Vor einigen Jahren vertraute mir Millan, ein Mitglied der NutritionFacts.org-Gemeinschaft, ihre Geschichte an. Als sie dreißig Jahre alt war, wurde bei ihr Typ-2-Diabetes diagnostiziert. Millan hatte bereits die Hälfte ihres Lebens mit starkem Übergewicht zu kämpfen gehabt und die Höhen und Tiefen jahrelanger Jojo-Diäten durchlebt. Sie hatte fast alle Diätmodelle ausprobiert, die sie finden konnte. Wie zu erwarten nahm sie immer wieder schnell genauso viel Gewicht zu, wie sie zuvor verloren hatte. Diabetes war nichts Neues für sie: Millans Eltern, Brüder und Tante waren alle Diabetiker, also ging sie davon aus, dass dies auch bei ihr unvermeidlich sei. Schließlich ist es altersbedingt. Und genetisch vorbestimmt. Sie konnte nichts dagegen tun. Zumindest dachte sie das.
Ihre Erstdiagnose bekam Millans bereits 1970. Daraufhin lebte sie zwei Jahrzehnte lang als Diabetikerin. In den 1990er-Jahren wechselte sie zu einer vollkommen pflanzenbasierten Ernährung und änderte ihr Leben von Grund auf. Heute hat sie mehr Energie als je zuvor, sieht jünger aus und fühlt sich auch jünger, und hat es endlich geschafft, ein gesundes Gewicht zu halten. Über vier Jahrzehnte nach ihrer Diabetes-Diagnose ist Millan, die heute in ihren Siebzigern ist, so fit wie ein Turnschuh. Sie unterrichtet sogar hochintensive Zumba-Kurse! Dabei fand sie weder ein Wundermittel, noch folgte sie einer speziellen Marken-Diät. Sie entschied ganz einfach, gesünder zu essen.
Der Name Diabetes mellitus stammt aus dem Griechischen und Latein: diabetes heißt so viel wie „Durchfluss“, und mellitus bedeutet „honigsüß“. Diabetes mellitus ist durch chronisch erhöhte Zuckerwerte im Blut gekennzeichnet. Das ist entweder der Fall, wenn die Bauchspeicheldrüse nicht genug Insulin produziert (das Hormon, das den Blutzucker unter Kontrolle hält) oder wenn der Körper resistent gegen die Wirkung von Insulin wird. Die durch Insulinmangel entstandene Krankheit wird Typ-1-Diabetes, die durch Insulinresistenz entstehende Krankheit Typ-2-Diabetes genannt. Wenn sich zu viel Zucker im Blut ansammelt, kann dies die Nieren überfordern, sodass Zucker in den Urin gelangt.
Wie führten die Menschen vor dem Zeitalter der modernen Labortechnik Urintests durch? Sie kosteten ihn. Der Urin von Diabetikern kann scheinbar so süß wie Honig schmecken. Daher auch der Name.
Typ-2-Diabetes wurde wegen ihrer massenhaften Verbreitung weltweit und ihrer katastrophalen gesundheitlichen Auswirkungen auch schon als „der schwarze Tod des einundzwanzigsten Jahrhunderts“ bezeichnet. Doch statt der Beulenpest ist der verantwortliche „Krankheitserreger“, der Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes auslöst, eine „fettreiche und hochkalorische Ernährung“, und statt Flöhen und Nagetieren sind die Ursachen „Werbung und Anreize für eine ungesunde Lebensweise“.1 Bei über zwanzig Millionen US-Amerikanern wurde kürzlich Diabetes diagnostiziert – das ist eine Verdreifachung der Fälle seit 1990.2 Unter diesen Umständen gehen die CDC davon aus, dass bis zur Mitte des laufenden Jahrhunderts einer von drei US-Amerikanern Diabetiker sein wird.3 Gegenwärtig verursacht Diabetes in den USA jedes Jahr etwa 50.000 Fälle von Nierenversagen, 75.000 Amputationen unterer Extremitäten, 650.000 Fälle von Sehverlust4 und etwa 75.000 Todesfälle.5
Ihr Verdauungssystem spaltet die Kohlenhydrate, die Sie essen, in einen Einfachzucker namens Glukose auf, den wichtigsten Brennstoff aller Ihrer Körperzellen. Um aus dem Blut in die Zellen zu gelangen, benötigt die Glukose Insulin. Stellen Sie sich Insulin wie einen Schlüssel vor, der die Türen aufschließt und der Glukose das Eintreten ermöglicht. Bei jeder Ihrer Mahlzeiten setzt Ihre Bauchspeicheldrüse Insulin frei, damit die Glukose in Ihre Zellen gelangen kann. Ohne Insulin können die Zellen die Glukose nicht aufnehmen, wodurch diese sich dann im Blut ansammelt. Mit der Zeit kann dieser überschüssige Zucker die Blutgefäße im gesamten Körper beschädigen. Aus diesem Grund kann Diabetes zu Blindheit, Nierenversagen, Herzinfarkten und Schlaganfällen führen. Ein hoher Blutzuckerspiegel kann außerdem die Nerven schädigen und zu einer Krankheit namens Neuropathie führen, die Taubheitsgefühle, Prickeln und Schmerzen verursacht. Wegen der beschädigten Blutgefäße und Nerven können Diabetiker zudem unter einer schlechten Durchblutung und Taubheitsgefühlen in Beinen und Füßen leiden. Dies wiederum führt dazu, dass Verletzungen schlechter heilen, was schließlich mit einer Amputation enden kann.
Die Typ-1-Diabetes, früher auch Jugenddiabetes genannt, macht ungefähr fünf Prozent aller diagnostizierten Diabetesfälle aus.6 Bei den meisten Menschen mit Typ-1-Diabetes zerstört das Immunsystem versehentlich die insulinproduzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse. Ohne Insulin aber steigt der Blutzuckerspiegel auf eine gefährliche Höhe. Typ-1-Diabetes wird daher mit Insulininjektionen, einer Art Hormonersatztherapie, behandelt, um den Produktionsmangel auszugleichen. Der genaue Grund von Typ-1-Diabetes ist nicht bekannt, doch ist es wahrscheinlich, dass eine genetische Prädisposition im Zusammenspiel mit bestimmten Umweltfaktoren wie bspw. virale Infektionen und/oder Kuhmilch dafür verantwortlich sein kann.7
Die Typ-2-Diabetes, früher auch als Erwachsenendiabetes bezeichnet, macht 90 bis 95 Prozent aller Diabetesfälle aus.8 Bei Typ-2-Diabetes kann die Bauchspeicheldrüse zwar Insulin produzieren, es funktioniert aber nicht so gut. Die Ansammlung von Fett im Inneren der Muskel- und Leberzellen beeinträchtigt die Wirksamkeit des Insulins.9 Wenn Insulin der Schlüssel ist, der die Türen zu den Zellen aufschließt, kann man sich gesättigte Fette wie einen Kleber vorstellen, der die Schlösser von innen verschließt. Wenn die Glukose nicht mehr in die Muskelzellen, die Hauptkonsumenten dieses Brennstoffs, gelangen kann, erhöht sich der Zuckerwert im Blut auf gefährliche Weise. Das Fett in den Muskelzellen kann von Fett stammen, das Sie entweder essen oder mit sich herumtragen (Ihr Körperfett). Die Prävention, Behandlung und Umkehr von Typ-2-Diabetes ist daher von der Ernährungs- und Lebensweise abhängig.
Die CDC schätzen, dass über neunundzwanzig Millionen US-Amerikaner mit einer diagnostizierten oder aber noch nicht diagnostizierten Diabetes leben. Das entspricht 9 Prozent der US-Bevölkerung. Von einhundert Menschen, die Sie kennen, ist es möglich, dass sechs von ihnen bereits wissen, dass sie Diabetiker sind und weitere drei Diabetes haben, aber noch keine Diagnose bekommen haben. Jedes Jahr werden in den USA über eine Million neue Fälle von Typ-2-Diabetes diagnostiziert.10
Die gute Nachricht: Typ-2-Diabetes lässt sich fast immer verhindern, oft behandeln und manchmal sogar durch einen Wechsel der Ernährungs- und Lebensweise heilen. Wie andere häufige Todesursachen, insbesondere Herzkrankheiten und Bluthochdruck, ist Typ-2-Diabetes eine verhängnisvolle Folge bestimmter Ernährungsgewohnheiten. Doch auch wenn Sie bereits Diabetes haben und an den damit zusammenhängenden Komplikationen leiden, gibt es Hoffnung. Durch die Änderung Ihrer Lebensweise können Sie eine vollständige Remission von Typ-2-Diabetes erreichen, sogar wenn Sie schon seit Jahrzehnten an dieser Krankheit leiden. Sie können durch den Wechsel zu einer gesunden Ernährungsweise Ihre Gesundheit sogar schon innerhalb einiger Stunden verbessern.
Ein typisches Kennzeichen von Typ-2-Diabetes ist eine Insulinresistenz in den Muskeln. Wie Sie bereits gelesen haben, kann durch das Insulin der Blutzucker normalerweise in die Zellen gelangen. Wenn die Zellen aber resistent sind und auf das Insulin nicht so ansprechen, wie sie sollten, kann dies zu gefährlich hohen Zuckerwerten im Blut führen.
Wie aber entsteht diese Insulinresistenz überhaupt?
