufschrecke, wollen sie mir nicht sagen, woran und an wen sie gedacht haben. So schmerzlich ist alles, als hättest Du mich für immer verlassen. Hast Du? Mir erscheint es so billig, mich in Deinen zurückgelassenen Kleidern zu verstecken und Dein Parfüm aufzubrauchen, um diese Einsamkeit loszuwerden. So würde ich bei einem Mann handeln: in seinem viel zu weiten Pulloverduft Einsiedlerkrebs spielen und mich dabei besser fühlen. Nicht aber bei Dir. Die ersten Tage nach deinem Aufbruc Ein Hamburger Märchen Sein Teppichlager ist in einem der roten Backsteinhäuser der Speicherstadt gelegen. An der Front des hohen Hauses rankt sich Wein hinauf, dessen Blätter sich schon herbstlich bunt verfärben und im letzten Sonnenlicht leuchten. Sonja bleibt einen Moment auf der Straße stehen, um dieses Bild in sich aufzunehmen. Selten genug bleibt ihr Zeit für Schönheit und Zauber. Sie steigt die schiefen Treppen des Hauses hinauf und öffnet ein wenig außer Atem die Tür zum Lagerraum. Abdul kommt ihr mit ausgestreckten Armen entgegen und begrüßt sie herzlich wie eine alte Freundin: »Hallo meine Liebe, wie schön, Sie wiederzusehen. « Meine Liebe, sagt er, mit einem leicht ironischen Unterton. Sonja wäre jedem anderen Mann bereits jetzt über den Mund gefahren. Sie ist für ihre scharfe Zunge bekannt und wird deshalb auch von einigen Kollegen gefürchtet. Aber ihre Ironie versiegt, wenn sie Abdul sieht. Schon beim ersten Treffen mit ihm vor einigen Wochen ist ihr das so ergangen. Dieser Zärtlichkeit Tessa betritt betont forsch das Foyer des Theaters. Sie ist früh dran, und sie ist allein, hat nur eine Karte gekauft. Vor wenigen Wochen noch war es unvorstellbar für sie, allein, ohne Jean, ins Theater zu gehen. Aber seither scheinen Jahre vergangen zu sein. ›What a difference a day makes‹, dieser Song geht ihr immer im Kopf herum. Von einem Tag auf den anderen hat sich ihr Leben verändert, und sie kann sich noch immer nicht daran gewöhnen. Sie wacht jetzt ohne Jean auf, frühstückt allein, fährt allein zur Arbeit, und dort trifft sie ihn irgendwann im Laufe des Tages. Sie arbeiten noch immer bei der gleichen Zeitung, beide im Feuilleton. Nachmittags fährt sie dann heim, kauft um die Ecke die nötigsten Lebensmittel ein, sitzt später einsam in ihrer Wohnung und denkt daran, wie schön es mit Jean war. Dann geht sie schlafen, sein Foto neben sich auf dem Nachttisch. Sie will es wieder lernen, allein zu sein. Vor Jean ist sie oft allein ins Theater oder Kino gegangen, auch ma Für Connaisseurs Niemals ist es mehr der nette Junge aus der Nachbarschaft, der meine Begierde erweckt, meine Lust entfacht. Als ich sechzehn war, fragte mich meine Mutter, die ständig in ausländischen Hotelküchen kochte und immer nur kurz zu Besuch kam, ob ich schon einen Liebhaber hätte. Meine Mutter wußte nicht viel von mir und machte sich ein völlig falsches Bild. Um sie nicht zu enttäuschen, sagte ich, daß ich einige Tage zuvor mit dem Nachbarsjungen geschlafen hätte, hinter dem alle meine Freundinnen her waren, und dachte, sie sei damit zufrieden. »Diesem pickeligen Bubi, der ständig an seinem Mofa bastelt?« rief sie entsetzt. »Kind, konntest du nicht einen richtigen Mann finden? Einen Mann mit Erfahrung und Geschmack, der weiß, was er tut?