Bei der Beobachtung und Erforschung von Sternen ist es, wie in jeder anderen Wissenschaft, sehr hilfreich, eine Unterteilung in bestimmte Typen vorzunehmen. Von der Erde aus erhalten wir von einem Stern Informationen über seine scheinbare Helligkeit und sein Spektrum. Vereinfacht erscheinen eher kühlere Sterne rötlich, sehr heiße Sterne bläulich. Man unterscheidet hier dann verschiedene Spektralklassen von Sternen. Wie wir bereits in Abschn. 1.5.3 gesehen haben, liefert die scheinbare Helligkeit eines Sterns natürlich keine Aussage über seine physikalischen Eigenschaften, weil sie von der Entfernung abhängt. Es ist daher sinnvoller, Sterne nach ihrer absoluten Helligkeit zu klassifizieren. Das setzt allerdings voraus, dass diese ausreichend genau bestimmt werden kann, man also die Entfernung zum jeweiligen Stern bestimmen kann.
22.1 Hertzsprung-Russell-Diagramm
Trägt man Sterne entsprechend ihrer absoluten Helligkeit und der Spektralklasse in einem Bild auf, so ergibt sich das Hertzsprung-Russell-Diagramm 1 (HRD).
Dabei sind die Klassen L und T nicht eingeschlossen. Sie umfassen die lichtschwachen braunen und roten Zwerge und wurden erst später eingeführt. Trägt man eine große Menge bekannter Sterne in dieser Form auf, so erkennt man, dass die meisten Sterne auf einer Linie von rechts unten nach links oben im Diagramm liegen, der sogenannten Hauptreihe. Diese Sterne heißen dementsprechend Hauptreihensterne. Die kleinsten Sterne auf der Hauptreihe sind die roten Zwerge. In Objekten noch geringerer Masse kann keine Wasserstofffusion stattfinden. In diesem Zwischenbereich zwischen Sternen und Planeten liegen die braunen Zwerge ohne Wasserstofffusion, möglicherweise aber mit Deuteriumfusion, die bereits bei niedrigeren Temperaturen ablaufen kann. Allerdings ist die Energieproduktion durch Fusion in braunen Zwergen nur klein und die Helligkeit dieser Objekte daher sehr niedrig. Unterhalb der Hauptreihe liegen die heißen aber dennoch sehr leuchtschwachen weißen Zwerge, darüber die Riesen. Die Sonne ist ein Stern vom Spektraltyp G und hat, wie bereits erwähnt, eine absolute Helligkeit von 4,7m.Oh Be A Fine Girl Kiss Me!
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Im Hertzsprung-Russell-Diagramm sind Sterne nach absoluter Helligkeit und Spektralklassen sortiert. (Diese Abbildung basiert auf einer gemeinfreien Vorlage [3], mit freundlicher Genehmigung)
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HRD der Sterne mit bis zu 100 Lichtjahren Entfernung von der Erde. Gezeigt sind nur Sterne mit einem maximalen Parallaxenfehler von 5 % und einem maximalen Fehler der B-V-Helligkeit von 0,025m. Proxima Centauri ist ein roter Zwerg der Spektralklasse M am Südhimmel. Sirius der hellste Stern am Nachthimmel und Teil des Wintersechsecks, Wega ist der Hauptstern der Leier. V* DN Dra und der nach seinem Entdecker benannte Van Maanens Stern sind zwei weiße Zwerge. Die Daten stammen aus dem Hipparcos-Katalog [4], abgerufen über das Nasa HEASARC [5]
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Das mit dem Gaia-Satelliten gewonnene HRD von vier Millionen Sternen mit bis zu 5000 Lichtjahren Entfernung von der Erde. BP und RP bezeichnen die vom blauen bzw. roten Photometer gemessen Magnituden. (ⒸESA/Gaia/DPAC, CC BY-SA 3.0 IGO)
22.2 Evolution von Sternen
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Evolution dreier Sterne mit ähnlicher chemischer Zusammensetzung wie die Sonne durch das HRD vom Beginn des Wasserstoffbrennens bis zum Ende des Heliumbrennens. Gezeigt sind Sterne mit M = 0,6M ⊙ (unten), M = 1M ⊙ (Mitte) und M = 5M ⊙ (oben). Für einige Punkte auf den Trajektorien ist die vergangene Zeit angegeben, seit der Stern auf der Hauptreihe angelangt ist. Man erkennt die extrem hohe Lebensdauer massearmer und die relativ kurze Lebensdauer massereicher Sterne, die schon in Abb. 19.8 deutlich wurde. (Die Daten stammen aus [1, 2])
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Lebenszyklus von Sternen von der Entstehung als Protostern bis zum Ende als weißer Zwerg, Neutronenstern oder Schwarzes Loch. Dabei entscheidet die Masse des verbleibenden Kerns nach der Riesenphase darüber, welches Endprodukt entsteht
Die verschiedenen Typen von Sternen haben wir in unserer Diskussion praktisch völlig ausgelassen. Weitere Details zur Sternentwicklung und den verschiedenen Sterntypen finden interessierte Leser z. B. in [6, 7].