Untersuchungen, die vor beinahe einem Jahrhundert durchgeführt wurden, kamen zu bemerkenswerten Ergebnissen. Im Jahr 1927 teilten Wissenschaftler junge Medizinstudenten in verschiedene Gruppen auf, um die Folgen verschiedener Ernährungsweisen zu untersuchen. Bei einigen wurde eine fettreiche Ernährung mit viel Olivenöl, Butter, Eigelb und Sahne getestet. Eine andere Gruppe erhielt besonders kohlenhydratreiche Mahlzeiten mit viel Zucker, Bonbons, Gebäck, Weißbrot, gebackenen Kartoffeln, Sirup, Bananen, Reis und Haferbrei. Interessanterweise schoss die Insulinresistenz bei der Gruppe mit der fettreichen Ernährung in die Höhe. Innerhalb einiger Tage verdoppelten sich die Blutzuckerwerte der Probanden, wenn sie etwas Zuckerhaltiges aßen, und waren viel höher als die der anderen Probanden, die sich vornehmlich von Zucker und Stärke ernährten.11 Es brauchte weitere sieben Jahrzehnte, bis die Wissenschaft dem Rätsel auf die Spur kam, doch dessen Lösung mag die Antwort darauf sein, wodurch Typ-2-Diabetes eigentlich ausgelöst wird.
Um die wichtige Rolle der Ernährung dabei zu verstehen, müssen wir uns zuerst anschauen, wie unser Körper seinen Brennstoff speichert. Wenn Leistungssportler vor einem Wettkampf über ein sogenanntes „Carbo-Loading“ sprechen, meinen sie damit, dass sie für einen Brennstoffvorrat in ihren Muskeln sorgen müssen. Carbo-Loading ist eine extremere Version dessen, was Sie selbst jeden Tag tun: Ihr Verdauungssystem spaltet die von Ihnen verzehrte Stärke in Glukose auf, die als Blutzucker in Ihren Blutkreislauf eintritt und dann in Ihren Muskeln gespeichert wird, um später je nach Bedarf als Energie freigesetzt zu werden. Ihr Blutzucker ziert sich aber immer ein bisschen: Er braucht eine Einladung, um in Ihre Zellen zu gelangen. Diese Einladung ist das Insulin; der Schlüssel, der die Türen Ihrer Muskelzellen öffnet, damit die Glukose eintreten kann. Wenn sich das Insulin an einen der Insulinrezeptoren einer Zelle haftet, wird dadurch eine Reihe von Enzymen aktiviert, die die Glukose hineingeleiten. Ohne das Insulin bleibt der Blutzucker in der Blutbahn hängen und trommelt an die Türen der Zellen, ohne Einlass gewährt zu bekommen. Daraufhin steigt der Blutzuckerspiegel, was wiederum zur Schädigung lebenswichtiger Organe führt. Bei Typ-1-Diabetes zerstört der Körper selbst die insulinproduzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse, sodass nur sehr wenig Insulin vorhanden ist, um den Blutzucker in die Zellen zu lassen. Bei Typ-2-Diabetes aber besteht das Problem nicht in der Insulinproduktion. Der Schlüssel ist da, aber das Schloss ist verstopft. Dies wird Insulinresistenz genannt. Die Muskelzellen werden gegenüber der Wirkung von Insulin resistent.
Was aber blockiert die Schlösser der Muskelzellen und verhindert, dass das Insulin die Glukose hereinlassen kann? Fett. Oder genauer: intramyozelluläre Lipide, das Fett im Inneren der Muskelzellen.
Fett in der Blutbahn, entweder das eigene Körperfett oder Fett aus der Nahrung, kann sich im Inneren der Muskelzellen ablagern, wo es giftige Zerfallsprodukte und freie Radikale bilden kann, die den insulinsignalisierenden Prozess blockieren.12 Egal, wie viel Insulin der Körper produziert, die durch Fett beeinträchtigten Muskelzellen können es einfach nicht effektiv nutzen.
Dieser Mechanismus, bei dem Fett die Insulinfunktion stört, wurde nachgewiesen, indem Fett in die Blutbahn von Probanden eingeführt und beobachtet wurde, wie die Insulinresistenz in die Höhe schoss,13 sowie durch das Entfernen von Fett aus der Blutbahn und die Beobachtung, dass die Insulinresistenz dadurch sank.14 Dank MRT-Technologie können wir heute sogar die Fettmenge in den Muskeln sichtbar machen.15 Wissenschaftler sind jetzt in der Lage, den Weg des Fetts aus der Blutbahn in die Muskeln nachzuverfolgen und dabei zuzusehen, wie die Insulinresistenz steigt.16 Schon eine ordentliche Portion Fett reicht aus, um innerhalb von 160 Minuten die Glukoseabsorption der Zellen zu beeinträchtigen.17
Dafür müssen die Wissenschaftler ihren Probanden das Fett aber nicht intravenös durch den Tropf verabreichen. Es reicht schon, wenn sie sie entsprechend füttern.
Sogar bei gesunden Menschen kann eine fettreiche Ernährung die Fähigkeit des Körpers, Zucker zu verarbeiten, einschränken. Sie können Ihre Insulinresistenz senken, indem Sie weniger Fett verzehren. Untersuchungen haben eindeutig gezeigt, dass Insulin umso besser wirkt, je mehr der Fettgehalt der Ernährung gesenkt wird.18 Leider können wir heutzutage aufgrund der gegenwärtigen Ernährungsgewohnheiten US-amerikanischer Kinder dabei zusehen, wie sowohl Fettleibigkeit als auch Typ-2-Diabetes immer häufiger und immer früher im Leben auftreten.
Prädiabetes ist durch einen erhöhten Blutzuckerspiegel gekennzeichnet, der noch nicht hoch genug ist, um die Schwelle zu Diabetes zu überschreiten. Sie tritt in der Regel bei übergewichtigen und fettleibigen Kindern auf. In der Vergangenheit wurde Prädiabetes als hochriskanter Zustand und Diabetesvorbote angesehen, nicht aber als eigenständige Krankheit. Mittlerweile wissen wir aber, dass auch Menschen mit Prädiabetes von ersten Organschädigungen betroffen sein können.
Prädiabetiker könnten bereits Schäden an ihren Nieren, Augen, Blutgefäßen und Nerven aufweisen, noch bevor bei ihnen Diabetes diagnostiziert wird.19 Beweise von zahlreichen Untersuchungen legen nahe, dass die chronischen Begleiterscheinungen von Typ-2-Diabetes bereits während des prädiabetischen Zustands auftreten.20 Um diabetisch verursachte Schäden zu vermeiden, müssen wir daher auch die Prädiabetes verhindern – je früher, desto besser.
Noch vor dreißig Jahren gehörten praktisch alle Diabetesfälle bei Kindern in die Kategorie Typ-1-Diabetes. Doch seit Mitte der 1990er-Jahre tritt Typ-2-Diabetes auch verstärkt bei Kindern auf.21 Was einst „Erwachsenendiabetes“ genannt wurde, ist nun unter dem Namen Typ-2-Diabetes bekannt, da bereits Kinder im Alter von nur acht Jahren diese Krankheit entwickeln.22 Dieser Trend hat katastrophale Folgen: Eine fünfzehn Jahre dauernde Folgestudie von Kindern, bei denen Typ-2-Diabetes diagnostiziert wurde, fand heraus, dass bei diesen eine alarmierende Prävalenz von Blindheit, Amputationen, Nierenversagen und sogar Tod vorherrschte, sobald sie das junge Erwachsenenalter erreicht hatten.23
Wie kommt es zu diesem dramatischen Anstieg von Diabetes im Kindesalter? Sehr wahrscheinlich aufgrund des dramatischen Anstiegs von Fettleibigkeit unter Kindern.24 In den letzten Jahrzehnten hat sich die Zahl der als übergewichtig angesehenen US-amerikanischen Kinder um mehr als 100 Prozent erhöht.25 Bei Kindern, die mit sechs Jahren übergewichtig sind, ist die Wahrscheinlichkeit größer, übergewichtig zu bleiben, als es später nicht mehr zu sein. 75 bis 80 Prozent aller fettleibigen Heranwachsenden werden auch als Erwachsene weiterhin fettleibig sein.26
Fettleibigkeit im Kindesalter ist ein starkes Vorzeichen für Krankheiten und Tod im Erwachsenenalter. So wurde herausgefunden, dass Übergewicht bei Teenagern fünfundfünfzig Jahre später zu einem Erkrankungsrisiko führt. Die Betroffenen können ein doppelt so hohes Risiko haben, an Herzkrankheiten zu sterben, und ebenso ein höheres Risiko, andere Krankheiten zu entwickeln, wie bspw. Darmkrebs, Gicht und Arthritis. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Übergewicht als Teenager ein noch stärkeres Vorzeichen für ein späteres Erkrankungsrisiko ist, als wenn man als Erwachsener übergewichtig ist.27
Um Diabetes bei Kindern zu verhindern, müssen wir Fettleibigkeit bei Kindern verhindern. Wie tun wir das?
2010 hat der Lehrstuhl für Ernährungswissenschaften der Loma Linda University ein Papier veröffentlicht, dass nahelegt, dass der vollkommene Verzicht auf Fleisch ein effektiver Weg sein kann, Fettleibigkeit unter Kindern zu bekämpfen – mit dem Hinweis darauf, dass Menschen, die sich pflanzenbasiert ernähren, durchgängig dünner sind als diejenigen, die Fleisch essen.28
Um das Körpergewicht zu ermitteln, stützen wir uns normalerweise auf den Body Mass Index (BMI), der neben dem Gewicht auch die Körperhöhe einbezieht. Bei Erwachsenen wird ein BMI über 30 als fettleibig angesehen. Ein Wert zwischen 25 und 29,9 gilt als übergewichtig und ein Wert zwischen 18,5 und 24,9 als „Idealgewicht“. Unter Medizinern nannten wir einen BMI unter 25 früher „Normalgewicht“. Leider sind solche Werte aber nicht mehr normal.