« Sie lief aufgeregt im Zimmer hin und her, diese Art Auftritt genoß sie, und erklärte dann: »Du würdest doch wohl auch nicht erwarten, daß eine Hilfskraft aus der Imbißstube etwas von Haute Cuisine versteht, oder?« Dann reiste sie wieder ab, u Die Puppe Ich frage mich wirklich, warum ich überhaupt zu Roberts Party gegangen bin. Ehrlich, sehen Sie sich doch mal um, wer und was hier so rumläuft, da fragt man sich doch . . . Wissen Sie, ich kenne Robert jetzt seit – warten Sie mal, ja, seit fünf Jahren. Wir sind aber erst seit drei Jahren zusammen, so richtig. Sie verstehen. Genaugenommen sind wir ja gar nicht mehr zusammen, aber man hängt eben doch an alten Gewohnheiten und trennt sich nicht so schnell. Man trifft sich eben hier und da, schließlich geht man noch in die gleichen Kneipen und Restaurants. Damals, vor fünf Jahren, als ich Robert zum erstenmal sah, das war im »Tigers«, kennen Sie den Laden noch? Nicht? Na, eigentlich verständlich, der ist ja total out, ich weiß auch gar nicht, ob es den noch gibt, also damals, als ich Robert zum erstenmal sah, gefiel er mir auf Anhieb wahnsinnig gut. Er hat so eine professionelle Ausstrahlung, ist so souverän und sieht obendrein mit seinen grauen kurzen Haaren so gut aus, finden Si Verfolgt Karen geht die Fifth Avenue entlang und wünscht sich, im Rücken Augen zu haben. Sie hat seit einiger Zeit das Gefühl, beobachtet und verfolgt zu werden. Nein, sie ist nicht neurotisch, leidet nicht unter Verfolgungswahn, hat keine beruflichen Probleme, und ihr Sexualleben ist befriedigend. Ja, sie hat auch Orgasmen. Nirgendwo ein offensichtlicher Grund, eine Rechtfertigung für ihre Angst. Doch sie hat Angst. Zum erstenmal spürt sie, wie sich ihr im Nacken die Haare aufstellen. Davon hat sie bisher nur gelesen, hat nicht geglaubt, daß es tatsächlich möglich ist. Mein Nackenfell sträubt sich, denkt sie, und nun muß sie doch lächeln. Sie bleibt vor einem Schaufenster stehen, sieht aber nicht die Auslage an, sondern beobachtet alles, was sich hinter ihr abspielt. Leute gehen vorüber, Taxen fahren vorbei, irgendwo heult eine Sirene – in New York hört man immer Sirenen. Sie sieht nichts Verdächtiges, und doch, das Prickeln im Nacken läßt nicht nach. Sie wird beobachtet! Ruckartig dr Love on the rocks Die Kinder sind ins Haus gegangen. Wahrscheinlich wollen sie fernsehen, aber heute hat Angela nicht dagegen protestiert. Sie räkelt sich faul auf der Sonnenliege im Garten und fühlt sich zum erstenmal seit langem wieder rundum wohl. Ein Windhauch läßt die Zeitung rascheln, die neben ihr auf dem Rasen liegt. IM SOMMER MEHR LUST AUF SEX, so ist reißerisch einer der Artikel überschrieben. Angela hat ihn gelesen, es stand nicht viel Neues drin. Daß Sonnenlicht über die Sehnerven auf die Zirbeldrüse im Gehirn wirkt. Die Zirbeldrüse drosselt die Produktion des Hormons Melatonin, durch das man sonst müde würde. Statt dessen kurven mehr Sexualhormone durch den Körper, und die Lustkurve steigt. Darüber hat sie schon vor Jahren in irgendeiner Frauenzeitschrift gelesen, und sie kennt die Wirkung der Sonne auf die Zirbeldrüse aus eigener Erfahrung. Als sie früher noch alleine verreiste, hatte sie faul am Strand gelegen, in Spanien oder Italien, und ihre Phantasie wirken lassen. L Anita in Rom Anita liebt Rom und die Römer. Natürlich auch die Römerinnen. Besonders die jungen Römerinnen, die immer Vespa fahren