[Kommunizieren im Beruf 04] • Der Betrieb als Sprachlernort

[Kommunizieren im Beruf 04] • Der Betrieb als Sprachlernort
Downloaded: 32 times

Sprachlich-kommunikative Kompetenzen gelten nicht nur als wesentliche Voraussetzung für eine gelingende Bildungsbiographie, sie sind auch der entscheidende Schlüssel für berufliche Handlungsfähigkeit sowie das erfolgreiche Durchlaufen und Abschließen einer Berufsausbildung (vgl. u.a. Kimmelmann 2010; Kuhn 2019; Settelmeyer et al. 2017). Nicht nur, aber insbesondere auch vor dem Hintergrund der migrationspolitischen Herausforderung, Zugewanderten die Möglichkeit der Integration in den Beruf und dadurch die Aussicht auf gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, gerät die Frage, wie sprachlich-kommunikative Kompetenzen effektiv und abgestimmt auf die in Beruf und Ausbildung geltenden Anforderungen gefördert werden können, in den Fokus.

Dabei gilt es besonders den Ort in den Blick zu nehmen, an dem berufliche Kommunikation stattfindet und benötigt wird – den (betrieblichen) Arbeitsplatz – sowie die Personen, die die Lernenden begleiten und das entsprechende Handlungspotenzial für Sprachförderung besitzen – die betrieblichen Ausbilderinnen und Ausbilder. Der Betrieb steht hierbei nicht nur als Ort im Fokus, an dem konkrete berufliche Tätigkeiten angeleitet und ausgeführt werden, sondern als ein Ort, der aufgrund der vielfältigen und authentischen sprachlich-kommunikativen Anforderungen und des breiten Spektrums an Kommunikationssituationen und Gesprächspartnern ein immenses Unterstützungspotenzial für eine gelingende Sprachförderung besitzt und dadurch zu einem zentralen Sprachlernort wird. Hierbei ist es besonders der Aspekt der integrierten Umsetzung von Sprachfördermaßnahmen, der den Betrieb als Sprachlernort auszeichnet, sowie die Annahme, Sprache dort zu fördern, wo sie tatsächlich benötigt wird (Grünhage-Monetti 2013). Studien zur Wirksamkeit von Sprachfördermaßnahmen für den Bereich der schulischen beruflichen Bildung zeigen deutlich, dass es die Faktoren der Integration des Sprachlernens in das Fachlernen sowie der Handlungsorientierung sind, die das Sprachlernen fördern, zumal wenn es um ein Klientel geht, das wenig gute biographische Erfahrung mit schulformaler Bildung und wenig Einsicht hat, warum Sprachlernen relevant ist für die Weiterentwicklung der berufsfachlichen Handlungskompetenz. Die Verknüpfung des Sprachlernens mit dem Fachlernen schafft hier zweierlei: einerseits den Abbau von prinzipiellen Widerständen gegen das Sprachlernen, da dies hinter dem Fachlernen verschwindet und nicht wahrgenommen wird; andererseits aber ggf. auch den Aufbau von Motivationen durch das Erfahren und Erleben der Relevanz sprachlicher Kompetenzen für das fachliche Handeln (Efing 2013). In schuldidaktischen Kontexten des beruflichen Sprachlernens wird schon lange gefordert, authentische bzw. zumindest realistische Lernsettings zu kreieren und hiermit die Integration von Sprach- und Fachlernen didaktisch zu modellieren (u.a. Efing 2017). Während Schule dies aufwändig planen muss, ist diese (die Motivation fördernde) Authentizität in Betrieben zwangsläufig immer gegeben – denn hier ist Sprachverwendung immer kontextualisiert, immer nur Mittel zum Zweck und nie Selbstzweck, als den Schülerinnen und Schüler das Sprachlernen oft erleben und es deshalb als allgemeinbildenden Inhalt ablehnen.