Wie hoch ist Ihr BMI? Berechnen Sie ihn einfach auf einer der BMI-Rechner-Seiten im Internet, oder nutzen Sie folgende Formel: Teilen Sie Ihr Körpergewicht in Kilogramm durch Ihre Körpergröße in Metern im Quadrat. Wenn Sie z. B. 1,80 Meter groß sind und 90 Kilogramm wiegen, erhalten Sie bei der Berechnung 90 / (1,8 × 1,8) einen BMI von 27,8. Dieser Wert zeigt Ihnen an, dass Sie leider einiges an Übergewicht haben.
Die umfassendste Untersuchung, die je die Fettleibigkeitsraten von Personen untersucht hat, die sich pflanzenbasiert ernähren, wurde in Nordamerika veröffentlicht. Fleischesser führten die Liste mit einem durchschnittlichen BMI von 28,8 an, der an Fettleibigkeit grenzt. Flexitarier (Personen, die Fleisch ein bis wenige Male pro Woche, nicht aber täglich essen) waren mit einem durchschnittlichen BMI von 27,3 schon besser aufgestellt. Pesco-Vegetarier, d. h. Personen, die außer Fisch keinerlei Fleisch essen, erzielten mit 26,3 einen noch besseren Durchschnittswert. Sogar die US-amerikanischen Vegetarier waren mit einem durchschnittlichen BMI von 25,7 noch leicht übergewichtig. Die einzige Gruppe, die im Bereich des Idealgewichts lag, waren die Veganer mit einem durchschnittlichen BMI von 23,6.29
Warum entscheiden sich also nicht mehr Eltern dazu, ihre Kinder pflanzenbasiert zu ernähren? Es herrscht in den USA der weitverbreitete Irrtum vor, dass dadurch das kindliche Wachstum gehemmt wird. Das Gegenteil scheint aber der Fall zu sein. Die Wissenschaftler der Loma Linda University fanden heraus, dass Kinder, die sich vegetarisch ernähren, nicht nur schlanker als fleischessende Kinder, sondern im Schnitt auch 2,5 cm größer sind.30 Im Vergleich dazu wird Fleischverzehr eher mit horizontalem Wachstum in Zusammenhang gebracht: Dieselben Wissenschaftler stießen auf einen starken Zusammenhang zwischen dem Konsum von tierischen Produkten und einem erhöhten Risiko, übergewichtig zu sein.31 Wer bereits im Kindesalter Diabetes entwickelt, scheint seine Lebenserwartung um etwa zwanzig Jahre zu verkürzen.32 Wer von uns würde nicht bis ans Ende der Welt gehen, um unseren Kindern ein zwanzig Jahre längeres Leben zu ermöglichen?
Überschüssiges Körperfett ist das Risiko Nummer 1 für Typ-2-Diabetes. Bis zu 90 Prozent aller Personen, die an Diabetes erkranken, sind übergewichtig.33 Worin besteht der Zusammenhang? Zum Teil in einem Phänomen, das als „Überlaufeffekt“ bekannt ist.
Interessanterweise ändert sich im Erwachsenenalter die Zahl der einzelnen Fettzellen nicht sonderlich, egal wie viel Sie ab- oder zunehmen. Sie schwellen nur mit Fett an, wenn der Körper an Gewicht zulegt. Wenn Ihr Bauch dicker wird, wachsen also nicht unbedingt neue Fettzellen, sondern es wird einfach nur mehr Fett in die bereits existierenden Zellen gestopft.34 Bei übergewichtigen und fettleibigen Menschen können sich diese Zellen soweit aufblähen, dass Fett wieder zurück in die Blutbahn fließt, wodurch dieselben Probleme mit einem Verstopfen der Insulinsignalisierung entstehen wie nach dem Verzehr einer sehr fettreichen Mahlzeit.
Ärzte können tatsächlich die Menge an sich frei in der Blutbahn bewegendem Fett messen. Normalerweise liegt dieser Wert zwischen ein- und fünfhundert Mikromol pro Liter. Menschen, die fettleibig sind, haben aber in der Regel einen Wert zwischen sechs- und achthundert. Menschen, die sich kohlenhydratarm und fettreich ernähren, erzielen mitunter die gleichen Werte. Sogar eine schlanke Person, die sich fettreich ernährt, kann einen Wert von durchschnittlich achthundert haben – diese gigantische Zahl ist also nicht nur fettleibigen Patienten vorbehalten. Da diejenigen, die sich fettreich ernähren, so viel Fett aus ihrem Verdauungstrakt in ihre Blutbahn absorbieren, ist der Fettwert in ihrem Blut genauso hoch wie der einer Person, die extrem fettleibig ist.35
Andersherum schadet Fettleibigkeit Ihnen genauso, als würden Sie sich den ganzen Tag an Speck und Butter laben, auch wenn Sie sich gesund ernähren. Das liegt daran, dass der Körper einer fettleibigen Person ständig Fett in die Blutbahn abgibt, egal, was gegessen wird. Unabhängig vom Ursprung des Fetts in Ihrem Bluts wird Ihre Fähigkeit, Zucker aus dem Blut in die Zellen zu transportieren, sinken – aufgrund einer Insulinresistenz, die die Ursache von Typ-2-Diabetes ist.
Menschen, die sich pflanzenbasiert ernähren, sind im Gegensatz dazu nur mit einem Bruchteil der Diabetesrate konfrontiert, mit der sich diejenigen konfrontiert sehen, die regelmäßig Fleisch essen. Wie Sie in Abbildung 1 sehen, scheint die Diabetesrate schrittweise zu sinken, je mehr pflanzenbasiert die Ernährungsweise wird.36 Auf der Grundlage einer Untersuchung mit neunundachtzigtausend Kaliforniern scheinen Flexitarier ein um 28 Prozent geringeres Diabetesrisiko zu haben. Das sind gute Nachrichten für alle, die vielleicht nur einmal pro Woche und nicht täglich Fleisch essen. Diejenigen, die kein Fleisch, sondern nur Fisch essen, können ihr Diabetesrisiko schon halbieren. Und was ist mit denen, die weder Fleisch noch Fisch essen? Sie scheinen ein um 61 Prozent geringeres Risiko zu haben. Und wer noch einen Schritt weiter geht und auch auf Eier und Milchprodukte verzichtet? Diese Personen können ihr Diabetesrisiko im Vergleich zu denjenigen, die täglich Fleisch essen, um ganze 78 Prozent verringern.
Warum ist das der Fall?
Abbildung 1
Liegt es nur daran, dass Menschen, die sich pflanzenbasiert ernähren, ihr Gewicht besser kontrollieren können? Nicht ganz. Auch wenn sie genauso viel wiegen wie Omnivoren, scheinen Veganer ein nur halb so hohes Diabetesrisiko zu haben.37 Der Grund dafür mag im Unterschied zwischen pflanzlichen und tierischen Fetten liegen.
Nicht alle Fette wirken sich in derselben Art auf unsere Muskelzellen aus. Palmitat z. B., eine gesättigte Fettart, die vor allem in Fleisch, Milchprodukten und Eiern vorkommt, führt zu Insulinresistenz. Oleat hingegen, das einfach ungesättigte Fett, das vor allem in Nüssen, Oliven und Avocados vorkommt, hat scheinbar eine schützende Wirkung gegenüber den schädlichen Auswirkungen von gesättigtem Fett.38 Gesättigte Fette können in Muskelzellen alle möglichen verheerenden Schäden anrichten und zur Ansammlung giftiger Zerfallsprodukte (wie bspw. Ceramiden und Diacylglycerol)39 und freien Radikalen führen, und außerdem Entzündungen und sogar eine mitochondriale Dysfunktion verursachen, sprich eine Störung der kleinen Kraftwerke in unseren Zellen, der Mitochondrien.40 Dieses Phänomen wird auch als Lipotoxizität bezeichnet (wobei lipo „Fett“ bedeutet, wie in Liposuktion).41 Muskelbiopsien von verschiedenen Menschen zeigen, wie die Ansammlung von gesättigtem Fett in den Membranen ihrer Muskelzellen mit einer Insulinresistenz in Zusammenhang steht.42 Einfach ungesättigte Fette lassen sich vom Körper dagegen viel einfacher entgiften oder sicher speichern.43
Diese Diskrepanz mag erklären, warum Personen, die sich pflanzlich ernähren, besser vor Diabetes geschützt sind. Einige Wissenschaftler haben die Insulinresistenz und den Muskelfettanteil von Veganern und Omnivoren verglichen. Da die Menschen, die sich pflanzenbasiert ernähren, den Vorteil haben, im Durchschnitt wesentlich schlanker zu sein, stellten die Wissenschaftler eine Gruppe aus Omnivoren zusammen, die das gleiche Gewicht wie die untersuchten Veganer hatten, um festzustellen, ob eine pflanzliche Ernährung neben der indirekten Wirkung, Fett aus den Muskeln zu ziehen, indem sie Menschen beim Abnehmen half, auch noch eine weitere direkte Wirkung hat.
Das Ergebnis? In den tief liegenden Wadenmuskeln von Veganern war deutlich weniger Fett eingeschlossen als in denen von vergleichbar schlanken Omnivoren.44 Diejenigen, die sich pflanzenbasiert ernähren, hatten eine bessere Insulinsensitivität, bessere Blutzuckerwerte, bessere Insulinwerte45 und sogar eine deutlich bessere Betazellfunktion – der Zellen der Bauchspeicheldrüse, die das körpereigene Insulin produzieren.46
Zusammengefasst scheinen Menschen, die sich pflanzenbasiert ernähren, Insulin sowohl besser produzieren als auch besser verwerten zu können.