und dabei ihre bunten Röcke wehen lassen und viel Bein zeigen. Anita schaut den jungen Frauen nach; sie sehen so beschwingt und fröhlich aus. Sie haben Anmut und Grazie und treten selbstbewußt und stolz auf. Die römischen Männer dagegen sind entweder ein wenig zu aufdringlich und versuchen immer wieder anzubandeln, auch wenn man sie bereits dreimal abgewiesen hat. Oder aber sie sind viel zu beschäftigt, um Anita zu bemerken. Sie haben gerade etwas Wichtiges mit einem guten Freund zu besprechen, oder sie machen einer jungen Römerin, deren Vespa an der Ecke parkt, den Hof. Manche plaudern auch nur bei einer großen Portion Pasta, und nie scheinen sie Anita wahrzunehmen. Der dort drüben ist auch so einer. Seit einer Viertelstunde redet er schon ununterbrochen auf seinen Freund ein. Er sieht sehr gut aus, denkt Anita und betrachtet ihn versonnen vom Nebentisch a Souvenir Er kommt zwischen Bebra und Göttingen in mein Abteil und fragt, ob noch ein Platz frei ist. Ich sage, daß außer meinem Platz nur der an der Tür reserviert ist, und nehme an, er würde sich ans Fenster, mir gegenüber, setzen. Zu meiner Überraschung wählt er den Platz neben mir. Sein T-Shirt fällt mir auf, und ich erinnere mich jetzt, ihn vorhin auf dem Gang bereits gesehen zu haben. Genaugenommen habe ich nur das T-Shirt gesehen, der Mann hat mich nicht interessiert. Das Bild auf seinem T-Shirt hatte ich vor einiger Zeit im Guggenheim-Museum bewundert: The Silly Field von Miró. Das T-Shirt muß eine Sonderanfertigung sein, ganz sicher ist es keine Massenware aus dem Kaufhaus. »Wo haben Sie dies T-Shirt gekauft?« frage ich ihn neugierig. »Waren Sie gerade in New York?« »Möglich.« Er lächelt. Mehr sagt er nicht. Ich lese demonstrativ weiter in meinem Buch, nehme allerdings anfangs den Text gar nicht auf, so daß ich zwei Seiten noch einmal lesen muß. Er steht auf, fischt aus seinem Haut für sechs Hände Sie geht durch seine Wohnhöhle unter dem Dach. Fließende Stoffe und Formen. Liebevolle Blumenarrangements, Bücher, Bilder unterschiedlichster Richtungen. Phallische Formen überall – hier ein Kerzenständer, dort ein auffälliger Stein, doch auch viele weiche, eher weibliche Zeichen. Sie sucht den Herrn dieses Reichs in den Gegenständen, berührt Pflanzen, Steine, Glaskugeln, streicht über Buchrücken, trifft Heine und Rühmkorf, Atwood und Lonnie Barbach – eine Mischung, die sie animiert. Auf dem Schreibtisch, aufgeschlagen, ein Fotoband. Schwarzweißfoto einer nackten Männerschulter. Haut in Großaufnahme. Unter dem Bild, in schwungvoller Schrift mit pinkfarbener Tinte, ein Wort: »Du«. Die Haut ätzt sich in ihre Augen, Pore für Pore, und sie streicht behutsam mit dem Mittelfinger über das Papier, glaubt, Hautwärme zu spüren, zu riechen. Fühlt ein Prickeln über die Hand, den Arm hinauf in die eigene Schulter kriechen, die sich so ganz anders anfühlt. Die eigene Haut schei Sperrmüll Bodo und Silke haben sich gestritten und die Party vorzeitig verlassen. In letzter Zeit streiten sie häufig, haben sich kaum mehr etwas zu sagen außer bösen Worten und Vorwürfen. Früher war das anders. Damals, als sie sich kennenlernten und Silke ihr Studium plötzlich nicht mehr so ernst nahm, nicht mehr nur Ärztin werden wollte und für diesen fernen Zukunftstraum lebte, sondern ihre Visionen mit Bildern des unwiderstehlichen