Mit mehr Essen Diabetes vorbeugen
Viele Bevölkerungsstudien haben gezeigt, dass Menschen, die beträchtliche Mengen Hülsenfrüchte essen (z. B. Bohnen, Spalterbsen, Kichererbsen und Linsen) in der Regel weniger wiegen. Sie haben außerdem schlankere Taillen, sind weniger oft fettleibig und haben einen niedrigeren Blutdruck als Menschen, die weniger Hülsenfrüchte essen.47 Aber vielleicht sind diese Vorteile nicht den Hülsenfrüchten selbst zu verdanken, sondern der Tatsache, dass diejenigen, die mehr Hülsenfrüchte verzehren, sich generell gesünder ernähren? Um dies getrennt voneinander zu betrachten, wendeten Wissenschaftler das aussagekräftigste Werkzeug auf dem Gebiet der Ernährungsforschung an: eine Interventionsstudie. Anstatt zu beobachten, was die Menschen essen, wird ihre Ernährung geändert und abgewartet, was passiert. In diesem Fall wurden Hülsenfrüchte getestet, indem der zusätzliche Verzehr von Hülsenfrüchten direkt mit einer Kalorieneinschränkung verglichen wurde.
Das Reduzieren von Bauchfett ist wahrscheinlich der beste Weg, um zu verhindern, dass aus einer Prädiabetes eine richtige Diabetes wird. Auch wenn eine Kalorienreduktion der Grundstein der meisten Abnehmstrategien ist, legen Beweise nahe, dass die Mehrzahl der Personen, die durch eine reduzierte Nahrungsaufnahme abnehmen, das verlorene Gewicht später wieder zunehmen. Hungern trägt fast niemals zu einer langfristigen Lösung bei. Wäre es nicht wunderbar, wenn wir stattdessen einen Weg finden könnten, bei dem wir mehr essen, aber trotzdem genauso viel abnehmen?
Die Wissenschaftler teilten die übergewichtigen Probanden in zwei Gruppen auf. Die erste Gruppe wurde gebeten, jede Woche fünf Tassen Linsen, Kichererbsen, Spalterbsen oder weiße Bohnen zu essen, ansonsten aber nichts an ihrer Ernährung zu ändern. Die zweite Gruppe wurde gebeten, einfach fünfhundert Kalorien pro Tag weniger zu essen. Was glauben Sie, wer gesünder wurde? Die Gruppe, die mehr aß. Das Essen von Hülsenfrüchten bewirkte ebenso eine schlankere Taille und einen verbesserten Blutzuckerspiegel wie die Reduzierung von Kalorien. Darüber hinaus aber kam die Hülsenfrucht-Gruppe auch noch in den Genuss weiterer Vorteile – in Form einer verbesserten Cholesterin- und Insulinregulierung.48 Das sind ermutigende Neuigkeiten für übergewichtige Menschen mit einem Typ-2-Diabetes-Risiko. Anstatt einfach nur kleinere Portionen zu essen und die Menge des Essens zu reduzieren, können sie die Qualität ihres Essens durch den Verzehr von Mahlzeiten mit Hülsenfrüchten verbessern.
Gesättigte Fette können sich außerdem auch giftig auf die Zellen in der Bauchspeicheldrüse auswirken, die Insulin produzieren. Im Alter von etwa zwanzig Jahren hört der Körper damit auf, neue insulinproduzierende Zellen zu erzeugen. Wenn diese Zellen danach absterben, sind sie vermutlich für immer verloren.49 Autopsien haben ergeben, dass zu dem Zeitpunkt im späteren Leben, wenn eine Typ-2-Diabetes diagnostiziert wird, vielleicht schon die Hälfte aller Betazellen abgetötet wurde.50
Die Giftigkeit gesättigter Fette lässt sich einfach demonstrieren: Wenn Betazellen in einer Laborschale gesättigtem Fett51 oder LDL („bösem“ Cholesterin) ausgesetzt werden, beginnen die Betazellen abzusterben.52 Diese Wirkung wurde aber nicht bei einfach ungesättigten Fetten beobachtet, die in pflanzlichen Lebensmitteln wie z. B. Nüssen konzentriert sind.53 Wenn Sie gesättigte Fette verzehren, werden sowohl die Insulinwirkung wie auch die Insulinproduktion innerhalb von einigen Stunden beeinträchtigt.54 Je mehr gesättigtes Fett Sie in Ihrer Blutbahn haben, umso höher ist Ihr Risiko, Typ-2-Diabetes zu entwickeln.55
So wie nicht jeder, der raucht, Lungenkrebs bekommt, entwickelt natürlich auch nicht jeder, der übermäßig gesättigte Fette zu sich nimmt, Diabetes. Doch es gibt einen genetischen Faktor. Bei denjenigen, die genetisch vorbelastet sind, wird eine hochkalorische Ernährung mit vielen gesättigten Fetten als Ursache von Typ-2-Diabetes angesehen.56
Wie bereits erwähnt, kann Ihr eigenes Körperfett, auch wenn Sie sich nicht fettreich ernähren, zu einem Überlaufeffekt führen, d. h. zur Tendenz überdehnter Fettzellen, Fett in die Blutbahn abzugeben. Der Vorteil einer vollwertigen pflanzenbasierten Ernährung beim Abnehmen ist, dass Sie dabei weder Ihre Portionen verkleinern noch Mahlzeiten auslassen oder Kalorien zählen müssen, da die meisten pflanzlichen Lebensmittel von Natur aus nährstoffreich und kalorienarm sind.
Obst und Gemüse enthalten durchschnittlich 80 bis 90 Prozent Wasser. So wie Ballaststoffe die Essensmenge vergrößern können, ohne dass dabei zusätzliche Kalorien hinzukommen, tut dies auch Wasser. Tests haben gezeigt, dass Menschen bei einer Mahlzeit ungeachtet der Gesamtkalorien immer dieselbe Menge essen – vermutlich weil die Dehnungsrezeptoren im Magen nach einer bestimmten Menge aufgenommenen Essens Signale an das Gehirn senden. Wenn ein Großteil dieser Essensmenge aus Null-Kalorien-Komponenten wie Ballaststoffen oder Wasser besteht, heißt das, dass Sie mehr essen können und dabei weniger zunehmen.57
Abbildung 2
Abbildung 2 zeigt die Menge an Brokkoli, Tomaten und Erdbeeren, die jeweils 100 Kalorien enthalten im Vergleich zur Menge von Hühnchen, Käse und Fisch mit derselben Kalorienanzahl. Sie werden bemerken, dass sich die Menge bzw. das Gewicht dieser Lebensmittel trotz derselben Kalorienanzahl deutlich unterscheidet. Es ist also ein ganz logischer Gedanke, dass einhundert Kalorien pflanzlicher Lebensmittel Sie eher satt machen, während die gleiche Kalorienanzahl tierischer oder industriell verarbeiteter Produkte Ihren Magen halb leer lässt.
Aus diesem Grund ist eine vollwertige, pflanzenbasierte Ernährung großartig für alle, die gerne essen, da Sie praktisch so viel essen können, wie Sie wollen, ohne über das Kalorienzählen nachdenken zu müssen.
Eine randomisierte klinische Vergleichsstudie fand heraus, dass eine pflanzenbasierte Ernährung besser funktionierte als die von der American Diabetes Association empfohlene Diät zum Abnehmen. Dies war sogar der Fall, obwohl die Probanden ihre Mahlzeiten weder verkleinerten noch dazu angehalten wurden, Kalorien oder Kohlenhydrate zu zählen.58 Darüber hinaus zeigte die Auswertung ähnlicher Untersuchungen, dass die Probanden, die pflanzenbasierte Mahlzeiten verzehrten, im Vergleich zu anderen Menschen, die eine Ernährung mit mehr tierischen Produkten verfolgten, zusätzlich zu einem Gewichtsverlust eine verbesserte Blutzuckerkontrolle und ein verringertes Herzerkrankungsrisiko hatten.59 All dies sind die Vorteile einer pflanzenbasierten Ernährung.
Diabetiker haben ein größeres Risiko für Herzversagen und Schlaganfälle.60 Diabetiker, bei denen Herzerkrankungen in der Familie vorkommen, haben tatsächlich dasselbe Herzinfarktrisiko wie Nichtdiabetiker, bei denen eine Herzerkrankung diagnostiziert wurde.61 Neben einer verbesserten Insulinsensitivität hilft eine pflanzenbasierte Ernährung im Vergleich zu einer konventionellen Diabetikerernährung auch dabei, das LDL-Cholesterin deutlich zu senken und verringert damit das Risiko der häufigsten Todesursache bei Diabetikern: Herzkrankheiten.62 Aber wie geht es den Menschen dabei, wenn sie ihre Ernährungsgewohnheiten drastisch ändern? Oder wie Dr. Dean Ornish einst scherzhaft fragte: Werden wir wirklich alle länger leben, oder wird es uns nur so vorkommen?63
Offenbar sind alle Menschen, die ihre Ernährung auf ein pflanzenbasiertes Modell umgestellt haben, glücklich darüber, dass sie es getan haben. Einer der Gründe dafür, dass pflanzenbasierte Ernährungsweisen mit großer Zustimmung befolgt werden, ist nicht nur, dass es den Menschen damit messbar besser geht, sondern dass sie sich auch deutlich besser fühlen. In einer kürzlich durchgeführten randomisierten klinischen Studie zum Gewichtsverlust wurden Diabetiker in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Hälfte folgte einer konventionellen Diabetikerernährung, wie sie von Diabetesorganisationen empfohlen wird, und die andere Hälfte ernährte sich pflanzenbasiert von vorwiegend Gemüse, Obst, Getreide, Hülsenfrüchten und Nüssen. Nach dem Ende der Studie nach sechs Monaten berichtete die Gruppe mit der pflanzenbasierten Ernährung nicht nur eine deutlich bessere Lebensqualität, sondern erzielte auch wesentlich bessere Ergebnisse bei der Stimmungslage als die Gruppe mit der konventionellen Diabetikerernährung. Die sich pflanzenbasiert ernährenden Patienten fühlten sich zudem auch weniger eingeschränkt als die Patienten mit der konventionellen Diät. Außerdem ging die Enthemmung zurück, d. h., dass die sich pflanzlich ernährenden Patienten weniger zu Essattacken neigten und sich außerdem auch weniger hungrig fühlten, was ihnen langfristig dabei helfen könnte, diese Ernährungsweise beizubehalten.64 Eine pflanzenbasierte Ernährung scheint also nicht nur besser zu funktionieren, sondern sich auch langfristig besser beibehalten zu lassen. Die verbesserte Stimmung, die außerdem dadurch erreicht wird, kann zudem Vorteile für die körperliche und auch die psychische Gesundheit bringen. (Mehr zu diesem Thema finden Sie in Kapitel 12.)
Wenn es darum geht, das Diabetesrisiko maximal einzuschränken, macht es dann einen Unterschied, wenn Sie nur ein kleines bisschen Fleisch essen? Taiwanesische Wissenschaftler versuchten diese Frage zu beantworten. Die asiatische Bevölkerung hat traditionell nur sehr geringe Diabetesraten. In den letzten Jahren allerdings hat sich Diabetes durch die Verwestlichung der asiatischen Ernährungsgewohnheiten fast zur Größe einer Epidemie ausgewachsen. Anstatt Vegetarier mit modernen Omnivoren zu vergleichen, verglichen diese Wissenschaftler Vegetarier mit denjenigen, die eine traditionelle asiatische Ernährungsweise befolgten, die üblicherweise auch sehr kleine Mengen Fisch und anderes Fleisch enthielt. Die Frauen aßen das Äquivalent von nur einer Portion Fleisch pro Woche, während die Männer alle paar Tage eine Portion Fleisch verzehrten.65
Beide Gruppen – die mit vegetarischer und die mit einer traditionell asiatischen Ernährung – ernährten sich gesund, indem sie bspw. auf Erfrischungsgetränke verzichteten. Trotz der Ähnlichkeiten beider Ernährungsweisen unter den viertausend Probanden und unter Berücksichtigung von Faktoren wie Gewicht, Familiengeschichte, sportlicher Betätigung und Rauchen fanden die Wissenschaftler heraus, dass die Männer, die sich vegetarisch ernährten, nur ein halb so hohes Diabetesrisiko wie die Männer hatten, die nur gelegentlich Fleisch aßen. Die vegetarischen Frauen hatten ein sogar 75 Prozent geringeres Diabetesrisiko. All diejenigen, die gänzlich auf Fleisch verzichteten, schienen im Vergleich zu denjenigen, die sich pflanzenbasiert ernährten, aber ab und zu eine Portion Fleisch oder Fisch aßen, ein deutlich geringeres Prädiabetes- und Diabetesrisiko zu haben. Die Wissenschaftler konnten die Diabetesraten der über eintausend Vegetarier in der Untersuchung aber nicht mit denen der neunundsechzig Veganer in der Gruppe vergleichen, weil die Diabetesprävalenz unter denen, die sich rein pflanzlich ernährten, gleich null war.66
Der dramatische Anstieg von Fettleibigkeit wird voll und ganz übermäßigem Essen und Bewegungsmangel zugeschrieben. Doch stimmt vielleicht irgendetwas anderes mit unserem Essen nicht, wodurch wir moppelig werden? Wissenschaftler haben damit begonnen, „adipogene“ chemische Schadstoffe zu identifizieren, die in der Umwelt freigesetzt werden, unseren Stoffwechsel stören und uns potenziell fettleibig machen. Kontaminierte Lebensmittel sind die Hauptquelle solcher Chemikalien, und 95 Prozent dieser Exposition entstehen vermutlich durch den Konsum von tierischen Fetten.67 Warum ist das ein Problem? Eine US-weite Untersuchung fand heraus, dass diejenigen Personen mit den höchsten Schadstoffwerten im Blut ein erstaunliches achtunddreißigmal höheres Diabetesrisiko hatten.68 Wissenschaftler der Harvard University konnten einen bestimmten Schadstoff namens Hexachlorbenzol identifizieren, der ein potenzieller Diabetesrisikofaktor ist.69
Wo wurde dieser Giftstoff gefunden? Offenbar im Supermarkt. Bei einer stichprobenartigen Untersuchung von verschiedenen Supermarktlebensmitteln wurde festgestellt, dass Konservensardinen am schwersten mit Hexachlorbenzol belastet waren, auch wenn Lachs das Lebensmittel war, das von allen die höchste Gesamtschadstoffbelastung aufwies. In Lachsfilets wurden insgesamt zwei Dutzend Pestizide aufgefunden.70 Zuchtlachs scheint am schlimmsten zu sein, da dieser zehnmal so viele giftige PCB-Chemikalien enthält wie Wildlachs.71
Industriegifte wie Hexachlorbenzol und PCB (polychlorierte Biphenyle) wurden bereits vor Jahrzehnten verboten. Wie können sie dann für die steigenden Diabetesraten verantwortlich sein? Die Antwort auf dieses Paradox ist sehr wahrscheinlich bei unserer Fettleibigkeitsepidemie zu suchen. Der Zusammenhang zwischen diesen giftigen Schadstoffen und Diabetes trat bei fettleibigen Probanden viel stärker zutage als bei schlanken. Es besteht also die erhöhte Gefahr, dass Ihre eigenen Fettdepots diese gefährlichen Schadstoffe speichern.72 Übergewichtige Personen tragen somit vermutlich eine persönliche kleine Giftmülldeponie auf ihren Hüften durch die Gegend. Ohne einen signifikanten Gewichtsverlust könnte es bei Personen, deren Körper Giftstoffe aus Lachs gespeichert hat, zwischen fünfzig bis fünfundsiebzig Jahre dauern, um diese wieder loszuwerden.73
Nehmen die Menschen, die komplett auf Fleisch verzichten, überhaupt genügend Nährstoffe auf? Um das herauszufinden, pickten sich Wissenschaftler einen Tag im Leben von dreizehntausend US-Amerikanern aus den gesamten USA heraus. Sie verglichen die Nährstoffaufnahme von denen, die Fleisch aßen, mit denen, die ganz darauf verzichteten. Bei dieser Untersuchung fanden sie heraus, dass diejenigen mit einer vegetarischen Ernährung Kalorie um Kalorie eine höhere Aufnahme fast aller Nährstoffe erreichten: mehr Ballaststoffe, mehr Vitamin A, mehr Vitamin C, mehr Vitamin E, mehr von den B-Vitaminen Thiamin, Riboflavin und Folat sowie mehr Kalzium, Magnesium, Eisen und Kalium. Darüber hinaus sind viele der Nährstoffe, die so zahlreich in einer pflanzenbasierten Ernährung vorkommen, genau die, von denen die meisten US-Amerikaner in der Regel nicht genug aufnehmen, nämlich die Vitamine A, C und E, ganz zu schweigen von Ballaststoffen, Kalzium, Magnesium und Kalium. Gleichzeitig nahmen die Menschen, die auf Fleisch verzichteten, dadurch weniger Schadstoffe wie Natrium, gesättigte Fette und Cholesterin auf.74
In Bezug auf die Gewichtskontrolle nahmen diejenigen mit einer fleischfreien Ernährung im Durchschnitt 364 weniger Kalorien pro Tag zu sich.75 Das entspricht der täglichen Kalorienmenge, auf die die meisten Menschen bei einer Diät verzichten wollen. Eine fleischfreie Ernährung könnte also als Essen-so viel-Sie-wollen-Variante einer kalorienreduzierten Diät angesehen werden, bei der Sie weder Kalorien zählen noch die Portionsgrößen verkleinern müssten.