jungen Mannes schmückte, den sie mitten in der Nacht auf der Straße getroffen und angesprochen hatte, weil der sich ebenfalls für einen groβen alten Spiegel zu interessieren schien, der neben einem Haufen kaputter Stühle stand und auf die Müllabfuhr wartete. Gegen Morgen hatte Bodo dann gemeinsam mit Silke den Spiegel in seine Wohnung getragen, und zwei Tage danach war sie bei ihm eingezogen. Zwischen ihnen war es Liebe auf den ersten Blick gewesen – wie mit dem Spiegel, den sie ja auch beide unbedingt hatten haben wollen. Vor ein paar Tagen hat Bodo ein Lichtschutzfaktor dreizehn Das Frühstück war gut und wieder viel zu üppig. Ich kann einem bunten und reichhaltigen Büffet nie widerstehen. Was darf es sein, Madame? Weißbrot und Kräcker, Eier (gebacken, gebraten oder gekocht), verschiedene Marmeladen, Wurst und Käse, Tomaten und Gurken, Grapefruit-, Orangen- und Ananassaft, Obstsalat mit eisgekühlter Melone und als Abschluß vielleicht noch ein wenig Kuchen? Am liebsten hätte ich alles, und genau das ist mein Problem – nicht nur beim Frühstück. »Two towels, please. « Ich kann nicht verstehen, wie man mit einem Handtuch am Strand auskommen kann. Die Liegen sind hart, und man muß sie polstern. Zwei Tücher sind eigentlich auch noch zu wenig. Ich lege mich unter eine Palme und blinzle durch die groβen Palmwedel in die Sonne. Heute werde ich mich zum erstenmal ganz der Sonne aussetzen. Bisher habe ich mich nur im Schatten aufgehalten, denn die Sonne in der Karibik ist heiß und für meine sommersprossige Haut viel zu intensiv. Das knirschende Hardy Was macht Hardy hier? Marion schaute wie hypnotisiert ins Fenster. Dort, in der dunklen Scheibe spiegelte sich das Bild eines Mannes. Kein Zweifel, das war Hardy. Er trug eine zerknitterte Hose und ein helles, weites Hemd. Das Sakko lag über seiner Schulter. Er hielt es zwischen den Fingerspitzen der linken Hand, was ein bißchen geziert aussah, weil er dabei den kleinen Finger leicht abspreizte. Was macht Hardy hier? dachte sie wieder und war im gleichen Moment nicht wirklich erstaunt über seine Anwesenheit. Sie fragte sich nur, was er hier tat und wie er hergekommen war. Lange Zeit hatte sie nämlich vergeblich versucht, ihn herbeizuzaubern. Doch heute wollte er vielleicht selbst kommen. Nach so langer Zeit. Hätte sie sich auch denken können; Hardy fand immer einen Weg, um seinen Willen durchzusetzen. Also sollte sie nicht fragen, wie er hergekommen war, vielleicht sollte sie besser nach dem Grund dafür fragen. Sie war verwirrt, eindeutig verwirrt, hatte wohl zuviel getrunken. Wa Lucy in the sky ... Ein letztes Mal schlendert Margit an den Buden und Karussells vorbei. Es sind jetzt nicht mehr viele Leute unterwegs. Wie spät ist es wohl? Sie sieht auf die Uhr und kann kaum glauben, daß es bereits nach ein Uhr nachts ist. Seit vier Stunden zieht sie jetzt schon über den Rummelplatz und verschlingt abwechselnd Bratwürstchen und Zuckerwatte. Zweimal hatte sie sich auch einen Platz im Bierzelt erkämpft, aber die betrunkenen Typen dort glaubten, ihr gleich ein Bier bestellen zu müssen und sie dafür gratis angrapschen zu können. Echt zum Kotzen, diese Typen. Verschwitzt und mit dicker Wampe hockten sie da, erzählten sich eklige Witze über Frauen und bildeten sich doch tatsächlich ein, daß jede Frau oder jedes Mädchen