Wer sich pflanzenbasiert ernährt, hat vermutlich sogar einen um 11 Prozent höheren Ruheumsatz.76 Das bedeutet, dass Vegetarier sogar dann Kalorien verbrennen, wenn sie schlafen. Warum? Das könnte damit zusammenhängen, dass Vegetarier eine höhere Genexpression des fettverbrennenden Enzyms Carnitin-Palmitoyltransferase haben, das buchstäblich Fett in die mitochondrischen Verbrennungsöfen ihrer Zellen schaufelt.77 Wenn es um Fleisch geht, scheint Kalorie also nicht gleich Kalorie zu sein. Eine gewaltige Untersuchung mit einem gewaltigen Namen, die European Prospective Investigation into Cancer-Physical Activity, Nutrition, Alcohol, Cessation of Smoking, Eating Out of Home, and Obesity, kurz auch als EPIC-PANACEA bekannt, bestand aus Hunderttausenden Männern und Frauen, die über mehrere Jahre hinweg begleitet wurden. Dies ist die größte Untersuchung, die je zu Fleischverzehr und Körpergewicht durchgeführt wurde. Dabei wurde herausgefunden, dass der Verzehr von Fleisch sogar nach der Bereinigung um Kalorien mit einer deutlichen Gewichtszunahme in Zusammenhang steht. Das heißt, dass bspw. von zwei Personen mit derselben Kalorienaufnahme diejenige, die mehr Fleisch isst, durchschnittlich deutlich mehr zunehmen würde.78
Wie bereits besprochen haben Menschen mit Typ-2-Diabetes ein erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten, einen frühzeitigen Tod zu erleiden, Erblindung, Nierenversagen, Amputationen, Knochenbrüche sowie Depressionen und Demenz. Je höher der Blutzuckerspiegel dieser Menschen ist, umso wahrscheinlicher sind Herzinfarkte und Schlaganfälle, umso kürzer ist ihre Lebenserwartung, und umso höher ist das Risiko weiterer Komplikationen. Um zu untersuchen, ob diese Folgen sich vermeiden lassen, wurde eine Studie mit zehntausend Diabetikern durchgeführt, die in zwei randomisierte Gruppen aufgeteilt wurden: die Standardtherapie-Gruppe, bei der das Ziel nur darin bestand, den Blutzuckerspiegel zu senken, und eine Gruppe, bei der der Blutzuckerspiegel intensiv gesenkt wurde und die Probanden gleichzeitig bis zu fünf verschiedene Arten von oral verabreichten Medikamenten bekamen, mit oder ohne Insulininjektionen. Das Ziel bestand nicht nur darin, wie bei der Standardtherapie den Blutzuckerspiegel zu senken, sondern ihn langfristig in einen normalen Bereich zu bringen.79 Da es sich bei Typ-2-Diabetes um eine Insulinresistenz handelt, ist ein hoher Blutzuckerwert nur ein Symptom der Krankheit, nicht aber die Krankheit selbst. Auch durch das künstliche Senken des Blutzuckers mit sprichwörtlich allen Mitteln wird daher nicht die Ursache behandelt – genau wie blutdrucksenkende Medikamente ebenfalls nicht die Ursache des Problems beseitigen. Durch das Verringern einer der Auswirkungen der Krankheit aber erhofften sich die Wissenschaftler, einige ihrer verheerenden Folgekomplikationen verhindern zu können.
Die Ergebnisse dieser Studie, die im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurden, lösten in der medizinischen Fachwelt eine Schockwelle aus. Die intensive blutzuckersenkende Therapie erhöhte die Sterblichkeit der Probanden sogar und führte dazu, dass die Wissenschaftler die Studie aus Sicherheitsgründen frühzeitig abbrechen mussten.80 Die Kombination der Medikamente schien gefährlicher zu sein als die hohen Blutzuckerwerte, die damit unter Kontrolle gebracht werden sollten.81 Die Behandlung mit Insulin kann zudem das Altern beschleunigen, den diabetischen Sehkraftverlust verschärfen und Krebs, Fettleibigkeit und Atherosklerose fördern.82 Insulin kann Entzündungen in den Arterien auslösen, was die erhöhte Todesrate unter den Probanden der intensiv behandelten Gruppe erklären könnte.83 Anstatt einer Insulinresistenz also mit brachialer Gewalt beikommen zu wollen und immer mehr Insulin in den Körper zu pumpen, ist es nicht einfach besser, die Krankheit zu behandeln, indem die ungesunde Ernährungsweise gestoppt wird, die sie erst verursacht hat? Diese Brachialmethode lässt mich an die Menschen denken, die sich wegen verstopfter Arterien einer Bypass-Operation unterziehen. Wenn sie sich trotzdem weiter ungesund ernähren, wird irgendwann auch der Bypass verstopft sein. Es ist immer besser, die Ursachen und nicht nur die Symptome zu behandeln.
Wie sieht es mit Operationen bei Diabetes aus? Eine Magen-Bypass-Operation, die den Magen tatsächlich um 90 Prozent oder mehr verkleinert, ist eine der erfolgreichsten Behandlungsmethoden bei Typ-2-Diabetes, mit bestätigten Langzeit-Remissionsraten von bis zu 83 Prozent. Diese Ergebnisse haben zu der Annahme geführt, dass Magen-Bypass-Operationen Diabetes lindern, indem sie in irgendeiner Weise die Verdauungshormone beeinflussen. Diese Interpretation ignoriert allerdings die Tatsache, dass die Patienten bis zu zwei Wochen nach der Operation eine strengstens eingeschränkte Diät befolgen, um sich von der Operation zu erholen. Eine extreme Kalorienbegrenzung kann dazu führen, dass sich Diabetes zurückentwickelt. Ist der Erfolg der Operation nun der Operation selbst oder der darauffolgenden Diät zuzuschreiben?
Und wieder erstellten Wissenschaftler ein neues Untersuchungsdesign, um diese Frage zu beantworten.84 Sie verglichen Diabetiker, die dieselbe postoperative Diät befolgten, vor und nach dem Eingriff. Überraschenderweise fanden sie heraus, dass die Diät allein wesentlich besser wirkte als die Operation, und zwar sogar bei derselben Patientengruppe. Die Blutzuckerkontrolle bei den Patienten ohne Eingriff war besser. Das bedeutet, dass die Vorteile eines großen chirurgischen Eingriffs auch dann erzielt werden können, wenn Sie sich gar nicht erst unters Messer legen und Ihre inneren Organe neu arrangiert bekommen.85
Unterm Strich heißt das, dass sich die Blutzuckerwerte innerhalb von einer Woche bei einer Aufnahme von nur sechshundert Kalorien am Tag normalisieren können, da dadurch Fett aus den Muskeln, der Leber und der Bauchspeicheldrüse gezogen wird und diese dadurch wieder normal funktionieren können.86
Diese Heilung von Diabetes kann entweder freiwillig durch Einschränkungen87 oder unfreiwillig geschehen, indem der Großteil des Magens entfernt wird, was einer erzwungenen Begrenzung der Essenszufuhr gleichkommt. Eine Operation mag einfacher sein als zu hungern, birgt aber auch hohe Risiken, die sowohl während als auch nach dem Eingriff auftreten können. Dazu zählen innere Blutungen, die Entstehung von Lecks, Infektionen, Erosionen, Hernienbildung und eine ernst zu nehmende Mangelernährung.88
Operation oder Hungern? Es muss einen besseren Weg geben, und den gibt es tatsächlich. Statt die Quantität Ihres Essens einzuschränken, ist es möglich, Diabetes durch die Verbesserung der Qualität Ihres Essens rückgängig zu machen.
Führt der Verzehr fettleibiger Tiere zu Fettleibigkeit?
Die EPIC-PANACEA-Studie, die herausfand, dass Fleischkonsum sogar unabhängig von der Kalorienaufnahme mit einer Gewichtszunahme in Zusammenhang steht, identifizierte Geflügelfleisch als das potenziell am stärksten fett machende Fleisch,89 ein Ergebnis, das von einer weiteren Untersuchung bestätigt wird. Männer und Frauen, die täglich etwa nur knapp 30 Gramm Hühnerfleisch essen (etwa 2 Chicken Nuggets), hatten in einer vierzehnjährigen Nachbeobachtungszeit eine deutlich höhere BMI-Steigerung als solche Personen, die gar kein Hühnerfleisch verzehrten.90 Wahrscheinlich sollte uns diese Nachricht nicht überraschen, wenn wir daran denken, wie fett Hühner dank genetischer Manipulation heutzutage werden können.
Gemäß dem US-Landwirtschaftsministerium enthielt eine Portion Hühnerfleisch vor etwa einhundert Jahren vermutlich nur sechzehn Fettkalorien. Heutzutage kann diese Portion über zweihundert Fettkalorien enthalten. Der Fettanteil in Geflügel hat sich innerhalb eines Jahrhunderts von weniger als zwei Gramm pro Portion damals auf sagenhafte dreiundzwanzig Gramm pro Portion heute erhöht. Das ist zehnmal so viel Fett. Hühnerfleisch enthält mittlerweile zwei- bis dreimal so viele Kalorien aus Fett wie aus Eiweiß. Das wiederum lässt bei Wissenschaftlern folgende Frage aufkommen: „Führt der Verzehr fettleibiger Tiere zu Fettleibigkeit beim Konsumenten?“91 Mittlerweile verweist sogar die Rinderindustrie stolz darauf, dass sogar Hühnchen ohne Haut mehr Fett und vor allem mehr arterienverstopfende gesättigte Fette enthalten als ein Dutzend verschiedene Rindersteakschnitte.92
Wir wissen seit der Belagerung von Paris 1870, dass sich Typ-2-Diabetes durch eine extreme Reduzierung der Nahrungsaufnahme umkehren lässt. Pariser Ärzte dokumentierten, wie Glukose aus dem Urin ihrer Patienten verschwand, nachdem diese wochenlang hungerten.93 Diabetesspezialisten wissen seit Langem, dass Patienten mit einem eisernen Willen, die in der Lage sind, bis zu einem Fünftel ihres Körpergewichts zu verlieren, ihre Diabetes rückgängig machen und ihre Stoffwechselfunktion wieder normalisieren können.94
Was aber würde passieren, wenn Diabetiker, anstatt zu hungern, indem sie kaum noch etwas essen, besser essen würden, wie bspw. bei einer zu 90 oder mehr Prozent pflanzlichen Ernährung, die aus grünem Gemüse so viel Sie wollen, vielen anderen Gemüse- und Bohnensorten sowie Vollkorngetreide, Obst, Nüssen und Samen besteht? Bei einer Pilotstudie wurden dreizehn diabetische Männer und Frauen dazu angehalten, jeden Tag mindestens einen großen Salat sowie eine Gemüse-Bohnen-Suppe, eine Handvoll Nüsse und Samen, Obst zu jeder Mahlzeit, ein Pfund gedämpftes grünes Blattgemüse sowie etwas Vollkorngetreide zu essen, um ihren Konsum von tierischen Produkten einzuschränken, und raffinierte Getreideprodukte, Junk Food und Öle von ihrem Speiseplan zu streichen. Danach maßen die Wissenschaftler deren Hämoglobin A1c-Wert, was als die beste Methode betrachtet wird, festzustellen, wie schlecht der Blutzucker über einen längeren Zeitraum hinweg kontrolliert wurde.
Zu Beginn der Studie lag der A1c-Wert der Diabetiker im Schnitt bei 8,2. Ein A1c-Wert unter 5,7 wird als normal angesehen, ein Wert zwischen 5,7 und 6,4 als prädiabetisch und alles über 6,5 als diabetisch. Das Ziel der American Diabetes Association besteht jedoch lediglich darin, bei den meisten Diabetikern einen Wert unter 7,0 zu erreichen.95 (Rufen Sie sich jetzt in Erinnerung, dass bei den intensiven blutzuckerreduzierenden Versuchen Medikamente eingesetzt wurden, die den A1c- Wert unter 6,0 drücken sollten, dabei stattdessen aber leider viele Diabetiker unter die Erde gebracht wurden.)
Nach etwa sieben Monaten mit dieser Ernährungsweise, die auf vollwertiger pflanzlicher Kost beruhte, sanken die A1c-Werte der Probanden auf ein nichtdiabetisches Tief von 5,8 – und zwar nachdem diese in der Lage waren, auf die meisten ihrer Medikamente zu verzichten.96 Wir wissen, dass sich Diabetes mit einer extrem kalorienreduzierten Diät umkehren lässt.97 Jetzt wissen wir auch, dass sie sich ebenso mit einer extrem gesunden Ernährungsweise umkehren lässt. Liegt es vielleicht daran, dass auch diese sehr kalorienarm ist? Die Probanden, die sich mit der gemüsereichen, pflanzenbasierten Methode ernährten, nahmen fast genauso viel ab wie diejenigen, die hungerten und Flüssigersatzmahlzeiten einnahmen.98 Doch auch wenn diese Art von Diabetesumkehrung nur einer Kalorienreduzierung zu verdanken wäre, was wäre wohl gesünder? Mit Diät-Shakes zu leben, die hauptsächlich aus Zucker, Milchpulver, Maissirup und Öl bestehen, oder sich pflanzenbasiert zu ernähren und richtiges Essen zu genießen, und zwar viel davon?
Erstaunlicherweise konnten sogar die Probanden, die mit der pflanzenbasierten Ernährung vorläufig kein Gewicht verloren oder sogar zunahmen, trotzdem ihre Diabetes mildern. Die Vorteile einer pflanzenbasierten Ernährungsweise gehen also weit über einen bloßen Gewichtsverlust hinaus.99 Diese Pilotstudie wurde allerdings nur mit einer Handvoll Probanden durchgeführt, schloss keine Kontrollgruppe und nur diejenigen ein, die sich auch an den Ernährungsplan halten konnten. Um zu beweisen, dass pflanzenbasierte Ernährungsweisen tatsächlich unabhängig von einem Gewichtsverlust Diabetes mildern können, müssten Wissenschaftler eine Untersuchung konzipieren, bei der Menschen sich nicht nur gesund ernähren, sondern gleichzeitig gezwungen sind, so viel zu essen, dass sie dabei nicht abnehmen.
Genau so eine Untersuchung wurde vor über fünfunddreißig Jahren veröffentlicht. Typ-2-Diabetiker wurden auf eine pflanzenbasierte Ernährungsweise umgestellt und jeden Tag gewogen. Wenn sie begannen abzunehmen, mussten sie mehr essen – und zwar so viel, dass es einigen der Probanden tatsächlich schwerfiel, alles davon herunterzubekommen! Das Ergebnis: Sogar ohne Gewichtsverlust konnten die Probanden mit der pflanzenbasierten Ernährungsweise ihren Insulinbedarf um etwa 60 Prozent senken, d. h. die Insulinmenge, die sich diese Diabetiker injizieren mussten, reduzierte sich um mehr als die Hälfte. Darüber hinaus gelang es der Hälfte von ihnen, das Insulin ganz abzusetzen, ohne dass sich ihr Körpergewicht veränderte – nur indem sie sich gesünder ernährten.100
Dies ereignete sich nicht erst im Laufe mehrerer Monate oder Jahre. Dies trat nach bereits durchschnittlich nur sechzehn Tagen mit einer pflanzenbasierten Ernährung ein. Einige der Probanden waren zuvor schon seit Jahrzehnten Diabetiker und injizierten sich täglich bis zu zwanzig Einheiten Insulin. Doch bereits nach zwei Wochen mit der pflanzenbasierten Ernährung konnten sie gänzlich auf die Insulininjektionen verzichten. Ein Patient injizierte sich zu Beginn der Untersuchung zweiunddreißig Einheiten Insulin pro Tag. Nach achtzehn Tagen sank sein Blutzuckerwert derartig, dass er sich kein Insulin mehr spritzen musste. Sogar mit einem in etwa gleich gebliebenen Körpergewicht hatte er dank der pflanzenbasierten Ernährung ohne die Injektion von Insulin niedrigere Blutzuckerwerte als zu Beginn der Untersuchung bei einer konventionellen Ernährung, als er sich noch jeden Tag zweiunddreißig Einheiten Insulin spritzen musste.101 So stark ist die Macht der Pflanzen.
Bis zu 50 Prozent aller Diabetiker entwickeln zu irgendeinem Zeitpunkt eine Neuropathie, d. h. eine Nervenschädigung.102 Eine Neuropathie kann sehr schmerzhaft sein, und der dadurch verursachte Schmerz ist oftmals resistent gegenüber konventionellen Schmerztherapien. Es gibt keine Behandlungsmethode, die bei dieser Erkrankung als wirksam angesehen wird.103 Wir Ärzte können uns nur mit Steroiden, Opiaten und Antidepressiva behelfen, um das Leiden unserer Patienten zu mildern. Dann aber wurden die Ergebnisse einer bemerkenswerten Untersuchung mit dem Titel „Regression of Diabetic Neuropathy with Total Vegetarian (Vegan) Diet“ („Rückbildung diabetischer Neuropathie mit einer vollständig vegetarischen (veganen) Diät“) veröffentlicht. Einundzwanzig Diabetiker, die bis zu zehn Jahre lang unter schmerzhafter Neuropathie litten, wurden auf eine vollwertige, pflanzenbasierte Ernährung umgestellt. Nach Jahren des Leidens berichteten siebzehn der einundzwanzig Patienten, dass sie sich komplett schmerzfrei fühlten – und das innerhalb von Tagen. Ihre Taubheitsgefühle ließen ebenfalls spürbar nach. Auch die Nebenwirkungen waren durchgehend positiv: Die Diabetiker nahmen durchschnittlich fünf Kilogramm ab, ihre Blutzuckerwerte sanken, ihr Insulinbedarf halbierte sich, und bei fünf der Patienten konnte nicht nur die schmerzhafte Neuropathie, sondern auch deren Diabetes kuriert werden. Nachdem diese Patienten bis zu zwanzig Jahre lang Diabetiker waren, konnten alle von ihnen innerhalb nicht mal eines Monats sämtliche Blutzuckermedikamente absetzen.104
Darüber hinaus verbesserten sich auch ihre Triglycerid- und Cholesterinwerte im Durchschnitt. Bei so vielen sank zudem der Blutdruck in solchem Maße, dass sie auch von ihrem chronischen Bluthochdruck geheilt zu sein schienen. Nach drei Wochen sank bei den Patienten der Bedarf an blutdrucksenkenden Medikamenten um 80 Prozent.105 (Deswegen ist es äußerst wichtig, dass Sie mit Ihrem Arzt Rücksprache halten, wenn Sie Ihre Ernährung drastisch verbessern, da andernfalls Ihr Blutzuckerwert oder Blutdruck zu stark absinken können, wenn Ihre Medikation nicht entsprechend angepasst wird.)
Wir wissen schon lange, dass eine pflanzenbasierte Ernährung Diabetes106 und Bluthochdruck107 heilen kann, aber dass sich auch der durch eine Nervenschädigung entstehende Schmerz durch die richtige Ernährung kurieren lässt, war neu.
Diese Untersuchung beinhaltete ein stationäres Programm, bei dem die Patienten ihre Mahlzeiten serviert bekamen. Was passierte danach, als sie wieder zu Hause waren? Die siebzehn Probanden wurden über mehrere Jahre hinweg begleitet. In allen Fällen außer einem blieben sie schmerzfrei oder verbesserten ihren Zustand noch weiter. Wie konnten die Wissenschaftler erreichen, dass diese Ernährungsweise auch in einem unkontrollierten Umfeld zu solch einem hohen Grad weiter eingehalten wurde? „Schmerzen und ein schlechter Gesundheitszustand“, schrieb einer der Wissenschaftler, „sind starke Motivationsfaktoren.“108 Man könnte auch sagen: Weil pflanzenbasierte Ernährungsweisen funktionieren.
Stellen Sie es sich einfach vor: Die Patienten beginnen das Experiment anfangs mit einer der schmerzhaftesten, frustrierendsten und am schwersten zu behandelnden aller Krankheiten in der Medizin. In ein paar Tagen sind drei Viertel von ihnen durch die Befolgung einer natürlichen, ungiftigen Behandlung, nämlich einer Ernährung mit vollwertigen pflanzlichen Lebensmitteln, von ihrem Leiden befreit. Diese Nachricht hätte es eigentlich in sämtliche Schlagzeilen schaffen sollen.