auf sie anspringen müßte. Dabei waren die so abgestanden wie ihr Bier. »Heute ist wieder Männerhasser-Tag bei Margit«, hatte ihre Schwester früher immer der Familie verkündet, wenn Margit – wie heute – von den Jungs oder Männern schlicht die Nase voll hat Sonne und Mond Als sie von ihrem Teller aufblickte und sah, wie er das Hotelrestaurant betrat und sich suchend umschaute, glaubte sie im ersten Moment an eine Sinnestäuschung. Es hatte eine Zeit in ihrem Leben gegeben, in der sie ihn ständig und überall zu entdecken glaubte. Er schien in dem Wagen zu sitzen, der gerade vorbeifuhr, oder sie meinte, ihn zu sehen, wie er sich mit einer attraktiven Begleiterin seinen Platz im Kino suchte. Er verließ den Supermarkt durch den Nebeneingang in dem Moment, in dem sie selbst durch den Haupteingang kam, und als sie ihre Freundin im Krankenhaus besuchte, ging er, da war sie sich sicher, durch die Tür mit der Aufschrift »Betreten verboten«. Sie hatte ihn oft gesehen, und überall und immer schien er vor ihr auf der Flucht zu sein. Nie hatte sie ihn erreichen können, stets war sie ein bißchen zu langsam, zu unaufmerksam oder einfach ausgesperrt gewesen. Aber er war es. Das war zweifellos ›Dom‹, der jetzt langsam durch das Restaurant ging und wahrsche Seidenlaubenvogel Meine Mutter übergab mich als Säugling meinem Vater, damit er für mich sorgte. Sie wollte sich nicht mit einem Kind belasten. Wir beide, mein Vater und ich, haben nie wieder von ihr gehört. Mein Vater war Ornithologe und kannte sich zeit seines Lebens besser mit Vögeln aus als mit Kindern. Aber er gab sich mit mir sehr viel Mühe, und es lag nicht an ihm, daß es zwischen uns nie zu einer engen und herzlichen Bindung kam. Ich konnte mich nie so recht für den Beruf interessieren, der sein Leben prägte. Sicher, ich beobachtete auch gern die Meisen, Amseln und Finken im Garten, aber ich wollte ihn nie in den Ferien auf seinen Reisen begleiten, wenn er in ferne Länder zog, um dort seltene Vögel aufzuspüren. Im Laufe der Jahre schlossen wir eine Art Gentlemen’s Agreement, in dem wir beschlossen, jedem seinen eigenen Weg zu lassen, dabei einander aber keineswegs weniger zu lieben. Wir waren glücklich mit dieser Vereinbarung, und in unserem Leben änderte sich eigentlich nichts Der Wind Mit dem vollgepackten Kombi fährt Laura über die kleine hölzerne Brücke und malt sich aus, was passieren würde, wenn sie jetzt mitten in der Wildnis mit dem Wagen in den eisigen Bergbach stürzte. Vielleicht würde man sie erst im Frühjahr finden? Das ist natürlich Unsinn. Die Leute im Dorf und das nette alte Ehepaar aus dem Krämerladen wissen doch, daß sie in die Einsiedelei will. Sie selbst hat es ihnen vorhin lang und breit erklärt, während die alten Leutchen ihre Einkäufe in Kartons verstauten. Die würden sich schon Gedanken machen, wenn sie in ein, zwei Wochen nicht zurückkam, um ihre Vorräte zu erneuern. Andererseits ... ob die wirklich so an ihr interessiert waren? Aber Laura will ja nicht, daß sich jemand für sie interessiert, weil sich in letzter Zeit zu viele um sie kümmern wollen, besorgt tun und letztlich nur indiskrete Fragen stellen. Laura macht Schlagzeilen, weil Anton Duwe von »Duwe, Grossmann und Partner«, seines Zeichens Chef des internationalen Luftfahrtuntern
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