Wie können sich durch Nervenschädigungen verursachte Schmerzen so schnell heilen lassen? Mit einer verbesserten Blutzuckerkontrolle schien es nicht zusammenzuhängen. Es brauchte ungefähr zehn Tage, bis die Diabetes dank der umgestellten Ernährung unter Kontrolle war, die Schmerzen aber verschwanden bereits nach vier Tagen.109
Die interessanteste Mutmaßung war, dass Transfette, die natürlicherweise in Fleisch und Milchprodukten vorkommen, entzündliche Reaktionen in den Körpern der Patienten auslösen könnten. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass ein beträchtlicher Teil des Fetts unter der Haut bei denjenigen, die Fleisch oder aber nur täglich Milchprodukte und Eier verzehrten, aus Transfetten bestand, wohingegen bei denjenigen, die sich rein pflanzlich ernährten, keine Transfette im Gewebe nachgewiesen werden konnten.110
Die Wissenschaftler entnahmen mit Nadeln Proben aus dem Gesäß der Probanden, die sich unterschiedlich ernährten, und stellten fest, dass diejenigen, die sich neun Monate oder länger vollwertig und pflanzenbasiert ernährten, scheinbar alle Transfette aus ihrem Körper (oder wenigstens ihrem Gesäß) entfernen konnten.111 Die Neuropathie-Patienten brauchten aber keine neun Monate, bis sich ihr Zustand verbesserte. Es ging ihnen bereits in etwa neun Tagen besser. Es ist wahrscheinlicher, dass diese wunderbare Heilung durch eine verbesserte Durchblutung zustande kam.112
Nerven enthalten winzige kleine Blutgefäße, die verstopfen können und dadurch die Sauerstoffzufuhr zu den Nerven verhindern. So haben Biopsien an Beinnerven von Diabetikern mit stark fortgeschrittener Neuropathie gezeigt, dass der Nervus suralis im Inneren des Beins von einer Arterienkrankheit betroffen war.113 Nach nur einigen Tagen mit gesünderen Mahlzeiten aber kann sich die Durchblutung so stark verbessern, dass die Neuropathie vollständig verschwindet.114 Nach durchschnittlich zwei Jahren mit einer pflanzenbasierten Ernährung, die hauptsächlich aus Reis und Obst besteht, kann sogar der durch die Diabetes entstandene Verlust der Sehkraft bei mehr als 30 Prozent aller Patienten umgekehrt werden.115
Warum habe ich darüber nichts während meines Medizinstudiums gelernt? Weil sich mit dem Verschreiben von Pflanzen nicht so viel Geld wie mit dem Verschreiben von Pillen verdienen lässt. Die Untersuchungsergebnisse zur Umkehrung neuropathiebedingter Schmerzen wurden bereits vor über zwanzig Jahren veröffentlicht, und die zur Umkehrung von Sehkraftverlust schon vor über fünfzig Jahren. Ein Kommentator drückte es so aus: „Die Vernachlässigung dieser wichtigen Erkenntnisse seitens des Großteils der Ärzteschaft grenzt an Skrupellosigkeit.“116
WHtR oder BMI?
Der Body Mass Index (BMI) ist ein besserer Prädiktor für die Entstehung von Krankheiten als nur das Körpergewicht, da der BMI auch die Körperhöhe einbezieht. Der BMI wird aber bereits seit Langem dafür kritisiert, dass er weder die Verteilung noch die Art des Körpergewichts berücksichtigt. Bodybuilder haben bspw. einen extrem geringen Körperfettanteil, können aber aufgrund ihrer Muskelmasse einen BMI-Wert haben, der durch die Decke schießt, da Muskeln wesentlich schwerer als Fett sind.
Heutzutage gilt es als allgemein anerkannt, dass Gesundheitsrisiken gleichermaßen durch die relative Verteilung von Körperfett wie auch durch die gesamte Körperfettmenge bestimmt werden können.117 Welche Art von Körperfett ist am schlimmsten? Bauchfett – die Art, die sich um die inneren Organe herum breitmacht. Ein dicker Bauch kann daher ein starker Prädiktor für einen frühzeitigen Tod sein.118
Abbildung 3
Beide Männer in der Abbildung haben denselben BMI, die Gewichtsverteilung aber ist extrem unterschiedlich. Menschen mit einer sogenannten Apfelfigur, bei denen sich das Bauchfett in der Körpermitte konzentriert, haben vermutlich die geringste Lebenserwartung.119
Erfreulicherweise gibt es ein noch besseres Instrument als den BMI, um die gesundheitlichen Risiken von Körperfett einzuschätzen. Dieses nennt sich Waist-to-Height Ratio (Taille-Körperhöhe-Verhältnis) oder kurz WHtR.120 Greifen Sie statt zur Waage zu einem einfachen alten Maßband. Stellen Sie sich gerade hin, atmen Sie tief ein, atmen Sie aus und lassen Sie alles locker. Der Umfang Ihres Bauches (in der Mitte zwischen dem oberen Ende Ihrer Hüftknochen und dem unteren Ende Ihres Brustkorbs) sollte die Hälfte Ihrer Körperhöhe betragen, im Idealfall sogar weniger. Wenn Ihr Bauchumfang größer als die Hälfte Ihrer Körperhöhe ist, ist es höchste Zeit, gesünder zu essen und mehr Sport zu treiben, egal wie hoch Ihr Gewicht gerade ist.121
Typ-2-Diabetes nimmt in den USA bereits epidemieartige Ausmaße an. Die CDC schätzen, dass 37 Prozent aller US-amerikanischen Erwachsenen und 51 Prozent aller über Fünfundsechzigjährigen Prädiabetes haben. Das sind sechsundachtzig Millionen US-Amerikaner122 – mehr als die gesamte deutsche Bevölkerung – von denen die meisten eine ausgeprägte Form von Diabetes entwickeln werden.123 Typ-2-Diabetes lässt sich aber mit einer Ernährung, die gesund genug ist, verhindern, aufhalten und sogar umkehren. Leider informieren Ärzte ihre Patienten aber nicht darüber, wie sie Diabetes vorbeugen können. Nur einer von drei Patienten mit Prädiabetes gibt an, von seinem Arzt dazu angehalten geworden zu sein, sich mehr zu bewegen oder die eigene Ernährung zu verbessern.124 Mögliche Gründe dafür, dass die Patienten nicht beraten werden, sind die fehlende Vergütung für die dafür aufgebrachte Zeit, mangelnde Ressourcen, Zeitmangel und unzureichendes Wissen.125 Wir bilden Ärzte einfach nicht dazu aus, die Menschen, denen sie helfen wollen, so zu schulen, dass sie sich selbst helfen können.
Das gegenwärtige medizinische Ausbildungssystem muss sich noch an die seit Längerem stattfindende Entwicklung anpassen, die aus akuten Krankheiten chronische Zustände werden lässt. Bei der Medizin geht es längst nicht mehr nur darum, gebrochene Knochen zu richten oder Halsentzündungen zu kurieren. Chronische Krankheiten wie Diabetes sind heutzutage die Hauptursachen für Todesfälle und Behinderungen in den USA und fressen drei Viertel des Gesundheitsbudgets auf. Die medizinische Ausbildung muss das sich verändernde Wesen von Krankheitsbildern anerkennen und adäquat darauf reagieren. Das wiederum erfordert, dass die Prävention und eine veränderte Lebensweise in den medizinischen Fokus gerückt werden.126 Wie rückständig ist die Ärzteschaft? Ein Bericht des Institute of Medicine über die medizinische Ausbildung in den USA kam zu dem Schluss, dass sich der grundsätzliche Ansatz der medizinischen Ausbildung seit 1910 nicht mehr viel geändert hat.127
Vor nicht allzu langer Zeit bekam ich eine E-Mail, die ganz gut zusammenfasst, auf welchem Stand wir sind. Tonah, ein fünfundsechzigjähriger US-amerikanischer Ureinwohner, injizierte sich seit siebenundzwanzig Jahren wegen seiner Typ-2-Diabetes Insulin. Sein Arzt hatte ihm gesagt, dass amerikanische Ureinwohner eine „genetische Veranlagung“ für Diabetes hätten. Er musste also damit leben, wie auch mit den qualvollen Nervenschmerzen, seinen drei Herz-Stents und den Erektionsstörungen. Nachdem er mein Video mit dem Titel „Die häufigsten Todesursachen beseitigen“ auf der Webseite NutritionFacts.org gesehen hatte, überzeugte ihn seine Enkeltochter, eine pflanzenbasierte Ernährung auszuprobieren.
Das war nicht leicht, da der nächstliegende Laden, der frische Lebensmittel verkaufte, fünfzig Meilen weit entfernt lag. Dennoch schaffte es Tonah, sein Leben innerhalb von zwei Wochen von Grund auf zu verändern. Seine Nervenschmerzen nahmen enorm ab – bis zu dem Punkt, dass sie ihn nachts nicht länger wach hielten. Er nahm innerhalb weniger Monate fast fünfzehn Kilo ab und brauchte kein Insulin mehr. Sein eigener Arzt konnte nicht glauben, dass dies möglich sei, und ordnete ein CT an, um ihn auf Tumore untersuchen zu lassen. Es wurde nichts gefunden. Heute fühlt sich Tonah besser als etliche Jahre zuvor.
„Ich bin dankbar dafür, dass ich für meine Enkeltochter kein alter kranker Mann mehr bin“, schloss Tonah seinen Bericht. „Ich fühle mich wieder jung, Doc.“